Kornkreis: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Die erste Nennung von Kornkreisen ist aus dem 16. Jahrhundert bekannt und stammt von Schriftstücken aus Frankreich. Einer Gruppe Männer und Frauen wurde vorgeworfen, am 24. Juli 1590 bockshufige Wesen durch einen Kreistanz beschworen zu haben. Der Kornkreis wurde vom Richter mit Zeugen besichtigt. Robert Plot beschreibt im Jahr 1686 im ''"The Natural History of Stafford-Shire"'' seltsame Kreise im Gras welche durch | + | Die erste Nennung von Kornkreisen ist aus dem 16. Jahrhundert bekannt und stammt von Schriftstücken aus Frankreich. Einer Gruppe Männer und Frauen wurde vorgeworfen, am 24. Juli 1590 bockshufige Wesen durch einen Kreistanz beschworen zu haben. Der Kornkreis wurde vom Richter mit Zeugen besichtigt. Robert Plot beschreibt im Jahr 1686 im ''"The Natural History of Stafford-Shire"'' seltsame Kreise im Gras welche durch herabstürzende Luftwirbel verursacht worden sein könnten. Die bekanntere britische Flugschrift von 1678 mit dem Titel ''"The Mowing Devil"'' betrachtet die Kreise als das Werk eines mähenden Teufels.<ref>The Mowing Devil In: WB Gerish, Hertfordshire Folk Lore '1913/1970, S. 5.</ref> |
Kornkreise wurden von Bauern in Südengland bis ins 20. Jahrhundert als "Devils Twist" bezeichnet, deutschstämmige Amische nennen sie auch heute noch "Hexendanz" und "Deiwelskreis". In vielen Sagen und Märchen wird auch von Feen- und Elfenringen<ref>Kapitel 9 in Jacob und Wilhelm Grimm "irische Elfenmärchen" Leipzig 1826</ref> erzählt, die von tanzenden Märchengestalten herrühren sollen. | Kornkreise wurden von Bauern in Südengland bis ins 20. Jahrhundert als "Devils Twist" bezeichnet, deutschstämmige Amische nennen sie auch heute noch "Hexendanz" und "Deiwelskreis". In vielen Sagen und Märchen wird auch von Feen- und Elfenringen<ref>Kapitel 9 in Jacob und Wilhelm Grimm "irische Elfenmärchen" Leipzig 1826</ref> erzählt, die von tanzenden Märchengestalten herrühren sollen. |
Version vom 1. Mai 2012, 14:31 Uhr
Kornkreise (crop circles) sind Muster in Getreidefeldern, bei denen die Kornhalme in einer regelmäßigen Weise umgeknickt, gebogen oder abgemäht wurden und die aus der Vogelperspektive geometrische Formen erkennen lassen.
Kornkreise spielen bei verschiedenen Spekulationen von Esoterikern eine Rolle sowie bei UFO-Gläubigen, die die Muster beleglos außerirdischen Wesen zuordnen. Kornkreise haben aber häufig einen rein kommerziellen oder künstlerischen Hintergrund (land art).
Kornkreise werden zwar aus verschiedenen Ländern berichtet, dennoch häufen sich Meldungen aus bestimmten Regionen wie Südengland oder bestimmten Gebieten in Deutschland. Im Allgemeinen sind Kornkreise am häufigsten dort anzutreffen, wo auch das Interesse an diesen am höchsten ist. Es gibt also keine gleichmäßige Verteilung der Beobachtungen über die Erdoberfläche. In vielen Fällen wurde nach Aufdeckung der Kornkreiskunst bekannt, dass Standorte der Kreise genau geplant wurden (Autobahnabfahrten, gut einsehbare Talsenken), um Schaulustige besser anlocken zu können. Seit etwa 1990 fällt eine zunehmende Komplexität der gezeigten Figuren und Muster auf.
Zur Zeit werden jährlich bis etwa 300 Kornkreise gemeldet. Bislang sollen über 6.000 unterschiedliche Kornkreise in über 50 Ländern rund um den Globus dokumentiert worden sein, mit abnehmender Tendenz.
Geschichtliches
Die erste Nennung von Kornkreisen ist aus dem 16. Jahrhundert bekannt und stammt von Schriftstücken aus Frankreich. Einer Gruppe Männer und Frauen wurde vorgeworfen, am 24. Juli 1590 bockshufige Wesen durch einen Kreistanz beschworen zu haben. Der Kornkreis wurde vom Richter mit Zeugen besichtigt. Robert Plot beschreibt im Jahr 1686 im "The Natural History of Stafford-Shire" seltsame Kreise im Gras welche durch herabstürzende Luftwirbel verursacht worden sein könnten. Die bekanntere britische Flugschrift von 1678 mit dem Titel "The Mowing Devil" betrachtet die Kreise als das Werk eines mähenden Teufels.[1]
Kornkreise wurden von Bauern in Südengland bis ins 20. Jahrhundert als "Devils Twist" bezeichnet, deutschstämmige Amische nennen sie auch heute noch "Hexendanz" und "Deiwelskreis". In vielen Sagen und Märchen wird auch von Feen- und Elfenringen[2] erzählt, die von tanzenden Märchengestalten herrühren sollen.
Ein Brief des Amateurforschers John Rand Capron an den Herausgeber des naturwissenschaftlichen Magazins Nature[3] beschreibt im Jahr 1880, wie mehrere Kreise aus geknickten Ähren in einem Feld der Grafschaft Surrey durch einen Sturm entstehen. In Deutschland sind Kornkreise spätestens seit dem 19. Jahrhundert bekannt.[4]
Das vermutlich erste Foto eines Kornkreises entstand 1932 und wurde 1937 von Cecil Curwen dem Artikel "Crop-Marks on Stoughton Down" der archäologischen Zeitung "Sussex Notes and Querries" beigefügt. Auf ihr ist nur ein Kreis am Bow Hill bei Chichester zu erkennen, der Autor berichtet aber von einer Formation aus 4 Kreisen, deren innerer Teil allein etwa 36 Meter gewesen sein soll.
Ab 1980, im Zuge des New-Age, nahmen Berichte über Kornkreise und auch das Interesse daran zu.
Ursprung
Kornkreise werden meist während der Nacht von so genannten circle makers ([1]) und/oder Künstlern kreiert. Ihre Macher outen sich meist nicht. Dennoch sind diverse Kornkreise bestimmten Personenkreisen zuzuordnen, beispielsweise einem Team, das für den Fernsehsender RTL tätig war. 1991 erklärten die englischen Künstler Doug Bower und Dave Chorley aus Southampton, dass sie 1976 in einer Kneipe in Winchester, Hampshire auf die Idee gekommen waren, zum Spaß Muster in Kornfelder zu machen. Sie verwendeten nur Bretter, Seile und eigens gebastelte Kappen mit Visieren aus Draht: Mit einem 1,2 Meter langen Brett an einem Seil erzeugten sie Kreise mit dem Brett als Radius. Die Herstellung eines Kreises mit dem zehnfachen Radius dauerte eine Viertelstunde. Bei einigen primitiv erscheinenden Verwüstungen in Getreidefeldern können auch Wettereinflüsse ursächlich angenommen werden. Auf Erheiterung stießen Vermutungen von Förstern über Kornkreis-Aktivitäten "liebestoller Rehe".[6]
Kornkreis-Kommerz
Die Vermarktung von Kornkreisen ist dem Esoterikmarkt zuzurechnen. Geld wird mit Eintrittsgeldern zu Kornkreisen verdient, sowie mit Rundflügen, Bildrechten und Veröffentlichungen in Büchern und Bildbänden. Hinzu kommen kostenpflichtige Seminare oder Vorträge. Mitunter wurden handelsübliche Halbedelsteine, metallische Gegenstände oder glänzende Steinkohlesplitter auf den Kornkreisen verteilt, um die Schaulustigen zum Suchen und längeren Verweilen anzuregen.
Cerealogie - Cereologie
Kornkreis-Begeisterte bezeichnen sich oft selbst als "Cereologen" oder "Kornkreiskundler" und nennen ihre Beschäftigung "Forschung". Typische selbsternannte Cereologen sind die Berliner Pseudowissenschaftler Fosar und Bludorf.
Pizza-Connection Kornkreis 2002
Überregional bekannt wurde ein Kornkreis in Schönwalde östlich von Berlin im Jahr 2002 durch eine RTL-Sendung von Stern-TV mit dem Moderator Günther Jauch.[7][8] Der Kornkreis war mit Zustimmung des Feldeigentümers von einem Circle Maker-Team unter Friedemann Ohms für RTL hergestellt worden. Als Vorlage diente eine angebissene Salamipizza.
Den "Cereologen" Fosar und Bludorf wurde die Existenz des Kornkreises zugetragen. Diese fuhren auch dorthin und erstellten erstaunliche pseudowissenschaftlichen Befunde zu dem Kornkreis.[9] So wollen Fosar und Bludorf dabei "nachgewiesen" haben, dass der entsprechende Kornkreis unmöglich von Menschenhand erschaffen sei und gingen von einer UFO-Landung aus. Auch wollten sie mit zwei Stoppuhren festgestellt haben, dass am Ort des von RTL erzeugten Kornkreises eine Gravitationsanomalie vorherrsche, die mit einer "Krümmung der Raumzeit" verbunden sei. Am Orte des Kornkreises sei die Erdbeschleunigung um 2% höher als in der Umgebung. Dies wollen sie mit einem Pendelgravimeter ermittelt haben. Pendelgravimeter sind allerdings viel zu ungenau für derartige Untersuchungen. Auf Grund der vermuteten "Gravitationsanomalie" von 2% ginge eine Uhr innerhalb des Kornkreises anders als außerhalb. Dazu wollen sie innerhalb eines nicht mitgeteilten Beobachtungszeitraumes eine Zeitdifferenz von einer halben Sekunde ermittelt haben. Die "geringe" Abweichung erklären sich die "Cereologen" damit, dass sie zu spät eingetroffen wären, und somit die vermuteten Effekte "veraltet" seien. Auch sei am Ort ein angeblich unerklärliches "SNI"-Funksignal zu messen (siehe Abbildung des Spektrums links), das einen Peak bei 150 Hertz zeigt. Hierbei handelt es sich offenbar um die dritte Oberwelle der 50 Hz-Netzfrequenz, als Einstreuung einer nahen Hochspannungsleitung. Bei genauer Betrachtung des Spektrums fällt auf, dass offenbar die 50 Hz Netzfrequenz und die erste Oberwelle "ausgenotcht", also herausgefiltert sind. Als eine Art weiteren "Beleg" für die Genuinität des gefakten Kornkreises zeigten Fosar und Bludorf eine mysteriöse "Energiekugel", die mit dem Auge nicht sichtbar gewesen sein soll, sondern erst später auf einem Foto erschienen sei. Das Foto zeigt jedoch ein Artefakt, das üblicherweise Orb genannt wird und dessen Enstehung in der herkömmlichen Photographie problemlos erklärbar ist.
Als sich ihre Annahmen immer mehr als unhaltbar herausstellten, löschten sie ihre Webseite zu diesem Kornkreis und begannen einen Streit mit RTL und Jauch. Dies wurde dann als Streit um die Pizza-Connection bekannt. Sie blieben auch nach Auflösung des Rätsels um den Kornkreis weiter der Meinung, dass hier ein physikalisch nicht erklärbares Phänomen vorläge.
Variante Sandkreis
So genannte Sandkreise (oder Sandkreisformationen) sind in Sand hinterlassene geometische Zeichnungen und (land art) Kunstwerke.
Literatur
- Allen, Robin: "Cerealogy is Dead - Long Live Cerealogy!" Skeptic (UK), vol 8. Mutilations, Alien Abductions, Atlantis, Channeling, and other New Age Nonsense. Paladin Press, 1997
- Hempstead, Martin: "The Summer of '91," Skeptic (UK), vol 5, Nr. 6 (1991)
- Hoos, H.; Brunner, F. (2002): Kornkreise - Rätsel in mystischer Landschaft. Annäherung an ein Phänomen, München.
- Huston, Peter: Scams from the Great Beyond : How to Make Easy Money Off of Esp, Astrology, Ufos, Crop Circles, Cattle
- Irving, Robert, Lundberg, John, Pilkington, Mark: The Field Guide: The Art, History & Philosophy of Crop Circle Making. Strange Attractor Press, 2006
- Kutzer, U., Kleinferchner, Peter (1999): Kornkreise – im Wandel der Zeit. Skeptiker, Heft 3, 100 – 105
- Nickel, Joe (1992): "The Crop Circle Phenomenon: An Investigative Report", in: The Skeptical Inquirer
Weblinks
- http://www.gwup.org/themen/texte/kornkreise/
- http://www.gwup.org/themen/texte/kornkreise/kornkreistext_walter_werner.html
- http://www.sueddeutsche.de/wissen/mythos-was-es-mit-kornkreisen-auf-sich-hat-1.632173
- http://www.zeit.de/2002/38/200238_n-kornkreise.xml
- http://www.skepdic.com/cropcirc.html
- http://web.archive.org/web/20060707212846/http:/www.csicop.org/hoaxwatch/cropcircles.html
Video
Quellenachweise
- ↑ The Mowing Devil In: WB Gerish, Hertfordshire Folk Lore '1913/1970, S. 5.
- ↑ Kapitel 9 in Jacob und Wilhelm Grimm "irische Elfenmärchen" Leipzig 1826
- ↑ J. Rand Capron: Storm Effects (Brief), Nature, Band 22, Nr. 561, 29. Juli 1880, S. 290–291
- ↑ Henssen, Gottfried In: Sagen, Märchen und Schwänke des Jülicher Landes 1955, S. 55.
- ↑ http://www.lifeinthefastlane.ca/crop-circles-mystery-unraveled/offbeat-news
- ↑ http://www.zeit.de/2005/29/Rehe_im_Kreisverkehr
- ↑ Stern-TV, 9.10.2002
- ↑ http://www.monachijczyk.ovh.org/Magazin2000/Kritik_SternTV.pdf
- ↑ http://web.archive.org/web/20041207011125/http://www.fosar-bludorf.com/kornkreis/index.htm