Orga-Urkult: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Der '''Orga-Urkult''' (auch ''Erdmagnetokultur'' oder ''Erd-Magneto-Verfahren'') ist eine okkultistisch-[[Esoterik|esoterische]] Erfindung zur Ertragssteigerung in der Landwirtschaft, die in den 1930er Jahren vom deutschen Politiker und Schriftsteller Gustav | + | Der '''Orga-Urkult''' (auch ''Erdmagnetokultur'' oder ''Erd-Magneto-Verfahren'') ist eine okkultistisch-[[Esoterik|esoterische]] Erfindung zur Ertragssteigerung in der Landwirtschaft, die in den 1930er Jahren vom deutschen Politiker und Schriftsteller Gustav Winter (1882 - 1936) propagiert wurde. Laut Winter komme es in der Umgebung von in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Eisenbahnschienen oder Eisendrähten zu einem verstärkten Wachstum von Pflanzen, die Winter auch als Wucherung bezeichnete. |
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Über die Orga-Urkult-Methode existieren keine wissenschaftliche Literatur und keine Nachweise für eine wachstumsfördernde Wirkung. Beachtung fand die abwegige Methode in Esoterikzeitschriften wie [[Magazin2000plus]]<ref>Magazin2000plus Heft 256</ref> und [[NET-Journal]]<ref>Mehrertrag im elektromagnetischen Potenzialfeld. NET-Journal, 15(1/2), Januar/Februar 2010, 40-44</ref>, ferner im [[SYNESIS-Magazin]], wo [[Hans-Peter Thietz]] auch von einem eigenen Versuch berichtete.<ref>Hans-Peter Thietz: Das „Erd-Magneto-Verfahren“. Synesis-Magazin 5/2008, 65-68 und 6/2008, 39-41</ref> Er habe "den Eindruck" gewonnen, dass das Wachstum beschleunigt war und Früchte sich "schneller als in den Nachbargärten" bildeten. | Über die Orga-Urkult-Methode existieren keine wissenschaftliche Literatur und keine Nachweise für eine wachstumsfördernde Wirkung. Beachtung fand die abwegige Methode in Esoterikzeitschriften wie [[Magazin2000plus]]<ref>Magazin2000plus Heft 256</ref> und [[NET-Journal]]<ref>Mehrertrag im elektromagnetischen Potenzialfeld. NET-Journal, 15(1/2), Januar/Februar 2010, 40-44</ref>, ferner im [[SYNESIS-Magazin]], wo [[Hans-Peter Thietz]] auch von einem eigenen Versuch berichtete.<ref>Hans-Peter Thietz: Das „Erd-Magneto-Verfahren“. Synesis-Magazin 5/2008, 65-68 und 6/2008, 39-41</ref> Er habe "den Eindruck" gewonnen, dass das Wachstum beschleunigt war und Früchte sich "schneller als in den Nachbargärten" bildeten. | ||
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==Anbauversuche mit Orga-Urkult== | ==Anbauversuche mit Orga-Urkult== | ||
1933 untersuchte die Landesanstalt für Pflanzenbau und Pflanzenzucht in München auf einem Versuchsgut die Orga-Urkult-Methode. Winter durfte dabei eines von drei Feldern selbst auswählen und nach seinen Verfahren ausrüsten. Winter durchzog die Grundstücke mit 35 Zentimeter tiefen, 1 Meter voneinander entfernten Gräben, in die er nach einer von ihm geheimgehaltenen Anordnung verzinkte Eisendrähte einlegte. Die Landesanstalt selbst wählte zum Vergleich annähernd gleich große Grundstücke aus, die sie zum Teil ungedüngt ließ, zum Teil mit einer den örtlichen Verhältnissen angepassten Volldüngung versah. Das Ergebnis der Versuche im ersten Jahr war, dass die Erträge auf den mit "Erdmagneto-Kultur" behandelten Grundstücken bedeutend niedriger waren als bei der allgemein üblichen landwirtschaftlichen oder gärtnerischen Anbauweise. Erst recht trat keine Verkürzung der Vegetationszeit auf, die eine häufigere Nutzung des Grundstücks ermöglichen sollte, wie Winter es zuvor behauptet hatte. Die Experimente wurden noch einmal wiederholt und es stellte sich das gleiche negative Ergebnis ein. Die Erträge der normal gedüngten Grundstücke, vor allem aber die der Grundstücke, die außer der Stallmistdüngung auch mineralische Düngung erhalten hatten, hatten zum Teil fast den doppelten Ertrag der "erdmagnetischen" Felder. | 1933 untersuchte die Landesanstalt für Pflanzenbau und Pflanzenzucht in München auf einem Versuchsgut die Orga-Urkult-Methode. Winter durfte dabei eines von drei Feldern selbst auswählen und nach seinen Verfahren ausrüsten. Winter durchzog die Grundstücke mit 35 Zentimeter tiefen, 1 Meter voneinander entfernten Gräben, in die er nach einer von ihm geheimgehaltenen Anordnung verzinkte Eisendrähte einlegte. Die Landesanstalt selbst wählte zum Vergleich annähernd gleich große Grundstücke aus, die sie zum Teil ungedüngt ließ, zum Teil mit einer den örtlichen Verhältnissen angepassten Volldüngung versah. Das Ergebnis der Versuche im ersten Jahr war, dass die Erträge auf den mit "Erdmagneto-Kultur" behandelten Grundstücken bedeutend niedriger waren als bei der allgemein üblichen landwirtschaftlichen oder gärtnerischen Anbauweise. Erst recht trat keine Verkürzung der Vegetationszeit auf, die eine häufigere Nutzung des Grundstücks ermöglichen sollte, wie Winter es zuvor behauptet hatte. Die Experimente wurden noch einmal wiederholt und es stellte sich das gleiche negative Ergebnis ein. Die Erträge der normal gedüngten Grundstücke, vor allem aber die der Grundstücke, die außer der Stallmistdüngung auch mineralische Düngung erhalten hatten, hatten zum Teil fast den doppelten Ertrag der "erdmagnetischen" Felder. | ||
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+ | ==Gustav Winter== | ||
+ | Gustav Adolf Winter (1882 - 30. Oktober 1936, Halle) war deutschen Politiker und Auotr (Pseudonym ''Plato''). 1927 gründete er den "Volksbund für Wahrheit und Recht". Im Zuge von Bemühungen, eine Aufwertung Vorkriegs-Tausendmark-Noten politisch durchzuseten, geriet er mit dem Gesetz in Konflikt und wurde wegen Betruges zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Winter hatte auch den Spitznamen "Tausendmarkschein-Winter". 1932 kandidierte er für die Inflationsgeschädigten erfolglos bei der Reichspräsidentenwahl. 1936 wurde Winter erneut angeklagt, wegen Verstoßes gegen das Gesetz gegen die Neubildung von Parteien, außerdem wurde ihm vorgeworfen, seine Anhänger um 50.000 Mark betrogen haben. In der Haft nahm sich Winter das Leben.<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Winter</ref> | ||
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+ | Den Erdmagetokultur entwickelte Winter ab den 1920er Jahren. Auf die Idee soll er durch die Beobachtung von Planzen an Bahndämmen gekommen sein. Er will beobachtet haben, das Unkraut an Gleisen, die in Nord-Süd-Richtung verlaufen, besonders stark wuchere. Über seine Versuche berichtete er in der Zeitschrift seiner Bewegung "Volksbund für Wahrheit und Recht". Neben Erfindungen zur Pflanzenzucht verbreitete Winter auch Vorschläge zu [[alternativmedizin]]ischen Heilverfahren, die jedoch genauso bedeutungslos und nicht validiert blieben wie seine Anbauversuche. | ||
==Siehe auch== | ==Siehe auch== |
Version vom 26. Dezember 2011, 12:33 Uhr
Der Orga-Urkult (auch Erdmagnetokultur oder Erd-Magneto-Verfahren) ist eine okkultistisch-esoterische Erfindung zur Ertragssteigerung in der Landwirtschaft, die in den 1930er Jahren vom deutschen Politiker und Schriftsteller Gustav Winter (1882 - 1936) propagiert wurde. Laut Winter komme es in der Umgebung von in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Eisenbahnschienen oder Eisendrähten zu einem verstärkten Wachstum von Pflanzen, die Winter auch als Wucherung bezeichnete.
Über die Orga-Urkult-Methode existieren keine wissenschaftliche Literatur und keine Nachweise für eine wachstumsfördernde Wirkung. Beachtung fand die abwegige Methode in Esoterikzeitschriften wie Magazin2000plus[1] und NET-Journal[2], ferner im SYNESIS-Magazin, wo Hans-Peter Thietz auch von einem eigenen Versuch berichtete.[3] Er habe "den Eindruck" gewonnen, dass das Wachstum beschleunigt war und Früchte sich "schneller als in den Nachbargärten" bildeten.
Methode
Nach Winter müssen Eisendrähte in Nord-Süd-Richtung verlegt werden. Die Drähte müssten demnach nicht im Boden verlegt werden. Wenn die Drähte korrekt verlegt seien, würde sich zum Nachweis des Orga-Kult-Effekts eine Kompassnadel in Richtung Draht drehen als Nachweis dafür, dass ein nicht messbarer "Strom" fließe. Wenn die Drähte richtig verlegt seien, beginne sofort ein "Wuchern" von gesäten und gepflanzten Pflanzen aller Art.
Anbauversuche mit Orga-Urkult
1933 untersuchte die Landesanstalt für Pflanzenbau und Pflanzenzucht in München auf einem Versuchsgut die Orga-Urkult-Methode. Winter durfte dabei eines von drei Feldern selbst auswählen und nach seinen Verfahren ausrüsten. Winter durchzog die Grundstücke mit 35 Zentimeter tiefen, 1 Meter voneinander entfernten Gräben, in die er nach einer von ihm geheimgehaltenen Anordnung verzinkte Eisendrähte einlegte. Die Landesanstalt selbst wählte zum Vergleich annähernd gleich große Grundstücke aus, die sie zum Teil ungedüngt ließ, zum Teil mit einer den örtlichen Verhältnissen angepassten Volldüngung versah. Das Ergebnis der Versuche im ersten Jahr war, dass die Erträge auf den mit "Erdmagneto-Kultur" behandelten Grundstücken bedeutend niedriger waren als bei der allgemein üblichen landwirtschaftlichen oder gärtnerischen Anbauweise. Erst recht trat keine Verkürzung der Vegetationszeit auf, die eine häufigere Nutzung des Grundstücks ermöglichen sollte, wie Winter es zuvor behauptet hatte. Die Experimente wurden noch einmal wiederholt und es stellte sich das gleiche negative Ergebnis ein. Die Erträge der normal gedüngten Grundstücke, vor allem aber die der Grundstücke, die außer der Stallmistdüngung auch mineralische Düngung erhalten hatten, hatten zum Teil fast den doppelten Ertrag der "erdmagnetischen" Felder.
Gustav Winter
Gustav Adolf Winter (1882 - 30. Oktober 1936, Halle) war deutschen Politiker und Auotr (Pseudonym Plato). 1927 gründete er den "Volksbund für Wahrheit und Recht". Im Zuge von Bemühungen, eine Aufwertung Vorkriegs-Tausendmark-Noten politisch durchzuseten, geriet er mit dem Gesetz in Konflikt und wurde wegen Betruges zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Winter hatte auch den Spitznamen "Tausendmarkschein-Winter". 1932 kandidierte er für die Inflationsgeschädigten erfolglos bei der Reichspräsidentenwahl. 1936 wurde Winter erneut angeklagt, wegen Verstoßes gegen das Gesetz gegen die Neubildung von Parteien, außerdem wurde ihm vorgeworfen, seine Anhänger um 50.000 Mark betrogen haben. In der Haft nahm sich Winter das Leben.[4]
Den Erdmagetokultur entwickelte Winter ab den 1920er Jahren. Auf die Idee soll er durch die Beobachtung von Planzen an Bahndämmen gekommen sein. Er will beobachtet haben, das Unkraut an Gleisen, die in Nord-Süd-Richtung verlaufen, besonders stark wuchere. Über seine Versuche berichtete er in der Zeitschrift seiner Bewegung "Volksbund für Wahrheit und Recht". Neben Erfindungen zur Pflanzenzucht verbreitete Winter auch Vorschläge zu alternativmedizinischen Heilverfahren, die jedoch genauso bedeutungslos und nicht validiert blieben wie seine Anbauversuche.
Siehe auch
- Urzeit-Code
- Sonic Bloom
- Gleistherapie in Rawa Buaya (Indonesien)
Literatur
- Gustav Winter: Der Orga-Urkult - Dreifache gesunde Ernte auf allen Boeden ohne jede Duengung und Fachpflege. Verlag Wahrheit und Rechte, 1935
Weblinks
Quellennachweise
- ↑ Magazin2000plus Heft 256
- ↑ Mehrertrag im elektromagnetischen Potenzialfeld. NET-Journal, 15(1/2), Januar/Februar 2010, 40-44
- ↑ Hans-Peter Thietz: Das „Erd-Magneto-Verfahren“. Synesis-Magazin 5/2008, 65-68 und 6/2008, 39-41
- ↑ http://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Winter