Hämatogene Oxidationstherapie: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 14. November 2010, 11:58 Uhr
Die Hämatogene Oxidationstherapie (HOT, auch Blutwäsche nach Wehrli oder photobiologische Eigenbluttherapie) ist ein pseudomedizinisches Verfahren aus der Gruppe der so genannten Eigenbluttherapien und Sauerstoff-Therapien, bei der patienteneigenes Blut ausserhalb des Körpers mit Sauerstoff reagieren soll und danach dem Patienten zurück infudiert wird.
Mehrere wissenschaftliche Studien konnten keine Wirksamkeit dieser alternativmedizinischen Methode zeigen.
Der deutsche Gemeinsame Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen kam zu dem Fazit, dass Nutzen, Notwendigkeit und Wirtschaftlichkeit nicht belegt sind. Daher werden die Kosten auch nicht von den gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland übernommen. Auch die meisten Privatversicherer lehnen die Kostenübernahme ab.
Befürworter wollen das Verfahren bei sehr unterschiedlichen Zuständen angewandt sehen. Dazu gehören alle möglichen Arten von Durchblutungsstörungen und Störungen der Sauerstoffverwertung oder -Versorgung, Asthma, atopische Dermatitis, Exzeme, chronische Entzündungen, Merk- und Sehschwächen im Alter und sogar Krebserkrankungen.
Als Erfinder gilt aus den vierziger Jahren der Schweizer Arzt F. Wehrli aus Locarno, der eine entsprechende Apparatur konstruierte. Bereits in den zwanziger Jahren war mit Sauerstoffanwendungen bei Eigenblut experimentiert worden (A. Wolff 1916, Bier 1920, Casagrande 1925). Ein weiterer Befürworter war der tschechische Chirurg Hans Havlicek (1891–1949).[1]
Methode
50-200 ml Blut werden dem Patienten entnommen durch Natriumzitrat und Heparin ungerinnbar gemacht. Sauerstoff und Ozon werden eingeblasen und die Aufschäumung mit einem Strahler für ultraviolettes Licht (UV-C, häufig bei 250 nm) bestrahlt, wobei manche Anbieter behaupten, dass dabei eine "Aufladung mit Quantenenergie" erfolge. Danach wird das Blut (rechtlich gesehen nun ein Arzneimittel) dem Patienten nach etwa 10 Minuten wieder rückinfundiert. Meist erfolgen mehrere Behandlungen (bis zu zehn) hintereinander, mit einer Häufigkeit von 1-2 Behandlungen pro Woche.
Für die HOT-Anwendungen bietet die Industrie entsprechende Geräte an.
Unterstellter Wirkmechanismus
Befürworter der Methode versuchen gelegentlich Patienten glauben zu machen, dass die Sauerstoffeinwirkung dazu führte dass die roten Blutkörperchen dadurch "mehr" Sauerstoff aufnehmen und wieder abgeben könnten, die Sauerstoffsättigung würde also demnach durch die HOT gesteigert werden können. Tatsache ist jedoch, dass die Sauerstoffsättigung eines Menschen sowieso nahe 100% ist. Geringste zusätzliche Sauerstoffaufnahmen in der dem Patienten entnommenen geringen Blutmenge ändert tatsächlich nichts an der Sauerstoffsättigung, zumal unter der etwa 10 Minuten langen Behandlung die entnommene Blutmenge nicht dem Sauerstofftransport dienen kann.
Weitere Behauptungen beziehen sich auf eine angeblich verbesserte Phagozytosefähigkeit von Leukozyten.
Auch kann beleglos erfahren werden, dass die Anwendung der Hämatogenen Oxidationstherapie paradoxerweise dazu führte, dass eine etwaige Geldrollenbildung sich reduzierte.
Literatur
- Wehrli F., Hematogenous oxidation therapy., Med Klin (München). 1956 Jun 22;51(25):1072-4.
- Wehrli F., Hematogenic oxidation therapy., Hippokrates. 1958 Sep 15;29(17):551-5.
- Wehrli F., Oxygen utilization in therapy., Hippokrates. 1959 Aug 31;30:597-600.
- Albers H, Kromphardt, Hematogenic oxidation therapy (HOT) according to Wehrli. On the problem of the therapeutic modification of oxidative hemin effects in the course of hematogenic oxidation therapy (HOT) according to F. Wehrli., Med Klin. 1960 Jan 15;55:108-12.
- Ziegler E, On the redox potential changes in blood under hematogenic oxidation therapy according to Wehrli (HOT)., Med Klin. 1959 Aug 28;54:1548-50.
Siehe auch
Quellennachweise
- ↑ H. Havlicek: Die Behandlung eitriger Prozesse mit Reinjektion ultraviolett bestrahlten Blutes und Eiters. Arch. Klin. Chir. 180, (1934), S. 102–104