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| Eine Verbindung von Heilstein-Glauben und [[Astrologie]] erfolgte durch die Zuordnung eines ausgewählten Minerals als glücksbringendes Amulett für jeweils ein Tierkreiszeichen. Eine einheitliche Kombination von bestimmten Mineralien und Sternzeichen ist in den verschiedenen Werken der Heilsteinliteratur jedoch nicht festzustellen. Im Christentum traten an die Stelle der zwölf Tierkreiszeichen die zwölf Apostel, denen jeweils ein Stein zugeordnet wurde. Auch in der Bibel selbst tauchen Edelsteine als Attribute der göttlichen Vollkommenheit auf, so in der Vision des Himmlischen Jerusalem aus der Johannes-Offenbarung (Offb. 21, 10-21). Die dort erwähnten zwölf Steine finden sich auch in der Kaiserkrone des Heiligen Römischen Reiches wieder, die (wahrscheinlich im Jahr 962) für Otto I. angefertigt wurde. | | Eine Verbindung von Heilstein-Glauben und [[Astrologie]] erfolgte durch die Zuordnung eines ausgewählten Minerals als glücksbringendes Amulett für jeweils ein Tierkreiszeichen. Eine einheitliche Kombination von bestimmten Mineralien und Sternzeichen ist in den verschiedenen Werken der Heilsteinliteratur jedoch nicht festzustellen. Im Christentum traten an die Stelle der zwölf Tierkreiszeichen die zwölf Apostel, denen jeweils ein Stein zugeordnet wurde. Auch in der Bibel selbst tauchen Edelsteine als Attribute der göttlichen Vollkommenheit auf, so in der Vision des Himmlischen Jerusalem aus der Johannes-Offenbarung (Offb. 21, 10-21). Die dort erwähnten zwölf Steine finden sich auch in der Kaiserkrone des Heiligen Römischen Reiches wieder, die (wahrscheinlich im Jahr 962) für Otto I. angefertigt wurde. |
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− | Die heutzutage meistzitierten Quellen zur Edelsteintherapie sind die Schriften der Äbtissin und Mystikerin Hildegard von Bingen (1098 - 1179), die ihre Vorstellungen meist aus visionärer Schau bezog. Die dort postulierten Wirkungen religiöser Entitäten auf das physische Befinden spiegeln das mittelalterliche Konzept der Einheit von seelischem und körperlichem Zustand wider. So heißt es im vierten Buch ihres Werkes 'Physica' ('Von den Steinen'): "Gott hat in die Edelsteine wunderbare Kräfte gelegt [...] All diese Kräfte finden ihre Existenz im Wissen Gottes [...] und stehen dem Menschen in seiner leiblichen wie geistigen Lebensnotwendigkeit bei. [...] Jeder Stein hat Feuer und Feuchtigkeit in sich [...] Sie dienen dem Menschen als Segen und Heilmittel [...] Daher werden die Edelsteine vom Teufel gemieden und es erschaudert ihn bei Tag und bei Nacht" (Riethe 1986). Die Anwendung der Minerale ist bei Hildegard von Bingen mit alchimistischen Ritualen und Magie verknüpft: Achat, vor dem Zubettgehen in Kreuzform durch das Haus getragen, vertreibe Diebe. Über den Topas schreibt sie: "Wenn jemand Fieber hat, grabe er mit dem Topas drei kleinere Gruben in ein weiches Brot, gieße reinen Wein in dieselben [...] und betrachte sein Gesicht in dem Wein [...] und spreche: 'Ich sehe mich an wie in dem Spiegel [...], auf dass Gott dieses Fieber von mir vertreibe" (Riethe 1986). | + | Die heutzutage meistzitierten Quellen zur Edelsteintherapie sind die Schriften der Äbtissin und Mystikerin Hildegard von Bingen (1098 - 1179), die ihre Vorstellungen meist aus visionärer Schau bezog. Die dort postulierten Wirkungen religiöser Entitäten auf das physische Befinden spiegeln das mittelalterliche Konzept der Einheit von seelischem und körperlichem Zustand wieder. So heißt es im vierten Buch ihres Werkes 'Physica' ('Von den Steinen'): "Gott hat in die Edelsteine wunderbare Kräfte gelegt [...] All diese Kräfte finden ihre Existenz im Wissen Gottes [...] und stehen dem Menschen in seiner leiblichen wie geistigen Lebensnotwendigkeit bei. [...] Jeder Stein hat Feuer und Feuchtigkeit in sich [...] Sie dienen dem Menschen als Segen und Heilmittel [...] Daher werden die Edelsteine vom Teufel gemieden und es erschaudert ihn bei Tag und bei Nacht" (Riethe 1986). Die Anwendung der Minerale ist bei Hildegard von Bingen mit alchimistischen Ritualen und Magie verknüpft: Achat, vor dem Zubettgehen in Kreuzform durch das Haus getragen, vertreibe Diebe. Über den Topas schreibt sie: "Wenn jemand Fieber hat, grabe er mit dem Topas drei kleinere Gruben in ein weiches Brot, gieße reinen Wein in dieselben [...] und betrachte sein Gesicht in dem Wein [...] und spreche: 'Ich sehe mich an wie in dem Spiegel [...], auf dass Gott dieses Fieber von mir vertreibe" (Riethe 1986). |
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| Auch der legendäre Arzt Paracelsus übernahm im 16. Jh. das Prinzip des Analogiezaubers in seine Signaturenlehre: "Gott in seiner unendlichen Güte und Weisheit hat alle Stoffe, alles Leben mit besonderen Kräften ausgestattet. Damit der Mensch diese Kräfte erkennt, deuten Form und Farbe auf die möglichen Anwendungsbereiche."<ref>Friebe JG: Schlangeneier und Drachenzungen. Vorarlberger Naturschau, Dornbirn, 1995</ref> | | Auch der legendäre Arzt Paracelsus übernahm im 16. Jh. das Prinzip des Analogiezaubers in seine Signaturenlehre: "Gott in seiner unendlichen Güte und Weisheit hat alle Stoffe, alles Leben mit besonderen Kräften ausgestattet. Damit der Mensch diese Kräfte erkennt, deuten Form und Farbe auf die möglichen Anwendungsbereiche."<ref>Friebe JG: Schlangeneier und Drachenzungen. Vorarlberger Naturschau, Dornbirn, 1995</ref> |
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| Nach diesem historischen Exkurs ist ersichtlich, dass die Heilsteinkunde auf uralten magischen bzw. wissenschaftlich nicht haltbaren Vorstellungen beruht. In der heutigen Esoterik lebt sie als Konglomerat aus Magie und Elementen diverser Religionen weiter, verbunden mit Systemen wie der Astrologie. Minerale werden dabei neben Klängen, Düften und Farben eingesetzt, um Gesundheit und Wohlbefinden zu erlangen. Wissenschaftlich anmutende Argumente sollen die These von der Heilkraft der Steine untermauern. | | Nach diesem historischen Exkurs ist ersichtlich, dass die Heilsteinkunde auf uralten magischen bzw. wissenschaftlich nicht haltbaren Vorstellungen beruht. In der heutigen Esoterik lebt sie als Konglomerat aus Magie und Elementen diverser Religionen weiter, verbunden mit Systemen wie der Astrologie. Minerale werden dabei neben Klängen, Düften und Farben eingesetzt, um Gesundheit und Wohlbefinden zu erlangen. Wissenschaftlich anmutende Argumente sollen die These von der Heilkraft der Steine untermauern. |
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− | Die vermeintliche Wirkung von Kristallen wird häufig auf eine besondere Kraft oder Energie zurückgeführt. Um diese zentrale Mutmaßung der Heilsteinkunde auf ihre Stichhaltigkeit hin zu untersuchen, betrachten wir zunächst die atomare Struktur der Kristalle. Den Gesetzen der Thermodynamik Rechnung tragend ist auf dieser Ebene alles oberhalb des (unerreichbaren) absoluten Nullpunkts von -273 °C in Bewegung. Auch die Atome fester Stoffe bleiben nicht starr an einer Stelle, sondern vibrieren auf ihren Gitterplätzen. Diese Gitterschwingungen sind temperaturabhängig und bewirken beim Erreichen einer spezifischen Temperatur das Schmelzen des Materials. Die [[Frequenz]] der Gitterschwingungen liegt im THz-Bereich (Terahertz, 10<sup>12</sup> Schwingungen pro Sekunde), was einer Energie von wenigen meV (Millielektronenvolt) entspricht. Die Energie gewöhnlichen Tageslichts ist verglichen dazu 1.000-mal größer. Die durch die Gitterschwingung freigesetzte Energie wird unter Berücksichtigung des Welle-Teilchen-Dualismus als Phononenenergie bezeichnet. Die Phononen ihrerseits stehen auf komplexe Weise in Wechselwirkung mit den Bausteinen der Materie, wodurch ihre Energie kompensiert wird. Auf das Vorhandensein eines 'Kraft- oder Energiereservoirs' innerhalb eines Kristalls oder geheimnisvoller Strahlen gibt es daher keinen Hinweis. | + | Die vermeintliche Wirkung von Kristallen wird häufig auf eine besondere Kraft oder Energie zurückgeführt. Um diese zentrale Mutmaßung der Heilsteinkunde auf ihre Stichhaltigkeit hin zu untersuchen, betrachten wir zunächst die atomare Struktur der Kristalle. Den Gesetzen der Thermodynamik Rechnung tragend ist auf dieser Ebene alles oberhalb des (unerreichbaren) absoluten Nullpunkts von -273 °C in Bewegung. Auch die Atome fester Stoffe bleiben nicht starr an einer Stelle, sondern vibrieren auf ihren Gitterplätzen. Diese Gitterschwingungen sind temperaturabhängig und bewirken beim Erreichen einer spezifischen Temperatur das Schmelzen des Materials. Die [[Frequenz]] der Gitterschwingungen liegt im THz-Bereich (Terahertz, 10<sup><small>12</small></sup> Schwingungen pro Sekunde), was einer Energie von wenigen meV (Millielektronenvolt) entspricht. Die Energie gewöhnlichen Tageslichts ist verglichen dazu 1.000-mal größer. Die durch die Gitterschwingung freigesetzte Energie wird unter Berücksichtigung des Welle-Teilchen-Dualismus als Phononenenergie bezeichnet. Die Phononen ihrerseits stehen auf komplexe Weise in Wechselwirkung mit den Bausteinen der Materie, wodurch ihre Energie kompensiert wird. Auf das Vorhandensein eines 'Kraft- oder Energiereservoirs' innerhalb eines Kristalls oder geheimnisvoller Strahlen gibt es daher keinen Hinweis. |
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| Bezüglich der Auswahl designierter Heilsteine sind die Vertreter der Heilsteinkunde der Ansicht, dass nur 'echte' wirksam seien. Ein Rauchquarz, der durch Bestrahlung von gewöhnlichem Quarz hergestellt wurde, habe ebenso wenig Heilkraft wie ein Citrin, der durch Erhitzen von Amethyst erhalten wird, oder wie künstlicher Bernstein aus gepresstem Harz. Da Plagiate nicht nur als unwirksam, sondern gar als schädlich eingestuft werden, vergibt der Steinheilkunde e.V. sogar ein Heilstein-Gütesiegel. | | Bezüglich der Auswahl designierter Heilsteine sind die Vertreter der Heilsteinkunde der Ansicht, dass nur 'echte' wirksam seien. Ein Rauchquarz, der durch Bestrahlung von gewöhnlichem Quarz hergestellt wurde, habe ebenso wenig Heilkraft wie ein Citrin, der durch Erhitzen von Amethyst erhalten wird, oder wie künstlicher Bernstein aus gepresstem Harz. Da Plagiate nicht nur als unwirksam, sondern gar als schädlich eingestuft werden, vergibt der Steinheilkunde e.V. sogar ein Heilstein-Gütesiegel. |