Elektrosmog: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Im Januar 2008 wurde eine ''Umweltepidemiologische Untersuchung'' zur Krebsinzidenz in den Gemeinden Hausmannsstätten und Vasoldsberg (Österreich) durch den österreichischen Umweltmediziner und als Mobilfunk- und WLAN-Gegner bekannten Mitarbeiter der Salzburger Landessanitätsdirektion Gerd Oberfeld<ref>http://www.salzburg.gv.at/themen/gs/gesundheit/abt9wirueberuns/umweltmedizin_wir_ueber_uns.htm</ref> veröffentlicht<ref>http://www.next-up.org/pdf/DrGerdObserfeldUmweltepidemiologischeUntersuchungDerKrebsinzidenz2008.pdf</ref>. Diese erlangte kurzzeitig Beachtung in Fachkreisen und wurde international von Mobilfunkgegnern gefeiert. Oberfeld war vom Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Fachabteilung für das Gesundheitswesen beauftragt worden. Vorausgegangen war die Beobachtung eines so genannten ''Krebsclusters'', für | + | Im Januar 2008 wurde eine ''Umweltepidemiologische Untersuchung'' zur Krebsinzidenz in den Gemeinden Hausmannsstätten und Vasoldsberg (Österreich) durch den österreichischen Umweltmediziner und als Mobilfunk- und WLAN-Gegner bekannten Mitarbeiter der Salzburger Landessanitätsdirektion Gerd Oberfeld<ref>http://www.salzburg.gv.at/themen/gs/gesundheit/abt9wirueberuns/umweltmedizin_wir_ueber_uns.htm</ref> veröffentlicht<ref>http://www.next-up.org/pdf/DrGerdObserfeldUmweltepidemiologischeUntersuchungDerKrebsinzidenz2008.pdf</ref>. Diese erlangte kurzzeitig Beachtung in Fachkreisen und wurde international von Mobilfunkgegnern gefeiert. Oberfeld war vom Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Fachabteilung für das Gesundheitswesen beauftragt worden. Vorausgegangen war die Beobachtung eines so genannten ''Krebsclusters'', für den eine Erklärung gesucht wurde.<ref>APA-Meldung (Austrian Press Agency aus Graz) vom 12. Februar 2008</ref> |
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+ | Die Oberfeld-Studie kam zu dem Ergebnis, dass ein erhöhtes Krebsrisiko in der Nähe eines einzigen Mobilfunksenders der Mobilkom Austria vorliege und führte fälschlicherweise eine signifikant erhöhte Krebsrate von Anrainern auf diese C-Netz-Mobilfunkanlage zurück (C-Netz: analoges, Schmalband-FM-moduliertes Dauersignal mit Frequenzen zwischen 451,3 und 465,74 MHz). Nach Oberfeld hätte die Anlage von 1984 bis 1997 gearbeitet. | ||
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+ | Die methodisch schwache und umstrittene Studie<ref>http://www.mobile-research.ethz.ch/var/Kommentar_Roeoesli_oberfeldstudie.pdf Zitat daraus: ''Die Hauptschwäche der Studie liegt darin, dass nur ein Gebiet untersucht wurde, bei dem schon vor Beginn der Untersuchung eine auffällige Häufung von Krebsfällen bestand. Es ist nötig für solche Untersuchungen ein größeres Gebiet mit einzubeziehen. Dies wurde kürzlich für Bayern mit den Daten des dortigen Krebsregisters gemacht. Dabei wurde kein Zusammenhang zwischen der Mobilfunksenderdichte und der Krebsinzidenz beobachtet.''</ref><ref>http://www.iddd.de/umtsno/emfkrebs/KommRoosli-Oberfeld.pdf</ref> wäre nicht weiter der Rede wert gewesen, wenn sich nicht im Februar 2008 herausgestellt hätte, dass für den von Oberfeld genannten Zeitraum überhaupt kein Mobilfunksender am fraglichen Standort existiert hatte und sich die Studie mithin eine wissenschaftliche Farce war. Mitte Februar wurde von mehreren österreichischen Stellen (Mobilfunkbetreiber, Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) mitgeteilt, dass laut der Aufzeichnungen in den Daten der Post- und Telegraphendirektion im Untersuchungszeitraum kein C-Netz-Sender in Betrieb war.<ref>http://www.fmk.at/content.php?id=137&cb=201_855&PHPSESSID=6eb07b8f70e7f9e60a6c17543bc7e08e</ref> | ||
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+ | Mobilkom Austria legte drei eidesstattliche Erklärungen von sachverständigen Zeitzeugen und eine amtliche Chronologie dieses Standortes ("Wählamtsmappe") vor. Außerdem bestätigt ein Schreiben des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) an das Bundesministerium für Gesundheit, Jugend und Familie (BMGFJ), dass es keine C-Netz-Anlage im Raum Vasoldsberg/Hausmannstätten gegeben hat. Mobilkom verwies zudem auf ein Luftbild, das im Jahre 1989 keinen Mobilfunktmast am Standort zeigte.<ref>http://www.portel.de/nc/nachricht/kat/regulierung-recht/artikel/20865-mobilkom-austria-dr-gerd-oberfeld-zieht-mobilfunk-studie-zurueck/12/</ref> Aufgrund des Sonnenstandes zeichnen sich auf dem Luftbild alle Lichtmasten als Schatten ab, ein Funkmast wäre also erkennbar gewesen. Die Oberfeld-Studie belegte zudem in keinster Weise, dass am genannten Standort je ein Sender aktiv war. Eine Anfrage beim BMVIT hatte Oberfeld zu seiner Recherche gar nicht erst gemacht. Mobilkom verklagte Oberfeld<ref>http://www.fmk.at/media/pdf/pdf799.pdf</ref> und dieser musste im November 2008 seine ungenügend recherchierte Studie zurückziehen. Oberfeld gab an, sich auf einen Zeitzeugen berufen zu haben. | ||
Um einer gerichtlichen Verurteilung zu entgehen, hat Dr. Oberfeld einen Vergleich abgeschlossen, in dem er zur Kenntnis nimmt, ''"[...] dass sich im Bereich des Wählamtes "Schemmerlstraße" in Hausmannstätten, Steiermark, zu keinem Zeitpunkt eine "C-Netz"-Mobilfunkanlage befunden hat."''<ref>http://www.heise.de/newsticker/Krebs-Studie-Mobilfunkkritiker-raeumt-Fehler-ein--/meldung/118335</ref> Die Arbeit wurde von Oberfeld am 3. November 2008 zurückgezogen. | Um einer gerichtlichen Verurteilung zu entgehen, hat Dr. Oberfeld einen Vergleich abgeschlossen, in dem er zur Kenntnis nimmt, ''"[...] dass sich im Bereich des Wählamtes "Schemmerlstraße" in Hausmannstätten, Steiermark, zu keinem Zeitpunkt eine "C-Netz"-Mobilfunkanlage befunden hat."''<ref>http://www.heise.de/newsticker/Krebs-Studie-Mobilfunkkritiker-raeumt-Fehler-ein--/meldung/118335</ref> Die Arbeit wurde von Oberfeld am 3. November 2008 zurückgezogen. |
Version vom 5. März 2010, 09:27 Uhr
Als Elektrosmog bezeichnen manche Personenkreise die Anwesenheit von künstlich erzeugten elektromagnetischen Feldern, denen sie eine schädliche Wirkung auf Menschen oder Lebewesen allgemein unterstellen. Dabei wird stillschweigend der Frequenzbereich von Längstwellen (wenige Hertz) bis hin zu den Mikrowellen gemeint, die man vereinfacht als Radiowellen bezeichnen kann und der sich ausschließlich auf nichtionisierende Strahlung bezieht. Die wissenschaftliche Bezeichnung für mögliche Interaktionen zwischen elektromagnetischen Feldern (EMF) und biologischen Strukturen ist elektromagnetische Umweltverträglichkeit (EMVU). Diese ist Gegenstand aktueller Forschung. Bislang sind athermische (= nicht durch Hitzewirkung erzielte) pathogene Wirkungen von EMF trotz intensiver Suche nicht sicher belegt. Der Begriff "Smog" ist ein physikalisch ungenaues Kunstwort, zusammengesetzt aus dem englischen "smoke" für Rauch und "fog" für Nebel und soll den umweltbelastenden Faktor der künstlich erzeugten Felder herausstellen.
Bei einem Teil der unterstellten Elektrosmogwirkungen im athermischen Bereich muss von einem Noceboeffekt ausgegangen werden.[1]
Elektromagnetische Felder, die im Elektrosmogdiskurs üblicherweise ausgeschlossen werden
Überraschend werden in Diskussionen zum Thema bestimmte Frequenzbereiche bzw. Erscheinungsformen elektromagnetischer Strahlung per Definition ausgeklammert, obwohl sie aufgrund des gleichen physikalischen Phänomens (Photonen) und einer hohen Intensität leicht messbar sind und erwiesenermaßen erhebliche Wirkungen auf den Mensch haben können. Als Beispiel sei hier nur auf den Sonnenbrand und die licht- und UV-induzierten Tumoren der Haut hingewiesen, die auf die Einwirkung des Sonnenlichts zurückgehen. Allgemein werden im Umfeld der Elektrosmog- und Elektrosensibilitätsszene mögliche Auswirkungen elektromagnetischer Strahlung von natürlichen Quellen (Sonne, Sferics) sowie die Emissionen alternativmedizinischer oder medizinischer Therapieverfahren anders beurteilt, als andere von Menschen geschaffenen Quellen (Rundfunk, Mobilfunk).
Quellen elektromagnetischer Strahlung natürlichen Ursprungs oder von Therapieverfahren sind beispielsweise:
- Licht allgemein
- Wärmestrahlung
- Sferics (elektromagnetische Felder als Begleiterscheinung von Gewittern). Siehe auch Schumann-Strahlung
- EMF von elektrisch betriebenen Magnetfeldtherapiegeräten
Paradoxerweise wird im Elektrosmogumfeld dem Licht, aber auch der Wärmestrahlung sowie den Magnetfeldtherapien oftmals pauschal eine positive Wirkung zugeschrieben.
Wirkungen von elektromagnetischen Feldern
Eine wesentliche Unterscheidung der dabei entstehenden Strahlung ist dabei die in nicht-ionisierende Strahlung, wie die von Funk- oder Lichtwellen, und ionisierende Strahlung, wie etwa Röntgenstrahlung. Die nicht-ionisierende Strahlung hat - im Gegensatz zur ionisierenden Strahlung - nicht genügend Energie, um Elementarbausteine wie Moleküle oder Atome zu verändern, insbesondere zu ionisieren. Die möglichen Auswirkungen schwacher bis intensiver EMF auf Mensch und Umwelt sind seit langem Forschungsgegenstand und es gibt zur Zeit (2008) mindestens 20.000 Fachartikel zum Thema[2] sowie unzählige populärwissenschaftliche und journalistische Veröffentlichungen. Darüber hinaus gibt es eine große Zahl pseudowissenschaftlicher oder unwissenschaftlicher Bücher und Artikel von Laien auf diesem Gebiet.
Wissenschaftlich werden zwei Arten von Interaktionen zwischen EMF und Mensch unterschieden:
- Thermische Wirkungen
- Athermische Wirkungen
Die thermischen Wirkungen beschreiben nicht stochastische (nichtzufällige, determinierte) Effekte aufgrund der Wärmeentwicklung bestrahlter Körperteile (dielektrische Erwärmung). Hier kann es bei Menschen bei Überschreitung einer kritischen Temperatur von etwas über 40°Celsius zu bleibenden Schäden, bis hin zum Tod, kommen. Als Beispiel können hier Radartechniker genannt werden, die sich aufgrund eines Irrtums an eingeschalteten Radaranlagen großer Leistung (Impulse im Megawattbereich) verbrannten oder starben. Mit Abschaltung der Felder endet der schädliche Effekt schlagartig. Zum Schutz von Mensch und Umwelt sind daher Grenzwerte und Schutzzonen eingeführt worden.
Die athermischen Wirkungen beziehen sich auf schwache elektromagnetische Felder, die keine thermischen Effekte hervorrufen und in nicht genau vorhersagbarer Weise Schäden oder Veränderungen bewirken sollen, wobei hier oftmals eine später einsetzende, verzögerte Wirkung unterstellt wird, was ein weiteres Unterscheidungsmerkmal zu den thermischen Wirkungen ist. Es gibt derzeit kein allgemein akzeptiertes Wirkmodell, aus dem sich ein wissenschaftlicher Nachweis für gesundheitliche Schädigung durch schwache elektromagnetische nicht-ionisierende Strahlung führen ließe. So haben sich auch Berichte über eine erbgutschädigende Wirkung des Mobilfunks als plumpe Fälschung entpuppt [2]. Diskutiert wird eine athermische Wirkung auf die Melatoninsynthese und -Freisetzung (Melatonin ist ein Hormon). Berichte über Auswirkungen von intensiven elektromagnetischen Feldern auf das menschliche EEG sind widersprüchlich. Darüber hinaus wird eine mögliche Wirkung von natürlichen Sferics auf Wetterfühlige diskutiert.
Ein Sonderfall ist der Frey-Effekt (microwave auditory effect, microwave hearing effect). Er bezeichnet die direkte akustische Wahrnehmung von gepulster Hochfrequenzstrahlung wie z.B. Radarwellen, die bei sehr hohen Feldstärken auftreten kann. Der Effekt konnte inzwischen als Schalldruckwelle im Gewebe des Kopfes erklärt werden, die thermisch durch die pulsierende Bestrahlung ausgelöst wird und über die sog. Knochenleitung ins Innenohr gelangt. Der Mechanismus der Wahrnehmung ist also der gleiche wie beim "normalen" Hören; eine direkte Beeinflussung des Hörnervs oder von Sinneszellen durch die Hochfrequenzstrahlung ist nicht gegeben.[3]
Elektrosensibilität: Angst essen Seele auf
Ein Teil der Bevölkerung hält sich für elektrosensibel (englische Bezeichnung: EHS - electromagnetic hypersensitivity) und glaubt, durch schwache elektromagnetische Felder gesundheitlich gefährdet zu sein. Wissenschaftliche Studien zu möglichen athermischen Wirkungen zeigten bei angeblich elektrosensiblen Personen keinen Zusammenhang zwischen Strahlungsexposition und Auftreten von Beschwerden. Zudem traten mehrfach Beschwerden auch bei neuen, aber noch nicht angeschlossenen Sendemasten auf, und Elektrosensible konnten tatsächlich vorhandene elektromagnetische Felder nicht vom Gegenteil unterscheiden.[4][5][6][7][8][9][10][11][12] Subjektive Eindrücke sagen nichts über die Existenz einer Schädigung aus, da sie suggestiven Einflüssen unterliegen und deshalb nicht verwertbar sind. Da ein- und ausgeschalteten Mobilfunkanlagen zumeist eine Mastkonstruktion gemeinsam ist, wurde auch inzwischen von reinen Mast-induzierten Störungen der Befindlichkeit oder Gesundheit gesprochen. In Einzelfällen kam es zu erbitterten Auseinandersetzungen zwischen Nachbarn um angeblich strahlende Antennen auf dem Dach. Gerichte mussten sich mit diesen Fällen befassen.
Die Deutsche Strahlenschutzkommission (SSK) kommt in ihrer Stellungnahme vom 13. Mai 2008 zum Deutschen Mobilfunk Forschungsprogramm zu dem Schluss: "[...] kann in der Zusammenschau mit der internationalen Literatur der Schluss gezogen werden, dass „Elektrosensibilität“ mit großer Wahrscheinlichkeit nicht existiert. Weitere Forschung sollte daher in einem Themenkreis außerhalb der EMF-Forschung erfolgen."
Fälle Ulrich Weiner, Wimplinger, Altenweger und in der Landwirtschaft
Hysterische Züge nimmt der Fall des elektrosensiblen Augsburgers Ulrich Weiner an, der sich nur noch in Strahlenschutzanzügen bewegen will und in Sachsen eine Pension für Elektrosensible in einem so genannten Mobilfunk-Funkloch plant.[13][14]
Angeblich elektrosmoggeschädigte Landwirte und einige Medien berichteten seit Mitte der 1990er Jahre von vermehrten Tumorerkrankungen, Fehlgeburten, Fehlbildungen, Unfruchtbarkeit, Aufzuchtverlusten, Verhaltensänderungen und Leistungsminderungen bei in der Nähe von Mobilfunkanlagen lebenden Nutztieren, insbesondere Rindern und anderen Tieren (beispielsweise Hauskatzen). Besondere Aufmerksamkeit erlangte hierbei der Landwirt Josef Altenweger aus Schnaitsee in Bayern. Anfang der 1980er Jahre wurde in unmittelbarer Nähe des Bauernhofs der Familie Altenweger ein Fernsehturm errichtet. Es kamen in der Nähe eine 25 Watt-Mobilfunkanlage hinzu und über 2.000 Watt Sendeleistung für andere Funkdienste neben den 40 Kilowatt Sendeleistung für das Fernsehen. Ab 1993 machte die Landwirtfamilie die Funkanlagen für Kopf- und Herzschmerzen verantwortlich und zog aus dem Hof aus, betrieb jedoch die Landwirtschaft weiter. Aber nun traten Probleme bei den Kühen auf: Sie magerten angeblich ab, ein Tier verendete. Tiere sollen nicht mehr trächtig geworden sein, und neugeborene Kälber sollen oft verkrüppelte Hinterläufe gehabt haben. Eine Fichte auf dem Altenweger Hof soll an der Spitze abgestorben sein, bekam immer wieder neue Triebe, die nur bis zu einer bestimmten Höhe wuchsen und dann durch das elektromagnetische Feld quasi "verbrannten". Obstbäume sollen zudem bereits im Sommer ihre Blätter abgeworfen haben.
Als die Meldung über die seltsamen Vorgänge aus dem entlegenen Schnaitsee in den Medien bekannt wurden, meldeten sich mehrere andere Landwirte mit vergleichbaren Problemen zu Wort. Untersuchungen der Fachhochschule Deggendorf ergaben aber, dass dabei eine Schädigung durch Mobilfunk auszuschließen sei, da die betroffenen Höfe nicht in anderer Weise elektromagnetischen Feldern ausgesetzt waren wie Vergleichsbetriebe. Außerdem konnten Haltungsmängel bei der Massentierhaltung, falsche Ernährung und falsche medizinische Behandlung nachgewiesen werden.[15][16]
Das Bayerische Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen beauftragte daraufhin zwei Studien. Eine erste Studie aus dem Jahr 1998 konnte keinen Zusammenhang zwischen EM-Feldern und Verhaltensänderungen bei Rindern im Schnaitseer Betrieb erkennen.[17] Eine zweite Studie hatte den Titel Untersuchungen zum Einfluss elektromagnetischer Felder von Mobilfunkanlagen auf Gesundheit, Leistung und Verhalten von Rindern und wurde auch als "Rinderstudie" bekannt. Beteiligt waren die Justus-Liebig-Universität Gießen und die Ludwig-Maximilians-Universität München für die Tieruntersuchungen sowie die Ingenieurgemeinschaft für Geowissenschaften und Umwelttechnik (IGU) aus München für die Expositionsmessungen. Als Ergebnis zeigte sich: "Bei Milchleistung, Fruchtbarkeit und Schlafhormonausschüttung waren bei allen untersuchten Rinderherden keine Auffälligkeiten durch den Einfluss von Mobilfunk erkennbar. Für Stresssymptome aufgrund von Mobilfunkeinwirkungen gab es keine statistisch abgesicherten Hinweise."[18][19]
In der Studie wurden 38 Tierhaltungen untersucht, welche auf die Bundesländer Bayern und Hessen verteilt waren, im Verlauf der Perioden Sommer/Herbst 1998 und Sommer 1999 sowie in einer Nachprüfung im Sommer 2000. Die untersuchten Betriebe befanden sich etwa zu gleichen Teilen in unmittelbarer Nähe bzw. zum Vergleich in sehr weiter Entfernung zu Mobilfunksendeanlagen des D- und E-Netzes. Es wurden dabei auch Feldstärkemessungen durchgeführt. Die Studienautoren kamen zu dem Ergebnis, dass es keinen Zusammenhang zwischen den elektromagnetischen Felder und den beobachteten Vorfällen und Störungen gebe. Die Zusammenfassung der Ergebnisse des Bayerischen Umweltministeriums lautet folgendermaßen: Bei Milchleistung, Fruchtbarkeit und Schlafhormonausschüttung waren bei allen untersuchten Rinderherden keine Auffälligkeiten durch den Einfluss von Mobilfunk erkennbar. Für Stresssymptome aufgrund von Mobilfunkeinwirkungen gab es keine statistisch abgesicherten Hinweise. Lediglich beim Wiederkauverhalten zeigten vier der acht untersuchten Herden nach Auskunft der Wissenschaftler Auffälligkeiten. Ein Gefährdungs-Szenario durch Mobilfunk ist nach Auswertung der Studie nicht erkennbar, nach Ansicht der Wissenschaftler aber auch nicht auszuschließen.
Die Untersuchung ergab jedoch Haltungsmängel bei der Massentierhaltung und falsche medizinische Behandlung bei den Tieren. Es zeigte sich, dass in den meisten der 38 untersuchten Ställen die Haltungsbedingungen so schlecht waren, dass die unter Dauerstress leidenden Tiere von vornherein Gesundheitsstörungen und auch Verletzungen aufwiesen. Zudem waren die Tiere einiger Höfe mit der Rinderkrankheit Bovine Virusdiarrhoe (BVD) infiziert. Andere Betriebe wiesen erhebliche Managementmängel im Bereich des Reproduktionsgeschehens auf.
Die österreichische Initiative Information - Natur - Gesellschaft aus Oberwang veröffentlicht auf ihren Webseite die Story der Bäuerin Anna Wimplinger, die davon übezeugt ist, dass der Gebrauch eines handelsüblichen schnurlosen Telefons zu drei Totgeburten und zu Unfruchtbarkeit bei den Rindern in ihrem Kuhstall geführt habe (Zitat: "Im Stall hat's richtig gespukt"). Nach Abschalten des Telefons hätte der Spuk ein Ende gehabt.[20][21] Die Totgeburten waren auch einen Artikel in Zeitenschrift wert.[22]
Geschäfte mit der Angst vor Elektrosmog
Auf dem Esoterikmarkt tummeln sich im In- und Ausland viele Anbieter von Produkten, die angeblich allein durch ihre Anwesenheit den Elektrosmog oder die angenommenen Schädigungen vermindern sollen. Dazu gehören Aufkleber, die an oder in Handys geklebt werden sollen oder spezielle Armbanduhren mit Wunderwirkung. Beispiele für die große Zahl derartiger Produkte sind:
- Atox Bio Computer
- AlphaPrevent-System
- Biophone und Bioguard
- Bioshield
- Feldprozessor
- Gabriel-Chip
- GeoWave-Welle (gegen Erdstrahlen)
- HarmonyChip
- ISEE ENERGYWATCH
- Körbler IT-Stecker
- Memon Transformer
- Neutralizer (auch unter dem Namen Raysaver auf dem Markt)
- Nord Süd Gleichrichter (historisches Konzept aus der Anfangszeit derartiger Produkte)
- Phi-Lambda-Technology
- Tesla Uhr
Auch Produkte aus dem Umfeld der Wilhelm Reich-Anhänger sind dazuzuzählen, wie die so genannten Cloudbuster.
Auch gibt es eine Fülle von HF-dichten Tapeten oder Vorhängen, und Vorrichtungen, die angeblich den so genannten Elektrosmog aus Steckdosen fernhalten. Im Bereich der Alternativmedizin werden verschiedene, nicht validierte und stets von den Krankenkassen nicht erstattungsfähige Verfahren angeboten, die angebliche "Elektrosmogschäden" mit einem Bluttest nachweisen sollen. So wird beispielsweise behauptet, dass die Anwesenheit elektromagnetischer Felder zu einem stapelförmigen Aneinanderhaften (Rollenbildung) von roten Blutkörperchen führe. Es wird versucht, dies mit dunkelfeldmikroskopischen Untersuchungen zu belegen.
Mit esoterischen Begündungen wird auch ein angeblich "elektrosmog-resistentes" und "feinclusteriges" Mineralwasser auf Naturkostmessen präsentiert, das mineralarme Laurentana-Wasser mit Herkunft aus einer Quelle im entfernten Piemonte (Norditalien). Aufgrund seiner Mineralienarmut solle es eine entschlackende Wirkung haben und "Gifte und Schlackenstoffe" wie ein Schwamm aufsaugen und Zellen ausspülen können. Das Beste am Laurentana-Wasser sei aber, dass es "rechtsdrehende Energien" beinhalte, um "Blockaden im Meridiansystem zu lösen und damit Krankheiten vorzubeugen." Während alle anderen Flaschenwässer durch die Einwirkung eines Mobiltelefons in ihrer Struktur "destabilisiert" würden, "verstärke" sich die ideale Ausgangsstruktur von Laurentana "sogar noch". Dies habe an der Uni Stuttgart der Raumfahrtwissenschaftler Prof. Dr. Bernd Kröplin im Rahmen eines "Projektes Apollo" herausgefunden.
Elektromagnetische Felder und das Bienensterben (CCD)
Seit etwa 2006 gibt es vage Hypothesen, dass elektromagnetische Felder auch als Auslöser des weltweit in bestimmten isolierten Gegenden beobachteten Bienensterbens in Frage kommen. Beiträge zu dieser Hypothese lieferte der deutsche Biophysiker Ulrich Warnke aus Saarbrücken, der das Bienensterben mit dem Betrieb der Ionosphärenforschungesanlage HAARP in Alaska in Zusammenhang bringt. Neuere Forschungen lassen allerdings eine Virusinfektion als eine mögliche Ursache des Bienensterbens vermuten.[23]
Baumsterben durch Elektrosmog?
Einige Mobilfunkgegner vermuten, Bäume würden durch Mobilfunk, Richtfunk, Radar usw. erkranken oder absterben. Als Belege führen sie Anekdoten ohne Aussagekraft an (früher, als die Funkstrahlung noch nicht da war, waren die Bäume gesünder) sowie vor allem Fotos von blattlosen Baumkronen. Häufig ist darauf ein Sendemast in beträchtlicher Entfernung zu sehen oder ein Baum mit Blättern auf der vom Sender abgewandten Seite eines Hauses.[24] Angaben beispielsweise dazu, ob diese Erscheinungen in geringerer Entfernung vom Sender häufiger auftreten, wo die Strahlungsdichte entsprechend höher ist, werden nicht gemacht. Dagegen wird behauptet, in funkarmen Gebieten hätten die Bäume grünere Blätter.
Eine Stellungnahme der Strahlenschutzkommission aus dem Jahr 1990 verneint einen Zusammenhang von Waldschäden mit Richtfunk- und Radarwellen.[25] In einer Studie der Universität München wurden Fichten und Buchen über drei Vegetationsperioden aus kurzer Entfernung mit einem Radargerät auf 9,4 GHz "befeldet". Dabei traten mittlere Leistungsflussdichten von etwa 6 bis 22 µW/cm2 auf, wobei die Spitzenwerte der gepulsten Strahlung rund 2.000-fach höher lagen. Es wurden verschiedene morphologische und physiologische Parameter gemessen. Ein Unterschied zu "unbefeldeten" Pflanzenteilen konnte nicht festgestellt werden.[26] Im Hinblick auf niederfrequente elektrische und magnetische Felder (z.B. von Leitungen zur Elektrizitätsversorgung) gibt es vereinzelt Studien, in denen eine Wirkung auf das Wachstum von Pflanzen festgestellt wurde. Allerdings liegen die berichteten Effekte an der Nachweisgrenze und es werden sowohl negative wie positive Einflüsse auf das Wachstum genannt.[27]
Bad science oder die Wissenschaft vom Hörensagen
Im Januar 2008 wurde eine Umweltepidemiologische Untersuchung zur Krebsinzidenz in den Gemeinden Hausmannsstätten und Vasoldsberg (Österreich) durch den österreichischen Umweltmediziner und als Mobilfunk- und WLAN-Gegner bekannten Mitarbeiter der Salzburger Landessanitätsdirektion Gerd Oberfeld[28] veröffentlicht[29]. Diese erlangte kurzzeitig Beachtung in Fachkreisen und wurde international von Mobilfunkgegnern gefeiert. Oberfeld war vom Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Fachabteilung für das Gesundheitswesen beauftragt worden. Vorausgegangen war die Beobachtung eines so genannten Krebsclusters, für den eine Erklärung gesucht wurde.[30]
Die Oberfeld-Studie kam zu dem Ergebnis, dass ein erhöhtes Krebsrisiko in der Nähe eines einzigen Mobilfunksenders der Mobilkom Austria vorliege und führte fälschlicherweise eine signifikant erhöhte Krebsrate von Anrainern auf diese C-Netz-Mobilfunkanlage zurück (C-Netz: analoges, Schmalband-FM-moduliertes Dauersignal mit Frequenzen zwischen 451,3 und 465,74 MHz). Nach Oberfeld hätte die Anlage von 1984 bis 1997 gearbeitet.
Die methodisch schwache und umstrittene Studie[31][32] wäre nicht weiter der Rede wert gewesen, wenn sich nicht im Februar 2008 herausgestellt hätte, dass für den von Oberfeld genannten Zeitraum überhaupt kein Mobilfunksender am fraglichen Standort existiert hatte und sich die Studie mithin eine wissenschaftliche Farce war. Mitte Februar wurde von mehreren österreichischen Stellen (Mobilfunkbetreiber, Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) mitgeteilt, dass laut der Aufzeichnungen in den Daten der Post- und Telegraphendirektion im Untersuchungszeitraum kein C-Netz-Sender in Betrieb war.[33]
Mobilkom Austria legte drei eidesstattliche Erklärungen von sachverständigen Zeitzeugen und eine amtliche Chronologie dieses Standortes ("Wählamtsmappe") vor. Außerdem bestätigt ein Schreiben des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) an das Bundesministerium für Gesundheit, Jugend und Familie (BMGFJ), dass es keine C-Netz-Anlage im Raum Vasoldsberg/Hausmannstätten gegeben hat. Mobilkom verwies zudem auf ein Luftbild, das im Jahre 1989 keinen Mobilfunktmast am Standort zeigte.[34] Aufgrund des Sonnenstandes zeichnen sich auf dem Luftbild alle Lichtmasten als Schatten ab, ein Funkmast wäre also erkennbar gewesen. Die Oberfeld-Studie belegte zudem in keinster Weise, dass am genannten Standort je ein Sender aktiv war. Eine Anfrage beim BMVIT hatte Oberfeld zu seiner Recherche gar nicht erst gemacht. Mobilkom verklagte Oberfeld[35] und dieser musste im November 2008 seine ungenügend recherchierte Studie zurückziehen. Oberfeld gab an, sich auf einen Zeitzeugen berufen zu haben.
Um einer gerichtlichen Verurteilung zu entgehen, hat Dr. Oberfeld einen Vergleich abgeschlossen, in dem er zur Kenntnis nimmt, "[...] dass sich im Bereich des Wählamtes "Schemmerlstraße" in Hausmannstätten, Steiermark, zu keinem Zeitpunkt eine "C-Netz"-Mobilfunkanlage befunden hat."[36] Die Arbeit wurde von Oberfeld am 3. November 2008 zurückgezogen.
Datenfälschungen an der MedUni Wien
Zwei wissenschaftliche Studienarbeiten an der MedUni Wien zu Wirkungen von elektromagnetischen Feldern[37][38] basieren auf gefälschten Daten einer Mitarbeiterin (Elisabeth Kratochvil - vormals Diem)[39], die die Fälschungen auch zugab, und wenige Stunden vor ihrer Entlassung selbst kündigte[40] und sich per E-Mail entschuldigte[41][42][43][44]. Die Wiener Forscher hatten 2005 und 2008 verkündet, dass sowohl GSM-Funkwellen wie auch UMTS-Felder in der Lage wären, Erbgut zu verändern. Auffallend waren extrem niedrige Standardabweichungen von 1-2%. Der Ordinarius für Statistik der MUW sprach in diesem Zusammenhang später, nachdem Zweifel aufkamen, in einem Gutachten von unplausiblen sowie wenig wahrscheinlichen Datenmuster[n]" und schlussfolgerte: Daher müssen an der Validität der beiden diskutierten Arbeiten fundamentale Zweifel angemeldet werden. Die Szene der Mobilfunkgegner feierte die veröffentlichten Angaben. Nach Zweifeln über die Konsistenz der Daten[45] (insbesondere durch Alexander Lerchl[46][47]) wurde eine Untersuchungskommission eingeschaltet, die die Fälscherin nach zweiwöchiger Überwachung auf frischer Tat ertappte. Mit der Untersuchung des Falles wurde der Rat für Wissenschaftsethik der Med.Uni.Wien (MUW) beauftragt, der feststellte, dass mehrere Experimente zu 100% fabriziert waren. Der durchführenden Experimentatorin war bekannt, wie bei einem Expositionsgerät eine Verblindung zu umgehen war, dazu fanden sich auch Angaben im Bedienungshandbuch.[48] Den Studienleitern und Autoren (Hugo Rüdiger, Franz Adlkofer) waren hingegen die Fälschungen und Widerspüche nicht aufgefallen. In den Arbeiten war von zehntausenden von Zellen auf dem Objekträger, eine Nachschau ergab jedoch Werte von 50 Zellen pro Objekträger. Die MUW informierte die Herausgeber der Zeitschriften International Archives of Occupational and Environmental Health und Mutation Research von ihren Erkenntnissen und empfahl ihnen, beide Publikationen zurückzuziehen. Des Weiteren forderte sie den korrespondierenden Autor (Hugo Rüdiger) auf, beide Publikationen zurückzuziehen. Rüdiger zog daraufhin angeblich eine einzige Arbeit zurück und unterstellte Kritikern, von der Mobilfunkindustrie bezahlt worden zu sein.[49] Franz Adlkofer ist Mitglied des Stiftungsrates und Geschäftsführer der vom Verband der Zigarettenindustrie gegründeten und finanzierten Verum-Stiftung, die Interesse an Forschung zeigt, die andere Risiken als die des Tabakrauchs bei Krebs untersucht. Letzendlich stellte sich jedoch nach einer Recherche des Laborjournals im Juni 2009 heraus, dass keine einzige der Arbeiten zurückgezogen worden war.[50] Rüdiger ist auch Mitherausgeber von International Archives of Occupational and Environmental Health, die wenigstens sich von einer der Arbeiten in einem EXPRESSION OF CONCERN bei den Lesern entschuldigte und ihre Zweifel an der Arbeit ausdrückte: The editors of IAOEH wish to express their doubts about the results reported in the paper by Schwarz et al. (2008) in this EXPRESSION OF CONCERN and to apologize to the readers of IAOEH for publishing this paper.
Hirntumoren und Mobiltelefone
Mobilfunkgegner und Personenkreise, die vor schädlichen Wirkungen schwacher Hochdrequenzfelder warnen, verweisen oft auf mögliche Hirntumoren als Folge der Nutzung eines Mobiltelefons. Eine Untersuchung aus Skandinavien verglich die Häufigkeit des Auftretens von Hirntumoren (Gliome und glioma and meningioma Meningiome) im Zeitraum von 1974 bis 2003 in Abhängigkeit zur Verbreitung des Mobilfunks, der sprunghaft etwa ab der Mitte der 1990er Jahre zunahm. Erfasst wurden knapp 60.000 Erkrankungsfälle. Unter der Annahme einer Latenzzeit von 5-10 Jahren zeigte sich keine Korrelation zwischen Mobilfunk und Hirntumoren.[51][52]
EMF-hoax
Mögliche Effekte schwacher elektromagnetischer Felder waren immer wieder Gegenstand von Internet-Hoaxen, die von Elektrosensiblen geglaubt werden. So wurde von russischen Spaßvögeln ein fiktives Experiment verbreitet, das belegen sollte, dass zwei miteinander verbundene sendende Handys ein dazwischen angeordnetes Ei zum Garen bringen könnten.
Mitte 2008 wurden nahezu gleichzeitig mehrere Videos bei youtube eingestellt, die zeigten, wie man angeblich mit Handys Popcorn zum Platzen bringen könne.[53][54] Einfache physikalische Überlegungen zeigen, dass das behauptete Handy-Eierkochen nicht möglich ist.[55][56] Mittlerweile hat die Firma Cardo - Produzent von Bluetooth Headsets - zugegeben, diese Videos als Werbegag ins Netz gestellt zu haben. Der "Pop-Effekt" in den Filmen wurde offenbar durch digitale Nachbearbeitung erzeugt: Bereits geplatzte Körner wurden ins Bild fallen gelassen, digitales Entfernen der Körner auf dem Tisch, Richtungsumkehr der betreffenden Sequenzen.[57][58] Auch gibt es eine Internetquelle, die beschreibt, wie man mit einem umgebauten Mikrowellenofen unter dem Tisch die gezeigten Effekte erzeugen kann: [3].
Verbreiter dieses absurden Hoax ist auch der deutsche Mobilfunkkritiker und Allgemeinmediziner Hans-Christoph Scheiner. Zitat Scheiner: "Die Russen beispielsweise haben links und rechts neben einem Ei zwei Handys miteinander kommunizieren lassen. Nach 40 Minuten war das Ei gekocht." Scheiner geht auch davon aus, dass durch die Funkwellen des Mobilfunks ab 100 µW/cm2 die Blut-Hirn-Schranke aufbreche und damit, laut Scheiner, Giftstoffe ins Gehirn gelangen und Nervenzellen zerquetscht würden.[59] Scheiner ist auch bekannt für Zitatfälschungen[60] und für unbelegte Horrormärchen um Schaden anrichtende Skalarwellen. So schreibt Scheiner: "Diese Wellenform nimmt in ihrer Intensität nicht mit dem Quadrat der Entfernung ab; sie ist schneller als Lichtgeschwindigkeit, "tunnelt" ungehindert durch Materie, also auch den Körper und entlädt ungebremst ihre Zerstörungskraft im Gewebe, etwa einem Organ oder im ungeborenen Kind einer schwangeren Frau. Der Abstand der Entfernung von der Strahlenquelle eines Handys oder einer Basisstation verringert also nicht das Ausmaß der Schädigung, "sondern nur die Wahrscheinlichkeit getroffen zu werden".
Diathermie, Mikrowellenanwendungen in der Medizin
Seit etwa 1908 (Zeyneck) werden elektromagnetische Felder hoher Intensität zur therapeutischen Gewebserwärmung angewandt. Bei der Diathermie werden entweder Elektroden auf die Haut aufgesetzt, die mit der Hochfrequenzquelle verbunden sind, oder das betreffende Hautareal wird über eine Antenne, die an den Generator angeschlossen ist, bestrahlt. In diesem Falle gelangt ein Anteil auch in die Tiefe und kann im Gewebe Wirbelströme induzieren, die zur Wärmeentwicklung führen. Die Wahl der Frequenz bestimmt, inwieweit die Wärmeentwicklung in der Tiefe erfolgt. (Dielektrische Erwärmung). Eingesetzt wird die Diathermie zur lokalen Durchblutungssteigerung, lokalen Stoffwechselbeeinflussung, bei Muskelverspannungen und anderen Indikationen.
Benutzt werden folgende Frequenzbereiche:
- 27,12 MHz (Wellenlänge 11 m) Kurzwellen-Therapie
- 434 MHz (Wellenlänge 69 cm) Dezimeterwellentherapie
- 2.450 MHz (2,45 GHz, Wellenlänge 12 cm) Mikrowellen-Therapie
Beispielhaft sei hier das Diathermiegerät Radarmed 12 S 230 der Firma Robert Bosch aus dem Jahr 1967 erwähnt, das bei einer Frequenz von 2,45 GHz im Mikrowellenbereich arbeitete. Genau im gleichen Frequenzbereich heutiger Mikrowellenherde und unter Anwendung eines Magnetrons.[61] Eine aktuellere Ausführung ist hier zu sehen: [4].
Seit über 100 Jahren werden Patienten mit Kurzwellen- oder Mikrowellentherapiegeräten behandelt.
Radaranlagen im Freizeit-Bootssport
Radaranlagen im Leistungsbereich bis etwa 5 Kilowatt Impulsleistung finden sich auf vielen Sportbooten, um die Sicherheit bei unsichtigem Wetter und in der Nacht zu erhöhen. Aus Platzgünden werden die Radarantennen dabei oft am Heck des Bootes auf einem Geräteträger so montiert, dass ein stehender Segler nahe an die Antenne herankommt. Das dazugehörige Sichtgerät ist unter Deck eingebaut.
Über etwaige Beschwerden der Freizeitskipper ist bislang nichts bekannt geworden.
Literatur
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Weblinks
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Quellennachweise
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- ↑ Martin Röösli. Radiofrequency electromagnetic field exposure and non-specific symptoms of ill health: A systematic review. Environmental Research Volume 107, Issue 2, Juni 2008, Seiten 277-287. doi:10.1016/j.envres.2008.02.003
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