TLR-Faktor: Unterschied zwischen den Versionen
(→Kritik) |
K (Fmt, Link) |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
− | [[image:TLR.jpg|Artikel bei Raum | + | [[image:TLR.jpg|Artikel bei Raum & Zeit|200px|thumb]] |
Als '''TLR-Faktor''' (''Temporary Local Risk Factor'') nennen die Berliner [[Pseudowissenschaft]]ler [[Fosar und Bludorf|Grazyna Fosar und Franz Bludorf]] eine eigene Hypothese zu - nach ihrer Ansicht - zeitlich und örtlich gehäuften Flugzeugunglücken. | Als '''TLR-Faktor''' (''Temporary Local Risk Factor'') nennen die Berliner [[Pseudowissenschaft]]ler [[Fosar und Bludorf|Grazyna Fosar und Franz Bludorf]] eine eigene Hypothese zu - nach ihrer Ansicht - zeitlich und örtlich gehäuften Flugzeugunglücken. | ||
Nach dieser Hypothese, die aufgrund fehlender statistischer Absicherung und mangelnder Datenlage nicht wissenschaftlich rezipiert wurde, solle sich hinter Flugzeugabstürzen ein bislang angeblich ''unerforschtes'' atmosphärisches Phänomen verbergen. | Nach dieser Hypothese, die aufgrund fehlender statistischer Absicherung und mangelnder Datenlage nicht wissenschaftlich rezipiert wurde, solle sich hinter Flugzeugabstürzen ein bislang angeblich ''unerforschtes'' atmosphärisches Phänomen verbergen. | ||
− | Die Autoren stellen aufgrund ausgesuchter Ereignisse aus der | + | Die Autoren stellen aufgrund ausgesuchter Ereignisse aus der großen Zahl von Flugzeugabstürzen (150-200 pro Jahr) die Frage: ''Warum treten diese Phänomene nicht zufällig irgendwo auf, sondern folgen einem festen Muster?'' |
Zu ihrer Hypothese bieten die Amateurforscher ein eigenes Buch an sowie ein entsprechendes Computerprogramm namens Hyper2000 Professional. | Zu ihrer Hypothese bieten die Amateurforscher ein eigenes Buch an sowie ein entsprechendes Computerprogramm namens Hyper2000 Professional. | ||
− | Die abwegige Hypothese mit Verschwörungstheoriecharakter war der [[Esoterik]]zeitschrift [[Raum | + | Die abwegige Hypothese mit Verschwörungstheoriecharakter war der [[Esoterik]]zeitschrift [[Raum & Zeit]] im Jahre 2001 einen Artikel wert. Auch die Zeitschrift [[Zeitgeist]] widmet der Hypothese einen Artikel in ihrer Ausgabe 2/1999. |
==TLR-Faktor== | ==TLR-Faktor== | ||
Die Hypothese postuliert ein zeitliches-örtliches Muster für Flugzeugabstürze, das bei Flugzeugunglücken in Betracht komme, bei denen technisches oder menschliches Versagen ausgeschlossen werden könne. Gesprochen wird hierbei auch von einem ''zeitweiligen lokalen Risikofaktor''. | Die Hypothese postuliert ein zeitliches-örtliches Muster für Flugzeugabstürze, das bei Flugzeugunglücken in Betracht komme, bei denen technisches oder menschliches Versagen ausgeschlossen werden könne. Gesprochen wird hierbei auch von einem ''zeitweiligen lokalen Risikofaktor''. | ||
− | Fosar und Bludorf berufen sich auf ''rätselhafte Zeitabstände'' zwischen den Abstürzen einer Maschine der TWA (TWA 800) vom 17. | + | Fosar und Bludorf berufen sich auf ''rätselhafte Zeitabstände'' zwischen den Abstürzen einer Maschine der TWA (TWA 800) vom 17. Juli 1996, einer Swissair Maschine (Swissair 127) vom 9. August 1997 und einer weiteren Swissair Maschine (Swissair 111) vom 2. September 1998. Die drei Abstürze wären demnach im gleichen Luftraum geschehen zu zeitlichen Abständen von jweils etwas mehr als einem Jahr (388 Tage, 389 Tage). Die Autoren sprechen hier auch von einem ''194-Tage-Rhythmus''. |
− | Zudem hätten sich die | + | Zudem hätten sich die Abstürze im Bereich des Höhenwindes Jet-Stream abgespielt. |
Fosar und Bludorf vermuten hinter ihrem ausgesuchten Muster langsam von West nach Ost wandernde Schumann-Wellen, die sich auf das örtliche Wetter auf der nördlichen Halbkugel der Erde auswirkten. Die elektromagnetischen Wellen würden dabei als auslösende Faktoren für Kabelbrände und [[Kugelblitz]]e in Frage kommen. Der Jetstream habe auch ''elektromagnetische Eigenschaften'' und fungiere als eine Art ''riesige Schleifenantenne'', entlang derer auch Experimente der amerikanischen Ionosphärenforschungsanlage [[HAARP]] stattfinden würden. Somit nimmt diese Hypothese auch Eigenschaften einer [[Verschwörungstheorie]] an. | Fosar und Bludorf vermuten hinter ihrem ausgesuchten Muster langsam von West nach Ost wandernde Schumann-Wellen, die sich auf das örtliche Wetter auf der nördlichen Halbkugel der Erde auswirkten. Die elektromagnetischen Wellen würden dabei als auslösende Faktoren für Kabelbrände und [[Kugelblitz]]e in Frage kommen. Der Jetstream habe auch ''elektromagnetische Eigenschaften'' und fungiere als eine Art ''riesige Schleifenantenne'', entlang derer auch Experimente der amerikanischen Ionosphärenforschungsanlage [[HAARP]] stattfinden würden. Somit nimmt diese Hypothese auch Eigenschaften einer [[Verschwörungstheorie]] an. | ||
Zeile 20: | Zeile 20: | ||
==Kritik== | ==Kritik== | ||
[[image:Hyper2000.jpg|Software Hyper 2000|350px|thumb]] | [[image:Hyper2000.jpg|Software Hyper 2000|350px|thumb]] | ||
− | Die Autoren verwechseln den zirkumpolaren Elektrojet mit dem weiter südlich verlaufenden Jetstream. Beide Phänomene sind in ihrem Verlauf sehr variabel. Die sporadischen Aussendungen der HAARP-Anlage werden nicht berücksichtigt, die abgestrahlte HF-Leistung anderer ähnlich leistungsstarker Anlagen wird ebenso nicht berücksichtigt. Es werden keine statistischen Untersuchungen zur Wahrscheinlichkeit eines TLR-Faktors angestellt. Der Vorwurf, einfach Ereignisse selektiv aus der | + | Die Autoren verwechseln den zirkumpolaren Elektrojet mit dem weiter südlich verlaufenden Jetstream. Beide Phänomene sind in ihrem Verlauf sehr variabel. Die sporadischen Aussendungen der HAARP-Anlage werden nicht berücksichtigt, die abgestrahlte HF-Leistung anderer, ähnlich leistungsstarker Anlagen wird ebenso nicht berücksichtigt. Es werden keine statistischen Untersuchungen zur Wahrscheinlichkeit eines TLR-Faktors angestellt. Der Vorwurf, einfach Ereignisse selektiv aus der großen Zahl an Flugzeugabstürzen oder Notlandungen ausgesucht zu haben, die der Hypothese folgen, wird weder erörtert noch entkräftet. |
− | Die Zahl der Abstürze ziviler Passagierflugzeuge mit mehr als 6 Sitzen ist seit Jahren leicht rückläufig. Nach Angaben des in Genf ansässigen ''Aircraft Crashes Record Office (ACRO)'' stürzen jedes Jahr weltweit | + | Die Zahl der Abstürze ziviler Passagierflugzeuge mit mehr als 6 Sitzen ist seit Jahren leicht rückläufig. Nach Angaben des in Genf ansässigen ''Aircraft Crashes Record Office (ACRO)'' stürzen jedes Jahr weltweit 150 bis knapp 200 Flugzeuge aus dieser Kategorie ab.<ref>http://www.baaa-acro.com/Liste%20du%20nombre%20d%27accidents%20par%20annee.htm</ref> |
==Weblinks== | ==Weblinks== |
Version vom 5. Februar 2010, 00:03 Uhr
Als TLR-Faktor (Temporary Local Risk Factor) nennen die Berliner Pseudowissenschaftler Grazyna Fosar und Franz Bludorf eine eigene Hypothese zu - nach ihrer Ansicht - zeitlich und örtlich gehäuften Flugzeugunglücken. Nach dieser Hypothese, die aufgrund fehlender statistischer Absicherung und mangelnder Datenlage nicht wissenschaftlich rezipiert wurde, solle sich hinter Flugzeugabstürzen ein bislang angeblich unerforschtes atmosphärisches Phänomen verbergen.
Die Autoren stellen aufgrund ausgesuchter Ereignisse aus der großen Zahl von Flugzeugabstürzen (150-200 pro Jahr) die Frage: Warum treten diese Phänomene nicht zufällig irgendwo auf, sondern folgen einem festen Muster?
Zu ihrer Hypothese bieten die Amateurforscher ein eigenes Buch an sowie ein entsprechendes Computerprogramm namens Hyper2000 Professional.
Die abwegige Hypothese mit Verschwörungstheoriecharakter war der Esoterikzeitschrift Raum & Zeit im Jahre 2001 einen Artikel wert. Auch die Zeitschrift Zeitgeist widmet der Hypothese einen Artikel in ihrer Ausgabe 2/1999.
TLR-Faktor
Die Hypothese postuliert ein zeitliches-örtliches Muster für Flugzeugabstürze, das bei Flugzeugunglücken in Betracht komme, bei denen technisches oder menschliches Versagen ausgeschlossen werden könne. Gesprochen wird hierbei auch von einem zeitweiligen lokalen Risikofaktor.
Fosar und Bludorf berufen sich auf rätselhafte Zeitabstände zwischen den Abstürzen einer Maschine der TWA (TWA 800) vom 17. Juli 1996, einer Swissair Maschine (Swissair 127) vom 9. August 1997 und einer weiteren Swissair Maschine (Swissair 111) vom 2. September 1998. Die drei Abstürze wären demnach im gleichen Luftraum geschehen zu zeitlichen Abständen von jweils etwas mehr als einem Jahr (388 Tage, 389 Tage). Die Autoren sprechen hier auch von einem 194-Tage-Rhythmus.
Zudem hätten sich die Abstürze im Bereich des Höhenwindes Jet-Stream abgespielt.
Fosar und Bludorf vermuten hinter ihrem ausgesuchten Muster langsam von West nach Ost wandernde Schumann-Wellen, die sich auf das örtliche Wetter auf der nördlichen Halbkugel der Erde auswirkten. Die elektromagnetischen Wellen würden dabei als auslösende Faktoren für Kabelbrände und Kugelblitze in Frage kommen. Der Jetstream habe auch elektromagnetische Eigenschaften und fungiere als eine Art riesige Schleifenantenne, entlang derer auch Experimente der amerikanischen Ionosphärenforschungsanlage HAARP stattfinden würden. Somit nimmt diese Hypothese auch Eigenschaften einer Verschwörungstheorie an.
Kritik
Die Autoren verwechseln den zirkumpolaren Elektrojet mit dem weiter südlich verlaufenden Jetstream. Beide Phänomene sind in ihrem Verlauf sehr variabel. Die sporadischen Aussendungen der HAARP-Anlage werden nicht berücksichtigt, die abgestrahlte HF-Leistung anderer, ähnlich leistungsstarker Anlagen wird ebenso nicht berücksichtigt. Es werden keine statistischen Untersuchungen zur Wahrscheinlichkeit eines TLR-Faktors angestellt. Der Vorwurf, einfach Ereignisse selektiv aus der großen Zahl an Flugzeugabstürzen oder Notlandungen ausgesucht zu haben, die der Hypothese folgen, wird weder erörtert noch entkräftet.
Die Zahl der Abstürze ziviler Passagierflugzeuge mit mehr als 6 Sitzen ist seit Jahren leicht rückläufig. Nach Angaben des in Genf ansässigen Aircraft Crashes Record Office (ACRO) stürzen jedes Jahr weltweit 150 bis knapp 200 Flugzeuge aus dieser Kategorie ab.[1]
Weblinks
- http://en.wikipedia.org/wiki/Category:20th-century_aviation_accidents_and_incidents
- http://en.wikipedia.org/wiki/Category:21st-century_aviation_accidents_and_incidents