Um 1873 entstand in Rio de Janeiro ein Zirkel, dessen Seancen auf die Heilung von Kranken und Leidenden durch das Geben von Passes fokussiert waren. Der brasilianische Kardecismus zeigt schon hier seine starke moralische und evolutionistische Grundbeschaffenheit. Zugrunde liegen sowohl ein Einfluss religiöser Konzepte, die der indischen Wiedergeburtslehre entspringen, als auch eine spezifische Auslegung der Bibel, insbesondere des Dekalogs und der Bergpredigt. Der brasilianische Spiritismus versteht sich zu weiten Teilen als christlicher Spiritismus (espiritismo cristao). Er ist in einer Dachorganisation, der Federacao Espirita Brasileira (FEB) zusammengeschlossen, die die Lehre Kardecs als kanonische Kodifikation des brasilianischen Spiritismus vorschreibt. Der Wahlspruch dieser Organisation lautet Gott, Christus und Karitas. Ausdruck dieser Betonung der christlichen Nächstenliebe findet sich etwa in den zahlreichen karitativen Institutionen der Spiritisten, auf die sicher auch ein hohes Maß der Popularität des Kardecismus in Brasilien zurückgeht. | Um 1873 entstand in Rio de Janeiro ein Zirkel, dessen Seancen auf die Heilung von Kranken und Leidenden durch das Geben von Passes fokussiert waren. Der brasilianische Kardecismus zeigt schon hier seine starke moralische und evolutionistische Grundbeschaffenheit. Zugrunde liegen sowohl ein Einfluss religiöser Konzepte, die der indischen Wiedergeburtslehre entspringen, als auch eine spezifische Auslegung der Bibel, insbesondere des Dekalogs und der Bergpredigt. Der brasilianische Spiritismus versteht sich zu weiten Teilen als christlicher Spiritismus (espiritismo cristao). Er ist in einer Dachorganisation, der Federacao Espirita Brasileira (FEB) zusammengeschlossen, die die Lehre Kardecs als kanonische Kodifikation des brasilianischen Spiritismus vorschreibt. Der Wahlspruch dieser Organisation lautet Gott, Christus und Karitas. Ausdruck dieser Betonung der christlichen Nächstenliebe findet sich etwa in den zahlreichen karitativen Institutionen der Spiritisten, auf die sicher auch ein hohes Maß der Popularität des Kardecismus in Brasilien zurückgeht. |