Cäsiumchlorid-Therapie: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 18. September 2009, 19:42 Uhr

CsCl

Die Cäsiumchlorid-Therapie (auch Brewer High pH Protokoll, Cesium Chloride Therapy, high pH therapy) ist eine umstrittene alternativmedizinische Behandlung von Krebserkrankungen ohne nachgewiesenen gewordenem Nutzen. Im Rahmen dieser Methode sollen stabile (als nicht radioaktive) Cäsiumsalze (Cäsiumchlord) oral eingenommen werden.

Manche Anwender wenden zusätzlich DMSO (Dimethylsulfoxid), Rubidiumsalze oder Amygdalin an. Wegen möglicher Kaliumverluste und niedriger Kaliumserumwerte empfehlen manche Anwender zusätzlich Kalium zu infundieren.

Erste Erwägungen Cäsium in der Krebstherapie einzusetzen stammen aus den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Als erste Untersuchungen in den dreissiger Jahren jedoch enttäuschende Ergebnisse zeigten, wurde das Konzept nicht weiter verfolgt. Die eigentlich hier thematisierte Cäsiumchloriftherapie gegen Krebs entstand erst später, in den achziger Jahren und ist mit dem Namen des amerikanischen Physikers Keith Brewer (1893-1986) verbunden. Brewer vermutete eine Krebsentstehung durch einen Abfall des pH-Wertes in der Zelle und berief sich dabei auf Manfred von Ardenne. Der Arzt und Ufologe Hans Nieper soll in Deutschland Versuche am Menschen mit Cäsiumchlorid durchgeführt haben.

In Deutschland wird diese Methode von dem ehemaligen Krankenpfleger und Geschäftsmann Lothar Hirneise und seinem Verein Menschen gegen Krebs (heute: Krebs 21) propagiert und angewandt.

Wegen nicht erwiesener Wirksamkeit und der bekannt gewordenen Nebenwirkungen wird von dieser Therapie abgeraten[1]

Cäsiumchlorid

Cäsiumchlorid (CsCl) ist ein cäsiumhaltiges Salz. Cäsium selbst ein zwar seltenes, aber natürlich vorkommendes Element und Alkalimetall. Radioaktive Isotope des Cäsium werden selten auch zur Bestrahlungstherapie von Krebserkrankungen eingesetzt. Nichtradioaktive Isotope spielen andererseite keine bekannte Rolle in der akademischen Medizin. Obwohl nichtradioaktives Cäsium in geringer Menge offenbar nicht toxisch ist, kann es unter der Anwendung von Cäsiumsalzen zu Herzerkrankungen und anderen Zwischenfällen kommen. Heutiges Wissen zur Toxizität von Cäsium ist hauptsächlich von Ergebnissen im Tierversuch abgeleitet und ist noch lückenhaft.

Im Chemikalienhandel kosten 100 Gramm CsCl etwa 60 Euro.

Cäsiumchlorid-Therapie

Anhänger dieser Methode gehen spekulativ davon aus, daß im Inneren (Zytoplasma) von Tumorzellen ein niedriger pH-Wert herrsche, diese Zellen also sauerer seien als gesunde Zellen. CsCl soll den pH - Wert in den Tumorzellen auf den Normalwert anheben, daher wird diese Therapie auch als "high pH therapy" bezeichnet. Des weiteren soll Cäsium dazu führen, daß Tumorzellen weniger Glukose (Traubenzucker) aufnehmen können und somit verhungern.

Befürworter wenden CsCl in Form von Tabletten oder als Infusion an. Nach üblichen Empfehlungen sollen zwischen einem und sechs Gramm täglich eingenommen werden.

Wissenschaftlich ist es jedoch nicht erwiesen daß in Tumorzellen ein niedrigerer pH-Wert vorliegt als in gesunden Körperzellen, auch ist es nicht erwiesen daß die Aufnahme von Cäsium oder Cäsiumsalzen den intrazellulären pH-Wert von Tumozellen anhebt.[2].

Zu erfolgreichen Anwendungen von Cäsiumchlorid bei Krebserkrankungen stehen neben anekdotenhaften Berichte von Seiten der Befürworter im Internet nur unverblindete Kleinstudien ohne Kontrollgruppe vor. Veröffentlichte kontrollierte Studien zum Thema liegen nicht vor (Stand 2009). Andererseits liegen Einzelberichte von Patientenschicksalen vor, die Zwischenfälle und ein Versagen dieser Therapie dokumentieren. Daher wird diese Therapie von Fachgesellschaften abgelehnt.[3]


Nebenwirkungen / Gefahren

In den letzten Jahren kam es zur Veröffentlichung von Berichten über schwere Nebenwirkungen nach Cäsiumchlorideinnahme bei Krebskranken, die sich selbst damit zu behandeln versuchten. Berichtet wurde dabei über

  • lebensbedrohliche Herzrythmusstörungen bis zu Herzstillstand
  • Krämpfe
  • Bewusstlosigkeit
  • Veränderungen der Elektrolytkonzentrationen im Blut, Kaliumverluste


Literatur

 ^ Sartori H. E. "Cesium therapy in cancer patients." Pharmacol Biochem Behav. 1984;21 Suppl 1:11-3.PMID: 6522427.

  • Dalal AK, Harding JD, Verdino RJ. Acquired long QT syndrome and monomorphic ventricular tachycardia after alternative treatment with cesium chloride for brain cancer. Mayo Clin Proc. 2004:79(8);1065-1069. (Erratum Mayo Clin Proc. 2004:79(9);1215)
  • Lyon AW. Mayhew WJ. Cesium toxicity: a case of self-treatment by alternate therapy gone awry. Ther Drug Monit. 2003;25:114-116.
  • Samadani U, Marcotte P. Zero efficacy with cesium chloride self-treatment for brain cancer. Mayo Clin Proc. 2004;79:1588.


  • El-Domeiri AA, Messiha FS, Hsia WC. Effect of alkali metal salts on sarcoma I in A/J mice. J Surg Oncol. 1981;18:423-429.

Messiha FS. Developmental toxicity of cesium in the mouse. Gen Pharmacol. 1994;25:395-400.

Messiha FS, Stocco DM. Effect of cesium and potassium salts on survival of rats bearing Novikoff hepatoma. Pharmacol Biochem Behav.1984;21 Suppl 1:31-34.

Neulieb R. Effect of oral intake of cesium chloride: a single case report. Pharmacol Biochem Behav.1984;21 Suppl 1:15-16.

Pinsky C, Bose R. Pharmacological and toxicological investigations of cesium. Pharmacol Biochem Behav.1984;21 Suppl 1:17-23.

Pinter A, Doran P, Newman D. Cesium-induced torsades de pointes. New Engl J Med. 2002:346;383-384.

Sartori HE. Nutrients and cancer: an introduction to cesium therapy. Pharmacol Biochem Behav. 1984;21 Suppl 1:7-10.


Weblinks

  1. Cardiac Risks Associated with Cesium Chloride. Medical Information Recalls and Advisories. By Health Canada - Sep 17, 2009. Health Canada Warns Canadians of Cardiac Risks Associated with Cesium Chloride [1]
  2. http://www.cancer.org/docroot/ETO/content/ETO_5_3X_Cesium_Chloride.asp
  3. Health Canada advises against any use of unauthorized oral or intravenous stable cesium compound. http://www.disabled-world.com/medical/recalls/cesium-chloride.php Cardiac Risks Associated with Cesium Chloride. Medical Information Recalls and Advisories By Health Canada - Sep 17, 2009 5:02:24 PM