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Version vom 27. Juli 2009, 17:48 Uhr
Dokumentation: Zeugenaussagen zur Germanischen Neuen Medizin nach Ryke Geerd Hamer
Abschrift von drei Interviews der Journalistin Silke Bauer / Radio Wüste Welle
1985 Klinik "Amici di Dirk" in Katzenelnbogen
Ehemalige Mitarbeiterinnen von Dr. Hamer berichten, dass sie niemanden gesehen haben, der von Dr. Hamer geheilt wurde
Autorin: Silke Bauer
RADIO Wüste Welle, Tübingen 96,6 MHz
c/o Sudhaus, Hechinger Str. 203
72072 Tübingen
fon: 07071/7603-37, fax: -47
info(at)wueste-welle.de
Datum: 10.04.2007
Lizenz: Creative-Commons
Nichtkommerziell, Bearbeitung erlaubt, Weitergabe unter gleicher Lizenz erwünscht.
Beschreibung:
In dieser Sendung geht es um die "Germanische Neue Medizin". Es kommen hier weder die Gegner noch die Anhänger zu Wort, da beide Seiten sich schon sehr stark im Internet positionieren. Vielmehr interviewe ich ehemalige Mitarbeiterinnen von Dr. Hamer. Sie berichten zum ersten mal in der Öffentlichkeit über ihre Arbeit unter Dr. Hamer. Es war nicht leicht, diese Frauen ausfindig zu machen, da sie inzwischen geheiratet und ihre Namen geändert haben. Diese Frauen haben sich schließlich bereit erklärt, mir diese Interviews zu geben, da dieses Thema immer noch aktuell ist.
Die ehemaligen Mitarbeiterinnen berichten, dass sie in der Zeit als sie unter Dr. Hamer arbeiteten, niemanden gesehen haben, der von Dr. Hamer geheilt wurde. Nach den Aussagen dieser ehemaligen Mitarbeiterinnen ließ Dr. Hamer Sterbende noch schnell in andere Krankenhäuser verlegen oder nach Frankreich transportieren, um sagen zu können, diese seien nicht bei ihm gestorben. Waren Patienten in der "Klinik" von Dr. Hamer gestorben, ließ Dr. Hamer nach Auskunft der ehemaligen Mitarbeiterinnen diese Toten weiterpflegen, auch als die Totenstarre längst eingesetzt hatte.
Wörtliche Abschrift des 1. Interview von Silke Bauer mit Frau Gemmer
B: Silke Bauer; G: Gemmer
B: Ich beginne jetzt mit Frau G., sie hat damals in der Verwaltung von der Klinik von Dr. Hamer gearbeitet, in Katzenelnbogen.
B: Frau G., mich interessieren erstmal die Patienten, die sich damals in die Hände von Dr. Hamer begeben haben. Was waren denn das für Leute?
G: Das waren praktisch Leute, die von der Schulmedizin schon aufgegeben wurden und bei Dr. Hamer halt die letzte Hoffnung gesehen haben. Sie kamen aus Frankreich, aus Italien hatten wir welche und aus ganz Deutschland.
B: Haben Sie eine Erklärung, warum da so viele Franzosen auch bei waren?
G: Da war ein Sponsor, das weiß ich noch, ein französischer Graf, der hat mit seinem Geld da dringehängt, irgendwie, in dieser ganzen Sache. Und dadurch ist der Dr. Hamer auch in Frankreich bekannt gewesen.
B: Das war der Herr D'Oncieu, nehme ich mal an. Der hat nämlich den Dr. Hamer damals unterstützt. Es waren aus Ihrer Sicht Patienten, die von der Schulmedizin komplett aufgegeben waren?
G: Das waren schon totkranke Patienten. Verschiedene hat er verlegen lassen noch in andere Krankenhäusern, weil er wusste, die sterben sowieso gleich, und dann sind die in anderen Krankenhäusern gestorben, damit es nachher nur nicht so aussieht, als wenn die bei ihm gestorben wären. Da gab es auch ein Problem: Plötzlich haben sich die Krankenhäuser in Limburg und Koblenz geweigert, immer wieder die Patienten da zum Sterben aufzunehmen.
B: Ich habe auch gehört, was die Transporte der Leichen anging, dass die irgendwie dezent abgewickelt wurden.
G: Ja ja, das ist alles abends oder nachts erst passiert, damit das nicht so offensichtlich war, dass des Öfteren der Bestattungswagen da angefahren kam, damit die Leute das nicht so sehen.
B: Wie lange haben Sie denn gearbeitet unter Dr. Hamer?
G: Es ging nicht lange, am 1. August [1985] habe ich angefangen und Anfang Dezember, nachdem die Kripo alles beschlagnahmt hatte, war ja die Klinik wieder geschlossen.
B. Am Anfang waren Sie kurzfristig von Herrn Dr. Hamer beeindruckt, als er in Ihre Stadt kam. Ist das richtig?
G: Das ist richtig, ich habe den Mann kennengelernt und habe gedacht: "Oh ja, das ist ein ganz anderer Arzt. Die Ärzte sind sonst Gott in Weiß". Ich dachte: "Der ist menschlich", aber so circa nach drei Tagen habe ich gedacht: "Nee, der Dr. Hamer, der ist ziemlich wirre im Kopf". Da konnte ich nicht mehr so dahinter stehen, hinter seiner Sache.
B: Was meinen Sie damit?
G: Ich war ja mehr die Sekretärin, er hat mir so Briefe diktiert, an die Bezirksregierung, an die Landesregierung, er lag mit jedem im Clinch, er hatte auch diesen Verfolgungswahn, immer, dass jemand ihm was anhaben wollte. Es waren total wirre Briefe - da konnte ich nicht mehr dahinter stehen, da dachte ich gleich: "Mit dem Mann ist etwas nicht in Ordnung".
B: Sie sind aber trotzdem fast ein halbes Jahr bei ihm geblieben.
G: Ja, er hatte ja mittlerweile Patienten und irgendwie mussten die ja versorgt werden. Das waren ja arme Menschen, oft schwerkranke Menschen, und ich habe mitorganisiert, dass eine Krankenschwester zumindest für einen halben Tag - hatten wir eine eingestellt. Geld war ja nicht da. Geld war ja kaum da, das war ja das schlimme. Dann hatten wir noch eine Putzfrau - die habe ich von unserem früheren Krankenhaus angeheuert, und auch in der Küche mussten ja Leute wieder kommen, die für die Patienten gekocht haben. Wir konnten die Leute nicht im Stich lassen, die armen Kranken.
B: Sie hatten schon vorher in diesem Krankenhaus vor Dr. Hamer gearbeitet und sind quasi als Sekretärin übernommen worden. Sie sind also nicht aus dem internen Kreis um Herrn Dr. Hamer, so wie Sie mir das erzählt haben.
G: Nein, nein, ich hatte vorher nichts mit dem Dr. Hamer zu tun. Ich war in dem Krankenhaus, das wurde ja geschlossen als kleines Krankenhaus, und damals freuten wir uns: "Das geht irgendwie weiter ... da kommt ein neuer Arzt der will das Krankenhaus übernehmen und für uns Angestellte gibt es wieder eine Arbeitsstelle." Aber das hat sich dann ja ganz anders entpuppt.
B: Jetzt habe ich noch eine letzte Frage an Sie, Frau G. Aus der Zeit, in der Sie mit Dr. Hamer zusammengearbeitet haben, was ist Ihnen da besonders in Erinnerung geblieben?
G: Ja, da kann ich eine Sache berichten, da werde ich mich immer daran erinnern. Und zwar hat eine junge schwer krebskranke Frau auf Station gelegen, die hatte als Begleitung ihren Bruder dabei. Und eines Tages ist der Dr. Hamer mit dem Auto morgens weggefahren und hat uns aber nicht gesagt, wo er hinfährt oder wann er zurückkommt oder eine Telefonnummer hinterlassen - nichts. Und der Bruder, der kam dann zu mir und hat gesagt seine Schwester hat starke Schmerzen, und wo der Dr. Hamer ist. Ich habe ihm gesagt: "Ich kann ihn nicht erreichen, er hat uns nicht hinterlassen, wo er ist." Und der Bruder kam zwei, drei mal: "Die Schwester schreit vor Schmerzen." Und ich habe überlegt: "Ich hole einen anderen Arzt, es geht nicht." Und dann habe ich unseren ehemaligen Arzt, der im Krankenhaus Chirurg war vorher, angerufen. Der hat jetzt eine Praxis gehabt. Und der hat gesagt: "Ich komme, aber ich bringe einen zweiten Arzt mit. Alleine gehe ich nicht in die Klinik da rein." Der kam mit einem zweiten Arzt und die haben der jungen Frau Schmerzmittel gegeben. Und daraufhin haben die beiden Ärzte auch den Dr. Hamer angezeigt. Da kam die Sache ins Rollen. Später kam deswegen auch später die Kripo und hat alles beschlagnahmt. Diese Sache hat eigentlich die Schließung ins Rollen gebracht.
B: Warum wollte denn dieser Arzt nicht alleine kommen? Wissen Sie das noch?
G: Ja, das war schon eine ganz umstrittene Sache. Er sagt ja immer: "die Schulmedizin". Die Ärzte waren ja mit der Methode von Dr. Hamer überhaupt nicht einverstanden. Jedenfalls wollte der Dr. D...... nicht alleine dorthin gehen, er wollte einen Zeugen dabei haben, einen zweiten Arzt.
B: Wie kommt es dass dann, dass er diese Medizin so macht? Wie erklären sie sich das?
G: Meine Erklärung ist: Er war total überzeugt von seiner Methode, von seiner neu erfundenden Heilungschance für Krebskranke - der war geradezu besessen davon.
B: Vielen Dank für das Gespräch.
Wörtliche Abschrift des 2. Interviews von Silke Bauer, mit Frau M.
B: Frau M., wie sind Sie denn dazu gekommen [bei Dr. Hamer in der Klinik "Amici di Dirk" gearbeitet zu haben]?
M: Das Krankenhaus vorher wurde geschlossen am 31.12.1984, weil das Krankenhaus aus dem Krankenhauszielplan genommen worden ist. Ich war da noch bis zum 30.06.1985 dort beschäftigt für die Abschlussarbeiten. Und dann hat sich Dr. Hamer eben vorgestellt in einer Bürgerversammlung und hat dann gefragt, wer bei ihm arbeiten will. Ich hatte auch Familie und habe mich natürlich bei ihm gemeldet und gesagt, ich möchte gerne bei Ihnen arbeiten.
B: Sie haben als Sekretärin dort gearbeitet und kommen aus der Verwaltung?
M: Ich komme aus der Verwaltung, genau.
B: Wie würden Sie rückblickend Ihre Erlebnisse, Ihre Zeit bei Dr. Hamer beschreiben?
M: Ich beschreibe es als eine sehr chaotische sehr aufreibende Zeit. Chaotisch aus dem Grunde dadurch, dass er kein Geld hatte, dadurch, dass wir zeitweise auch zuwenig Geld hatten, um den täglichen Nahrungsbedarf für die Patienten zu besorgen, war es ganz ganz schwierig dort zu arbeiten. Er konnte nicht richtig therapieren, weil auch zeitweise keine Medikamente zur Verfügung standen, um zum Beispiel nur Schmerzen zu lindern. Ich weiß auch nicht, wie er weiter therapiert hat, mit was er therapiert hat.
B: Haben Sie jemals gesehen, weil, das ist ja das, wovon er spricht, dass er Leute geheilt hätte mit seiner Methode?
M: Nein, nein. Ich habe in dieser Zeit niemand erlebt, der geheilt worden ist. Ich weiß eben auch im Nachhinein, dass durch die Naturheilkunde oder die Chemotherapie richtig Menschen von diesem Krebs geheilt sind, und man sagt ja: "Ich habe den Krebs besiegt". Aber in dieser Zeit habe ich niemand erlebt, dem es auch nur annähernd besser gegangen ist, im Nachhinein. Es war zeitweise so, dass die Menschen Lebensfreude bekamen, weil er ihnen auch Lebensfreude übermittelt hat, und hat ihnen versprochen, wenn sie positiv denken, und wenn sie an seine Methode glauben, und mit ihm daran denken, dass sie geheilt werden. Aber es gab keine Person, an die ich mich erinnere, die wirklich als geheilt rausgegangen ist, bzw. der es besser gegangen ist nach einer gewissen Zeit.
B: Dann sind wohl einige Leute in dieser Zeit auch gestorben. Es ist so ein halbes Jahr, wo sie dort gearbeitet haben?
M: Es war von August bis Dezember [1985], es war noch nicht einmal ein halbes Jahr. Es waren 4, 5 Monate. Länger hat diese ganze "Geschichte" nicht gedauert.
B: Was ist danach mit den Toten passiert oder den todkranken Menschen, also kurz bevor sie starben?
M: Mir ist also etwas ganz Schlimmes passiert. Er war ja immer auf der Suche nach Geld. Und Freunde in Frankreich haben ihn auch da viel mehr unterstützt. Und wenn mal wirklich gar kein Geld da war, da hat er sich ins Auto gesetzt und ist eben nach Frankreich gefahren. Dann hat er die Patienten und uns auch tagelang alleine gelassen. Das hat manchmal zwei, drei Tage gedauert, bis er wieder zurück kam. Und ein ganz, ganz schlimmes Erlebnis hatte ich, da war er auch unterwegs oder wollte eben nach Frankreich fahren, früh morgens, und hat mir gesagt, ich soll mich doch bitte um eine französische Patientin kümmern bzw. ich soll sie betreuen. Und dann fuhr er weg und zwei Stunden später oder eine Stunde ... hab ich gedacht "Okay, dann gehst du jetzt mal auf die Station." Ich war ja normalerweise in der Verwaltung. Und bin in dies Zimmer gegangen und habe mich vor das Bett gestellt und dachte: "Komisch, die Frau atmet nicht mehr." Und sie hat auch nicht mehr geatmet und dann habe ich sie angefasst, und sie war schon kalt. Also, die Todesstarre hatte schon lange eingesetzt. Wenn ich jetzt daran denke, dann läuft es mir noch kalt und heiß den Rücken runter, und ich komme noch ganz viel in Schwierigkeiten, jetzt, weil ich mich da so mit einem ganz schlimmen Gedanken daran erinnere. Wenn ich das von seiner Sicht aus betrachte, dann hat er nur aus dem Grunde so gehandelt, weil er diesen Tag als Pflegesatz noch von der Familie haben wollte. Aber diese Frau, die war meines Erachtens schon vorher gestorben, schon in der Nacht vorher, und er hat das auch gewusst, und er hat sich dann einfach aus dem Staub gemacht.
B: Wäre es auch denkbar aus ihrer Sicht, dass er es nicht wahr haben wollte?
M: Das denk ich auch. Also, er wollte vieles nicht wahr haben. Er war in seinem Handeln so absolut, er hat sich so absolut gesehen, er war so selbstherrlich, er konnte überhaupt nicht zugeben, dass seine Methode nicht wirkt. Das konnte er sich selbst und der Welt überhaupt nicht zugeben.
B: Er behauptet ja auch gerne, dass sehr wenige Menschen bei ihm sterben.. also viel weniger als bei der "Schulmedizin". Meine Frage ist jetzt nun: Diese Toten, die gibt er ja nicht an...?
M: [unterbricht] Ja, ja, Frau Bauer, das hat er ja auch manchmal anders gehandelt. Wenn er gemerkt hat, die Menschen sterben, dann hat er sie oftmals schnell noch verlegen lassen in ein anderes Krankenhaus, in ein naheliegendes Krankenhaus. Ich weiss, dass einmal eine Patientin schon auf dem Transport gestorben ist, und die Menschen in den Krankenhäusern dann gestorben sind innerhalb ganz ganz kurzer Zeit. Und er hat sich nie eine Schuld eingestanden! Er hat nie gesagt: "Die Menschen waren so totkrank, dass die Krankenhäuser die auch nicht mehr retten konnten." Er hat immer gesagt, dass die anderen Krankenhäuser oder die Ärzte... oder dass die Patienten selbst zu spät zu ihm gekommen sind. Er hat nie eine Schuld eingestanden.
B: Haben die anderen Krankenhäuser die so sang- und klanglos aufgenommen?
M: Es war schon in der Gegend bekannt, dass der Dr. Hamer als selbsternannter Krebsarzt eben im Krankenhaus in Katzenelnbogen praktiziert, was man ja nicht praktizieren nennen kann. Man kann es nicht praktizieren nennen. Er hat ja keine Methode angewandt, er hatte auch keine Medikamente, weder in naturheilkundlicher Art noch in schulmedizinischer Art, wo er wirklich therapieren konnte und wo er wirklich helfen konnte. Auch die umliegenden Krankenhäuser und Ärzte, die wussten davon, dass er...
B: Es waren ja auch sehr viele Franzosen und Französinnen unter seinen Patienten damals in ihrer Zeit. Wo sind die denn hingebracht worden? Auch in die umliegenden Krankenhäuser?
M: Ja, teilweise, auch ... oder er hat sie nach Hause verlegen lassen. Er hat sie abholen lassen. Was er den Anghörigen oder den Patienten dann erzählt hat, das ist mir nicht bekannt, er sprach ja ein gutes Französisch und wir sprachen ja kein Französisch...
B: Also er hat diese Patienten, kurz bevor sie starben, in Krankenwagen nach Frankreich...
M: Ja, bzw. die eine Patientin, die ich betreut habe, die ich betreuen sollte, die ist eben auch gestorben. Das war auch eine Sache aus Geldnot. Auch aus Geldnot hat er das gemacht. Nicht, um sich zu bereichern, einfach um.. dass alle überleben konnten.
B: Also nicht aus Geldgier, sondern weil er an seine Idee glaubte?
M: Ja, ja. Er glaubte an seine Idee und es musste alles gekauft werden, was für das überleben notwendig war. Er hat Hühner gekauft, obwohl kein Geld da war für den täglichen Nahrungsbedarf.
B: Was hat er mit den Hühnern gemacht?
M: Es sollten reinrassige Hühner sein, und Eier von reinrassigen Hühnern, die sind so wichtig für den Heilungsprozess in einem so hohen Krebsstadium. ... Er hat mal eine Ente gekauft, die hat er dann in der Pflegestation herumlaufen lassen. Natürlich haben die Menschen, die Patienten, darüber gelacht. Natürlich hatten die in dem Moment eine Lebensfreude. Und dann hat er allen gesagt: "Sehen Sie, unsere Patienten sind auf einem guten Wege, und sie werden wieder gesund. Hören Sie nur, Frau M., wie sie lachen." Natürlich hatten die da ihren Spaß, aber ich hatte da keinen Spaß mit.
B: Die Patienten, die bei Ihnen waren, ich weiß nicht, ob Sie da einen Überblick haben, waren die alle von der "Schulmedizin" aufgegeben oder gab es da auch Leute, die noch Chancen gehabt hätten?
M: (Pflegekraft): Es gab auch Leute, die noch Chancen gehabt hätten. Ich kann mich an eine junge Frau aus Frankreich erinnern, wobei ich auch nicht weiß, wie weit dieser Prozess schon war. Aber sie war, als sie gekommen ist, für meine Begriffe - für meine nicht-medizinischen Kenntnisse noch relativ gesund. Aber er sagte - es war eine ganz junge Frau, es war ein junges Mädchen - "Sie hat Krebs." Und sie hat auch in den ersten 14 Tagen, als sie bei uns in Katzenelnbogen war, an Lebensfreude gewonnen. Sie war aufgeschlossen, und dann hat er sie als geheilt nach Hause geschickt. Und diese Frau kam - drei, vier Wochen später - und war wieder ein bisschen kranker und war abgemagert. Und so hat er es zweimal praktiziert. Und irgendwann hieß es, diese junge Frau ist auch gestorben. Wie der medizinische Stand war, kann ich Ihnen nicht sagen, ich bin nicht Patientin, ich hatte keine Angehörigen, die in diesem Krankenhaus gestorben sind, die er behandelt hat nach seiner Methode. Ich kann es eben nur aus der Sicht einer Verwaltungsangestellten betrachten. Aber es war chaotisch. Ich würde mich und meine Familie nicht in seine Hände begeben.
B: Wenn man seine Homepages sieht und seine Darstellungen: Hatten Sie denn den Eindruck, dass er sehr gerne und viel streitet oder sich besonders verfolgt fühlt?
M: Natürlich... Ich glaube, das ist sein Problem, dass er sich verfolgt fühlte. Und eben, dass der Tod seines Sohnes... Und was er eben damals auch immer gesagt hat: Dass seine Frau durch den Tod seines Sohnes den Krebs gekriegt hat und [diese] auch nicht an seine Methode geglaubt hat - und deshalb auch gestorben ist. Und er hat mit jedem gestritten. Er hat nur sich selbst selbst anerkannt und er hat auch das Schließen [der Klinik] überhaupt nicht anerkannt und hat weiter "praktiziert". Wir waren auf einmal ein Privatbetrieb, wir waren von den Bezirksregierung ja gar nicht mehr befähigt, ein Krankenhaus zu sein. Dann hat er gesagt: "Okay, dann bin ich ein Gastbetrieb." Er hat mit allen gestritten. Es gab keine Möglichkeit mit ihm über irgendwas zu diskutieren, auch in verwaltungstechnischen Sachen nicht.
B: Mich würde noch interessieren, ab wann Sie eigentlich gemerkt haben, dass mit ihm was nicht stimmt. Sie haben ja angefangen, dort zu arbeiten, weil Sie in dem Krankenhaus vorher auch gearbeitet hatten als Verwaltungsangestellte. Und ab wann ist Ihnen das komisch vorgekommen?
M: Es war ja grundsätzlich eine sehr kurze Zeit. Mir ist im Nachhinein die Zeit ganz ganz lange vorgekommen. Wenn ich das jetzt so überlege, dann ist es mir gar nicht glaubhaft, dass es nur fünf Monate waren, weil die Zeit sowas von aufregend und chaotisch... und im Nachhinein wünschte ich mir, ich hätte es überhaupt nicht gesehen. Es ist uns ganz schnell eingefallen.. nach vier, sechs Wochen war uns eigentlich schon klar: "Es ist chaotisch und es kann mit dem Dr. Hamer nichts werden." Auch wenn wir dies medizinisch nicht nachvollziehen konnten, und es ihm auch nicht weismachen konnten, weil wir keine Ahnung davon haben. Ich bin Verwaltungsangestellte und medizinisch überhaupt nicht ausgebildet. Alle die mit ihm zusammengearbeit haben - und die Bezirksregierung -, die haben ihm alle gekündigt, auf irgendeine Weise.
B: Vielen Dank, Frau M., für das Gespräch.
M: Gerne geschehen.
Interview 3 Frau F. (damals noch nicht ausgebildete Pflegekraft, arbeitete jedoch wegen des Personalmangels trotzdem im pflegerischen Bereich bei Hamer)
B: ..Sie haben ja beschrieben in einem Ihrer Gespräche, dass Sie zuerst ganz angetan waren von Herrn Hamer.
F: Ja.
B: Wie hat denn damals Hamer am Anfang auf Sie gewirkt?
F: Er strahlt eine Güte aus, eine Menschenliebe strahlt er aus, dass man wirklich meint, er liebt alle seine Patienten. Das kam gut rüber. Er kann sich wirklich gut rüber bringen, also, man hatte gleich Sympathie zu ihm, Vertrauen zu ihm.
B: Später waren Sie dann fassungslos. Wie kam das?
F: Ja, nach ein paar Nächten wo ich dort gearbeitet habe, war ich doch etwas schockiert, weil er nicht das hielt, was er am Anfang so versprochen hatte.
B: Was hatte er denn versprochen am Anfang?
F: Ah ja, dass er die Patienten alle heilt, die da jetzt zu ihm gekommen sind. Die meisten waren ja im Endstadium, und man war auch glücklich, dass er jetzt das mal so anging von einer anderen Seite wie von der Schulmedizin. Dass man gedacht hat, endlich mal jemand, der das anders sieht, und jeder hat auch geglaubt, dass er das schafft, würde ich mal sagen.
B: Sind denn Patienten geheilt worden in dieser Zeit?
F: Also in dieser Zeit, wo ich da gearbeitet hab, nicht. Da hab ich nichts davon gemerkt, dass einer als geheilt entlassen wieder heim ginge oder nach Frankreich zurück ginge.
B: Sie haben auch erlebt, wie er sich um Patienten auch nicht gekümmert hat?
F: Ja, dass ich abends, wenn ich mal bei dem und dem reingeschaut hab, dass die gesagt haben: "Ach, ist das wirklich möglich, dass mal jemand nach uns schaut oder? Ich hab ja die ganze Woche noch niemand gesehen." Außer natürlich die vom Tagsdienst, die denen das Essen gebracht haben und so. Aber so medizinisch betreut, das ist anscheinend da verloren gegangen. Die waren dann immer so ganz bisschen geschockt, dass da nicht mal der Arzt regelmäßig, wie's üblich ist in jedem Krankenhaus, dass der Arzt so ein-, zweimal am Tag nach den Patienten schaut.
B: Sie haben ja auch in dem Vorgespräch erzählt von einem Fall, wo eine Patientin ein Loch im Oberschenkel hatte und ein offenes Bein hatte, und es nicht behandelt wurde. Wie war denn das?
F: Ja, da hab ich auch zufällig bei der Frau reingeschaut, weil ich so'n Wimmern hörte, und da dachte ich, was ist denn da hinter der Tür, und da hab ich mal reingeschaut, und dann hab ich mich zu ihr gesetzt und gefragt, was sie denn so hätte, welche Probleme und so weiter und so weiter. Und dann sagte sie: "Ja, der Dr. Hamer, der wird mein Krebsgeschwür..." ... Also, die Krebskrankheit wollte er heilen. Und dann sag ich: "Also, warum weinen Sie denn, was haben Sie denn für Schmerzen?" Da schlug sie halt die Bettdecke zurück, und da hab ich gesehen, dass sie ein faustgroßes Loch im Oberschenkel hatte, wo man gucken konnte bis auf den Knochen. Und das wurde halt nicht behandelt. Da sag ich: "Ja, warum wird denn nichts getan?" "Ah ja, da hat er mir Wundpuder halt hingestellt und wenn's weh tut, soll ich ein bisschen Puder reinschütten." Dacht' ich: "Das hab ich ja noch nie gesehen, so was!"
B: Haben Sie denn noch andere solche Fälle erlebt? Also, wo Sie sagten, dass ist ein bisschen extrem, was da mit dem Patienten ist?
F: Ja, was mir besonders aufgefallen ist, das war mit dem jungen Mädel. Ich schätze mal, das war Knochenkrebs, was die hatte, und die hatte tierische Schmerzen ... an manchen Tagen, die schlug wirklich vor Schmerzen mit dem Kopf gegen die Wand nachts. Und wenn ich dann zu ihm sagte: "Wir müssen unbedingt dem Mädel was geben, Herr Doktor, das ist doch nicht normal", dann sagte er: "Um Gottes willen, wir dürfen ihr doch keine Schmerzmittel geben, das verändert doch so das Blutbild, dass kein Heilungsprozess dann stattfindet." Ja, dann hab ich das auch so in dem Moment geglaubt, unwissend, wie ich war, dachte ich, er wird's ja wissen.
B: Sie selbst hatten damals keine spezielle Ausbildung, sondern wurden letztendlich angefragt, um ein paar Nächte auf Leute aufzupassen.
F: Ja, speziell für die eine Französin sollte ich arrangiert werden: Die hatte Brustkrebs und der Verband sollte zwei- dreimal die Nächte gewechselt werden und ansonsten sollte ich auch nach keinem schauen, weil, es ging mich nichts an, denn ich war ja nicht von ihm engagiert worden, sondern von dem Franzosen, dem Ehemann der Frau. Aber trotzdem, wenn man so die ganze Nacht alleine in dem Haus ist, da guckt man schon mal hier und da rein, und wenn jemand weint, sowieso, oder stöhnt - dann denkst du: "Da musst du doch mal reingucken - und da..."
B: Sie sind dann aber längere Zeit geblieben, weil, wie ich es verstanden habe, sollten sie bleiben, bis man eine Krankenschwester findet.
F: Ganz genau. Es hieß: "einfach nur mal vorübergehend, bis eine Krankenschwester kommt", die mich ablöst und Nachtwache macht. Aber in den sechs Wochen, die ich da war, kam keine Krankenschwester, also musste ich das jede Nacht so weitermachen.
B: Wissen Sie denn, wer den Herrn Hamer finanziert hat?
F: Nein, genau weiss ich das nicht. Es wurde immer nur so gemunkelt, er hätte ja kein Geld. Der Graf, so nannte man ihn, aus Frankreich, der würde das Ganze finanziell unterstützen, und der hätte auch Geld, und so weiter und so weiter.. Aber genaues kann ich dazu nicht sagen. Wie die finanzielle Sache da lief, das weiss ich nicht.
B: Also der Herr Dr. Hamer, also hat der sich auch gekümmert um ein Mädchen mit Knochenkrebs? Von dem Fall hatten wir vorher schon gesprochen, und vielleicht können Sie das noch mal schildern.
F: Ja, also ich hab mitgekriegt, wenn's ihr ganz schlecht ging, und dass wir gedacht haben: "Gott, das arme Mädel, dem muss doch geholfen werden" ... dass ich zu ihm gesagt habe: "Herr Doktor, was kann ich denn machen?" Da sagt er: Ach, da brauchen Sie sich jetzt nicht drum zu kümmern, ich werde heut nacht bei ihr schlafen, und das beruhigt sie, und die fühlt sich dann wohl und geborgen. Und so weiter und so weiter, und da hab ich noch gedacht: "Das ist aber 'ne seltsame Methode, dass ein Arzt bei dem Patienten schläft, um die zu beruhigen und Geborgenheit zu geben." Noch nie gehört und so, war schon ein bisschen mysteriös. Und es war ja auch nur das eine Mädel, also bei den anderen Patienten hat er das ja nicht gemacht, dass er da auch mal, wenn die so nachts geweint haben vor Schmerzen, dass er da auch mal ... da muss ich auch mich mal dazulegen, um die n' bisschen zu trösten oder Geborgenheit zu geben.
B: Er hat auch in Ihrer Zeit den Patienten überhaupt keine Medikamente gegeben?
F: Nein.
B: Also Knochenkrebs, in dem Fall, oder auch für Schmerzmittel.. da hat er nichts gegeben?
F: Nein. Das durfte nicht, das sollte nicht sein. Was vorher war.. ich hatte ja erst im Oktober angefangen... Es müssen mal Medikamente dagewesen sein, weil ich ja nachher gehört habe: "Die Apotheke gibt ihm nichts mehr." Also muss er sich ja in der Apotheke vorher was besorgt haben.
B: Sie hatten doch mal erzählt, Sie hätten dies in den Nachtwachen mitbekommen, dass er sich viel mit diesen CTs beschäftigt.
F: Ja, er rief mich mal runter, weil ich auch anfing, so langsam seine Theorie anzuzweifeln.. und da sagte er: "Ich zeige Ihnen das mal, ich kann Sie mal aufklären, dass Sie sehen, wieso das Ganze entsteht." Da kam ich runter in sein Arztzimmer und da hatte er an der Wand lauter so Schädel-CTs hängen - und da hat er mir erklärt: "Das ist die Frau sowieso und das der Herr sowieso. Sehen Sie den Schädel an hier: da sitzt dieser Punkt, dieser Herd, und da sitzt der Herd, der das ausgelöst hat durch die psychischen Probleme." Schockzustände, in denen die sich damals befunden haben anscheinend, und was Krebs nachher ausgelöst hat. Und das war für mich neu und das hatte ich bis dato auch noch nie gesehen und gehört, so dass man damals dachte: "Da kann ja doch was dran sein." Wenn man das vorher noch nie gehört hat und gesehen hat, dann denkst du... Vor allem als Laie - ich war ja ein Laie zu der Zeit. Wenn ich meine Ausbildung schon gehabt hätte als Krankenschwester, dann hätte ich ihn das eine oder andere fragen können oder auch gemacht. Aber als Laie ist man da... bisschen unschuldig der ganzen Sache gegenüber.
[Unterbrechung]
F: ..Das hat er anscheinend alles vergessen, denn er hat ja auch praktiziert als Schulmediziner. Aber das war alles Vergangenheit und nur das, was er sich jetzt in seinen Kopf gesetzt hatte, das war jetzt das Wahre.
B: Also, er war von seiner Idee absolut überzeugt?
F: Absolut. Ohne Zweifel, keine Sekunde hat er an seiner Methode gezweifelt. Er hat ja auch keinen Einwand von außen zugelassen. Wenn einer einmal so den Versuch gewagt hat, ihm zu sagen: "Doktor Hamer meinen Sie nicht, so und so wäre vielleicht auch der richtige Weg..?" "Nein, nein um Gottes Willen!" Alleine die Andeutung "Man muss doch dem Mädel was geben, damit die Schmerzen nachlassen..." "Um Gottes Willen!"
B: Sie haben ja später mit anderen Ärzten gearbeitet, waren die auch so absolut dann?
F: Nein.
B: Also das war schon außergewöhlich?
F: Das war außergewöhnlich.