Krebsdiät nach Coy: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Krebsdiät nach Coy''' (''Ernährung nach Coy'', ''TKTL1-Ernährungstherapie'') ist ein diätetisches Behandlungskonzept im Sinne einer [[Krebsdiät|Anti-Krebs-Ernährung]] des promovierten Biologen, Bestsellerautors und Medizingeschäftsmannes (Vorstand Tavarlin AG) Johannes Coy aus Darmstadt. Aufmerksamkeit erfuhr die umstrittene Methode insbesondere durch eine groß aufgemachte Berichterstattung in einer Artikelserie der Bild-Zeitung im September 2009<ref>Bildzeitung: ''Dr. Johannes Coy erklärt, wie sie wirksam Krebs vorbeugen'', ''Der Tagesplan für die Anti-Krebs-Ernährung''. 3.9.2009</ref>, sowie unkritischen Jubelartikeln mit Nennung von Prominenten in Bunte<ref>''Sensationell: Die Anti-Krebsernährung. Entziehen Sie Krebszellen den Treibstoff !'', Bunte, Heft 38 vom 10.9.2009</ref>, Gong<ref>''Die besten Lebensmittel gegen Krebs'' - ''Richtig essen stoppt Krebs'', Gong, 4.9.2009</ref> und Bella.  
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Die '''Krebsdiät nach Coy''' (''Ernährung nach Coy'', ''TKTL1-Ernährungstherapie'' oder ''Tavarlin-Kost'') ist ein diätetisches Behandlungskonzept im Sinne einer [[Krebsdiät|Anti-Krebs-Ernährung]] des promovierten Biologen, Bestsellerautors und Medizingeschäftsmannes (Vorstand Tavarlin&nbsp;AG) Johannes Coy aus Darmstadt. Aufmerksamkeit erfuhr die umstrittene Methode insbesondere durch eine groß aufgemachte Berichterstattung in einer Artikelserie der Bild-Zeitung im September 2009<ref>Bildzeitung: ''"Dr. Johannes Coy erklärt, wie Sie wirksam Krebs vorbeugen"'', ''"Der Tagesplan für die Anti-Krebs-Ernährung"''. 3.9.2009</ref> sowie in unkritischen Jubelartikeln mit Nennung von Prominenten in Bunte<ref>''"Sensationell: Die Anti-Krebsernährung. Entziehen Sie Krebszellen den Treibstoff!"'', Bunte, Heft 38 vom 10.9.2009</ref>, Gong<ref>''2Die besten Lebensmittel gegen Krebs'' - ''Richtig essen stoppt Krebs"'', Gong, 4.9.2009</ref> und Bella.  
  
Ein wissenschaftlicher Nachweis einer Wirksamkeit bei Krebserkrankungen liegt für diese Methode bis heute nicht vor. Ebenso liegt keine Empfehlung einer fachgesellschaft zu dieser Methode vor.
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Für diese Methode liegt bis heute kein wissenschaftlicher Wirksamkeitsnachweis bei Krebserkrankungen vor. Ebenso existiert keine einzige Empfehlung einer Fachgesellschaft. Im Gegenteil rät die Deutsche Krebsgesellschaft:
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:"''Eine Anwendung der "Anti TKTL1 - Diät" kann nicht empfohlen werden.''"<ref>https://www.psiram.com/ge/images/d/d0/Stellungnahme_TKTL1_Diaet_18032010.pdf</ref>
  
==Methode "Krebsdiät nach Coy"==
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==Methode==
[[image:Coy2.jpg|Titelseite von Coy-Buch|thumb]]
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[[image:Coy2.jpg|Titel eines Buchs von Coy|thumb]]
Die "Ernährungsweise nach Coy" entspricht einer Öl- und proteinreichen Diät, mit möglichst wenig Anteil an Kohlenhydraten. Die Ernährungsempfehlung ähnelt der [[Ketogene Ernährung|ketogenen Ernährung]], der "Glyx-Diät", LOGI-Methode nach Worm, [[Öl-Eiweißkost|Öl-Eiweißkost nach Budwig]] und "low carb"-Diäten wie die Atkins-Diät oder die Montignac-Methode, die meist zur Gewichtsreduktion bei Übergewicht angewandt werden. Etwa 60 bis 70 Gramm Kohlenhydrate pro Tag werden als Obergrenze angesehen. Verboten sind insbesondere Nudeln, Kartoffeln, Bananen, oder Käse.  
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Die "Ernährungsweise nach Coy" entspricht einer öl- und proteinreichen Diät mit möglichst geringem Kohlenhydratanteil. Nach Coy soll der erhöhte Zuckerverbrauch von Krebszellen diese angreifbar machen - und zwar durch das Meiden von Lebensmitteln, die durch die Verdauung viel Traubenzucker zur Verfügung stellen. Laut Coy solle seine Methode zu einer Art "Aushungerung"<ref>Coy J: Anti-Krebs Ernährung, Seite 9</ref> der Krebszellen beitragen. Coy behauptet, dadurch sowohl einen Schutzeffekt vor Krebs als auch eine Wirksamkeit bei bereits eingetretener Krebserkrankung zu erzielen. Durch die Anwendung seiner Methode ließen sich außerdem die Streuung von Tumorzellen (Metastasierung) und eine körperliche Auszehrung (Kachexie) des Patienten verhindern sowie Nebenwirkungen der Chemotherapie mildern.
  
Coy behauptet sowohl einen Schutzeffekt vor Krebs als auch eine Wirksamkeit bei bereits eingetretener Krebskrankheit. Um herauszufinden, ob eine bestimmte Tumorart für seine Ernährungsempfehlung empfindlich sei, muss ein Test durchgeführt werden, der anzeigen soll, ob das TKTL1-Gen im Tumorgewebe aktiv ist oder nicht.
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Die Ernährungsempfehlung ähnelt der [[Ketogene Ernährung|ketogenen Ernährung]], der "Glyx-Diät", der [[Öl-Eiweißkost|Öl-Eiweißkost nach Budwig]] und verschiedenen "Low Carb"-Diäten wie der Atkins-Diät oder der [[Montignac-Methode]], die meist zur Gewichtsreduktion bei Übergewicht angewandt werden. Eine Ähnlichkeit zeigt sich auch zur so genannten [[Steinzeitdiät]]. Bei der Coy-Diät werden etwa 60 bis 70 Gramm Kohlenhydrate pro Tag als Obergrenze angesehen. Verboten sind insbesondere Nudeln, Kartoffeln, Bananen oder Käse. Empfohlen wird dagegen Fleisch und Fisch, was wiederum im Gegensatz zu vielen anderen Ernährungsempfehlungen bei Krebs steht.
  
1995 entdeckte Coy ein Gen, das TKTL1-Gen (Transketolase-like 1), dessen Aktivität er sowohl für die Entwicklung einer Krebszellen hin zu einer besonderen agressiven Form, als auch zur Metatstasierung verantwortlich machte. TKTL-1 aktive Tumorzellen sollen demnach ihren Energiebedarf durch die Zuckervergärung ohne Sauerstoffverbrauch (unter Bildung von Milchsäure) decken. Bei der Vergärung werden aus einem Molekül Glukose nur 2 Moleküle ATP gebildet, bei der vollständigen Oxidation mit Sauerstoff entstehen aus einem Molekül Glukose jedoch 36 Moleküle ATP. Die Vergärung ist demnach weniger effektiv.
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Außerdem empfiehlt Coy die Einnahme ungehärteter Pflanzenöle wie Lein-, Hanf- oder Rapsöl sowie die Ernährung mit Kaltwasserfischen wie Hering, Makrele oder Lachs. Auf diese Weise sollen vermehrt ungesättigte Omega-3-Fettsäuren aufgenommen werden. Auch vergorene Lebensmittel mit viel Milchsäure und wenig Kohlenhydraten seien hilfreich, da sie den Gärungsstoffwechsel von Tumorzellen hemmen sollen. Diese Überlegung scheint auch die Basis über angebliche krebshemmende Eigenschaften des [[Diätetisches Lebensmittel|diätetischen Lebensmittels]] [[Avemar]] zu sein.
Eine entsprechende Hypothese war bereits vorher von [[Warburg Hypothese|Otto Warburg]] (1883 -1970) geäussert worden, aber eine praktische Anwendung konnte daraus nicht abgeleitet werden.  
 
Nach Coy soll der erhöhte Zuckerverbrauch von Krebszellen diese für eine Therapie angreifbar machen. Und zwar durch den Entzug von Lebensmitteln, die durch die Verdauung viel Traubenzucker zur Verfügung stellen. Laut Coy mache die Anwesenheit von Milchsäure Krebszellen "agressiver" mache, und seine Methode soll zu einer Art "Aushungerung"<ref>Coy J: Anti-Krebs Ernährung, Seite 9</ref>  von Krebszellen beitragen. Durch die Anwendung seiner Methode liessen sich nach Coy eine Metastasierung und eine körperliche Auszehrung der Patienten verhindern.
 
  
Ausserdem empfiehlt Coy die Einnahme von ungehärteten Pflanzenöle wie Lein-, Hanf- oder Rapsöl sowie die Ernährung mir Kaltwasserfischen wie Hering, Makrele oder Lachs. Auf diese Weise sollen vermehrt ungesättigte Omega-3-Fettsäuren aufgenommen werden. Auch ergorene Lebensmittel mit viel Milchsäure und wenig Kohlenhydrate seien hilfreich, da sie den Gärungsstoffwechsel von Tumorzellen hemmen sollen.
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===Rationale der Coy-Diät und Zuckerkonsum bei Krebs===
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Laut Coy spreche für seine Methode die angebliche Beobachtung, dass Inuit, die über Fleisch und Fisch viele Omega-3-Fettsäuren, aber kaum Kohlenhydrate verzehrten, nicht an Krebs, Alzheimer, Diabetes oder Herzinfarkt sterben würden. Krebs in seiner aggressiven Form, als metastasierender Krebs, komme laut Coy daher ''"nur beim Menschen mit westlicher Lebensweise"'' und einigen von ihm gefütterten Haustieren vor. Bei allen anderen Lebewesen stelle Krebs kein entscheidendes Problem dar und der Tod durch Krebs beschränke sich im Wesentlichen auf wenige Lebewesen: den Menschen mit "westlicher Lebensweise", den Hund, die Hauskatze und im Labor gehaltene Tiere, die von Menschen gefüttert werden (Labormaus, Laborratte).  
  
Laut Coy spreche für seine Methode die angebliche Beobachtung, dass Inuit-Eskimos, die über Fleisch und Fisch viele Omega-3-Fettsäuren aber kaum Kohlenhydrate verzehrten würden, nicht an Krebs, Alzheimer, Diabetes oder Herzinfarkt sterben würden.
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Traubenzucker soll nach Coys Sichtweise der einzig "effektive" Energielieferant der Krebszellen sein; so könnten Krebszellen angeblich nicht auf die Energiereserven in Form von Körperfett zurückgreifen, weil [[Mitochondrienmedizin|"die Mitochondrien abgeschaltet" oder "funktionsuntüchtig"]] geworden seien. Tumorzellen sollen nach seiner Theorie ihren Energiebedarf durch die Zuckervergärung ohne Sauerstoffverbrauch (unter Bildung von Milchsäure) decken. Bei der Vergärung werden aus einem Molekül Glucose jedoch nur 2&nbsp;Moleküle ATP gebildet, bei der vollständigen Oxidation mit Sauerstoff entstehen aus einem Molekül Glucose jedoch 36&nbsp;Moleküle ATP. Die Vergärung ist demnach deutlich weniger energieeffizient. Eine entsprechende Hypothese war bereits in den 1920er Jahren von [[Warburg-Hypothese|Otto Warburg]] (1883 - 1970) geäußert worden, aber eine praktische Anwendung konnte daraus nicht abgeleitet werden. Zahlreiche neuere Forschungsergebnisse widersprechen jedoch inzwischen dieser Darstellung <ref name="DKS">http://www.krebsgesellschaft.de/deutsche-krebsgesellschaft/klinische-expertise/wissenschaftliche-stellungnahmen.html?file=files/dkg/deutsche-krebsgesellschaft/content/pdf/Klinische%20Forschung/Stellungnahme%20der%20DKG_Enzym%20TKTL1%20mit%20EDIM-Test_20140826.pdf</ref>.
Coy geht bei der Darstellung seiner Methode selten darauf ein, dass tumorwachstumsfördernde Omega 6 Fettsäuren mit einer ölreichen Diät ebenfalls vermehrt aufgenommen werden.
 
Laut Coy wären Diabetiker mit hohen Blutzuckerwerten für Krebs anfälliger. Ein Beleg dafür ist jedoch nicht bekannt. Die alternativmedizinische [[Insulinpotenzierte Therapie]] (IPT, Insulin Potentation Therapy) will durch den Einsatz von überdosiertem Insulin eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) des gesamten Körpers bewirken, die sich nach Angaben der Befürworter dieser Methode auch auf Tumorzellen auswirke. Diese würden durch die therapeutische Hypoglykämie quasi ausgehungert. Allerdings wird dabei auch der gesamte Organismus geschwächt, inklusive derjenigen Zellpopulationen des Immunsystems. Einen Beleg für die Wirksamkeit der IPT existiert ebenfalls nicht.
 
  
==Berichterstattung in der Boulevardpresse==
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Laut Coy seien Diabetiker aufgrund der hohen Blutzuckerwerte auch für Krebs anfälliger. Ähnlich argumentieren Befürworter der alternativmedizinischen [[Insulinpotenzierte Therapie|Insulinpotentierten Therapie]] (IPT, Insulin Potentation Therapy), welche jedoch nicht diätetisch, sondern durch den Einsatz von überdosiertem Insulin eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) des gesamten Körpers bewirken will, die sich nach Angaben der Befürworter dieser Methode auch auf Tumorzellen auswirke. Diese würden durch die therapeutische Hypoglykämie quasi ausgehungert. Des Weiteren soll Traubenzucker nicht nur Krebs, sondern auch andere Krankheiten wie Multiple Sklerose auslösen. Belege für diese Außenseitermeinung gibt es jedoch nicht. Zwar ergaben epidemiologische Untersuchungen tatsächlich ein erhöhtes Krebsrisiko bei Diabetikern, dies stand aber nach derzeitigem Wissen im Zusammenhang mit bestimmten Insulinpräparaten, während andere Insuline oder Diabetesmedikamente das Krebsrisiko von Diabetikern gar nicht oder nur gering erhöhten und manchmal sogar senkten.<ref>Chang CH et al., PloS one 2011.</ref><ref>Wilson C, Nature reviews 2011</ref><ref>Buchs AE et al, Metabolism: clinical and experimental 2011</ref>. Andere Autoren führen die höhere Entdeckungsrate von Krebs bei Diabetikern auf die engmaschige medizinische Betreuung und Kontrolluntersuchungen zurück, die im Rahmen des Diabetes durchgeführt werden - so werden die meisten Krebserkrankungen von Diabetikern innerhalb der ersten Monate nach Erstdiagnose des Diabetes entdeckt.<ref>Johnson JA et al.: Diabetologica 2011</ref>
[[image:CoyGong2.jpg|Thema bei Gong|thumb]][[image:CoyBunte.jpg|Thema bei Bunte|left|thumb]]
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Die Coy-Methode wurde mehrfach in der Boulevardpresse völlig unkritisch thematisiert, mit einem Höhepunkt der Berichterstattungen im Jahre 2009. Den staunenden Lesen wurde dabei vermittelt, dass man mit der Methode ''Krebszellen vorsorglich aushungern'' könne, im Blut schwimmende ''Zuckerjunkies'' beseitigen zu können, und mit Hilfe der Coy-Methode eine ''Krebszellen-Reinigungs-Kur'' ''ohne Risiko und Nebenwirkungen'' machen zu können. Belege werden dazu nicht genannt. Stattdessen finden sich Hinweise zum Anbieter entsprechender Bluttests.
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Tatsächlich verbrauchen Krebszellen mehr Zucker als gesunde Zellen. Der Verzicht von Zucker hat jedoch keinen Einfluss auf das Krebsgeschehen. Der Zuckerverbrauch eines Tumors ist im Vergleich zu der durchschnittlichen Zuckermenge, die wir täglich benötigen, sehr gering. Darüber hinaus produziert unser Körper auch selbst Zucker in Form von Glukose ("Traubenzucker"), indem er Glykogen (eine gespeicherte Form von Zucker) in der Leber zu Zucker aufspaltet.
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Der Erwachsene produziert auf diese Weise jeden Tag etwa 200 Gramm Glukose, auch wenn überhaupt kein Zucker gegessen wird. Im Durchschnitt verbraucht ein Tumor weniger als zwei Gramm Zucker pro 100 Gramm Tumorgewebe. Ein Krebstumor von einem halben Kilogramm (in diesem Fall bereits fortgeschritten) verbraucht nur einen Bruchteil des von der Leber täglich freigesetzten Zuckers. Eine zuckerfreie Ernährung macht für einen Krebspatienten daher keinen Sinn.
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==Bedeutung von TKTL1 in der Coy-Diät==
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[[image:TKTL1.jpg|Quelle:<ref>http://www.dermatologie-frankfurt.de/docs/coy_et_al_clin_lab_2005.pdf</ref>|thumb]] Um herauszufinden, ob eine bestimmte Tumorart für seine Ernährungsempfehlung empfindlich sei, muss ein von Coy entwickelter Test (siehe unten) durchgeführt werden, der anzeigen soll, ob das TKTL1-Gen im Tumorgewebe aktiv ist oder nicht. Das von Coy im Jahr 1995 selbst entdeckte TKTL1(Transketolase-like-1)-Gen wird von Befürwortern sowohl für die Entwicklung einer Krebszelle hin zu einer besonderen aggressiven Form als auch für die Metastasierung verantwortlich gemacht. TKTL1-aktive Tumorzellen sollen nach dieser Theorie ihren Energiebedarf durch die weniger effektive Zuckervergärung ohne Sauerstoffverbrauch (unter Bildung von Milchsäure) decken.
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===Transketolase und Transketolase-like-1===
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Das Enzym Transketolase (TKT) spielt eine Rolle im Zuckerstoffwechsel in der DNA- und in der RNA-Synthese. Es katalysiert einen Reaktionsschritt, bei dem eine Ketolgruppe von Xylulose-5-phosphat auf ein Aldol überträgt (beispielsweise Ribose-5-phosphat). Diese Reaktion verbindet die Glykolyse biochemisch mit dem Pentosephosphatweg. Mutationen am TKT-Gen führen zum Mangel an Transketolase-Aktivität, was zusammen mit Mangel an ihrem Coenzym Thiamin (Vitamin B1) zum Wernicke-Korsakow-Syndrom z.B. bei Alkoholikern führt. Das Enzym TKTL1 kommt in mindestens drei verschiedenen Isoenzymformen im menschlichen Körper vor und ist mit dem Enzym Transketolase (siehe Citratzyklus) verwandt.
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===Der EDIM-TKTL1-Bluttest===
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Der EDIM-TKTL1-Bluttest soll Aufschluss darüber geben, ob beim Patienten das Enzym TKTL1 nachweisbar ist. Befürworter glauben, mit diesem Test "besonders aggressive Krebszellen" erkennen und frühzeitig Hinweise auf Rezidive erhalten zu können. In Frankfurt&nbsp;a.M. bot zunächst eine "Gemeinschaftspraxis Pathologie Franfurt&nbsp;a.M." einen TKTL1-Nachweis an. Später wurde der TKTL1-EDIM Test von der Firma biovis´ Diagnostik MVZ GmbH in Limburg-Offheim<ref>biovis´ Diagnostik MVZ GmbH, Justus-Staudt-Str. 2, D-65555 Limburg-Offheim</ref> übernommen. Die Biovis wird dabei als "exklusiver Partner" der Firma Tavarlin bezeichnet, die Erfinderin des Test sei.
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In einer Stellungnahme zur "anti-TKTL1-Diät" von Mai 2015 schreibt die Deutsche Krebsgesellschaft: ''"Der EDIM-TKTL1-Test ist kein Testverfahren, das von der Arbeitgemeinschaft Prävention und Integrative Onkologie (PRiO) in der Deutschen Krebsgesellschaft zur Diagnose, Prognoseeinschätzung oder als Hinweis auf ein mögliches Therapieansprechen empfohlen wird. Bei diesem Testverfahren und dem ähnlichen Verfahren der EDIM-Apo10-Bestimmung handelt es sich nach aktuellem Wissensstand um kein validiertes Verfahren der in-vitro-Diagnostik, das
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prospektiv mit adäquater Vergleichsgruppe geprüft wurde. Diese Beurteilung beruht auf einer systematischen Literaturrecherche im April 2014 und den vom Anbieter vorgelegten Publikationen. Berücksichtigt wurden nur klinische Arbeiten, bei denen der EDIM-Test zum Einsatz kam. "''<ref name="DKS"/>
  
 
==Rezeption==
 
==Rezeption==
Der SWR äusserte sich im September 2009 kritisch zur Krebsdiät nach Coy. Im Internet konnte in der (inzwischen gelöschten) Zusammenfassung gelesen werden: ''In seinem Buch "Die neue Anti-Krebs-Ernährung" stellt der Krebsforscher Johannes Coy ein Ernährungskonzept vor, das angeblich vor Krebs schützen soll. Die Grundannahme: Möglichst wenig Kohlenhydrate in der Ernährung senken das Risiko an Krebs zu erkranken. Auf der "roten" Liste stehen unter anderem Nudeln, Kartoffeln, Bananen, Käse und Nüsse. Um seine Seriosität zu belegen, beruft sich Coy auf das renommierte Krebsforschungszentrum in Heidelberg, für das er selbst einige Jahre gearbeitet hat. Aber dort will man nichts von Coy und seiner neuen Anti-Krebs-Diät wissen: Was die größte deutsche Boulevardzeitung da – wieder mal – schreibt, hat mit dem Krebsforschungszentrum und seriöser Forschung nichts zu tun. Eine schlichte Internet-Recherche zeigt: Hinter der neuen, vermeintlichen Anti-Krebs-Diät stecken ganz simple finanzielle Interessen.''<ref>Radio-Interview Werner Eckert - Johannes Coy, "Das Geschäft mit der gesunden Ernährung", "Treff nach drei", SWR4 1.1.2009 (inzwischen von den SWR-Webseiten gelöscht)</ref>
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[[image:CoyGong2.jpg|Thema bei Gong|thumb]]
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[[image:CoyBunte.jpg|Thema bei Bunte|thumb]]
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Der SWR äußerte sich im September 2009 kritisch zur Krebsdiät nach Coy. Im Internet war in der (inzwischen gelöschten) Zusammenfassung zu lesen:<ref>Radio-Interview Werner Eckert - Johannes Coy, "Das Geschäft mit der gesunden Ernährung", "Treff nach drei", SWR4 1.1.2009 (inzwischen von den SWR-Webseiten gelöscht)</ref>
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:''"In seinem Buch "Die neue Anti-Krebs-Ernährung" stellt der Krebsforscher Johannes Coy ein Ernährungskonzept vor, das angeblich vor Krebs schützen soll. Die Grundannahme: Möglichst wenig Kohlenhydrate in der Ernährung senken das Risiko an Krebs zu erkranken. Auf der "roten Liste" stehen unter anderem Nudeln, Kartoffeln, Bananen, Käse und Nüsse. Um seine Seriosität zu belegen, beruft sich Coy auf das renommierte Krebsforschungszentrum in Heidelberg, für das er selbst einige Jahre gearbeitet hat. Aber dort will man nichts von Coy und seiner neuen Anti-Krebs-Diät wissen: Was die größte deutsche Boulevardzeitung da – wieder mal – schreibt, hat mit dem Krebsforschungszentrum und seriöser Forschung nichts zu tun. Eine schlichte Internet-Recherche zeigt: Hinter der neuen, vermeintlichen Anti-Krebs-Diät stecken ganz simple finanzielle Interessen."''
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===Berichterstattung in der Boulevardpresse===
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Die Coy-Methode wurde in der Boulevardpresse mehrfach völlig unkritisch thematisiert, mit einem Höhepunkt der Berichterstattungen im Jahre 2009. Den staunenden Lesern wurde dabei vermittelt, dass man mit der Methode "Krebszellen vorsorglich aushungern", im Blut schwimmende "Zuckerjunkies" beseitigen und mit Hilfe der Coy-Methode eine "Krebszellen-Reinigungs-Kur [...] ohne Risiko und Nebenwirkungen" machen könne. Belege wurden dazu nicht genannt. Stattdessen finden sich Hinweise zum Anbieter entsprechender Bluttests.
  
 
==Johannes Coy==
 
==Johannes Coy==
 
[[image:Coy.jpg|Johannes Coy|thumb]]
 
[[image:Coy.jpg|Johannes Coy|thumb]]
Johannes Coy (geb. 15. Dezember 1963) studierte Biologie in Tübingen und arbeitete von 1990 bis 2001 am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. 1995 entdeckte er das Enzym TKTL1.
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Johannes Coy (geb. 15. Dezember 1963) studierte Biologie in Tübingen und arbeitete von 1990 bis 2001 am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. 1995 entdeckte er das Enzym TKTL1 und erhielt ein Patent dazu. 2001 wurde Coy für die Biotech-Firma mtm laboratories&nbsp;AG im Bereich der Entwicklung neuer Krebsfrüherkennungstests tätig. 2004 wechselte er als Leiter der Onkologie zur R-Biopharm&nbsp;AG nach Darmstadt. 2003 gründete Coy die Firma Tavartis GmbH zur Entwicklung von Krebsdiagnostika. 2006 gründete Coy das pharmazeutische Unternehmen Tavargenix GmbH, das ein Anti-TKTL1-Medikament zur Therapie von Krebserkrankungen entwickelte. 2008 gründete er mit Investoren die Tavarlin&nbsp;AG, die Tests zum TKTL1-Nachweis und weitere Produkte wie Lebensmittel anbietet.
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Coy ist ehrenamtlich für die Gesellschaft für Ernährungsmedizin und Diätetik e.V. in Aachen tätig.
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==Tavarlin&nbsp;AG==
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Die Firma Tavarlin&nbsp;AG in Darmstadt ist Anbieter von Produkten zur Krebsdiät nach Coy. Angeboten werden kohlenhydratarmes Brot, Fette, Büffelsalami, Kakaokekse, Kakaocreme, Erdbeermarmelade, Bierwurst, Nusskuchen und weitere Produkte. Die Tavarlin AG wurde im November 2007 durch Johannes Coy zusammen mit privaten Investoren gegründet, um bestimmte passende Produkte und eine proprietäre Diagnostik zu vermarkten.
  
2001 wird Coy für die Biotech-Firma "mtm laboratories AG" im Bereich der Entwicklung neuer Krebsfrüherkennungstests tätig. 2004 wechselt er als Leiter der Onkologie zur R-Biopharm AG nach Darmstadt. 2003 gründete Coy die Firma Tavartis GmbH zur Entwicklung von Krebsdiagnostika. 2006 gründet Coy das pharmazeutische Unternehmen Tavargenix GmbH, das ein Anti-TKTL1-Medikament zur Therapie von Krebserkrankungen entwickelt. 2008 gründet er mit Investoren die Tavarlin AG, die Tests zum TKTL-Nachweis und weitere Produkte wie Lebensmittel anbietet.
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==Siehe auch==
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*[[Ketogene Diät]]
  
==Tavarlin AG==
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==Patente==
Die Firma Tavarlin AG in Darmstadt ist Anbieter von Produkten zur Krebsdiät nach Coy. Angeboten werden KH-armes Brot, Fette, Ballaststoffe und weitere Produkte.
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Von Coy wurden im Zusammenhang mit dem TKTL1-Enzym und -Gen verschiedene Patente angemeldet.
Die Tavarlin AG wurde im November 2007 durch Johannes Coy zusammen mit privaten Investoren gegründet, um bestimmte passende Produkte und eine proprietäre Diagnostik zu vermarkten.  
 
  
==EDIM TKTL1 Bluttest==
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*EP 1972209, zu einem KH-armen "Drink" mit Milchsäurezusatz und ggf. Alkohol und ketogenen Aminosäuren. Angemeldet am 24.09.2008
Der EDIM-TKTL1-Bluttest soll Aufschluß darüber geben, ob beim Patienten das Enzym TKTL1 nachweisbar ist. Befürworter glauben mit diesem Test "besonders aggressive Krebszellen" erkennen zu können und  
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*US 2008/0095703 A1 vom 3.3.2006. "Method For Checking And Controlling The Mammalian Lactic Acid Fermentation"
frühzeitig Hinweise auf Rezidive erhalten zu können. In Frankfurt a. M. bietet (offenbar als einziges Labor in Deutschland) eine "Gemeinschaftspraxis Pathologie Franfurt a. M." einen TKTL1 - Nachweis an.
 
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==
*J. Hübner J, Münstedt K: Alternative Therapien in der Onkologie. Können sie die konventionelle Medizin ersetzen? Der Onkologe, Verlag Springer Berlin / Heidelberg. ISSN 0947-8965
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*J. Hübner, K. Münstedt: ''Alternative Therapien in der Onkologie. Können sie die konventionelle Medizin ersetzen?'' Der Onkologe, 2009;15(9):912, ISSN 0947-8965
*Johannes F. Coy, Maren Franz: ''Die neue Anti-Krebs-Ernährung'', Gräfe und Unzer Verlag
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*Johannes F. Coy, Maren Franz: ''Die neue Anti-Krebs-Ernährung.'' Gräfe und Unzer, 2009
*Johannes Coy, Maren Franz: ''Die neue Anti-Krebs-Ernährung: Wie Sie das Krebs-Gen stoppen'',Verlag Gräfe & Unzer
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*Johannes Coy, Maren Franz: ''Die neue Anti-Krebs-Ernährung: Wie Sie das Krebs-Gen stoppen.'' Gräfe und Unzer, 2012
  
 
==Quellennachweise==
 
==Quellennachweise==
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[[category:Wundertherapie gegen Krebs]]
 
[[category:Wundertherapie gegen Krebs]]
 
[[category:Krebsdiät]]
 
[[category:Krebsdiät]]
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[[category:Wundertherapie der Multiplen Sklerose]]

Aktuelle Version vom 24. September 2024, 10:11 Uhr

Bild-Titel vom 1. September 2009

Die Krebsdiät nach Coy (Ernährung nach Coy, TKTL1-Ernährungstherapie oder Tavarlin-Kost) ist ein diätetisches Behandlungskonzept im Sinne einer Anti-Krebs-Ernährung des promovierten Biologen, Bestsellerautors und Medizingeschäftsmannes (Vorstand Tavarlin AG) Johannes Coy aus Darmstadt. Aufmerksamkeit erfuhr die umstrittene Methode insbesondere durch eine groß aufgemachte Berichterstattung in einer Artikelserie der Bild-Zeitung im September 2009[1] sowie in unkritischen Jubelartikeln mit Nennung von Prominenten in Bunte[2], Gong[3] und Bella.

Für diese Methode liegt bis heute kein wissenschaftlicher Wirksamkeitsnachweis bei Krebserkrankungen vor. Ebenso existiert keine einzige Empfehlung einer Fachgesellschaft. Im Gegenteil rät die Deutsche Krebsgesellschaft:

"Eine Anwendung der "Anti TKTL1 - Diät" kann nicht empfohlen werden."[4]

Methode

Titel eines Buchs von Coy

Die "Ernährungsweise nach Coy" entspricht einer öl- und proteinreichen Diät mit möglichst geringem Kohlenhydratanteil. Nach Coy soll der erhöhte Zuckerverbrauch von Krebszellen diese angreifbar machen - und zwar durch das Meiden von Lebensmitteln, die durch die Verdauung viel Traubenzucker zur Verfügung stellen. Laut Coy solle seine Methode zu einer Art "Aushungerung"[5] der Krebszellen beitragen. Coy behauptet, dadurch sowohl einen Schutzeffekt vor Krebs als auch eine Wirksamkeit bei bereits eingetretener Krebserkrankung zu erzielen. Durch die Anwendung seiner Methode ließen sich außerdem die Streuung von Tumorzellen (Metastasierung) und eine körperliche Auszehrung (Kachexie) des Patienten verhindern sowie Nebenwirkungen der Chemotherapie mildern.

Die Ernährungsempfehlung ähnelt der ketogenen Ernährung, der "Glyx-Diät", der Öl-Eiweißkost nach Budwig und verschiedenen "Low Carb"-Diäten wie der Atkins-Diät oder der Montignac-Methode, die meist zur Gewichtsreduktion bei Übergewicht angewandt werden. Eine Ähnlichkeit zeigt sich auch zur so genannten Steinzeitdiät. Bei der Coy-Diät werden etwa 60 bis 70 Gramm Kohlenhydrate pro Tag als Obergrenze angesehen. Verboten sind insbesondere Nudeln, Kartoffeln, Bananen oder Käse. Empfohlen wird dagegen Fleisch und Fisch, was wiederum im Gegensatz zu vielen anderen Ernährungsempfehlungen bei Krebs steht.

Außerdem empfiehlt Coy die Einnahme ungehärteter Pflanzenöle wie Lein-, Hanf- oder Rapsöl sowie die Ernährung mit Kaltwasserfischen wie Hering, Makrele oder Lachs. Auf diese Weise sollen vermehrt ungesättigte Omega-3-Fettsäuren aufgenommen werden. Auch vergorene Lebensmittel mit viel Milchsäure und wenig Kohlenhydraten seien hilfreich, da sie den Gärungsstoffwechsel von Tumorzellen hemmen sollen. Diese Überlegung scheint auch die Basis über angebliche krebshemmende Eigenschaften des diätetischen Lebensmittels Avemar zu sein.

Rationale der Coy-Diät und Zuckerkonsum bei Krebs

Laut Coy spreche für seine Methode die angebliche Beobachtung, dass Inuit, die über Fleisch und Fisch viele Omega-3-Fettsäuren, aber kaum Kohlenhydrate verzehrten, nicht an Krebs, Alzheimer, Diabetes oder Herzinfarkt sterben würden. Krebs in seiner aggressiven Form, als metastasierender Krebs, komme laut Coy daher "nur beim Menschen mit westlicher Lebensweise" und einigen von ihm gefütterten Haustieren vor. Bei allen anderen Lebewesen stelle Krebs kein entscheidendes Problem dar und der Tod durch Krebs beschränke sich im Wesentlichen auf wenige Lebewesen: den Menschen mit "westlicher Lebensweise", den Hund, die Hauskatze und im Labor gehaltene Tiere, die von Menschen gefüttert werden (Labormaus, Laborratte).

Traubenzucker soll nach Coys Sichtweise der einzig "effektive" Energielieferant der Krebszellen sein; so könnten Krebszellen angeblich nicht auf die Energiereserven in Form von Körperfett zurückgreifen, weil "die Mitochondrien abgeschaltet" oder "funktionsuntüchtig" geworden seien. Tumorzellen sollen nach seiner Theorie ihren Energiebedarf durch die Zuckervergärung ohne Sauerstoffverbrauch (unter Bildung von Milchsäure) decken. Bei der Vergärung werden aus einem Molekül Glucose jedoch nur 2 Moleküle ATP gebildet, bei der vollständigen Oxidation mit Sauerstoff entstehen aus einem Molekül Glucose jedoch 36 Moleküle ATP. Die Vergärung ist demnach deutlich weniger energieeffizient. Eine entsprechende Hypothese war bereits in den 1920er Jahren von Otto Warburg (1883 - 1970) geäußert worden, aber eine praktische Anwendung konnte daraus nicht abgeleitet werden. Zahlreiche neuere Forschungsergebnisse widersprechen jedoch inzwischen dieser Darstellung [6].

Laut Coy seien Diabetiker aufgrund der hohen Blutzuckerwerte auch für Krebs anfälliger. Ähnlich argumentieren Befürworter der alternativmedizinischen Insulinpotentierten Therapie (IPT, Insulin Potentation Therapy), welche jedoch nicht diätetisch, sondern durch den Einsatz von überdosiertem Insulin eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) des gesamten Körpers bewirken will, die sich nach Angaben der Befürworter dieser Methode auch auf Tumorzellen auswirke. Diese würden durch die therapeutische Hypoglykämie quasi ausgehungert. Des Weiteren soll Traubenzucker nicht nur Krebs, sondern auch andere Krankheiten wie Multiple Sklerose auslösen. Belege für diese Außenseitermeinung gibt es jedoch nicht. Zwar ergaben epidemiologische Untersuchungen tatsächlich ein erhöhtes Krebsrisiko bei Diabetikern, dies stand aber nach derzeitigem Wissen im Zusammenhang mit bestimmten Insulinpräparaten, während andere Insuline oder Diabetesmedikamente das Krebsrisiko von Diabetikern gar nicht oder nur gering erhöhten und manchmal sogar senkten.[7][8][9]. Andere Autoren führen die höhere Entdeckungsrate von Krebs bei Diabetikern auf die engmaschige medizinische Betreuung und Kontrolluntersuchungen zurück, die im Rahmen des Diabetes durchgeführt werden - so werden die meisten Krebserkrankungen von Diabetikern innerhalb der ersten Monate nach Erstdiagnose des Diabetes entdeckt.[10]

Tatsächlich verbrauchen Krebszellen mehr Zucker als gesunde Zellen. Der Verzicht von Zucker hat jedoch keinen Einfluss auf das Krebsgeschehen. Der Zuckerverbrauch eines Tumors ist im Vergleich zu der durchschnittlichen Zuckermenge, die wir täglich benötigen, sehr gering. Darüber hinaus produziert unser Körper auch selbst Zucker in Form von Glukose ("Traubenzucker"), indem er Glykogen (eine gespeicherte Form von Zucker) in der Leber zu Zucker aufspaltet.

Der Erwachsene produziert auf diese Weise jeden Tag etwa 200 Gramm Glukose, auch wenn überhaupt kein Zucker gegessen wird. Im Durchschnitt verbraucht ein Tumor weniger als zwei Gramm Zucker pro 100 Gramm Tumorgewebe. Ein Krebstumor von einem halben Kilogramm (in diesem Fall bereits fortgeschritten) verbraucht nur einen Bruchteil des von der Leber täglich freigesetzten Zuckers. Eine zuckerfreie Ernährung macht für einen Krebspatienten daher keinen Sinn.

Bedeutung von TKTL1 in der Coy-Diät

Quelle:[11]

Um herauszufinden, ob eine bestimmte Tumorart für seine Ernährungsempfehlung empfindlich sei, muss ein von Coy entwickelter Test (siehe unten) durchgeführt werden, der anzeigen soll, ob das TKTL1-Gen im Tumorgewebe aktiv ist oder nicht. Das von Coy im Jahr 1995 selbst entdeckte TKTL1(Transketolase-like-1)-Gen wird von Befürwortern sowohl für die Entwicklung einer Krebszelle hin zu einer besonderen aggressiven Form als auch für die Metastasierung verantwortlich gemacht. TKTL1-aktive Tumorzellen sollen nach dieser Theorie ihren Energiebedarf durch die weniger effektive Zuckervergärung ohne Sauerstoffverbrauch (unter Bildung von Milchsäure) decken.

Transketolase und Transketolase-like-1

Das Enzym Transketolase (TKT) spielt eine Rolle im Zuckerstoffwechsel in der DNA- und in der RNA-Synthese. Es katalysiert einen Reaktionsschritt, bei dem eine Ketolgruppe von Xylulose-5-phosphat auf ein Aldol überträgt (beispielsweise Ribose-5-phosphat). Diese Reaktion verbindet die Glykolyse biochemisch mit dem Pentosephosphatweg. Mutationen am TKT-Gen führen zum Mangel an Transketolase-Aktivität, was zusammen mit Mangel an ihrem Coenzym Thiamin (Vitamin B1) zum Wernicke-Korsakow-Syndrom z.B. bei Alkoholikern führt. Das Enzym TKTL1 kommt in mindestens drei verschiedenen Isoenzymformen im menschlichen Körper vor und ist mit dem Enzym Transketolase (siehe Citratzyklus) verwandt.

Der EDIM-TKTL1-Bluttest

Der EDIM-TKTL1-Bluttest soll Aufschluss darüber geben, ob beim Patienten das Enzym TKTL1 nachweisbar ist. Befürworter glauben, mit diesem Test "besonders aggressive Krebszellen" erkennen und frühzeitig Hinweise auf Rezidive erhalten zu können. In Frankfurt a.M. bot zunächst eine "Gemeinschaftspraxis Pathologie Franfurt a.M." einen TKTL1-Nachweis an. Später wurde der TKTL1-EDIM Test von der Firma biovis´ Diagnostik MVZ GmbH in Limburg-Offheim[12] übernommen. Die Biovis wird dabei als "exklusiver Partner" der Firma Tavarlin bezeichnet, die Erfinderin des Test sei.

In einer Stellungnahme zur "anti-TKTL1-Diät" von Mai 2015 schreibt die Deutsche Krebsgesellschaft: "Der EDIM-TKTL1-Test ist kein Testverfahren, das von der Arbeitgemeinschaft Prävention und Integrative Onkologie (PRiO) in der Deutschen Krebsgesellschaft zur Diagnose, Prognoseeinschätzung oder als Hinweis auf ein mögliches Therapieansprechen empfohlen wird. Bei diesem Testverfahren und dem ähnlichen Verfahren der EDIM-Apo10-Bestimmung handelt es sich nach aktuellem Wissensstand um kein validiertes Verfahren der in-vitro-Diagnostik, das prospektiv mit adäquater Vergleichsgruppe geprüft wurde. Diese Beurteilung beruht auf einer systematischen Literaturrecherche im April 2014 und den vom Anbieter vorgelegten Publikationen. Berücksichtigt wurden nur klinische Arbeiten, bei denen der EDIM-Test zum Einsatz kam. "[6]

Rezeption

Thema bei Gong
Thema bei Bunte

Der SWR äußerte sich im September 2009 kritisch zur Krebsdiät nach Coy. Im Internet war in der (inzwischen gelöschten) Zusammenfassung zu lesen:[13]

"In seinem Buch "Die neue Anti-Krebs-Ernährung" stellt der Krebsforscher Johannes Coy ein Ernährungskonzept vor, das angeblich vor Krebs schützen soll. Die Grundannahme: Möglichst wenig Kohlenhydrate in der Ernährung senken das Risiko an Krebs zu erkranken. Auf der "roten Liste" stehen unter anderem Nudeln, Kartoffeln, Bananen, Käse und Nüsse. Um seine Seriosität zu belegen, beruft sich Coy auf das renommierte Krebsforschungszentrum in Heidelberg, für das er selbst einige Jahre gearbeitet hat. Aber dort will man nichts von Coy und seiner neuen Anti-Krebs-Diät wissen: Was die größte deutsche Boulevardzeitung da – wieder mal – schreibt, hat mit dem Krebsforschungszentrum und seriöser Forschung nichts zu tun. Eine schlichte Internet-Recherche zeigt: Hinter der neuen, vermeintlichen Anti-Krebs-Diät stecken ganz simple finanzielle Interessen."

Berichterstattung in der Boulevardpresse

Die Coy-Methode wurde in der Boulevardpresse mehrfach völlig unkritisch thematisiert, mit einem Höhepunkt der Berichterstattungen im Jahre 2009. Den staunenden Lesern wurde dabei vermittelt, dass man mit der Methode "Krebszellen vorsorglich aushungern", im Blut schwimmende "Zuckerjunkies" beseitigen und mit Hilfe der Coy-Methode eine "Krebszellen-Reinigungs-Kur [...] ohne Risiko und Nebenwirkungen" machen könne. Belege wurden dazu nicht genannt. Stattdessen finden sich Hinweise zum Anbieter entsprechender Bluttests.

Johannes Coy

Johannes Coy

Johannes Coy (geb. 15. Dezember 1963) studierte Biologie in Tübingen und arbeitete von 1990 bis 2001 am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. 1995 entdeckte er das Enzym TKTL1 und erhielt ein Patent dazu. 2001 wurde Coy für die Biotech-Firma mtm laboratories AG im Bereich der Entwicklung neuer Krebsfrüherkennungstests tätig. 2004 wechselte er als Leiter der Onkologie zur R-Biopharm AG nach Darmstadt. 2003 gründete Coy die Firma Tavartis GmbH zur Entwicklung von Krebsdiagnostika. 2006 gründete Coy das pharmazeutische Unternehmen Tavargenix GmbH, das ein Anti-TKTL1-Medikament zur Therapie von Krebserkrankungen entwickelte. 2008 gründete er mit Investoren die Tavarlin AG, die Tests zum TKTL1-Nachweis und weitere Produkte wie Lebensmittel anbietet.

Coy ist ehrenamtlich für die Gesellschaft für Ernährungsmedizin und Diätetik e.V. in Aachen tätig.

Tavarlin AG

Die Firma Tavarlin AG in Darmstadt ist Anbieter von Produkten zur Krebsdiät nach Coy. Angeboten werden kohlenhydratarmes Brot, Fette, Büffelsalami, Kakaokekse, Kakaocreme, Erdbeermarmelade, Bierwurst, Nusskuchen und weitere Produkte. Die Tavarlin AG wurde im November 2007 durch Johannes Coy zusammen mit privaten Investoren gegründet, um bestimmte passende Produkte und eine proprietäre Diagnostik zu vermarkten.

Siehe auch

Patente

Von Coy wurden im Zusammenhang mit dem TKTL1-Enzym und -Gen verschiedene Patente angemeldet.

  • EP 1972209, zu einem KH-armen "Drink" mit Milchsäurezusatz und ggf. Alkohol und ketogenen Aminosäuren. Angemeldet am 24.09.2008
  • US 2008/0095703 A1 vom 3.3.2006. "Method For Checking And Controlling The Mammalian Lactic Acid Fermentation"

Literatur

  • J. Hübner, K. Münstedt: Alternative Therapien in der Onkologie. Können sie die konventionelle Medizin ersetzen? Der Onkologe, 2009;15(9):912, ISSN 0947-8965
  • Johannes F. Coy, Maren Franz: Die neue Anti-Krebs-Ernährung. Gräfe und Unzer, 2009
  • Johannes Coy, Maren Franz: Die neue Anti-Krebs-Ernährung: Wie Sie das Krebs-Gen stoppen. Gräfe und Unzer, 2012

Quellennachweise

  1. Bildzeitung: "Dr. Johannes Coy erklärt, wie Sie wirksam Krebs vorbeugen", "Der Tagesplan für die Anti-Krebs-Ernährung". 3.9.2009
  2. "Sensationell: Die Anti-Krebsernährung. Entziehen Sie Krebszellen den Treibstoff!", Bunte, Heft 38 vom 10.9.2009
  3. 2Die besten Lebensmittel gegen Krebs - Richtig essen stoppt Krebs", Gong, 4.9.2009
  4. https://www.psiram.com/ge/images/d/d0/Stellungnahme_TKTL1_Diaet_18032010.pdf
  5. Coy J: Anti-Krebs Ernährung, Seite 9
  6. 6,0 6,1 http://www.krebsgesellschaft.de/deutsche-krebsgesellschaft/klinische-expertise/wissenschaftliche-stellungnahmen.html?file=files/dkg/deutsche-krebsgesellschaft/content/pdf/Klinische%20Forschung/Stellungnahme%20der%20DKG_Enzym%20TKTL1%20mit%20EDIM-Test_20140826.pdf
  7. Chang CH et al., PloS one 2011.
  8. Wilson C, Nature reviews 2011
  9. Buchs AE et al, Metabolism: clinical and experimental 2011
  10. Johnson JA et al.: Diabetologica 2011
  11. http://www.dermatologie-frankfurt.de/docs/coy_et_al_clin_lab_2005.pdf
  12. biovis´ Diagnostik MVZ GmbH, Justus-Staudt-Str. 2, D-65555 Limburg-Offheim
  13. Radio-Interview Werner Eckert - Johannes Coy, "Das Geschäft mit der gesunden Ernährung", "Treff nach drei", SWR4 1.1.2009 (inzwischen von den SWR-Webseiten gelöscht)