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Die Krankheitserfindung "V-AIDS" spielt eine erkennbar wichtige Rolle bei Argumentationsversuchen der Düsseldorfer Anwaltskanzlei R&U (siehe [[Tobias Ulbrich]]), die über Werbeanzeigen nach Mandanten sucht, die glauben Gesundheitsschäden durch eine der Corona-Impfungen erlitten zu haben.
 
Die Krankheitserfindung "V-AIDS" spielt eine erkennbar wichtige Rolle bei Argumentationsversuchen der Düsseldorfer Anwaltskanzlei R&U (siehe [[Tobias Ulbrich]]), die über Werbeanzeigen nach Mandanten sucht, die glauben Gesundheitsschäden durch eine der Corona-Impfungen erlitten zu haben.
  
Weiterverbreiter und Multiplikatoren der Erzählung zu V-AIDS sind [[Florian Schilling]] oder [[David Berger]], der dazu in seinem Blog Philosophia Perennis im November 2022 einen Artikel veröffentlichte. Berger wiederholt darin unkritisch die Spekulation eines amerikanischen Gynäkologen namens James Thorp, der der Ansicht ist, dass Neugeborene geimpfter Mütter unter "V-AIDS" litten.
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Weiterverbreiter und Multiplikatoren der Erzählung zu V-AIDS sind [[Florian Schilling]] oder [[David Berger]], der dazu in seinem Blog Philosophia Perennis im November 2022 einen Artikel veröffentlichte. Berger wiederholt darin unkritisch die Spekulation eines amerikanischen Gynäkologen namens James Thorp, der der Ansicht ist, dass Neugeborene geimpfter Mütter unter "V-AIDS" litten. Eine weitere Verbreiterin der V-AIDS - Erzählungen ist die amerikanische [[Osteopathin]] [[Elizabeth Eads]] (Betsy Eads), Mitglied der Gruppierung [https://en.wikipedia.org/wiki/America%27s_Frontline_Doctors "America's Frontline Doctors"].
 
==V-AIDS als hypothetische Krankheit und als angebliche Folge einer Impfung==
 
==V-AIDS als hypothetische Krankheit und als angebliche Folge einer Impfung==
 
Im Zuge der Diskussionen über Schäden durch Impfungen gegen das neue Coronavirus tauchte 2022 der neue Begriff V-AIDS auf.<ref>https://correctiv.org/faktencheck/2022/07/06/eine-erkrankung-namens-v-aids-ist-in-der-wissenschaft-nicht-bekannt/</ref> Damit soll eine neuartige Krankheit gemeint sein, die als eine Autoimmunerkrankung mit gleichzeitiger Herbsetzung der Aktivität des Immunsystems beschrieben wird, und die ausgelöst sei durch "Corona"-Impfungen. Das Recherchekollektiv Correctiv stellte im Juli 2022 bereits in einem Faktencheck fest, dass ein von der Anwaltskanzlei R&U genannter Fachartikel die Behauptungen zur Existenz von "V-AIDS" nicht stützt. Der Artikel stammt vom 26. Oktober 2021 und findet sich in Cell Discovery. Im Artikel ist von einem Krankheitsbild "V-AIDS" nicht die Rede. Der Artikel befasst sich mit einem chinesischen Ganzvirus-Impfstoff der Firma Vero Cell, der in Europa gar nicht zugelassen ist.
 
Im Zuge der Diskussionen über Schäden durch Impfungen gegen das neue Coronavirus tauchte 2022 der neue Begriff V-AIDS auf.<ref>https://correctiv.org/faktencheck/2022/07/06/eine-erkrankung-namens-v-aids-ist-in-der-wissenschaft-nicht-bekannt/</ref> Damit soll eine neuartige Krankheit gemeint sein, die als eine Autoimmunerkrankung mit gleichzeitiger Herbsetzung der Aktivität des Immunsystems beschrieben wird, und die ausgelöst sei durch "Corona"-Impfungen. Das Recherchekollektiv Correctiv stellte im Juli 2022 bereits in einem Faktencheck fest, dass ein von der Anwaltskanzlei R&U genannter Fachartikel die Behauptungen zur Existenz von "V-AIDS" nicht stützt. Der Artikel stammt vom 26. Oktober 2021 und findet sich in Cell Discovery. Im Artikel ist von einem Krankheitsbild "V-AIDS" nicht die Rede. Der Artikel befasst sich mit einem chinesischen Ganzvirus-Impfstoff der Firma Vero Cell, der in Europa gar nicht zugelassen ist.
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Die deutsche ARD (rbb, Sendung Kontraste) recherchierte 2023 zu V-AIDS im Jahre, und befragte dazu die Deutsche Gesellschaft für Immunologie (Carsten Watzl). In einer Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Immunologie heisst es dass es ein V-AIDS nicht gebe.<ref>https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2023/04/brandenburg-corona-impfschaden-klage-biontech.html</ref>
 
Die deutsche ARD (rbb, Sendung Kontraste) recherchierte 2023 zu V-AIDS im Jahre, und befragte dazu die Deutsche Gesellschaft für Immunologie (Carsten Watzl). In einer Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Immunologie heisst es dass es ein V-AIDS nicht gebe.<ref>https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2023/04/brandenburg-corona-impfschaden-klage-biontech.html</ref>
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Eine im August 2024 veröffentlichte retrospektive Studie, die in The Lancet (Respiratory Medicine) veröffentlicht wurde<ref>Margaux M I Meslé et al.: Estimated number of lives directly saved by COVID-19 vaccination programmes in the WHO European Region from December, 2020, to March, 2023: a retrospective surveillance study, The Lancet (resp. med.), 7. August 2024. https://doi.org/10.1016/S2213-2600(24)00179-6<br>https://www.thelancet.com/journals/lanres/article/PIIS2213-2600(24)00179-6/abstract#%20</ref>, befasste sich mit der Frage wieviele COVID-19 Todesfälle durch die Corona-Impfungen bei Erwachsenen hatten in Europa verhindert werden können. Die Studie bezog sich dabei auf Impfungen gegen das neue Coronavirus SARS CoV-2 zwischen Dezember 2020 und März 2023.<br>Im Ergebnis senkten die Impfungen in Europa infektionsbedingte Todesfälle um 59%. Es wurden in Europa durch die Impfungen 1,6 Millionen Todesfälle verhindert. Die grösste Schutzwirkung wird dabei der Gruppe der über 60 Jährigen zugeordnet, die ein grösseres Risko hatten an COVID-19 zu versterben. Bis März 2023 waren gleichzeitig in Europa 2,2 Millionen Menschen an der COVID-19 Krankheit verstorben.
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Eine ältere Studie von 2023, die ebenfalls in The Lancet erschien, schätzte dass Corona-Impfungen weltweit rund 20 Millionen COVID-19 Todesfälle verhinderten. Diese Studie befasste sich dabei aber nur auf den untersuchten Zeitraum von Dezember 2020 bis Dezember 2022.
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<ref>Watson OJ et al.: Global impact of the first year of COVID-19 vaccination: a mathematical modelling study, Juni 2023, The Lancet, https://doi.org/10.1016/S1473-3099(22)00320-6<br>https://www.thelancet.com/journals/laninf/article/PIIS1473-3099(22)00320-6/fulltext</ref>
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==Siehe auch==
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*[[Turbokrebs]]
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*[[PostVac]]
  
 
==Weblinks==
 
==Weblinks==

Aktuelle Version vom 16. August 2024, 17:21 Uhr

typische Werbeanzeige der Düsseldorfer Anwaltskanzlei R&U zu V-AIDS (Juni 2022, siehe Artikel Tobias Ulbrich)

V-AIDS (auch "VAIDS", "V" steht für "Vakzin" - Impfung, engl. "Vaccine Acqired Immune Deficiency Syndrome" nach Robert W. Malone) ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für eine hypothetische Erkrankung im Sinne einer Krankheitserfindung, die im Kreis der Gegner und Kritiker von Schutzimpfungen gegen das neue Coronavirus SARS CoV-2 eine Rolle spielt. Bislang (Stand: Mai 2023) liegt kein seriös zu nennender Nachweis der Existenz einer Krankheit mit Namen V-AIDS vor. Die hypothetische Krankheit wurde zuerst vom US-amerikanischen Virologen und bekannten Verbreiter von Falschinformationen Robert W. Malone ins Gespräch gebracht. Im Blog Unser Mitteleuropa wurde die Erzählung bereits im Februar 2022 verbreitet.[1] Erste Nennungen von "V-AIDS" stammen vom 6. Dezember 2021 von einer Gruppe namens "America's Frontline Doctors".(Artikel "Vaccine Acquired Immune Deficiency Syndrome (VAIDS): 'We should anticipate seeing this immune erosion more widely")[2] Der Gruppe war mehrmals die Verbreitung von Falschnachrichten nachgewiesen worden.[3]

Der Begriff V-AIDS ist wissenschaftlich unbekannt und nicht ausreichend definiert.[4] Die Wortwahl V-AIDS soll dabei Laien an die Krankheit AIDS erinnern.

Die Krankheitserfindung "V-AIDS" spielt eine erkennbar wichtige Rolle bei Argumentationsversuchen der Düsseldorfer Anwaltskanzlei R&U (siehe Tobias Ulbrich), die über Werbeanzeigen nach Mandanten sucht, die glauben Gesundheitsschäden durch eine der Corona-Impfungen erlitten zu haben.

Weiterverbreiter und Multiplikatoren der Erzählung zu V-AIDS sind Florian Schilling oder David Berger, der dazu in seinem Blog Philosophia Perennis im November 2022 einen Artikel veröffentlichte. Berger wiederholt darin unkritisch die Spekulation eines amerikanischen Gynäkologen namens James Thorp, der der Ansicht ist, dass Neugeborene geimpfter Mütter unter "V-AIDS" litten. Eine weitere Verbreiterin der V-AIDS - Erzählungen ist die amerikanische Osteopathin Elizabeth Eads (Betsy Eads), Mitglied der Gruppierung "America's Frontline Doctors".

V-AIDS als hypothetische Krankheit und als angebliche Folge einer Impfung

Im Zuge der Diskussionen über Schäden durch Impfungen gegen das neue Coronavirus tauchte 2022 der neue Begriff V-AIDS auf.[5] Damit soll eine neuartige Krankheit gemeint sein, die als eine Autoimmunerkrankung mit gleichzeitiger Herbsetzung der Aktivität des Immunsystems beschrieben wird, und die ausgelöst sei durch "Corona"-Impfungen. Das Recherchekollektiv Correctiv stellte im Juli 2022 bereits in einem Faktencheck fest, dass ein von der Anwaltskanzlei R&U genannter Fachartikel die Behauptungen zur Existenz von "V-AIDS" nicht stützt. Der Artikel stammt vom 26. Oktober 2021 und findet sich in Cell Discovery. Im Artikel ist von einem Krankheitsbild "V-AIDS" nicht die Rede. Der Artikel befasst sich mit einem chinesischen Ganzvirus-Impfstoff der Firma Vero Cell, der in Europa gar nicht zugelassen ist.

Reaktionen der Fachwelt / Studienlage

In wissenschaftlichen Datenbanken und auch beispielsweise bei Google Scholar lässt sich im Mai 2023 keine zitierbare Literatur zum Thema einer V-AIDS Krankheit oder eines derart bezeichneten Krankheitsbildes finden. Dies entspricht auch dem Ergebnis der Recherchegruppe Correctiv von Juli 2022.[6]

Die deutsche ARD (rbb, Sendung Kontraste) recherchierte 2023 zu V-AIDS im Jahre, und befragte dazu die Deutsche Gesellschaft für Immunologie (Carsten Watzl). In einer Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Immunologie heisst es dass es ein V-AIDS nicht gebe.[7]

Eine im August 2024 veröffentlichte retrospektive Studie, die in The Lancet (Respiratory Medicine) veröffentlicht wurde[8], befasste sich mit der Frage wieviele COVID-19 Todesfälle durch die Corona-Impfungen bei Erwachsenen hatten in Europa verhindert werden können. Die Studie bezog sich dabei auf Impfungen gegen das neue Coronavirus SARS CoV-2 zwischen Dezember 2020 und März 2023.
Im Ergebnis senkten die Impfungen in Europa infektionsbedingte Todesfälle um 59%. Es wurden in Europa durch die Impfungen 1,6 Millionen Todesfälle verhindert. Die grösste Schutzwirkung wird dabei der Gruppe der über 60 Jährigen zugeordnet, die ein grösseres Risko hatten an COVID-19 zu versterben. Bis März 2023 waren gleichzeitig in Europa 2,2 Millionen Menschen an der COVID-19 Krankheit verstorben.

Eine ältere Studie von 2023, die ebenfalls in The Lancet erschien, schätzte dass Corona-Impfungen weltweit rund 20 Millionen COVID-19 Todesfälle verhinderten. Diese Studie befasste sich dabei aber nur auf den untersuchten Zeitraum von Dezember 2020 bis Dezember 2022. [9]

Siehe auch

Weblinks

Weblinks (englisch)

Quellennachweise