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'''Ginkgo biloba''' Mittel werden in der Naturheilkunde und [[Alternativmedizin]] aus der Frucht und aus den Blättern des Ginkgo biloba Strauches bzw. Baums hergestellt und zur Behandlung von Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, depressiven Verstimmungen, Schwindel, Ohrensausen (Tinnitus), Kopfschmerzen, vaskulär bedingter Demenz und Claudicatio intermittens (Schaufensterkrankheit) und ADHS beworben.
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[[image:Ginkgo_biloba.jpg|Zweig eines weiblichen Ginkgobaumes mit Früchten|thumb]][[image:ginkgo_biloba2.jpg|Anbau|thumb]]
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'''Ginkgo biloba''' ist ein Baum, aus dessen Früchten und Blättern in der [[Naturheilkunde]] und der [[Pseudomedizin]] Arzneimittel hergestellt werden, die zur Behandlung von Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, depressiven Verstimmungen, Schwindel, Ohrensausen (Tinnitus), Kopfschmerzen, vaskulär bedingter Demenz, Claudicatio intermittens (Schaufensterkrankheit) und ADHS beworben werden.
  
In der [[Traditionelle Chinesische Medizin|Traditionellen Chinesischen Medizin]] wird Ginkgosamen (Baiguo) zu therapeutischen Zwecken verwendet. Es handelt sich um den getrockneten, reifen Samen von Ginkgo biloba L. aus der Familie der Ginkgoaceae. Die Samen werden im Herbst geerntet, die äußere, fleischige Samenschale entfernt, der Samen gewaschen, kurz gedämpft oder überbrüht und anschließend mit Warmluft getrocknet.
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''Ginkgo biloba'' ist der einzige rezente Vertreter einer ansonsten ausgestorbenen Gruppe von Samenpflanzen und wird daher auch als „Lebendes Fossil“ bezeichnet. Er ist enger mit Nadelbäumen verwandt als mit Laubbäumen. Natürliche Populationen sind nur aus den Provinzen Chongqing und Guizhou im Südwesten Chinas bekannt.
  
Man kennt zwei verschiedene Zubereitungen in der TCM. Baiguoren (ren = Kern) ist jene Arznei, die der von Verunreinigungen und seiner Schale befreite und vor Gebrauch zerstoßene Pflanzenkern ist. Unter Chao baiguoren versteht man das, ohne Beigabe von Hilfsstoffen, geröstete, geschälte Produkt des Kerns. Man röstet den Kern so lange, bis ein aromatischer Geruch entweicht und vor Gebrauch wird auch hier dieses Produkt zerstoßen. Empfohlen wird die Einnahme von 4.5-9 Gramm dieser Zubereitungen pro Tag. Die unbehandelte Arznei ist übrigens giftig!
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==Anbau==
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Der zu medizinischen Zwecken verwendete Ginkgo wird in Plantagen kultiviert. Anbaugebiete in Deutschland finden sich beispielsweise im Rheintal. Blattware wird auch aus China, Japan, Korea und Frankreich importiert.
  
Obwohl im 17. Jahrhundert aus China bei uns eingeführt z.T. sehr große Ginkgobäume (Fächerblattbaum) in vielen botanischen Gärten und Hausgärten zu finden ist, bedeutet dies nicht, dass sein mittlerweile industrialisierter Anbau in Baumkulturen erfolgt. Für die medizinische Anwendung werden vielmehr buschgroße Ginkgosträucher verwendet, die auf Plantagen gezüchtet mit Spezialmaschinen abgeerntet werden.
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Obwohl der im 17. Jahrhundert aus China bei uns eingeführte Ginkgobaum z.T. sehr groß werden kann, hat der in Plantagen angebaute Ginkgo durch den ständigen Schnitt die Form eines niedrigen Busches.
  
In Europa werden, im Gegensatz zur TCM, nicht die Früchte, sondern vielmehr die Blätter (Ginkgo folium) des Ginkgostrauchs benutzt! Anbaugebiete in Deutschland finden sich beispielsweise im Rheintal. Er erfolgen aber auch Importe der Blattware aus China, Japan, Korea und Frankreich. Aus den Blättern werden Extrakte hergestellt, die Flavonole, Ginkgolide, Bioflavone und Bilobalid enthalten.
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==Inhaltsstoffe==
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Die Hauptinhaltsstoffe des Extraktes sind Terpenlaktone (Ginkgolide A, B und C sowie Bilobalid) und Flavonoide. Nach wie vor ist jedoch unklar, welche der Substanzen in welcher Weise biologisch aktiv sind. Daher gilt hier das Grundprinzip der Phytotherapie, die Gesamtheit der Inhaltsstoffe sind Wirkprinzip.[<ref>http://www.pei.de/SharedDocs/Downloads/vigilanz/bulletin-zur-arzneimittelsicherheit/2016/4-2016.pdf?__blob=publicationFile&v=3 Inhaltsstoffe</ref>]
  
==Diverse Indikationen für Ginkgo-Blatt-Extrakt==
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==Einsatz in der Traditionellen Chinesischen Medizin==
Der Pflanzenextrakt wird in einer Menge von 120-240 mg in 2-3 Einzeldosen täglich eingenomen. Als Indikationen werden Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, depressive Verstimmungen, Schwindel, Ohrensausen (Tinnitus), Kopfschmerzen, vaskulär bedingte Demenz und Claudicatio intermittens (Schaufensterkrankheit) angegeben (Wichtl 1997).
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In der [[Traditionelle Chinesische Medizin|Traditionellen Chinesischen Medizin]] (TCM) wird Ginkgosamen (Baiguo) zu therapeutischen Zwecken verwendet. Es handelt sich um den getrockneten, reifen Samen von ''Ginkgo biloba''&nbsp;L. Die Samen werden im Herbst geerntet, die äußere, fleischige Samenschale entfernt, der Samen gewaschen, kurz gedämpft oder überbrüht und anschließend mit Warmluft getrocknet.
  
==Fachkreise bewerten die Wirksamkeit widersprüchlich==
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Man kennt zwei verschiedene Zubereitungen in der TCM: Baiguoren (ren = Kern) ist eine Zubereitung aus dem zerstoßenen Samen, der aus der Schale gelöst und von Verunreinigungen befreit wurde.
Die medizinische Fachwelt ist sich über die medizinische Wirksamkeit von Ginkgo biloba-Blattextrakten uneins. Es gibt eine große Anzahl klinischer Studien, die zu unterschiedlichen Resultaten kamen. Diese im Einzelnen darzustellen, ist aus Platzgründen nicht möglich. Es macht aber Sinn, auf aktuelle Übersichtsarbeiten einzugehen.
 
  
Die für Literaturübersichtsstudien bekannte Cochrane Library veröffentlichte im Jahr 2002 eine positive Bewertung über Ginkgo biloba-Blattextrakte. Birks et al. (2002) suchten nach Fachliteratur, die die Worte Ginkgo, Tanakan und die spezielle Inhaltsstoffkombination EGB 761 enthielten. Die kognitiven Leistung konnte mittels Ginkgo (200 mg/Tag) im Vergleich zu Placebo verbessert werden. Auch die Activities of Daily Living, also die Aktivität der Patienten, wurde durch Ginkgo signifikant besser als mit Placebo stimuliert. Die Stimmung und die emotionale Funktion wurde durch Ginkgo ebenfalls besser als mit Placebo beeinflusst. Nebenwirkungen waren nicht häufiger als unter Placebo. Die Autoren waren der Auffassung, dass es ermutigende Hinweise für die positive Wirkung des Extrakte geben würde und dass hochwertige Studien zum Wirksamkeitsnachweis durchgeführt werden müssten.
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Unter Chao baiguoren versteht man ein Produkt aus dem gerösteten, geschälten Kern ohne Beigabe von Hilfsstoffen. Dazu röstet man den Kern so lange, bis ein aromatischer Geruch entweicht. Vor Gebrauch wird auch dieses Produkt zerstoßen. Empfohlen wird die Einnahme von 4,5-9&nbsp;Gramm dieser Zubereitungen pro Tag. Das unbehandelte Präparat ist giftig.
  
Zu exakt dem gegenteiligen Schluss gelangten Canter und Ernst (2002) im gleichen Jahr. Sie hatten neun klinische Studien mit Ginkgo biloba Extrakt untersucht und waren der Meinung, dass die kognitive Funktion nicht verbessert worden sei. Sie sprachen sich dagegen aus, Ginkgo als 'Smart-Drug' einzustufen. Allerdings forderten sie ebenfalls Langzeitstudien zur Klärung des Wirksamkeitsnachweises.
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==Anwendung außerhalb der TCM==
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In Europa werden, im Gegensatz zur TCM, nicht die Früchte, sondern die Blätter (Ginkgo folium) des Ginkgos benutzt. Als Indikationen werden Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, depressive Verstimmungen, Schwindel, Ohrensausen (Tinnitus), Kopfschmerzen, vaskuläre Demenz und Claudicatio intermittens (Schaufensterkrankheit) angegeben.<ref>Wichtl M: Teedrogen und Phytopharmaka. Wiss. Verlagsgesellschaft Stuttgart, 3. Aufl. 1997</ref>
  
Von der Hand zu weisen ist die Kritik an Ginkgo nicht, denn zumindest die Wirkung bei Ohrensausen (Tinnitus) wurde in einer hochwertigen Untersuchung (Drew und Davies 2001) geprüft. Über 14 Wochen hinweg erhielten 354 Tinnitus-Patienten Ginkgo biloba (3 x 50 mg/Tag mit einem Anteil von 25% Bioflavonoiden, 3% Ginkgoliden und 5% Bilobalid) oder Placebo. Das Produkt des Gingko-Anbieters Lichtwer Pharma schnitt dabei letztendlich ebenso wie Placebo ab, konnte also keine eigenständige Wirkung nachweisen.
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Der Pflanzenextrakt wird in einer Menge von 120-240&nbsp;mg in 2-3&nbsp;Einzeldosen täglich eingenommen. Seit einer außergerichtlichen Einigung zwischen dem größten Hersteller von Ginkgo-Arzneimitteln und einem Hersteller, der Ginkgo-Präparate als Nahrungsergänzungsmittel verkauft hat (Schwabe und Klosterfrau), ist Ginkgo apothekenpflichtig geworden. Mengen unter 100 mg besitzen eine pharmakologische Wirksamkeit.<ref>https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2017/04/13/bundesgerichtshof-muss-in-ginkgo-streit-entscheiden</ref>
  
In der offiziellen Therapieempfehlung zu Demenz bzw. zur Hirnleistungsstörungen (u.a. Morbus Alzheimer) ist allerdings in Deutschland Ginkgo durchaus aufgelistet. Die Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft veröffentlichte diese 'Therapieempfehlungen zur Demenz' im Januar 2001 (http://www.akdae.de/35/10Hefte/Demenz.pdf).
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Von 2012 bis Januar 2015 führte der Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel bei der Europäischen Arzneimittelagentur eine Bewertung der wissenschaftlichen Erkenntnisse und vorliegender Publikationen durch. Als Ergebnis befürwortet dieser nun weder die Anwendung bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit, noch bei Schwindel oder Tinnitus. Begründet wurde dies damit, dass die in den 1980er- und frühen 1990er-Jahren durchgeführten Studien die eingeschlossene Studienpopulationen ungenügend beschrieben haben und es wurden zu viele unterschiedlichste Diagnosen erfasst. Dies ist ab sofort auch bei der Zulassung neuer Präparate zu berücksichtigen. Bei bereits zugelassenen Präparaten ist in der Aus- und Weiterbildung in den Heilberufen die geänderte Anwendungsempfehlung zu beachten. Da das vorhandene wissenschaftliche Material keinen ausreichenden Wirksamkeitsbeleg erbringt, sind bei einer weiteren Anwendung in besonderem Umfang die möglichen Risiken zu berücksichtigen. <ref>http://www.pei.de/SharedDocs/Downloads/vigilanz/bulletin-zur-arzneimittelsicherheit/2016/4-2016.pdf?__blob=publicationFile&v=3 Anwendungbeschränkungen</ref>
  
Man wird wohl noch eine Weile abwarten müssen, bis sich die Aufgeregtheiten um Gingko biloba wieder gelegt haben. Bei ADHS scheint Ginkgo biloba jedoch dann eine Wirkung zu besitzen, wenn es mit Ginseng kombiniert wird.
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==Studienlage zur Wirksamkeit==
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Die medizinische Fachwelt ist sich über die medizinische Wirksamkeit von Ginkgo-biloba-Blattextrakten uneins. Es gibt eine große Anzahl klinischer Studien, die zu unterschiedlichen Resultaten kamen. Diese im Einzelnen darzustellen, ist aus Platzgründen nicht möglich; es soll jedoch auf aktuelle Übersichtsarbeiten eingegangen werden.
  
Kinder im Alter von 3-17 Jahren, die an Aufmerksamkeits-Defizit-und-Hyperaktivititäts-Syndrom (ADHS) litten, wurden in der Pilotstudie von Lyon et al. (2001) nach vierwöchiger Behandlungsdauer durchaus erfolgreich behandelt. Sie hatten amerikanischen Ginseng (Panax quinquefolium) in einer Dosierung von 200 mg pro Kapsel + 50 mg Gingko biloba zweimal täglich auf nüchternen Magen eingenommen. Fünf der 36 Kinder zeigten leichte Nebenwirkungen, wobei zwei Fälle direkt auf die Ginsengmedikation zurückgeführt werden konnten.
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Die für Literaturübersichtsstudien bekannte Cochrane Library veröffentlichte im Jahr 2002 eine positive Bewertung über Ginkgo biloba-Blattextrakte. Birks et&nbsp;al.<ref>Birks J, Grimley EJ, Van Dongen M: Ginkgo biloba for cognitive impairment and dementia (Cochrane Review). http://www.cochrane.org/cochrane/revabstr/ab003120.htm, Issue 4, 2002</ref> suchten 2002 nach Fachliteratur, die die Worte Ginkgo, Tanakan und die spezielle Inhaltsstoffkombination EGB&nbsp;761 enthielten. Die kognitive Leistung konnte mittels Ginkgo (200&nbsp;mg/Tag) im Vergleich zu Placebo verbessert werden. Auch die Activities of Daily Living, also die Aktivität der Patienten, wurden durch Ginkgo signifikant besser als unter Placebo. Stimmung und emotionale Funktion wurde durch Ginkgo ebenfalls besser als mit Placebo beeinflusst. Nebenwirkungen waren nicht häufiger als unter Placebo. Die Autoren waren der Auffassung, dass es ermutigende Hinweise für die positive Wirkung des Extrakte gebe und dass hochwertige Studien zum Wirksamkeitsnachweis durchgeführt werden sollten.
  
Ein analoges Produkt war bereits ein Jahr früher von Wesnes et al. (2000) in einem randomisierten Doppelblindversuch an 256 gesunden Freiwilligen ausprobiert worden. Anhand eines Beurteilungsschemas (Index of Memory Quality) stellte sich eine Verbesserung der Gedächtnisleistung nach 12wöchiger Einnahme heraus.
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Zum gegenteiligen Schluss gelangten Canter und Ernst<ref>Canter PH, Ernst E: Ginkgo biloba: a smart drug? A systemativ review of controlled trials of the cognitive effects of ginkgo biloba extracts in healthy people. Psychopharmacol Bull, 36, 108-123, 2002</ref> ebenfalls im Jahr 2002. Sie untersuchten neun klinische Studien mit Ginkgo-biloba-Extrakt und waren der Meinung, dass die kognitive Funktion nicht verbessert worden sei. Sie sprachen sich dagegen aus, Ginkgo als "Smart Drug" einzustufen. Allerdings forderten sie ebenfalls Langzeitstudien zur Klärung des Wirksamkeitsnachweises.
  
Es werden gelegentlich Magenbeschwerden, Kopfschmerzen, Hautveränderungen und eine leichte Steigerung der Blutungsneigung beschrieben. Ginkgo verstärkt die Wirkung von Medikamenten, die die Thrombozytenaggregation hemmen.
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Ein Cochrane-Review von 2013 kam nach Durchsicht von vier untersuchten Studien mit 1543 Teilnehmern zum Ergebnis, dass Ginkgo biloba Extrakte keine Wirksamkeit bei Tinnitus zeigten.<ref>Hilton MP, Zimmermann EF, Hunt WT. Ginkgo biloba for tinnitus. Cochrane Database Syst Rev. 2013 März 28;(3) doi: 10.1002/14651858.CD003852.pub3.</ref> Bereits zuvor, 2001, kam eine im British Medical Journal veröffentlichte Arbeit zu diesem Ergebnis.<ref>Drew S, Davies E: Effectiveness of Ginkgo biloba in treating tinnitus: double blind, placebo controlled trial. Br Med J, 322, 1-6, 2001</ref>. Über 14&nbsp;Wochen hinweg erhielten 354&nbsp;Tinnitus-Patienten Ginkgo biloba (3&nbsp;x&nbsp;50&nbsp;mg/Tag mit einem Anteil von 25%&nbsp;Bioflavonoiden, 3%&nbsp;Ginkgoliden und 5% Bilobalid) oder Placebo. Das Produkt des Ginkgo-Anbieters Lichtwer Pharma schnitt dabei letztendlich ebenso wie Placebo ab, konnte also keine eigenständige Wirkung nachweisen.
  
Eine kontrollierte Studie zur Frage nach möglichen Wirkungen von Ginkgo biloba zeigte, dass keine Beeinflussung einer Demenz oder der Alzheimer-Krankheit nachweisbar war <ref>DeKosky ST et al: Ginkgo biloba for Prevention of Dementia. JAMA. 2008;300(19):2253-2262</ref>.
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In der offiziellen Therapieempfehlung zu Demenz bzw. zur Hirnleistungsstörungen (u.a. Morbus Alzheimer) ist allerdings in Deutschland Ginkgo aufgelistet. Die Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft veröffentlichte diese ''Therapieempfehlungen zur Demenz'' im Dezember 2004.<ref>[http://www.akdae.de/Arzneimitteltherapie/TE/A-Z/PDF_Kurzversion/Demenz_k.pdf#page=1&view=fitB Empfehlungen zur Therapie der Demenz - Kurzversion] Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Arzneiverordnung in der Praxis, Band 31, Sonderheft 4, Dezember 2004</ref>
  
==Fazit==
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Allerdings zeigte eine kontrollierte Studie zur Frage nach möglichen Wirkungen von Ginkgo biloba, dass keine Beeinflussung einer Demenz oder der Alzheimer-Krankheit nachweisbar war.<ref>[http://jama.ama-assn.org/content/300/19/2253.full DeKosky ST et al: Ginkgo biloba for Prevention of Dementia] JAMA. 2008;300(19):2253-2262</ref> In einer weiteren Studie, der „Ginkgo Evaluation of Memory Study“, berichteten Forscher der University of Pittsburgh, USA, dass die Pflanze keinen Effekt auf Demenz hat. In einem weiteren Teil der Studie bewerteten die Wissenschaftler nun die möglichen Wirkungen von Ginkgo in Bezug auf die Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen.<ref>http://www.springermedizin.at/fachbereiche-a-z/i-o/innere-medizin/angiologie/?full=14451</ref>
Gingko-Zubereitungen sind durchaus, sofern dies in Absprache mit dem Arzt geschieht, eine mögliche Alternative bei bestimmten Erkrankungen. Ein Wundermittel stellen sie aber sicherlich nicht dar. Es gibt außerdem Unterschiede in der Produktqualität. Ein möglichst konstanter Gehalt der wirksamen Inhaltsstoffe ist in der Regel am ehesten in Arzneimittel-Zubereitungen aus der Apotheke gewährleistet. Das schließt nicht aus, dass auch frei verkäufliche bzw. als Lebensmittel preiswert angebotene Ginkgo-Produkte automatisch abzulehnen wären. Hier sollte man sich einfach beim Anbieter Prüfzertifikate zusenden lassen, die den Gehalt an den Inhaltsstoffen genau auflistet.
 
  
Das Problem bei den auch als Arzneimitteln verkauften Phytopharmaka ist, dass seit dem Jahre 1995 hat das jetzt zuständige Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfrAM) die Fortführung der Monographien abgeschafft hat, in denen die positive oder negative Bewertung der Pflanzenmaterialien vorgeschrieben wurde. Dies geschah trotz des Protestes von phytopharmakologisch Forschenden und Therapierenden. Ab dem Jahr 2004 wird es nur noch pflanzliche Präparate geben, deren Hersteller einen Wirksamkeitsnachweis erbringen können. Das mag dazu führen, dass auch im Ginkgosektor die Produkte teilweise als Lebensmittel in den Regalen des Supermarktes landen und von den Patienten selbst bezahlt werden müssen. Dies mag, sofern diese Chance von seriösen Anbietern genutzt wird, die auch vor Analysenachweisen keine Scheu besitzen, für den Patienten aber auch vorteilhaft sein. Eine Preissenkung der Produkte wäre nämlich die logische Folge.
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Bei ADHS scheint Ginkgo biloba jedoch dann eine Wirkung zu besitzen, wenn es mit [[Ginseng]] kombiniert wird.
  
Diese Preissenkungen wären auch dringend angezeigt. Allein im Apothekensektor werden jährlich 120 Mio. Euro mit Ginkgo-Arneimitteln umgesetzt. Je nach Anbieter und Dosierung entstehen dem Verbraucher Kosten in Höhe bis zu 35 Euro/Monat, im Lebensmittelsektor sind die Preise aber niedriger.
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Kinder im Alter von 3-17&nbsp;Jahren, die am Aufmerksamkeits-Defizit-und-Hyperaktivititäts-Syndrom (ADHS) litten, wurden der Pilotstudie von Lyon et&nbsp;al.<ref>Lyon MR, Cline JC, Totosy de Zepetnek J, Shan JJ, Pang P, Benishin C: Effect of the herbal extract combination Panax quinquefolium and Ginkgo biloba on attention-deficit hyperactivity disorder: a pilot study. J Psychiatry Neurosci, 26, 221-228, 2001</ref> zufolge nach vierwöchiger Medikation erfolgreich behandelt. Sie hatten amerikanischen Ginseng (Panax quinquefolium) in einer Dosierung von 200&nbsp;mg pro Kapsel +50&nbsp;mg Ginkgo biloba zweimal täglich auf nüchternen Magen eingenommen. Fünf der 36&nbsp;Kinder zeigten leichte Nebenwirkungen, wobei zwei Fälle direkt auf die Ginsengmedikation zurückgeführt werden konnten.
  
Wirksamkeit: Es gibt unterschiedliche Untersuchungen am Menschen, die Datenlage ist widersprüchlich.
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Ein analoges Produkt war bereits ein Jahr zuvor von Wesnes et&nbsp;al.<ref>Wesnes KA, Ward T, McGinty A, Petrini: The memory enhancing effects of a Ginkgo biloba/Panax ginseng combination in healthy middle-aged volunteers. Psychopharmacology (Berl), 152, 353-361, 2000</ref> in einem randomisierten Doppelblindversuch an 256&nbsp;gesunden Freiwilligen studiert worden. Anhand eines Beurteilungsschemas (Index of Memory Quality) stellte sich eine Verbesserung der Gedächtnisleistung nach zwölfwöchiger Einnahme heraus.
Schadensfälle: Es werden gelegentlich Magenbeschwerden, Kopfschmerzen, Hautveränderungen und eine leichte Steigerung der Blutungsneigung beschrieben. Ginkgo verstärkt die Wirkung von Medikamenten, die die Thrombozytenaggregation hemmen. keine ernsten Nebenwirkungen bekannt.
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Fazit: Bei entsprechender Indikation eine interessante Therapiealternative.
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Es werden gelegentlich Magenbeschwerden, Kopfschmerzen, Hautveränderungen und eine leichte Steigerung der Blutungsneigung beschrieben. Ginkgo verstärkt die Wirkung von Medikamenten, die die Thrombozytenaggregation hemmen.
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Die Einnahme von Ginkgo-biloba-Extrakten kann den kognitiven Abbau im Alter nicht stoppen. Zu diesem Ergebnis kommt eine in JAMA im Jahre 2009 veröffentlichte, randomisierte placebokontrollierte Studie.<ref>[http://jama.ama-assn.org/content/302/24/2663.short Snitz BE et al: ''Ginkgo biloba for preventing cognitive decline in older adults: a randomized trial.'']JAMA 2009;302(24):2663-2670</ref> Wie Beth Snitz und Mitarbeiter von der Universität Pittsburgh berichten, konnten hier keine positiven Wirkungen des Extraktes gefunden werden – weder in den globalen Tests noch in spezifischen Untersuchungen zur Gedächtnisleistung, zu den visuellem räumlichen Fähigkeiten, zu Sprache, Aufmerksamkeit und zur psychomotorischen Geschwindigkeit oder in den “exekutiven Funktionen” (Verstandsleistung). Die Ergebnisse stimmen mit der bisherigen Einschätzung der Cochrane Collaboration überein, die Ginkgo-biloba-Extrakten keine gesicherte Wirkung gegen Demenz attestieren konnte.<ref>Cochrane Database Syst Rev. 2009 Jan 21;(1):CD003120)</ref>
  
 
==Weblinks==
 
==Weblinks==
*http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,591354,00.html
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*[http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,591354,00.html Heike Le Ker: Alzheimer. Ginkgo schützt nicht vor Demenz] Spiegel online 19.11.2008
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*http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/neue-studie-ginkgo-schuetzt-nicht-vor-geistigem-verfall-a-669552.html
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*[http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/39499/Ginkgo_biloba_ohne_kognitive_Wirkung.htm  Ginkgo biloba ohne kognitive Wirkung] Deutsches Ärzteblatt 30.12.2009
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*https://www.arznei-telegramm.de/html/2009_03/0903029_01.html
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{{OtherLang|fr=Ginkgo biloba}}
  
 
==Quellennachweise==
 
==Quellennachweise==
 
<references/>
 
<references/>
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* Birks J, Grimley EJ, Van Dongen M: Ginkgo biloba for cognitive impairment and dementia (Cochrane Review). http://www.cochrane.org/cochrane/revabstr/ab003120.htm, Issue 4, 2002
 
* Center PH, Ernst E: Ginkgo biloba: a smart drug? A systemativ review of controlled trials of the cognitive effects of ginkgo biloba extracts in healthy people. Psychopharmacol Bull, 36, 108-123, 2002
 
* Drew S, Davies E: Effectiveness of Ginkgo biloba in treating tinnitus: double blind, placebo controlled trial. Br Med J, 322, 1-6, 2001
 
* Lyon MR, Cline JC, Totosy de Zepetnek J, Shan JJ, Pang P, Benishin C: Effect of the herbal extract combination Panax quinquefolium and Ginkgo biloba on attention-deficit hyperactivity disorder: a pilot study. J Psychiatry Neurosci, 26, 221-228, 2001
 
* Wesnes KA, Ward T, McGinty A, Petrini: The memory enhancing effects of a Ginkgo biloba/Panax ginseng combination in healthy middle-aged volunteers. Psychopharmacology (Berl), 152, 353-361, 2000
 
* Wichtl M: Teedrogen und Phytopharmaka. Wiss. Verlagsgesellschaft Stuttgart, 3. Aufl. 1997
 
  
{{Paralex}}
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[[category:Heilmittel in der Pseudomedizin]]
[[category:Heilmittel in der Alternativmedizin]]
 
 
[[category:Naturheilkunde]]
 
[[category:Naturheilkunde]]
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[[category:Phytotherapie]]
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[[category:Antioxidantien]]

Aktuelle Version vom 21. Februar 2024, 13:56 Uhr

Zweig eines weiblichen Ginkgobaumes mit Früchten
Anbau

Ginkgo biloba ist ein Baum, aus dessen Früchten und Blättern in der Naturheilkunde und der Pseudomedizin Arzneimittel hergestellt werden, die zur Behandlung von Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, depressiven Verstimmungen, Schwindel, Ohrensausen (Tinnitus), Kopfschmerzen, vaskulär bedingter Demenz, Claudicatio intermittens (Schaufensterkrankheit) und ADHS beworben werden.

Ginkgo biloba ist der einzige rezente Vertreter einer ansonsten ausgestorbenen Gruppe von Samenpflanzen und wird daher auch als „Lebendes Fossil“ bezeichnet. Er ist enger mit Nadelbäumen verwandt als mit Laubbäumen. Natürliche Populationen sind nur aus den Provinzen Chongqing und Guizhou im Südwesten Chinas bekannt.

Anbau

Der zu medizinischen Zwecken verwendete Ginkgo wird in Plantagen kultiviert. Anbaugebiete in Deutschland finden sich beispielsweise im Rheintal. Blattware wird auch aus China, Japan, Korea und Frankreich importiert.

Obwohl der im 17. Jahrhundert aus China bei uns eingeführte Ginkgobaum z.T. sehr groß werden kann, hat der in Plantagen angebaute Ginkgo durch den ständigen Schnitt die Form eines niedrigen Busches.

Inhaltsstoffe

Die Hauptinhaltsstoffe des Extraktes sind Terpenlaktone (Ginkgolide A, B und C sowie Bilobalid) und Flavonoide. Nach wie vor ist jedoch unklar, welche der Substanzen in welcher Weise biologisch aktiv sind. Daher gilt hier das Grundprinzip der Phytotherapie, die Gesamtheit der Inhaltsstoffe sind Wirkprinzip.[[1]]

Einsatz in der Traditionellen Chinesischen Medizin

In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wird Ginkgosamen (Baiguo) zu therapeutischen Zwecken verwendet. Es handelt sich um den getrockneten, reifen Samen von Ginkgo biloba L. Die Samen werden im Herbst geerntet, die äußere, fleischige Samenschale entfernt, der Samen gewaschen, kurz gedämpft oder überbrüht und anschließend mit Warmluft getrocknet.

Man kennt zwei verschiedene Zubereitungen in der TCM: Baiguoren (ren = Kern) ist eine Zubereitung aus dem zerstoßenen Samen, der aus der Schale gelöst und von Verunreinigungen befreit wurde.

Unter Chao baiguoren versteht man ein Produkt aus dem gerösteten, geschälten Kern ohne Beigabe von Hilfsstoffen. Dazu röstet man den Kern so lange, bis ein aromatischer Geruch entweicht. Vor Gebrauch wird auch dieses Produkt zerstoßen. Empfohlen wird die Einnahme von 4,5-9 Gramm dieser Zubereitungen pro Tag. Das unbehandelte Präparat ist giftig.

Anwendung außerhalb der TCM

In Europa werden, im Gegensatz zur TCM, nicht die Früchte, sondern die Blätter (Ginkgo folium) des Ginkgos benutzt. Als Indikationen werden Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, depressive Verstimmungen, Schwindel, Ohrensausen (Tinnitus), Kopfschmerzen, vaskuläre Demenz und Claudicatio intermittens (Schaufensterkrankheit) angegeben.[2]

Der Pflanzenextrakt wird in einer Menge von 120-240 mg in 2-3 Einzeldosen täglich eingenommen. Seit einer außergerichtlichen Einigung zwischen dem größten Hersteller von Ginkgo-Arzneimitteln und einem Hersteller, der Ginkgo-Präparate als Nahrungsergänzungsmittel verkauft hat (Schwabe und Klosterfrau), ist Ginkgo apothekenpflichtig geworden. Mengen unter 100 mg besitzen eine pharmakologische Wirksamkeit.[3]

Von 2012 bis Januar 2015 führte der Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel bei der Europäischen Arzneimittelagentur eine Bewertung der wissenschaftlichen Erkenntnisse und vorliegender Publikationen durch. Als Ergebnis befürwortet dieser nun weder die Anwendung bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit, noch bei Schwindel oder Tinnitus. Begründet wurde dies damit, dass die in den 1980er- und frühen 1990er-Jahren durchgeführten Studien die eingeschlossene Studienpopulationen ungenügend beschrieben haben und es wurden zu viele unterschiedlichste Diagnosen erfasst. Dies ist ab sofort auch bei der Zulassung neuer Präparate zu berücksichtigen. Bei bereits zugelassenen Präparaten ist in der Aus- und Weiterbildung in den Heilberufen die geänderte Anwendungsempfehlung zu beachten. Da das vorhandene wissenschaftliche Material keinen ausreichenden Wirksamkeitsbeleg erbringt, sind bei einer weiteren Anwendung in besonderem Umfang die möglichen Risiken zu berücksichtigen. [4]

Studienlage zur Wirksamkeit

Die medizinische Fachwelt ist sich über die medizinische Wirksamkeit von Ginkgo-biloba-Blattextrakten uneins. Es gibt eine große Anzahl klinischer Studien, die zu unterschiedlichen Resultaten kamen. Diese im Einzelnen darzustellen, ist aus Platzgründen nicht möglich; es soll jedoch auf aktuelle Übersichtsarbeiten eingegangen werden.

Die für Literaturübersichtsstudien bekannte Cochrane Library veröffentlichte im Jahr 2002 eine positive Bewertung über Ginkgo biloba-Blattextrakte. Birks et al.[5] suchten 2002 nach Fachliteratur, die die Worte Ginkgo, Tanakan und die spezielle Inhaltsstoffkombination EGB 761 enthielten. Die kognitive Leistung konnte mittels Ginkgo (200 mg/Tag) im Vergleich zu Placebo verbessert werden. Auch die Activities of Daily Living, also die Aktivität der Patienten, wurden durch Ginkgo signifikant besser als unter Placebo. Stimmung und emotionale Funktion wurde durch Ginkgo ebenfalls besser als mit Placebo beeinflusst. Nebenwirkungen waren nicht häufiger als unter Placebo. Die Autoren waren der Auffassung, dass es ermutigende Hinweise für die positive Wirkung des Extrakte gebe und dass hochwertige Studien zum Wirksamkeitsnachweis durchgeführt werden sollten.

Zum gegenteiligen Schluss gelangten Canter und Ernst[6] ebenfalls im Jahr 2002. Sie untersuchten neun klinische Studien mit Ginkgo-biloba-Extrakt und waren der Meinung, dass die kognitive Funktion nicht verbessert worden sei. Sie sprachen sich dagegen aus, Ginkgo als "Smart Drug" einzustufen. Allerdings forderten sie ebenfalls Langzeitstudien zur Klärung des Wirksamkeitsnachweises.

Ein Cochrane-Review von 2013 kam nach Durchsicht von vier untersuchten Studien mit 1543 Teilnehmern zum Ergebnis, dass Ginkgo biloba Extrakte keine Wirksamkeit bei Tinnitus zeigten.[7] Bereits zuvor, 2001, kam eine im British Medical Journal veröffentlichte Arbeit zu diesem Ergebnis.[8]. Über 14 Wochen hinweg erhielten 354 Tinnitus-Patienten Ginkgo biloba (3 x 50 mg/Tag mit einem Anteil von 25% Bioflavonoiden, 3% Ginkgoliden und 5% Bilobalid) oder Placebo. Das Produkt des Ginkgo-Anbieters Lichtwer Pharma schnitt dabei letztendlich ebenso wie Placebo ab, konnte also keine eigenständige Wirkung nachweisen.

In der offiziellen Therapieempfehlung zu Demenz bzw. zur Hirnleistungsstörungen (u.a. Morbus Alzheimer) ist allerdings in Deutschland Ginkgo aufgelistet. Die Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft veröffentlichte diese Therapieempfehlungen zur Demenz im Dezember 2004.[9]

Allerdings zeigte eine kontrollierte Studie zur Frage nach möglichen Wirkungen von Ginkgo biloba, dass keine Beeinflussung einer Demenz oder der Alzheimer-Krankheit nachweisbar war.[10] In einer weiteren Studie, der „Ginkgo Evaluation of Memory Study“, berichteten Forscher der University of Pittsburgh, USA, dass die Pflanze keinen Effekt auf Demenz hat. In einem weiteren Teil der Studie bewerteten die Wissenschaftler nun die möglichen Wirkungen von Ginkgo in Bezug auf die Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen.[11]

Bei ADHS scheint Ginkgo biloba jedoch dann eine Wirkung zu besitzen, wenn es mit Ginseng kombiniert wird.

Kinder im Alter von 3-17 Jahren, die am Aufmerksamkeits-Defizit-und-Hyperaktivititäts-Syndrom (ADHS) litten, wurden der Pilotstudie von Lyon et al.[12] zufolge nach vierwöchiger Medikation erfolgreich behandelt. Sie hatten amerikanischen Ginseng (Panax quinquefolium) in einer Dosierung von 200 mg pro Kapsel +50 mg Ginkgo biloba zweimal täglich auf nüchternen Magen eingenommen. Fünf der 36 Kinder zeigten leichte Nebenwirkungen, wobei zwei Fälle direkt auf die Ginsengmedikation zurückgeführt werden konnten.

Ein analoges Produkt war bereits ein Jahr zuvor von Wesnes et al.[13] in einem randomisierten Doppelblindversuch an 256 gesunden Freiwilligen studiert worden. Anhand eines Beurteilungsschemas (Index of Memory Quality) stellte sich eine Verbesserung der Gedächtnisleistung nach zwölfwöchiger Einnahme heraus.

Es werden gelegentlich Magenbeschwerden, Kopfschmerzen, Hautveränderungen und eine leichte Steigerung der Blutungsneigung beschrieben. Ginkgo verstärkt die Wirkung von Medikamenten, die die Thrombozytenaggregation hemmen.

Die Einnahme von Ginkgo-biloba-Extrakten kann den kognitiven Abbau im Alter nicht stoppen. Zu diesem Ergebnis kommt eine in JAMA im Jahre 2009 veröffentlichte, randomisierte placebokontrollierte Studie.[14] Wie Beth Snitz und Mitarbeiter von der Universität Pittsburgh berichten, konnten hier keine positiven Wirkungen des Extraktes gefunden werden – weder in den globalen Tests noch in spezifischen Untersuchungen zur Gedächtnisleistung, zu den visuellem räumlichen Fähigkeiten, zu Sprache, Aufmerksamkeit und zur psychomotorischen Geschwindigkeit oder in den “exekutiven Funktionen” (Verstandsleistung). Die Ergebnisse stimmen mit der bisherigen Einschätzung der Cochrane Collaboration überein, die Ginkgo-biloba-Extrakten keine gesicherte Wirkung gegen Demenz attestieren konnte.[15]

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Quellennachweise

  1. http://www.pei.de/SharedDocs/Downloads/vigilanz/bulletin-zur-arzneimittelsicherheit/2016/4-2016.pdf?__blob=publicationFile&v=3 Inhaltsstoffe
  2. Wichtl M: Teedrogen und Phytopharmaka. Wiss. Verlagsgesellschaft Stuttgart, 3. Aufl. 1997
  3. https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2017/04/13/bundesgerichtshof-muss-in-ginkgo-streit-entscheiden
  4. http://www.pei.de/SharedDocs/Downloads/vigilanz/bulletin-zur-arzneimittelsicherheit/2016/4-2016.pdf?__blob=publicationFile&v=3 Anwendungbeschränkungen
  5. Birks J, Grimley EJ, Van Dongen M: Ginkgo biloba for cognitive impairment and dementia (Cochrane Review). http://www.cochrane.org/cochrane/revabstr/ab003120.htm, Issue 4, 2002
  6. Canter PH, Ernst E: Ginkgo biloba: a smart drug? A systemativ review of controlled trials of the cognitive effects of ginkgo biloba extracts in healthy people. Psychopharmacol Bull, 36, 108-123, 2002
  7. Hilton MP, Zimmermann EF, Hunt WT. Ginkgo biloba for tinnitus. Cochrane Database Syst Rev. 2013 März 28;(3) doi: 10.1002/14651858.CD003852.pub3.
  8. Drew S, Davies E: Effectiveness of Ginkgo biloba in treating tinnitus: double blind, placebo controlled trial. Br Med J, 322, 1-6, 2001
  9. Empfehlungen zur Therapie der Demenz - Kurzversion Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Arzneiverordnung in der Praxis, Band 31, Sonderheft 4, Dezember 2004
  10. DeKosky ST et al: Ginkgo biloba for Prevention of Dementia JAMA. 2008;300(19):2253-2262
  11. http://www.springermedizin.at/fachbereiche-a-z/i-o/innere-medizin/angiologie/?full=14451
  12. Lyon MR, Cline JC, Totosy de Zepetnek J, Shan JJ, Pang P, Benishin C: Effect of the herbal extract combination Panax quinquefolium and Ginkgo biloba on attention-deficit hyperactivity disorder: a pilot study. J Psychiatry Neurosci, 26, 221-228, 2001
  13. Wesnes KA, Ward T, McGinty A, Petrini: The memory enhancing effects of a Ginkgo biloba/Panax ginseng combination in healthy middle-aged volunteers. Psychopharmacology (Berl), 152, 353-361, 2000
  14. Snitz BE et al: Ginkgo biloba for preventing cognitive decline in older adults: a randomized trial.JAMA 2009;302(24):2663-2670
  15. Cochrane Database Syst Rev. 2009 Jan 21;(1):CD003120)