Placebo-by-proxy: Unterschied zwischen den Versionen

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Der '''Placebo by Proxy-Effekt bei Tieren''' (auch Caregiver Placebo-Effekt genannt) bezieht sich auf die vermeintliche Verbesserung des Gesundheitszustandes von Tieren oder Kindern nach einer Scheinbehandlung, die von ihren menschlichen Betreuern, Eltern oder Pflegern durchgeführt wird.
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Der '''Placebo by Proxy-Effekt''' (auch Caregiver Placebo-Effekt genannt) bezieht sich auf die vermeintliche Verbesserung des Gesundheitszustandes von Tieren oder Kindern nach einer Scheinbehandlung, die von ihren menschlichen Betreuern, Eltern oder Pflegern durchgeführt wird.
  
Dieser Effekt ist dem [[Placeboeffekt|Placebo]]-Effekt bei Menschen ähnlich, bei dem eine positive Reaktion auf eine unwirksame Substanz auftritt, die in einer Reihe von psychosozialen Mechanismen (bewusste und unterbewusste Erwartungen, Erfahrungen, etc.) begründet ist. Wie im Folgenden erklärt, wurde der Placebo-Effekt wie auch der mit ihm verwandete [[Noceboeffekt|Nocebo]] Effekt bereits in einer Vielzahl von Studien auch bei Tieren nachgewiesen. Ein weiterer Aspekt des Placebo by Proxy-Effekts ist die Reaktion der Tiere auf die Erwartungen und das Verhalten ihrer menschlichen Begleiter.
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Dieser Effekt ist dem [[Placeboeffekt|Placebo]]-Effekt ähnlich, bei dem eine positive Reaktion auf eine unwirksame Substanz auftritt, die in einer Reihe von psychosozialen Mechanismen (bewusste und unterbewusste Erwartungen, Erfahrungen, etc.) begründet ist. Wie im Folgenden erklärt, wurde der Placebo-Effekt wie auch der mit ihm verwandete [[Noceboeffekt|Nocebo]] Effekt bereits in einer Vielzahl von Studien auch bei Tieren nachgewiesen. Ein wichtiger Aspekt des Placebo by Proxy-Effekts bei Tieren ist die Reaktion der Tiere auf die Erwartungen und das Verhalten ihrer menschlichen Begleiter.
  
 
= Placebo-Effekt bei Tieren =
 
= Placebo-Effekt bei Tieren =
Viele verschiedene alternativmedizinische Behandlungen wie Homöopathie, Reiki, Bioresonanz, Magnetfeldtherapie, Akupunktur und viele weitere werden auch für Tiere angeboten. Da viele kognitive Mechanismen bei Tieren anders funktionieren als bei Menschen, kann ein Placeboeffekt bei Tieren durch zwei Mechanismen auftreten:  
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Viele verschiedene alternativmedizinische Behandlungen wie Homöopathie, Reiki, Bioresonanz, Magnetfeldtherapie, Akupunktur werden auch für Tiere angeboten. Da viele kognitive Mechanismen bei Tieren anders funktionieren als bei Menschen, ist der bei Menschen bekannte Placebo-Effekt nicht 1:1 auf Tiere übertragbar, jedoch kann er bei Tieren durch folgende Mechanismen auftreten:  
  
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* Konditionierung
 
* eine positive Erwartungshaltung des Betreuers
 
* eine positive Erwartungshaltung des Betreuers
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Insbesondere die Konditionierung ist gut erforscht.  
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Insbesondere die Konditionierung ist bei Tieren gut erforscht.  
  
Placebo (sowie Nocebo) Behandlungen lösten bei Tieren bereits in zahlreichen Studien messbare Körperreaktionen aus. Beispielsweise erhielten Hunde über mehrere Tage Morphin. Hunde erbrechen durch Morphin. Als die Hunde einige Tage später nur Kochsalzlösung gespritzt bekamen, erbrechen Sie wieder – aber nicht aufgrund des Stoffes, der ihnen gespritzt wurde, sondern lediglich aufgrund ihrer Erwartung, die aus ihrer Erfahrung der letzten Tage resultierte - ein Nocebo-Effekt aus dem Lehrbuch<ref><nowiki>https://doi.org/10.1016/j.pain.2012.06.007</nowiki></ref>.  
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=== Konditonierung ===
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In verschiedenen Experimenten haben Placebos über klassische Konditionierung bei Hunden, Ratten, Mäusen oder Kaninchen gewirkt.
  
=== Konditonierung ===
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Placebo (sowie Nocebo) Behandlungen lösten bei Tieren bereits in zahlreichen Studien messbare Körperreaktionen aus. Beispielsweise erhielten Hunde über mehrere Tage Morphin, was bei ihnen Erbrechen auslöst. Als die Hunde einige Tage später nur Kochsalzlösung gespritzt bekamen, erbrechen Sie wieder – aber nicht aufgrund des Stoffes, der ihnen gespritzt wurde, sondern lediglich aufgrund ihrer Erwartung, die aus ihrer Erfahrung der letzten Tage resultierte - ein Nocebo-Effekt wie aus dem Lehrbuch<ref><nowiki>https://doi.org/10.1016/j.pain.2012.06.007</nowiki></ref><ref>Metalnikov, S., & Chorine, V. (1926). The role of conditioned reflexes in immunity. ''Ann Pasteur Inst'', ''40''(893-900), 118.</ref>.
In verschiedenen Experimenten haben Placebos über klassische Konditionierung bei Hunden, Ratten, Mäusen oder Kaninchen gewirkt. Der Placebo-Effekt bei Tieren wurde insbesondere bei Labortieren und unter Versuchsbedingungen untersucht. Zum Beispiel konnten Ratten und Hunde mehrfach erfolgreich auf die Gabe von Insulin durch Placebo konditioniert werden, das heißt, sie erhielten zuerst einige Tage Insulin-Spritzen und dann nur noch Placebo-Spritzen mit Kochsalzlösung. Insulin bewirkt, dass der Blutzuckerspiegel absinkt. Eine hohe Insulin-Dosis führt zu einem sehr niedrigen Blutzuckerspiegel, neuromuskulären Zuckungen, Aktivitätsverlust und Krämpfen<ref>https://www.theatlantic.com/science/archive/2019/11/danger-pet-placebo/601489/</ref>.
 
  
Nach der Konditionierung bewirkte die Placebo-Spritze nicht nur die gleichen klinischen Symptome wie Insulin: Der Placebo-Effekt war auch physiologisch messbar und die Gabe der Placebo-Spritze hatte den Blutzuckerspiegel verändert. In gleicher Weise können Placebos physiologisch messbar auf das Immunsystem wirken und Immunzellen verändern.
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In anderen Studien konnten Ratten und Hunde mehrfach erfolgreich auf die Gabe von Insulin durch Placebo konditioniert werden, das heißt, sie erhielten zuerst einige Tage Insulin-Spritzen und dann nur noch Placebo-Spritzen mit Kochsalzlösung<ref name=":0">Siegel S. Conditioning insulin effects. J Comp Physiol Psychol. 1975 May;89(3):89-99. PMID: 1150967. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/1150967/</ref>. Insulin bewirkt, dass der Blutzuckerspiegel absinkt. Eine hohe Insulin-Dosis führt zu einem sehr niedrigen Blutzuckerspiegel, neuromuskulären Zuckungen, Aktivitätsverlust und Krämpfen<ref>https://www.theatlantic.com/science/archive/2019/11/danger-pet-placebo/601489/</ref>. Nach der Konditionierung bewirkte die Placebo-Spritze nicht nur die gleichen klinischen Symptome wie Insulin: Der Placebo-Effekt war auch physiologisch messbar und die Gabe der Placebo-Spritze hatte den Blutzuckerspiegel verändert<ref name=":0" />. In gleicher Weise können Placebos physiologisch messbar auf das Immunsystem wirken und Immunzellen verändern<ref>http://thoreking.free.fr/zetetique/media/press/McMillan_ThePlaceboEffectInAnimals.pdf</ref>.
  
 
=== Positive Erwartungshaltung (auch Caregiver Placebo-Effekt) ===
 
=== Positive Erwartungshaltung (auch Caregiver Placebo-Effekt) ===
Tierbesitzer und Tierärzte haben bestimmte Erwartungen in Bezug auf die Therapie: Sie wollen, dass eine Behandlung wirkt und dass es dem Tier danach besser geht. Im Gegensatz zu Menschen können Tiere nicht sagen, ob ihnen etwas weh tut oder woran es ihnen fehlt. Tierärzte und Tierärztinnen verlassen sich deshalb häufig auf ihre eigenen Beobachtungen oder die Beschreibungen des Tierbesitzers, um einzuschätzen, wie gut es einem Tier geht. Bei aller Fachkundigkeit und Professionalität sind diese Bewertungen häufig subjektiv.
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Tierbesitzer und Tierärzte haben bestimmte Erwartungen in Bezug auf die Therapie: Sie wollen, dass eine Behandlung wirkt und dass es dem Tier danach besser geht. Im Gegensatz zu Menschen können Tiere nicht sagen woran es ihnen fehlt. Tierärzte verlassen sich deshalb häufig auf ihre eigenen Beobachtungen oder die Beschreibungen des Tierbesitzers, um einzuschätzen, wie gut es einem Tier geht. Bei aller Fachkundigkeit und Professionalität sind diese Bewertungen häufig subjektiv.
  
Im Rahmen einer Studie mit Hunden mit einer Gelenkerkrankung wurde ein Teil der Hundegruppe mit einem Schmerzmedikament und der andere Teil mit einem Placebo behandelt. Nach mehreren Behandlungen haben sowohl Tierärzte als auch Tierbesitzer den Lahmheitsgrad der Hunde bewertet. Gleichzeitig wurde die Lahmheit mittels instrumenteller Ganganalyse beurteilt. Es stellte sich bei 40 Prozent der Fälle aus der Placebo-Gruppe ein Placebo by Proxy-Effekt heraus: Sowohl Tierbesitzer als auch Tierärzte bewerteten die Lahmheit als besser, obwohl die instrumentelle Ganganalyse keine Verbesserung nachweisen konnte<ref>https://avmajournals.avma.org/doi/full/10.2460/javma.241.10.1314</ref>.
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Im Rahmen einer Studie mit Hunden mit einer Gelenkerkrankung wurde ein Teil der Hundegruppe mit einem Schmerzmedikament und der andere Teil mit einem Placebo behandelt. Nach mehreren Behandlungen haben sowohl Tierärzte als auch Tierbesitzer den Lahmheitsgrad der Hunde bewertet. Gleichzeitig wurde der Lahmheitsgrad mittels instrumenteller Ganganalyse beurteilt. Es stellte sich bei 40 Prozent der Fälle aus der Placebo-Gruppe ein Placebo by Proxy-Effekt ein: Sowohl Tierbesitzer als auch Tierärzte bewerteten die Lahmheit besser als zuvor, obwohl die instrumentelle Ganganalyse keine Verbesserung nachweisen konnte<ref>https://avmajournals.avma.org/doi/full/10.2460/javma.241.10.1314</ref>.
  
 
In einer ähnlichen Studie wurde bei Katzen mit degenerativen Gelenkerkrankungen ein Placebo by Proxy-Effekt in bis zu 70 Prozent der Fälle beobachtet<ref>https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5498173/
 
In einer ähnlichen Studie wurde bei Katzen mit degenerativen Gelenkerkrankungen ein Placebo by Proxy-Effekt in bis zu 70 Prozent der Fälle beobachtet<ref>https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5498173/
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In der Tiermedizin werden Studien mit Kontrollgruppen viel seltener durchgeführt als bei Menschen, da die finanziellen Mittel für die Entwicklung von Tierarzneimitteln viel geringer sind als in der Humanmedizin. Dabei spielt der Placebo-Effekt, bzw. der Placebo by Proxy-Effekt sowohl in der Human- als auch in der Tiermedizin eine häufig unterschätzte Rolle.
 
In der Tiermedizin werden Studien mit Kontrollgruppen viel seltener durchgeführt als bei Menschen, da die finanziellen Mittel für die Entwicklung von Tierarzneimitteln viel geringer sind als in der Humanmedizin. Dabei spielt der Placebo-Effekt, bzw. der Placebo by Proxy-Effekt sowohl in der Human- als auch in der Tiermedizin eine häufig unterschätzte Rolle.
  
Da für Tiere viel weniger strengere Kontrollen hinsichtlich wissenschaftlichem Wirknachweis notwendig sind, verwundert es nicht, dass eine Vielzahl von Therapien für Tiere existieren, die basierend auf den Informationen der Hersteller nur über den Placebo by Proxy Effekt wirken können. Dies sind u.a
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Für Tiere sind viel weniger strenge Kontrollen hinsichtlich wissenschaftlichem Wirknachweis notwendig als für Menschen. Die Vielzahl an alternativmedizinischen Therapien für Tiere auf dem Markt verwundert deshalb nicht. Basierend auf den Informationen der Hersteller und wissenschaftlichen Fakten können zum Beispiel folgende Therapien nur über den Placebo by Proxy Effekt wirken:
  
 
* [[Bemer]]
 
* [[Bemer]]

Version vom 7. Januar 2024, 21:42 Uhr

Der Placebo by Proxy-Effekt (auch Caregiver Placebo-Effekt genannt) bezieht sich auf die vermeintliche Verbesserung des Gesundheitszustandes von Tieren oder Kindern nach einer Scheinbehandlung, die von ihren menschlichen Betreuern, Eltern oder Pflegern durchgeführt wird.

Dieser Effekt ist dem Placebo-Effekt ähnlich, bei dem eine positive Reaktion auf eine unwirksame Substanz auftritt, die in einer Reihe von psychosozialen Mechanismen (bewusste und unterbewusste Erwartungen, Erfahrungen, etc.) begründet ist. Wie im Folgenden erklärt, wurde der Placebo-Effekt wie auch der mit ihm verwandete Nocebo Effekt bereits in einer Vielzahl von Studien auch bei Tieren nachgewiesen. Ein wichtiger Aspekt des Placebo by Proxy-Effekts bei Tieren ist die Reaktion der Tiere auf die Erwartungen und das Verhalten ihrer menschlichen Begleiter.

Placebo-Effekt bei Tieren

Viele verschiedene alternativmedizinische Behandlungen wie Homöopathie, Reiki, Bioresonanz, Magnetfeldtherapie, Akupunktur werden auch für Tiere angeboten. Da viele kognitive Mechanismen bei Tieren anders funktionieren als bei Menschen, ist der bei Menschen bekannte Placebo-Effekt nicht 1:1 auf Tiere übertragbar, jedoch kann er bei Tieren durch folgende Mechanismen auftreten:

  • Konditionierung
  • eine positive Erwartungshaltung des Betreuers

Insbesondere die Konditionierung ist bei Tieren gut erforscht.  

Konditonierung

In verschiedenen Experimenten haben Placebos über klassische Konditionierung bei Hunden, Ratten, Mäusen oder Kaninchen gewirkt.

Placebo (sowie Nocebo) Behandlungen lösten bei Tieren bereits in zahlreichen Studien messbare Körperreaktionen aus. Beispielsweise erhielten Hunde über mehrere Tage Morphin, was bei ihnen Erbrechen auslöst. Als die Hunde einige Tage später nur Kochsalzlösung gespritzt bekamen, erbrechen Sie wieder – aber nicht aufgrund des Stoffes, der ihnen gespritzt wurde, sondern lediglich aufgrund ihrer Erwartung, die aus ihrer Erfahrung der letzten Tage resultierte - ein Nocebo-Effekt wie aus dem Lehrbuch[1][2].

In anderen Studien konnten Ratten und Hunde mehrfach erfolgreich auf die Gabe von Insulin durch Placebo konditioniert werden, das heißt, sie erhielten zuerst einige Tage Insulin-Spritzen und dann nur noch Placebo-Spritzen mit Kochsalzlösung[3]. Insulin bewirkt, dass der Blutzuckerspiegel absinkt. Eine hohe Insulin-Dosis führt zu einem sehr niedrigen Blutzuckerspiegel, neuromuskulären Zuckungen, Aktivitätsverlust und Krämpfen[4]. Nach der Konditionierung bewirkte die Placebo-Spritze nicht nur die gleichen klinischen Symptome wie Insulin: Der Placebo-Effekt war auch physiologisch messbar und die Gabe der Placebo-Spritze hatte den Blutzuckerspiegel verändert[3]. In gleicher Weise können Placebos physiologisch messbar auf das Immunsystem wirken und Immunzellen verändern[5].

Positive Erwartungshaltung (auch Caregiver Placebo-Effekt)

Tierbesitzer und Tierärzte haben bestimmte Erwartungen in Bezug auf die Therapie: Sie wollen, dass eine Behandlung wirkt und dass es dem Tier danach besser geht. Im Gegensatz zu Menschen können Tiere nicht sagen woran es ihnen fehlt. Tierärzte verlassen sich deshalb häufig auf ihre eigenen Beobachtungen oder die Beschreibungen des Tierbesitzers, um einzuschätzen, wie gut es einem Tier geht. Bei aller Fachkundigkeit und Professionalität sind diese Bewertungen häufig subjektiv.

Im Rahmen einer Studie mit Hunden mit einer Gelenkerkrankung wurde ein Teil der Hundegruppe mit einem Schmerzmedikament und der andere Teil mit einem Placebo behandelt. Nach mehreren Behandlungen haben sowohl Tierärzte als auch Tierbesitzer den Lahmheitsgrad der Hunde bewertet. Gleichzeitig wurde der Lahmheitsgrad mittels instrumenteller Ganganalyse beurteilt. Es stellte sich bei 40 Prozent der Fälle aus der Placebo-Gruppe ein Placebo by Proxy-Effekt ein: Sowohl Tierbesitzer als auch Tierärzte bewerteten die Lahmheit besser als zuvor, obwohl die instrumentelle Ganganalyse keine Verbesserung nachweisen konnte[6].

In einer ähnlichen Studie wurde bei Katzen mit degenerativen Gelenkerkrankungen ein Placebo by Proxy-Effekt in bis zu 70 Prozent der Fälle beobachtet[7].

Ein ähnlicher Placebo by Proxy-Effekt wurde auch bei Kindern gemessen[8].

Placebo-Effekte in Tiermedizin vs. Humanmedizin

In der Tiermedizin werden Studien mit Kontrollgruppen viel seltener durchgeführt als bei Menschen, da die finanziellen Mittel für die Entwicklung von Tierarzneimitteln viel geringer sind als in der Humanmedizin. Dabei spielt der Placebo-Effekt, bzw. der Placebo by Proxy-Effekt sowohl in der Human- als auch in der Tiermedizin eine häufig unterschätzte Rolle.

Für Tiere sind viel weniger strenge Kontrollen hinsichtlich wissenschaftlichem Wirknachweis notwendig als für Menschen. Die Vielzahl an alternativmedizinischen Therapien für Tiere auf dem Markt verwundert deshalb nicht. Basierend auf den Informationen der Hersteller und wissenschaftlichen Fakten können zum Beispiel folgende Therapien nur über den Placebo by Proxy Effekt wirken:

Weiterführende Links

  • https://www.quarks.de/umwelt/tierwelt/darum-gibt-es-den-placebo-effekt-bei-tieren/

Referenzen

  1. https://doi.org/10.1016/j.pain.2012.06.007
  2. Metalnikov, S., & Chorine, V. (1926). The role of conditioned reflexes in immunity. Ann Pasteur Inst, 40(893-900), 118.
  3. 3,0 3,1 Siegel S. Conditioning insulin effects. J Comp Physiol Psychol. 1975 May;89(3):89-99. PMID: 1150967. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/1150967/
  4. https://www.theatlantic.com/science/archive/2019/11/danger-pet-placebo/601489/
  5. http://thoreking.free.fr/zetetique/media/press/McMillan_ThePlaceboEffectInAnimals.pdf
  6. https://avmajournals.avma.org/doi/full/10.2460/javma.241.10.1314
  7. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5498173/
  8. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7078585/