PostVac: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 7. Januar 2024, 13:41 Uhr
Der Begriff Post-Vac (oder Post-Vac-Syndrom, Post-Vaccine-Syndrom, Post-Vax) wird im Zusammenhang mit langandauernden und Long-COVID-ähnlichen Beschwerden nach COVID-19-Impfung verwendet. Der Begriff stellt keine definierte Krankheit oder Bezeichnung dar. Es gibt keinen belegten ursächlichen Zusammenhang zwischen der COVID-19-Impfung und den „Post-Vac“ zugeschriebenen Beschwerden wie Chronisches Fatigue-Syndrom, Posturales Tachykardiesyndrom und Long-COVID-ähnlichen Beschwerden. Das Phänomen ist noch wenig erforscht.
Sicherheitsbericht des Paul-Ehrlich-Instituts
Vorlage:Siehe auch Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) veröffentlicht quartalsweise Sicherheitsberichte über Verdachtsfallmeldungen von Impfnebenwirkungen und Impfkomplikationen mit den zugelassenen COVID-19-Impfstoffen und bewertet diese. In seinem Sicherheitsbericht vom September 2022, der den Zeitraum seit dem Beginn der Impfkampagne in Deutschland, vom 27. Dezember 2020 bis zum 30. Juni 2022, einbezieht, nahm das PEI erstmals Bezug auf „Post-Vac“ und untersuchte „Verdachtsmeldungen über lange andauernde Beschwerden nach COVID-19-Impfung“.[1] Dabei stellte das PEI mithilfe einer „Observed-versus-Expected“ (OvE)-Analyse kein Risikosignal bei chronischem Müdigkeitssyndrom, Posturalem Tachykardiesyndrom und Long-COVID-ähnlichen Beschwerden im Zusammenhang mit COVID-19-Impfstoffen fest. Das heißt, dass diese gemeldeten Fälle im gleichen Zeitraum nicht häufiger auftraten als bei einer vergleichbaren, aber ungeimpften Bevölkerungsgruppe.[1]
Das PEI weist auch darauf hin, dass nach den Ergebnissen von Studien aus dem Vereinigten Königreich und Italien eine COVID-19-Impfung offenbar auch vor Long-COVID schützt.[1]
Bericht 2022
Im Rahmen des Sicherheitsberichts wurde das Aufkommen von Verdachtsfallmeldungen aus Deutschland näher beleuchtet. Da in der Nebenwirkungsdatenbank der Europäischen Arzneimittelagentur (EudraVigilance) bis zum Untersuchungszeitpunkt im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) 54,6 % der Meldungen von „Post-Vac“-Symptomen (berücksichtigt wurden: Chronisches Erschöpfungssyndrom, Post-Vac, Posturales orthostatisches Tachykardiesyndrom, Long COVID) aus Deutschland stammten, Deutschland aber nicht 55 % der Impfungen im EWR durchführte, konnte ein „Berichts-Bias“ durch die unverhältnismäßig hohe „Post-Vac“-Berichterstattung in Deutschland nicht ausgeschlossen werden. Die deutschen Nebenwirkungsmeldungen stammten mehrheitlich von den Patienten selbst.[1]
Bericht 2023
Das PEI berichtete in Juni 2023, dass gut die Hälfte auch der weltweit gemeldeten Fälle (Sachstand 31. März 2023) zu Long-Covid-ähnlichen Symptomen nach einer Covid-19 Impfung („Post-Vac-Syndrom“) aus Deutschland stammen.[2][3] Der Epidemiologe Timo Ulrichs (Akkon-Hochschule Berlin) erklärte dazu, es sei „offensichtlich, dass in Deutschland nicht anteilig mehr Nebenwirkungen nach Impfungen auftreten als in anderen Ländern“, und sprach ein einfacheres Meldesystem bzw. eine impfkritischere Haltung als Hypothesen an, die geprüft werden müssten. Der Virologe Friedemann Weber (Justus-Liebig-Universität Gießen) vermutet als Ursache die verstärkt negativen Meldungen über die Impfung in Deutschland und erklärte: „Von daher wundert mich nicht, wenn Deutschland Exportweltmeister bei den Meldungen von Verdachtsfällen ist.“[4]
Insgesamt ist laut PEI die Zahl der Meldungen zu Post-Vac insgesamt jedoch gering.
Post-Vax-Sprechstunde
Seit Anfang 2022 bietet das Universitätsklinikum Gießen und Marburg am Standort Marburg neben einer interdisziplinärer Post-COVID-Ambulanz eine Spezialsprechstunde „Post-Vax“ an. Sie richtet sich an Personen mit lange anhaltenden Beschwerden, die in zeitlichem Zusammenhang nach einer Impfung gegen SARS-CoV-2 aufgetreten sind, sowie an Patienten mit Herzbeschwerden nach einer Infektion mit COVID-19.[5]
Außerdem werden Post-Vac-Betroffene in der neurologischen Post-COVID-19-Sprechstunde an der Klinik für Neurologie der Charité in Berlin betreut, allerdings nur bei primär neurologischer Manifestation.[6] Dort ist auch eine Online-Konsultation möglich, die jedoch seit April 2022 nicht mehr von den Krankenkassen als Regelleistung getragen wird.[7]
Zudem haben sich in vielen deutschen Städten und Gemeinden Selbsthilfegruppen gebildet.[8]
Sogenannte ImpfSurv-Studie
Die Charité in Berlin hat sich von Aussagen eines ihrer Stiftungsprofessoren zur Häufigkeit von Nebenwirkungen nach einer Corona-Impfung distanziert. Harald Matthes, Stiftungsprofessor für Integrative und Anthroposophische Medizin, hatte nach Online-Befragungen[9] im Rahmen seiner sogenannten ImpfSurv-Studie behauptet, dass es eine Untererfassung an Nebenwirkungen beim zuständigen Paul-Ehrlich-Institut (PEI) gebe. Er will nachgewiesen haben, dass bei 0,8 Prozent der Impfungen schwere Nebenwirkungen aufgetreten seien – also bei einem von 125 Geimpften.[10] Die Charité kam dagegen zu dem Schluss, dass „sich ein Sicherheitsprofil [...] ohne ärztliche Beurteilung eines kausalen Zusammenhangs zum verabreichten Impfstoff nicht medizinisch-wissenschaftlich valide erarbeiten“ lässt. Der Begriff „schwere Nebenwirkungen“ sei weder im Ethikantrag der Untersuchung noch im Studienprotokoll definiert. Zudem hätten Personen mehrfach und ungeprüft an der Umfrage teilnehmen können.[11]
Literatur
- Y. Chen, Z. Xu, u.Vorlage:Nnbspa.: New-onset autoimmune phenomena post-COVID-19 vaccination. In: Immunology. Band 165, Nummer 4, April 2022, S. 386–401, doi:10.1111/imm.13443, PMID 34957554 (Review).
- R. K. Garg, V. K. Paliwal: Spectrum of neurological complications following COVID-19 vaccination. In: Neurological sciences. Band 43, Nummer 1, Januar 2022, S. 3–40, doi:10.1007/s10072-021-05662-9, PMID 34719776, Vorlage:PMC (Review).
- T. T. Favas, N. Lall, u.Vorlage:Nnbspa.: Thrombotic and Thromboembolic Complications After Vaccination Against COVID-19: A Systematic Review. In: Cureus. Band 15, Nummer 4, April 2023, S. e37275, doi:10.7759/cureus.37275, PMID 37182082, Vorlage:PMC (Review).
- T. Gambichler, S. Boms, u.Vorlage:Nnbspa.: Cutaneous findings following COVID-19 vaccination: review of world literature and own experience. In: Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology. Band 36, Nummer 2, Februar 2022, S. 172–180, doi:10.1111/jdv.17744, PMID 34661927, Vorlage:PMC (Review).
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Fehlender Parameter "zugriff", oder "zugriff-jahr" (Hilfe) Sicherheitsbericht. In: pei.de. Paul-Ehrlich-Institut – Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel, 2022-09-07.. (PDF; 1.020 KB), Abschnitt 5.2
- ↑ „Post-Vac-Syndrom“: Mehr als die Hälfte der weltweiten Fälle in Deutschland registriert. In: Deutsches Ärzteblatt (online). 2023-06-29. Abgerufen am 2023-07-09.
- ↑ Sicherheitsprofil der COVID-19-Impfstoffe – Sachstand 31.03.2023. In: Paul-Ehrlich-Institut. Abgerufen am 2023-07-08.
- ↑ Experten rätseln: Long-Covid-Symptome nach Impfung? Hälfte aller Verdachtsfälle aus Deutschland gemeldet. In: FOCUS online. Abgerufen am 2023-07-08.
- ↑ Fehlender Parameter "zugriff", oder "zugriff-jahr" (Hilfe) „Das Thema ist zu lange totgeschwiegen worden“. In: FAZ. 2023-04-03.. (de)
- ↑ Kathrin Gießelmann, Mirjam Martin: Post-Vac-Syndrom: Seltene Folgen nach Impfung. In: Deutsches Ärzteblatt 2022; 119(19): A-862 / B-714
- ↑ https://neurologie.charite.de/fuer_patienten/ambulante_behandlung/
- ↑ Fehlender Parameter "zugriff", oder "zugriff-jahr" (Hilfe) Lara Bitzer, Caroline Reischl, Ralf Kölbel: Wie verbreitet ist das Post-Vac-Syndrom?. In: swr.de. Südwestrundfunk, 2023-01-23..
- ↑ https://www.charite.de/fileadmin/user_upload/portal/forschung/praesentationsplattform_klinische_studien/11647-ImpfSurv_Flyer_41.pdf
- ↑ Nebenwirkungen von COVID-Impfungen: Charité distanziert sich von umstrittener Studie. In: zm-online, 18. Mai 2022
- ↑ Charité distanziert sich von Umfrage zu Impf-Nebenwirkungen. Pharmazeutische Zeitung, 27. Juni 2022.
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