Änderungen

2.103 Bytes hinzugefügt ,  08:29, 20. Dez. 2022
Zeile 1: Zeile 1: −
'''Cannabis-Öl''' (auch Haschischöl, Haschöl oder THC-Öl, engl. Cannabis Oil, hash oil, im [[pseudomedizin]]ischen Bereich auch "Rick Simpson Oil") ist ein [http://de.wikipedia.org/wiki/Tetrahydrocannabinol THC-] und [http://de.wikipedia.org/wiki/Cannabidiol cannabidiolhaltiges] Extrakt aus dem Harz der weiblichen Blütenstände der Pflanze [http://de.wikipedia.org/wiki/Hanf Hanf]. Es ist zu unterscheiden vom in Bioläden erhältlichen [http://de.wikipedia.org/wiki/Hanf%C3%B6l Hanföl], das aus den Samen des Hanfs (Cannabis sativa), und dem ätherischen Hanföl, das durch Destillation aus Blättern und Blüten des Hanfs gewonnen wird. Das hier thematisierte THC-haltige Haschischöl wird auch in den Massenmedien mit Hanföl verwechselt, so von der Zeitschrift Focus, die über behauptete Wunderwirkungen von Hanföl gegen Krebs berichtete.<ref>http://www.focus.de/gesundheit/news/angebliche-wunderheilung-mann-behauptet-dass-hanfoel-ihn-vom-krebs-befreit-hat_id_4070520.html</ref>
+
[[image:Cannabis oil cures cancer.jpg|Werbung für Cannabisöl zur Heilung von Krebs (Bild: [[David Dees]] und [[David Icke]] über twitter 2016)|400px|thumb]]
 +
[[image:CBD-Oil Dr Oz Coronavirus 2020.jpg|CBD-Öl als vermeintliches Wundermittel von [[Mehmet Oz]] [[Pseudomedizinische Therapievorschläge gegen COVID-19 Infektion|gegen das SARS-2 CoV-2 Coronavirus]] im Jahr 2020. Der Hersteller wurde von der Aufsichtsbehörde FDA aufgefordert die Werbung einzustellen|400px|thumb]]
 +
'''Cannabis-Öl''' (auch Haschischöl, Haschöl oder THC-Öl, engl. Cannabis oil, hash oil, hemp oil, CBD oil, im [[pseudomedizin]]ischen Bereich auch "Rick Simpson Oil") ist ein [http://de.wikipedia.org/wiki/Tetrahydrocannabinol THC-] und [http://de.wikipedia.org/wiki/Cannabidiol cannabidiolhaltiges] Extrakt aus dem Harz der weiblichen Blütenstände der Pflanze [http://de.wikipedia.org/wiki/Hanf Hanf]. Es ist zu unterscheiden vom in Bioläden erhältlichen [http://de.wikipedia.org/wiki/Hanf%C3%B6l Hanföl], das aus den Samen des Hanfs (Cannabis sativa), und dem ätherischen Hanföl, das durch Destillation aus Blättern und Blüten des Hanfs gewonnen wird. Das hier thematisierte THC-haltige Haschischöl wird auch in den Massenmedien mit Hanföl verwechselt, so von der Zeitschrift Focus, die über behauptete Wunderwirkungen von Hanföl gegen Krebs berichtete.<ref>http://www.focus.de/gesundheit/news/angebliche-wunderheilung-mann-behauptet-dass-hanfoel-ihn-vom-krebs-befreit-hat_id_4070520.html</ref>
   −
Das Cannabis-Öl kann durch Alkohol oder CO2 aus dem Pflanzenmaterial extrahiert werden. Bei von Laien hergestellten Cannabis-Ölen wird eine breite Vielfalt von Lösungsmitteln eingesetzt, die nach Herstellung teilweise im Endprodukt verbleiben, da sie sich nicht komplett abdampfen lassen. So finden zum Beispiel iso-Propylalkohol, Chloroform, Diethylether, das krebserregende Benzol, giftiges Methanol, Methylenchlorid oder auch der Pinselreiniger Terpentinöl Anwendung. Das pflanzliche Rohmaterial wird oftmals ein paar Tage in das Lösungsmittel eingelegt und anschließend nur abgesiebt.
+
Das Cannabis-Öl kann durch flüssiges Butan oder (überkritisches) CO<sub>2</sub> aus dem Pflanzenmaterial extrahiert werden. Diese Verfahren sind aufwändig und nicht ungefährlich, werden daher meist von professionellen Anbietern genutzt.
 +
Bei von Laien hergestellten Cannabis-Ölen wird eine breite Vielfalt von Lösungsmitteln eingesetzt, die nach Herstellung teilweise im Endprodukt verbleiben, da sie sich nicht komplett abdampfen lassen. So finden zum Beispiel iso-Propylalkohol, Chloroform, Diethylether, giftiges Methanol, Dichlormethan oder auch der Pinselreiniger Terpentinöl Anwendung. Das pflanzliche Rohmaterial wird oftmals ein paar Tage in das Lösungsmittel eingelegt und anschließend nur abgesiebt (Mazeration).
    
Auf Grund des hohen THC-Gehalts von 5-41% unterliegt das Cannabis-Öl den Bestimmungen des Betäubungsmittelgesetzes. Auch in den Niederlanden wird der Besitz kleiner Mengen strafrechtlich verfolgt.
 
Auf Grund des hohen THC-Gehalts von 5-41% unterliegt das Cannabis-Öl den Bestimmungen des Betäubungsmittelgesetzes. Auch in den Niederlanden wird der Besitz kleiner Mengen strafrechtlich verfolgt.
Zeile 10: Zeile 13:     
==Cannabis-Öl als Krebsheilmittel==
 
==Cannabis-Öl als Krebsheilmittel==
Im englisch- und deutschsprachigen Internet finden sich zahlreiche Berichte über Anwendungen von Cannabis-Öl und angebliche Wunderheilungen bei unterschiedlichsten Krebserkrankungen. Ausgangspunkt sind sowohl wissenschaftliche Studienarbeiten und Tierversuche zur möglichen Wirksamkeit von THC auf Krebszellen, andererseits beruft man sich jedoch auch auf Berichte einiger weniger überzeugter Anhänger einer Anwendung von Cannabis-Öl zur Abtötung von Krebszellen, zumeist medizinische Laien. Aber auch Zeitschriften aus dem Umfeld der [[Alternativmedizin]] berichten unkritisch und ohne Bezug zur tatsächlichen aktuellen Studienlage über das Antikrebswundermittel Cannabis-Öl. Als Beispiel kann ein Artikel von [[Nexus]] genannt werden.<ref>Cannabis-Öl heilt Krebs: Ein Wissenschaftler spricht aus eigener Erfahrung, Nexus-Magazin, 22. Januar 2013</ref>  
+
Im englisch- und deutschsprachigen Internet finden sich zahlreiche Berichte über [[Unkonventionelle Krebstherapien|unkonventionelle]] Anwendungen von Cannabis-Öl und angebliche Wunderheilungen bei unterschiedlichsten Krebserkrankungen. Ausgangspunkt sind sowohl wissenschaftliche Studienarbeiten und Tierversuche zur möglichen Wirksamkeit von THC auf Krebszellen, andererseits beruft man sich jedoch auch auf Berichte einiger weniger überzeugter Anhänger einer Anwendung von Cannabis-Öl zur Abtötung von Krebszellen, zumeist medizinische Laien. Aber auch Zeitschriften aus dem Umfeld der [[Alternativmedizin]] berichten unkritisch und ohne Bezug zur tatsächlichen aktuellen Studienlage über das Antikrebswundermittel Cannabis-Öl. Als Beispiel kann ein Artikel von [[Nexus]] genannt werden.<ref>Cannabis-Öl heilt Krebs: Ein Wissenschaftler spricht aus eigener Erfahrung, Nexus-Magazin, 22. Januar 2013</ref>  
    
Von der Diskussion über eine mögliche krebshemmende oder krebszellenabtötende Wirkung von THC abzugrenzen ist die Diskussion eines möglichen Einsatzes THC-haltiger Substanzen zur Bekämpfung von Schmerzen, hier von Tumorschmerzen zur Verbesserung der Lebensqualität von Krebspatienten (''quality of life''), ohne jdoch ihre Prognose (''outcome'') dabei zu beeinflussen. Auffällig ist dabei, dass auf Seiten einer Anhängerschaft nicht zwischen Hanföl (ohne nennenswertes THC) und dem THC-haltigen Haschischöl (Cannabis-Öl) unterschieden wird, obwohl gleichzeitig THC als die krebshemmende oder krebsabtötende Substanz bezeichnet wird.
 
Von der Diskussion über eine mögliche krebshemmende oder krebszellenabtötende Wirkung von THC abzugrenzen ist die Diskussion eines möglichen Einsatzes THC-haltiger Substanzen zur Bekämpfung von Schmerzen, hier von Tumorschmerzen zur Verbesserung der Lebensqualität von Krebspatienten (''quality of life''), ohne jdoch ihre Prognose (''outcome'') dabei zu beeinflussen. Auffällig ist dabei, dass auf Seiten einer Anhängerschaft nicht zwischen Hanföl (ohne nennenswertes THC) und dem THC-haltigen Haschischöl (Cannabis-Öl) unterschieden wird, obwohl gleichzeitig THC als die krebshemmende oder krebsabtötende Substanz bezeichnet wird.
   −
Auftrieb für Cannabisöl-Anwendungen bei Krebs waren anekdotisch berichtete Meldungen über angebliche Wunderheilungen durch einen Rick Simpson. Daher wird das Cannabis-Öl in diesem Zusammenhang auch als ''"Rick Simpson Oil"'' bezeichnet.
+
Auftrieb für Cannabisöl-Anwendungen bei Krebs waren anekdotisch berichtete Meldungen über angebliche Wunderheilungen durch den Kanadier Rick Simpson, der sich aktuell (2016) in Zagreb (Kroatien) aufhält. Daher wird das Cannabis-Öl in diesem Zusammenhang auch als ''"Rick Simpson Oil"'' bezeichnet.
    
Ein regelmäßiger inhalativer Cannabiskonsum erhöht selbst aber das Risiko für Lungenkrebs.<ref>Callaghan, R. C. et al.: Marijuana use and risk of lung cancer: a 40-year cohort study. Cancer Causes and Control, Onlinevorabveröffentlichung Juli 2013, 10.1007/s10552-013-0259-0</ref>
 
Ein regelmäßiger inhalativer Cannabiskonsum erhöht selbst aber das Risiko für Lungenkrebs.<ref>Callaghan, R. C. et al.: Marijuana use and risk of lung cancer: a 40-year cohort study. Cancer Causes and Control, Onlinevorabveröffentlichung Juli 2013, 10.1007/s10552-013-0259-0</ref>
    
==Aktuelle Studienlage==
 
==Aktuelle Studienlage==
Gegenwärtig (Stand Oktober 2014) liegen in den entsprechenden Datenbanken (z.B. NIH) nur die Ergebnisse aus einer einzigen wissenschaftlichen Studie beim Menschen über Anwendungen von Cannabis oder Cannabinoiden bei Krebserkrankungen vor. In einer Studie aus Spanien wird über die THC-Behandlung von neun Patienten mit einem Glioblastoma multiforme berichtet. Bei acht Patienten konnte eine gewisse Wirkung beobachtet werden, bei einem Patienten kam es zu keiner Wirkung. Alle Patienten verstarben jedoch innerhalb eines Jahres (''Mean survival was 24 weeks''), so wie es auch in vergleichbaren Fällen zu erwarten gewesen wäre.<ref>M Guzmán, M J Duarte, C Blázquez, J Ravina, M C Rosa, I Galve-Roperh, C Sánchez, G Velasco and L González-Feria, A pilot clinical study of Δ9-tetrahydrocannabinol in patients with recurrent glioblastoma multiforme, British Journal of Cancer (2006) 95, 197–203. doi:10.1038/sj.bjc.6603236 www.bjcancer.com
+
Als wirklich gesichert gilt der therapeutische Nutzen von CBD bislang nur bei bestimmten, seltenen Formen schwerer kindlicher Epilepsien.
 +
 
 +
Mit Stand von Oktober 2014 lagen in den entsprechenden Datenbanken (z.B. NIH) nur die Ergebnisse aus einer einzigen wissenschaftlichen Studie beim Menschen über Anwendungen von Cannabis oder Cannabinoiden bei Krebserkrankungen vor. In einer Studie aus Spanien wird über die THC-Behandlung von neun Patienten mit einem Glioblastoma multiforme berichtet. Bei acht Patienten konnte eine gewisse Wirkung beobachtet werden, bei einem Patienten kam es zu keiner Wirkung. Alle Patienten verstarben jedoch innerhalb eines Jahres (''Mean survival was 24 weeks''), so wie es auch in vergleichbaren Fällen zu erwarten gewesen wäre.<ref>M Guzmán, M J Duarte, C Blázquez, J Ravina, M C Rosa, I Galve-Roperh, C Sánchez, G Velasco and L González-Feria, A pilot clinical study of Δ9-tetrahydrocannabinol in patients with recurrent glioblastoma multiforme, British Journal of Cancer (2006) 95, 197–203. doi:10.1038/sj.bjc.6603236 www.bjcancer.com
 
27. Juni 2006</ref>
 
27. Juni 2006</ref>
   Zeile 42: Zeile 47:  
Die Sachsenanhaltinische Krebsgesellschaft teilt auf ihren Webseiten mit, dass ''.. Nach guter Studienlage ... Cannabis-Produkte bei chronischen Schmerzen Krebsbetroffener''.. helfen würden. Weiter ist zu lesen: ''.. Aktuell müssen Kranke häufig langwierig mit Behörden, Ärzten und Kassen um die Nutzung von ‪‎Cannabis‬-Medizin und die Übernahme der Kosten kämpfen. In Sachsen-Anhalt, aber auch im gesamten Bundesgebiet, dürfen derzeit nur wenige Patienten Cannabis aus der ‪‎Apotheke‬ beziehen. Kranke, die sich selber mit Cannabis versorgen, werden derzeit sogar strafrechtlich verfolgt.''
 
Die Sachsenanhaltinische Krebsgesellschaft teilt auf ihren Webseiten mit, dass ''.. Nach guter Studienlage ... Cannabis-Produkte bei chronischen Schmerzen Krebsbetroffener''.. helfen würden. Weiter ist zu lesen: ''.. Aktuell müssen Kranke häufig langwierig mit Behörden, Ärzten und Kassen um die Nutzung von ‪‎Cannabis‬-Medizin und die Übernahme der Kosten kämpfen. In Sachsen-Anhalt, aber auch im gesamten Bundesgebiet, dürfen derzeit nur wenige Patienten Cannabis aus der ‪‎Apotheke‬ beziehen. Kranke, die sich selber mit Cannabis versorgen, werden derzeit sogar strafrechtlich verfolgt.''
   −
In den USA im Handel erhältliche Arzneimittel, die Cannabinoide enthalten, sind Dronabiol (in Deutschland nicht zugelassen) und Nabilon (seit 1991 nicht mehr auf dem deutschen Markt). Diese Mittel haben eine Zulassung zur Behandlung von bestimmten Symptomen und Nebenwirkungen einer konventionellen Krebstherapie.
+
In den USA im Handel erhältliche Arzneimittel, die Cannabinoide enthalten, sind Dronabinol (halbsynthetisches Tetrahydrocannabinol und Betäubungsmittel, in Deutschland als Fertigarznei nicht zugelassen) und Nabilon (seit 1991 nicht mehr auf dem deutschen Markt). Diese Mittel haben eine Zulassung zur Behandlung von bestimmten Symptomen und Nebenwirkungen einer konventionellen Krebstherapie und sind verkehrs- und verschreibungsfähige Rezeptursubstanzen. <ref>Pflegewiki: [http://www.pflegewiki.de/wiki/Dronabinol] Dronabinol</ref> Dronabinol (Tetrahydrocannabinol THC), ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Cannabinoide. In der Schweiz ist eine medizinische Anwendung mit einer Ausnahmebewilligung des Bundesamts für Gesundheit möglich. Der Wirkstoff wird vorwiegend in Form einer Lösung verabreicht und kann unter anderem gegen Schmerzen, Spastik, Appetitlosigkeit und Übelkeit infolge schwerer Erkrankungen eingesetzt werden. Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören psychotrope Effekte, Verdauungsbeschwerden und Herz-Kreislaufstörungen.
    
==Literatur==
 
==Literatur==
Zeile 49: Zeile 54:     
==Weblinks==
 
==Weblinks==
*https://de.wikipedia.org/wiki/Cannabis_als_Arzneimittel
+
*Wikipedia: [https://de.wikipedia.org/wiki/Cannabis_als_Arzneimittel Cannabis als Arzneimittel]
*http://www.cancer.gov/cancertopics/pdq/cam/cannabis/healthprofessional (englisch)
+
*https://www.spektrum.de/news/ist-der-hype-um-cannabidiol-berechtigt/1680420
 +
*https://www.volksverpetzer.de/faktencheck/cannabis-faktencheck-alle-mythen-studien/
 +
*Grow!: [http://grow.de/88.0.html?&tx_ttnews%5Btt_news%5D=207&cHash=006be44266a88122c9a700633aabbd7f Hilft Cannabis bei Krebs?]
 +
*National Cancer Institute (USA): [http://www.cancer.gov/cancertopics/pdq/cam/cannabis/healthprofessional Cannabis and Cannabinoids (PDQ®) (englisch)]
 +
*https://sciencebasedmedicine.org/medical-marijuana-where-is-the-evidence/
    
==Blogartikel==
 
==Blogartikel==
22.467

Bearbeitungen