Thinkman: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Der Thinkman wird als Weiterentwicklung des sehr ähnlichen [[Neurophone]] von [[Gillis Patrick Flanagan]] bezeichnet. Ähnliche Versprechungen wie für den Thinkman findet man auch bei anderen Anbietern auf dem [[Alternativmedizin]]markt, z.B. für das Gerät [[Mikro-Energie-Therapie nach Reinwald|VitalWave]]. | + | '''Thinkman''' ist der Handelsname eines elektrisch betriebenen Scharlataneriegeräts, das ein "Hören über die Haut", ein "Lernen im Schlaf", "Lernen über die Haut" (Skinlearning) und [[Mentaltraining]] ermöglichen soll. Das Gerät wurde in verschiedenen Bauformen mit unterschiedlichen Modellnamen, meist in Kombination mit Programmen zum [[Mentaltraining]] oder zum Spracherwerb vertrieben. Als Entwickler des Thinkman wird gelegentlich die Firma ''Birkenbihl-Sprachen'' genannt, die auf Grundlage von Erkenntnissen der Motivationstrainerin Vera Birkenbihl Sprachkurse anbietet.<ref>https://www.sn.at/panorama/wissen/die-haut-lernt-die-fremdsprache-3311620</ref> Das Gerät solle u.a. helfen, über eine passive (unbewusste) Sprachwahrnehmung den Spracherwerb zu unterstützen. |
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+ | Vermarkter des "Mentalwellness"-Geräts war Josua Kohberg, Geschäftsführer der Coburger [[Kosys|Kosys Vertrieb GmbH]],<ref>KOSYS Vertrieb GmbH, Geschäftsführer Josua Kohberg, KOSYS Unternehmensgruppe, Cortendorfer Straße 37, D-96450 Coburg</ref> die das Gerät vertrieb. Unter anderem sollen die wissenschaftlich unbelegten Wundereigenschaften durch eine [[Hemisphärensynchronisation]] zustande kommen. Auf mögliche unerwünschte Wirkungen/Nebenwirkungen (etwa epileptische Anfälle) geht der Hersteller in seiner Werbung nicht erkennbar ein. Beworben wird der Thinkman mit [[pseudowissenschaft]]lichen Redewendungen und Konzepten (u.a. [[Bioresonanz]]). Studien, die eine wirkungsvolle Anwendung im vom Hersteller gemeinten Sinne belegen, lassen sich aktuell (2022) nicht in wissenschaftlichen Datenbanken finden. | ||
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+ | Der Thinkman wird als Weiterentwicklung des sehr ähnlichen [[Neurophone]] von [[Gillis Patrick Flanagan]] bezeichnet. Das Gerät von Kosys kann als technische Kopie verstanden werden, zumal es von Flanagan ebenfalls einen ''Thinkman'' gab, der explizit für den Spracherwerb beworben wurde. Ähnliche Versprechungen wie für den Thinkman findet man auch bei anderen Anbietern auf dem [[Alternativmedizin]]markt, z.B. für das Gerät [[Mikro-Energie-Therapie nach Reinwald|VitalWave]]. | ||
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+ | Kosys bietet (Stand: 2022) den Thinkman nicht mehr an. Nachfolger sind die [[Neoos]]-Produkte von Kosys. | ||
==Behauptungen zur Funktion== | ==Behauptungen zur Funktion== | ||
− | Das batteriebetriebene Kleingerät soll über Hautelektroden "biokompatible Ultraschallfrequenzen" im Frequenzbereich 30 kHz bis 144 kHz der Hautoberfläche zuführen. Auch lasse sich rosa Rauschen hinzumischen. Über eine Anschlussbuchse für einen CD- oder MP3-Player soll mit den Audiosignalen das Ultraschallsignal moduliert werden (außer beim billigsten Modell "thinkman lite"). Je nach gewählter Frequenz sollen sich verschiedene Zustände sowie ein "Wohlgefühl" oder "Harmonie" einstellen. Mit 43 kHz werde eine entspannte Aufmerksamkeit und mit 96 kHz ein "konzentrierter Focus" erreicht. Die Durchblutung werde angeregt und die Puls- und Atemfrequenz gesenkt. Mit einer dritten Einstellung, einem im Bereich von 30 kHz bis 144 kHz hin und her pendelnden Signal, könne ein "Ausgleich des gesamten Körpersystems" bewirkt werden. Durch das hinzugefügte rosa Rauschen<ref>Rosa Rauschen, auch als 1/f-Rauschen bezeichnet, ist ein Rauschsignal, dessen Amplitude(ndichte) umgekehrt proportional zur Frequenz ist. Verglichen mit weißem Rauschen, dessen Amplitude bei allen Frequenzen gleich ist (innerhalb eines gewissen Frequenzbereichs), klingt rosa Rauschen dementsprechend etwas "dumpfer".</ref>, das als "Stimulation des Nervensystems unter Verwendung aller hörbaren Frequenzen" bezeichnet wird, komme es innerhalb einiger Minuten zur "Gehirnhälftensynchronisation". Kohberg beruft sich in seinem unwissenschaftlichen Erklärungsversuch auch auf [[Tomatis-Therapie|Alfred Tomatis]]. Das rosa Rauschen führe außerdem "zu einer deutlich beschleunigten Regeneration, zur Förderung der Selbstheilungskräfte, einer Steigerung der Konzentration und zu einer höheren Aufnahmefähigkeit." | + | Das batteriebetriebene Kleingerät soll über Hautelektroden "biokompatible Ultraschallfrequenzen" im Frequenzbereich 30 kHz bis 144 kHz der Hautoberfläche zuführen. Auch lasse sich rosa Rauschen hinzumischen. Über eine Anschlussbuchse für einen CD- oder MP3-Player soll mit den Audiosignalen das Ultraschallsignal moduliert werden (außer beim billigsten Modell "thinkman lite"). Je nach gewählter Frequenz sollen sich verschiedene Zustände sowie ein "Wohlgefühl" oder "Harmonie" einstellen. Mit 43 kHz werde eine entspannte Aufmerksamkeit und mit 96 kHz ein "konzentrierter Focus" erreicht. Die Durchblutung werde angeregt und die Puls- und Atemfrequenz gesenkt. |
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+ | Mit einer dritten Einstellung, einem im Bereich von 30 kHz bis 144 kHz hin und her pendelnden Signal, könne ein "Ausgleich des gesamten Körpersystems" bewirkt werden. Durch das hinzugefügte rosa Rauschen<ref>Rosa Rauschen, auch als 1/f-Rauschen bezeichnet, ist ein Rauschsignal, dessen Amplitude(ndichte) umgekehrt proportional zur Frequenz ist. Verglichen mit weißem Rauschen, dessen Amplitude bei allen Frequenzen gleich ist (innerhalb eines gewissen Frequenzbereichs), klingt rosa Rauschen dementsprechend etwas "dumpfer".</ref>, das als "Stimulation des Nervensystems unter Verwendung aller hörbaren Frequenzen" bezeichnet wird, komme es innerhalb einiger Minuten zur "Gehirnhälftensynchronisation". Kohberg beruft sich in seinem unwissenschaftlichen Erklärungsversuch auch auf [[Tomatis-Therapie|Alfred Tomatis]]. Das rosa Rauschen führe außerdem "zu einer deutlich beschleunigten Regeneration, zur Förderung der Selbstheilungskräfte, einer Steigerung der Konzentration und zu einer höheren Aufnahmefähigkeit." | ||
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+ | Die Ultraschallschwingungen werden nach Ansicht von Kohberg vom Sacculus, einem Teil des Gleichgewichtsorgans im Innenohr, aufgenommen. Diese Aussage stützt sich auf eine mittlerweile [[Neurophone#Studie_von_Lenhardt_et_al._1991|widerlegte Studie des Amerikaners Lenhardt]]. Dieser hatte spekuliert, der Sacculus, und nicht die Cochlea (das "Hörorgan") wäre für die Wahrnehmung von Ultraschallwellen verantwortlich. Die unplausible und unwissenschaftliche Aussage bzgl. des Sacculus wird von Vertretern dieses und ähnlicher Geräte verwendet, um eine "Umgehung" des Ohres für die akustische Wahrnehmung plausibel zu machen. Man bewirbt das Gerät damit, dass auf diese Weise "ungefilterte" Informationen an das Gehirn gesendet werden könnten. | ||
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+ | Der Thinkman nutze nicht nur den Schädelknochen zur Schallübertragung, sondern "Haut, Körperflüssigkeiten und Knochengerüst". Außerdem seien die "Schwingungsgeber" (isolierte) Elektroden und nicht z.B. piezoelektrische Schwingungsgeber, sodass von einer Schallleitung keine Rede sein kann. Das widerspricht allerdings nicht der gesicherten [[Neurophone#Wahrnehmung_von_Ultraschallwellen_durch_das_Geh.C3.B6r|Erkenntnis über die Wirkungsweise]] solcher Geräte. Auch über und durch anderes Gewebe kann modulierter Ultraschall an das Gehör gelangen. Die Aussage, es handele sich nicht um Piezoelektroden, gilt nur für das ursprüngliche Modell von Flanagan. Dort wurde allerdings mit einer sehr hohen Energie gearbeitet, die andere mechanische Effekte auslöste. Der Thinkman und ähnliche Geräte benutzen ausschließlich Piezo-Elektroden ("Lautsprecher"), um eine hohe Belastung mit elektromagnetischen Wellen zu vermeiden. Sie leiten dafür aber einen Wechselstrom durch den Körper, da die Elektroden elektrisch über die Haut und das Gewebe miteinander verbunden sind. | ||
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==Vermarktung== | ==Vermarktung== | ||
− | Der Thinkman kostet je nach Ausführung zwischen 590 Euro und 1.590 Euro. Intensiv beworben wurde das Gerät u.a. von der [[Esoterik]]-Zeitschrift [[Zeitenschrift]], bei der man den Thinkmann auch bestellen kann. In einem Artikel zum Thinkman wird | + | Der Thinkman kostet je nach Ausführung zwischen 590 Euro und 1.590 Euro. Intensiv beworben wurde das Gerät u.a. von der [[Esoterik]]-Zeitschrift [[Zeitenschrift]], bei der man den Thinkmann auch bestellen kann. In einem Artikel zum Thinkman wird auf [[Bodo Köhler]] und sein [[System 37]] verwiesen, ein Scharlatanerieprodukt, das ebenfalls von der Firma Kosys vertrieben wird.<ref>http://www.zeitenschrift.com/magazin/57-klang.ihtml</ref> Von [[Rüdiger Dahlke]] wird ein "Anwenderbericht" aus dem Jahr 2000 präsentiert. Mit seiner "Mehrplatzanlage", mit der er "bis zu hundert Seminarteilnehmer synchron mit den entsprechenden Frequenzen versorgen" könne, habe Dahlke festgestellt, "daß die Teilnehmer nach einer Gruppenmeditation unter Einsatz des Thinkman tiefer in Entspannung kommen", ferner gäbe es "Hinweise auf die harmonisierende Wirkung des Thinkmans", usw. |
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==Nachfolger Neoos== | ==Nachfolger Neoos== | ||
− | Inzwischen existiert ein Nachfolgemodell "neoos®2", welches auf der gleichen völlig unplausiblen und immer noch nicht belegten Funktionalität basiert, aber mit imaginären "''integrierten Darm- und Wobbelfrequenzen''"<ref>kosys.de/neoos/</ref> aufwartet, welche einer nicht näher beschriebenen Gesundheitsprävention dienen sollen. Auch | + | [[Datei:Kosys Neoos 2.jpg|Produkt [[Neeos2]]|360px|thumb]] |
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+ | Inzwischen existiert ein Nachfolgemodell "neoos®2", welches auf der gleichen völlig unplausiblen und immer noch nicht belegten Funktionalität basiert, aber mit imaginären "''integrierten Darm- und Wobbelfrequenzen''"<ref>kosys.de/neoos/</ref> aufwartet, welche einer nicht näher beschriebenen Gesundheitsprävention dienen sollen. Auch dieses Gerät ist sehr kostspielig und bewegt sich im Bereich von 990 € bis 1646 €.<ref>shop.kosys.de/neoos/</ref> Beworben wird das Gerät wieder von [[Rüdiger Dahlke]], der mit Preisnachlässen von 600 €, aufgrund seiner guten Beziehung zu Kohberg, wirbt.<ref>www.dahlke.at/images/newsletter/DAHLKEInfoNeoos.html</ref> | ||
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:''Der thinkman® ermöglicht es, hörbare – also akustische – Informationen in Ultraschall-Wellen umzuwandeln. Diese Lerninhalte können Sie nun unbewusst (subliminal) über die Haut wahrnehmen und extrem schnell im Langzeitgedächtnis speichern und wieder abrufen. Entscheidend ist hierbei die Wiederholungsrate, mit der Sie die Informationen wahrnehmen. Mit dem thinkman® können Sie bis zu 10.000 Wiederholungen in der Stunde erreichen und sich gleichzeitig mit anderen Dingen beschäftigen. Sie sparen 50 – 70 Prozent der Lernzeit ein! Einen Englischkurs mit 2.500 Vokabeln können Sie z.B. in 3 Monaten abschließen.'' | :''Der thinkman® ermöglicht es, hörbare – also akustische – Informationen in Ultraschall-Wellen umzuwandeln. Diese Lerninhalte können Sie nun unbewusst (subliminal) über die Haut wahrnehmen und extrem schnell im Langzeitgedächtnis speichern und wieder abrufen. Entscheidend ist hierbei die Wiederholungsrate, mit der Sie die Informationen wahrnehmen. Mit dem thinkman® können Sie bis zu 10.000 Wiederholungen in der Stunde erreichen und sich gleichzeitig mit anderen Dingen beschäftigen. Sie sparen 50 – 70 Prozent der Lernzeit ein! Einen Englischkurs mit 2.500 Vokabeln können Sie z.B. in 3 Monaten abschließen.'' | ||
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+ | == Galerie == | ||
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+ | Thinkman lite.jpg|Einfaches Modell ohne eingebauten Player, Preis etwa 590 € | ||
+ | Thinkman touch.jpg|Modell mit eingebautem Display und Player, ca. 1600 € | ||
+ | Thinkman trinity.jpg| Modell Trinity, wie es in der [[Zeitenschrift]] beworben wurde, konnte nur rosa Rauschen abspielen | ||
+ | </gallery> | ||
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+ | ==Weblinks== | ||
+ | *https://www.sn.at/panorama/wissen/die-haut-lernt-die-fremdsprache-3311620 | ||
==Quellennachweise== | ==Quellennachweise== |
Aktuelle Version vom 11. Februar 2022, 22:54 Uhr
Thinkman ist der Handelsname eines elektrisch betriebenen Scharlataneriegeräts, das ein "Hören über die Haut", ein "Lernen im Schlaf", "Lernen über die Haut" (Skinlearning) und Mentaltraining ermöglichen soll. Das Gerät wurde in verschiedenen Bauformen mit unterschiedlichen Modellnamen, meist in Kombination mit Programmen zum Mentaltraining oder zum Spracherwerb vertrieben. Als Entwickler des Thinkman wird gelegentlich die Firma Birkenbihl-Sprachen genannt, die auf Grundlage von Erkenntnissen der Motivationstrainerin Vera Birkenbihl Sprachkurse anbietet.[1] Das Gerät solle u.a. helfen, über eine passive (unbewusste) Sprachwahrnehmung den Spracherwerb zu unterstützen.
Vermarkter des "Mentalwellness"-Geräts war Josua Kohberg, Geschäftsführer der Coburger Kosys Vertrieb GmbH,[2] die das Gerät vertrieb. Unter anderem sollen die wissenschaftlich unbelegten Wundereigenschaften durch eine Hemisphärensynchronisation zustande kommen. Auf mögliche unerwünschte Wirkungen/Nebenwirkungen (etwa epileptische Anfälle) geht der Hersteller in seiner Werbung nicht erkennbar ein. Beworben wird der Thinkman mit pseudowissenschaftlichen Redewendungen und Konzepten (u.a. Bioresonanz). Studien, die eine wirkungsvolle Anwendung im vom Hersteller gemeinten Sinne belegen, lassen sich aktuell (2022) nicht in wissenschaftlichen Datenbanken finden.
Der Thinkman wird als Weiterentwicklung des sehr ähnlichen Neurophone von Gillis Patrick Flanagan bezeichnet. Das Gerät von Kosys kann als technische Kopie verstanden werden, zumal es von Flanagan ebenfalls einen Thinkman gab, der explizit für den Spracherwerb beworben wurde. Ähnliche Versprechungen wie für den Thinkman findet man auch bei anderen Anbietern auf dem Alternativmedizinmarkt, z.B. für das Gerät VitalWave.
Kosys bietet (Stand: 2022) den Thinkman nicht mehr an. Nachfolger sind die Neoos-Produkte von Kosys.
Behauptungen zur Funktion
Das batteriebetriebene Kleingerät soll über Hautelektroden "biokompatible Ultraschallfrequenzen" im Frequenzbereich 30 kHz bis 144 kHz der Hautoberfläche zuführen. Auch lasse sich rosa Rauschen hinzumischen. Über eine Anschlussbuchse für einen CD- oder MP3-Player soll mit den Audiosignalen das Ultraschallsignal moduliert werden (außer beim billigsten Modell "thinkman lite"). Je nach gewählter Frequenz sollen sich verschiedene Zustände sowie ein "Wohlgefühl" oder "Harmonie" einstellen. Mit 43 kHz werde eine entspannte Aufmerksamkeit und mit 96 kHz ein "konzentrierter Focus" erreicht. Die Durchblutung werde angeregt und die Puls- und Atemfrequenz gesenkt.
Mit einer dritten Einstellung, einem im Bereich von 30 kHz bis 144 kHz hin und her pendelnden Signal, könne ein "Ausgleich des gesamten Körpersystems" bewirkt werden. Durch das hinzugefügte rosa Rauschen[3], das als "Stimulation des Nervensystems unter Verwendung aller hörbaren Frequenzen" bezeichnet wird, komme es innerhalb einiger Minuten zur "Gehirnhälftensynchronisation". Kohberg beruft sich in seinem unwissenschaftlichen Erklärungsversuch auch auf Alfred Tomatis. Das rosa Rauschen führe außerdem "zu einer deutlich beschleunigten Regeneration, zur Förderung der Selbstheilungskräfte, einer Steigerung der Konzentration und zu einer höheren Aufnahmefähigkeit."
Die Ultraschallschwingungen werden nach Ansicht von Kohberg vom Sacculus, einem Teil des Gleichgewichtsorgans im Innenohr, aufgenommen. Diese Aussage stützt sich auf eine mittlerweile widerlegte Studie des Amerikaners Lenhardt. Dieser hatte spekuliert, der Sacculus, und nicht die Cochlea (das "Hörorgan") wäre für die Wahrnehmung von Ultraschallwellen verantwortlich. Die unplausible und unwissenschaftliche Aussage bzgl. des Sacculus wird von Vertretern dieses und ähnlicher Geräte verwendet, um eine "Umgehung" des Ohres für die akustische Wahrnehmung plausibel zu machen. Man bewirbt das Gerät damit, dass auf diese Weise "ungefilterte" Informationen an das Gehirn gesendet werden könnten.
Der Thinkman nutze nicht nur den Schädelknochen zur Schallübertragung, sondern "Haut, Körperflüssigkeiten und Knochengerüst". Außerdem seien die "Schwingungsgeber" (isolierte) Elektroden und nicht z.B. piezoelektrische Schwingungsgeber, sodass von einer Schallleitung keine Rede sein kann. Das widerspricht allerdings nicht der gesicherten Erkenntnis über die Wirkungsweise solcher Geräte. Auch über und durch anderes Gewebe kann modulierter Ultraschall an das Gehör gelangen. Die Aussage, es handele sich nicht um Piezoelektroden, gilt nur für das ursprüngliche Modell von Flanagan. Dort wurde allerdings mit einer sehr hohen Energie gearbeitet, die andere mechanische Effekte auslöste. Der Thinkman und ähnliche Geräte benutzen ausschließlich Piezo-Elektroden ("Lautsprecher"), um eine hohe Belastung mit elektromagnetischen Wellen zu vermeiden. Sie leiten dafür aber einen Wechselstrom durch den Körper, da die Elektroden elektrisch über die Haut und das Gewebe miteinander verbunden sind.
Vermarktung
Der Thinkman kostet je nach Ausführung zwischen 590 Euro und 1.590 Euro. Intensiv beworben wurde das Gerät u.a. von der Esoterik-Zeitschrift Zeitenschrift, bei der man den Thinkmann auch bestellen kann. In einem Artikel zum Thinkman wird auf Bodo Köhler und sein System 37 verwiesen, ein Scharlatanerieprodukt, das ebenfalls von der Firma Kosys vertrieben wird.[4] Von Rüdiger Dahlke wird ein "Anwenderbericht" aus dem Jahr 2000 präsentiert. Mit seiner "Mehrplatzanlage", mit der er "bis zu hundert Seminarteilnehmer synchron mit den entsprechenden Frequenzen versorgen" könne, habe Dahlke festgestellt, "daß die Teilnehmer nach einer Gruppenmeditation unter Einsatz des Thinkman tiefer in Entspannung kommen", ferner gäbe es "Hinweise auf die harmonisierende Wirkung des Thinkmans", usw.
Nachfolger Neoos
Inzwischen existiert ein Nachfolgemodell "neoos®2", welches auf der gleichen völlig unplausiblen und immer noch nicht belegten Funktionalität basiert, aber mit imaginären "integrierten Darm- und Wobbelfrequenzen"[5] aufwartet, welche einer nicht näher beschriebenen Gesundheitsprävention dienen sollen. Auch dieses Gerät ist sehr kostspielig und bewegt sich im Bereich von 990 € bis 1646 €.[6] Beworben wird das Gerät wieder von Rüdiger Dahlke, der mit Preisnachlässen von 600 €, aufgrund seiner guten Beziehung zu Kohberg, wirbt.[7]
Verwendung als Lernhilfe
Behauptet wird, dass in Phasen der Harmonie das Lernen leichter falle. Entsprechend wird das Gerät für Schulkinder und ihre Eltern beworben. Das liest sich beispielsweise so:
- Mit der Technik des thinkman® lernen Sie die Sprache spielerisch leicht und entspannt mit passivem "Hören über die Haut" und "Lernen im Schlaf".
Oder:
- Lernen wie im Schlaf - Nutzen Sie Ihre Haut als Lernorgan. Mit dem thinkman lernen Sie wirklich, wenn Sie möchten, im Schlaf. Denn der thinkman gibt über die Schwingungsgeber, welche Sie z.B. am Handgelenk mittels eines Armbands anbringen, die Informationen über Ihre Haut an Ihr Unterbewusstsein weiter.
Oder:
- Der thinkman® ermöglicht es, hörbare – also akustische – Informationen in Ultraschall-Wellen umzuwandeln. Diese Lerninhalte können Sie nun unbewusst (subliminal) über die Haut wahrnehmen und extrem schnell im Langzeitgedächtnis speichern und wieder abrufen. Entscheidend ist hierbei die Wiederholungsrate, mit der Sie die Informationen wahrnehmen. Mit dem thinkman® können Sie bis zu 10.000 Wiederholungen in der Stunde erreichen und sich gleichzeitig mit anderen Dingen beschäftigen. Sie sparen 50 – 70 Prozent der Lernzeit ein! Einen Englischkurs mit 2.500 Vokabeln können Sie z.B. in 3 Monaten abschließen.
Galerie
Modell Trinity, wie es in der Zeitenschrift beworben wurde, konnte nur rosa Rauschen abspielen
Weblinks
Quellennachweise
- ↑ https://www.sn.at/panorama/wissen/die-haut-lernt-die-fremdsprache-3311620
- ↑ KOSYS Vertrieb GmbH, Geschäftsführer Josua Kohberg, KOSYS Unternehmensgruppe, Cortendorfer Straße 37, D-96450 Coburg
- ↑ Rosa Rauschen, auch als 1/f-Rauschen bezeichnet, ist ein Rauschsignal, dessen Amplitude(ndichte) umgekehrt proportional zur Frequenz ist. Verglichen mit weißem Rauschen, dessen Amplitude bei allen Frequenzen gleich ist (innerhalb eines gewissen Frequenzbereichs), klingt rosa Rauschen dementsprechend etwas "dumpfer".
- ↑ http://www.zeitenschrift.com/magazin/57-klang.ihtml
- ↑ kosys.de/neoos/
- ↑ shop.kosys.de/neoos/
- ↑ www.dahlke.at/images/newsletter/DAHLKEInfoNeoos.html