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− | Der '''Global Court of the Common Law''', kurz '''GCCL''', ist ein Fantasiegericht und zugleich eine zur Reichsbürger-Szene zählende, sektenartige Gruppierung unter der Führung ihres Gründers [[Carl-Peter Hofmann]]. Anfang 2021 wurde die Anhängerschaft des GCCL von österreichischen Medien unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft Graz auf mehrere Hundert Mitglieder in Deutschland, Österreich und der Schweiz geschätzt.<ref>[https://www.salzburg24.at/news/salzburg/staatsverweigerer-mit-strafverfolgungsfantasien-im-global-court-of-the-common-law-100200049 salzburg24.at: ''Wie die Staatsverweigerer Fantasiegerichte gründen'', abgerufen am 19.03.2021]</ref> Als Vorläuferorganisation des '''GCCL''' gilt der [[Global Common Law Court|GCLC]]. | + | Der '''Global Court of the Common Law''', kurz '''GCCL''', ist ein Fantasiegericht und zugleich eine zur [[Reichsbürgerbewegung]] zählende, sektenartige Gruppierung unter der Führung ihres Gründers [[Carl-Peter Hofmann]]. Anfang 2021 wurde die Anhängerschaft des GCCL von österreichischen Medien unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft Graz auf mehrere Hundert Mitglieder in Deutschland, Österreich und der Schweiz geschätzt.<ref>[https://www.salzburg24.at/news/salzburg/staatsverweigerer-mit-strafverfolgungsfantasien-im-global-court-of-the-common-law-100200049 salzburg24.at: ''Wie die Staatsverweigerer Fantasiegerichte gründen'', abgerufen am 19.03.2021]</ref> Als Vorläuferorganisation des '''GCCL''' gilt der [[Global Common Law Court|GCLC]]. |
| ==Entstehung== | | ==Entstehung== |
− | Ausweislich des Artikels 63 seiner [https://thegccl.org/page-30.html "Verfassung"] wurde das Fantasiegericht am 21. November 2018 gegründet. Den Hintergrund dieses Aktes bildete das [[Global Common Law Court#Das unrühmliche Ende im Herbst 2018|unrühmliche Ende der Vorläuferorganisation GCLC]]: Die meisten GCLC-Anhänger hatten sich im Herbst 2018 von Hofmann abgewandt. Hofmann war zu diesem Zeitpunkt bereits seit Monaten untergetaucht und ist es bis heute. Mit offenbar nur einer Handvoll Getreuen gründete er angesichts des Auseinanderfallens des GCLC notgedrungen sein neues Fantasiegericht GCCL. | + | Ausweislich des Artikels 63 seiner [https://thegccl.org/page-30.html "Verfassung"] wurde das Fantasiegericht am 21. November 2018 gegründet. Den Hintergrund dieses Aktes bildete das Das Ende der Vorläuferorganisation GCLC im Herbst 2018: Die meisten GCLC-Anhänger hatten sich im Herbst 2018 von Hofmann abgewandt. Hofmann war zu diesem Zeitpunkt bereits seit Monaten untergetaucht und ist es bis heute. Mit offenbar nur einer Handvoll Getreuen gründete er angesichts des Auseinanderfallens des GCLC notgedrungen sein neues Fantasiegericht GCCL. |
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| Aus der Perspektive von Beobachtern liegt die Geschichte des GCCL zwischen seiner Gründung und dem April 2020 weitgehend im Dunkeln. Es ist wohl davon auszugehen, dass sich die Mitgliederzahl während dieser Zeit im vernachlässigbaren Bereich bewegte, während der alte GCLC zu seinen besten Zeiten angeblich an die tausend Anhänger gezählt haben soll. Die öffentlich bekannt gewordenen Aktivitäten des GCCL beschränkten sich in dieser Zeit auf das Erstellen von Webseiten, die mehrmals gelöscht und neu angelegt wurden sowie auf Werbung in den sozialen Medien für die Fantasiedokumente der Organisation und Zoom-Meetings der Gruppierung. Zumindest vor der Corona-Pandemie schien es, als werde der GCCL die Grösse seiner Vorläuferorganisation nicht erreichen können. | | Aus der Perspektive von Beobachtern liegt die Geschichte des GCCL zwischen seiner Gründung und dem April 2020 weitgehend im Dunkeln. Es ist wohl davon auszugehen, dass sich die Mitgliederzahl während dieser Zeit im vernachlässigbaren Bereich bewegte, während der alte GCLC zu seinen besten Zeiten angeblich an die tausend Anhänger gezählt haben soll. Die öffentlich bekannt gewordenen Aktivitäten des GCCL beschränkten sich in dieser Zeit auf das Erstellen von Webseiten, die mehrmals gelöscht und neu angelegt wurden sowie auf Werbung in den sozialen Medien für die Fantasiedokumente der Organisation und Zoom-Meetings der Gruppierung. Zumindest vor der Corona-Pandemie schien es, als werde der GCCL die Grösse seiner Vorläuferorganisation nicht erreichen können. |
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− | Anfang 2020 begannen sich GCCL-Mitglieder in Österreich derart aus dem Fenster zu lehnen, dass die Behörden einschritten (s.u.), was dem Fantasiegericht zum ersten Mal auch mediale Aufmerksamkeit bescherte. Die Corona-Pandemie sorgte im Jahr 2020 offenbar für einigen Zulauf beim GCCL; Anfang 2021 wurde die Anzahl Mitglieder in den Medien mit einigen Hundert angegeben, die sich auf den deutschsprachigen Raum verteilen.<ref>[https://www.salzburg24.at/news/salzburg/staatsverweigerer-mit-strafverfolgungsfantasien-im-global-court-of-the-common-law-100200049 salzburg24.at: ''Wie die Staatsverweigerer Fantasiegerichte gründen'', abgerufen am 19.03.2021]</ref> | + | Anfang 2020 schritten die Behörden ein (s.u.), was dem Fantasiegericht zum ersten Mal auch mediale Aufmerksamkeit bescherte. Die Corona-Pandemie sorgte im Jahr 2020 offenbar für einigen Zulauf beim GCCL; Anfang 2021 wurde die Anzahl Mitglieder in den Medien mit einigen Hundert angegeben, die sich auf den deutschsprachigen Raum verteilen.<ref>[https://www.salzburg24.at/news/salzburg/staatsverweigerer-mit-strafverfolgungsfantasien-im-global-court-of-the-common-law-100200049 salzburg24.at: ''Wie die Staatsverweigerer Fantasiegerichte gründen'', abgerufen am 19.03.2021]</ref> |
| ==Ideologie== | | ==Ideologie== |
| ===Der GCCL als selbsternanntes "Gericht" und das Fantasiedokument "Affidavit"=== | | ===Der GCCL als selbsternanntes "Gericht" und das Fantasiedokument "Affidavit"=== |
− | Wie bereits die Vorläuferorganisation [[Global Common Law Court|GCLC]] versteht sich der GCCL als das höchste Gericht auf diesem Planeten und erhebt sich aus diesem Selbstverständnis heraus ausdrücklich über echte, demokratisch legitimierte Institutionen, seien es Parlamente, Regierungen oder eben Gerichte. Echte Gerichte und deren Mitarbeiter - insbesondere Richter und Staatsanwälte - sind für den GCCL das Feindbild ''par excellence''. Der Gründer [[Carl-Peter Hofmann]] behauptet, praktisch alle JuristInnen weltweit seien Mitglieder einer bösen Organisation namens '''"British Accreditation Registry (BAR)"''', die sämtliche stattfindenden gerichtlichen Verfahren nur zu ihrem finanziellen Profit nutzen würde. Alle Richter und Staatsanwälte hätten daher auch einen Arbeitsvertrag mit einer Bank. Die BAR-Mitglieder würden jedem Verfahren ohne das Wissen der übrigen Beteiligten (beispielsweise der Angeklagten in Strafprozessen) stets die "12 BAR-Vermutungen" zugrunde legen, eine Art Vorverurteilungen, die es den BAR-Mitgliedern ermöglichen würden, ihre Opfer finanziell auszunehmen. Gegen diese angebliche Praxis könne man sich nur mit einem sogenannten '''"Affidavit"''' wehren, das man dem Gericht vorab zustellen soll. Dabei handelt es sich um ein wirres Fantasiedokument aus Hofmanns Feder, in dem die fiktiven "12 BAR-Vermutungen" mit Bibelstellen "widerlegt" werden. Typischerweise enthält ein "Affidavit" zudem diverse absurde Anschuldigungen an den Adressaten, beispielsweise den von Hofmann besonders gerne benutzten Vorwurf der "Vergewaltigung". Hofmann behauptet, dass diese Vorwürfe zu "Wahrheit" würden, wenn der Adressat diese nicht innerhalb einer gesetzten Frist widerlege, und redet seinen Anhängern ein, die BAR-Mitglieder und andere Feindbilder hätten deswegen riesige Angst vor diesem Fantasiedokument. | + | Wie bereits die Vorläuferorganisation [[Global Common Law Court]], versteht sich der GCCL als das höchste Gericht auf diesem Planeten und erhebt sich aus diesem Selbstverständnis heraus ausdrücklich über echte, demokratisch legitimierte Institutionen, seien es Parlamente, Regierungen oder eben Gerichte. Echte Gerichte und deren Mitarbeiter - insbesondere Richter und Staatsanwälte - sind für den GCCL das Feindbild ''par excellence''. Der Gründer [[Carl-Peter Hofmann]] behauptet, praktisch alle JuristInnen weltweit seien Mitglieder einer bösen Organisation namens '''"British Accreditation Registry (BAR)"''', die sämtliche stattfindenden gerichtlichen Verfahren nur zu ihrem finanziellen Profit nutzen würde. Alle Richter und Staatsanwälte hätten daher auch einen Arbeitsvertrag mit einer Bank. Die BAR-Mitglieder würden jedem Verfahren ohne das Wissen der übrigen Beteiligten (beispielsweise der Angeklagten in Strafprozessen) stets die "12 BAR-Vermutungen" zugrunde legen, eine Art Vorverurteilungen, die es den BAR-Mitgliedern ermöglichen würden, ihre Opfer finanziell auszunehmen. Gegen diese angebliche Praxis könne man sich nur mit einem sogenannten '''"Affidavit"''' wehren, das man dem Gericht vorab zustellen soll. Dabei handelt es sich um ein wirres Fantasiedokument aus Hofmanns Feder, in dem die fiktiven "12 BAR-Vermutungen" mit Bibelstellen "widerlegt" werden. Typischerweise enthält ein "Affidavit" zudem diverse absurde Anschuldigungen an den Adressaten, beispielsweise den von Hofmann besonders gerne benutzten Vorwurf der "Vergewaltigung". Hofmann behauptet, dass diese Vorwürfe zu "Wahrheit" würden, wenn der Adressat diese nicht innerhalb einer gesetzten Frist widerlege, und redet seinen Anhängern ein, die BAR-Mitglieder und andere Feindbilder hätten deswegen riesige Angst vor diesem Fantasiedokument. |
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− | Der GCCL hält sich als angebliches Gericht für berechtigt, seine Feindbilder - insbesondere die Adressaten von "Affidavits" - nach eigenem Gusto zu "verurteilen". Als verhängte Strafen dieser Selbstjustiz sind die Eintragung in der [[Carl-Peter Hofmann#Cybermobbing-Projekt "G-PORD"|Cybermobbing-Datenbank "GPORD"]], wo die Opfer u.a. als Pädophile verleumdet werden, oder die Ausstellung selbsterfundener "Haftbefehle" bekannt geworden. | + | Der GCCL hält sich als angebliches Gericht für berechtigt, seine Feindbilder - insbesondere die Adressaten von "Affidavits" - nach eigenem Gusto zu "verurteilen". Als verhängte Strafen dieser Selbstjustiz sind die Eintragung in der Cybermobbing-Datenbank "GPORD", wo die Opfer u.a. als Pädophile verleumdet werden, oder die Ausstellung selbsterfundener "Haftbefehle" bekannt geworden. |
| ===Erhebung über andere Menschen, Herabwürdigung Andersdenkender=== | | ===Erhebung über andere Menschen, Herabwürdigung Andersdenkender=== |
| Hofmann schwört seine Anhängerschaft darauf ein, als lebend erklärte "Menschen" hätten sie mehr Rechte und seien quasi etwas Besseres als die "Personen" der nicht verschwörungsgläubigen Bevölkerung. Besonders abstossende Formen nimmt der Hass an, wenn es um die Feindbilder des GCCL geht, beispielsweise Richter und Staatsanwälte. Hofmann benutzt zu deren Bezeichnung gern die Begriffe "Untermensch" und "subhuman" und spricht seinen Feindbildern somit unter Verwendung von Begrifflichkeiten der Nationalsozialisten das Menschsein ab. Von der Anhängerschaft kommt offenbar keine Kritik an dieser Praxis, vielmehr wird Hofmanns Hass-Sprache angenommen und nicht wenige Mitglieder verwenden sie ihrerseits. | | Hofmann schwört seine Anhängerschaft darauf ein, als lebend erklärte "Menschen" hätten sie mehr Rechte und seien quasi etwas Besseres als die "Personen" der nicht verschwörungsgläubigen Bevölkerung. Besonders abstossende Formen nimmt der Hass an, wenn es um die Feindbilder des GCCL geht, beispielsweise Richter und Staatsanwälte. Hofmann benutzt zu deren Bezeichnung gern die Begriffe "Untermensch" und "subhuman" und spricht seinen Feindbildern somit unter Verwendung von Begrifflichkeiten der Nationalsozialisten das Menschsein ab. Von der Anhängerschaft kommt offenbar keine Kritik an dieser Praxis, vielmehr wird Hofmanns Hass-Sprache angenommen und nicht wenige Mitglieder verwenden sie ihrerseits. |
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| Den Angaben auf der Website zufolge sei bisher nur ein Bruchteil des gewünschten Kapitals bzw. der erhofften Anzahl Investoren zusammengekommen. | | Den Angaben auf der Website zufolge sei bisher nur ein Bruchteil des gewünschten Kapitals bzw. der erhofften Anzahl Investoren zusammengekommen. |
| + | ==Siehe auch== |
| ==Weblinks== | | ==Weblinks== |
| * [https://www.thegccl.org/ Haupt-Website des GCCL] | | * [https://www.thegccl.org/ Haupt-Website des GCCL] |