Wasserstoffperoxid: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 28. März 2021, 12:38 Uhr
Wasserstoffperoxid (auch WPO, chemisch H2O2) ist eine blassblaue, in verdünnter Form farblose Flüssigkeit aus Wasserstoff und Sauerstoff. Wasserstoffperoxid ist gegenüber den meisten Stoffen ein sehr starkes Oxidationsmittel und hat somit Eigenschaften eines starken Bleich- und Desinfektionsmittels.
Wasserstoffperoxid wird heute technisch durch das Anthrachinon-Verfahren hergestellt. Dazu wird Anthrahydrochinon mit Luftsauerstoff unter Druck zu Wasserstoffperoxid und Anthrachinon umgesetzt.
Wasserstoffperoxid wirkt stark ätzend, besonders als Dampf. Dringt Wasserstoffperoxid in die Haut ein, so zersetzt es sich dort rasch, und die entstehenden Sauerstoffbläschen lassen die Haut weiß erscheinen. Allgemein wirkt Wasserstoffperoxid zytotoxisch und durch seine starke Toxizität desinfizierend. In der wissenschaftlichen Medizin wird verdünntes Wasserstoffperoxid gelegentlich noch zur äußerlichen Wundreinigung eingesetzt und in der Zahnmedizin wird es in unterschiedlichen Konzentrationen zum Bleichen von Zähnen verwendet. In einer Wunde wird Wasserstoffperoxid schnell inaktiviert und entfaltet daher nur kurzzeitig eine desinfizierende Wirkung.
Wasserstoffperoxid in der Pseudomedizin
In der Pseudomedizin kommt Wasserstoffperoxid bei mehreren Methoden zur Verwendung, und wird bei dieser Gelegenheit auch als "WPO" bezeichnet. Dabei wird die Substanz meist oral (über den Mund) eingenommen. Ein geographischer Schwerpunkt für innerliche Anwendungen von Wasserstoffperoxid ist heute Russland, neudings in seiner Erscheinungsform Domestos Therapie auch in Südafrika. Auffallend ist dabei das angeblich enorm breite Anwendungsgebiet: so soll das Bleichmittel gleichzeitig gegen Arteriosklerose, Krebs, AIDS, Multiple Sklerose, Alzheimer, Allergien, Herz- und Gefäßerkrankungen, Angina pectoris, Asthma, Diabetes, rheumatoide Arthritis, Morbus Parkinson oder Migräne wirksam sein. Früher war Wasserstoffperoxid auch in den USA populär, etwa bis zur beginnenden Ära der Antibiotika. In der DDR wurde die Substanz in den fünfziger Jahren als Heilmittel erprobt.
Da Wasserstoffperoxid bei Zerfall Sauerstoff abgibt, finden sich immer wieder Behauptungen, die Substanz könne als Sauerstofflieferanten eingesetzt werden. Dies ist jedoch nicht möglich: die kleinen Wasserstoffperoxidmengen, die vom Körper schadlos aufgenommen werden können, liegen im Milligrammbereich. Entstehender Sauerstoff kann also nicht zur Sauerstoffbilanz des Körpers beitragen.
Da Wasserstoffperoxid als Wirkstoff nicht patentierbar ist, unterstellen Anhänger von Wasserstoffperoxidanwendungen eine Art "Unterdrückung durch die Pharmaindustrie" (siehe: Angebliche Unterdrückung nicht patentierbarer Wirkstoffe in der Medizin).
- Ein russischer Professor Iwan Pawlovitsch Neumiwakin ("Russlands bester Heiler") setzt auf die lebenslange tägliche Einnahme einer 3%igen Wasserstoffperoxidlösung mit allmählich steigender Dosis.
- In Deutschland finden sich Heilpraktiker, die das Magnesiumsalz des Wasserstoffperoxids (zwei bis sechs Gramm pro Tag) verschreiben. Dabei wird bei Passage des Magens durch die dortige Salzsäure das Peroxid freigesetzt. Behauptet wird als Indikation eine "Vergiftung" oder "Darmreinigung". Handelsnamen sind Ozovit, Oxypower, Colosan oder Homozon.
- Glycozone war eine Mischung aus Wasserstoffperoxid und Glyzerin, die Ende des 19. Jahrhunderts in den USA populär war. Nach anderen Angaben enthielt es Wasserstoffperoxid, destilliertes Wasser und schweflige Säure. Hydrozone wurde sowohl äußerlich auf der Haut und den Schleimhäuten, als auch innerlich angewandt. Erfunden wurde es 1885 von dem in New York City lebenden Franzosen Charles Marchand.
- Der deutsche Chemiker, Heilpraktiker und "Pharmakritiker" Hartmut Fischer aus Lauterbach setzt Wasserstoffperoxid in Kombination mit dem Scharlataneriemittel MMS ein, um dessen behauptete Wirkung zu erhöhen.
Wasserstoffperoxid und COVID-19 Krankeit
Wasserstoffperoxid-Vernebelungen (Inhalationen) und Mundspülungen wurden gegen die SARS CoV-2 Infektion und COVID-19 Krankheit ins Gespräch gebracht.