Grander-Wasser: Unterschied zwischen den Versionen
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Hinweise für die Wirksamkeit von Granderwasser gibt es nicht. Verbraucherschützer und Wissenschaftler haben mehrfach auf die Wirkungslosigkeit hingewiesen. Auch sind bereits Gerichtsurteile wegen "Irreführung der Konsumenten" ergangen. Charakteristisch für die Kommunikationspolitik des Grander-Unternehmens ist die Vorgehensweise, die beworbenen Wirkungen nie direkt anzuführen, sondern ausschließlich indirekt über ausgewählte Kundenrückmeldungen, sogenannte Testimonials, herauszustellen. Beispiele dieser Kundenreferenzen sind über mehrere Branchen hinweg ersichtlich.<ref>[https://vimeo.com/grandertestberichte Profil des Herstellers mit Erfahrungsberichten und Anwenderaussagen über den Einsatz von Grander-Technologie in den Bereichen Hotellerie, Gastronomie und Gewerbe. Abruf: 03.11.2019]</ref> | Hinweise für die Wirksamkeit von Granderwasser gibt es nicht. Verbraucherschützer und Wissenschaftler haben mehrfach auf die Wirkungslosigkeit hingewiesen. Auch sind bereits Gerichtsurteile wegen "Irreführung der Konsumenten" ergangen. Charakteristisch für die Kommunikationspolitik des Grander-Unternehmens ist die Vorgehensweise, die beworbenen Wirkungen nie direkt anzuführen, sondern ausschließlich indirekt über ausgewählte Kundenrückmeldungen, sogenannte Testimonials, herauszustellen. Beispiele dieser Kundenreferenzen sind über mehrere Branchen hinweg ersichtlich.<ref>[https://vimeo.com/grandertestberichte Profil des Herstellers mit Erfahrungsberichten und Anwenderaussagen über den Einsatz von Grander-Technologie in den Bereichen Hotellerie, Gastronomie und Gewerbe. Abruf: 03.11.2019]</ref> | ||
==Grander Schmuck== | ==Grander Schmuck== | ||
− | Neben dem Grander-Wasser werden auch Schmuckanhänger mit "Swarovski-Steinen" verkauft, die in kleinen Glasampullen "Informationswasser" enthalten. | + | Neben dem Grander-Wasser werden auch für 129 € Schmuckanhänger mit "Swarovski-Steinen" verkauft, die in kleinen Glasampullen "Informationswasser" enthalten. |
==Die behaupteten Wunderwirkungen== | ==Die behaupteten Wunderwirkungen== |
Version vom 11. Dezember 2019, 06:58 Uhr
Grander-Wasser ist ein Produkt der Grander Firmengruppe aus Tirol (Österreich), welches seit dem Ende der siebziger Jahre mit ausschliesslich positiven Wundereigenschaften beworben wird, die jedoch nie seriös nachgewiesen werden konnten. So soll das Grander-Wasser auf nicht plausibel erläuterte Weise benachbartes anderes Wasser in seinen Eigenschaften positiv zu beeinflussen, ohne direkt mit diesem Wasser in Kontakt zu treten. Auf dem Esoterikmarkt werden derartige Vorgänge als Wasserbelebung bezeichnet. Die Grander-Firmengruppe bietet nicht nur Geräte zur Selbstherstellung von Grande-Wasser an, sondern auch fertiges Granderwasser. So bietet zum Beispiel die Handelkette Spar Grander-Wasser für 12,10 € an.[1] Spar erhielt 2013 dafür den Preis "Das goldene Brett".[2]
Es ist inzwischen wissenschaftlich erwiesen, dass die Grander-Technologie zur „Belebung von Leitungswasser“ wirkungslos ist, und sie darf laut einem Gerichtsurteil als „esoterischer Unfug“ bezeichnet werden.
Erfinder war der verstorbene Unternehmer Johann Grander (sen.), der von 1930 bis 2012 in der Gegend von Kitzbühel (Tirol) lebte. Der eoterisch-christlich inspirierte Johann Grander war zunächst Tankstellenpächter bevor er auf die Geschäftsidee zum Grander-Wasser kam. Grander, der nach 7 jahren die Grundschule verliess, galt in seinem Umfeld als Sonderling. Er wurde auch als Erfinder nicht funktionstüchtiger Magnetmotoren bekannt, die ohne Energiequelle im Sinne eines Perpetuum Mobile funktionieren sollten.
Grander-Produkte mit dem Buchstaben "G" sind markenrechtlich geschützt. Unter anderen Namen und Bezeichnungen finden sich inzwischen zahlreiche Produkte anderer Unternehmen.
Grander Wasser
Das gemeinte Grander-Wasser entsteht in so genannten "Grander-Wasserbelebern". Es handelt sich dabei um Vorrichtungen, die in Leitungen der Trinkwasserversorgung eingebaut werden und vom Trinkwasser durchflossen werden. Diese Vorrichtungen weisen Kammern (beispielsweise zwei oder) auf, die räumlich neben dem vom Wasser durchflossenen Rohr angeordnet sind. In ihnen soll sich eine Flüssigkeit befindet, die "informiertes Wasser" oder Informationswasser genannt wird. Offenbar ist damit Wasser aus der Stefanie Quelle in einem alten Stollen des stillgelegten Kupferbergwerks in Jochberg gemeint, welches sich neben der Firma Grander befindet.
Dadurch soll das Wasser in seiner "Struktur" verändert werden und besondere, positive Eigenschaften erlangen. Angeblich soll auch ein Trinkglas mit Granderwasser durch Informationsübertragung das Wasser in einem daneben stehenden Glas so verändern können, dass es die Eigenschaften des Granderwassers übernimmt. Ein Grander-Wasserbeleber für den Hausgebrauch kostet rund 1000 €. Wasserbeleber für Schwimmbäder sollen knapp 50.000 € kosten.
Hinweise für die Wirksamkeit von Granderwasser gibt es nicht. Verbraucherschützer und Wissenschaftler haben mehrfach auf die Wirkungslosigkeit hingewiesen. Auch sind bereits Gerichtsurteile wegen "Irreführung der Konsumenten" ergangen. Charakteristisch für die Kommunikationspolitik des Grander-Unternehmens ist die Vorgehensweise, die beworbenen Wirkungen nie direkt anzuführen, sondern ausschließlich indirekt über ausgewählte Kundenrückmeldungen, sogenannte Testimonials, herauszustellen. Beispiele dieser Kundenreferenzen sind über mehrere Branchen hinweg ersichtlich.[3]
Grander Schmuck
Neben dem Grander-Wasser werden auch für 129 € Schmuckanhänger mit "Swarovski-Steinen" verkauft, die in kleinen Glasampullen "Informationswasser" enthalten.
Die behaupteten Wunderwirkungen
In der Werbung zum Produkt Grander-Wasser wird behauptet dass dieses eine entgiftende Wirkung habe. Hierzu urteilte die österreichische Bundesanstalt für Wassergüte in ihrem Gutachten 1993 wörtlich: :„Granderwasser hat keinerlei entgiftende Wirkung. Anders lautende Behauptungen, wie die zuvor von Grander-Vertretern getroffene Aussage (Zitat Gutachten: ‚Das Gerät »Wasserbelebung 380« bewirkt laut Angabe der Vertreter der Umwelt-Vertriebs-Organisation eine Entgiftung von kontaminierten Wässern‘) sind falsch.“
Auch findet sich die Behauptung dass mit Grander-Wasser begossene Pflanzen besser wachsen würden. Die Autoren Hintermann und Basler schrieben 1998 dazu:
- „Granderwasser hat keinen Einfluss auf das Pflanzenwachstum, ebensowenig wie andere ‚esoterische‘ Verfahren.“ ... „Weder das Versuchsgerät ‚Flexibler Wasserbeleber’ der Firma Innutec (Grander) noch der physikalische Wasseraufbereiter Aquavital erzielte die versprochenen Resultate.“[4]
Zur Glaubhaftmachung der Grander-Produkte wird auch auf den Amerikaner Gerald Pollack und sein "EZ-Wasser" verwiesen.
Gesetzeslage und Gerichtsurteile
Im dem Verfahren 4 R 1/06f urteilte das Oberlandesgericht Wien am 17. August 2006, dass die Bezeichnung "aus dem Esoterik-Milieu stammender, parawissenschaftlicher Unfug" für Granderwasser sachlich begründet ist, ebenso wie der Vorwurf, dass "Menschen, die an gefährlichen Krankheiten wie etwa Borreliose oder Krebs leiden, möglicherweise leichtgläubig auf dringend notwendige medizinische Behandlung verzichten und auf die Wirkung des Wunderwassers vertrauen". Betrug dürfe man dem Unternehmen jedoch nicht unterstellen, befand das Gericht, da die Käufer ein Rücktrittsrecht hätten.[5]
In der Schweiz ist es seit 1999 verboten, mit einer therapeutischen Wirkung des Wassers zu werben. Auch in Deutschland gilt Wasser als Lebensmittel und darf nach dem LFGB-Gesetz (Lebensmittel- und Futtergesetzbuch) nicht mit unbelegten gesundheitsbezogenen Angaben beworben werden. Im Jahr 2005 wurde in Neuseeland die Vertriebsfirma für Grander-Wasser zu einer Strafe und Schadensersatz von umgerechnet 72.000 € verurteilt. Die Richterin bezeichnete die entsprechenden Produkte als Quacksalberei und Pseudowissenschaft.[6] Von der Website Granders sind mittlerweile alle Behauptungen, die eine therapeutische Wirkung des Wassers versprechen, entfernt worden.
Ein engagierter Kritiker ist der Wiener Wissenschafter Erich Eder. Er wurde von der Grander-Vertriebsfirma wegen kritischer Aussagen zum Grander-Wasser verklagt. 2006 entschied schließlich das Oberlandesgericht (OLG) Wien, dass Eder das Wasser weiterhin als "esoterischen Unfug" bezeichnen darf.
Studien und Diplomarbeiten zu Granderwasser
Mit wissenschaftlicher Methodik durchgeführte Untersuchungen bestätigen keine der von Grander behaupteten Wirkungen. Marko Heckel und Peter Heinig vom Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Golm bei Potsdam überprüften die Eigenschaften von Wasser vor und hinter einem Grander-Zylinder und konnten keinen Unterschied feststellen.[7][8] Am Institut für Umwelt- und Verfahrenstechnik UMTEC an der Hochschule Rapperswil wurde 2005 die angebliche Verbesserung des Geschmacks des Wassers untersucht. Verblindete Versuchspersonen bemerkten jedoch keinen Unterschied zu normalem Leitungswasser.[9]
Zu Granderwasser liegen mittlerweile mehrere Studienergebnisse vor.[11] Im Jahr 2000 meinte ein Diplomand Unterschiede zwischen Granderwasser und Leitungswasser festgestellt zu haben; die Oberflächenspannung sei unterschiedlich.[12] Bei einem Nachversuch stellte sich als Ursache die Verwendung eines bestimmten Gartenschlauchs heraus.[13][14]
Im Jahre 2004 wurde an der TU Graz im Rahmen einer Diplomarbeit mit Unterstützung der Firma IPF Granderwasser mit Leitungswasser verglichen. Mit sieben verschiedenen Methoden wurde nach Unterschieden gesucht, jedoch keiner gefunden.[15] Aufgrund des negativen Ergebnisses wurde die Diplomarbeit für fünf Jahre gesperrt und konnte nicht eingesehen werden.[16]
Auch eine Arbeit aus dem Jahr 2006 konnte unter Verschluss gehalten werden, bis die gesetzlich mögliche Sperrfrist 2011 endete.[17] Die durchgeführten Untersuchungen zeigten keine Unterschiede zwischen Granderwasser und nicht "behandeltem" Wasser.[18]
Granderwasser in öffentlichen Einrichtungen
- Die Stadt Bubesheim im schwäbischen Landkreis Günzburg gab 3000 Euro für eine Granderwasser-Wasserbelebungsanlage aus, die an den gemeinsamen Hauswasseranschluss von Rathaus und Kinderhaus eingebaut werden sollte. Laut der Augsburger Allgemeinen kam der Anstoß zur Nutzung des esoterischen Produkts aus den Reihen des Gemeinderats. Zitat: "Der Gemeinderat, der den Vorschlag gemacht hat, hat von positiven Erfahrungen im Bekanntenkreis mit dem Granderwasser berichtet."[19]
- Im Winterthurer Schwimmbad Wolfensberg wurde 2009 für 47.000 Franken ein "Magnetgenerator" eingebaut, der das Wasser nach der Grander-Methode beleben soll. Von den Betreibern wurde behauptet, "im Schwimmbad sei in der Folgesaison weniger Frischwasser und weniger Chemie und Aufwand für die Reinigung nötig gewesen." Im Mai 2010 wurde der Betreiber des Bades, das von der Stadt Winterthur Zuschüsse von 125.000 SFr jährlich erhält, vom Chef des Sportamts aufgefordert, Rechenschaft darüber abzulegen, warum eine hohe Summe in dubiose Technik investiert wurde, ohne die Stadt zu informieren.[20]
- Die Firma U.V.O. gibt an, mehr als 120 öffentliche Bäder mit Grander-Produkten ausgerüstet zu haben.[21]
Granderwasser als Thema an österreichischen Schulen
Die Pädagogische Hochschule Oberösterreich bot Anfang 2009 einen Fortbildungskurs für Lehrer in Sachen Granderwasser an, in dem Johannes Larch (Forschungsleiter der Firma Grander) Werbung für sein esoterisches Produkt machen durfte.[22]
Siehe auch
Weblinks
- Der Unfug Granderwasser: Von Jesus inspiriert, von Esoterikern abkassiert. Der Standard 12. März 2018
- Granderwasser: Wirkung nicht plausibel. medizin-transparent.at 17. September 2018
- Erich Eder: Was ist deran am Granderwasser?
- Grander Wasser. Bezeichnung "esoterischer Unfug" erlaubt orf.at 07.09.2006
- Granderwasser-Kritik bestätigt. Oberlandesgericht Wien fällte Urteil konsument.at 07.09.2006
- Grander Urteil Oberlandesgericht Wien 17.08.2006
- Marko Heckel und Peter Heinig: Oberflächenspannungsänderung durch Grander-Belebung nicht bestätigt "Skeptiker", Ausgabe 3/2003.
- Bundesanstalt für Wassergüte, Wien: Gutachten über die Wirkung des Gerätes "Wasserbelebung 380" der Umwelt-Vertriebs-Organisation auf Testwässer 25.06.1993
- Christa Karas: Ehrenkreuz für parawissenschaftlichen Unfug Wiener Zeitung 15.08.2008
- M. Bangerter, A. Mustedanagic: Wie schwimmt es sich im «Zauberwasser»? 20min.ch 01.07.2010
- Ulrich Berger: Granderwasser: Wissenschaftsministerium beharrt auf Ehrenkreuz für Esoterik scienceblogs.de 09.08.2008
- Ulrich Berger: Wie die Granderwasser-Firma fünf Jahre lang eine wissenschaftliche Studie unterdrückte scienceblogs.de 29.07.2010
- Zaubertricks mit Wasser
Videos
Quellenachweise
- ↑ https://apps.derstandard.at/privacywall/1381368177521/Spar-verkauft-Grander-Wasser-um-1210-Euro
- ↑ https://blog.gwup.net/2013/11/29/das-goldene-brett-2013-fur-rudiger-dahlke-und-die-homoopathen-ohne-grenzen/
- ↑ Profil des Herstellers mit Erfahrungsberichten und Anwenderaussagen über den Einsatz von Grander-Technologie in den Bereichen Hotellerie, Gastronomie und Gewerbe. Abruf: 03.11.2019
- ↑ https://homepage.univie.ac.at/erich.eder/wasser/hintermann1998.htm
- ↑ http://homepage.univie.ac.at/erich.eder/wasser/
- ↑ http://www.comcom.govt.nz/MediaCentre/MediaReleases/200506/livingwaterquackeryresultsin136000.aspx
- ↑ Skeptiker 3/2003
- ↑ http://homepage.univie.ac.at/erich.eder/wasser/potsdam-studie.pdf
- ↑ "Nicht alles auf dieser Welt lässt sich beweisen" 20 Minuten Online, 21. Mai 2010
- ↑ Quelle: http://www.scienceblogs.de/kritisch-gedacht/2010/07/wie-die-granderwasserfirma-funf-jahre-lang-eine-wissenschaftliche-studie-unterdruckte.php
- ↑ http://homepage.univie.ac.at/erich.eder/wasser/
- ↑ Faißner K (2000): Physikalische und physikalisch-chemische Daten unter der Verwendung von belebtem und unbelebtem Wasser und der Einsatz der Grander-Wasserbelebung in Betrieben. Diplomarbeit (Sozial und Wirtschaftswissenschaften, Studium irregulare) an der TU Graz, 115 pp.
- ↑ http://homepage.univie.ac.at/erich.eder/wasser/faissner2000.htm
- ↑ http://www.gwup.org/component/content/article/87-Paratechnologien/758-oberflaechenspannungsaenderung-durch-grander-belebung-nicht-bestaetigt
- ↑ Hölbling Margit: Spektroskopische und magnetische Untersuchungen von Übergangsmetall- und Seltenerdionen in belebten und unbelebten Wässern. Diplomarbeit an der TU Graz, 2004
- ↑ http://www.scienceblogs.de/kritisch-gedacht/2010/07/wie-die-granderwasserfirma-funf-jahre-lang-eine-wissenschaftliche-studie-unterdruckte.php
- ↑ Maier, E. (2006): Solvatisierungseigenschaften unterschiedlich behandelter Wässer. Diplomarbeit, Technische Universität Graz [1].
- ↑ http://scienceblogs.de/kritisch-gedacht/2011/07/14/deja-vu-granderwasser/
- ↑ Rebekka Jakob: Granderwasser“ schmeckt nicht jedem Augsburger Allgemeine, 11. Februar 2010
- ↑ Zauberwasser in der Badi bringt Stadtrat zum Kochen TagesAnzeiger, 21. Mai 2010
- ↑ http://www.gra-schwimmbaeder.com/ Aufruf am 10. September 2010
- ↑ http://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2008/11/granderwasser-im-schulunterricht.php