Otto Mühl: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Psiram
Zur Navigation springen Zur Suche springen
 
(8 dazwischenliegende Versionen von 4 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
'''Otto Mühl''' (geb. 16. Juni 1925) ist ein österreichischer Aktionskünstler und Vertreter des Wiener Aktionismus.<ref>[http://www.ottomuehl.at/index1.html Homepage ottomuehl.at], gesehen 18. August 2011</ref> Vor allem ist er aber ein Sektengründer, der ähnlich wie [[Guy Claude Burger]] seine pädophilen, kriminellen Taten mit einem esoterischen Überbau rechtfertigen wollte. Er wurde 1991 wegen schwerem [[sexueller Missbrauch|sexuellen Missbrauch]] und Vergewaltigung von Unmündigen zu 7 Jahren Haft verurteilt.
+
'''Otto Muehl''' (geb. 16. Juni 1925, gest. 26. Mai 2013) war ein österreichischer Aktionskünstler und Vertreter des Wiener Aktionismus.<ref>[http://www.ottomuehl.at/index1.html Homepage ottomuehl.at], gesehen 18. August 2011</ref> Muehl war ebenfalls Gründer der Aktions Analytischen Organisation, der ähnlich wie [[Guy Claude Burger]] seine pädophilen, kriminellen Taten mit einem esoterischen Überbau rechtfertigen wollte. Er wurde 1991 wegen schweren sexuellen Missbrauchs und Vergewaltigung von Unmündigen zu 7 Jahren Haft verurteilt.
  
 
== Sektenstruktur der "Kommune" ==
 
== Sektenstruktur der "Kommune" ==
Als Prediger der freien Sexualität und Gründer einer obskuren "[[Aktions Analytische Organisation]]" ([[AAO]]) stand er von 1972 bis 1990 in einem abgelegenen Winkel des österreichischen Burgenlands einer Kommune auf dem Landgut Friedrichshof vor, in der bis zu 700 Jünger die Lehren des Meisters unter dessen Anleitung in die Tat umsetzten - und dabei machte sich Mühl der Kinderschändung strafbar.<ref> Jürgen von Kremb: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-30090534.html "Opfer der Kommune"] Der Spiegel 10/04. 1. März 2004, aufgerufen am 24. August 2011</ref>  Kritiker wie der aus der Sekte ausgeschiedene Andreas Schlothauer verweisen auf dessen starken autoritären Tendenzen: Mühl setzte sich beispielsweise selbst den Ritualen der Aktionsanalyse nicht aus. Bei der Brechung der „Körperpanzerung“ nach [[Wilhelm Reich]] sei als Experiment in einigen Einzelfällen etwa auch die so genannte „Watschenanalyse“ praktiziert worden, bei der sich der Analysand auf seine Hände zu setzen und von Seiten Mühls und seiner Therapieschüler auf dem Weg in die wieder erlebte Kindheit Ohrfeigen zu erdulden hatte. Mühl hatte auch die Idee der so genannten „Struktur“, einer Durchnummerierung der Kommunemitglieder im Sinne einer Hackordnung. Auch die Etablierung einer „ersten Frau“ und die Vorbereitung seines Sohnes auf die Nachfolge des Kommunegründers in der Spätphase der Kommune sprechen für extremen Autoritarismus des Sektengründers.
+
Als Verfechter der freien Sexualität und Gründer einer obskuren "[[Aktions Analytische Organisation|Aktions Analytischen Organisation]]" ([[AAO]]) stand er von 1972 bis 1990 einer Kommune auf dem Landgut Friedrichshof im österreichischen Burgenland vor, in der bis zu 700 Anhänger Muehls Lehren unter dessen Anleitung in die Tat umsetzten.<ref> Jürgen von Kremb: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-30090534.html "Opfer der Kommune"] Der Spiegel 10/04. 1. März 2004, aufgerufen am 24. August 2011</ref>  Kritiker wie der aus der Sekte ausgeschiedene Andreas Schlothauer verweisen auf die stark autoritären Tendenzen innerhalb der AAO: Muehl setzte sich beispielsweise den Ritualen der Aktionsanalyse selbst nicht aus. Bei der Brechung der „Körperpanzerung“ nach [[Wilhelm Reich]] sei als Experiment in Einzelfällen auch die so genannte „Watschenanalyse“ praktiziert worden, bei der sich der Analysand auf seine Hände setzen musste und auf dem Weg in die wieder erlebte Kindheit von Muehl und seinen Therapieschülern [[Ohrfeigen-Therapie|Ohrfeigen]] zu erdulden hatte. Muehl hatte auch die Idee der so genannten „Struktur“, einer Durchnummerierung der Kommunemitglieder im Sinne einer Rangordnung. Auch die Etablierung einer „ersten Frau“ und die Vorbereitung seines Sohnes auf die Nachfolge des Kommunegründers in der Spätphase der Kommune sprechen für extremen Autoritarismus des Gründers.
  
Anlässlich der Mühl-Schau im Jahr 2004 im WIener MAK, in der sie den Versuch einer Rehabilitierung des Künstlers sehen, melden sich nun zwei junge Frauen zu Wort, die neue Vorwürfe erheben: Mühl habe nicht nur, wie bislang bekannt war, Teenager missbraucht, sondern auch Kinder in jüngerem Alter. In eidesstattlichen Erklärungen schildern die beiden Opfer, wie Mühl sie als kleine Kinder zu sexuellen Handlungen gezwungen habe. Eine der Frauen, heute 29, sagt etwa aus, sie habe als Fünfjährige, umringt von der Führungsmannschaft der Kommune, Mühl sexuell befriedigen müssen.<ref> Jürgen von Kremb: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-30090534.html "Opfer der Kommune"] Der Spiegel 10/04. 1. März 2004, aufgerufen am 24. August 2011</ref><ref>http://derstandard.at/1583787</ref> Die beiden nun gegen Mühl auftretenden Frauen sagen, sie seien zur Zeit der Gerichtsverhandlung gegen Mühl von Ex-Kommunarden gezwungen worden, nicht über die Geschehnisse zu reden. Insbesondere über die aktuelle Ehrung ihres Peinigers empört sich eine der beiden: "Es darf doch nicht wahr sein, dass Otto Mühl nach dem, was er den Kindern vom Friedrichshof angetan hat, ins Museum kommt und viele von uns mit den psychischen Schäden, die er uns zugefügt hat, in der Klapse enden."
+
Anlässlich der Muehl-Schau im Jahr 2004 im Wiener MAK, in der sie den Versuch einer Rehabilitierung des Künstlers sahen, erhoben zwei junge Frauen neue Vorwürfe: Muehl habe nicht nur wie bis dahin bekannt Teenager missbraucht, sondern auch Kinder in jüngerem Alter. In eidesstattlichen Erklärungen schilderten die beiden Opfer, dass Muehl sie als kleine Kinder zu sexuellen Handlungen gezwungen habe. Eine der Frauen sagte aus, sie habe als Fünfjährige, umringt von der Führungsmannschaft der Kommune, Muehl sexuell befriedigen müssen.<ref> Jürgen von Kremb: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-30090534.html "Opfer der Kommune"] Der Spiegel 10/04. 1. März 2004, aufgerufen am 24. August 2011</ref><ref>http://derstandard.at/1583787</ref> Die beiden Frauen erklärten, sie seien zur Zeit der Gerichtsverhandlung gegen Muehl von Ex-Kommunarden unter Druck gesetzt worden, nicht über die Geschehnisse zu reden.
  
 
== Das Ende der Sekte in Österreich und der Wiederbeginn in Portugal==
 
== Das Ende der Sekte in Österreich und der Wiederbeginn in Portugal==
Im Jahre 1988 wurde in Österreich ein Strafverfahren gegen Otto Mühl eröffnet, in dem auch Sekten-Mitglieder gegen ihn aussagten. Die Anklage legte dar, dass das „gemeinsame Aufziehen des Nachwuchses“ für Mühl den sexuellen Missbrauch sowie die Vergewaltigung von Kindern und Jugendlichen nicht ausgeschlossen habe. Dem setzte Mühl entgegen, dass alle sexuellen Handlungen stets nach den selbstgesetzten Regeln der Gruppe erfolgten, wobei Kinder gelernt hätten, frühzeitig und bewusst mit ihrer Sexualität umzugehen. Dass dies im Ergebnis einen klaren Widerspruch zu den Gesetzen in Österreich bildete, wollte Mühl nicht anerkennen und er wies Vorschläge seiner Berater, etwa durch Reue ein günstigeres Urteil zu erzielen, bis zuletzt ab. Daneben wurde auch die Weitergabe von „weichen Drogen“ an Jugendliche und öffentliche Kritik als Erziehungsmittel angegriffen. Otto Mühl wurde 1991 zu sieben Jahren Haft verurteilt, die er vollständig verbüßen musste. Der Staatsanwalt erklärte in seinem Plädoyer unter anderem: „''Mühl hat Terror ausgeübt. … Otto Muehl hat mit Menschen experimentiert, er hat sie manipuliert... Die Jugendlichen waren nicht freiwillig dort, er hatte ihnen die Eltern genommen und damit die Möglichkeit, die Kommune zu verlassen.“'' Nach Haftentlassung zog sich Muehl ins Ausland zurück. Seit 1998 lebt er mit seiner Sekte mit 14 Erwachsenen und deren Kindern in Portugal.<ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13494080.html Der Spiegel 19/1989: "Wenn du ausziehst, wirst du eine Hure"]</ref> Auch dort soll weiter eine, so ein Kommunemitglied, "Generationen übergreifende Zärtlichkeit" praktiziert werden.<ref> Jürgen von Kremb: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-30090534.html "Opfer der Kommune"] Der Spiegel 10/04. 1. März 2004, aufgerufen am 24. August 2011</ref>
+
Im Jahre 1988 wurde in Österreich ein Strafverfahren gegen Otto Muehl eröffnet, in dem auch Sekten-Mitglieder gegen ihn aussagten. Die Anklage legte dar, dass es zu sexuellem Missbrauch sowie zur Vergewaltigung von Kindern und Jugendlichen kam. Muehl argumentierte, dass alle sexuellen Handlungen stets nach den selbstgesetzten Regeln der Gruppe erfolgten, wobei Kinder gelernt hätten, frühzeitig und bewusst mit ihrer Sexualität umzugehen. Dass dies im Ergebnis einen klaren Widerspruch zu den Gesetzen in Österreich bildete, wollte Muehl nicht anerkennen und wies Vorschläge seiner Berater, etwa durch Reue ein günstigeres Urteil zu erzielen, bis zuletzt ab. Daneben wurde auch die Weitergabe von „weichen Drogen“ an Jugendliche und die öffentliche Kritik als Erziehungsmittel angegriffen. Otto Muehl wurde 1991 zu sieben Jahren Haft verurteilt, die er vollständig verbüßen musste. Der Staatsanwalt erklärte in seinem Plädoyer unter anderem: „''Muehl hat Terror ausgeübt. … Otto Muehl hat mit Menschen experimentiert, er hat sie manipuliert... Die Jugendlichen waren nicht freiwillig dort, er hatte ihnen die Eltern genommen und damit die Möglichkeit, die Kommune zu verlassen.“'' Nach der Haftentlassung zog sich Muehl ins Ausland zurück. Ab 1998 lebte er mit einer Gruppe von 14 Erwachsenen und deren Kindern in Portugal.<ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13494080.html Der Spiegel 19/1989: "Wenn du ausziehst, wirst du eine Hure"]</ref> Auch dort soll weiter eine "Generationen übergreifende Zärtlichkeit" praktiziert worden sein, wie ein Mitglied der Kommune erklärte.<ref> Jürgen von Kremb: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-30090534.html "Opfer der Kommune"] Der Spiegel 10/04. 1. März 2004, aufgerufen am 24. August 2011</ref>
  
 
== Weblinks==
 
== Weblinks==
Zeile 25: Zeile 25:
 
{{DEFAULTSORT:Mühl, Oliver}}
 
{{DEFAULTSORT:Mühl, Oliver}}
 
[[category:Sektierer]]
 
[[category:Sektierer]]
 +
[[category:verstorben]]
 +
[[category:Rechtskräftig und nicht-rechtskräftig verurteilt]]

Aktuelle Version vom 5. November 2019, 08:25 Uhr

Otto Muehl (geb. 16. Juni 1925, gest. 26. Mai 2013) war ein österreichischer Aktionskünstler und Vertreter des Wiener Aktionismus.[1] Muehl war ebenfalls Gründer der Aktions Analytischen Organisation, der ähnlich wie Guy Claude Burger seine pädophilen, kriminellen Taten mit einem esoterischen Überbau rechtfertigen wollte. Er wurde 1991 wegen schweren sexuellen Missbrauchs und Vergewaltigung von Unmündigen zu 7 Jahren Haft verurteilt.

Sektenstruktur der "Kommune"

Als Verfechter der freien Sexualität und Gründer einer obskuren "Aktions Analytischen Organisation" (AAO) stand er von 1972 bis 1990 einer Kommune auf dem Landgut Friedrichshof im österreichischen Burgenland vor, in der bis zu 700 Anhänger Muehls Lehren unter dessen Anleitung in die Tat umsetzten.[2] Kritiker wie der aus der Sekte ausgeschiedene Andreas Schlothauer verweisen auf die stark autoritären Tendenzen innerhalb der AAO: Muehl setzte sich beispielsweise den Ritualen der Aktionsanalyse selbst nicht aus. Bei der Brechung der „Körperpanzerung“ nach Wilhelm Reich sei als Experiment in Einzelfällen auch die so genannte „Watschenanalyse“ praktiziert worden, bei der sich der Analysand auf seine Hände setzen musste und auf dem Weg in die wieder erlebte Kindheit von Muehl und seinen Therapieschülern Ohrfeigen zu erdulden hatte. Muehl hatte auch die Idee der so genannten „Struktur“, einer Durchnummerierung der Kommunemitglieder im Sinne einer Rangordnung. Auch die Etablierung einer „ersten Frau“ und die Vorbereitung seines Sohnes auf die Nachfolge des Kommunegründers in der Spätphase der Kommune sprechen für extremen Autoritarismus des Gründers.

Anlässlich der Muehl-Schau im Jahr 2004 im Wiener MAK, in der sie den Versuch einer Rehabilitierung des Künstlers sahen, erhoben zwei junge Frauen neue Vorwürfe: Muehl habe nicht nur wie bis dahin bekannt Teenager missbraucht, sondern auch Kinder in jüngerem Alter. In eidesstattlichen Erklärungen schilderten die beiden Opfer, dass Muehl sie als kleine Kinder zu sexuellen Handlungen gezwungen habe. Eine der Frauen sagte aus, sie habe als Fünfjährige, umringt von der Führungsmannschaft der Kommune, Muehl sexuell befriedigen müssen.[3][4] Die beiden Frauen erklärten, sie seien zur Zeit der Gerichtsverhandlung gegen Muehl von Ex-Kommunarden unter Druck gesetzt worden, nicht über die Geschehnisse zu reden.

Das Ende der Sekte in Österreich und der Wiederbeginn in Portugal

Im Jahre 1988 wurde in Österreich ein Strafverfahren gegen Otto Muehl eröffnet, in dem auch Sekten-Mitglieder gegen ihn aussagten. Die Anklage legte dar, dass es zu sexuellem Missbrauch sowie zur Vergewaltigung von Kindern und Jugendlichen kam. Muehl argumentierte, dass alle sexuellen Handlungen stets nach den selbstgesetzten Regeln der Gruppe erfolgten, wobei Kinder gelernt hätten, frühzeitig und bewusst mit ihrer Sexualität umzugehen. Dass dies im Ergebnis einen klaren Widerspruch zu den Gesetzen in Österreich bildete, wollte Muehl nicht anerkennen und wies Vorschläge seiner Berater, etwa durch Reue ein günstigeres Urteil zu erzielen, bis zuletzt ab. Daneben wurde auch die Weitergabe von „weichen Drogen“ an Jugendliche und die öffentliche Kritik als Erziehungsmittel angegriffen. Otto Muehl wurde 1991 zu sieben Jahren Haft verurteilt, die er vollständig verbüßen musste. Der Staatsanwalt erklärte in seinem Plädoyer unter anderem: „Muehl hat Terror ausgeübt. … Otto Muehl hat mit Menschen experimentiert, er hat sie manipuliert... Die Jugendlichen waren nicht freiwillig dort, er hatte ihnen die Eltern genommen und damit die Möglichkeit, die Kommune zu verlassen.“ Nach der Haftentlassung zog sich Muehl ins Ausland zurück. Ab 1998 lebte er mit einer Gruppe von 14 Erwachsenen und deren Kindern in Portugal.[5] Auch dort soll weiter eine "Generationen übergreifende Zärtlichkeit" praktiziert worden sein, wie ein Mitglied der Kommune erklärte.[6]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Homepage ottomuehl.at, gesehen 18. August 2011
  2. Jürgen von Kremb: "Opfer der Kommune" Der Spiegel 10/04. 1. März 2004, aufgerufen am 24. August 2011
  3. Jürgen von Kremb: "Opfer der Kommune" Der Spiegel 10/04. 1. März 2004, aufgerufen am 24. August 2011
  4. http://derstandard.at/1583787
  5. Der Spiegel 19/1989: "Wenn du ausziehst, wirst du eine Hure"
  6. Jürgen von Kremb: "Opfer der Kommune" Der Spiegel 10/04. 1. März 2004, aufgerufen am 24. August 2011