Direkte Informative Wahrnehmung: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Mark Komissarov''' (geb. 1949, Moskau) ist nach eigenen Angaben ein ehemaliger Chemietechniker, der 1989 von Russland in die USA emigrierte und seitdem in New York lebt. Komissarov will eine leicht erlernbare Technik entwickelt haben, mit der es ohne Beteiligung der Sinnesorgane möglich sein soll, die Außenwelt wahrzunehmen. Insbesondere könne man damit sehen, ohne die Augen zu benutzen. Seine Methode, die er weltweit propagiert, nennt er '''Zentrum der informativen Wahrnehmung''' (Center of Information Reception, CIP). Weitere Bezeichnungen sind '''Direkte Informative Wahrnehmung''' (DIW) und '''Intuitives Sehen'''.
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[[image:MarkKomissarovMindkids.jpg|thumb|Irreführendes Werbefoto<ref>Bildquelle: Mind Kids Kindercoaching Susanne Trebeljahr, www.mindkids-coaching.com</ref>]]
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'''Direkte Informative Wahrnehmung''' (DIW, auch ''Sehen ohne Augen'', engl. ''Seeing without sight'') ist eine Methode, mit der es ohne Beteiligung der Sinnesorgane möglich sein soll, die Umgebung wahrzunehmen. Insbesondere könne man damit sehen, ohne die Augen zu benutzen. Entwickelt wurde sie von '''Mark Komissarov''' (geb. 1949, Moskau), einem ehemaligen Chemietechniker, der 1989 von Russland in die USA emigrierte und seitdem in New York leben soll. Er selbst nennt seine Methode, die er weltweit propagiert, auch "Zentrum der informativen Wahrnehmung" (Center of Information Reception, CIP). Weitere Bezeichnungen sind "Intuitives Sehen", "Sehen ohne Augen" und "Infovision".
  
==Die Methode==
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In diesem Artikel ist nicht die [[dermo-optische Wahrnehmung]] (dermo optical perception, DOP) gemeint, das ist die angebliche Fähigkeit, mit der Haut "sehen" zu können.
Mit seiner Werbung richtet sich Komissarov hauptsächlich an Eltern von Kindern bis zu 12 Jahren. Seine Methode könne nicht nur Blinden das Sehen ermöglichen. Versprochen wird auch, dass sich der Intelligenzquotient erhöht und die schulischen Leistungen verbessern. Die Technik könne sehr schnell erlernt werden. Eine Anbieterin von "Kinder-Coaching" mit der Komissarov-Methode behauptet beispielsweise, dass die Kinder in ihren Kursen "bereits in wenigen Minuten die Fähigkeit des informativen Sehens mit verbundenen Augen" erlangen.<ref>energetische-therapiemethoden.de/cms/kinder-coaching/ Aufruf am 20. August 2014</ref>
 
  
Geworben wird u.a. mit Videos, in denen Kinder mit verbundenen Augen scheinbar unmögliche Fertigkeiten demonstrieren. So wird in einem in Deutschland aufgenommenen Film ein Junge gezeigt, der eine Schlafmaske der Marke Mindfold trägt und damit Fahrrad fährt, farbige Becher unterscheidet, oder ein Bild in einem Malbuch ausmalt.<ref name="video2">[https://www.youtube.com/watch?v=9tw9c4AkM3Y Werbevideo "Mark Komissarov's Methode. Was Kinder können."]</ref> Kommisarov habe zur Verbreitung seiner Methode die Stiftung ''Blind Care Foundation''<ref>Mark Komissarovs Internetseite www.theblindcarefoundation.com</ref> gegründet (nicht zu verwechseln mit einer Anzahl von Blinden-Hilfsorganisationen mit dem gleichen Namen). Er wird außerdem als Mitbegründer einer ''International Society of Intuitive Information Sight'' (ISIIS) genannt.<ref>Die ''International Society of Intuitive Information Sight'' ISIIS wird von Kirill Korotkov geführt, einem Verwandten von [[Konstantin Korotkov]]. Er wirkt auch an der Verbreitung von Konstantin Korotkovs [[Gasentladungsvisualisationstechnik]] (Gas Discharge Visualization, GDV) mit, einem [[pseudomedizin]]ischen Diagnoseverfahren. ISIIS bzw. Komissarov habe eine Augenbinde entwickelt, mit der durch eingebaute "besondere [[Quantenmystik|quantenphysikalische]] Baulelemente" die Fähigkeit zum Sehen ohne Augen besonders schnell erreicht werden könne.</ref>
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==Werbung==
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Die Werbung zu DIW richtet sich hauptsächlich an Eltern von Kindern bis zu 12 Jahren. Es werden aber auch Seminare für Erwachsene abgeboten, bei denen Komissarov zufolge die Ergebnisse allerdings etwas schlechter ausfielen.<ref>[http://mkomissarov.com/en/info/faq/ FAQ auf Mark Komissarovs Webseite mkomissarov.com]</ref> Seine Methode könne nicht nur Blinden das Sehen ermöglichen. Versprochen wird auch, dass sich der Intelligenzquotient erhöhe und die schulischen Leistungen verbesserten, ferner könnten Astigmatismus und Weitsichtigkeit beseitigt werden. Die Technik könne sehr schnell erlernt werden. Eine deutsche Anbieterin von "Kinder-Coaching" behauptete beispielsweise, dass die Kinder in ihren Kursen zur Komissarov-Methode "bereits in wenigen Minuten die Fähigkeit des informativen Sehens mit verbundenen Augen" erlangen.<ref>energetische-therapiemethoden.de/cms/kinder-coaching/ Aufruf am 20. August 2014</ref>
  
Zur Frage, wie die "Direkte Informative Wahrnehmung" erlernt wird, finden sich kaum konkrete Angaben. In einer Patentanmeldung<ref>US Patent Application 2008/0103409 A1: Methodology for developing a new approach for visual information cognition. Filed: Oct. 10, 2007</ref> erklärt Komissarov, dass bei der "Aktivierung" des "Zentrums der informativen Wahrnehmung" eine "psychische "Barriere im menschlichen Gehirn" beseitigt werde, die evolutionär bedingt sei und den Menschen daran hindere, die Umgebung durch "neue Kanäle" wahrzunehmen. In der Patentschrift beschreibt er auch, wie man einem von Geburt an blinden Menschen das "Sehen" beibringen könne:
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Geworben wird u.a. mit Videos, in denen Kinder mit verbundenen Augen scheinbar unmögliche Fertigkeiten demonstrieren. So wird in einem in Deutschland aufgenommenen Film ein Junge gezeigt, der eine Schlafmaske der Marke Mindfold trägt und damit Fahrrad fährt, farbige Becher unterscheidet oder ein Bild in einem Malbuch ausmalt.<ref name="video2">[https://www.youtube.com/watch?v=9tw9c4AkM3Y Werbevideo "Mark Komissarov's Methode. Was Kinder können."]</ref> Kommisarov habe zur Verbreitung seiner Methode die Stiftung ''Blind Care Foundation''<ref>Mark Komissarovs Internetseite www.theblindcarefoundation.com</ref> gegründet (nicht zu verwechseln mit einer Anzahl von Blinden-Hilfsorganisationen mit dem gleichen Namen). Er wird außerdem als Mitbegründer einer ''International Society of Intuitive Information Sight'' (ISIIS) genannt.<ref>Die ''International Society of Intuitive Information Sight'' ISIIS wird von Kirill Korotkov geführt, einem Verwandten von [[Konstantin Korotkov]]. Er wirkt auch an der Verbreitung von Konstantin Korotkovs [[Gasentladungsvisualisationstechnik]] (Gas Discharge Visualization, GDV) mit, einem [[pseudomedizin]]ischen Diagnoseverfahren. ISIIS bzw. Komissarov habe eine Augenbinde entwickelt, mit der durch eingebaute "besondere [[Quantenmystik|quantenphysikalische]] Bauelemente" die Fähigkeit zum Sehen ohne Augen besonders schnell erreicht werden könne.</ref>
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Werbung für das Sehen ohne Augen wurde auch am 4. Oktober 2014 bei [[TimeToDo]] von [[Norbert Brakenwagen]] geschaltet, <ref>https://www.youtube.com/watch?v=ZRqVCo9gOPs <br>4.10.2014</ref>, am 9. Oktober 2013 bei [[Bewusst TV]] von [[Jo Conrad]] (Werbeinterview mit den Anbietern Dimitri Rogov und Irina Lang) und im März 2015 bei [[Quer-Denken TV]] von [[Michael Vogt]]. Dimitri Rogov tritt im Internet als Unterstützer der Methoden des verurteilten russischen Betrügers [[Grigori Grabovoi]] in Erscheinung und bietet fragwürdige Dienstleistungen unter Berufung auf Grabovoj an. Bei der [[AZK]] 14 des Schweizer Sektenpredigers [[Ivo Sasek]] war die DIW ebenfalls Thema mit einer Vortrag von Katharina Friedrich.
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==Erlernen der Methode==
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Zur Frage, wie die "Direkte Informative Wahrnehmung" erlernt werden könne, finden sich kaum konkrete Angaben. In einer Patentanmeldung<ref>US Patent Application 2008/0103409 A1: Methodology for developing a new approach for visual information cognition. Filed: Oct. 10, 2007</ref> erklärt Komissarov, dass bei der "Aktivierung" des "Zentrums der informativen Wahrnehmung" eine "psychische Barriere im menschlichen Gehirn" beseitigt werde, die evolutionär bedingt sei und den Menschen daran hindere, die Umgebung durch "neue Kanäle" wahrzunehmen. In der Patentschrift beschreibt er auch, wie man einem von Geburt an blinden Menschen "visuelle kognitive Fähigkeiten" beibringen könne:
  
 
:''(a) eliciting the human to imagine that he or she possesses an optical sensory ability;''
 
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Das heißt, zunächst (a) müsse der Proband sich vorstellen, dass er sehen könne. Dann (b) wird ihm ein optischer Reiz präsentiert, z.B. ein farbiges Blatt Papier, und ihm die Art des Reizes mitgeteilt. Als Nächstes (c) müsse der Proband sich mit dem Gedanken vertraut machen, der durch den optischen Reiz ausgelöst werde. Danach (d) werden die Schritte (b) und (c) mit einem anderen optischen Reiz durchgeführt. Schließlich (e) werden die Schritte (b) bis (d) so lange wiederholt, bis der Proband einen optischen Reiz erkennen könne, ohne dass ihm gleichzeitig mitgeteilt wird, um was für einen Reiz es sich handelt.
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Das heißt, zunächst (a) müsse der Proband sich vorstellen, dass er sehen könne. Dann (b) wird ihm ein optischer Reiz präsentiert, z.B. ein farbiges Blatt Papier, und ihm die Art des Reizes mitgeteilt. Als Nächstes (c) müsse der Proband sich mit einem Gedanken vertraut machen, der durch den optischen Reiz ausgelöst wurde. Danach (d) werden die Schritte (b) und (c) mit einem anderen optischen Reiz durchgeführt. Schließlich (e) werden die Schritte (b) bis (d) so lange wiederholt, bis der Proband einen optischen Reiz erkennen könne, ohne dass ihm gleichzeitig mitgeteilt wird, um was für einen Reiz es sich handelt.
  
 
Da es jedoch unmöglich ist, Blinden und Sehbehinderten auf die beschriebene Weise zu einem funktionierenden Gesichtssinn zu verhelfen, müssen solche Personen bei Kursen zum Erlernen von Komissarovs Methode zwangsläufig scheitern. Psiram liegen Berichte aus dem deutschsprachigen Raum vor, nach denen Komissarov derartige Misserfolge bei sehbehinderten Kindern damit "erklärte", dass die Eltern vermutlich nicht an das Funktionieren seiner Technik geglaubt hätten.
 
Da es jedoch unmöglich ist, Blinden und Sehbehinderten auf die beschriebene Weise zu einem funktionierenden Gesichtssinn zu verhelfen, müssen solche Personen bei Kursen zum Erlernen von Komissarovs Methode zwangsläufig scheitern. Psiram liegen Berichte aus dem deutschsprachigen Raum vor, nach denen Komissarov derartige Misserfolge bei sehbehinderten Kindern damit "erklärte", dass die Eltern vermutlich nicht an das Funktionieren seiner Technik geglaubt hätten.
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Kursanbieter unterscheiden manchmal fünf Stufen des "Sehens ohne Augen":<ref>AugenBlick Heft 18, 14-17, Februar 2015 (Zeitschrift des Vereins für GESUNDES SEHEN e.V. aus Bremen)</ref>
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#Großflächige Farben erkennen
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#Farbige Pappbecher erkennen
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#Farbige Bälle erkennen und in die passenden Pappbecher stecken
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#Formen und verschiedene Farben auf einer Folie erkennen
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==James Randis Eine-Million-Dollar-Herausforderung==
 
==James Randis Eine-Million-Dollar-Herausforderung==
Im Jahr 2002 machte Komissarov auf sich aufmerksam, als eine Schülerin von ihm, die damals 10 Jahre alte Natalia Lulova, die angeblich gelernt hatte, mit verbundenen Augen zu lesen, die "One Million Dollar Paranormal Challenge" von James Randi annahm. Der Gegner von [[Pseudowissenschaft]]en und frühere Zauberkünstler James Randi (geb. 1928) hat einen Preis von einer Million US$ für den Beweis paranormaler Fähigkeiten ausgeschrieben.<ref>http://www.randi.org/site/index.php/1m-challenge.html</ref> Die "Prüfung" fand im Beisein der Anwältin von Natalie statt und bestand aus zwei Teilen. Zunächst wurde Natalie von ihrer Mutter eine Augenbinde aus Klebeband und schwarzem Schaumgummi angelegt. Nach einer einstündigen "Aufwärmphase" gelang es Natalie, aus einer Reihe von 10 Karten mit jeweils einem aufgedruckten Wort, das Wort auf der ihr vorgelegten Karte richtig zu nennen. Ebenso konnte sie die Farbe eines vor ihr Gesicht gehaltenen Stück farbigen Papiers mehrfach richtig nennen.
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Im Jahr 2002 machte Komissarov auf sich aufmerksam, als eine seiner Schülerinnen, die damals 10 Jahre alte Natalia Lulova, die angeblich gelernt hatte, mit verbundenen Augen zu lesen, die "One Million Dollar Paranormal Challenge" von James Randi annahm. Der Gegner von [[Pseudowissenschaft]]en und frühere Zauberkünstler James Randi (geb. 1928) hat einen Preis von einer Million US$ für den Beweis paranormaler Fähigkeiten ausgeschrieben.<ref>http://www.randi.org/site/index.php/1m-challenge.html</ref> Die Prüfung fand im Beisein der Anwältin von Natalie statt und bestand aus zwei Teilen. Zunächst wurde Natalie von ihrer Mutter eine Augenbinde aus Klebeband und schwarzem Schaumgummi angelegt. Nach einer einstündigen "Aufwärmphase" gelang es Natalie, aus einer Reihe von 10 Karten mit jeweils einem aufgedruckten Wort, das Wort auf der ihr vorgelegten Karte richtig zu nennen. Ebenso konnte sie die Farbe eines vor ihr Gesicht gehaltenen Stück farbigen Papiers mehrfach richtig nennen.
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Im zweiten Teil wurde die mitgebrachte Augenbinde durch eine von Randi lichtdicht präparierte Schwimmbrille ersetzt. Mögliche Spalten zur Nase hin deckte er mit Klebestreifen ab. Weiterhin bat Randi Natalie, mit dem ebenfalls anwesenden Komissarov während des Versuchs keine Gespräche mehr in Russisch zu führen und nicht zu grimassieren oder das Kinn an der Schulter zu reiben, was sie im ersten Durchgang wiederholt getan hatte. Unter diesen Bedingungen verschwand Natalies vermeintliche Fähigkeit sofort.<ref>[http://content.time.com/time/health/article/0,8599,199773,00.html Leon Jaroff: Debunking Seeing Without Sight. Time, February 06, 2002]</ref><ref>[http://www.nydailynews.com/archives/boroughs/blindfold-problem-all-seeing-student-article-1.660407 Luis Perez: Blindfold's no problem for all seeing student. New York Daily News, February 16, 2003]</ref><ref>[http://forward.com/articles/8562/million-dollar-psychic-challenge-awaits-brooklyn-g/ Max Gross: Million-Dollar Psychic Challenge Awaits Brooklyn Girl. The Jewish Daily Forward, April 04, 2003]</ref> In der Presse wurde auch darauf hingewiesen, dass Natalie nur in Gegenwart von Komissarov "sehen" konnte und nur mit bestimmten Augenbinden, nicht jedoch z.B. mit einem Beutel über dem Kopf.<ref>[http://www.nytimes.com/2003/08/02/nyregion/about-new-york-when-seeing-is-believing-or-is-it.html Dan Barry: About New York; When Seeing Is Believing. Or Is It? New York Times, August 2, 2003]</ref> Eine für 2003 angestrebte Neuauflage des Versuchs scheiterte daran, dass Randi und Komissarov sich nicht über die Bedingungen einigen konnten.
  
Im zweiten Teil wurde die mitgebrachte Augenbinde durch eine von Randi lichtdicht präparierte Schwimmbrille ersetzt. Mögliche Spalte zu Natalies Nasenwurzel hin wurden von ihm mit Klebestreifen abgedeckt. Weiterhin bat Randi Natalie, mit dem ebenfalls anwesenden Komissarov während des Versuchs keine Gespräche mehr in Russisch zu führen und nicht mehr zu grimassieren oder das Kinn an der Schulter zu reiben, was sie im ersten Durchgang wiederholt getan hatte. Unter diesen Bedingungen verschwand Natalies vermeintliche Fähigkeit, ohne Augen sehen zu können, sofort.<ref>[http://content.time.com/time/health/article/0,8599,199773,00.html Leon Jaroff: Debunking Seeing Without Sight. Time, February 06, 2002]</ref><ref>[http://www.nydailynews.com/archives/boroughs/blindfold-problem-all-seeing-student-article-1.660407 Blindfold's no problem for all seeing student. New York Daily News, February 16, 2003]</ref><ref>[http://forward.com/articles/8562/million-dollar-psychic-challenge-awaits-brooklyn-g/ Max Gross: Million-Dollar Psychic Challenge Awaits Brooklyn Girl. The Jewish Daily Forward, April 04, 2003]</ref> In der Presse wurde auch darauf hingewiesen, dass Natalie nur in Gegenwart von Komissarov "sehen" konnte.<ref>[http://www.nytimes.com/2003/08/02/nyregion/about-new-york-when-seeing-is-believing-or-is-it.html Dan Barry: About New York; When Seeing Is Believing. Or Is It? New York Times, August 2, 2003]</ref> Eine für 2003 angestrebte Neuauflage des Versuchs scheiterte daran, dass Randi und Komissarov sich nicht über die Bedingungen einigen konnten.
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==Siehe auch==
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*[[BeTeWi-Akademie]] Die BeTeWi-Akademie bietet für 1100 Euro einen zweiteiligen Kurs zum Erlernen des ''Sehens ohne Augen'' an.<ref>http://www.betewi-akademie.de/seminare/seminarinformationen/sehen-ohne-augen/</ref>
  
 
==Quellenverzeichnis==
 
==Quellenverzeichnis==
 
<references/>
 
<references/>
  
{{DEFAULTSORT:Komissarov,Mark}}
 
[[category:Medizin-interessierte Person]]
 
 
[[category:Scharlatanerie]]
 
[[category:Scharlatanerie]]

Aktuelle Version vom 27. Mai 2019, 20:55 Uhr

Mark Komissarov
Szene aus einem Werbevideo mit Komissarov (rechts)[1]
Irreführendes Werbefoto[2]

Direkte Informative Wahrnehmung (DIW, auch Sehen ohne Augen, engl. Seeing without sight) ist eine Methode, mit der es ohne Beteiligung der Sinnesorgane möglich sein soll, die Umgebung wahrzunehmen. Insbesondere könne man damit sehen, ohne die Augen zu benutzen. Entwickelt wurde sie von Mark Komissarov (geb. 1949, Moskau), einem ehemaligen Chemietechniker, der 1989 von Russland in die USA emigrierte und seitdem in New York leben soll. Er selbst nennt seine Methode, die er weltweit propagiert, auch "Zentrum der informativen Wahrnehmung" (Center of Information Reception, CIP). Weitere Bezeichnungen sind "Intuitives Sehen", "Sehen ohne Augen" und "Infovision".

In diesem Artikel ist nicht die dermo-optische Wahrnehmung (dermo optical perception, DOP) gemeint, das ist die angebliche Fähigkeit, mit der Haut "sehen" zu können.

Werbung

Die Werbung zu DIW richtet sich hauptsächlich an Eltern von Kindern bis zu 12 Jahren. Es werden aber auch Seminare für Erwachsene abgeboten, bei denen Komissarov zufolge die Ergebnisse allerdings etwas schlechter ausfielen.[3] Seine Methode könne nicht nur Blinden das Sehen ermöglichen. Versprochen wird auch, dass sich der Intelligenzquotient erhöhe und die schulischen Leistungen verbesserten, ferner könnten Astigmatismus und Weitsichtigkeit beseitigt werden. Die Technik könne sehr schnell erlernt werden. Eine deutsche Anbieterin von "Kinder-Coaching" behauptete beispielsweise, dass die Kinder in ihren Kursen zur Komissarov-Methode "bereits in wenigen Minuten die Fähigkeit des informativen Sehens mit verbundenen Augen" erlangen.[4]

Geworben wird u.a. mit Videos, in denen Kinder mit verbundenen Augen scheinbar unmögliche Fertigkeiten demonstrieren. So wird in einem in Deutschland aufgenommenen Film ein Junge gezeigt, der eine Schlafmaske der Marke Mindfold trägt und damit Fahrrad fährt, farbige Becher unterscheidet oder ein Bild in einem Malbuch ausmalt.[1] Kommisarov habe zur Verbreitung seiner Methode die Stiftung Blind Care Foundation[5] gegründet (nicht zu verwechseln mit einer Anzahl von Blinden-Hilfsorganisationen mit dem gleichen Namen). Er wird außerdem als Mitbegründer einer International Society of Intuitive Information Sight (ISIIS) genannt.[6]

Werbung für das Sehen ohne Augen wurde auch am 4. Oktober 2014 bei TimeToDo von Norbert Brakenwagen geschaltet, [7], am 9. Oktober 2013 bei Bewusst TV von Jo Conrad (Werbeinterview mit den Anbietern Dimitri Rogov und Irina Lang) und im März 2015 bei Quer-Denken TV von Michael Vogt. Dimitri Rogov tritt im Internet als Unterstützer der Methoden des verurteilten russischen Betrügers Grigori Grabovoi in Erscheinung und bietet fragwürdige Dienstleistungen unter Berufung auf Grabovoj an. Bei der AZK 14 des Schweizer Sektenpredigers Ivo Sasek war die DIW ebenfalls Thema mit einer Vortrag von Katharina Friedrich.

Erlernen der Methode

Zur Frage, wie die "Direkte Informative Wahrnehmung" erlernt werden könne, finden sich kaum konkrete Angaben. In einer Patentanmeldung[8] erklärt Komissarov, dass bei der "Aktivierung" des "Zentrums der informativen Wahrnehmung" eine "psychische Barriere im menschlichen Gehirn" beseitigt werde, die evolutionär bedingt sei und den Menschen daran hindere, die Umgebung durch "neue Kanäle" wahrzunehmen. In der Patentschrift beschreibt er auch, wie man einem von Geburt an blinden Menschen "visuelle kognitive Fähigkeiten" beibringen könne:

(a) eliciting the human to imagine that he or she possesses an optical sensory ability;
(b) (i) presenting the human with a first optical stimulus for a time sufficient that the human perceives the presence of the optical stimulus and (ii) informing the human of the nature of the optical stimulus;
(c) eliciting the human to familiarize himself/herself with a thought elicited by the optical stimulus;
(d) repeating steps (b) and (c) with a further optical sensory stimulus;
(e) repeating steps (b) to (d) a sufficient number of times until the human is able to identify the nature of the optical stimulus without being informed of its nature

Das heißt, zunächst (a) müsse der Proband sich vorstellen, dass er sehen könne. Dann (b) wird ihm ein optischer Reiz präsentiert, z.B. ein farbiges Blatt Papier, und ihm die Art des Reizes mitgeteilt. Als Nächstes (c) müsse der Proband sich mit einem Gedanken vertraut machen, der durch den optischen Reiz ausgelöst wurde. Danach (d) werden die Schritte (b) und (c) mit einem anderen optischen Reiz durchgeführt. Schließlich (e) werden die Schritte (b) bis (d) so lange wiederholt, bis der Proband einen optischen Reiz erkennen könne, ohne dass ihm gleichzeitig mitgeteilt wird, um was für einen Reiz es sich handelt.

Da es jedoch unmöglich ist, Blinden und Sehbehinderten auf die beschriebene Weise zu einem funktionierenden Gesichtssinn zu verhelfen, müssen solche Personen bei Kursen zum Erlernen von Komissarovs Methode zwangsläufig scheitern. Psiram liegen Berichte aus dem deutschsprachigen Raum vor, nach denen Komissarov derartige Misserfolge bei sehbehinderten Kindern damit "erklärte", dass die Eltern vermutlich nicht an das Funktionieren seiner Technik geglaubt hätten.

Kursanbieter unterscheiden manchmal fünf Stufen des "Sehens ohne Augen":[9]

  1. Großflächige Farben erkennen
  2. Farbige Pappbecher erkennen
  3. Farbige Bälle erkennen und in die passenden Pappbecher stecken
  4. Formen und verschiedene Farben auf einer Folie erkennen
  5. Buchstaben in schwarz auf weiß erkennen

James Randis Eine-Million-Dollar-Herausforderung

Im Jahr 2002 machte Komissarov auf sich aufmerksam, als eine seiner Schülerinnen, die damals 10 Jahre alte Natalia Lulova, die angeblich gelernt hatte, mit verbundenen Augen zu lesen, die "One Million Dollar Paranormal Challenge" von James Randi annahm. Der Gegner von Pseudowissenschaften und frühere Zauberkünstler James Randi (geb. 1928) hat einen Preis von einer Million US$ für den Beweis paranormaler Fähigkeiten ausgeschrieben.[10] Die Prüfung fand im Beisein der Anwältin von Natalie statt und bestand aus zwei Teilen. Zunächst wurde Natalie von ihrer Mutter eine Augenbinde aus Klebeband und schwarzem Schaumgummi angelegt. Nach einer einstündigen "Aufwärmphase" gelang es Natalie, aus einer Reihe von 10 Karten mit jeweils einem aufgedruckten Wort, das Wort auf der ihr vorgelegten Karte richtig zu nennen. Ebenso konnte sie die Farbe eines vor ihr Gesicht gehaltenen Stück farbigen Papiers mehrfach richtig nennen.

Im zweiten Teil wurde die mitgebrachte Augenbinde durch eine von Randi lichtdicht präparierte Schwimmbrille ersetzt. Mögliche Spalten zur Nase hin deckte er mit Klebestreifen ab. Weiterhin bat Randi Natalie, mit dem ebenfalls anwesenden Komissarov während des Versuchs keine Gespräche mehr in Russisch zu führen und nicht zu grimassieren oder das Kinn an der Schulter zu reiben, was sie im ersten Durchgang wiederholt getan hatte. Unter diesen Bedingungen verschwand Natalies vermeintliche Fähigkeit sofort.[11][12][13] In der Presse wurde auch darauf hingewiesen, dass Natalie nur in Gegenwart von Komissarov "sehen" konnte und nur mit bestimmten Augenbinden, nicht jedoch z.B. mit einem Beutel über dem Kopf.[14] Eine für 2003 angestrebte Neuauflage des Versuchs scheiterte daran, dass Randi und Komissarov sich nicht über die Bedingungen einigen konnten.

Siehe auch

  • BeTeWi-Akademie Die BeTeWi-Akademie bietet für 1100 Euro einen zweiteiligen Kurs zum Erlernen des Sehens ohne Augen an.[15]

Quellenverzeichnis

  1. 1,0 1,1 Werbevideo "Mark Komissarov's Methode. Was Kinder können."
  2. Bildquelle: Mind Kids Kindercoaching Susanne Trebeljahr, www.mindkids-coaching.com
  3. FAQ auf Mark Komissarovs Webseite mkomissarov.com
  4. energetische-therapiemethoden.de/cms/kinder-coaching/ Aufruf am 20. August 2014
  5. Mark Komissarovs Internetseite www.theblindcarefoundation.com
  6. Die International Society of Intuitive Information Sight ISIIS wird von Kirill Korotkov geführt, einem Verwandten von Konstantin Korotkov. Er wirkt auch an der Verbreitung von Konstantin Korotkovs Gasentladungsvisualisationstechnik (Gas Discharge Visualization, GDV) mit, einem pseudomedizinischen Diagnoseverfahren. ISIIS bzw. Komissarov habe eine Augenbinde entwickelt, mit der durch eingebaute "besondere quantenphysikalische Bauelemente" die Fähigkeit zum Sehen ohne Augen besonders schnell erreicht werden könne.
  7. https://www.youtube.com/watch?v=ZRqVCo9gOPs
    4.10.2014
  8. US Patent Application 2008/0103409 A1: Methodology for developing a new approach for visual information cognition. Filed: Oct. 10, 2007
  9. AugenBlick Heft 18, 14-17, Februar 2015 (Zeitschrift des Vereins für GESUNDES SEHEN e.V. aus Bremen)
  10. http://www.randi.org/site/index.php/1m-challenge.html
  11. Leon Jaroff: Debunking Seeing Without Sight. Time, February 06, 2002
  12. Luis Perez: Blindfold's no problem for all seeing student. New York Daily News, February 16, 2003
  13. Max Gross: Million-Dollar Psychic Challenge Awaits Brooklyn Girl. The Jewish Daily Forward, April 04, 2003
  14. Dan Barry: About New York; When Seeing Is Believing. Or Is It? New York Times, August 2, 2003
  15. http://www.betewi-akademie.de/seminare/seminarinformationen/sehen-ohne-augen/