Weihrauch: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Psiram
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 1: Zeile 1:
{{IN USE}}
+
Weihrauch (Olibanum-Harz) ist ein vor allem in der [[Alternativmedizin]] und [[Ayurveda]] verwendetes Mittel, das aus dem luftgetrocknetem Gummiharz des indischen Weihrauchbaumes (Boswellia serrata) besteht. Es wird in verschiedenen Präparaten mit angeblich breitem Wirkspektrum als [[Nahrungsergänzungsmittel]] angeboten. Eines dieser Präparate wird unter dem Produktnamen [[H15]] vertrieben.
  
Weihrauch (H15 Ayurmedica, Sallaki, Olibanum-Harz) ist ein [[alternativmedizin]]ischen und [[Ayurveda|ayurvedischen]] Mittel, das aus  dem Weihrauchbaum (Boswellia sacra) gewonnen wird. Es wird in verschiedenen Präparaten mit angeblichen erstaunlich breitem Wirkspektrum angeboten.  
+
Zugelassene Arzneimittel aus Weihrauch gibt es in der EU nicht, abgesehen von homöopathischen Mitteln. Auf Verordnung oder Kundenwunsch können Apotheken in Deutschland Weihrauchkapseln als Rezepturarzneimittel herstellen. Außerdem werden verschiedene Präparate im Internet angeboten.
  
Präparate aus Weihrauchharz sind in Deutschland und in der Schweiz verschreibungspflichtig, in Österreich sind sie dagegen als [[Nahrungsergänzungsmittel]] eingestuft. Weihrauchpräparate sind generell in Deutschland nicht als Arzneimittel zugelassen, aber mit ärztlicher Verordnung erhältlich. In der Schweiz konnte das Präparat H15 einzig im Kanton Appenzell-Ausserrhoden in den Handel gebracht werden. Von Apotheken werden in Deutschland auf Privatrezept auch Weihrauchpräparate hergestellt, teilweise als Kapseln, die Weihrauchpulver enthalten. Außerdem werden Präparate im Internet angeboten.
+
Die Qualität und Zusammensetzung dieser Produkte kann sehr unterschiedlich sein. Das im Apothekengroßhandel verwendete Olibanum-Harz stammt meistens vom preiswerteren afrikanischen Weihrauch und nicht aus Indien. Die Zusammensetzung der beiden Handelssorten kann sehr stark voneinander abweichen.
  
Die Qualität und Zusammensetzung dieser Produkte kann sehr unterschiedlich sein und entspricht nicht unbedingt der des Präparats H15. Das im Apothekengroßhandel verwendete Olibanum-Harz stammt meistens vom preiswerteren afrikanischen Weihrauch und nicht aus Indien. Die Zusammensetzung der beiden Handelssorten kann sehr stark voneinander abweichen.
+
==Inhaltsstoffe==
  
Das Mittel H15 Ayurmedica wird von dem indischen Pharmaunternehmen Gufic LTD aus Mumbai (Bombay) unter dem Namen Sallaki hergestellt.
+
Olibanum-Harz enthält hauptsächlich Boswelliasäuren und ätherische Öle. Neben den Boswelliasäuren, die zur Gruppe der pentazyklischen Triterpene gehören, findet man auch ein tetrazyklisches Triterpen, die 3-Oxo-Tirucallsäure. Insgesamt wurden ca. 200 Inhaltsstoffe identifiziert.
  
==Inhaltsstoffe==
+
==Anwendungsgebiete==
Das Präparat H15 enthält laut Herstellerauskunft Extrakte aus Weihrauchharz (aus Boswellia serrata). Die Hauptbestandteile des Harzes sind die Boswelliasäuren und ätherische Öle. Neben den Boswelliasäuren, die zur Gruppe der pentazyklischen Triterpene gehören, findet man auch ein tetrazyklisches Triterpen, die 3-Oxo-Tirucallsäure.
 
  
Die genaue Zusammensetzung ist jedoch nicht bei jedem einzelnen Mittel bekannt, erst recht nicht bei den diversen Weihrauchharzpräparaten, die im Internet zum Kauf angeboten werden.
+
Olibanum-Harz wird in Deutschland häufig für Rheumatiker mit primär chronischer Polyarthritis beworben. Darüber hinaus soll das Mittel bei Krebs, insbesondere den Hirntumoren Glioblastom und Astrozytom zur Reduktion des Hirnödems, wirksam sein. Auch wird es bei entzündlichen Darmerkrankungen und Asthma als wirksam beworben. Teilweise wird Weihrauch als Wundermittel gegen Krebs angeboten.
  
==Genannte Indikationen / Anwendungszwecke==
+
==Wirkmechanismus==
H15 wird in Deutschland häufig für Rheumatiker mit primär chronischer Polyarthritis beworben. Darüber hinaus soll das Mittel bei Krebs, insbesondere den Hirntumoren Glioblastom und Astrozytom zur Reduktion des Hirnödems, wirksam sein. Auch wird es bei entzündlichen Darmerkrankungen und Asthma als wirksam beworben.
 
  
==Wirkmechanismus==
 
 
Die im Weihrauch enthaltenen Boswelliasäuren wirken vermutlich über eine Hemmung des 5-Lipoxygenase-Stoffwechselweges entzündungshemmend. Damit soll die Bildung von Leukotrienen aus Arachidonsäure verringert werden. Bei Hirntumoren soll die entzündungshemmende Wirkung peritumorale Hirnödeme vermindern.
 
Die im Weihrauch enthaltenen Boswelliasäuren wirken vermutlich über eine Hemmung des 5-Lipoxygenase-Stoffwechselweges entzündungshemmend. Damit soll die Bildung von Leukotrienen aus Arachidonsäure verringert werden. Bei Hirntumoren soll die entzündungshemmende Wirkung peritumorale Hirnödeme vermindern.
  
 
==Wissenschaftliche Studienlage==
 
==Wissenschaftliche Studienlage==
Bisher sind nur einzelne kleine randomisierte kontrollierte Studien veröffentlicht worden, die eine Wirksamkeit von Weihrauchpräparaten nachweisen. Positive Wirkungen konnten in allen Fällen nur mit hohen Dosen von Weihrauchextrakt erreicht werden. Niedrig dosierte Präparate bewirkten genau das Gegenteil der beabsichtigten Wirkung. Es kam dann sogar zu einer verstärkten Bildung von Leukotrienen und damit einer Verstärkung der Entzündung.
+
 
 +
Weihrauch wurde in zahlreichen Studien hinsichtlich seiner Wirksamkeit untersucht<ref>PubMed listet 537 Suchresultate im Zusammenhang mit Boswellia</ref>.  
 +
 
 +
Positive Wirkungen bei Entzündungen konnten jedoch nur mit hohen Dosen von Weihrauchextrakt erreicht werden. Niedrig dosierte Präparate bewirkten genau das Gegenteil der beabsichtigten Wirkung. Es kam dann sogar zu einer verstärkten Bildung von Leukotrienen und damit einer Verstärkung der Entzündung.
 +
 
 +
Klinische Studien an Patienten mit Hirntumoren zeigten eine Reduzierung von Ödemen, jedoch keinen Einfluss auf die Tumorgröße. in anderen Untersuchungen beobachtete Reduzierung der Tumorzyste bei Hirntumoren bei Kindern ist wohl eher auf die gleichzeitig durchgeführte Chemo- und Radiotherapie zurückzuführen.<ref>Janssen, G.; Bode, U.; Breu, H. et al,: Boswellic acids in the palliative therapy of children with progressive or relapsed brain tumors. Klein. Pädaitr. 212:189-195, 200</ref>
 +
 
 +
Eine Wirkung der Boswelliasäuren gegen Tumorzellen wurde lediglich in vitro festgestellt.
 +
 
 +
Mehrere indische Studien konnten nachweisen, dass Weihrauch bei Kniearthrose Schmerzen und Schwellungen reduziert sowie die Beweglichkeit verbessert<ref>Sengupta K.; Krishnaraju AV., Vishal AA., Mishra S., Trimurtulu G., Dey D., Raychaudhury SP., Comparative efficacy and tolarability of 5-Loxin and Aflapin against osteoarthritis oft he knee, a double blind , ramdomisized, placebo controlled clinical study. Int J Med Sci. 2010 November 1;7(6):366-77</ref><ref> Vishal AA., Mishra S., Raychaudhury SP: double blind , ramdomisized, placebo controlled clinical study evaluates the early efficacy of Aflapin in Subjects with osteoarthritis oft he knee, Int J Med Sci. 2011;8(7):615-22</ref>
 +
 
 +
Bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen bedürfen erste positive Ergebnisse einer weiteren Überprüfung der Wirksamkeit. Bei Morbus Crohn ist Weihrauch nicht wirksamer ist, als ein Plazebo.
 +
 
 +
Eine plazebokontrollierte klinische Prüfung mit 78 Patienten mit dem Weihrauchharzextrakt H15 zeigte Effekt bei rheumatoider Arthritis keinen messbaren. Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie rät von der Anwendung ab. <ref>https://www.arznei-telegramm.de/html/1998_08/9808070_01.html</ref>
 +
 
 +
Auch wenn manche Studien auf positive Effekte hinweisen, konnten kontrollierte klinische Studien nach wissenschaftlich anerkannten Qualitätsstandards, die einen Nutzen von Weihrauch bei entzündlichen Darmerkrankungen und Rheuma belegen, wurden in einer Literatur-Recherche (MedLine) nicht gefunden werden.
  
 
==Weblinks==
 
==Weblinks==
 +
 +
*https://www.sciencedirect.com/topics/agricultural-and-biological-sciences/boswellia (engl.)
 +
 
*[http://de.wikipedia.org/wiki/Weihrauchpr%C3%A4parat Weihrauchpräparat] Deutschsprachiger Wikipedia-Artikel
 
*[http://de.wikipedia.org/wiki/Weihrauchpr%C3%A4parat Weihrauchpräparat] Deutschsprachiger Wikipedia-Artikel
 +
 
*[http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/frontdoor/index/index/docId/1870 Daniel Pöckel: Pharmakologische Wirkmechanismen und Zielstrukturen von Boswelliasäuren in humanen Leukozyten und Thrombozyten] Dissertation, Frankfurt 15.12.2006 [http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17168710 PMID:17168710]
 
*[http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/frontdoor/index/index/docId/1870 Daniel Pöckel: Pharmakologische Wirkmechanismen und Zielstrukturen von Boswelliasäuren in humanen Leukozyten und Thrombozyten] Dissertation, Frankfurt 15.12.2006 [http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17168710 PMID:17168710]
*[http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/2498/ Sibylle Kessler: Untersuchung der antiinflammatorischen Wirkung von Pflanzenextrakten im UV-Erythemtest] Dissertation Uni Freiburg 06.06.2006  
+
 
*[http://http://scidok.sulb.uni-saarland.de/volltexte/2007/1390/ Nicole Kather: Synthese und Struktur-Wirkungs-Beziehungen von Boswelliasäuren und deren Derivaten] Dissertation Uni Saarland 12.12.2007  
+
*[http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/2498/ Sibylle Kessler: Untersuchung der antiinflammatorischen Wirkung von Pflanzenextrakten im UV-Erythemtest] Dissertation Uni Freiburg 06.06.2006
 +
 
 +
*[http://http://scidok.sulb.uni-saarland.de/volltexte/2007/1390/ Nicole Kather: Synthese und Struktur-Wirkungs-Beziehungen von Boswelliasäuren und deren Derivaten] Dissertation Uni Saarland 12.12.2007
 +
 
 +
==Quellenvezeichnis==
 +
 
 +
<references/>
  
 
[[category:Heilmittel in der Pseudomedizin]]
 
[[category:Heilmittel in der Pseudomedizin]]
 +
 +
[[category:Phytotherapie]]

Version vom 22. August 2018, 13:05 Uhr

Weihrauch (Olibanum-Harz) ist ein vor allem in der Alternativmedizin und Ayurveda verwendetes Mittel, das aus dem luftgetrocknetem Gummiharz des indischen Weihrauchbaumes (Boswellia serrata) besteht. Es wird in verschiedenen Präparaten mit angeblich breitem Wirkspektrum als Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Eines dieser Präparate wird unter dem Produktnamen H15 vertrieben.

Zugelassene Arzneimittel aus Weihrauch gibt es in der EU nicht, abgesehen von homöopathischen Mitteln. Auf Verordnung oder Kundenwunsch können Apotheken in Deutschland Weihrauchkapseln als Rezepturarzneimittel herstellen. Außerdem werden verschiedene Präparate im Internet angeboten.

Die Qualität und Zusammensetzung dieser Produkte kann sehr unterschiedlich sein. Das im Apothekengroßhandel verwendete Olibanum-Harz stammt meistens vom preiswerteren afrikanischen Weihrauch und nicht aus Indien. Die Zusammensetzung der beiden Handelssorten kann sehr stark voneinander abweichen.

Inhaltsstoffe

Olibanum-Harz enthält hauptsächlich Boswelliasäuren und ätherische Öle. Neben den Boswelliasäuren, die zur Gruppe der pentazyklischen Triterpene gehören, findet man auch ein tetrazyklisches Triterpen, die 3-Oxo-Tirucallsäure. Insgesamt wurden ca. 200 Inhaltsstoffe identifiziert.

Anwendungsgebiete

Olibanum-Harz wird in Deutschland häufig für Rheumatiker mit primär chronischer Polyarthritis beworben. Darüber hinaus soll das Mittel bei Krebs, insbesondere den Hirntumoren Glioblastom und Astrozytom zur Reduktion des Hirnödems, wirksam sein. Auch wird es bei entzündlichen Darmerkrankungen und Asthma als wirksam beworben. Teilweise wird Weihrauch als Wundermittel gegen Krebs angeboten.

Wirkmechanismus

Die im Weihrauch enthaltenen Boswelliasäuren wirken vermutlich über eine Hemmung des 5-Lipoxygenase-Stoffwechselweges entzündungshemmend. Damit soll die Bildung von Leukotrienen aus Arachidonsäure verringert werden. Bei Hirntumoren soll die entzündungshemmende Wirkung peritumorale Hirnödeme vermindern.

Wissenschaftliche Studienlage

Weihrauch wurde in zahlreichen Studien hinsichtlich seiner Wirksamkeit untersucht[1].

Positive Wirkungen bei Entzündungen konnten jedoch nur mit hohen Dosen von Weihrauchextrakt erreicht werden. Niedrig dosierte Präparate bewirkten genau das Gegenteil der beabsichtigten Wirkung. Es kam dann sogar zu einer verstärkten Bildung von Leukotrienen und damit einer Verstärkung der Entzündung.

Klinische Studien an Patienten mit Hirntumoren zeigten eine Reduzierung von Ödemen, jedoch keinen Einfluss auf die Tumorgröße. in anderen Untersuchungen beobachtete Reduzierung der Tumorzyste bei Hirntumoren bei Kindern ist wohl eher auf die gleichzeitig durchgeführte Chemo- und Radiotherapie zurückzuführen.[2]

Eine Wirkung der Boswelliasäuren gegen Tumorzellen wurde lediglich in vitro festgestellt.

Mehrere indische Studien konnten nachweisen, dass Weihrauch bei Kniearthrose Schmerzen und Schwellungen reduziert sowie die Beweglichkeit verbessert[3][4]

Bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen bedürfen erste positive Ergebnisse einer weiteren Überprüfung der Wirksamkeit. Bei Morbus Crohn ist Weihrauch nicht wirksamer ist, als ein Plazebo.

Eine plazebokontrollierte klinische Prüfung mit 78 Patienten mit dem Weihrauchharzextrakt H15 zeigte Effekt bei rheumatoider Arthritis keinen messbaren. Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie rät von der Anwendung ab. [5]

Auch wenn manche Studien auf positive Effekte hinweisen, konnten kontrollierte klinische Studien nach wissenschaftlich anerkannten Qualitätsstandards, die einen Nutzen von Weihrauch bei entzündlichen Darmerkrankungen und Rheuma belegen, wurden in einer Literatur-Recherche (MedLine) nicht gefunden werden.

Weblinks

Quellenvezeichnis

  1. PubMed listet 537 Suchresultate im Zusammenhang mit Boswellia
  2. Janssen, G.; Bode, U.; Breu, H. et al,: Boswellic acids in the palliative therapy of children with progressive or relapsed brain tumors. Klein. Pädaitr. 212:189-195, 200
  3. Sengupta K.; Krishnaraju AV., Vishal AA., Mishra S., Trimurtulu G., Dey D., Raychaudhury SP., Comparative efficacy and tolarability of 5-Loxin and Aflapin against osteoarthritis oft he knee, a double blind , ramdomisized, placebo controlled clinical study. Int J Med Sci. 2010 November 1;7(6):366-77
  4. Vishal AA., Mishra S., Raychaudhury SP: double blind , ramdomisized, placebo controlled clinical study evaluates the early efficacy of Aflapin in Subjects with osteoarthritis oft he knee, Int J Med Sci. 2011;8(7):615-22
  5. https://www.arznei-telegramm.de/html/1998_08/9808070_01.html