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| Laut Gersons Ernährungsempfehlung sollte die Nahrung fettfrei, salzfrei und vegetarisch sein. Seine Diät sollte die Leber in ihrer [[Entgiftung]]sfunktion unterstützen. | | Laut Gersons Ernährungsempfehlung sollte die Nahrung fettfrei, salzfrei und vegetarisch sein. Seine Diät sollte die Leber in ihrer [[Entgiftung]]sfunktion unterstützen. |
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− | Nicht erlaubt sind: Avocados, Beeren, nicht selbst zubereitete Getränke, Gurken, Nüsse, Pilze, Ananas, Pfeffer, und Sojabohnen. Gerson verbietet einerseits ausdrücklich Kaffee und Tee, empfiehlt aber [[Kaffeeeinlauf|Einläufe mit Kaffeezusatz]]. Empfohlen werden frisch gepresste Frucht- und Gemüsesäfte. Dazu empfahl Gerson täglich 56 mg Jod (als Lugolsche Lösung), [[ACE|getrocknete Schilddrüsenextrakte]] und Vitamin B12-Gaben. Die pflanzliche Nahrung sollte aus biologischem Anbau stammen. Verbote beziehen sich zusätzlich auf Fluor in Zahncreme und Mundwasser, das Färben der Haare (und die Dauerwelle), Dampfdruckkochtöpfe, Saftpressen, Zentrifugen oder Mixer. | + | Nicht erlaubt sind: Avocados, Beeren, nicht selbst zubereitete Getränke, Gurken, Nüsse, Pilze, Ananas, Pfeffer, und Sojabohnen. Gerson verbietet einerseits ausdrücklich Kaffee und Tee, empfiehlt aber [[Kaffeeeinlauf|Einläufe mit Kaffeezusatz]]. Postuliert wurde die These, dass die Kaffee-Einläufe eine Dilatation von Gallengängen und eine Ausscheidung von toxischen Abbauprodukten durch die Leber und durch die Dickdarmwand verursachen. Keine dieser Theorien wurde durch wissenschaftliche Forschung bestätigt.<ref name='gerson1'>https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20361473</ref><br> |
| + | :" ''Despite proponents' claims of recovery rates as high as 70% to 90%, case reviews by the National Cancer Institute (NCI) and the New York County Medical Society found no evidence of usefulness for the Gerson diet."''<ref name='gerson1'>https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20361473</ref><br> |
| + | Weiterhin wird empfohlen, frisch gepresste Frucht- und Gemüsesäfte zu trinken. Dazu empfahl Gerson täglich 56 mg Jod (als Lugolsche Lösung), [[ACE|getrocknete Schilddrüsenextrakte]] und Vitamin B12-Gaben. Die pflanzliche Nahrung sollte aus biologischem Anbau stammen. Verbote beziehen sich zusätzlich auf Fluor in Zahncreme und Mundwasser, das Färben der Haare (und die Dauerwelle), Dampfdruckkochtöpfe, Saftpressen, Zentrifugen oder Mixer. |
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| Zusätzlich sollen vier verschiedener Einläufe (u.a. [[Kaffee-Einlauf]]) und die Einnahme von 2-3 Gläsern frischem Kalbsleberserum täglich Giftstoffe aus dem Körper [[Entgiftung|ausleiten]]. Weitere Kennzeichen seiner Diät sind Kochsalzarmut, massive Einschränkung von Fett, zeitweise Einschränkung von Protein und die Gabe von Kalium, Jod und Vitamin C. | | Zusätzlich sollen vier verschiedener Einläufe (u.a. [[Kaffee-Einlauf]]) und die Einnahme von 2-3 Gläsern frischem Kalbsleberserum täglich Giftstoffe aus dem Körper [[Entgiftung|ausleiten]]. Weitere Kennzeichen seiner Diät sind Kochsalzarmut, massive Einschränkung von Fett, zeitweise Einschränkung von Protein und die Gabe von Kalium, Jod und Vitamin C. |
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− | Betrachtet man Gersons Diätvorschriften näher, so ist zu erkennen, dass es sich bei seiner Methode um eine anfänglich strenge Gewichtsreduktionsdiät handelt, bei der der Patient dadurch Gewicht verliert, dass er keine Fette und Proteine zu sich nimmt. Diese Vorgehensweise ähnelt einer abgeschwächten Form der Nulldiät, wie sie beim [[Heilfasten]] eingesetzt wird. Flüssigkeitsverluste werden durch reichliche Flüssigkeitsaufnahme ausgeglichen und dem Elektrolytverlust wird durch Kaliumgabe entgegengewirkt, wobei der Verlust von Natrium bewusst in Kauf genommen wird. | + | Betrachtet man Gersons Diätvorschriften näher, so ist zu erkennen, dass es sich bei seiner Methode um eine anfänglich strenge Gewichtsreduktionsdiät handelt, bei der der Patient dadurch Gewicht verliert, dass er keine Fette und Proteine zu sich nimmt. Diese Vorgehensweise ähnelt einer abgeschwächten Form der Nulldiät, wie sie beim [[Heilfasten]] eingesetzt wird. Flüssigkeitsverluste werden durch reichliche Flüssigkeitsaufnahme ausgeglichen und dem Elektrolytverlust wird durch Kaliumgabe entgegengewirkt, wobei der Verlust von Natrium bewusst in Kauf genommen wird.<br> |
| + | Grundlage dafür war die Annahme Gersons, dass Krebs durch Veränderung des Zellstoffwechsels ausgelöst wird, welche wiederum durch toxische Umweltstoffe und verarbeitete Lebensmittel verursacht wird. Dies soll ein Ungleichgewicht zwischen Natrium und Kalium zur Folge haben.<ref name='geron2'>Erickson, Schaller, Bertz et al, Enährungspraxis Onkologie, Schattauer Verlag 2017, S. 227-229</ref> |
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| ==Einsatzgebiete== | | ==Einsatzgebiete== |
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| Frau Gerson-Strauss behauptete beispielweise, dass der österreichische Arzt Peter Lechner herausragende Erfolge mit der Gerson-Diät bei 70 Patienten erreicht habe, obwohl diese Patienten bereits jenseits jeglicher therapeutischen Möglichkeiten waren. Als Lechners Bericht nachgeprüft wurde, fanden sich gerade einmal 29 Fallberichte, die allesamt konventionell behandelt worden waren, und Lechners privat veröffentlichter Bericht bot keinerlei Anhalt dafür, dass die Gerson-Diät auch nur im Ansatz erfolgreich war.<ref name='anon'></ref> | | Frau Gerson-Strauss behauptete beispielweise, dass der österreichische Arzt Peter Lechner herausragende Erfolge mit der Gerson-Diät bei 70 Patienten erreicht habe, obwohl diese Patienten bereits jenseits jeglicher therapeutischen Möglichkeiten waren. Als Lechners Bericht nachgeprüft wurde, fanden sich gerade einmal 29 Fallberichte, die allesamt konventionell behandelt worden waren, und Lechners privat veröffentlichter Bericht bot keinerlei Anhalt dafür, dass die Gerson-Diät auch nur im Ansatz erfolgreich war.<ref name='anon'></ref> |
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− | Bisher gibt es keine einzige Studie der Gerson-Klinik bzw. des Gerson-Institutes, in der glaubwürdig eine Langzeituntersuchung der behandelten Patienten durchgeführt wurde und dies trotz der Tatsache, dass es die Diät bereits seit den 1940er Jahren gibt. Norman Fritz, Leiter des Gerson-Institutes, begründete dies bereits 1986 damit, dass Follow-ups zu teuer seien und die dafür notwendige Arbeitsleistung nicht bereit gestellt werden könne. Zwar kündigte im Jahre 1987 ein Vertreter des Gerson-Institutes (G. Hildenbrand) im Newsletter der Klinik eine 10-Jahres-Studie bei 4.000 Patienten an,<ref name='anon'></ref> aber mittlerweile sind 13 Jahre verstrichen und bisher gibt es keine Veröffentlichungen über eine solche umfangreiche Studie in der medizinischen Fachpresse. | + | Bisher gibt es keine einzige Studie der Gerson-Klinik bzw. des Gerson-Institutes, in der glaubwürdig eine Langzeituntersuchung der behandelten Patienten durchgeführt wurde und dies trotz der Tatsache, dass es die Diät bereits seit den 1940er Jahren gibt. Norman Fritz, Leiter des Gerson-Institutes, begründete dies bereits 1986 damit, dass Follow-ups zu teuer seien und die dafür notwendige Arbeitsleistung nicht bereit gestellt werden könne. Zwar kündigte im Jahre 1987 ein Vertreter des Gerson-Institutes (G. Hildenbrand) im Newsletter der Klinik eine 10-Jahres-Studie bei 4.000 Patienten an,<ref name='anon'></ref> aber mittlerweile sind 13 Jahre verstrichen und bisher gibt es keine Veröffentlichungen über eine solche umfangreiche Studie in der medizinischen Fachpresse.<br> |
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| + | Eine 2014 vom Anticancer Research Institut durchgeführte Literaturrecherche und Auswertung von 13 Krebsdiäten, darunter auch die Gerson-Diät, fand keine klinischen Beweise, die für diese Ernährungsform sprachen. Darüber wurde präklinische Daten entdeckt, die auf den potenziellen Schaden einiger dieser Diäten hinweisen. Die Forscher kamen zu der Schlussfolgerung, dass in Anbetracht der mangelnden Beweise für die Vorteile von Krebsdiäten und potenziellen Schäden durch Unterernährung, Onkologen mehr Zeit und Aufwand in die Beratung und Aufklärung von Krebspatienten über solche Diäten investieren sollten.<ref>https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24403443</ref> |
| ==Die Gerson-Studie== | | ==Die Gerson-Studie== |
| In einer von der Gerson Research Organization, San Diego (Kalifornien/USA) veröffentlichten Studie wurde über die 5-Jahres-Überlebensraten von Hautkrebspatienten berichtet, die neben der Gerson-Diät u.a. auch Kaffee-Einläufe erhalten hatten. Die Mortalitätsraten 5 Jahre nach Diagnosestellung der Gerson-Studie zeigt die folgende Aufstellung im Vergleich zu Überlebensraten eines 4.000-köpfigen Kollektivs.<ref>DeVita VT, Hellman S, Rosenberg SA: The Principles of Oncology. Lippincott-Raven Publ., Philadelphia, USA, 5. Ed., S.1957-1958, 1997</ref> | | In einer von der Gerson Research Organization, San Diego (Kalifornien/USA) veröffentlichten Studie wurde über die 5-Jahres-Überlebensraten von Hautkrebspatienten berichtet, die neben der Gerson-Diät u.a. auch Kaffee-Einläufe erhalten hatten. Die Mortalitätsraten 5 Jahre nach Diagnosestellung der Gerson-Studie zeigt die folgende Aufstellung im Vergleich zu Überlebensraten eines 4.000-köpfigen Kollektivs.<ref>DeVita VT, Hellman S, Rosenberg SA: The Principles of Oncology. Lippincott-Raven Publ., Philadelphia, USA, 5. Ed., S.1957-1958, 1997</ref> |
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| ==Nebenwirkungen== | | ==Nebenwirkungen== |
− | In verschiedenen Krankenhäusern in San Diego wurden in der Zeit von 1980-1986 13 Patienten eingeliefert, die eine Gerson-Behandlung durchlaufen hatten. Sie wiesen eine massive bakterielle Infektion (Sepsis) mit dem Erreger Campylobacter fetus auf, was darauf zurückzuführen war, dass Gerson-Therapeuten den Patienten Injektionen mit unsterilen Lösungen in die Leber appliziert hatten. Keiner der 13 Patienten war bei Einlieferung krebsfrei gewesen. Ein Patient starb innerhalb einer Woche nach Aufnahme an seinem Krebsleiden. Fünf weitere Patienten wurden in komatösem Zustand eingeliefert, der u.a. auf massiven Natriummangel zurückgeführt werden konnte. In anderen Fallberichten wurde über massive Infektionen und Todesfälle auf Grund von Elektrolytverschiebungen berichtet, die sich bei Patienten ereignet hatten, die Gerson'sche Kaffee-Einläufe erhalten hatten. <ref>Istre GR, Kreis K, Hopkins RS: An outbreak of amebiasis spread by colonic irrigation at a chiropractic clinic. N Engl J Med, 307, 339-342, 1982</ref> | + | In verschiedenen Krankenhäusern in San Diego wurden in der Zeit von 1980-1986 13 Patienten eingeliefert, die eine Gerson-Behandlung durchlaufen hatten. Sie wiesen eine massive bakterielle Infektion (Sepsis) mit dem Erreger Campylobacter fetus auf, was darauf zurückzuführen war, dass Gerson-Therapeuten den Patienten Injektionen mit nicht sterilen Lösungen in die Leber appliziert hatten. Keiner der 13 Patienten war bei Einlieferung krebsfrei gewesen. Ein Patient starb innerhalb einer Woche nach Aufnahme an seinem Krebsleiden. Fünf weitere Patienten wurden in komatösem Zustand eingeliefert, der u.a. auf massiven Natriummangel zurückgeführt werden konnte. In anderen Fallberichten wurde über massive Infektionen und Todesfälle auf Grund von Elektrolytentgleisungen berichtet, die sich bei Patienten ereignet hatten, die Gerson'sche Kaffee-Einläufe erhalten hatten. <ref>Istre GR, Kreis K, Hopkins RS: An outbreak of amebiasis spread by colonic irrigation at a chiropractic clinic. N Engl J Med, 307, 339-342, 1982</ref><br> |
− | | + | Durch das Übermaß an Obst und Gemüse, auch in Form von gepressten Säften, kann eine Hyperkaliämie entstehen.<ref name='geron2'>Erickson, Schaller, Bertz et al, Enährungspraxis Onkologie, Schattauer Verlag 2017, S. 227-229</ref> |
| ==Marketing== | | ==Marketing== |
− | Das Gerson-Institute hat eine Präsenz im Internet und zwar unter den Adressen www.gerson.com und www.gerson.org. Besucht man die Seiten, erkennt man schnell, dass die Standardargumentation primär auf zwei Faktoren basiert: der Verleumdung konventioneller Behandlungsmethoden und der unkritischen Überhöhung des Übervaters Max Gerson. Verstärkt wird dies durch eine Hauszeitung (Healing Online). Natürlich finden sich auch ein paar Wundergeheilte auf der Seite, deren Krankengeschichten aber so knapp sind, dass man aus ihnen nichts Relevantes hinsichtlich der Wirksamkeitsbeurteilung entnehmen kann. | + | Das Gerson-Institute verfügt über Präsenz im Internet und zwar unter den Adressen www.gerson.com und www.gerson.org. |
| + | Die auf den Seiten wiedergegebene Standardargumentation basiert primär auf zwei Faktoren: der Verleumdung konventioneller Behandlungsmethoden und der unkritischen Überhöhung des Übervaters Max Gerson. Verstärkt wird dies durch eine Hauszeitung (Healing Online). Die Darstellung wird ergänzt durch sogenannte Testimonials von geheilten Personen, deren Krankengeschichten aber so knapp geschildert werden, dass ihnen nichts Relevantes hinsichtlich der Wirksamkeitsbeurteilung zu entnehmen ist. |
| + | ===Varianten=== |
| + | ==Wildkräutertherapie nach Switzer== |
| + | Siehe [[Wildkräutertherapie]] nach Switzer. |
| + | {{OtherLang|ge=Gerson-Diät|fr=Thérapie de Gerson}} |
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| ==Quellennachweise== | | ==Quellennachweise== |