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==Das ontogenetisch bedingte System der Mikroben nach Hamer==
 
==Das ontogenetisch bedingte System der Mikroben nach Hamer==
Die GNM und ihre eigentümliche Mikrobenlehre ordnet Mikroorganismen im Rahmen eines eigens erfundenen ''ontogenetisch-bedingten Systems der Mikroben'' (4. Naturgesetz nach Hamer) eine erstaunliche Rolle zu, die mit Erkenntnissen der wissenschaftlichen Medizin nicht in Einklang zu bringen ist und sich teilweise in bis dahin bereits bekannten Ansichten der [[Anthroposophische Medizin|anthroposophischen Medizin]] und anderer Lehren wiederfindet, ohne dass Hamer jedoch in seiner GNM darauf hinweist. Auf Fakten oder Widersprüche dieser Außenseiterlehre wird in diesem Artikel eingegangen.
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Die GNM und ihre eigentümliche Mikrobenlehre ordnet Mikroorganismen im Rahmen eines eigens erfundenen ''ontogenetisch-bedingten Systems der Mikroben'' (4. Naturgesetz nach Hamer) eine erstaunliche Rolle zu, die mit Erkenntnissen der wissenschaftlichen Medizin nicht in Einklang zu bringen ist und sich teilweise in bis dahin bereits bekannten Ansichten der [[Anthroposophische Medizin|anthroposophischen Medizin]] und anderer Lehren wiederfindet, ohne dass Hamer jedoch in seiner GNM darauf hinweist. Auf Fakten bzw. Widersprüche dieser Außenseiterlehre wird in diesem Artikel eingegangen.
    
==Infektionskrankheit als rein psychosomatische Erkrankung==
 
==Infektionskrankheit als rein psychosomatische Erkrankung==
Einer der Eckpunkte der Hamerlehre ist die Behauptung, dass es zwar Infektionskrankheiten und die entsprechenden Mikroben gebe; diese Mikroben seien im Falle eines Infektes auch tatsächlich im Körper nachweisbar, sie seien jedoch nie Auslöser der Erkrankung. Eine Ausnahme wird bei Viren gemacht, deren Existenz einerseits generell in Frage gestellt wird, die jedoch andererseits bestimmte ''ektodermale Organe'' infizieren könnten. Hier kann sich die Lehre nach Hamer nicht entscheiden. Das etablierte und allgemein akzeptierte Prinzip der Infektionskrankheit als Antwort auf eine von außen einwirkende Mikrobe (über Infekte durch aktivierte und bereits im Körper befindliche Keime siehe weiter unten) verträgt sich nicht mit den Hamer'schen ''Naturgesetzen'', die aus der Sicht ihrer Befürworter weiterhin Gültigkeit haben sollen. Nach dieser Lehre habe jegliche Erkrankung einen psychischen Ursprung und sei nicht durch äußere Faktoren bedingt. Dies soll auch bei Infektionskrankheiten generell so sein - handelt es sich doch um ein unerschütterliches Naturgesetz. Dementsprechend wird der Zeitpunkt des Beginns einer Infektionskrankheit nach Hamer durch seine eigene, jedoch nur vage und paralogisch beschriebene Konfliktlehre festgelegt, nach der bestimmte ''Konfliktschocks'' notwendig seien, um sein Naturgesetz rund zu machen. Aus der Infektionskrankheit an sich wird eine psychosomatische Erkrankung gemacht, auch wenn in GNM-Kreisen und bei Hamer der Begriff der Psychosomatik verpönt ist, da er als akzeptierter Begriff dazu zwänge, dokumentierte Erkenntnisse der Psychosomatik zur Kenntnis zu nehmen und sie komplett widerlegen zu müssen. Aber selbst Widerlegungsversuche sind nicht bekannt geworden. Stattdessen wird in diesem Zusammenhang gern auf falsche Behauptungen zurückgegriffen, die auf rabulistische Weise leicht durch (tatsächlich überzeugende) Widerlegungen oder Benennung von Widersprüchen logisch widerlegt werden können - eine typisch illegitime Argumentationsweise im pseudowissenschaftlichen Umfeld (so genannte Eristische Dialektik nach Schopenhauer).
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Einer der Eckpunkte der Hamer'schen Lehre ist die Behauptung, dass es zwar Infektionskrankheiten und die entsprechenden Mikroben gebe; diese Mikroben seien im Falle eines Infektes auch tatsächlich im Körper nachweisbar, sie seien jedoch nie Auslöser der Erkrankung. Eine Ausnahme wird bei Viren gemacht, deren Existenz einerseits generell in Frage gestellt wird, die jedoch andererseits bestimmte ''ektodermale Organe'' infizieren könnten. Hier kann sich die Lehre nach Hamer nicht entscheiden. Das etablierte und allgemein akzeptierte Prinzip der Infektionskrankheit als Antwort auf eine von außen einwirkende Mikrobe (zu Infekten durch aktivierte und bereits im Körper befindliche Keime siehe weiter unten) verträgt sich nicht mit den Hamer'schen ''Naturgesetzen'', die aus der Sicht ihrer Befürworter weiterhin Gültigkeit haben sollen. Nach dieser Lehre habe jegliche Erkrankung einen psychischen Ursprung und sei nicht durch äußere Faktoren bedingt. Dies soll auch bei Infektionskrankheiten generell der Fall sein - handelt es sich doch um ein unerschütterliches Naturgesetz. Dementsprechend wird der Zeitpunkt des Beginns einer Infektionskrankheit nach Hamer durch seine eigene, jedoch nur vage und paralogisch beschriebene Konfliktlehre festgelegt, nach der bestimmte ''Konfliktschocks'' notwendig seien, um sein Naturgesetz rund zu machen. Aus der Infektionskrankheit an sich wird eine psychosomatische Erkrankung gemacht, auch wenn in GNM-Kreisen und bei Hamer der Begriff der Psychosomatik verpönt ist, da er als akzeptierter Begriff dazu zwänge, dokumentierte Erkenntnisse der Psychosomatik zur Kenntnis zu nehmen und sie komplett widerlegen zu müssen. Aber selbst Widerlegungsversuche sind nicht bekannt geworden. Stattdessen wird in diesem Zusammenhang gern auf falsche Behauptungen zurückgegriffen, die auf rabulistische Weise leicht durch (tatsächlich überzeugende) Widerlegungen oder Benennung von Widersprüchen logisch widerlegt werden können - eine typisch illegitime Argumentationsweise im pseudowissenschaftlichen Umfeld (so genannte Eristische Dialektik nach Schopenhauer).
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Allgemein akzeptierte und reproduzierbare Tatsache ist, dass für Infektionskrankheiten die entsprechenden Mikroorganismen (als Krankheitserreger) am entsprechenden Ort vorhanden sein müssen. Entweder als von außen eindringende Mikroben oder durch (Re)Aktivierung bereits vorhandener Mikroben unter bestimmten Umständen. Des Weiteren gibt es eine wissenschaftlich komplexe Klassifikation von Erregern nach ihrer eigenen Pathogenität (die wiederum je nach Subtyp anders sein kann und die von externen Faktoren abhängt), sprich nach der Wahrscheinlichkeit auch schwere oder tödliche Erkrankungen zu bewirken (oder harmlos zu sein), dies jedoch auch in Abhängigkeit zum Ort der Infektion, Alter und Geschlecht des Patienten und in Anhängigkeit zu Vorerkrankungen, (möglicher) erworbener Immunität, seinem genetischen Profil sowie weiteren Faktoren (Medikamenteneinnahme, Stresszustände, Sport, Schwangerschaft usw.). Als weitere Regel gilt für eine wachsende Erregerkonzentration auch eine wachsende Wahrscheinlichkeit der Infektion und Pathogenität. So toleriert der menschliche Körper beispielsweise eine sehr geringe Zahl an HI-Viren, ohne später AIDS zu entwickeln.
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Allgemein akzeptierte und reproduzierbare Tatsache ist, dass für Infektionskrankheiten die entsprechenden Mikroorganismen (als Krankheitserreger) am entsprechenden Ort vorhanden sein müssen. Entweder als von außen eindringende Mikroben oder unter bestimmten Umständen durch (Re)Aktivierung bereits vorhandener Mikroben. Des Weiteren gibt es eine wissenschaftlich komplexe Klassifikation von Erregern nach ihrer eigenen Pathogenität (die wiederum je nach Subtyp anders sein kann und von externen Faktoren abhängt), sprich nach der Wahrscheinlichkeit, auch schwere oder tödliche Erkrankungen zu bewirken (oder harmlos zu sein), dies jedoch auch in Abhängigkeit zum Ort der Infektion, Alter und Geschlecht des Patienten und in Anhängigkeit zu Vorerkrankungen, (möglicher) erworbener Immunität, seinem genetischen Profil sowie weiteren Faktoren (Medikamenteneinnahme, Stresszustände, Sport, Schwangerschaft usw.). Als weitere Regel gilt für eine wachsende Erregerkonzentration auch eine wachsende Wahrscheinlichkeit der Infektion und Pathogenität. So toleriert der menschliche Körper beispielsweise eine sehr geringe Zahl an HI-Viren, ohne später AIDS zu entwickeln.
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Diese in Jahrhunderten gemachten Beobachtungen müssten jedoch nach der Hamerlehre häufig nicht beobachtbar sein; die Feinheiten und die komplexen Zusammenhänge der Entstehung einer Infektionskrankheit werden hier nicht zur Kenntnis genommen, sondern einfach ersetzt. Nach Hamer sei in der akademischen Medizin fälschlicherweise und plump einzig die Anwesenheit einer Mikrobe notwendig, um eine Erkrankung zu bewirken. Eine Behauptung, für die kein Beleg erbracht wird, und die allenfalls auf überholte Konzepte der Infektionslehre des 19. Jahrhunderts oder des beginnenden 20. Jahrhunderts zutreffen kann und die alle disponierenden Faktoren ignoriert. Zitat Hamer: ''[...] Wir betrachteten ja die Mikroben auch als etwas "Bösartiges" das wir ausrotten mussten. Das war barer Unsinn! Wir brauchen die Mikroben dringend, und zwar die ganze Palette, die in unserem Breitengrad üblich ist [...]''
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Diese in Jahrhunderten gemachten Beobachtungen müssten jedoch nach der Hamer'schen Lehre häufig nicht beobachtbar sein; die Feinheiten und die komplexen Zusammenhänge der Entstehung einer Infektionskrankheit werden hier nicht zur Kenntnis genommen, sondern einfach ersetzt. Nach Hamer sei in der akademischen Medizin fälschlicherweise und plump einzig die Anwesenheit einer Mikrobe notwendig, um eine Erkrankung zu bewirken. Eine Behauptung, für die kein Beleg erbracht wird, und die allenfalls auf überholte Konzepte der Infektionslehre des 19. Jahrhunderts oder des beginnenden 20. Jahrhunderts zutreffen kann und alle disponierenden Faktoren ignoriert. Zitat Hamer: ''"Wir betrachteten ja die Mikroben auch als etwas "Bösartiges" das wir ausrotten mussten. Das war barer Unsinn! Wir brauchen die Mikroben dringend, und zwar die ganze Palette, die in unserem Breitengrad üblich ist [...]"''.
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Nach Hamer sollen sich auch Mikroben rein psychogen von pathogenen Erregern in apathogene umwandeln können.<ref>Hamer: [...] Auf den Befehl unseres Gehirns hin werden aus den vermeintlich pathogenen Mikroben wieder gutartige, apathogene Mikroben, die sich an irgendeine Stelle unseres Organismus zurückziehen, wo sie nicht stören, wo sie aber jederzeit, wenn sie wieder einmal benötigt werden, reaktiviert werden können [...]</ref>
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Nach Hamer sollen sich auch Mikroben rein psychogen von pathogenen Erregern in apathogene umwandeln können.<ref>Hamer: ''"Auf den Befehl unseres Gehirns hin werden aus den vermeintlich pathogenen Mikroben wieder gutartige, apathogene Mikroben, die sich an irgendeine Stelle unseres Organismus zurückziehen, wo sie nicht stören, wo sie aber jederzeit, wenn sie wieder einmal benötigt werden, reaktiviert werden können [...]"''.</ref>
Als Konsequenz ergibt sich nach der Hamerlehre somit eine Infektionserkrankung erst dann, wenn der Betroffene um eine Infektion weiß (anders gelangt ja die Information einer Infektion nicht ins zentrale Nervensystem als über die Wahrnehmungen). Der Normalfall der Nichtkenntnis der Infektion führt demnach nie zur Erkrankung. Hamer: ''[...] An "AIDS" erkrankt nur, wer weiß, dass er HIV-positiv ist oder wer es von sich glaubt! [...]'' Dies wiederum hätte zur Konsequenz, dass es Infektionen durch nicht wahrnehmbare Mikroben (beispielsweise aerogen über die Luftwege, verseuchtes Trinkwasser oder kontaminierte Speisen) nicht geben könnte. Dies ist jedoch alltägliche Realität, genau wie Epidemien, denen nach Hamer'scher Lesart quasi Massenpsychosen oder Massenpaniken vorausgehen müssten.
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Als Konsequenz ergibt sich nach der Lehre Hamers somit eine Infektionserkrankung erst dann, wenn der Betroffene um eine Infektion weiß (anders als über die Wahrnehmungen gelangt ja die Information einer Infektion nicht ins zentrale Nervensystem). Der Normalfall der Nichtkenntnis der Infektion führt demnach nie zur Erkrankung. Hamer: ''"An "AIDS" erkrankt nur, wer weiß, dass er HIV-positiv ist oder wer es von sich glaubt! [...]"''. Dies wiederum hätte zur Konsequenz, dass es Infektionen durch nicht wahrnehmbare Mikroben (beispielsweise aerogen über die Luftwege, verseuchtes Trinkwasser oder kontaminierte Speisen) nicht geben könnte. Dies ist jedoch alltägliche Realität, genau wie Epidemien, denen nach Hamer'scher Lesart quasi Massenpsychosen oder Massenpaniken vorausgehen müssten.
    
==Mikroben als Helfer des Menschen==
 
==Mikroben als Helfer des Menschen==
Zweiter pseudoargumentativer Eckpfeiler sind vermutete ''positive'' Auswirkungen von Infektionskrankheiten bzw. von Mikrobenbesiedelungen, die für den Menschen in der von Hamer als allgemeingültig angeführten so genannten ''zweiten Phase'' (die Heilungsphase) jeglicher Erkrankung hilfreich sein sollen. Das Immunsystem als solches gibt es in dieser Lehre übrigens nicht.
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Zweiter pseudoargumentativer Eckpfeiler sind vermutete ''positive'' Auswirkungen von Infektionskrankheiten bzw. von Mikrobenbesiedelungen, die für den Menschen in der von Hamer als allgemeingültig angeführten so genannten ''zweiten Phase'' (der Heilungsphase) jeglicher Erkrankung hilfreich sein sollen. Das Immunsystem als solches gibt es in dieser Lehre übrigens nicht.
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*Sonderrolle der Mykobakterien und der Tuberkulose. Diese Bakterien, die serologisch und lichtmikroskopisch nachweisbar sind, sollen im Körper in der Lage sein, Tumoren ''abzuräumen''. Zitat Hamer: ''[...] Fehlen uns z.B. "aus hygienischen Gründen" die Mykobakterien (Tbc), dann können wir unsere Tumoren in der pcl-Phase nicht mehr abbauen [...] Auch ein Dickdarm-Karzinom kann erhebliche Komplikationen verursachen und muss dann chirurgisch entfernt werden, wenn keine Mykobakterien vorhanden sind [...]''. Dass Mykobakterien stets in Tumorgewebe nachweisbar seien, ist falsch und Befürworter der Neuen Medizin versuchen gar nicht erst, dies nachzuweisen.
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*Die Sonderrolle der Mykobakterien und der Tuberkulose: Diese Bakterien, die serologisch und lichtmikroskopisch nachweisbar sind, sollen im Körper in der Lage sein, Tumoren ''abzuräumen''. Zitat Hamer: ''"Fehlen uns z.B. "aus hygienischen Gründen" die Mykobakterien (Tbc), dann können wir unsere Tumoren in der pcl-Phase nicht mehr abbauen [...] Auch ein Dickdarm-Karzinom kann erhebliche Komplikationen verursachen und muss dann chirurgisch entfernt werden, wenn keine Mykobakterien vorhanden sind [...]"''. Dass Mykobakterien stets in Tumorgewebe nachweisbar seien, ist falsch und Befürworter der Neuen Medizin versuchen gar nicht erst, dies nachzuweisen.
    
==Mikroben und so genannte Keimblattverwandtschaft==
 
==Mikroben und so genannte Keimblattverwandtschaft==
 
Weiterer Eckpunkt ist eine postulierte ''Keimblattverwandtschaft'' von Mikroben mit embryonalem Gewebe des Menschen. Nach Hamer sollen bestimmten ''keimblattverwandten'' Organgruppen des Menschen bestimmte ''keimblattverwandte'' Mikroben nach einem unbekannten System zuzuordnen sein.
 
Weiterer Eckpunkt ist eine postulierte ''Keimblattverwandtschaft'' von Mikroben mit embryonalem Gewebe des Menschen. Nach Hamer sollen bestimmten ''keimblattverwandten'' Organgruppen des Menschen bestimmte ''keimblattverwandte'' Mikroben nach einem unbekannten System zuzuordnen sein.
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Hamer unterteilt alle Mikroben (inkl. Viren) in verschiedene Klassen und zwar einerseits in Abhängigkeit zu ihrem von Hamer vermuteten stammesgeschichtlichen Alter und gleichzeitig in Abhängigkeit zur menschlichen individuellen Entwicklungsgeschichte von der befruchteten Eizelle bis zur Geburt (Ontogenese). Er unterstellt dabei stillschweigend ein ''ontogenetisches Alter'' der verschiedenen Mikroben, das zur Entwicklungsgeschichte des Menschen analog verlaufe. Hamer bezieht sich hierbei auf die Hypothese der Biogenetischen Grundregel (Rekapitulationstheorie)<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Biogenetische_Grundregel</ref> des Darwinanhängers und Monisten Ernst Haeckel (1834 - 1919) und Ansichten von Karl Ernst von Baer<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Baersche_Regel</ref> (Baer - Regel), die in der menschlichen Entwicklungsgeschichte (Ontogenese) eine analoge Wiederholung der Phylogenese sehen. Einen ''Naturgesetzstatus'' haben die Biogenetische Grundregel und die Baersche Regel indes nicht. Hamer nennt die Autoren der beiden Regeln nicht, auf deren Hypothesen er sich hier ohne Begründung, stillschweigend und quellenlos bezieht. Wenn also Hamer hier von ''alten'' Mikroben schreibt, meint er nicht ontogenetisch ''alt'', sondern phylogenetisch ''alt''. Warum er seine private Interpretation der Millionen Jahre langen Stammesgeschichte der Mikroben parallel zur wenige Monate verlaufenden Entwicklungsgeschichte ablaufen lässt, bleibt sein Geheimnis. So bleibt die Logik außen vor, wenn er schreibt: ''[...] Die Bakterien liegen entwicklungsgeschichtlich zwischen Pilzen und Viren, [und] sind daher dem Mesoderm (mittleres Keimblatt) zuzuordnen [...]'' Er unterstellt hier stillschweigend, dass analog in der Entwicklungsgeschichte des Menschen das Mesoderm ontogenetisch zwischen Ekto- und Entoderm anzusiedeln sei. Ontogenetisch ist es jedoch das ''jüngste'' der drei Keimblätter und erscheint erst in der dritten Schwangerschaftswoche (3.&nbsp;SSW).
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Hamer unterteilt alle Mikroben (inkl. Viren) in verschiedene Klassen und zwar einerseits in Abhängigkeit zu ihrem von Hamer vermuteten stammesgeschichtlichen Alter und gleichzeitig in Abhängigkeit zur individuellen menschlichen Entwicklungsgeschichte von der befruchteten Eizelle bis zur Geburt (Ontogenese). Er unterstellt dabei stillschweigend ein ''ontogenetisches Alter'' der verschiedenen Mikroben, das zur Entwicklungsgeschichte des Menschen analog verlaufe. Hamer bezieht sich hierbei auf die Hypothese der Biogenetischen Grundregel (Rekapitulationstheorie)<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Biogenetische_Grundregel</ref> des Darwinanhängers und Monisten Ernst Haeckel (1834-1919) und Ansichten von Karl Ernst von Baer<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Baersche_Regel</ref> (Baer-Regel), die in der menschlichen Entwicklungsgeschichte (Ontogenese) eine analoge Wiederholung der Phylogenese sehen. Einen ''Naturgesetzstatus'' haben die Biogenetische Grundregel und die Baersche Regel indes nicht. Hamer nennt die Autoren der beiden Regeln nicht, auf deren Hypothesen er sich hier ohne Begründung, stillschweigend und quellenlos bezieht. Wenn also Hamer hier von ''alten'' Mikroben schreibt, meint er nicht ontogenetisch ''alt'', sondern phylogenetisch ''alt''. Warum er seine private Interpretation der Millionen Jahre langen Stammesgeschichte der Mikroben parallel zur wenige Monate verlaufenden Entwicklungsgeschichte ablaufen lässt, bleibt sein Geheimnis. So bleibt die Logik außen vor, wenn er schreibt: ''"Die Bakterien liegen entwicklungsgeschichtlich zwischen Pilzen und Viren, [und] sind daher dem Mesoderm (mittleres Keimblatt) zuzuordnen [...]"''. Er unterstellt hier stillschweigend, dass in der Entwicklungsgeschichte des Menschen das Mesoderm ontogenetisch analog zwischen Ekto- und Entoderm anzusiedeln sei. Ontogenetisch ist es jedoch das ''jüngste'' der drei Keimblätter und erscheint erst in der dritten Schwangerschaftswoche (3.&nbsp;SSW).
    
Eine den menschlichen Keimblättern analoge oder irgendwie abgeleitete Einteilung der Bakterien ist wissenschaftlich nicht bekannt und bleibt eine rein spekulative Hypothese ohne Herleitung. Bakterien gehören als Prokaryonten zu den ältesten Erscheinungen des Lebens, die sich jedoch andererseits gut an verschiedene extreme Bedingungen angepasst haben, aber dennoch von der Zellstruktur her in einem konservativen Sinne Prokaryonten geblieben sind. Zum Zeitpunkt des Erscheinens der ersten Bakterien gab es noch keinerlei Gewebe höherer Lebewesen wie das der Säugetiere, von den zellkernhaltigen, eukaryontischen Zellen der späteren Keimblätter ganz zu schweigen. Hamers Naturgesetze geben auch keine Auskunft über die mögliche Situation im Falle der zweikeimblättrigen Lebewesen (Coelenteraten). Phytopathogene Bakterien können auch Pflanzen befallen, bei denen es keinerlei Korrelat zu den Keimblättern aus dem Tierreich gibt. Auch dieser alltägliche Fall aus der Botanik passt in kein Schema der Naturgesetzerfindungen nach Hamer.
 
Eine den menschlichen Keimblättern analoge oder irgendwie abgeleitete Einteilung der Bakterien ist wissenschaftlich nicht bekannt und bleibt eine rein spekulative Hypothese ohne Herleitung. Bakterien gehören als Prokaryonten zu den ältesten Erscheinungen des Lebens, die sich jedoch andererseits gut an verschiedene extreme Bedingungen angepasst haben, aber dennoch von der Zellstruktur her in einem konservativen Sinne Prokaryonten geblieben sind. Zum Zeitpunkt des Erscheinens der ersten Bakterien gab es noch keinerlei Gewebe höherer Lebewesen wie das der Säugetiere, von den zellkernhaltigen, eukaryontischen Zellen der späteren Keimblätter ganz zu schweigen. Hamers Naturgesetze geben auch keine Auskunft über die mögliche Situation im Falle der zweikeimblättrigen Lebewesen (Coelenteraten). Phytopathogene Bakterien können auch Pflanzen befallen, bei denen es keinerlei Korrelat zu den Keimblättern aus dem Tierreich gibt. Auch dieser alltägliche Fall aus der Botanik passt in kein Schema der Naturgesetzerfindungen nach Hamer.
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Benutzt wird hier überflüssigerweise der medizinisch nicht definierte Begriff der ''Pilzbakterie'' für die Gruppe der Mykobakterien. Pilze sind Eukaryonten, Bakterien Prokaryonten. Pilzbakterien als Zwitter gibt es nicht, allenfalls Bakterien, die Pilze befallen können (von denen hier aber nicht die Rede ist). Allgemein soll die Regel gelten, dass Viren Gewebe aufbauten, Pilze und Pilzbakterien dieses abbauten und Bakterien sollen beides können.
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Verwendet wird hier überflüssigerweise der medizinisch nicht definierte Begriff der ''Pilzbakterie'' für die Gruppe der Mykobakterien. Pilze sind Eukaryonten, Bakterien Prokaryonten. Pilzbakterien als Zwitter gibt es nicht, allenfalls Bakterien, die Pilze befallen können (von denen hier aber nicht die Rede ist). Allgemein soll die Regel gelten, dass Viren Gewebe aufbauten, Pilze und Pilzbakterien dieses abbauten und Bakterien sollen beides können.
 
   
 
   
 
*Pilze und ''Pilzbakterien'' befielen demnach bestimmte Organe entodermalen Ursprungs, denen eine Innervation durch das Stammhirn unterstellt wird.
 
*Pilze und ''Pilzbakterien'' befielen demnach bestimmte Organe entodermalen Ursprungs, denen eine Innervation durch das Stammhirn unterstellt wird.
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==Hamers Unkenntnis der Embryologie des Menschen==
 
==Hamers Unkenntnis der Embryologie des Menschen==
Bei dem Versuch, Ontogenese des Menschen und Phylogenese der Mikroben logisch unter einen Hut zu bekommen, unterlaufen Hamer kapitale Fehler, die seine ganzen weiteren Erfindungen beeinflussen und somit logisch in Frage stellen. So schreibt Hamer: ''[...] Aus diesen "Urblättern" erwächst alles biologische Leben nach einem vorbestimmten Prinzip [...] Aus dem unterschiedlichen Alter der Keimblätter leitet sich auch das Alter der aus ihnen entstandenen Organe oder Organteile ab. Das innere Keimblatt ist das älteste; dann folgen das äußere und später das mittlere''.<ref>Hamer RG: Eine Einführung  in die Germanische Neue Medizin&reg; - Die Entwicklung des Menschen nach den drei Keimblättern. [http://www.pilhar.com/Hamer/NeuMed/Kurzeinf/06Keimbl.htm]</ref> Anmerkung: inneres Keimblatt=Entoderm, äußeres Keimblatt=Ektoderm. Ontogenetisch entwickeln sich aber die primären Keimblätter der zweiblättrigen Keimscheibe gleichzeitig in der 2.&nbsp;SSW. Ab dem 8.&nbsp;Entwicklungstag kann von der Existenz eines Ektoderms und eines Entoderms gesprochen werden.<ref>Langbein J: Medizinische Embryologie, Thieme-Verlag, 7.&nbsp;Auflage 1985 Seite&nbsp;40</ref> Erst ab der 3.&nbsp;SSW (ab dem 13.&nbsp;Entwicklungstag) kann später von der Existenz eines Mesoderm (als viszerales und als extraembryonales parietales Mesoderm) gesprochen werden. Epiblastzellen (Ursprung aller Keimblätter) schieben sich dann erst in der 3.&nbsp;SSW durch Invagination zwischen Ektoderm und Entoderm, um das mittlere Keimblatt als intraembryonales Mesoderm zu bilden. Es ist daher falsch, die sich gleichzeitig entwickelnden Keimblätter Entoderm und Ektoderm dem Hamer'sche Althirn (nach Hamer: Stammhirn und das Kleinhirn) und Neuhirn (Großhirn) zuzuordnen.
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Bei dem Versuch, Ontogenese des Menschen und Phylogenese der Mikroben logisch unter einen Hut zu bekommen, unterlaufen Hamer kapitale Fehler, die seine gesamten weiteren Erfindungen beeinflussen und somit logisch in Frage stellen. So schreibt Hamer: ''"Aus diesen "Urblättern" erwächst alles biologische Leben nach einem vorbestimmten Prinzip [...] Aus dem unterschiedlichen Alter der Keimblätter leitet sich auch das Alter der aus ihnen entstandenen Organe oder Organteile ab. Das innere Keimblatt ist das älteste; dann folgen das äußere und später das mittlere"''.<ref>Hamer RG: Eine Einführung  in die Germanische Neue Medizin&reg; - Die Entwicklung des Menschen nach den drei Keimblättern. [http://www.pilhar.com/Hamer/NeuMed/Kurzeinf/06Keimbl.htm]</ref> Anmerkung: inneres Keimblatt = Entoderm, äußeres Keimblatt = Ektoderm. Ontogenetisch entwickeln sich aber die primären Keimblätter der zweiblättrigen Keimscheibe gleichzeitig in der 2.&nbsp;SSW. Ab dem 8.&nbsp;Entwicklungstag kann von der Existenz eines Ektoderms und eines Entoderms gesprochen werden.<ref>Langbein J: Medizinische Embryologie, Thieme-Verlag, 7.&nbsp;Auflage 1985 Seite&nbsp;40</ref> Erst ab der 3.&nbsp;SSW (ab dem 13.&nbsp;Entwicklungstag) kann später von der Existenz eines Mesoderm (als viszerales und als extraembryonales parietales Mesoderm) gesprochen werden. Epiblastzellen (Ursprung aller Keimblätter) schieben sich dann erst in der 3.&nbsp;SSW durch Invagination zwischen Ektoderm und Entoderm, um das mittlere Keimblatt als intraembryonales Mesoderm zu bilden. Es ist daher falsch, die sich gleichzeitig entwickelnden Keimblätter Entoderm und Ektoderm dem Hamer'sche Althirn (nach Hamer: Stammhirn und das Kleinhirn) und Neuhirn (Großhirn) zuzuordnen.
    
Das Kleinhirn ist ektodermalen und nicht mesodermalen Ursprungs. Was Hamer mit einem mesodermale Anteil des Groß- bzw. Kleinhirns meint, bleibt unklar.
 
Das Kleinhirn ist ektodermalen und nicht mesodermalen Ursprungs. Was Hamer mit einem mesodermale Anteil des Groß- bzw. Kleinhirns meint, bleibt unklar.
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