Borax: Unterschied zwischen den Versionen
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In der [[Pseudomedizin]] wird Borax gegen zahlreiche Erkrankungen angepriesen und als [[Nahrungsergänzungsmittel]] verkauft. Die hierbei abgegebenen gesundheitsbezogenen Aussagen sind jedoch ohne ausreichenden wissenschaftlichen Beleg. Obwohl Borax seit dem 1. Juni 2009 nach der Chemikalien-Verbotsverordnung nicht mehr an private Endverbraucher abgegeben werden darf<ref>PTA (Aktuelle Nachrichten: [http://www.pta-aktuell.de/startseite/news/4774-Keine-Abgabe-von-%3Cb%20style=/ Keine Abgabe von Borax in Apotheken] vom 17. November 2008</ref>, wird über das Internet ein reger Handel mit Boraxpräparaten betrieben. | In der [[Pseudomedizin]] wird Borax gegen zahlreiche Erkrankungen angepriesen und als [[Nahrungsergänzungsmittel]] verkauft. Die hierbei abgegebenen gesundheitsbezogenen Aussagen sind jedoch ohne ausreichenden wissenschaftlichen Beleg. Obwohl Borax seit dem 1. Juni 2009 nach der Chemikalien-Verbotsverordnung nicht mehr an private Endverbraucher abgegeben werden darf<ref>PTA (Aktuelle Nachrichten: [http://www.pta-aktuell.de/startseite/news/4774-Keine-Abgabe-von-%3Cb%20style=/ Keine Abgabe von Borax in Apotheken] vom 17. November 2008</ref>, wird über das Internet ein reger Handel mit Boraxpräparaten betrieben. |
Version vom 13. Oktober 2014, 21:09 Uhr
Borax (Natriumborat) ist eine borhaltige chemische Verbindung mit der chemischen Formel Na2[B4O5(OH)4] x 8H2O. Es handelt sich um ein in der Natur selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Borate“. Früher wurde Borax als vielseitiges Hausmittel unter anderem gegen Schädlinge, zum Bleichen, als Holzschutzmittel und Inhaltsstoff von Wasch- und Reinigungsmitteln verwendet.
In der Pseudomedizin wird Borax gegen zahlreiche Erkrankungen angepriesen und als Nahrungsergänzungsmittel verkauft. Die hierbei abgegebenen gesundheitsbezogenen Aussagen sind jedoch ohne ausreichenden wissenschaftlichen Beleg. Obwohl Borax seit dem 1. Juni 2009 nach der Chemikalien-Verbotsverordnung nicht mehr an private Endverbraucher abgegeben werden darf[1], wird über das Internet ein reger Handel mit Boraxpräparaten betrieben.
Verwendung
Als Rohstoff
Wasserfreier Borax wird als Zusatz für Glasuren (zumeist in Fritten) auf niedrig gebrannter Keramik (z.B. Raku, Steingut und andere Irdenwaren), Glas und bei der Emailproduktion verwendet.
Seine Verwendung als Flussmittel beim Hartlöten von Metallen sowie beim Feuerschweißen beruht auf seiner oxidlösenden Wirkung.[2]
Borax ist neben Polyvinylalkohol, destilliertem Wasser und Lebensmittelfarbe eine Grundsubstanz zur Herstellung des Spielzeugs Slime (Schleim).[3]
In der Chemie wird Borax zum Nachweis für Methanol und Kationen bei der Kationentrennung verwendet. Ferner wird es als Bestandteil von Pufferlösungen und zum Färben mikroskopischer Präparate eingesetzt.
Haushalt
Im Haushalt findet Borax Verwendung in Seife, in Wasserenthärtern und als Perborat in Waschmitteln. [4]
Borax wird in Desinfektions-, Putz- und Bleichmitteln sowie in Insektiziden (bei Ameisenfallen) eingesetzt. Die Abgabe von Borax an private Endverbraucher ist allerdings in der Europäischen Union seit dem 1. Juni 2009 durch die Chemikalien-Verbotsverordnung untersagt.[5]
Des Weiteren dient Borax als vorbeugendes Holzschutzmittel gegen Schimmel und Insekten und wird zu etwa 10 bis 20 Gewichtsprozent der Gesamtmenge als Flammschutzmittel, vorwiegend für Dämmstoffe auf Zellulosebasis, verwendet.[6][7] In letztgenannter Anwendung werden seine Eigenschaften als teilweise problematisch angesehen und eine Minderung als sinnvoll erachtet.[8]
Als Lebensmittelzusatzstoff hat es die Bezeichnung E 285, ist aber ausschließlich für echten Kaviar zugelassen.[9]
Pseudomedizin
Borax wird in der Pseudomedizin als Heilmittel gegen Arthritis, Osteoporose, Alzheimer-Demenz, Wechseljahresbeschwerden, zur Vorbeugung gegen Krebs und zur Verbesserung der geistigen Leistungsfähigkeit angepriesen. Die Befürworter behaupten, Bor sei ein Spurenelement, dessen Mangel derartige Krankheiten verursachen oder verschlimmern soll und dem man durch die zusätzliche Aufnahme von Borverbindungen wie Borax als Nahrungsergänzungsmittel abhelfen könne.[10] Sie berufen sich zudem darauf, Borax sei ein altes Hausmittel, das nur deshalb auf der Schwarzen Liste gelandet sei, weil es die Geschäfte der Pharmaindustrie ruiniere. Dazu wurde unter anderem von Walter Last im NEXUS Magazin eigens eine entsprechende Verschwörungstheorie - die „Borax-Verschwörung“ - verbreitet.[11]
Wirksamkeit
Die physiologische Wirkung von Bor(verbindungen) beim Menschen ist bislang nicht ausreichend bekannt. Während Bor für Pflanzen ein essentielles Spurenelement ist, wurde für den Menschen bisher keine derartige Bedeutung nachgewiesen. Ein Mangel an Bor ist beim Menschen nicht bekannt. Borverbindungen werden mit der täglichen Zufuhr von Nahrung, Trinkwasser und Mineralwässern aufgenommen. Im Tierversuch konnten Mangelerscheinungen nur mit hoch aufgereinigtem Futter und gefilterter Luft künstlich herbeigeführt werden, sodass bei normaler Ernährung ein solcher Mangel nicht auftritt.[12] Demnach ist die zusätzlich Aufnahme an Borverbindungen in Form von Nahrungsergänzungsmitteln nicht notwendig.
Es gibt zwar Hinweise, dass Arthritis in Abhängigkeit zum Borkonsum auftritt. Eine Studie, die das Thema behandelte, ob Bor zur Heilung Arthritis geeignet ist, wurde lediglich mit 20 Personen durchgeführt,[13] was nicht ausreichend ist, um eine derartige Wirkung zu belegen.
Eine weitere Studie des Departments of Biochemistry der Universität von Sydney untersuchte die Effekte von Bor und kam zu dem Ergebnis, dass ein erhöhter Borkonsum beim Menschen und bei Ratten zu einer Erhöhung der Testosteron- und Östradiolspiegel führte. Der genaue Wirkmechanismus konnte allerdings nicht geklärt werden.[14]
Es gibt weiterhin Hinweise, dass Bor beim Menschen eine Bedeutung beim Metabolismus von Vitamin D und Östrogen sowie dem Metabolismus und der Nutzbarmachung von Calcium, Kupfer, Magnesium, Glucose und Triglyceriden hat. Allerdings sind auch hier die physiologischen Zusammenhänge noch unzureichend erforscht.[12]
Die gesundheitsbezogenen Aussagen, die eine zusätzlich Aufnahme von Borverbindung als Nahrungsergänzungsmittel nahelegen, sind wissenschaftlich unbegründet.
Gefahren und Risiken
Im Körper wird Borax in Borsäure umgewandelt. Die akute Toxizität (Giftigkeit) von Borsäure ist relativ gering. Borsäure wird als reproduktionstoxisch krebserzeugendend und erbgutveränderndend eingestuft. Auch Gemische, die freie Borsäure in einer Konzentration von 5,5% oder mehr enthalten, sind nach der GHS-Verordnung (Global harmonisiertes System zur Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien) als reproduktionstoxisch zu kennzeichnen.
Quellenverzeichnis
- ↑ PTA (Aktuelle Nachrichten: Keine Abgabe von Borax in Apotheken vom 17. November 2008
- ↑ Kremer-Pigmente: Merkblatt Borax, Tinkal (PDF 32,5 kB)
- ↑ Uni Bayreuth – Effektexperimente: Slime
- ↑ Eintrag in der Household Products Database der United States National Library of Medicine
- ↑ PTA (Aktuelle Nachrichten): Keine Abgabe von Borax in Apotheken vom 17. November 2008 (zuletzt abgerufen am 31. August 2014)
- ↑ Vergleich der wichtigsten Dämmstoffe abgerufen am 23. Februar 2010
- ↑ Schadstoffberatung Tübingen: Welche Vor- und Nachteile haben verschiedene Dämmmaterialien?, abgerufen am 23. Februar 2010
- ↑ Leisewitz et al. Erarbeitung von Bewertungsgrundlagen zur Substitution umweltrelevanter Flammschutzmittel Band I: Ergebnisse und zusammenfassende Übersicht zur Substitution umweltrelevanter Flammschutzmittel, (PDF; 1,6 MB) im Auftrag des Umweltbundesamtes (Dez. 2000), S. 121 ff.
- ↑ Datenbank Zusatzstoffe: Borax
- ↑ Rainer Fischer: Mangel an Bor gibt es nicht nur bei Pflanzen sondern auch bei Tieren und Menschen
- ↑ Die Borax-Verschwörung: Das Aus für die Arthrose-Heilung
- ↑ 12,0 12,1 Zusatz von Borsäure oder Borax in Nahrungsergänzungsmitteln, Gesundheitliche Bewertung Nr. 005/2006 des BfR vom 16. November 2005
- ↑ Essentiality of boron for healthy bones and joints. Environ Health Perspect. 1994 Nov;102 Suppl 7:83-5.
- ↑ Samman et. al.: The nutritional and metabolic effects of boron in humans and animals. Biol Trace Elem Res. 1998 Winter;66(1-3):227-35.