Direkte Informative Wahrnehmung: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Das heißt, zunächst (a) müsse der Proband sich vorstellen, dass er sehen könne. Dann (b) wird ihm ein optischer Reiz präsentiert, z.B. ein farbiges Blatt Papier, und ihm die Art des Reizes mitgeteilt. Als Nächstes (c) müsse der Proband sich mit | + | Das heißt, zunächst (a) müsse der Proband sich vorstellen, dass er sehen könne. Dann (b) wird ihm ein optischer Reiz präsentiert, z.B. ein farbiges Blatt Papier, und ihm die Art des Reizes mitgeteilt. Als Nächstes (c) müsse der Proband sich mit einem Gedanken vertraut machen, der durch den optischen Reiz ausgelöst wurde. Danach (d) werden die Schritte (b) und (c) mit einem anderen optischen Reiz durchgeführt. Schließlich (e) werden die Schritte (b) bis (d) so lange wiederholt, bis der Proband einen optischen Reiz erkennen könne, ohne dass ihm gleichzeitig mitgeteilt wird, um was für einen Reiz es sich handelt. |
Da es jedoch unmöglich ist, Blinden und Sehbehinderten auf die beschriebene Weise zu einem funktionierenden Gesichtssinn zu verhelfen, müssen solche Personen bei Kursen zum Erlernen von Komissarovs Methode zwangsläufig scheitern. Psiram liegen Berichte aus dem deutschsprachigen Raum vor, nach denen Komissarov derartige Misserfolge bei sehbehinderten Kindern damit "erklärte", dass die Eltern vermutlich nicht an das Funktionieren seiner Technik geglaubt hätten. | Da es jedoch unmöglich ist, Blinden und Sehbehinderten auf die beschriebene Weise zu einem funktionierenden Gesichtssinn zu verhelfen, müssen solche Personen bei Kursen zum Erlernen von Komissarovs Methode zwangsläufig scheitern. Psiram liegen Berichte aus dem deutschsprachigen Raum vor, nach denen Komissarov derartige Misserfolge bei sehbehinderten Kindern damit "erklärte", dass die Eltern vermutlich nicht an das Funktionieren seiner Technik geglaubt hätten. |
Version vom 21. August 2014, 19:13 Uhr
Mark Komissarov (geb. 1949, Moskau) ist nach eigenen Angaben ein ehemaliger Chemietechniker, der 1989 von Russland in die USA emigrierte und seitdem in New York lebt. Komissarov will eine leicht erlernbare Technik entwickelt haben, mit der es ohne Beteiligung der Sinnesorgane möglich sein soll, die Außenwelt wahrzunehmen. Insbesondere könne man damit sehen, ohne die Augen zu benutzen. Seine Methode, die er weltweit propagiert, nennt er Zentrum der informativen Wahrnehmung (Center of Information Reception, CIP). Weitere Bezeichnungen sind Direkte Informative Wahrnehmung (DIW) und Intuitives Sehen.
Mit seiner Werbung richtet sich Komissarov hauptsächlich an Eltern von Kindern bis zu 12 Jahren. Seine Methode könne nicht nur Blinden das Sehen ermöglichen. Versprochen wird auch, dass sich der Intelligenzquotient erhöht und die schulischen Leistungen verbessern. Die Technik könne sehr schnell erlernt werden. Eine deutsche Anbieterin von "Kinder-Coaching" mit der Komissarov-Methode behauptet beispielsweise, dass die Kinder in ihren Kursen "bereits in wenigen Minuten die Fähigkeit des informativen Sehens mit verbundenen Augen" erlangen.[2]
Geworben wird u.a. mit Videos, in denen Kinder mit verbundenen Augen scheinbar unmögliche Fertigkeiten demonstrieren. So wird in einem in Deutschland aufgenommenen Film ein Junge gezeigt, der eine Schlafmaske der Marke Mindfold trägt und damit Fahrrad fährt, farbige Becher unterscheidet, oder ein Bild in einem Malbuch ausmalt.[1] Kommisarov habe zur Verbreitung seiner Methode die Stiftung Blind Care Foundation[3] gegründet (nicht zu verwechseln mit einer Anzahl von Blinden-Hilfsorganisationen mit dem gleichen Namen). Er wird außerdem als Mitbegründer einer International Society of Intuitive Information Sight (ISIIS) genannt.[4]
Erlernen der Methode
Zur Frage, wie die "Direkte Informative Wahrnehmung" erlernt werden könne, finden sich kaum konkrete Angaben. In einer Patentanmeldung[5] erklärt Komissarov, dass bei der "Aktivierung" des "Zentrums der informativen Wahrnehmung" eine "psychische Barriere im menschlichen Gehirn" beseitigt werde, die evolutionär bedingt sei und den Menschen daran hindere, die Umgebung durch "neue Kanäle" wahrzunehmen. In der Patentschrift beschreibt er auch, wie man einem von Geburt an blinden Menschen das "Sehen" beibringen könne:
- (a) eliciting the human to imagine that he or she possesses an optical sensory ability;
- (b) (i) presenting the human with a first optical stimulus for a time sufficient that the human perceives the presence of the optical stimulus and (ii) informing the human of the nature of the optical stimulus;
- (c) eliciting the human to familiarize himself/herself with a thought elicited by the optical stimulus;
- (d) repeating steps (b) and (c) with a further optical sensory stimulus;
- (e) repeating steps (b) to (d) a sufficient number of times until the human is able to identify the nature of the optical stimulus without being informed of its nature
Das heißt, zunächst (a) müsse der Proband sich vorstellen, dass er sehen könne. Dann (b) wird ihm ein optischer Reiz präsentiert, z.B. ein farbiges Blatt Papier, und ihm die Art des Reizes mitgeteilt. Als Nächstes (c) müsse der Proband sich mit einem Gedanken vertraut machen, der durch den optischen Reiz ausgelöst wurde. Danach (d) werden die Schritte (b) und (c) mit einem anderen optischen Reiz durchgeführt. Schließlich (e) werden die Schritte (b) bis (d) so lange wiederholt, bis der Proband einen optischen Reiz erkennen könne, ohne dass ihm gleichzeitig mitgeteilt wird, um was für einen Reiz es sich handelt.
Da es jedoch unmöglich ist, Blinden und Sehbehinderten auf die beschriebene Weise zu einem funktionierenden Gesichtssinn zu verhelfen, müssen solche Personen bei Kursen zum Erlernen von Komissarovs Methode zwangsläufig scheitern. Psiram liegen Berichte aus dem deutschsprachigen Raum vor, nach denen Komissarov derartige Misserfolge bei sehbehinderten Kindern damit "erklärte", dass die Eltern vermutlich nicht an das Funktionieren seiner Technik geglaubt hätten.
James Randis Eine-Million-Dollar-Herausforderung
Im Jahr 2002 machte Komissarov auf sich aufmerksam, als eine Schülerin von ihm, die damals 10 Jahre alte Natalia Lulova, die angeblich gelernt hatte, mit verbundenen Augen zu lesen, die "One Million Dollar Paranormal Challenge" von James Randi annahm. Der Gegner von Pseudowissenschaften und frühere Zauberkünstler James Randi (geb. 1928) hat einen Preis von einer Million US$ für den Beweis paranormaler Fähigkeiten ausgeschrieben.[6] Die "Prüfung" fand im Beisein der Anwältin von Natalie statt und bestand aus zwei Teilen. Zunächst wurde Natalie von ihrer Mutter eine Augenbinde aus Klebeband und schwarzem Schaumgummi angelegt. Nach einer einstündigen "Aufwärmphase" gelang es Natalie, aus einer Reihe von 10 Karten mit jeweils einem aufgedruckten Wort, das Wort auf der ihr vorgelegten Karte richtig zu nennen. Ebenso konnte sie die Farbe eines vor ihr Gesicht gehaltenen Stück farbigen Papiers mehrfach richtig nennen.
Im zweiten Teil wurde die mitgebrachte Augenbinde durch eine von Randi lichtdicht präparierte Schwimmbrille ersetzt. Mögliche Spalte zu Natalies Nasenwurzel hin wurden von ihm mit Klebestreifen abgedeckt. Weiterhin bat Randi Natalie, mit dem ebenfalls anwesenden Komissarov während des Versuchs keine Gespräche mehr in Russisch zu führen und nicht mehr zu grimassieren oder das Kinn an der Schulter zu reiben, was sie im ersten Durchgang wiederholt getan hatte. Unter diesen Bedingungen verschwand Natalies vermeintliche Fähigkeit sofort.[7][8][9] In der Presse wurde auch darauf hingewiesen, dass Natalie nur in Gegenwart von Komissarov "sehen" konnte und nur mit bestimmten Augenbinden, nicht jedoch z.B. mit einer Tüte über dem Kopf.[10] Eine für 2003 angestrebte Neuauflage des Versuchs scheiterte daran, dass Randi und Komissarov sich nicht über die Bedingungen einigen konnten.
Quellenverzeichnis
- ↑ 1,0 1,1 Werbevideo "Mark Komissarov's Methode. Was Kinder können."
- ↑ energetische-therapiemethoden.de/cms/kinder-coaching/ Aufruf am 20. August 2014
- ↑ Mark Komissarovs Internetseite www.theblindcarefoundation.com
- ↑ Die International Society of Intuitive Information Sight ISIIS wird von Kirill Korotkov geführt, einem Verwandten von Konstantin Korotkov. Er wirkt auch an der Verbreitung von Konstantin Korotkovs Gasentladungsvisualisationstechnik (Gas Discharge Visualization, GDV) mit, einem pseudomedizinischen Diagnoseverfahren. ISIIS bzw. Komissarov habe eine Augenbinde entwickelt, mit der durch eingebaute "besondere quantenphysikalische Baulelemente" die Fähigkeit zum Sehen ohne Augen besonders schnell erreicht werden könne.
- ↑ US Patent Application 2008/0103409 A1: Methodology for developing a new approach for visual information cognition. Filed: Oct. 10, 2007
- ↑ http://www.randi.org/site/index.php/1m-challenge.html
- ↑ Leon Jaroff: Debunking Seeing Without Sight. Time, February 06, 2002
- ↑ Blindfold's no problem for all seeing student. New York Daily News, February 16, 2003
- ↑ Max Gross: Million-Dollar Psychic Challenge Awaits Brooklyn Girl. The Jewish Daily Forward, April 04, 2003
- ↑ Dan Barry: About New York; When Seeing Is Believing. Or Is It? New York Times, August 2, 2003