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| ==Wirksamkeit== | | ==Wirksamkeit== |
− | Unabhängige Untersuchungen dämpften allerdings die anfängliche, von Dr. Aslan begründete, positive Stimmung gegenüber Gerovital H3. Zwerling et al. (1975) untersuchten dessen Wirkung bei geriatrischen Patienten in einem Doppelblindversuch am Bronx State Hospital. <ref>Zwerling I, Plutchik R, Hotz M, Kling R, Rubin L, Grossman J, Siegel B: Effects of a procaine preparation (Gerovital H3) in hospitalized geriatric patients: a double-blind study. J Am Geriatr Soc, 23, 355-359, 1975</ref> Die Patienten waren durchschnittlich 73 Jahre alt und wiesen mittelgradige organische Beschwerden auf. Während der ersten sechs Studienwochen erhielten sie dreimal wöchentlich 5 ml-Injektionen von Gerovital H3 oder Kochsalzlösung (Placebo) intramuskulär. Neun Gerovital- und 10 Kontrollpatienten brachten die ersten sechs Wochen hinter sich, allerdings nur noch sechs Gerovital- und 7 Kontrollpatienten den 12-Wochen-Zyklus. Alle Patienten waren vor und nach der Studie untersucht worden. Es zeigten sich keine signifikanten Veränderungen der körperlichen Beschwerden bzw. der körperlichen Fähigkeiten. Gerovital H3 zeigte keinen den physischen oder psychischen Zustand verbessernden Einfluss. | + | Unabhängige Untersuchungen dämpften allerdings die anfängliche, von Dr. Aslan begründete, positive Stimmung gegenüber Gerovital H3. Zwerling et al. untersuchten dessen Wirkung bei geriatrischen Patienten in einem Doppelblindversuch am Bronx State Hospital.<ref>Zwerling I, Plutchik R, Hotz M, Kling R, Rubin L, Grossman J, Siegel B: Effects of a procaine preparation (Gerovital H3) in hospitalized geriatric patients: a double-blind study. J Am Geriatr Soc, 23, 355-359, 1975</ref> Die Patienten waren durchschnittlich 73 Jahre alt und wiesen mittelgradige organische Beschwerden auf. Während der ersten sechs Studienwochen erhielten sie dreimal wöchentlich 5 ml-Injektionen von Gerovital H3 oder Kochsalzlösung (Placebo) intramuskulär. Neun Gerovital- und 10 Kontrollpatienten brachten die ersten sechs Wochen hinter sich, allerdings nur noch sechs Gerovital- und 7 Kontrollpatienten den 12-Wochen-Zyklus. Alle Patienten waren vor und nach der Studie untersucht worden. Es zeigten sich keine signifikanten Veränderungen der körperlichen Beschwerden bzw. der körperlichen Fähigkeiten. Gerovital H3 zeigte keinen den physischen oder psychischen Zustand verbessernden Einfluss. |
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− | Zwei Jahre später veröffentlichten Ostfeld et al. (1977) einen Übersichtsartikel von Procain-gestützten Behandlungsmethoden, der Daten von mehr als 100.000 Patienten über 25 Jahre beinhaltete, die aus 285 Artikeln und Büchern eruiert worden waren. Mit Ausnahme eines möglichen, leicht antidepressiven Effekts gab es keinen überzeugenden Hinweis darauf, dass Procain (der Hauptbestandteil von Gerovital) irgendeinen Einfluss auf Erkrankungen des älteren Menschen gehabt hätte. <ref>Ostfeld A, Smith CM, Stotsky BA: The systemic use of procaine in the treatment of the elderly: a review. J Am Geriatr Soc, 25, 1-19, 1977</ref> | + | Zwei Jahre später veröffentlichten Ostfeld et al. einen Übersichtsartikel von Procain-gestützten Behandlungsmethoden, der Daten von mehr als 100.000 Patienten über 25 Jahre beinhaltete, die aus 285 Artikeln und Büchern eruiert worden waren. Mit Ausnahme eines möglichen, leicht antidepressiven Effekts gab es keinen überzeugenden Hinweis darauf, dass Procain (der Hauptbestandteil von Gerovital) irgendeinen Einfluss auf Erkrankungen des älteren Menschen gehabt hatte.<ref>Ostfeld A, Smith CM, Stotsky BA: The systemic use of procaine in the treatment of the elderly: a review. J Am Geriatr Soc, 25, 1-19, 1977</ref> |
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− | Olson et al. (1978) untersuchten 25 Freiwillige mit einem Mindestalter von 50 Jahren, die unter milder bis mittelgradiger Depression litten, hinsichtlich der Wirkung von Gerovital auf ihren Stimmungszustand im Doppelblindversuch. Es fand sich kein signifikanter Unterschied zur Placebogruppe. Interessanterweise verbesserten sich die Befunde sowohl unter Placebo als auch unter Gerovitalgabe, was dafür spricht, dass allein die gesteigerte Zuwendung im Rahmen einer klinischen Studie einen positiven Effekt für die Patienten nach sich zog. | + | Olson et al. untersuchten 25 Freiwillige mit einem Mindestalter von 50 Jahren, die unter milder bis mittelgradiger Depression litten, hinsichtlich der Wirkung von Gerovital auf ihren Stimmungszustand im Doppelblindversuch. Es fand sich kein signifikanter Unterschied zur Placebogruppe. Interessanterweise verbesserten sich die Befunde sowohl unter Placebo als auch unter Gerovitalgabe, was dafür spricht, dass allein die gesteigerte Zuwendung im Rahmen einer klinischen Studie einen positiven Effekt für die Patienten nach sich zog. |
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− | Rissanen et al. (1990) prüften die Wirksamkeit von Gerovital bei 88 Rehabilitationspatienten, die an Rücken- oder Hüfterkrankungen litten. In Vorversuchen hatten sie festgestellt, dass das intramuskulär gespritzte Procain des Gerovital innerhalb von 15-30 Minuten aus dem Serum verschwunden war. Nach der Studie stellte sich heraus, dass die Gerovital-Behandelten keine signifikanten Unterschiede im Vergleich zur Placebogruppe aufwiesen. | + | Rissanen et al. prüften die Wirksamkeit von Gerovital bei 88 Rehabilitationspatienten, die an Rücken- oder Hüfterkrankungen litten. In Vorversuchen hatten sie festgestellt, dass das intramuskulär gespritzte Procain des Gerovital innerhalb von 15-30 Minuten aus dem Serum verschwunden war. Nach der Studie stellte sich heraus, dass die Gerovital-Behandelten keine signifikanten Unterschiede im Vergleich zur Placebogruppe aufwiesen. |
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| Insgesamt betrachtet ergibt sich also unter dem Licht klinischer Studien kein überzeugender Wirksamkeitsnachweis für die Aslan-Kur bzw. für die intramuskuläre Anwendung von Gerovital H3. | | Insgesamt betrachtet ergibt sich also unter dem Licht klinischer Studien kein überzeugender Wirksamkeitsnachweis für die Aslan-Kur bzw. für die intramuskuläre Anwendung von Gerovital H3. |
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| ==Nebenwirkungen== | | ==Nebenwirkungen== |
| Mit zunehmender Verbreitung der Aslan-Methode wurden auch Nebenwirkungen bekannt. So berichteten Forstrom et al. (1977) über drei Patienten, die eine Überempfindlichkeitsreaktion gegen Gerovital H3 zeigten. Die Autoren warnten vor allem vor procainhaltigen Hautcremes. <ref>Forstrom L, Hannuksela M, Idanpaan-Heikkila J, Salo OP: Hypersensitivity reactions to Gerovital. Dermatologica, 154, 367-369, 1977</ref>Auch Goitre et al. (1985) warnten vor Kontaktdermatitis nach Anwendung Gerovital-haltiger Hautcremes. Dooms-Goossens et al. (1987) beschrieben Hautveränderungen nach Benutzung einer entsprechenden Haarlotion. <ref>Goitre M, Bedello PG, Cane D, Roncarolo G: Contact dermatitis from novocaine in Gerovital cream. Contact Dermatitis, 12, 234-235, 1985</ref> | | Mit zunehmender Verbreitung der Aslan-Methode wurden auch Nebenwirkungen bekannt. So berichteten Forstrom et al. (1977) über drei Patienten, die eine Überempfindlichkeitsreaktion gegen Gerovital H3 zeigten. Die Autoren warnten vor allem vor procainhaltigen Hautcremes. <ref>Forstrom L, Hannuksela M, Idanpaan-Heikkila J, Salo OP: Hypersensitivity reactions to Gerovital. Dermatologica, 154, 367-369, 1977</ref>Auch Goitre et al. (1985) warnten vor Kontaktdermatitis nach Anwendung Gerovital-haltiger Hautcremes. Dooms-Goossens et al. (1987) beschrieben Hautveränderungen nach Benutzung einer entsprechenden Haarlotion. <ref>Goitre M, Bedello PG, Cane D, Roncarolo G: Contact dermatitis from novocaine in Gerovital cream. Contact Dermatitis, 12, 234-235, 1985</ref> |