Zeolith: Unterschied zwischen den Versionen
Abrax (Diskussion | Beiträge) (Redundanzen wieder entfernt) |
Abrax (Diskussion | Beiträge) |
||
Zeile 48: | Zeile 48: | ||
Der chemisch verwandte SiO<sub>2</sub>-Staub (kristallines SiO<sub>2</sub>) und weitere Silikate können jedoch toxisch wirken und zum Krankheitsbild einer Silikose führen; dies gilt auch für eingeatmete Zeolithstäube in Bergwerken. Auch können Zeolithe in Abhängigkeit von Fundort und Weiterverarbeitung Verunreinigungen aufweisen. | Der chemisch verwandte SiO<sub>2</sub>-Staub (kristallines SiO<sub>2</sub>) und weitere Silikate können jedoch toxisch wirken und zum Krankheitsbild einer Silikose führen; dies gilt auch für eingeatmete Zeolithstäube in Bergwerken. Auch können Zeolithe in Abhängigkeit von Fundort und Weiterverarbeitung Verunreinigungen aufweisen. | ||
+ | |||
+ | In einer Studie mit Milchkühen, denen Zeolith als Zusatzstoff im Futter verabreicht wurde, stellte man eine Hypophosphatämie (zu niedriger Phosphatspiegel im Blut) sowie erheblich erhöhte Aluminiumwerte im Serum fest. | ||
Manchmal werden Zeolithe auch als gegen Krebs wirksam beworben (zum Beispiel laut Hersteller ''Natural Cellular Defense''). Andererseits ist das chemisch verwandte Zeolith Erionit ein bekannter Auslöser für Mesotheliome sowie möglicher weiterer Tumore.<ref>http://www.cancer.org/downloads/PUB/DOCS/SECTION3/16.pdf</ref><ref>Baris B, Demir AU, Shehu V, Karakoca Y, et al. Environmental fibrous zeolite (erionite) exposure and malignant tumors other than mesothelioma. J Environ Pathol Toxicol Oncol 1996;15:183–189</ref><ref>Pylev LN, Krivosheeva LV, Bostashvili RG, Possible carcinogenic hazard of zeolite-clinoptilolite Gig Tr Prof Zabol. 1984 Mar;(3):48-51.</ref> | Manchmal werden Zeolithe auch als gegen Krebs wirksam beworben (zum Beispiel laut Hersteller ''Natural Cellular Defense''). Andererseits ist das chemisch verwandte Zeolith Erionit ein bekannter Auslöser für Mesotheliome sowie möglicher weiterer Tumore.<ref>http://www.cancer.org/downloads/PUB/DOCS/SECTION3/16.pdf</ref><ref>Baris B, Demir AU, Shehu V, Karakoca Y, et al. Environmental fibrous zeolite (erionite) exposure and malignant tumors other than mesothelioma. J Environ Pathol Toxicol Oncol 1996;15:183–189</ref><ref>Pylev LN, Krivosheeva LV, Bostashvili RG, Possible carcinogenic hazard of zeolite-clinoptilolite Gig Tr Prof Zabol. 1984 Mar;(3):48-51.</ref> |
Version vom 13. Mai 2014, 11:10 Uhr
Zeolith (von gr. ζέω zeein „sieden“ und λίθος lithos) ist die Bezeichnung einer Mineraliengruppe, die Silikate enthält. Es sind 48 natürlich vorkommende Zeolithe bekannt. Dass Zeolithe auch Aluminium enthalten, wird in der Werbung für entsprechende Zeolith-Produkte gerne verschwiegen, da insbesondere in der alternativmedizinischen Szene Aluminium auch in kleinster Menge als Auslöser zahlreicher Erkrankungen angesehen wird.
Zeolithe werden auch synthetisch hergestellt, sie gelten dann aber nicht mehr als Mineral.
Anwendungen finden sich als Katalysatoren für chemische Industrie-Prozesse, Badezusatz, Filtersubstrat in der Aquaristik oder als Ionenaustauscher zur Wasserenthärtung. Ebenso werden Zeolithe als Chelatbildner und EDTA-Ersatzstoff, als Trockenmittel oder in so genannten selbstkühlenden Bierfässern verwendet. Des Weiteren werden sie tonnenweise zur großtechnischen Herstellung von Waschmitteln in der Industrie benötigt. Zeolithe werden auch in Wärmespeicherheizungen verbaut. Das Mineral Klinoptilolith wird auch in großer Menge unter dem Handelsnamen Mannelite ® Ferkelfutter zugesetzt. Eine neuere Anwendung findet sich im Straßenbau, wo tonnenweise Zeolithe zur Herstellung von Niedrigtemperatur-Asphalt eingesetzt werden (Asphalte des Typs "Aspha Min").
Bestimmte Zeolithe werden auch als Nahrungsergänzungsmittel zu hohen Preisen angeboten. Auffällig sind enorme Preisunterschiede zwischen einerseits einzelnen Zeolithe enthaltenden Produkten und den Großhandelspreisen für Großabnehmer von Zeolithen.
Chemische Eigenschaften der Zeolithe
Zeolithe sind meist weiß, können aber durch Beimengungen auch gelb, braun oder rosa gefärbt sein. Die Strichfarbe ist weiß. Die Kristallsysteme können monoklin, orthorhombisch oder kubisch sein. Ihre Härte liegt zwischen 3,5 bis 5,5 Mohs; die Dichte im Bereich von 2,0 bis 2,5.
Zeolithe bestehen aus einer mikroporösen Gerüststruktur aus AlO4- und SiO4-Tetraedern. Dabei sind die Aluminium- und Silicium-Atome untereinander durch Sauerstoffatome verbunden. Zeolithe weisen eine regelmäßige Anordnungen von Hohlräumen und Kanälen auf. Je nach Porengröße spricht man von Mikro- oder Mesoporen. Solche Materialien besitzen außerordentlich große innere Oberflächen von zum Teil weit über 1.000 Quadratmetern pro Gramm. Zeolithe können je nach Mineralienart bis zu 40 Prozent des Trockengewichtes an Wasser speichern, das beim Erhitzen wieder abgegeben wird ("Siedestein"). Das poröse Molekülgerüst ermöglicht auf Grund seiner Hohlräume die Adsorption von Molekülen die einen kleineren Durchmesser besitzen als die Porenöffnungen von Zeolithen. Da Zeolithe eine anionische Gerüstladung aufweisen, nehmen sie zum elektrischen Ladungsausgleich Alkali- und Erdalkali-Ionen auf. In großen Mengen verwendete natürliche Zeolithe sind die Klinoptilolithe und Heulandite. Vorkommen sind in fast allen Vulkangebieten der Erde bekannt (Dekkan-Gebiet in Indien, Island, Vulkaneifel oder Azoren).
Behauptungen zu Wunderwirkungen von Zeolithen
Verschiedenen kommerziell angebotenen Zeolithen werden von ihren Anbietern und in Esoterikpublikationen auch eine Reihe von Wunderwirkungen zugeschrieben. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die behaupteten Wunderffekte sich zumeist auf ihre Eigenschaft beziehen, bestimmte gesundheitsschädliche Substanzen wie Schwermetalle binden zu können. Allerdings wird dabei meist unterlassen zu prüfen, ob derartige Stoffe nicht bereits vor Anwendung in den Zeolith-Produkten gebunden sind. Beliebte Vergleiche in pseudowissenschaftlich formulierten Werbebotschaften beziehen sich auf Wirkungen von Scheuermitteln wie ATA oder VIM, andere Aussagen bezeichnen die Produkte als "biologisches Rostschutzmittel".
Klinoptilolith
Seit Jahren spielt das Mineral Klinoptilolith ("Vulkanmineral") eine Rolle in der Alternativmedizin.[1] Anbieter weisen Klinoptilolith eine Rolle als eine Art "Scheuersand" zur inneren Körperreinigung zu. Auch "sauge" es ungenannte Gifte im Körper auf. Des Weiteren wird eine Wirksamkeit gegen schwere Krankheiten behauptet. Verwunderlich sind Klinoptilolith-Bewerbungen unter Ausnutzung einer Angst vor Elektrosmog: Klinoptilolith-Zeolith soll vor "Radiotoxinen", Funkwellen und Elektrosmog schützen, wobei gerne auf russische Forscher Bezug genommen wird. Auch soll es gegen Krebs wirksam sein, während allerdings bekannt ist, dass das chemisch verwandte Zeolith Erionit ein bekannter Auslöser für Mesotheliome sowie möglicher weiterer Tumore ist. Gleichzeitig wird Klinoptilolith in großen Mengen unter dem Handelsnamen Mannelite® Ferkelfutter zugesetzt.
Einzelheiten siehe: Klinoptilolith
Megamin
Im Jahr 2000 kam ein Nahrungsergänzungsmittel namens Megamin auf der Basis von gemahlenem Zeolith auf den deutschen Markt. Obwohl keine Zulassung als Arzneimittel besteht oder beantragt wurde, wird eine angebliche Wirkung gegen alle möglichen Erkrankungen wie Krebs, Schizophrenie oder Infektionen von den Anbietern behauptet. Eine Wirksamkeit bei diesen Erkrankungen ist jedoch nicht belegt - und auch nicht wahrscheinlich. Kontrollierte klinische Untersuchungen fehlen vollständig.[2][3][4] Die Pharmazeutische Zeitung schrieb dazu:
- Das neuste Wundermittel kommt aus Kroatien: Megamin Kapseln werden zwar als Nahrungsergänzung in den Verkehr gebracht, jedoch vor allem im Internet für Indikationen wie Diabetes, Krebs, Magengeschwüre, Virusinfektionen, Schizophrenie, Neurodermitis und viele mehr beworben. Es handelt sich somit um ein Arzneimittel nach Paragraph 2 Absatz 1 Arzneimittelgesetz, das mangels Zulassung nicht verkehrsfähig ist. [...] 'Wirkstoff' dieses Mittels sind natürliche Zeolithe, die in Kroatien abgebaut werden. Zeolithe sind Kalk- oder Alkalitonerdesilikate, die große Mengen Kristallwasser enthalten können und ihre Alkali-Ionen reversibel zum Beispiel gegen Calciumionen austauschen können. Sie werden in Industrie und Landwirtschaft äußerst vielfältig verwendet, zum Beispiel in Wasch- und Zahnpflegemitteln, Baumaterialien und Wasserfiltern, können aber auch als Hilfsstoffe in Arzneimitteln eingesetzt werden. Megamin soll "tribo-mechanisch aktivierten", das heißt feinst vermahlenen Zeolith ("TMAZ") enthalten. Nach unserer Kenntnis liegen keine wissenschaftlichen Belege für Wirksamkeit und Unbedenklichkeit vor.[5]
Froximun
Ein weiteres umstrittenes Zeolith-Produkt ist das Froximun cama plus® der froximun-AG in 38838 Schlanstedt. Das Produkt wird vor allem über MLM-Netzwerke vertrieben. Nach Aussagen des Herstellers soll es Krankheiten vorbeugen, weil es "schädliche Substanzen" binde und den Körper von diesen Substanzen "entgifte", was sich auf die alternativmedizinische und unwirksame so genannte Entschlackung bezieht. Froximun soll MAC, "Korallencalcium" und Magnesiumcarbonat enthalten und kostet 34,90 Euro. Eine Kapsel soll 406 mg dieses Gemisches enthalten. MAC steht hier offenbar für vermahlenes Zeolith. Um die Seriosität des Produktes bemüht, wird auf ein TÜV-Gutachten zum "Medizinprodukt" Froximun verwiesen. Der TÜV erstellt jedoch keine Wirksamkeitsgutachten für Arzneimittel. Das Produkt Froximun Transfer soll neben Klinoptilolith auch Transfer Faktor aus Colostrum von Kühen enthalten. Froximun war Gegenstand einer Sendung des ZDF im Jahr 2009.[6]. Vom ZDF (WISO) befragte Experten verneinten in der Sendung die angeblichen Vorzüge des Klinoptilolith zur angestrebten Entschlackung. Der Ernährungsexperte Georg Wechsler aus München sprach den Entschlackungsmethoden generell eine wissenschaftliche Wirksamkeit ab, die Methoden hätten keinen gesundheitlichen Nutzen. Das arznei-telegramm (at), vertreten durch Wolfgang Becker-Brüser, sieht den Sinn in Geschäftsinteressen. Klinoptilolith (in Form des im Fernsehen präsentierten Froximun-Präparates) sei letztendlich sinnlos.
Klino-Vital
Klino-Vital ist ein aus gemahlenem Zeolith hergestelltes Produkt der US-amerikanischen Firma "Klinovital Inc." aus Oregon, die der Budde-Group Holding eines Wolfgang Budde zuzuordnen ist.[7] Das nicht als Arzneimittel zugelassene Klino-Vital wird offenbar sowohl als "Functional Food" (also Lebensmittel) als auch als Nahrungsergänzungsmittel vertrieben. Bewerbend tritt dabei ein "Zeolith-Zentrum Deutschland" (ZZDE) aus Gotha auf. Seit Oktober 2008 wird Klino-Vital auch unter der Bezeichnung "Gesteinpulver" vertrieben.
Entgegen der Gesetzgebung (LFGB) werden dem Produkt vielfältige gesundheitsrelevante Wirkungen zugeschrieben; teilweise geschieht dies auch bei Gemischen aus gemahlenem Zeolith und bestimmten Zusätzen wie Zimt oder Thymian. So sei Klino-Vital in der Lage, nicht näher bezeichnete "Schadstoffe" und "krankmachende Keime" aus dem Darm und der Leber zu binden und aus dem Körper "abzutransportieren". Auch sollen "positiv geladene" Freie Radikale neutralisiert und der Hefepilz Candida mit Klino-Vital angegangen werden können. Auch binde Klino-Vital Protonen und wirke so einer vermeintlichen Übersäuerung entgegen, wirke gegen Osteoporose und senke bei Diabetikern den Blutzuckerspiegel.
Panaceo
Die österreichische Firma Panaceo[8] wirbt wie andere Hersteller von Zeolith-Produkten vor allem mit der angeblichen Notwendigkeit einer "Entgiftung" des Körpers. Panaceo habe die in dieser Hinsicht positiven Eigenschaften von Zeolith "durch eine zusätzliche Modifikation des Zeolith-Kristallgittergerüstes verstärkt"[9] und gab diesem veränderten Zeolith den Namen "Panalit". Kapseln und Pulver von Panaceo werden in verschiedenen Varianten angeboten, die Namen wie "Basic-Detox", "Med Plus Onko-Support" oder "Panaceo Sport" tragen. Letzteres bewirke "11 Prozent Leistungssteigerung", was ebenfalls auf der Entgiftungswirkung beruhe. Panaceo Sport binde "energieraubende Schadstoffe wie giftige Schwermetalle (Blei, Quecksilber, Cadmium, Cäsium) sowie Stoffwechselgifte wie Ammonium und freie Radikale".
Flüssige Zeolithe
In den USA sind auch Zeolith-Aufschwemmungen als "Liquid Zeolite" im Umlauf. Diese werden mit angeblicher Wirksamkeit gegen Krebs beworben. Klinoptilolith-Zeolith ist Hauptbestandteil des Getränks "Sanolith forte Vitaltrunk".
Mögliche Gefahren und Nebenwirkungen einer Einnahme
Glaubt man den diversen Anbietern der verschiedenen Zeolith-Produkte, so seien keine Nebenwirkungen einer Einahme zu befürchten.
Der chemisch verwandte SiO2-Staub (kristallines SiO2) und weitere Silikate können jedoch toxisch wirken und zum Krankheitsbild einer Silikose führen; dies gilt auch für eingeatmete Zeolithstäube in Bergwerken. Auch können Zeolithe in Abhängigkeit von Fundort und Weiterverarbeitung Verunreinigungen aufweisen.
In einer Studie mit Milchkühen, denen Zeolith als Zusatzstoff im Futter verabreicht wurde, stellte man eine Hypophosphatämie (zu niedriger Phosphatspiegel im Blut) sowie erheblich erhöhte Aluminiumwerte im Serum fest.
Manchmal werden Zeolithe auch als gegen Krebs wirksam beworben (zum Beispiel laut Hersteller Natural Cellular Defense). Andererseits ist das chemisch verwandte Zeolith Erionit ein bekannter Auslöser für Mesotheliome sowie möglicher weiterer Tumore.[10][11][12]
Siehe auch
- Ferulith (Viathen)
Quellennachweise
- ↑ Ursula Lang: Heilmittel oder Humbug? Pharmazeutische Zeitung 26/2012
- ↑ Megamin – ein neues Wundermittel? Pharmazeutische Zeitung 8 (2001), S. 9
- ↑ I. Kotte, J. Frölich 10. Mai 2001 (MD-Verlag)
- ↑ Arh Hig Rada Toksikol 1999 Mar; 50(1):67-78
- ↑ Pharmazeutische Zeitung, Nr. 8, 22. Februar 2001
- ↑ Sendung WISO vom 21. Juli 2008
- ↑ Klinovital Inc., Dr.Wolfgang Budde, 391 N. W. 179th Avenue, Aloha, Oregon 97006 US
- ↑ PANACEO International Active Mineral Production GmbH, Finkensteiner Straße 5, A-9585 Villach-Gödersdorf
- ↑ http://www.panaceo.de/ger/pma-technologie/ Aufruf am 12. Mai 2014
- ↑ http://www.cancer.org/downloads/PUB/DOCS/SECTION3/16.pdf
- ↑ Baris B, Demir AU, Shehu V, Karakoca Y, et al. Environmental fibrous zeolite (erionite) exposure and malignant tumors other than mesothelioma. J Environ Pathol Toxicol Oncol 1996;15:183–189
- ↑ Pylev LN, Krivosheeva LV, Bostashvili RG, Possible carcinogenic hazard of zeolite-clinoptilolite Gig Tr Prof Zabol. 1984 Mar;(3):48-51.