Honig: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 7. Mai 2014, 15:17 Uhr

Honig.jpg

Honig ist ein beliebtes klebriges und stark zuckerhaltiges Lebensmittel, das Honigbienen aus dem Nektar von Blüten oder Honigtau sammeln, mit eigenen Verdauungsäften chemisch aufbereiten und als eigene Nahrung verwenden. Als weitere Honigquelle kommt Honigtau von verschiedenen Rinden- und Schildläusen hinzu.

Der Pro-Kopf-Jahresverbrauch lag in den letzten Jahren in Deutschland bei etwa 1,4 kg. Nach aktuellen Angaben vom Mai 2013 beträgt der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland etwa ein Kilo Honig und liegt damit weltweit an der Spitze. Insgesamt werden in Deutschland rund 85.000 Tonnen Honig pro Jahr konsumiert. Die bundesweit etwa 750.000 Bienenvölker können bei einer Erntemenge von 20 bis 30 Kilogramm Honig je Bienenvolk den Bedarf der heimischen Verbraucher nur zu etwa einem Fünftel abdecken. Rund 80 Prozent des in Deutschland konsumierten Honigs stammen daher aus Importen aus der Europäischen Union und anderen Staaten.[1] Im Jahr 2002 betrug die Honigproduktion der Welt 1.268.000 Tonnen.

Zusammensetzung und Antibiotikaverunreinigungen

Die chemische Zusammensetzung von Honig ist komplex und kann sehr unterschiedlich sein, da sie von dem Ort der Produktion abhängt. Es sind mehr als 200 Inhaltsstoffe in Honig bekannt. Die mengenmäßig wichtigsten Inhaltsstoffe sind Fruchtzucker (27 bis 44%), Traubenzucker (22 bis 41%) und Wasser (ca. 18%). Der Gesamtzuckergehalt liegt bei etwa 75%. Weitere Inhaltsstoffe sind andere Zuckerarten, Pollen, Mineralstoffe, Proteine, Enzyme, Aminosäuren, Vitamine, Farb- und Aromastoffe. Aufgrund seines hohen Zucker- und geringen Wassergehalts ist Honig lange haltbar, da der hohe Zuckergehalt verhindert, dass sich Bakterien und andere Mikroorganismen im Honig vermehren können (osmotische Hemmung).

Honig wird in unterschiedlicher Qualität angeboten. In einer Untersuchung der Stiftung Warentest erhielt von 34 Honigprodukten über die Hälfte das Urteil "mangelhaft", unter ihnen waren zwei Biosorten, die so stark mit Antibiotika belastet waren, dass sie nicht hätten verkauft werden dürfen.

Nutzung in Medizin, Pseudomedizin und Wellnessbereich

Behauptungen aus der pseudomedizinischen Szene zufolge soll Honig gegen zahlreiche Beschwerden helfen. So ist die Wirksamkeit von Honig zur Wundbehandlung Gegenstand vieler Studien. Allerdings sind die Ergebnisse dieser Studien enttäuschend. Bei leichten Verbrennungen gibt es zwar Hinweise auf eine beschleunigte Heilung, wenn sterilisierter Honig auf die Wunde aufgetragen wurde. Allerdings stammen diese Ergebnisse nur von einer einzigen Forschergruppe, was die Verlässlichkeit der Studienergebnisse erheblich schmälert. Bei schweren Verbrennungen scheint Honig im Vergleich zur üblichen Behandlung die Heilung sogar zu verzögern.

Auch bei der Behandlung chronischer Wunden ist bisher kein klarer Nutzen zu erkennen. Venöse Beingeschwüre heilen durch Auftragen von Honig (zusätzlich zu Kompressen) innerhalb von 12 Wochen nicht schneller ab. Zur Wirksamkeit bei Druckgeschwüren (Dekubitus) fehlen aussagefähige Untersuchungen.

Da er trotz des hohen Zuckergehalts Bakterien und Pilzsporen enthält, die Wundinfektionen verursachen können, wird nur sterilisierten Honig verwendet.

Ebenso mager ist die Datenlage bei der Anwendung von Honig gegen Husten. Der Hustenreiz wird möglicherweise dadurch etwas gelindert, dass Honig den Speichelfluss anregt. Honig kann zwar prinzipiell Krankheitserreger abtöten, allerdings nur beim direkten Kontakt des Honigs mit den Erregern.

Honig soll gegen Schmerzen bei Lippenherpes helfen und die Krustenbildung fördern. Angeblich soll er sogar besser als das Lippenherpesmittel Aciclovir wirken. Dies ergab sich allerdings im Ergebnissen nur einer Studie mit lediglich acht Personen.

Andere behauptete Wirkungen sind hingegen widerlegt: Die Behandlung von Magengeschwüren mit Honig funktioniert nicht, weil Honig nicht gegen Helicobacter, die häufigsten Auslöser von Magengeschwüren, wirkt. Ob Darmprobleme mit Honig zu behandeln sind, wurde bislang nur in Tierversuchen untersucht. Dass Honig senke den Cholesterinspiegel senkt, ließ sich nicht bestätigen.

Untersucht wurde auch, ob im Rahmen von Bestrahlungen bei der Krebstherapie Schleimhautentzündungen mit Honig vorgebeugt werden kann. Hier erwiesen sich etablierte Verfahren (z.B. Eis- Chips) dem Honig überlegen.

Bei manchen Anwendungen, die propagiert werden, ist nicht unbedingt der Honig für einen Erfolg ausschlaggebend. So konnte in einer Studie ein direkt aufgetragener Mix aus Honig, Olivenöl und Bienenwachs bei Hämorrhoiden Juckreiz und Blutungen verringern. Dies ist erklärbar, weil die Substanzmischung die Region des Enddarms geschmeidiger macht. Die als günstig beschriebenen Effekte bei Schuppenflechte und Neurodermitis kann wesentlich auf dem Placeboeffekt beruhen. Bei diesen Hauterkrankungen wirkt sich ein Wechsel der Therapie relativ häufig – aber meist zeitlich begrenzt – günstig aus.[2]

Nach geltendem deutschen Recht darf für Lebensmittel nicht mit gesundheitsbezogenen Aussagen geworben werden. Deshalb darf Honig nicht als Heilmittel bezeichnet werden.

Medizinischer Honig (Medihoney) wird manchmal als Wundauflage empfohlen, wobei dann ein spezieller, durch Bestrahlung mit Gammastrahlen sterilisierter Honig eingesetzt wird. Naturbelassener oder handelsüblicher Honig eignet sich jedoch nicht zur Wundbehandlung.

In der Pseudomedizin wird Honig bei der Apitherapie verwendet.

Unerwünschte Wirkungen

Im Honig vorhandene Blütenpollen können zu allergischen Reaktionen führen. Einige Bakterien können im Honig überleben. Besonders gefährlich ist der Krankheitserreger Clostridium botulinum, der das Botulinumtoxin freisetzt, welches zu Lähmungserscheinungen führen kann (Botulismus).

1998 musste ein drei Monate alter Säuglig aus dem Berliner Umland wegen Säuglingsbotulismus (engl. infant botulism oder intestinal toxemia botulism) intensivmedizinisch behandelt werden. Die Therapie umfaßte maschinelle Beatmung sowie künstliche Ernährung über eine Nasensonde. Der Säugling nahm den Erreger Cl. botulinum über mit Honig gesüßte Nahrung auf und überlebte dank einer Antibiotikatherapie. Der Erreger konnte in diesem Falle in dem Honig nachgewiesen werden. Nach ca. 3 Monaten war die Atmung des Säuglings wieder soweit hergestellt, dass er selbsttätig atmen konnte. Auch nach vier Monaten musste er jedoch weiterhin über eine Nasensonde ernährt werden.[3]

Vermutlich wegen der noch nicht voll entwickelten Darmflora sind Säuglinge stärker durch bakterielle Infektionen gefährdet als Erwachsene. Trotz Intensivmedizin ist bei einer Infektion bei Säuglingen mit diesem Bakterium meist mit einem bleibenden Schaden zu rechnen. Die Ärztekammer Baden-Württemberg empfiehlt aus diesem Grund, bei Säuglingen unter 12 Monaten ganz auf die Gabe von Honig zu verzichten.[4]

Zahnfäule und Zahnkaries durch Honig ("Honig-Schnuller-Karies")

Karies

Um die Kariogenität von Honig wird heftig gestritten, insbesondere Imkervereinigungen bestreiten einen Zusammenhang von Honig und Karies. Der Glaube oder sogar die Behauptung, dass ‘natürliche Zucker’ wie z. B. Honig im Hinblick auf die Karies »gesünder« seien, entbehrt jeder wissenschaftlich fassbaren Grundlage [5], Honig trägt aus wissenschaftlicher Sicht zur Zahnkariesbildung bei [6]. Die Fakten: Honig besteht ausschließlich aus "einfachen" und somit leicht vergärbaren Kohlenhydraten, der gesamte Zuckergehalt liegt bei 75% und ist somit höher als bei Schokolade [7]. Außerdem hat Honig eine klebrige Konsistenz, haftet somit gut an den Zähnen und bleibt dadurch lange in Kontakt mit der Zahnoberfläche. Daher hat Honig eine hohe Kariogenität. Die Bakterien der Zahneplaque nutzen Zucker zur Energiegewinnung und zwar nicht nur Haushaltszucker (Saccharose), sondern auch Glucose (Traubenzucker), Fruktose (Fruchtzucker) und Laktose (Milchzucker). Die Bakterien vergären die Zucker, wobei organische Säuren entstehen, die die Zähne schädigen. "Honig-Schnuller-Karies" ist die Bezeichnung für kleinkindliche Zahnfäule, die durch mit Honig bestrichene Schnuller verursacht wurden. Im Rahmen des Nursing bottle syndrome können dazu auch mit Honig gesüßte Tees beitragen [8].

siehe auch:

Quellennachweise