Aluminiumhydroxid: Unterschied zwischen den Versionen
Abrax2 (Diskussion | Beiträge) |
Cygnus (Diskussion | Beiträge) |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
− | '''Aluminiumhydroxid''' (auch Hydrargillit oder ATH genannt) ist eine basische Aluminiumverbindung mit der Summenformel Al(OH)<sub>3</sub>. Aluminiumhydroxid ist ein | + | '''Aluminiumhydroxid''' (auch Hydrargillit oder ATH genannt) ist eine basische Aluminiumverbindung mit der Summenformel Al(OH)<sub>3</sub>. Aluminiumhydroxid ist ein weißlicher, fester Stoff (Schmelzpunkt: 300°C) und wasserunlöslich. Es kommt in der Natur in Bauxit und anderen Mineralien vor. Großtechnisch wird Aluminiumhydroxid aus Bauxit durch Aufschluss mit Natronlauge hergestellt. |
− | Aluminiumhydroxid wird als Adjuvans Impfstoffen zugesetzt und ist deshalb wegen seiner behaupteten toxischen Wirkungen ein beliebter Argumentationspunkt von [[Impfgegner]]n gegen Impfungen | + | Aluminiumhydroxid wird als unspezifischer Wirkverstärker (Adjuvans) Impfstoffen zugesetzt und ist deshalb wegen seiner behaupteten toxischen Wirkungen ein beliebter Argumentationspunkt von [[Impfgegner]]n gegen Impfungen. Beispielsweise behauptet [[Bert Ehgartner]], Aluminiumhydroxid verursache Alzheimer-Demenz, Brustkrebs (durch Aluminiumhydroxid in Deodorants), Allergien und Autoimmunerkranungen.<ref>Ehgertner, Bert: ''Dirty little secret - Die Akte Aluminium.'' 2. Auflage, Ennsthaler-Verlag; 23. Januar 2013</ref> [[Verschwörungstheorie|Verschwörungstheoretiker]] behaupten, dieser Stoff sei einer der Bestandteile von [[Chemtrails]]. |
==Vorkommen== | ==Vorkommen== | ||
− | Aluminium ist das dritthäufigste Element der Erdkruste. Es kommt in Form verschiedener Verbindungen, hauptsächlich Salzen, als natürlicher Bestandteil im Trinkwasser und in Lebensmitteln vor, insbesondere in Obst, Gemüse, Tee und Apfelsaft. Gemüse enthält 100 bis 400 mg/kg | + | Aluminium ist das dritthäufigste Element der Erdkruste. Es kommt in Form verschiedener Verbindungen, hauptsächlich Salzen, als natürlicher Bestandteil im Trinkwasser und in Lebensmitteln vor, insbesondere in Obst, Gemüse, Tee und Apfelsaft. Gemüse enthält 100 bis 400 mg/kg Aluminium.<ref name='BLC'>Bundesverband der Lebensmittelchemiker/-innen im öffentlichen Dienst e.V. (BLC): [http://www.lebensmittel.org/lmmit297/alu.htm Aluminium in Lebensmitteln]</ref> Es wird hauptsächlich über die Nahrung aufgenommen. Zusätzliche Quellen können aluminiumhaltige Alltagsgegenstände, zum Beispiel Kochutensilien, Dosen, Folien oder Tuben sein, aus denen Aluminium auf die Speisen übergeht. Eine dadurch erhöhte Aufnahme von 5 bis 30 mg/kg wird als unbedenklich angesehen. |
− | Aluminium kann außerdem in Medikamenten zur Neutralisation der Magensäure, so genannten Antacida, und in kosmetischen Mitteln enthalten sein. In | + | Aluminium kann außerdem in Medikamenten zur Neutralisation der Magensäure, so genannten Antacida, und in kosmetischen Mitteln enthalten sein. In Deo-Rollern wird es beispielsweise wegen seiner schweißhemmenden Wirkung eingesetzt.<ref name='bfr'>[http://www.bfr.bund.de/cm/343/keine_alzheimer_gefahr_durch_aluminium_aus_bedarfsgegenstaenden.pdf Keine Alzheimer-Gefahr durch Aluminium aus Bedarfsgegenständen] Aktualisierte gesundheitliche Bewertung Nr. 033/2007 des BfR vom 13. Dezember 2005</ref> Aluminiumverbindungen sind auch in [[Heilerde]] enthalten. |
Die Aufnahme von Aluminium aus Lebensmitteln wurde in europaweiten Studien ermittelt und lag bei Erwachsenen durchschnittlich zwischen 0,2 und 1,5 mg pro kg Körpergewicht und Woche. Die höchste Exposition von Kindern und Jugendlichen Werte lagen im Bereich zwischen 0,7 und 2,3 mg pro kg Körpergewicht und Woche.<ref>http://www.efsa.europa.eu/de/press/news/afc080715.htm</ref> | Die Aufnahme von Aluminium aus Lebensmitteln wurde in europaweiten Studien ermittelt und lag bei Erwachsenen durchschnittlich zwischen 0,2 und 1,5 mg pro kg Körpergewicht und Woche. Die höchste Exposition von Kindern und Jugendlichen Werte lagen im Bereich zwischen 0,7 und 2,3 mg pro kg Körpergewicht und Woche.<ref>http://www.efsa.europa.eu/de/press/news/afc080715.htm</ref> | ||
Zeile 15: | Zeile 15: | ||
===Kosmetik=== | ===Kosmetik=== | ||
− | Aluminiumverbindungen, u.a. Aluminiumhydroxid, sind in Deodorants sowie Sonnencremes und Zahncremes enthalten. In Zahnpasten wird Aluminiumhydroxid als Polier- und Reinigungsmittel verwendet. Deodorants auf der Basis von Aluminiumchlorohydrat standen eine Zeit lang im Verdacht, Brustkrebs auszulösen. Dieser Verdacht wurde jedoch inzwischen | + | Aluminiumverbindungen, u.a. Aluminiumhydroxid, sind in Deodorants sowie Sonnencremes und Zahncremes enthalten. In Zahnpasten wird Aluminiumhydroxid als Polier- und Reinigungsmittel verwendet. Deodorants auf der Basis von Aluminiumchlorohydrat standen eine Zeit lang im Verdacht, Brustkrebs auszulösen. Dieser Verdacht wurde jedoch inzwischen ausgeräumt.<ref>[http://www.bfr.bund.de/cm/343/73_74_und_75_sitzung_der_vorlaeufigen_kommission_fuer_kosmetische_mittel.pdf BfR-Tagungsbericht vom 20. November 2008]</ref><ref>[http://www.krebsinformationsdienst.de/vorbeugung/risiken/mythen.php#inhalt4 Krebsinformationsdienst, Widerlegte Krebsrisiken]</ref> |
===Medizin=== | ===Medizin=== | ||
Zeile 21: | Zeile 21: | ||
===Unspezifischer Wirkverstärker in Impfstoffen=== | ===Unspezifischer Wirkverstärker in Impfstoffen=== | ||
− | Aluminiumhydroxid wird | + | Aluminiumhydroxid wird als Adjuvans in einigen inaktivierten Impfstoffen (also solchen, die keine vermehrungsfähigen Erreger enthalten) derzeit nur noch selten eingesetzt. Die Menge des enthaltenen Aluminiumhydroxids in einer Impfdosis beträgt in den in Deutschland zugelassenen Impfstoffen 0,2 bis 2,4 mg (letzteres nur im Sechsfachimpfstoff Tet-Dipht-Pert-Polio-Hib-HepB, der neben Al(OH)<sub>3</sub> auch Aluminiumphosphat enthält, sonst meist um die 0,5 mg und weniger) und ist damit geringer als in vielen Lebensmitteln.<ref>[http://www.bermibs.de/fileadmin/pdf/impfen-sinn_oder_unsinn/impfstoffe_mit_aluminium-adjuvans.pdf In Deutschland zugelassene Impfstoffe mit Aluminium-Adjuvans]</ref><ref name='BLC'></ref> Dabei ist der Aluminiumgehalt in einer Impfstoffdosis durch die Monographie „Impfstoffe für den Menschen“ des Europäischen Arzneibuchs auf maximal 1,25 mg pro Dosis (reiner Aluminiumanteil des jeweiligen Stoffes) begrenzt.<ref>K. Weißer, I. Barth, B. Keller-Stanislawski: [http://www.pei.de/SharedDocs/Downloads/bundesgesundheitsblatt/2009/2009-sicherheit-impfstoffe.pdf?__blob=publicationFile&v=1 Sicherheit von Impfstoffen] Bundesinstitut für Sera und Impfstoffe, Paul-Ehrlich-Institut (PEI), Langen</ref> |
− | Aluminiumhydroxid in der verwendeten Dosierung ungiftig. Es verursacht nur einen lokalen Gewebsreiz und adsorbiert Proteine (Antigene des Impfstoff) unspezifisch, so dass ein Depot-Effekt entsteht und das Immunsystem die so entstandenen multiplen [http://de.wikipedia.org/wiki/Epitop Epitope] besser erkennt. | + | Aluminiumhydroxid ist in der verwendeten Dosierung ungiftig. Es verursacht nur einen lokalen Gewebsreiz und adsorbiert Proteine (Antigene des Impfstoff) unspezifisch, so dass ein Depot-Effekt entsteht und das Immunsystem die so entstandenen multiplen [http://de.wikipedia.org/wiki/Epitop Epitope] besser erkennt. |
− | Ohne dieses Adjuvans müssten zum Erreichen eines | + | Ohne dieses Adjuvans müssten bis zum Erreichen eines anhaltenden Impfschutzes mehrere Impfungen erfolgen. Somit kann die Anzahl der erforderlichen Auffrischimpfungen reduziert werden. Um eine ausreichende Immunität zu erzeugen, genügt eine relativ geringe Menge des abgetöteten Erregers, um das Immunsystem ähnlich stark zu stimulieren. |
+ | |||
+ | Als neueres Adjuvans wird statt Aluminiumhydroxid z.B. [[Squalen]] verwendet. | ||
==Unerwünschte Wirkungen / Toxizität== | ==Unerwünschte Wirkungen / Toxizität== | ||
− | Die akute Toxizität von Aluminiumsalzen ist relativ gering. Bei länger andauernder Aufnahme wurde zerebrale Toxizität mit der möglichen Folge einer Demenz vermutet. Die Auswertung von epidemiologischen | + | Die akute Toxizität von Aluminiumsalzen ist relativ gering. Bei länger andauernder Aufnahme wurde eine zerebrale Toxizität mit der möglichen Folge einer Demenz vermutet. Die Auswertung von epidemiologischen Trinkwasserstudien belegt allerdings insgesamt keinen Kausalzusammenhang zwischen Aluminiumgehalten im Wasser und der Entstehung der Alzheimer-Krankheit oder kognitiven Dysfunktionen im Alter. Selbst bei entsprechend disponierten Personen, wie Arbeitern in der Aluminiumindustrie oder Dialysepatienten, sind die für die Alzheimer-Krankheit typischen Ablagerungen in den Nervenzellen nicht häufiger anzutreffen als bei der normal exponierten Bevölkerung.<ref name='bfr'></ref><ref>IPCS (1997) IPCS Report no. 194: Environmental Health Criteria – aluminium. World Health Organization.</ref> Auch für die vermutete Knochentoxizität von Aluminiumphosphat gibt es keine Belege.<ref>http://www.nephro-zentrum.de/gelesen/serendipity/archives/38-Kein-Nachweis-toxischer-Aluminiumspiegel-durch-aluminiumhaltige-Phosphatbinder.html</ref><ref>Ruth Pepper, Neil Campbell, Magdi M Yaqoob, Norman B Roberts and Stanley L-S Fan: [http://www.biomedcentral.com/content/pdf/1471-2369-12-55.pdf Do oral aluminium phosphate binders cause accumulation of aluminium to toxic levels?] (engl.)</ref> |
Allerdings wird aufgrund von Fütterungsstudien an Tieren vermutet, dass oral (über Lebensmittel) aufgenomme lösliche Aluminiumverbindungen Hoden, Embryonen sowie deren Nervensysteme schädigen können. Jedoch weisen die verfügbaren Studien eine Reihe von Einschränkungen auf, und es liegen nur sehr wenige Studien zu einzelnen aluminiumhaltigen Lebensmittelzusatzstoffen vor. In allen Studien zeigten sich Werte für die niedrigste noch wirksame Dosis (LOEL, lowest-observed-effect-level) zwischen 50 und 75 mg/kg Körpergewicht und Tag,<ref>[http://www.bfr.bund.de/cm/343/aluminiumgehalte-in-saeuglingsanfangs-und-folgenahrung.pdf BfR: Aluminiumgehalte in Säuglingsanfangs- und Folgenahrung] Aktualisierte Stellungnahme Nr. 012/2012 des BfR vom 20. April 2012</ref> Werte, die ein Vielfaches über den in der Nahrung und den Impfadjuvanzien liegen. Daraus ist zu schlussfolgern, dass weder Lebensmittel noch Impfungen eine für den Menschen gefährliche Aluminiumquelle darstellen. Aufgrund der Studienergebnisse wurde trotzdem vorsichtshalber von der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) die gesundheitlich unbedenkliche wöchentliche Aufnahme von 1 mg/kg Körpergewicht (tolerable weekly intake TWI) festgelegt.<ref>http://www.efsa.europa.eu/de/focusfood/docs/focusfood02de.pdf</ref> | Allerdings wird aufgrund von Fütterungsstudien an Tieren vermutet, dass oral (über Lebensmittel) aufgenomme lösliche Aluminiumverbindungen Hoden, Embryonen sowie deren Nervensysteme schädigen können. Jedoch weisen die verfügbaren Studien eine Reihe von Einschränkungen auf, und es liegen nur sehr wenige Studien zu einzelnen aluminiumhaltigen Lebensmittelzusatzstoffen vor. In allen Studien zeigten sich Werte für die niedrigste noch wirksame Dosis (LOEL, lowest-observed-effect-level) zwischen 50 und 75 mg/kg Körpergewicht und Tag,<ref>[http://www.bfr.bund.de/cm/343/aluminiumgehalte-in-saeuglingsanfangs-und-folgenahrung.pdf BfR: Aluminiumgehalte in Säuglingsanfangs- und Folgenahrung] Aktualisierte Stellungnahme Nr. 012/2012 des BfR vom 20. April 2012</ref> Werte, die ein Vielfaches über den in der Nahrung und den Impfadjuvanzien liegen. Daraus ist zu schlussfolgern, dass weder Lebensmittel noch Impfungen eine für den Menschen gefährliche Aluminiumquelle darstellen. Aufgrund der Studienergebnisse wurde trotzdem vorsichtshalber von der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) die gesundheitlich unbedenkliche wöchentliche Aufnahme von 1 mg/kg Körpergewicht (tolerable weekly intake TWI) festgelegt.<ref>http://www.efsa.europa.eu/de/focusfood/docs/focusfood02de.pdf</ref> | ||
− | Die Behauptung von [[Impfkritik|Impfkritikern]] und [[Impfgegner|-gegnern]], dass Aluminiumhydroxid Gehirnschäden | + | Die Behauptung von [[Impfkritik|Impfkritikern]] und [[Impfgegner|-gegnern]], dass Aluminiumhydroxid Gehirnschäden verursache, ist allein schon deswegen unplausibel, da dieser wasserunlösliche Stoff an der Impfstelle in der Muskulatur verbleibt und nicht in den Blutstrom und damit in das Gehirn gelangen kann. Außerdem ist die Menge des mit einer Impfdosis applizierten Aluminiumhydroxids geringer als das, was man mit der täglichen Nahrung aufnimmt. |
==Quellenverzeichnis== | ==Quellenverzeichnis== |
Version vom 18. April 2013, 22:13 Uhr
Aluminiumhydroxid (auch Hydrargillit oder ATH genannt) ist eine basische Aluminiumverbindung mit der Summenformel Al(OH)3. Aluminiumhydroxid ist ein weißlicher, fester Stoff (Schmelzpunkt: 300°C) und wasserunlöslich. Es kommt in der Natur in Bauxit und anderen Mineralien vor. Großtechnisch wird Aluminiumhydroxid aus Bauxit durch Aufschluss mit Natronlauge hergestellt.
Aluminiumhydroxid wird als unspezifischer Wirkverstärker (Adjuvans) Impfstoffen zugesetzt und ist deshalb wegen seiner behaupteten toxischen Wirkungen ein beliebter Argumentationspunkt von Impfgegnern gegen Impfungen. Beispielsweise behauptet Bert Ehgartner, Aluminiumhydroxid verursache Alzheimer-Demenz, Brustkrebs (durch Aluminiumhydroxid in Deodorants), Allergien und Autoimmunerkranungen.[1] Verschwörungstheoretiker behaupten, dieser Stoff sei einer der Bestandteile von Chemtrails.
Vorkommen
Aluminium ist das dritthäufigste Element der Erdkruste. Es kommt in Form verschiedener Verbindungen, hauptsächlich Salzen, als natürlicher Bestandteil im Trinkwasser und in Lebensmitteln vor, insbesondere in Obst, Gemüse, Tee und Apfelsaft. Gemüse enthält 100 bis 400 mg/kg Aluminium.[2] Es wird hauptsächlich über die Nahrung aufgenommen. Zusätzliche Quellen können aluminiumhaltige Alltagsgegenstände, zum Beispiel Kochutensilien, Dosen, Folien oder Tuben sein, aus denen Aluminium auf die Speisen übergeht. Eine dadurch erhöhte Aufnahme von 5 bis 30 mg/kg wird als unbedenklich angesehen.
Aluminium kann außerdem in Medikamenten zur Neutralisation der Magensäure, so genannten Antacida, und in kosmetischen Mitteln enthalten sein. In Deo-Rollern wird es beispielsweise wegen seiner schweißhemmenden Wirkung eingesetzt.[3] Aluminiumverbindungen sind auch in Heilerde enthalten.
Die Aufnahme von Aluminium aus Lebensmitteln wurde in europaweiten Studien ermittelt und lag bei Erwachsenen durchschnittlich zwischen 0,2 und 1,5 mg pro kg Körpergewicht und Woche. Die höchste Exposition von Kindern und Jugendlichen Werte lagen im Bereich zwischen 0,7 und 2,3 mg pro kg Körpergewicht und Woche.[4]
Verwendung
Industrie
Aluminiumhydroxid wird weltweit als umweltfreundliches mineralisches Flammschutzmittel genutzt.
Kosmetik
Aluminiumverbindungen, u.a. Aluminiumhydroxid, sind in Deodorants sowie Sonnencremes und Zahncremes enthalten. In Zahnpasten wird Aluminiumhydroxid als Polier- und Reinigungsmittel verwendet. Deodorants auf der Basis von Aluminiumchlorohydrat standen eine Zeit lang im Verdacht, Brustkrebs auszulösen. Dieser Verdacht wurde jedoch inzwischen ausgeräumt.[5][6]
Medizin
In der Medizin wird Aluminiumhydroxid zur Neutralisierung der Magensäure (Antazida) und bei Dialysepatienten als Phosphatbinder eingesetzt.
Unspezifischer Wirkverstärker in Impfstoffen
Aluminiumhydroxid wird als Adjuvans in einigen inaktivierten Impfstoffen (also solchen, die keine vermehrungsfähigen Erreger enthalten) derzeit nur noch selten eingesetzt. Die Menge des enthaltenen Aluminiumhydroxids in einer Impfdosis beträgt in den in Deutschland zugelassenen Impfstoffen 0,2 bis 2,4 mg (letzteres nur im Sechsfachimpfstoff Tet-Dipht-Pert-Polio-Hib-HepB, der neben Al(OH)3 auch Aluminiumphosphat enthält, sonst meist um die 0,5 mg und weniger) und ist damit geringer als in vielen Lebensmitteln.[7][2] Dabei ist der Aluminiumgehalt in einer Impfstoffdosis durch die Monographie „Impfstoffe für den Menschen“ des Europäischen Arzneibuchs auf maximal 1,25 mg pro Dosis (reiner Aluminiumanteil des jeweiligen Stoffes) begrenzt.[8]
Aluminiumhydroxid ist in der verwendeten Dosierung ungiftig. Es verursacht nur einen lokalen Gewebsreiz und adsorbiert Proteine (Antigene des Impfstoff) unspezifisch, so dass ein Depot-Effekt entsteht und das Immunsystem die so entstandenen multiplen Epitope besser erkennt.
Ohne dieses Adjuvans müssten bis zum Erreichen eines anhaltenden Impfschutzes mehrere Impfungen erfolgen. Somit kann die Anzahl der erforderlichen Auffrischimpfungen reduziert werden. Um eine ausreichende Immunität zu erzeugen, genügt eine relativ geringe Menge des abgetöteten Erregers, um das Immunsystem ähnlich stark zu stimulieren.
Als neueres Adjuvans wird statt Aluminiumhydroxid z.B. Squalen verwendet.
Unerwünschte Wirkungen / Toxizität
Die akute Toxizität von Aluminiumsalzen ist relativ gering. Bei länger andauernder Aufnahme wurde eine zerebrale Toxizität mit der möglichen Folge einer Demenz vermutet. Die Auswertung von epidemiologischen Trinkwasserstudien belegt allerdings insgesamt keinen Kausalzusammenhang zwischen Aluminiumgehalten im Wasser und der Entstehung der Alzheimer-Krankheit oder kognitiven Dysfunktionen im Alter. Selbst bei entsprechend disponierten Personen, wie Arbeitern in der Aluminiumindustrie oder Dialysepatienten, sind die für die Alzheimer-Krankheit typischen Ablagerungen in den Nervenzellen nicht häufiger anzutreffen als bei der normal exponierten Bevölkerung.[3][9] Auch für die vermutete Knochentoxizität von Aluminiumphosphat gibt es keine Belege.[10][11]
Allerdings wird aufgrund von Fütterungsstudien an Tieren vermutet, dass oral (über Lebensmittel) aufgenomme lösliche Aluminiumverbindungen Hoden, Embryonen sowie deren Nervensysteme schädigen können. Jedoch weisen die verfügbaren Studien eine Reihe von Einschränkungen auf, und es liegen nur sehr wenige Studien zu einzelnen aluminiumhaltigen Lebensmittelzusatzstoffen vor. In allen Studien zeigten sich Werte für die niedrigste noch wirksame Dosis (LOEL, lowest-observed-effect-level) zwischen 50 und 75 mg/kg Körpergewicht und Tag,[12] Werte, die ein Vielfaches über den in der Nahrung und den Impfadjuvanzien liegen. Daraus ist zu schlussfolgern, dass weder Lebensmittel noch Impfungen eine für den Menschen gefährliche Aluminiumquelle darstellen. Aufgrund der Studienergebnisse wurde trotzdem vorsichtshalber von der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) die gesundheitlich unbedenkliche wöchentliche Aufnahme von 1 mg/kg Körpergewicht (tolerable weekly intake TWI) festgelegt.[13]
Die Behauptung von Impfkritikern und -gegnern, dass Aluminiumhydroxid Gehirnschäden verursache, ist allein schon deswegen unplausibel, da dieser wasserunlösliche Stoff an der Impfstelle in der Muskulatur verbleibt und nicht in den Blutstrom und damit in das Gehirn gelangen kann. Außerdem ist die Menge des mit einer Impfdosis applizierten Aluminiumhydroxids geringer als das, was man mit der täglichen Nahrung aufnimmt.
Quellenverzeichnis
- ↑ Ehgertner, Bert: Dirty little secret - Die Akte Aluminium. 2. Auflage, Ennsthaler-Verlag; 23. Januar 2013
- ↑ 2,0 2,1 Bundesverband der Lebensmittelchemiker/-innen im öffentlichen Dienst e.V. (BLC): Aluminium in Lebensmitteln
- ↑ 3,0 3,1 Keine Alzheimer-Gefahr durch Aluminium aus Bedarfsgegenständen Aktualisierte gesundheitliche Bewertung Nr. 033/2007 des BfR vom 13. Dezember 2005
- ↑ http://www.efsa.europa.eu/de/press/news/afc080715.htm
- ↑ BfR-Tagungsbericht vom 20. November 2008
- ↑ Krebsinformationsdienst, Widerlegte Krebsrisiken
- ↑ In Deutschland zugelassene Impfstoffe mit Aluminium-Adjuvans
- ↑ K. Weißer, I. Barth, B. Keller-Stanislawski: Sicherheit von Impfstoffen Bundesinstitut für Sera und Impfstoffe, Paul-Ehrlich-Institut (PEI), Langen
- ↑ IPCS (1997) IPCS Report no. 194: Environmental Health Criteria – aluminium. World Health Organization.
- ↑ http://www.nephro-zentrum.de/gelesen/serendipity/archives/38-Kein-Nachweis-toxischer-Aluminiumspiegel-durch-aluminiumhaltige-Phosphatbinder.html
- ↑ Ruth Pepper, Neil Campbell, Magdi M Yaqoob, Norman B Roberts and Stanley L-S Fan: Do oral aluminium phosphate binders cause accumulation of aluminium to toxic levels? (engl.)
- ↑ BfR: Aluminiumgehalte in Säuglingsanfangs- und Folgenahrung Aktualisierte Stellungnahme Nr. 012/2012 des BfR vom 20. April 2012
- ↑ http://www.efsa.europa.eu/de/focusfood/docs/focusfood02de.pdf