Überzeugungssystem

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Jeder Mensch nennt eine Vielzahl von Überzeugungen hinsichtlich unterschiedlichster Gegenstände des Alltags und der Wissenschaft sein Eigen. Diese mögen stark oder oberflächlich sein, kurzlebig oder über einen längeren Zeitraum unverändert bleiben. Zusammen bilden sie das Überzeugungssystem, dem ein Mensch folgt. Wie stark und wie lange wir an einer Überzeugung festhalten - d.h. einem Glaubenssatz, von dessen Richtigkeit man überzeugt ist - hängt davon ab, wie stark unser Vertrauen in die Richtigkeit durch zugrunde liegende Argumente gerechtfertigt werden kann.

Diese Rechtfertigung ist besonders im Rahmen der Wissenschaft notwendig; eine Überzeugung darf nur dann beibehalten werden, wenn es für die Richtigkeit ausreichend Belege gibt.

Der Mensch hat sich „in allen Kulturen immer innerhalb irgend welcher Weltauffassungsstrukturen“[1] befunden und bewegt. Wir sind durch unsere „Überzeugungen bzw. Annahmen gesteuert“, die sich zwischen „Individuen, Gruppen, Gesellschaften, Kulturen sehr unterschiedlich“ zeigen. Ein Überzeugungssystem ist dabei jedoch nicht unbedingt in sich stimmig, es kann „Inkohärenzen, Brüche, Widersprüche“ aufweisen.

Rationale Überzeugungssysteme

Rationale Überzeugungssysteme beruhen nach dem Philosophen Brian Ellis[2] fundamental auf dem "rational", im Gegensatz etwa zu wahren und falschen Überzeugungen[3]. Die logischen Gesetze beherrschen die Struktur dieser Überzeugungssysteme. Rationale Überzeugungen zeichnen sich dadurch aus, dass neue, widersprechende Erkenntnisse zur Anpassung oder sogar zum Verlust der Überzeugung führen.

Als Beispiel kann die Überzeugung von der Richtigkeit des Thomson'schen Atommodells genannt werden. Es war durch die wissenschaftlichen Erkenntnisse seiner Zeit gedeckt, wurde jedoch später widerlegt und durch ein neues Modell ersetzt.

Irrationale Überzeugungssysteme

Irrationale Überzeugungssysteme sind nicht durch logische Überlegungen oder Gründe gedeckt. Der Glauben wird über Wissen gestellt. Solche Systeme begegnen uns in vielen Varianten. Streng genommen fallen alle Religionen darunter, da die Existenz eines Gottes durch Fakten nicht untermauert werden kann. Trotzdem unterscheiden sich solche Überzeugungssysteme im Grad ihrer Irrationalität und vor allem in ihrer Schädlichkeit.

Irrationale Überzeugungen zeichnen sich dadurch aus, dass sie aufgrund von Fakten nicht angezweifelt werden, sondern die Fakten stattdessen verzerrt werden, bis sie ins System passen. Dazu sind oft abstruse Kunstgriffe nötig, sodass irrationale Überzeugungen oftmals Kennzeichen von Verschwörungstheorien und von Truther-Bewegungen oder solchen Bewegungen angehörenden Personen sind.

Im Extremfall wird die Überzeugung zum Fundamentalismus - einer Überzeugung, die ihre Interpretation einer inhaltlichen Grundlage (Fundament) als einzig wahr annimmt[4]. Aufgrund der nicht in Logik und Rationalität fußenden Basis zeichnen sich solche Systeme oft durch ein hohes Maß an Inkonsistenz/Inkohärenz aus[5].

Quellenverzeichnis

  1. Tepe, Peter / May, Helge: Cassirers Theorie des mythischen Denkens. In: Tepe, Peter / Küppers, Markus: Mythologica, Bd. 3, Essen 1995, S. 118
  2. Brian Ellis in der englischen Wikipedia
  3. Brian Ellis: "Rational Belief Systems", Oxford: Blackwell, 1979.
  4. Fundamentalismus in der Wikipedia
  5. http://www.michael-funken.de/information-philosophie/philosophie/kohaerenz.html