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Die '''Misteltherapie''' bezeichnet [[pseudomedizin]]ische Therapien, bei denen Presssäfte oder Extrakte unterschiedlicher Mistelpflanzen eingesetzt werden, die rezeptfrei erhältlich sind und zur Behandlung von Krebs dienen sollen. Die Misteltherapie ist insbesondere populär innerhalb der [[Anthroposophische Medizin|anthroposophischen Medizin]] nach [[Rudolf Steiner]] und [[Ita Wegman]]. Die Misteltherapie, für die bislang kein wissenschaftlicher Nachweis der Wirksamkeit erbracht wurde,<ref>Ernst E, Schmidt K, Steuer-Vogt MK. Mistletoe for cancer? A systematic review of randomised clinical trials. Int J Cancer. 2003 Nov 1;107(2):262-7</ref><ref>http://www.krebsinformationsdienst.de/themen/behandlung/mistel.php</ref> wird fast ausschließlich im deutschsprachigen Raum angewendet.
 
Die '''Misteltherapie''' bezeichnet [[pseudomedizin]]ische Therapien, bei denen Presssäfte oder Extrakte unterschiedlicher Mistelpflanzen eingesetzt werden, die rezeptfrei erhältlich sind und zur Behandlung von Krebs dienen sollen. Die Misteltherapie ist insbesondere populär innerhalb der [[Anthroposophische Medizin|anthroposophischen Medizin]] nach [[Rudolf Steiner]] und [[Ita Wegman]]. Die Misteltherapie, für die bislang kein wissenschaftlicher Nachweis der Wirksamkeit erbracht wurde,<ref>Ernst E, Schmidt K, Steuer-Vogt MK. Mistletoe for cancer? A systematic review of randomised clinical trials. Int J Cancer. 2003 Nov 1;107(2):262-7</ref><ref>http://www.krebsinformationsdienst.de/themen/behandlung/mistel.php</ref> wird fast ausschließlich im deutschsprachigen Raum angewendet.
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In den aktuellen Leitlinien zur Krebsbehandlung, die zum Beispiel die Deutsche Krebsgesellschaft verantwortet, ist eine Mistelbehandlung nicht vorgesehen. Die Kosten der rezeptfrei erhältlichen Mistelpräparate werden von den gesetzlichen Krankenkassen aufgrund einer Ausnahmeregelung zur ''palliativen Hebung der Lebensqualität'' unter bestimmten Voraussetzungen teilweise übernommen. Das Nationale Krebsforschungsinstitut der USA rät von einer Mistelbehandlung ab und will diese höchstens unter Studienbedingungen akzeptieren. Die Mistel ist in den USA zur Krebsbehandlung nicht zugelassen.<ref>http://www.cancer.gov/cancertopics/pdq/cam/mistletoe/healthprofessional</ref>
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In den aktuellen Leitlinien zur Krebsbehandlung, die zum Beispiel die Deutsche Krebsgesellschaft verantwortet, ist eine Mistelbehandlung nicht vorgesehen. Die Kosten der rezeptfrei erhältlichen Mistelpräparate werden von den gesetzlichen Krankenkassen aufgrund einer Ausnahmeregelung zur ''palliativen Hebung der Lebensqualität'' unter bestimmten Voraussetzungen teilweise übernommen. Das Nationale Krebsforschungsinstitut der USA rät von einer Mistelbehandlung ab und will diese höchstens unter Studienbedingungen akzeptieren. In den USA sind Mistelpräparate zur Krebsbehandlung nicht zugelassen.<ref>http://www.cancer.gov/cancertopics/pdq/cam/mistletoe/healthprofessional</ref>
    
==Entstehung==
 
==Entstehung==
Basierend auf der anthroposophischen Lehre von Rudolf Steiner entwickelte die holländische Ärztin Ita Wegman (1876-1943) erste Ansätze einer anthroposophischen Medizin. Bereits im Jahre 1921 gründete sie die erste anthroposophische Klinik im schweizerischen Arlesheim, die bis heute einen Schwerpunkt der Mistelszene in Europa bildet. Ita Wegman entwickelte 1917 gemeinsam mit einem Zürcher Apotheker das erste Mistelpräparat namens Iscar, das 1926 in Iscador umbenannt wurde, und als eines der bekanntesten Präparate mit Mistelextrakten angesehen werden kann.
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Basierend auf der anthroposophischen Lehre Rudolf Steiners entwickelte die holländische Ärztin Ita Wegman (1876-1943) erste Ansätze einer [[anthroposophische Medizin|anthroposophischen Medizin]]. Bereits im Jahre 1921 gründete sie die erste anthroposophische Klinik im schweizerischen Arlesheim. Ita Wegman entwickelte 1917 gemeinsam mit einem Zürcher Apotheker das erste Mistelpräparat namens Iscar, das 1926 in Iscador umbenannt wurde, und als eines der bekanntesten Präparate mit Mistelextrakten angesehen werden kann.
    
==Heutige Situation==
 
==Heutige Situation==
In der Bundesrepublik Deutschland gibt es heute etwa fünf&nbsp;anthroposophisch orientierte Krankenhäuser, weitere verschiedene Krankenhausunterabteilungen, Fachkliniken und Sanatorien sowie ca. 6.000&nbsp;Ärzte, die nach den Vorstellungen der anthroposophischen Medizin arbeiten. Sie verwenden u.a. anthroposophische Arzneimittel, die von international agierenden Firmen hergestellt werden. Dabei sind die Namen Abnoba Heilmittel, Vefak KG, Biosyn Arzneimittel, Helixor Heilmittel, Novipharm, Madaus AG, [[Wala Heilmittel GmbH]] und die [[Weleda AG]] zu nennen. Die letztgenannte Firma, die sich nach einer altgermanischen Heilpriesterin benannt hat, die am Oberlauf der Lippe gelebt haben soll, machte allein im Jahre 1990 einen Gesamtarzneimittelumsatz von 35&nbsp;Mio. Euro.
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In der Bundesrepublik Deutschland gibt es heute etwa fünf&nbsp;anthroposophisch orientierte Krankenhäuser, weitere verschiedene Krankenhausunterabteilungen, Fachkliniken und Sanatorien sowie ca. 6.000&nbsp;Ärzte, die nach den Vorstellungen der anthroposophischen Medizin arbeiten. Sie verwenden u.a. anthroposophische Arzneimittel, die von international agierenden Firmen hergestellt werden. Dabei sind die Namen Abnoba Heilmittel, Vefak KG, Biosyn Arzneimittel, Helixor Heilmittel, Novipharm, Madaus AG, [[Wala Heilmittel GmbH]] und die [[Weleda AG]] zu nennen. Die letztgenannte Firma, die sich nach einer altgermanischen Heilpriesterin Veleda benannt hat, erzielte im Jahre 2010 mit Arzneimitteln einen Umsatz von 86&nbsp;Mio. Euro.<ref>http://www.weleda.de/media/download/Geschaeftsbericht_2010.pdf</ref>
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Mistelprodukte gegen Krebs sind die Hauptumsatzbereiche der obigen Firmen. 20-30% aller Tumorpatienten erwägen, Mistelprodukte anzuwenden. Man schätzt, dass allein in der BRD jährlich 35-40&nbsp;Mio. Euro mit diesen Präparaten umgesetzt werden. Bis heute haben diese Medikamente keinen Wirksamkeitsnachweis erbringen müssen, weil aufgrund politischer Lobbyarbeit in den 1970er Jahren (u.a. mit Hilfe des damaligen Bundespräsidenten Carl Carstens) den anthroposophischen Mitteln im deutschen Arzneimittelrecht ein Sonderstatus im Rahmen der [[Besondere Therapierichtungen|"besonderen Therapierichtungen"]] zugebilligt wurde. Es reicht bis heute aus, dass die entsprechenden Anbieter saubere Produkte in den Handel bringen. Eines Wirksamkeitsnachweises für die Zulassung bzw. Verkehrsfähigkeit der Mittel bedarf es aber nicht. Das spart den Herstellern viele Millionen an Forschungsgeldern, denn die Zulassung eines Fertigarzneimittels kostet in der BRD zwischen 150 und 250&nbsp;Mio. Euro. Diese eingesparten Gelder bzw. der Gewinn aus nicht zu verausgabenden Forschungsmitteln konnte in breite Marketingkampagnen fließen. Dies ist eine der Hauptursachen, warum Mistelprodukte - trotz fehlender Wirkungen und bekannter Nebenwirkungen - in der Bevölkerung als heilsam bei Krebs angesehen werden. Dieses positive Vorurteil ist die Folge einer effektiven, jahrzehntelangen Marketingkampagne anthroposophisch orientierter Firmen.
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Mistelprodukte gegen Krebs sind die Hauptumsatzbereiche der obigen Firmen. 20-30% aller Tumorpatienten erwägen, Mistelprodukte anzuwenden. Nach Schätzungen werden allein in der BRD jährlich 35-40&nbsp;Mio. Euro mit diesen Präparaten umgesetzt. Bis heute haben diese Medikamente keinen Wirksamkeitsnachweis erbringen müssen, weil aufgrund politischer Lobbyarbeit in den 1970er Jahren (u.a. mit Hilfe des damaligen Bundespräsidenten Carl Carstens) den anthroposophischen Mitteln im deutschen Arzneimittelrecht ein Sonderstatus im Rahmen der [[Besondere Therapierichtungen|"besonderen Therapierichtungen"]] zugebilligt wurde. Es reicht bis heute aus, dass die entsprechenden Produkte lediglich frei von Verunreinigungen sind. Für die Zulassung bzw. Verkehrsfähigkeit als Medikament ist kein Wirksamkeitsnachweis erforderlich. Das erspart den Herstellern viele Millionen an Forschungsinvestitionen (die Zulassung eines Fertigarzneimittels kostet in der BRD zwischen 150 und 250&nbsp;Mio. Euro). Diese eingesparten Gelder bzw. der Gewinn aus nicht zu verausgabenden Forschungsmitteln konnte in breite Marketingkampagnen fließen. Dies ist eine der Hauptgründe, weshalb Mistelprodukte - trotz fehlender Wirkungen und bekannter Nebenwirkungen - in der Bevölkerung als heilsam bei Krebs angesehen werden. Dieses positive Vorurteil ist die Folge einer effektiven jahrzehntelangen Marketingkampagne anthroposophisch orientierter Firmen.
    
==Angenommener Wirkmechanismus==
 
==Angenommener Wirkmechanismus==
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==Anwendung==
 
==Anwendung==
In der Regel wird das Mistelpräparat unter die Haut (subkutan) oder direkt in das Tumorgewebe gespritzt. Möglich sind außerdem die perorale, die intravenöse Gabe oder die Injektion in bestimmte Körperhöhlen wie den Rippenfellspalt und den Herzbeutelspalt.  
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In der Regel wird das Mistelpräparat unter die Haut (subkutan) oder direkt in das Tumorgewebe injiziert. Möglich sind außerdem die perorale, die intravenöse Gabe oder die Injektion in bestimmte Körperhöhlen wie den Rippenfellspalt und den Herzbeutelspalt.  
    
==Welche Produkte gibt es?==
 
==Welche Produkte gibt es?==
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Iscador versagte auch in neueren Studien bei Krebspatienten. Eggermont et al. (2001)<ref>Eggermont AMM, Kleeberg UR, Ruiter DJ, Suciu S. in: Perry MC (Ed.) American Society of Clinical Oncology (ASCO) 37th annual meeting (Spring 2001), Educational Book, 88-93, 2001</ref> führten bei Melanompatienten eine einjährige Iscadortherapie mit 830&nbsp;Patienten durch und verglichen den Behandlungserfolg mit jenem einer Niedrigdosis-Interferontherapie (IFN alpha-2b). Bei Patienten, bei denen der Hauttumor bereits die Lymphknoten befallen hatte, ergab sich das erschreckende Resultat, dass hier die Häufigkeit an Gehirnmetastasen signifikant höher war als unter Interferontherapie bei gleichzeitig signifikant kürzerer, symptomfreier Überlebenszeit und niedrigerer Gesamtüberlebensrate.
 
Iscador versagte auch in neueren Studien bei Krebspatienten. Eggermont et al. (2001)<ref>Eggermont AMM, Kleeberg UR, Ruiter DJ, Suciu S. in: Perry MC (Ed.) American Society of Clinical Oncology (ASCO) 37th annual meeting (Spring 2001), Educational Book, 88-93, 2001</ref> führten bei Melanompatienten eine einjährige Iscadortherapie mit 830&nbsp;Patienten durch und verglichen den Behandlungserfolg mit jenem einer Niedrigdosis-Interferontherapie (IFN alpha-2b). Bei Patienten, bei denen der Hauttumor bereits die Lymphknoten befallen hatte, ergab sich das erschreckende Resultat, dass hier die Häufigkeit an Gehirnmetastasen signifikant höher war als unter Interferontherapie bei gleichzeitig signifikant kürzerer, symptomfreier Überlebenszeit und niedrigerer Gesamtüberlebensrate.
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Steuer-Vogt et al.<ref>Steuer-Vogt MK, Bonkowsky V, Ambrosch P, Scholz M, Neiß A, Strutz J, Henning M, Lenarz T, Arnold W: The effect of an adjuvant mistletoe treatment programme in resected head and neck cancer patients: a randomised controlled clinical trial. Eur J Cancer, 37, 21-31, 2001</ref> berichteten im Deutschen Ärzteblatt in Kurzform über die Ergebnisse ihrer Studie, die sie kurz vorher im European Journal of Cancer veröffentlicht hatten. In der Abteilung für Otorhinolaryngologie des Münchner Klinikums rechts der Isar konnte in Zusammenarbeit mit Universitätskliniken in Göttingen und Regensburg gezeigt werden, dass auch die Verabreichung von Mistellektin-Extrakten nutzlos war. In einer 477&nbsp;Patienten mit squamösem Karzinom im Bereich des Halses und Nackens umfassenden klinischen Studie schnitt die mit Mistellektinextrakten behandelte Patientengruppe hinsichtlich der 5-Jahresüberlebensrate ebenso schlecht wie die nicht behandelte Kontrollgruppe ab.
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Steuer-Vogt et al.<ref>Steuer-Vogt MK, Bonkowsky V, Ambrosch P, Scholz M, Neiß A, Strutz J, Henning M, Lenarz T, Arnold W: The effect of an adjuvant mistletoe treatment programme in resected head and neck cancer patients: a randomised controlled clinical trial. Eur J Cancer, 37, 21-31, 2001</ref> berichteten im Deutschen Ärzteblatt in Kurzform über die Ergebnisse ihrer Studie, die sie kurz vorher im European Journal of Cancer veröffentlicht hatten. In der HNO-Abteilung des Münchner Klinikums Rechts der Isar konnte in Zusammenarbeit mit den Universitätskliniken in Göttingen und Regensburg gezeigt werden, dass auch die Verabreichung von Mistellektin-Extrakten nutzlos war. In einer 477&nbsp;Patienten mit squamösem Karzinom im Bereich des Halses und Nackens umfassenden klinischen Studie schnitt die mit Mistellektinextrakten behandelte Patientengruppe hinsichtlich der 5-Jahresüberlebensrate ebenso schlecht ab wie die unbehandelte Kontrollgruppe.
    
==Mistelprodukte aktivieren das Immunsystem - und dabei auch den Krebs==
 
==Mistelprodukte aktivieren das Immunsystem - und dabei auch den Krebs==
Mistelextrakte und -presssäfte stellen nach intramuskulärer oder intravenöser Gabe einen massiven Eingriff in das Immunsystem dar. Ursache sind die Lektine, die als starke Antigene wirken. Sie führen zu einer massiven Ausschüttung bestimmter Fraktionen weißer Blutkörperchen, die wiederum Alarmstoffe in das Blut abgeben und eine Abwehrkaskade auslösen. Vorteilhaft ist, dass dieser Prozess sehr effektiv verläuft und die gebildeten Antikörper die eingespritzten Lektine recht schnell deaktivieren können. Das ist der Hauptgrund, warum die 'immunstimulierende Wirkung' der Lektine, die an der Höhe bestimmter weißer Blutkörperchenfraktionen festgemacht wird, mit zunehmender Applikationshäufigkeit nachlässt. Das Immunsystem hat einen hohen Antikörperspiegel gebildet und fängt die Antigene rechtzeitig ab.
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Mistelextrakte und -presssäfte stellen nach intramuskulärer oder intravenöser Gabe einen massiven Reiz für das Immunsystem dar. Ursache sind die Lektine, die als starke Antigene wirken. Sie führen zu einer massiven Ausschüttung bestimmter Fraktionen weißer Blutkörperchen, die wiederum Alarmstoffe in das Blut abgeben und eine Kaskade an Abwehrreaktionen auslösen. Vorteilhaft ist, dass dieser Prozess sehr effektiv verläuft und die gebildeten Antikörper die eingespritzten Lektine recht schnell deaktivieren können. Das ist der Hauptgrund, warum die 'immunstimulierende Wirkung' der Lektine, die anhand des Anstiegs bestimmter weißer Blutkörperchen festgemacht wird, mit zunehmender Applikationshäufigkeit nachlässt. Das Immunsystem hat einen hohen Antikörperspiegel gebildet und fängt die Antigene rechtzeitig ab.
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Allerdings werden trotzdem Alarmbotenstoffe gebildet, die den Zytokinen zuzurechnen sind. Es handelt sich um Interleukin-1 und&nbsp;-6, Tumornekrosefaktor alpha und den Zellwachstumsfaktor CM-CSF. In einer ganzen Reihe von Zellkultur- und Tierversuchen konnte gezeigt werden, dass Interleukin-6 das Wachstum von B-Zell-Lymphomen, Plasmozytomen, Melanomen, Glioblastomen, Bronchialkarzinomen, Prostatakarzinomen, hepatozellulären Karzinomen, metastasierenden Ovarial- und Nierenzellkarzinomen beschleunigen kann (Gabius und Gabius 2002.<ref>Gabius S, Gabius HJ: Lektinbezogene Mistelanwendung: experimentelle Therapieform mit präklinisch belegtem Risikopotential. Dtsch Med Wochenschr, 127, 457-459, 2002</ref>) Vor diesem Hintergrund wird klar, warum Iscador die 5-Jahresüberlebensrate bei Patientinnen mit Ovarialkarzinom in der Studie von Leroi und Hajto (1982)<ref>Leroi R, Hajto T: Die Iscadortherapie beim Ovarialkarzinom. Krebsgeschehen, Nr.2, 38-44, 1982</ref> deutlich unter das Niveau einer konventionellen Therapie senkte. Iscador bringt den Tumor zum Blühen und verschlechtert offenbar die Überlebenschancen der Patientinnen.
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Allerdings werden trotzdem Alarmbotenstoffe aus der Gruppe der Zytokine gebildet. Es handelt sich um Interleukin-1 und&nbsp;-6, Tumornekrosefaktor alpha und den Zellwachstumsfaktor CM-CSF. In einer ganzen Reihe von Zellkultur- und Tierversuchen konnte gezeigt werden, dass Interleukin-6 das Wachstum von B-Zell-Lymphomen, Plasmozytomen, Melanomen, Glioblastomen, Bronchialkarzinomen, Prostatakarzinomen, hepatozellulären Karzinomen, metastasierenden Ovarial- und Nierenzellkarzinomen beschleunigen kann (Gabius und Gabius 2002.<ref>Gabius S, Gabius HJ: Lektinbezogene Mistelanwendung: experimentelle Therapieform mit präklinisch belegtem Risikopotential. Dtsch Med Wochenschr, 127, 457-459, 2002</ref>) Vor diesem Hintergrund wird klar, warum Iscador die 5-Jahresüberlebensrate bei Patientinnen mit Ovarialkarzinom in der Studie von Leroi und Hajto (1982)<ref>Leroi R, Hajto T: Die Iscadortherapie beim Ovarialkarzinom. Krebsgeschehen, Nr.2, 38-44, 1982</ref> deutlich unter das Niveau einer konventionellen Therapie senkte. Iscador bringt den Tumor zum Blühen und verschlechtert offenbar die Überlebenschancen der Patientinnen.
    
==Die Gesundheitspolitik unternimmt nichts gegen Mistelprodukte==
 
==Die Gesundheitspolitik unternimmt nichts gegen Mistelprodukte==
Obwohl viele Hinweise auf die schädliche Wirkung von Mistelprodukten vorliegen, ist ein Handeln staatlicher Kontrollbehörden in dieser Frage nicht zu erwarten. Offenbar funktionieren die internen Netzwerke der anthroposophischen Szene, die weit in die politischen Parteien reichen, ganz exzellent. Es ist davon auszugehen, dass auch in den nächsten Jahren trotz der sich andeutenden Negativbewertungen von Mistelprodukten keine Anstalten unternommen werden, die Mistelprodukte vom Markt zu nehmen.  
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Obwohl viele Hinweise auf die schädliche Wirkung von Mistelprodukten vorliegen, sind staatliche Kontrollbehörden in dieser Frage bisher nicht aktiv geworden. Offenbar funktionieren die internen Netzwerke der anthroposophischen Szene, die weit in die politischen Parteien reichen, ganz exzellent. Es ist davon auszugehen, dass auch in den nächsten Jahren trotz der sich andeutenden Negativbewertungen von Mistelprodukten keine Anstalten unternommen werden, die Mistelprodukte vom Markt zu nehmen.  
    
==Wissenschaftliche Studienlage==
 
==Wissenschaftliche Studienlage==
Methodisch einwandfreie Studien zeigen keine Vorteile der Misteltherapie gegenüber Placebo.<ref>Stauder H, Kreuser ED: Mistletoe extracts standardised in terms of mistletoe lectins (ML I) in oncology: current state of clinical research. Onkol 2002; 25: 374–380</ref> Ein zusammenfassendes Review von Ernst aus dem Jahre 2003 konnte keinen wissenschaftlich einwandfreien Nachweis für die Wirksamkeit der Misteltherapie in bis dahin veröffentlichten wissenschaftlichen Studien erkennen.&nbsp;<ref>Ernst E, Schmidt K, Steuer-Vogt MK. Mistletoe for cancer? A systematic review of randomised clinical trials. Int J Cancer. 2003 Nov 1;107(2):262-7</ref> Es liegen nur bislang nicht replizierte Hinweise für eine mögliche Steigerung der Lebensqualität vor.<ref>Horneber MA, Bueschel G, Huber R, Linde K, Rostock M. Mistletoe therapy in oncology. Cochrane Database Syst Rev. 2008 Apr 16;(2):CD003297</ref> Studien mit positiven Ergebnissen wie die von [[Ronald Grossarth-Maticek]]<ref>Grossarth-Maticek R, Kiene H, Baumgartner SM, Ziegler R: Use of iscador, an extract of European mistletoe (viscum album), in cancer treatment: prospective nonrandomized and randomized matched-pair studies nested within a cohort study. Alternat Ther Hlth Med 2001; 7: 57–78</ref>, die auch von der Weleda AG verbreitet wird, weisen methodische Mängel auf.<ref>http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=39983</ref>
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Methodisch einwandfreie Studien zeigen keine Vorteile der Misteltherapie gegenüber Placebo.<ref>Stauder H, Kreuser ED: Mistletoe extracts standardised in terms of mistletoe lectins (ML I) in oncology: current state of clinical research. Onkol 2002; 25: 374–380</ref> Ein zusammenfassendes Review von Ernst aus dem Jahre 2003 konnte keinen wissenschaftlich einwandfreien Nachweis für die Wirksamkeit der Misteltherapie in bis dahin veröffentlichten wissenschaftlichen Studien erkennen.<ref>Ernst E, Schmidt K, Steuer-Vogt MK. Mistletoe for cancer? A systematic review of randomised clinical trials. Int J Cancer. 2003 Nov 1;107(2):262-7</ref> Es liegen nur bislang nicht replizierte Hinweise für eine mögliche Steigerung der Lebensqualität vor.<ref>Horneber MA, Bueschel G, Huber R, Linde K, Rostock M. Mistletoe therapy in oncology. Cochrane Database Syst Rev. 2008 Apr 16;(2):CD003297</ref> Studien mit positiven Ergebnissen wie die von [[Ronald Grossarth-Maticek]]<ref>Grossarth-Maticek R, Kiene H, Baumgartner SM, Ziegler R: Use of iscador, an extract of European mistletoe (viscum album), in cancer treatment: prospective nonrandomized and randomized matched-pair studies nested within a cohort study. Alternat Ther Hlth Med 2001; 7: 57–78</ref>, die auch von der Weleda AG verbreitet wird, weisen methodische Mängel auf.<ref>http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=39983</ref>
    
==Unerwünschte Wirkungen / Nebenwirkungen==
 
==Unerwünschte Wirkungen / Nebenwirkungen==
Unerwünschte Wirkungen der Misteltherapie betreffen das Herz-Kreislauf-System (Blutdruckabfall oder -anstieg, Verlangsamung des Herzschlags), den Magen-Darm-Trakt (Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Dehydratation), das zentrale Nervensystem (Verwirrtheit, Halluzinationen, epileptische Anfälle) sowie das Immunsystem (Fieber, Anstieg der weißen Blutkörperchen im Blut). Lokale Entzündungsreaktionen an der Injektionsstelle (wie Rötung, Schwellung, Schmerzen) sind häufig. Schwerwiegende Komplikationen sind selten, jedoch wurden einige Todesfälle nach Anwendung von Mistelpräparaten berichtet. Ursache hierfür können allergische Reaktionen sein, die zu einem anaphylaktischen Schock führen können. Nicht angezeigt ist die Misteltherapie während der Schwangerschaft und in der Stillzeit.
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Unerwünschte Wirkungen der Misteltherapie betreffen das Herz-Kreislauf-System (Blutdruckabfall oder -anstieg, Verlangsamung des Herzschlags), den Magen-Darm-Trakt (Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Dehydratation), das zentrale Nervensystem (Verwirrtheit, Halluzinationen, epileptische Anfälle) sowie das Immunsystem (Fieber, Anstieg der weißen Blutkörperchen). Lokale Entzündungsreaktionen an der Injektionsstelle (wie Rötung, Schwellung, Schmerzen) sind häufig. Schwerwiegende Komplikationen sind selten, jedoch wurden einige Todesfälle nach Anwendung von Mistelpräparaten berichtet. Ursache hierfür können allergische Reaktionen sein, die zu einem anaphylaktischen Schock führen können. Nicht angezeigt ist die Misteltherapie während der Schwangerschaft und in der Stillzeit.
    
Es gibt zunehmend Hinweise darauf, dass Mistelprodukte (Presssäfte, Lektinextrakte) das Tumorwachstum stimulieren und die Überlebenszeit der Patienten verkürzen.<ref>Lutz Edler: [http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=39983 Mistel in der Krebstherapie: Fragwürdige Ergebnisse neuerer klinischer Studien]. Dtsch Arztebl 2004; 101(1-2): A-44 / B-39 / C-39</ref>
 
Es gibt zunehmend Hinweise darauf, dass Mistelprodukte (Presssäfte, Lektinextrakte) das Tumorwachstum stimulieren und die Überlebenszeit der Patienten verkürzen.<ref>Lutz Edler: [http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=39983 Mistel in der Krebstherapie: Fragwürdige Ergebnisse neuerer klinischer Studien]. Dtsch Arztebl 2004; 101(1-2): A-44 / B-39 / C-39</ref>
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