| Verschwörungstheorien werden gerne benutzt, weil sie meist in sich geschlossene Argumentationssysteme sind. Diese sind so angelegt, dass sie nicht oder nur schwer zu widerlegen (falsifizierbar) sind. Wer einer Verschwörungstheorie nicht glaubt, gehört aus Sicht ihrer Befürworter entweder selbst zu einer Gruppe von Verschwörern oder ist nicht aufgeklärt genug. | | Verschwörungstheorien werden gerne benutzt, weil sie meist in sich geschlossene Argumentationssysteme sind. Diese sind so angelegt, dass sie nicht oder nur schwer zu widerlegen (falsifizierbar) sind. Wer einer Verschwörungstheorie nicht glaubt, gehört aus Sicht ihrer Befürworter entweder selbst zu einer Gruppe von Verschwörern oder ist nicht aufgeklärt genug. |
− | Verschwörungstheorien widersprechen sich häufig gegenseitig und können somit aus logischer Sicht widerlegt oder zumindest in Zweifel gezogen werden. Anhänger und Gläubige von Verschwörungstheorien sehen in derartigen Widersprüchen kein Hindernis, erstaunlicherweise auch dann wenn sie sich selbst zur Gruppe der so genannten [[Truther]] zählen, die sich einer individuellen "Wahrheit" verpflichtet sehen. Eine Studie britischer Psychologen kommt in einem Artikel von "Social Psychological & Personality Science" zu dem Ergebnis, daß es Anhängern von Verschwörungstheorien vor allem um Misstrauen an "offiziellen" Berichten und Rechercheergebnissen von Regierungen oder "mächtigen" Behörden geht, weniger geht es tatsächlich um eine Annäherung an die Realität. Ob sich darauffolgende konkrete Thesen gegenseitig stützen oder widersprechen, scheint egal zu sein - Hauptsache, sie passen zu einer bestimmten Grundannahme. In ihrer Studie fanden die Autoren von der University of Kent heraus, daß befragte Studenten gleichzeitig sich ausschließende Verschwörungstheorien für wahrscheinlich hielten. Es wurden zwei Versuche durchgeführt. Im ersten fragten sie 137 Studenten nach ihrer Zustimmung zu verschiedenen Verschwörungstheorien - von der angeblich nie passierten Mondlandung bis zur Idee, dass die US-Regierung hinter dem Terroranschlag auf das World Trade Center stecke. Doch besonderes Augenmerk hatten die Forscher auf eine Reihe von Fragen zum Tod von Prinzessin Diana. Im Ergebnis zeigte sich, dass Menschen, die der offiziellen Geschichte über Dianas Tod misstrauen, sich nicht auf eine einzelne Verschwörungstheorie festlegen, sondern gleichzeitig mehrere, sich auch völlig widersprechende für möglich halten. Ein zweites Experiment, dass die Forscher in den Wochen nach dem Angriff auf Osama Bin Ladens Anwesen in Pakistan durchführten, bestätigte dies. Hier befragten die Forscher 102 Studenten, nachdem diese einen Bericht über Bin Ladens Tod gelesen hatten, aber auch den Hinweis erhalten hatten, dass einige Menschen diese offizielle Version anzweifeln. Es zeigte sich nun: wer der Meinung war, dass die US-Regierung Informationen zurückhielt, der hielt es auch für wahrscheinlich, dass Bin Laden schon vorher tot gewesen war - oder immer noch am Leben ist.<ref>Michael J. Wood, Karen M. Douglas, Robbie M. Sutton: "Dead and Alive: Beliefs in Contradictory Conspiracy Theories", Social Psychological and Personality Science, 25. Januar 2012 [http://m.spp.sagepub.com/content/early/2012/01/18/1948550611434786]</ref> (teilweise zitiert aus: [http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,811832,00.html]) | + | Verschwörungstheorien widersprechen sich häufig gegenseitig und können somit aus logischer Sicht widerlegt oder zumindest in Zweifel gezogen werden. Anhänger und Gläubige von Verschwörungstheorien sehen in derartigen Widersprüchen kein Hindernis, erstaunlicherweise auch dann wenn sie sich selbst zur Gruppe der so genannten [[Truther]] zählen, die sich einer individuellen "Wahrheit" verpflichtet sehen. Eine Studie britischer Psychologen kommt in einem Artikel von "Social Psychological & Personality Science" zu dem Ergebnis, dass es Anhängern von Verschwörungstheorien vor allem um Misstrauen an "offiziellen" Berichten und Rechercheergebnissen von Regierungen oder "mächtigen" Behörden geht, weniger geht es tatsächlich um eine Annäherung an die Realität. Ob sich darauffolgende konkrete Thesen gegenseitig stützen oder widersprechen, scheint egal zu sein - Hauptsache, sie passen zu einer bestimmten Grundannahme. In ihrer Studie fanden die Autoren von der University of Kent heraus, dass befragte Studenten gleichzeitig sich ausschließende Verschwörungstheorien für wahrscheinlich hielten. Es wurden zwei Versuche durchgeführt. Im ersten fragten sie 137 Studenten nach ihrer Zustimmung zu verschiedenen Verschwörungstheorien - von der angeblich nie passierten Mondlandung bis zur Idee, dass die US-Regierung hinter dem Terroranschlag auf das World Trade Center stecke. Doch besonderes Augenmerk hatten die Forscher auf eine Reihe von Fragen zum Tod von Prinzessin Diana. Im Ergebnis zeigte sich, dass Menschen, die der offiziellen Geschichte über Dianas Tod misstrauen, sich nicht auf eine einzelne Verschwörungstheorie festlegen, sondern gleichzeitig mehrere, sich auch völlig widersprechende für möglich halten. Ein zweites Experiment, dass die Forscher in den Wochen nach dem Angriff auf Osama Bin Ladens Anwesen in Pakistan durchführten, bestätigte dies. Hier befragten die Forscher 102 Studenten, nachdem diese einen Bericht über Bin Ladens Tod gelesen hatten, aber auch den Hinweis erhalten hatten, dass einige Menschen diese offizielle Version anzweifeln. Es zeigte sich nun: wer der Meinung war, dass die US-Regierung Informationen zurückhielt, der hielt es auch für wahrscheinlich, dass Bin Laden schon vorher tot gewesen war - oder immer noch am Leben ist.<ref>Michael J. Wood, Karen M. Douglas, Robbie M. Sutton: "Dead and Alive: Beliefs in Contradictory Conspiracy Theories", Social Psychological and Personality Science, 25. Januar 2012 [http://m.spp.sagepub.com/content/early/2012/01/18/1948550611434786]</ref> (teilweise zitiert aus: [http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,811832,00.html]) |