Änderungen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
K
keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1: −
Unter dem Begriff '''Magnetische Wasserenthärtung''' werden Geräte angeboten, die an der Wasserleitung befestigt oder in die Leitung eingefügt werden und die mittels magnetischer Kraft das Leitungswasser enthärten sollen.
+
Unter dem Begriff '''Magnetische Wasserenthärtung''' werden Geräte angeboten, die an der Wasserleitung befestigt oder in die Leitung eingefügt werden und mittels magnetischer Kraft das Leitungswasser enthärten sollen.
    
==Wasserhärte==
 
==Wasserhärte==
Zeile 9: Zeile 9:  
[[image:MagnetentkalkerPseudo.png|thumb|Vermeintlich Magnetfelder erzeugendes Gerät<ref>Ältere Anschlussanleitung des Gerätes M101 der Kemo-Electronic GmbH, 27607 Langen</ref>]]
 
[[image:MagnetentkalkerPseudo.png|thumb|Vermeintlich Magnetfelder erzeugendes Gerät<ref>Ältere Anschlussanleitung des Gerätes M101 der Kemo-Electronic GmbH, 27607 Langen</ref>]]
 
===Permanentmagnete zum Einlegen in Geräte und Gefäße===
 
===Permanentmagnete zum Einlegen in Geräte und Gefäße===
Hierbei handelt es sich um Magnete mit einer Umhüllung aus Kunststoff die beispielsweise in die Kaffeemaschine oder den Spülkasten der Toilette gelegt werden. Eine Magnetkugel, die mit der Wäsche in die Trommel der Waschmaschine gegeben wird, soll dabei nicht nur Kalbablagerungen verhindern, sondern auch 50% Waschmittel sparen (siehe auch [[Waschmagnet]]). Solche Produkte sind teilweise für unter 10 Euro erhältlich.
+
Hierbei handelt es sich um Magnete mit einer Umhüllung aus Kunststoff, die beispielsweise in die Kaffeemaschine oder den Spülkasten der Toilette gelegt werden. Eine Magnetkugel, die mit der Wäsche in die Trommel der Waschmaschine gegeben wird, soll dabei nicht nur Kalbablagerungen verhindern, sondern auch 50% Waschmittel sparen (siehe auch [[Waschmagnet]]). Solche Produkte sind teilweise für unter 10 Euro erhältlich.
    
===Außen an der Wasserleitung anzubringende Geräte===
 
===Außen an der Wasserleitung anzubringende Geräte===
Zeile 16: Zeile 16:  
Eine Firma Hydropath Ltd. aus Watford bei London bietet ein Gerät an, dass ein Magnetfeld mit einer relativ hohen Frequenz von 200&nbsp;kHz erzeugt. Entgegen anderen magnetischen Kalkschutzprodukten, die von Hydropath als wirkungslos dargestellt werden, würden so Radiowellen in die Leitung übertragen und dadurch "im ganzen Rohrleitungsnetz pulsierend wirksam".<ref>EP 0720588: Method and apparatus for treating fluids with radio frequency signals. Anmelder: Hydropath Holdings Ltd., Watford. Erfinder: Daniel Stefanini. Anmeldung: 23.09.1994. Patenterteilung: 03.02.1999</ref>
 
Eine Firma Hydropath Ltd. aus Watford bei London bietet ein Gerät an, dass ein Magnetfeld mit einer relativ hohen Frequenz von 200&nbsp;kHz erzeugt. Entgegen anderen magnetischen Kalkschutzprodukten, die von Hydropath als wirkungslos dargestellt werden, würden so Radiowellen in die Leitung übertragen und dadurch "im ganzen Rohrleitungsnetz pulsierend wirksam".<ref>EP 0720588: Method and apparatus for treating fluids with radio frequency signals. Anmelder: Hydropath Holdings Ltd., Watford. Erfinder: Daniel Stefanini. Anmeldung: 23.09.1994. Patenterteilung: 03.02.1999</ref>
   −
Fluid-Magnetics ist ein auch als "Wassermagnet" bezeichnetes Produkt (280 Euro), das von der Firma Baukontrol<ref>BAUKONTROL, Kögelgasse 9, 75031 Eppingen-Mühlbach</ref> aus Eppingen-Mühlbach angeboten wird und das Hartferritmagnete enthalten soll. Es wird in der Nähe einer Trinkwasserrohrleitung angebracht und soll Wunderwirkungen durch seine "physikalische Wasserbehandlung" entfalten. Demnach komme es zu einer "physikalischen Aufbereitung" von Trinkwasser, die eine Veränderung von Kalkstrukturen mit sich bringe, sodass Kalk an der Innenseite von Wasserrohren ins Wasser abgegeben werde. Behandeltes Wasser würde aber auch keine Kalkflecken beim Reinigen mehr hinterlassen und beim Wäschewaschen würde weniger Waschmittel verbraucht werden, ''da sich ihr Pulver im Wasser besser löst''. Baukontrol biet zudem auch Produkte zur [[Esoterische Mauertrockenlegung|esoterischen Mauertrockenlegung]] an. Überraschenderweise empfiehl Baukontrol den Kunden ihres "AntiLegionell-Systems" zur Verhinderung einer Legionellose (Legionärskrankheit) nicht das eigene "Fluid-Magnetice" zur Verhinderung von Kalkablagerungen, sondern die Anwendung von Essigwasser: ''Wir empfehlen bei sehr kalkhaltigem Wasser ANTILegionell einmal jährlich in Zitronensäure-Lösung oder in Essigwasser zu entkalken (ca. 3-5 Stunden einwirken lassen)''<ref>http://www.baukontrol.de/antilegionell_bannt_legionellen.html</ref>
+
Fluid-Magnetics ist ein auch als "Wassermagnet" bezeichnetes Produkt (280 Euro), das von der Firma Baukontrol<ref>BAUKONTROL, Kögelgasse 9, 75031 Eppingen-Mühlbach</ref> aus Eppingen-Mühlbach angeboten wird und Hartferritmagnete enthalten soll. Es wird in der Nähe einer Trinkwasserrohrleitung angebracht und soll durch seine "physikalische Wasserbehandlung" Wunderwirkungen entfalten. Demnach komme es zu einer "physikalischen Aufbereitung" von Trinkwasser, die eine Veränderung von Kalkstrukturen mit sich bringe, sodass Kalk an der Innenseite von Wasserrohren ins Wasser abgegeben werde. Behandeltes Wasser hinterlasse aber auch keine Kalkflecken beim Reinigen mehr und beim Wäschewaschen werde weniger Waschmittel verbraucht, ''da sich ihr Pulver im Wasser besser löst''. Baukontrol biet zudem auch Produkte zur [[Esoterische Mauertrockenlegung|esoterischen Mauertrockenlegung]] an. Überraschenderweise empfiehlt Baukontrol den Kunden ihres "AntiLegionell-Systems" zur Verhinderung einer Legionellose (Legionärskrankheit) nicht das eigene "Fluid-Magnetice" zur Verhinderung von Kalkablagerungen, sondern die Anwendung von Essigwasser: ''Wir empfehlen bei sehr kalkhaltigem Wasser ANTILegionell einmal jährlich in Zitronensäure-Lösung oder in Essigwasser zu entkalken (ca. 3-5 Stunden einwirken lassen)''<ref>http://www.baukontrol.de/antilegionell_bannt_legionellen.html</ref>
    
===Durchflussgeräte===
 
===Durchflussgeräte===
Zeile 22: Zeile 22:     
===Geräte mit elektrischen statt magnetischen Feldern===
 
===Geräte mit elektrischen statt magnetischen Feldern===
Zu den magnetischen Wasserenthärtern werden fälschlich oft Geräte gezählt, die ein schwaches elektrisches Wechselfeld mit einer Frequenz von einigen kHz erzeugen und dazu kapazitiv an die Wasserleitung gekoppelt werden (z.B. ''Kalk Max''). Da dies mit "Spulen" geschieht, d.h. mit Draht, der auf einigen cm Länge außen um die Leitung gewickelt wird, kann der Eindruck entstehen, dass hier Elektromagnetismus eine Rolle spielt. Zumindest bei Leitungen aus Metall kann so aber überhaupt kein elektrisches Feld im Innern der Leitung erzeugt werden; etwaige Erklärungen zur Wirkung des Feldes auf das Wasser sind damit hinfällig.
+
Zu den magnetischen Wasserenthärtern werden fälschlich oft Geräte gezählt, die ein schwaches elektrisches Wechselfeld mit einer Frequenz von einigen kHz erzeugen und dazu kapazitiv an die Wasserleitung gekoppelt werden (z.B. ''Kalk Max''). Da dies mit "Spulen" geschieht, d.h. mit Draht, der auf einigen cm Länge außen um die Leitung gewickelt wird, kann der Eindruck entstehen, dass hier Elektromagnetismus eine Rolle spielt. Zumindest bei Leitungen aus Metall kann so aber überhaupt kein elektrisches Feld im Innern der Leitung erzeugt werden; etwaige Erklärungen zur Wirkung des Feldes auf das Wasser sind damit hinfällig.
    
Systeme auf der Basis von elektrischen Feldern gibt es ebenfalls als Durchflussgeräte ("Impulstechnik", z.B. ''Watercat OCX'') und auch in Kombination mit Magneten (z.B. ''Watercat OCS'').
 
Systeme auf der Basis von elektrischen Feldern gibt es ebenfalls als Durchflussgeräte ("Impulstechnik", z.B. ''Watercat OCX'') und auch in Kombination mit Magneten (z.B. ''Watercat OCS'').
    
==Werbeaussagen und behauptete Wirkungsweise==
 
==Werbeaussagen und behauptete Wirkungsweise==
Magnetische Wasserenthärter werden mit verschiedenen Versprechungen angeboten. Das sind besonders: einfachste Montage, keine oder geringe Energiekosten, lange Funktionsgarantie, kein Zusatz von Chemikalien, Umweltfreundlichkeit usw. Oft heißt es auch, nicht nur die Neubildung von Kalkablagerungen würde verhindert, sondern schon vorhandene würden mit der Zeit abgebaut. Nachdem dies erfolgt ist, würde sich, so ein Hersteller, an der Rohrwandung "eine Schutzschicht aus den im Wasser befindlichen Mineralien" bilden.
+
Magnetische Wasserenthärter werden mit verschiedenen Versprechungen angeboten. Das sind besonders: einfachste Montage, keine oder geringe Energiekosten, lange Funktionsgarantie, kein Zusatz von Chemikalien, Umweltfreundlichkeit usw. Oft heißt es auch, nicht nur die Neubildung von Kalkablagerungen werde verhindert, sondern schon vorhandene werde mit der Zeit abgebaut. Nachdem dies erfolgt sei, bilde sich, so ein Hersteller, an der Rohrwandung "eine Schutzschicht aus den im Wasser befindlichen Mineralien".
   −
Die Hersteller behaupten, dass beim Vorbeifließen des Wassers an den Magneten der Geräte die "Struktur" des Wassers oder der darin gelösten oder mitgeschwemmten Salze geändert werde ("Umformung" der Kalkkristalle im Wasser), und diese sich weder an der Wasserleitung noch z.B. an Armaturen niederschlagen können. Andere Erklärungen für die behauptete Wirkung ist die Erzeugung von Kristallisationskeimen bzw. die Behinderung der Ausfällung der Kalzium- und Magnesiumsalzen an den Materialien.
+
Die Hersteller behaupten, dass beim Vorbeifließen des Wassers an den Magneten der Geräte die "Struktur" des Wassers oder der darin gelösten oder mitgeschwemmten Salze geändert werde ("Umformung" der Kalkkristalle im Wasser) und diese sich weder an der Wasserleitung noch z.B. an Armaturen niederschlagen können. Andere Erklärungen für die behauptete Wirkung ist die Erzeugung von Kristallisationskeimen bzw. die Behinderung der Ausfällung der Kalzium- und Magnesiumsalzen an den Materialien.
   −
Völlig unplausibel sind Aussagen, die Geräte würden ihre Wirksamkeit erst nach einigen Wochen Betrieb erlangen.
+
Völlig unplausibel sind Aussagen, die Geräte erlangten ihre Wirksamkeit erst nach einigen Wochen Betrieb.
    
==Wirksamkeit==
 
==Wirksamkeit==
 
Die behauptete Wirkungsweise dieser Geräte ist physikalisch unmöglich, denn man kann mit einem Magneten weder die Struktur des Wassers noch die der gelösten Stoffe beeinflussen, denn weder das Wasser noch die darin gelösten Stoffe besitzen eine feste Struktur.
 
Die behauptete Wirkungsweise dieser Geräte ist physikalisch unmöglich, denn man kann mit einem Magneten weder die Struktur des Wassers noch die der gelösten Stoffe beeinflussen, denn weder das Wasser noch die darin gelösten Stoffe besitzen eine feste Struktur.
   −
Wassermoleküle sind nicht magnetisch und nach außen hin weder negativ noch positiv geladen. Daher werden sie in einem Magnetfeld nicht aus ihrer Bahn abgelenkt. Die von Wassermolekülen umringten und sich frei bewegenden Ionen sind nicht magnetisch, aber elektrisch geladen. Daher werden sie im Magnetfeld abhängig von ihrer Geschwindigkeit auch geringfügig abgelenkt. Komplett d.h. räumlich weit voneinander trennen kann man die Ionen dadurch aber nicht, weil die elektrische Anziehung sehr viel stärker als die elektromagnetisch erzeugte Kraft ist. Hinzu kommt, dass sofort nach dem Verlassen des Magnetfelds infolge thermischer Bewegung und durch Verwirbelungen in der Leitung der alte ungeordnete Zustand wieder hergestellt wird.<ref>http://www.elektronikinfo.de/magnete/wasserenthaertung.htm</ref> Eine Wirkung von Magnetfeldern auf Ausfällungs- und Lösungsprozesse von Salzen ist nicht bekannt.
+
Wassermoleküle sind nicht magnetisch und nach außen hin weder negativ noch positiv geladen. Daher werden sie in einem Magnetfeld nicht aus ihrer Bahn abgelenkt. Die von Wassermolekülen umringten und sich frei bewegenden Ionen sind nicht magnetisch, aber elektrisch geladen. Daher werden sie im Magnetfeld abhängig von ihrer Geschwindigkeit auch geringfügig abgelenkt. Komplett, d.h. räumlich weit voneinander trennen kann man die Ionen dadurch aber nicht, weil die elektrische Anziehung sehr viel stärker als die elektromagnetisch erzeugte Kraft ist. Hinzu kommt, dass sofort nach dem Verlassen des Magnetfelds infolge thermischer Bewegung und durch Verwirbelungen in der Leitung der alte ungeordnete Zustand wieder hergestellt wird.<ref>http://www.elektronikinfo.de/magnete/wasserenthaertung.htm</ref> Eine Wirkung von Magnetfeldern auf Ausfällungs- und Lösungsprozesse von Salzen ist nicht bekannt.
    
Auch die praktische Überprüfung der Wirksamkeit solcher Geräte zeigte keinen Wirksamkeitsnachweis.<ref>[http://www.dvgw.de/fileadmin/dvgw/wasser/verbraucher/trinkwasseraufbereiter.pdf Studie der DVGW zum Stand der Technik der auf dem Markt verfügbaren Trinkwasseraufbereitern, S. 8]</ref>
 
Auch die praktische Überprüfung der Wirksamkeit solcher Geräte zeigte keinen Wirksamkeitsnachweis.<ref>[http://www.dvgw.de/fileadmin/dvgw/wasser/verbraucher/trinkwasseraufbereiter.pdf Studie der DVGW zum Stand der Technik der auf dem Markt verfügbaren Trinkwasseraufbereitern, S. 8]</ref>
   −
Die Stiftung Warentest hat in ihrem Januarheft 2000 eine unabhängige Prüfung dieser Geräte veröffentlicht, wobei die Hersteller schon im Vorfeld diese zu verhindern versuchten. Von&nbsp;12 getesteten Geräten wurden&nbsp;10 als mangelhaft und damit wirkungslos und nur&nbsp;2 als befriedigend beurteilt. Der Testkommentar (Zitat Stiftung Warentest): "In der Werbung als Kalkkiller angetreten, im Test als Blindgänger enttarnt" spricht klare Worte.<ref>[http://www.test.de/themen/umwelt-energie/test/Physikalische-Wasserbehandler-Ein-Schlag-ins-Wasser-16891-16891/ Stiftung Warentest: Testbericht physikalischer Wasserbehandler]</ref><ref>http://www.wasser-hilft.de/vergleich_zwischen_ionentauscher.htm</ref>
+
Die Stiftung Warentest veröffentlichte in ihrem Januarheft 2000 eine unabhängige Prüfung dieser Geräte, wobei die Hersteller diese schon im Vorfeld zu verhindern versuchten. Von&nbsp;12 getesteten Geräten wurden&nbsp;10 als mangelhaft und damit wirkungslos und nur&nbsp;2 als befriedigend beurteilt. Der Testkommentar (Zitat Stiftung Warentest): "In der Werbung als Kalkkiller angetreten, im Test als Blindgänger enttarnt" spricht klare Worte.<ref>[http://www.test.de/themen/umwelt-energie/test/Physikalische-Wasserbehandler-Ein-Schlag-ins-Wasser-16891-16891/ Stiftung Warentest: Testbericht physikalischer Wasserbehandler]</ref><ref>http://www.wasser-hilft.de/vergleich_zwischen_ionentauscher.htm</ref>
    
Manche Geräte sind noch mit einem "Vorfilter" ausgestattet, der in Wirklichkeit ein kleiner Ionenaustauscher ist. So ist es möglich, dass diese Geräte tatsächlich eine enthärtende Wirkung zeigen. Auf Grund der geringen Größe und fehlenden Regenerationsfähigkeit hält diese jedoch nur für einige Kubikmeter Wasser (ca. 30-60&nbsp;Tage, je nach Verbrauch) an. Mit einer Wirksamkeit der Magneten hat das aber nichts zu tun.
 
Manche Geräte sind noch mit einem "Vorfilter" ausgestattet, der in Wirklichkeit ein kleiner Ionenaustauscher ist. So ist es möglich, dass diese Geräte tatsächlich eine enthärtende Wirkung zeigen. Auf Grund der geringen Größe und fehlenden Regenerationsfähigkeit hält diese jedoch nur für einige Kubikmeter Wasser (ca. 30-60&nbsp;Tage, je nach Verbrauch) an. Mit einer Wirksamkeit der Magneten hat das aber nichts zu tun.
8.396

Bearbeitungen

Navigationsmenü