Zeile 1: |
Zeile 1: |
| [[image:Donner.jpg|Donner-Bericht (1966)|300px|thumb]] | | [[image:Donner.jpg|Donner-Bericht (1966)|300px|thumb]] |
− | Der '''Donner-Bericht zur Homöopathie''' ist eine Zusammenfassung von Berichten über Studienarbeiten und Überprüfungen zur [[Homöopathie]] aus der Zeit des Nationalsozialismus. Autor ist der Internist und Homöopath Fritz Donner (1896-1979). Das 1966 verfasste Dokument befindet sich heute im sog. Homöopathie-Archiv der homöopathiefreundlichen Robert-Bosch Stiftung in Stuttgart. | + | Der '''Donner-Bericht zur Homöopathie''' ist eine Zusammenfassung von Berichten über Studienarbeiten und Überprüfungen zur [[Homöopathie]] aus der Zeit des Nationalsozialismus. Autor ist der Internist und Homöopath Fritz Donner (1896-1979). Das 1966 verfasste Dokument befindet sich heute im so gen. Homöopathie-Archiv der homöopathiefreundlichen Robert-Bosch Stiftung in Stuttgart. |
| | | |
| Das aus der Sicht eines überzeugten Homöopathen verfasste Dokument offenbart im Rückblick, wie Bemühungen in den 1930er Jahren, Studien für den Nachweis der Wirksamkeit der Homöopathie zu erbringen, völlig versagten. Dies geschah, obwohl während des Nationalsozialismus für die Homöopathie sehr günstige Umstände herrschten und zahlreiche deutsche Homöopathen mitwirkten. | | Das aus der Sicht eines überzeugten Homöopathen verfasste Dokument offenbart im Rückblick, wie Bemühungen in den 1930er Jahren, Studien für den Nachweis der Wirksamkeit der Homöopathie zu erbringen, völlig versagten. Dies geschah, obwohl während des Nationalsozialismus für die Homöopathie sehr günstige Umstände herrschten und zahlreiche deutsche Homöopathen mitwirkten. |
Zeile 11: |
Zeile 11: |
| Dem RGA-Arbeitskreis gehörten der Homöopath Hanns Rabe (1890-1959), der Internist Werner Siebert (1897-1951) und die Pharmakologie-Professoren Gustav Kuschinsky (1904-1992) und Richard Bonsmann an. An diesen Überprüfungen war auch der damals an der homöopathischen Abteilung des Rudolf-Virchow-Krankenhauses in Berlin tätige Fritz Donner maßgeblich beteiligt. | | Dem RGA-Arbeitskreis gehörten der Homöopath Hanns Rabe (1890-1959), der Internist Werner Siebert (1897-1951) und die Pharmakologie-Professoren Gustav Kuschinsky (1904-1992) und Richard Bonsmann an. An diesen Überprüfungen war auch der damals an der homöopathischen Abteilung des Rudolf-Virchow-Krankenhauses in Berlin tätige Fritz Donner maßgeblich beteiligt. |
| | | |
− | Nach Kriegsbeginn 1939 wurden die Tests des RGA eingestellt, dies nicht nur wegen des Kriegsbeginns, sondern auch auf Wunsch der beteiligten Homöopathen. Vereinzelt fanden weitere Versuche in Konzentrationslagern statt, die aber unabhängig vom RGA durchgeführt wurden. Eine abschliessende Zusammenfassung der Studien wurde vom RGA nicht erstellt. | + | Nach Kriegsbeginn 1939 wurden die Tests des RGA eingestellt, dies nicht nur wegen des Kriegsbeginns, sondern auch auf Wunsch der beteiligten Homöopathen. Vereinzelt fanden weitere Versuche in Konzentrationslagern statt, die aber unabhängig vom RGA durchgeführt wurden. Eine abschließende Zusammenfassung der Studien wurde vom RGA nicht erstellt. |
| | | |
| ==Fritz Donner== | | ==Fritz Donner== |
Zeile 17: |
Zeile 17: |
| | | |
| ==Der Donner-Bericht== | | ==Der Donner-Bericht== |
− | Nach dem 2. Weltkrieg suchte der RGA-Nachfolger, das Bundesgesundheitsamt (BGA) über längere Zeit jemanden, der das angesammelte Material (immerhin 4 Meter Aktenordner) sichten konnte. Fritz Donner stand aus beruflichen Gründen nicht zur Verfügung. Nach seiner Pensionierung im Jahre 1961 trat das BGA erneut an ihn heran mit der Bitte, einen Bericht "aus homöopathischer Sicht" zu schreiben. Donner arbeitete daran vier Jahre, doch als er vermutete, dass eine Veröffentlichung des BGA anstand und dass die Tests fortgeführt werden sollten, kürzte er seinen 300-seitigen Bericht auf 40 Seiten herunter und versuchte, ihn bei einer Homöopathiezeitschrift einzureichen. | + | Nach dem 2. Weltkrieg suchte der RGA-Nachfolger, das Bundesgesundheitsamt (BGA) über längere Zeit jemanden, der das angesammelte Material (immerhin 4 Meter Aktenordner) sichten konnte. Fritz Donner stand aus beruflichen Gründen nicht zur Verfügung. Nach seiner Pensionierung im Jahre 1961 trat das BGA erneut mit der Bitte an ihn heran, einen Bericht "aus homöopathischer Sicht" zu schreiben. Donner arbeitete daran vier Jahre, doch als er vermutete, dass eine Veröffentlichung des BGA anstand und dass die Tests fortgeführt werden sollten, kürzte er seinen 300-seitigen Bericht auf 40 Seiten herunter und versuchte, ihn bei einer Homöopathiezeitschrift einzureichen. |
| | | |
| ===Veröffentlichungen des Berichts=== | | ===Veröffentlichungen des Berichts=== |
Zeile 33: |
Zeile 33: |
| Donner ging in seinem Bericht dabei auf die einzelnen Untersuchungen ein: | | Donner ging in seinem Bericht dabei auf die einzelnen Untersuchungen ein: |
| | | |
− | *Dem damaligen Vorsitzenden der homöopathischen Ärzte, Hanns Rabe (1890-1959), sei es ''weder im Arzneiprüfungsversuch noch bei seinen therapeutischen Bemühungen an von ihm selbst ausgesuchten Kranken gelungen ist, irgend einen Erfolg zu Gunsten der Homöopathie zu erzielen'', so z.B. bei einer von Rabe durchgeführten Doppelblindversuche mit Silicea C 30 (Kieselerde/Silicea). Das Ergebnis: Verum und Placebo verursachten gleich viel Symptome. Den anwesenden Homöopathen war es nicht möglich, Verum und Placebo zu unterscheiden.<ref>Fritz Donner: ''Bemerkungen zu der Überprüfung der Homöopathie durch das Reichsgesundheitsamt 1936 bis 1939 (1966),'' S. 1 (Zitat), 28f.</ref><ref name="Rabe 1939">s.a. Hanns Rabe: ''Die Bedeutung der Arzneimittelprüfung für den homöopathischen Arzneischatz.'' In: ''Deutsche Zeitschrift für Homöopathie'' 18 (1939), S. 142ff.</ref> | + | *Dem damaligen Vorsitzenden der homöopathischen Ärzte, Hanns Rabe (1890-1959), sei es ''weder im Arzneiprüfungsversuch noch bei seinen therapeutischen Bemühungen an von ihm selbst ausgesuchten Kranken gelungen [..], irgend einen Erfolg zu Gunsten der Homöopathie zu erzielen'', so z.B. bei einem von Rabe durchgeführten Doppelblindversuch mit Silicea C 30 (Kieselerde/Silicea). Das Ergebnis: Verum und Placebo verursachten gleich viel Symptome. Den anwesenden Homöopathen war es nicht möglich, Verum und Placebo zu unterscheiden.<ref>Fritz Donner: ''Bemerkungen zu der Überprüfung der Homöopathie durch das Reichsgesundheitsamt 1936 bis 1939 (1966),'' S. 1 (Zitat), 28f.</ref><ref name="Rabe 1939">s.a. Hanns Rabe: ''Die Bedeutung der Arzneimittelprüfung für den homöopathischen Arzneischatz.'' In: ''Deutsche Zeitschrift für Homöopathie'' 18 (1939), S. 142ff.</ref> |
| | | |
| *Auch die Prüfungen von Paul Martini mit Bryonia (Zaunrübe) und Sepia (Tintenfisch) waren zu keinem positiven Resultat gekommen.<ref>Fritz Donner: ''Bemerkungen zu der Überprüfung der Homöopathie durch das Reichsgesundheitsamt 1936 bis 1939 (1966),'' S. 7; s.a. Paul Martini: ''Über die homöopathische Arzneimittelprüfung am Gesunden.'' In: ''Münchener Medizinische Wochenschrift'' 86 (1939), S. 721-725.</ref> | | *Auch die Prüfungen von Paul Martini mit Bryonia (Zaunrübe) und Sepia (Tintenfisch) waren zu keinem positiven Resultat gekommen.<ref>Fritz Donner: ''Bemerkungen zu der Überprüfung der Homöopathie durch das Reichsgesundheitsamt 1936 bis 1939 (1966),'' S. 7; s.a. Paul Martini: ''Über die homöopathische Arzneimittelprüfung am Gesunden.'' In: ''Münchener Medizinische Wochenschrift'' 86 (1939), S. 721-725.</ref> |