Zeile 2: |
Zeile 2: |
| '''Michael Werner''' (geb. 1949, Braunschweig) ist ein deutscher promovierter Chemiker, früherer Chemielehrer an einer [[Waldorfschule]], Autor und [[Anthroposophie|Anthroposoph]]. Werner ist internationaler Vortragsredner über das Thema [[Lichtfasten|Lichtnahrung]] und Breatharianismus. | | '''Michael Werner''' (geb. 1949, Braunschweig) ist ein deutscher promovierter Chemiker, früherer Chemielehrer an einer [[Waldorfschule]], Autor und [[Anthroposophie|Anthroposoph]]. Werner ist internationaler Vortragsredner über das Thema [[Lichtfasten|Lichtnahrung]] und Breatharianismus. |
| | | |
− | ==Kurzbiographie== | + | ==Kurzbiografie== |
− | Michael Werner wurde 1949 in Braunschweig geboren, wuchs aber wohl in der Schweiz (in der Nähe von Basel) auf. Werner studierte Chemie und arbeitete zunächst in Südafrika für ein Chemieunternehmen. Danch folgte eine Tätigkeit als Chemielehrer an einer Waldorfschule in Deutschland. Derzeit ist Werner für das Schweizer Pharmaunternehmen Hiscia in Arlesheim tätig, das anthroposophische Heilmittel wie Mistelpräparate entwickelt und herstellt. | + | Michael Werner wurde 1949 in Braunschweig geboren, wuchs aber wohl in der Schweiz (in der Nähe von Basel) auf. Werner studierte Chemie und arbeitete zunächst in Südafrika für ein Chemieunternehmen. Danach folgte eine Tätigkeit als Chemielehrer an einer Waldorfschule in Deutschland. Derzeit ist Werner für das Schweizer Pharmaunternehmen Hiscia in Arlesheim tätig, das anthroposophische Heilmittel wie Mistelpräparate entwickelt und herstellt. |
| | | |
| ==Angebliche Nahrungslosigkeit== | | ==Angebliche Nahrungslosigkeit== |
− | [[image:Lichnahrung Selbstbetrug.jpg|Dieser Fruchtsaft enthält 1.340 kCal. Inklusive Schokolade und Nüssen sind es sogar 1.650 kCal|thumb]] | + | [[image:Lichnahrung Selbstbetrug.jpg|Dieser Fruchtsaft enthält 1.340 kcal. Inklusive Schokolade und Nüssen sind es sogar 1.650 kcal|thumb]] |
− | Werner behauptet, seit 2001 [[Inedia|ohne herkömmliche Nahrung]] zu leben. Seine Behauptungen finden sich auch in einem mit [[Jo Conrad]] geführten Interview im [[Verschwörungstheorie|verschwörungstheoretischen]] Projekt [[Secret-TV]], das seinerzeit vom rechtslastigen [[Esoterik]]er [[Jan Udo Holey]] gegründet wurde. Er lebt zur Zeit in der Schweiz, wo er in Arlesheim bei Basel für das Schweizer Pharmaunternehmen Hiscia tätig ist, das [[anthroposophische Heilmittel|Heilmittel]] der [[anthroposophische Medizin|anthroposophischen Medizin]] herstellt. Der ursprünglich übergewichtige Werner gilt als so genannter Breatharianer und behauptet, seit 2001 ohne herkömmliche Ernährung auszukommen und sich alleine durch [[Lichtfasten|Licht]] zu ernähren (siehe dazu auch: [[Sungazing]]). Die anthroposophische Zeitschrift ''info3'' schenkte Werner ungeprüft Glauben.<ref>http://www.info3.de/ycms/printartikel_1224.shtml</ref> Werner nahm 20 kg ab, bis sich nach einer Ernährungsänderung ein Gewicht von 68 kg einstellte. Werner behauptet auch, längere Zeit auf Flüssigkeit verzichten zu können. Gleichzeitig gibt er jedoch an, seit 2001 täglich 1,5 Liter "Flüssigkeit" und auch Kaffee zu sich zu nehmen. "Flüssigkeit" bedeutet jedoch nicht zwangsläufig kalorienfreies Wasser. In der Tat hat Werner auch zugegeben, Säfte, Wein und Sherry zu sich zu nehmen. Ausdrücklich spricht Werner in einem Interview auch von "konzentrierten Säften", die er konsumiere. Und in einem Interview sagte er: "Ich beiße schon mal bei der Pizza meiner Kinder ab, aber dabei geht es nicht um Hunger, sondern um Appetit".<ref>http://diepresse.com/home/gesundheit/541238/index.do</ref> Insofern kann vermutet werden, dass hier ein fortgesetztes Saftfasten stattfindet, das genauso kompatibel mit dem Überleben ist, wie eine übliche flüssige Ernährung oder parenterale Ernährung bei bewusstlosen oder komatösen Patienten. Fruchtsäfte können hochkalorisch sein und problemlos den täglichen Kalorien-, Mineralien- und Vitaminbedarf eines im Büro tätigen Menschen decken. | + | Werner behauptet, seit 2001 [[Inedia|ohne herkömmliche Nahrung]] zu leben. Seine Behauptungen finden sich auch in einem mit [[Jo Conrad]] geführten Interview im [[Verschwörungstheorie|verschwörungstheoretischen]] Projekt [[Secret-TV]], das seinerzeit vom rechtslastigen [[Esoterik]]er [[Jan Udo Holey]] gegründet wurde. Er lebt zur Zeit in der Schweiz, wo er in Arlesheim bei Basel für das Schweizer Pharmaunternehmen Hiscia tätig ist, das [[anthroposophische Heilmittel|Heilmittel]] der [[anthroposophische Medizin|anthroposophischen Medizin]] herstellt. Der ursprünglich übergewichtige Werner gilt als so genannter Breatharianer und behauptet, seit 2001 ohne herkömmliche Ernährung auszukommen und sich allein durch [[Lichtfasten|Licht]] zu ernähren (siehe dazu auch: [[Sungazing]]). Die anthroposophische Zeitschrift ''info3'' schenkte Werner ungeprüft Glauben.<ref>http://www.info3.de/ycms/printartikel_1224.shtml</ref> Werner nahm 20 kg ab, bis sich nach einer Ernährungsänderung ein Gewicht von 68 kg einstellte. Werner behauptet auch, längere Zeit auf Flüssigkeit verzichten zu können. Gleichzeitig gibt er jedoch an, seit 2001 täglich 1,5 Liter "Flüssigkeit" und auch Kaffee zu sich zu nehmen. "Flüssigkeit" bedeutet jedoch nicht zwangsläufig kalorienfreies Wasser. In der Tat hat Werner auch zugegeben, Säfte, Wein und Sherry zu sich zu nehmen. Ausdrücklich spricht Werner in einem Interview auch von "konzentrierten Säften", die er konsumiere. Und in einem Interview sagte er: "Ich beiße schon mal bei der Pizza meiner Kinder ab, aber dabei geht es nicht um Hunger, sondern um Appetit".<ref>http://diepresse.com/home/gesundheit/541238/index.do</ref> Insofern kann vermutet werden, dass hier ein fortgesetztes Saftfasten stattfindet, das genauso kompatibel mit dem Überleben ist, wie eine übliche flüssige Ernährung oder parenterale Ernährung bei bewusstlosen oder komatösen Patienten. Fruchtsäfte können hochkalorisch sein und problemlos den täglichen Kalorien-, Mineralien- und Vitaminbedarf eines im Büro tätigen Menschen decken. |
| | | |
| Zu einem Buch von Werner über das "Lichtfasten" schrieb der Schweizer emeritierte Psychiater [[Jakob Bösch]] das Vorwort.<ref>Michael Werner, Thomas Stöckli, Jakob Bösch. Leben durch Lichtnahrung: Der Erfahrungsbericht eines Wissenschaftlers. Verlag: AT Verlag April 2005, ISBN-10: 3038002291 ISBN-13: 978-3038002291</ref> | | Zu einem Buch von Werner über das "Lichtfasten" schrieb der Schweizer emeritierte Psychiater [[Jakob Bösch]] das Vorwort.<ref>Michael Werner, Thomas Stöckli, Jakob Bösch. Leben durch Lichtnahrung: Der Erfahrungsbericht eines Wissenschaftlers. Verlag: AT Verlag April 2005, ISBN-10: 3038002291 ISBN-13: 978-3038002291</ref> |
Zeile 15: |
Zeile 15: |
| Im Rahmen eines Forschungsprojekts hat sich Werner im Jahre 2004 am Inselspital des Instituts für Komplementärmedizin der Universität Bern einer zehntägigen Untersuchung seiner angeblichen Fähigkeiten unterzogen. Beteiligt waren Peter Heusser und Ursula Wolf vom Institut für Komplementärmedizin an der Uni Bern, Hans-Martin Vonwiller vom Berner Lindenhof Hospital, Nadine Masserli vom University College in London und Kurt Laederach-Hofmann vom Inselspital in Bern. Die Kosten des Experiments soll eine "Asta Blumfeldt Stiftung" aus Dornach übernommen haben, die die Kosten als ''Förderung von Projekten zur Erforschung der anthroposophischen Medizin'' angab.<ref>Asta Blumfeldt Stiftung, Gempenring 79, CH-4143 Dornach. Die Stiftung gibt als Zweck die Förderung von Projekten zur Erforschung der anthroposophischen Medizin an.</ref> Die kantonale Ethikkommission Bern bewilligte die Untersuchung. Michael Werner hielt sich dabei 10 Tage lang in einem abgeschlossenen Zimmer einer Intensivstation auf und wurde täglich untersucht. Er durfte nur Wasser und ungesüßten Tee zu sich nehmen. Das Ergebnis dieser Untersuchung wurde lange Zeit nicht bekannt gemacht und erst im August 2008 wissenschaftlich veröffentlicht.<ref>Heusser P, Wolf U, Vonwiller HM, Messerli N, Laederach-Hofmann K., Nutrition with 'light and water'? In strict isolation for 10 days without food - a critical case study. Forsch Komplementmed. 15.8.2008 - 15(4):203-9 [http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18787329 (Zusammenfassung auf PubMed)]</ref> Einige Details der Untersuchung wurden jedoch bereits vor der Veröffentlichung bekannt und sind auch in einem seiner Bücher zu finden. Interessant ist dabei die Frage nach einer eventuellen Veränderung seines Körpergewichts während des kontrollierten Zeitraumes, in dem tatsächlich davon ausgegangen werden kann, dass keine nennenswerten Kalorien aufgenommen wurden. Da Werner angibt, seit 2001 nichts zu essen, dürfte sich sein Körpergewicht während der Zeit der wissenschaftlichen Untersuchung nicht verändert haben (von Wasserverlusten oder -aufnahmen abgesehen. Warum sollte es auch?). Aber genau dies geschah. Werner verlor während dieser Zeit 2,6 kg an Gewicht. Er erklärt den Gewichtsverlust mit der "trockenen Luft" in der Klinik. | | Im Rahmen eines Forschungsprojekts hat sich Werner im Jahre 2004 am Inselspital des Instituts für Komplementärmedizin der Universität Bern einer zehntägigen Untersuchung seiner angeblichen Fähigkeiten unterzogen. Beteiligt waren Peter Heusser und Ursula Wolf vom Institut für Komplementärmedizin an der Uni Bern, Hans-Martin Vonwiller vom Berner Lindenhof Hospital, Nadine Masserli vom University College in London und Kurt Laederach-Hofmann vom Inselspital in Bern. Die Kosten des Experiments soll eine "Asta Blumfeldt Stiftung" aus Dornach übernommen haben, die die Kosten als ''Förderung von Projekten zur Erforschung der anthroposophischen Medizin'' angab.<ref>Asta Blumfeldt Stiftung, Gempenring 79, CH-4143 Dornach. Die Stiftung gibt als Zweck die Förderung von Projekten zur Erforschung der anthroposophischen Medizin an.</ref> Die kantonale Ethikkommission Bern bewilligte die Untersuchung. Michael Werner hielt sich dabei 10 Tage lang in einem abgeschlossenen Zimmer einer Intensivstation auf und wurde täglich untersucht. Er durfte nur Wasser und ungesüßten Tee zu sich nehmen. Das Ergebnis dieser Untersuchung wurde lange Zeit nicht bekannt gemacht und erst im August 2008 wissenschaftlich veröffentlicht.<ref>Heusser P, Wolf U, Vonwiller HM, Messerli N, Laederach-Hofmann K., Nutrition with 'light and water'? In strict isolation for 10 days without food - a critical case study. Forsch Komplementmed. 15.8.2008 - 15(4):203-9 [http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18787329 (Zusammenfassung auf PubMed)]</ref> Einige Details der Untersuchung wurden jedoch bereits vor der Veröffentlichung bekannt und sind auch in einem seiner Bücher zu finden. Interessant ist dabei die Frage nach einer eventuellen Veränderung seines Körpergewichts während des kontrollierten Zeitraumes, in dem tatsächlich davon ausgegangen werden kann, dass keine nennenswerten Kalorien aufgenommen wurden. Da Werner angibt, seit 2001 nichts zu essen, dürfte sich sein Körpergewicht während der Zeit der wissenschaftlichen Untersuchung nicht verändert haben (von Wasserverlusten oder -aufnahmen abgesehen. Warum sollte es auch?). Aber genau dies geschah. Werner verlor während dieser Zeit 2,6 kg an Gewicht. Er erklärt den Gewichtsverlust mit der "trockenen Luft" in der Klinik. |
| | | |
− | Mit der Veröffentlichung der Arbeit wurden Werners Behauptungen als Humbug entlarvt. Von Lichtnahrung könne keine Rede sein, schreibt die Untersuchergruppe in ihrem Bericht. Zusammenfassend kommt das Expertenteam zu dem Schluss, dass | + | Mit der Veröffentlichung der Arbeit wurden Werners Behauptungen als Humbug entlarvt. Von Lichtnahrung könne keine Rede sein, schreibt die Untersuchergruppe in ihrem Bericht. Zusammenfassend kommt das Expertenteam zu dem Schluss, dass |
| | | |
− | :''die vorliegenden Befunde zeigen, dass sich der Patient im Fastenstatus II befand und die Option, sich von Licht zu ernähren, nicht erfüllte.'' | + | :''die vorliegenden Befunde zeigen, dass sich der Patient im Fastenstatus II befand und die Option, sich von Licht zu ernähren, nicht erfüllte.'' |
| | | |
| Die Resultate ergaben, dass Werner von den eigenen Körperreserven gezehrt hat. Der Stoffwechselzustand, der sich aus den täglichen Blutwerten ableiten lässt, zeigte, dass ein Hungerzustand eingetreten war. Die Körperfunktionen wurden ausschließlich von den körpereigenen Fettreserven aufrecht erhalten. Unter dem Fasten kam es zu einer "persistierenden Ketonurie", also zu einem dauerhaften Auftreten übernormaler Mengen von Ketonkörpern (Acetessigsäure und Betahydroxybutyrsäure) oder Aceton im Urin, ferner einer bis zu 3-fachen Erhöhung der freien Fettsäuren im Plasma sowie einem sekundären Hyperaldosteronismus (ein Krankheitsbild, bei dem zu viel des so genannten Dursthormons Aldosteron gebildet wird). Außerdem, so die Studie, nahm die körperliche Leistungsfähigkeit des Probanden ab, obwohl er psychisch stabil blieb und selbst keine relevanten Veränderungen aufzeigte. Die Studie führt die relativ geringe Gewichtsabnahme darauf zurück, dass Werner schon vorher gefastet und der Stoffwechsel auf "Sparprogramm" umgeschaltet hatte.<ref>http://www.bazonline.ch/panorama/vermischtes/Studie-entlarvt-Schweizer-Lichtesser/story/10205690<br> | | Die Resultate ergaben, dass Werner von den eigenen Körperreserven gezehrt hat. Der Stoffwechselzustand, der sich aus den täglichen Blutwerten ableiten lässt, zeigte, dass ein Hungerzustand eingetreten war. Die Körperfunktionen wurden ausschließlich von den körpereigenen Fettreserven aufrecht erhalten. Unter dem Fasten kam es zu einer "persistierenden Ketonurie", also zu einem dauerhaften Auftreten übernormaler Mengen von Ketonkörpern (Acetessigsäure und Betahydroxybutyrsäure) oder Aceton im Urin, ferner einer bis zu 3-fachen Erhöhung der freien Fettsäuren im Plasma sowie einem sekundären Hyperaldosteronismus (ein Krankheitsbild, bei dem zu viel des so genannten Dursthormons Aldosteron gebildet wird). Außerdem, so die Studie, nahm die körperliche Leistungsfähigkeit des Probanden ab, obwohl er psychisch stabil blieb und selbst keine relevanten Veränderungen aufzeigte. Die Studie führt die relativ geringe Gewichtsabnahme darauf zurück, dass Werner schon vorher gefastet und der Stoffwechsel auf "Sparprogramm" umgeschaltet hatte.<ref>http://www.bazonline.ch/panorama/vermischtes/Studie-entlarvt-Schweizer-Lichtesser/story/10205690<br> |
Zeile 47: |
Zeile 47: |
| | | |
| ==Energieumsatz bei Nahrungslosigkeit== | | ==Energieumsatz bei Nahrungslosigkeit== |
− | Ein Mensch, der sich im Bett aufhält und wenig körperlich betätigt, benötigt am Tag etwa 2.000 kcal. In 10 Tagen wären es in Summe 20.000 kcal. 1 Gramm Körperfett entspricht 9,3 Kcal. Das ergibt 20.000 kcal / 9,3 kcal/g = 2150,538 g, also etwa 2 kg. Der Gewichtsverlust von Werner ist demnach gut über eine Verstoffwechselung eigenen Körperfettes zu erklären. | + | Ein Mensch, der sich im Bett aufhält und wenig körperlich betätigt, benötigt am Tag etwa 2.000 kcal. In 10 Tagen wären es in Summe 20.000 kcal. 1 Gramm Körperfett entspricht 9,3 kcal. Das ergibt 20.000 kcal / 9,3 kcal/g = 2150,538 g, also etwa 2 kg. Der Gewichtsverlust von Werner ist demnach gut über eine Verstoffwechselung eigenen Körperfettes zu erklären. |
| | | |
| ==Siehe auch== | | ==Siehe auch== |
− | *[[Am Anfang war das Licht]] - Film von P.A. Straubinger über Lichtnahrung | + | *[[Am Anfang war das Licht]] - Film von P.A. Straubinger über Lichtnahrung |
| | | |
| ==Literatur== | | ==Literatur== |