Änderungen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
Quelle: Dissertation
Weitere Quelle:

http://www.diss-duisburg.de/Internetbibliothek/Artikel/Politisierende_Psycho-Sekten.htm



Stand: Januar 1997
VPM

Eine teure Niederlage hat der "Verein zur Förderung der Psychologischen Menschenkenntnis" (VPM) ([1]) im März 1996 in seinem Stammland Schweiz erlitten. In mehreren Presseartikeln wurde der VPM als Drogensekte bezeichnet, der seine Anhänger psychisch manipuliere. Dagegen hat sich der VPM durch alle Instanzen gewehrt und ist in letzter Instanz auch vor dem Bundesgericht abgeblitzt. Die Quittung: Der VPM muß rund 80.000 Franken an Gerichtsgebühren und Anwaltskosten bezahlen.

Der VPM, der in der Bundesrepublik auch eine Studentenorganisation mit dem Namen "Bund der Arbeitskreise für ein qualifiziertes Studium" (BAQS) mit Sitz in Köln unterhält, gilt mitsamt seiner etwa zwanzig Schwestervereine als eine von rechtsaußen aus politisierende Psychosekte, der es - im Gegensatz zu dem Sektenmoloch Scientology - nicht ums Geld, sondern um Kopf und Seele geht.

Ursprünglich berufen sich die VPM-Jünger auf den Schweizer Laien-Psychologen Friedrich Liebling (1893 -1982), der Anfang der fünfziger Jahre politisch und psychologisch Interessierte um sich scharte ("Seelen fischen") und daraus eine Therapiegruppe formte, die sich 1967 "Zürcher Schule" nannte. Aus den Resten der "Zürcher Schule" formierte die Psychologin Annemarie Bucholz-Kaiser 1986 den VPM. VPM-Vereinspräsident, einer nach totalitärem Muster gestrickten Organisation, die diffuse Feindbilder konstruiert, war bis Sommer 1996 ihr Cousin Ralph Kaiser.

In den VPM-Reihen finden sich rund 4.000 Anhänger, darunter 1.000 Bundesdeutsche. Die VPM-Klientel bestehen zum Großteil aus Psychologen, Ärzten, Studenten und Lehrern und anderen erzieherisch Tätigen.

Während die Sekte in ihrer Anfangszeit selbst eher im linken Milieu zu verorten war und sich antiklerikal gebärdete, vollzog sie unter Frau Bucholz-Kaiser eine schroffe politische Neuorientierung. Verbreitet werden jetzt Heilslehren vom besseren Leben, Sauberkeit und Ordnung sowie ein elitäres Menschenbild. Vertreten wird von den Kämpfern wider alles Linke eine restriktive Drogen- und AIDS-Politik. Geführt wird ein fanatischer Kampf gegen angeblich linksextremistisch unterwanderte Kirchen, Medien, Schulen und andere gesellschaftliche Institutionen. Kritik an ihren Praktiken vergleichen die VPM-Jünger - ebenso wie die Scientologen - mit der Diffamierung der Juden, durch die der Holocaust vorbereitet wurde. Kritiker werden von dem Verein aufs schärfste verfolgt.

Vereinsmitglieder und Sympathisanten können sich regelmäßig einer Schulung unterziehen. So fand im September 1996 bereits zum 4. Mal der alljährlich abgehaltene Kongreß "Mut zur Ethik" statt. Getagt wurde zum Thema: "Aufgaben der Gesellschaft zur Sicherung der Demokratie". Angereist zur Tagung war auch Dieter Stein, Chefredakteur der vom nordrhein-westfälischen Innenministerium als rechtsextremistisch eingestuften Wochenzeitung "Junge Freiheit" (JF). ([2]) Als Veranstalter des Kongresses trat offiziell eine "Europäische Arbeitsgemeinschaft 'Mut zur Ethik'" ([3]) in Erscheinung. Deren Sitz befindet sich im schweizerischen Zürich und ist identisch mit der dortigen VPM-Anschrift. Für Veranstaltungen der "Europäischen Arbeitsgemeinschaft 'Mut zur Ethik'" wird regelmäßig in ultrarechten bzw. rechtsklerikalen Blättern wie "Criticon", "Das Ostpreußenblatt", "Kirche heute", "Deutschland Magazin", "Transparenz der Medien" (Herausgeber: "Bürger fragen Journalisten e.V."), den Informationen des "Arbeitskreises christlicher Publizisten" und der Tageszeitung FAZ per Anzeige geworben bzw. berichtet. Unterstützt wurden VPM-Kongresse auch schon durch das unionsnahe "Studienzentrum Weikersheim" (SZW), ([4]) eine deutschnationale Kaderschmiede.

Regelmäßige Werbung für VPM-Veranstaltungen findet sich in der "Zeitung für freie Meinungsbildung, Ethik und Verantwortung" mit dem unverfänglich klingenden Titel "Zeit-Fragen" ([5]). Herausgegeben wird das im 3. Jahrgang (1996) erscheinende Blatt (monatliche Auflage nach Eigenangabe: 40.000 Exemplare) vom "Verein Kritische Auseinandersetzung mit Zeitfragen" ("Verlag Zeit-Fragen"; Sitz: Zürich), der selbst der "Europäischen Arbeitsgemeinschaft 'Mut zur Ethik' angehört. Verantwortlicher Redakteur ist der VPM-Anhänger Peter Lutz ([6]). Folgerichtig werden in der Zeitung vorwiegend Themen behandelt, die direkt oder indirekt mit VPM zu tun haben. Das Blatt wird auch in rechtskonservativen Kreisen in der Bundesrepublik gerne gelesen.

Im Vordergrund der VPM-Botschaft steht die Rückbesinnung auf vorgeblich "christlich-humane Werte" und eine "christlich-humane Ethik"; gesucht wird die Nähe zu rechtsbürgerlichen und rechtskatholischen Kreisen.

Tatsache ist, daß zunehmend ultrarechte Intellektuelle und einige prominente Unionspolitiker, die sich publizistisch im Umfeld der sowohl personell als auch ideologisch nahestehenden Zeitschriften "Criticon", "Ostpreußenblatt" und "Junge Freiheit" bewegen, zugunsten des VPM engagieren bzw. als Referenten auftreten. Gemeinsame Feindbilder haben zu einem Schulterschluß geführt, obwohl die dubiosen Hintergründe der VPM auch in rechtskonservativen Kreisen bekannt sein dürften.

Namentlich ([7]) sind u.a. zu nennen:

- Hans Filbinger, NS-Marinerichter a.D., baden-württembergischer Ministerpräsident a.D., Initiator des "Studienzentrums Weikersheim", Ehrenvorsitzender der Südwest-CDU

- Gerhard Löwenthal, einst Moderator des ZDF-Magazins (1969-1987)

- Heinrich Lummer, CDU-MdB

- Prof. Dr. Werner Pfeifenberger, Professor für Politikwissenschaft an der Fachhochschule Münster, Referent beim nationalsozialistisch orientierten "Kulturwerk Österreich"

- Prof. Dr. Lothar Bossle, einstiger Strauß-Günstling, Präsident und Wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Demokratieforschung Würzburg, Ordinarius für Soziologie an der Uni Würzburg

- Prof. Günter Rohrmoser, Ordinarius für Sozialphilosophie an der Universität Stuttgart-Hohenheim

- Hans-Eberhard Zahn, Ehrenvorsitzender des "Bundes Freiheit der Wissenschaft" (BFW), dem im Frühjahr 1996 die Mitgliedschaft in der FDP verweigert wurde

- Prof. Dr. Konrad Löw, Ordinarius für Politikwissenschaft in Bayreuth

Der Bayreuther Politologie-Professor Löw zählt nicht nur zum Kreis der VPM-Unterstützer, sondern auch zu den Sympathisanten der Mun-Bewegung. Dies machte unlängst der Wirtschafts- und Medienexperte der bayerischen SPD-Landtagsfraktion, Heinz Kaiser, bekannt.

--[[Benutzer:AnthillInside|AnthillInside]] 16:41, 28. Feb. 2012 (CET)
250

Bearbeitungen

Navigationsmenü