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Das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) hat im Jahr 2010 im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) den Test gestestet und kommt ebenfalls zu einem negativen Ergebnis. Fazit: ..''"Die Urinproteomanalyse mittels Kapillarerelektrophorese gekoppelt mit Massenspektrometrie ist nicht als ausreichend gesichert für den Einsatz in der klinischen Routine bzw. als Selbstzahlerleistung einzustufen. Bei einer weiteren erforderlichen Validierung mit ausreichender Patientenzahl und optimalem Referenzstandard ist ein Vergleich mit Verfahren der Urin- oder Serumproteomanalyse zu erwägen, für die – ebenfalls noch nicht ausreichend validiert – bessere Testgüteparameter vorliegen. Dabei sollte in einem kontrollierten Design geprüft werden, ob insbesondere die Anzahl unnötiger Biopsien durch den Einsatz eines zusätzlichen Tests im Vergleich zum jetzigen Standard der Diagnostik gesenkt werden kann."''..<ref>http://www.aezq.de/mdb/edocs/pdf/literatur/evidenzbericht-proteomanalysen.pdf</ref>
 
Das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) hat im Jahr 2010 im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) den Test gestestet und kommt ebenfalls zu einem negativen Ergebnis. Fazit: ..''"Die Urinproteomanalyse mittels Kapillarerelektrophorese gekoppelt mit Massenspektrometrie ist nicht als ausreichend gesichert für den Einsatz in der klinischen Routine bzw. als Selbstzahlerleistung einzustufen. Bei einer weiteren erforderlichen Validierung mit ausreichender Patientenzahl und optimalem Referenzstandard ist ein Vergleich mit Verfahren der Urin- oder Serumproteomanalyse zu erwägen, für die – ebenfalls noch nicht ausreichend validiert – bessere Testgüteparameter vorliegen. Dabei sollte in einem kontrollierten Design geprüft werden, ob insbesondere die Anzahl unnötiger Biopsien durch den Einsatz eines zusätzlichen Tests im Vergleich zum jetzigen Standard der Diagnostik gesenkt werden kann."''..<ref>http://www.aezq.de/mdb/edocs/pdf/literatur/evidenzbericht-proteomanalysen.pdf</ref>
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==Literatur==
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==Literatur und Medienberichte==
 
*Oberpenning F, von Knobloch R, Sprute W, Roth S, Rathert M, Bierer S, Gerss J, Semjonow A., DiaPat urine test for prostate cancer. Predictive value for results of transrectal ultrasound-guided prostate biopsies. Urologe A. Juni 2008, 47(6):735-9
 
*Oberpenning F, von Knobloch R, Sprute W, Roth S, Rathert M, Bierer S, Gerss J, Semjonow A., DiaPat urine test for prostate cancer. Predictive value for results of transrectal ultrasound-guided prostate biopsies. Urologe A. Juni 2008, 47(6):735-9
 
*Semjonow A., DiaPat test for prostate cancer diagnosis, Urologe A. Okt. 2007, 46(10):1428
 
*Semjonow A., DiaPat test for prostate cancer diagnosis, Urologe A. Okt. 2007, 46(10):1428
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„Dann wird doch wieder eine Biopsie nötig“, sagt Wirth. Zu dem Diagnoseverfahren von Diapat fehlen dem Urologen bislang überzeugende Studien zur Validierung. „Solange solche Studien nicht vorliegen, stimmt das Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht“, sagt der Urologe.
 
„Dann wird doch wieder eine Biopsie nötig“, sagt Wirth. Zu dem Diagnoseverfahren von Diapat fehlen dem Urologen bislang überzeugende Studien zur Validierung. „Solange solche Studien nicht vorliegen, stimmt das Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht“, sagt der Urologe.
 
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*Krebstests: Verunsichernde Diagnose. WDR, 3.3.2008.<br>
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Es ist eine Diagnose, vor der viele Menschen Angst haben: Krebs. Bei Männern ist oft die Prostata betroffen. Früherkennungstests sollen helfen und dem Patienten Sicherheit geben. Doch manchmal tun sie genau das Gegenteil.
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Für Klaus Wierig war der Befund ein Schock: Prostatakrebs! Rund 50.000 Männer in Deutschland erhalten pro Jahr diese schlechte Nachricht. Bei ihm begann alles mit einem Routine-Gesundheitscheck bei seiner Ärztin. Dort gab es erste Alarmzeichen dafür, dass mit seiner Prostata etwas nicht stimmte: Der sogenannte PSA-Wert im Blut war erhöht. Um sicher zu gehen, empfahl die Medizinerin einen neuen Urintest der Firma DiaPat aus Hannover. „Die Ärztin sagte, damit ließe sich eine unangenehme Gewebeentnahme vermeiden“, erinnert sich Klaus Wierig. In der Tat funktioniert der Test ganz einfach: Der 59-Jährige nahm ein Testpaket mit nach Hause und schickte den Probenbecher mit der Urinprobe tiefgekühlt zum DiaPat-Testlabor.
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Verunsicherung für 450 Euro
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Im Labor in Hannover untersucht die DiaPat GmbH den Urin auf Eiweiße. „Das Verfahren liefert in neun von zehn Fällen die richtige Analyse“, behauptet DiaPat auf seiner Homepage. Solche Sicherheit kostet: Fast 450 Euro musste Klaus Wierig zahlen – aus eigener Tasche, denn gesetzliche und selbst private Krankenkassen übernehmen die Kosten in der Regel nicht. Als der 59-Jährige seinen Krebsbefund bekam, war er entsetzt: „Das war für mich erst mal ein enormer Schock. Mir wurde heiß und kalt gleichzeitig. Das hat mich in der folgenden Zeit sehr bedrückt.“
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Vielleicht sollte es eine Beruhigung sein: Ein Krebsbefund durch den DiaPat-Test könne auch schon mal falsch sein, erfuhr Klaus Wierig von seiner Ärztin – NACH dem Test! Der Patient war verunsichert. Um eine Gewebeentnahme kam Klaus Wierig daher nicht herum. Für die Biopsie ging er in die Bonner Uniklinik und bekam dort schließlich Entwarnung: Es fanden sich keine Anzeichen für Prostatakrebs! „Da purzeln Steine vom Herzen“, erinnert sich Klaus Wierig. Die Untersuchung selbst fand er nicht schlimm: „Ich kann nur jedem empfehlen, sich nicht davor zu drücken.“
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Kein Einzelfall
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Professor Müller von der Universität Bonn weiß von zwei weiteren Fällen, bei denen sich die DiaPat-Ergebnisse nicht mit anderen Methoden bestätigen ließen. Für ihn nutzt die Firma „den guten Glauben und die Angst der Patienten“ schlicht aus.
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Kritik übt auch die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU ). Die DiaPat-Methode sei zwar innovativ, aber die „Datenlage (…) zu gering, um diesen Test zu empfehlen“, sagt DGU-Vorstand Prof. Gerhard Jakse.
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DiaPat sieht das natürlich anders. Der Test sei bereits an vielen Männern in Studien überprüft worden, sagt Unternehmensgründer Prof. Harald Mischak: „Die Datengrundlage ist alles andere als dünn.“
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Bei Klaus Wierig gibt es ein Jahr nach dem Schock keine Hinweise auf Prostatakrebs. Zum DiaPat-Urinbecher würde er nicht mehr greifen. „Die Ungewissheit, die dadurch hervorgerufen wird – das möchte ich nicht noch einmal erleben“, sagt er.
    
==Quellennachweise==
 
==Quellennachweise==
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