| Alphonse-Louis' Vater war Schumacher im heutigen 6. Arrondissement von Paris, am linken Ufer der Seine. Die materiellen Verhältnisse der Familie waren sehr beschränkt, doch hatte der Geistliche der Kirche Saint-André-des-Arts eine kostenlose Armenschule für die Kinder seiner Pfarrei eingerichtet, in der auch Alphonse-Louis eine Grundschulbildung erhalten konnte. Nach Zwischenstationen, zuletzt im Priesterseminar von Saint-Sulpice, wurde er 1835 zum Subdiakon geweiht und nun seinerseits mit Lehraufträgen betraut. In eine seiner Schülerinnen (in seiner Verwirrung hielt er sie für die Reinkarnation der Jungfrau Maria) verliebte er sich unsterblich und verließ für sie das Seminar, noch bevor er die Priesterweihe erhalten sollte. Sie ließ ihn jedoch sitzen. | | Alphonse-Louis' Vater war Schumacher im heutigen 6. Arrondissement von Paris, am linken Ufer der Seine. Die materiellen Verhältnisse der Familie waren sehr beschränkt, doch hatte der Geistliche der Kirche Saint-André-des-Arts eine kostenlose Armenschule für die Kinder seiner Pfarrei eingerichtet, in der auch Alphonse-Louis eine Grundschulbildung erhalten konnte. Nach Zwischenstationen, zuletzt im Priesterseminar von Saint-Sulpice, wurde er 1835 zum Subdiakon geweiht und nun seinerseits mit Lehraufträgen betraut. In eine seiner Schülerinnen (in seiner Verwirrung hielt er sie für die Reinkarnation der Jungfrau Maria) verliebte er sich unsterblich und verließ für sie das Seminar, noch bevor er die Priesterweihe erhalten sollte. Sie ließ ihn jedoch sitzen. |
− | [[image:Eliphas_Levi_1836.jpg|links|Portrait von 1836|thumb]] Aus Enttäuschung über den Abbruch seiner Ausbildung nahm sich seine Mutter wenige Wochen später das Leben. Für Alphonse begann eine Zeit ziellosen Suchens, innerhalb eines Jahres machte er sowohl die Bekanntschaft mit Honoré de Balzac, entwickelte seine bildnerischen Fertigkeiten bei der Mitarbeit an einer Revue ("Les Belles Femmes de Paris"), freundete sich mit der militanten Sozialistin [http://de.wikipedia.org/wiki/Flora_Tristan Flora Tristan] an und träumte doch gleichzeitig weiterhin von einer Zukunft als Priester. Dieser Traum führte ihn in das Benektiner-Kloster von [http://de.wikipedia.org/wiki/Abbaye_Saint-Pierre_de_Solesmes Solesmes], in dessen 20.000 Bände umfassende Bibliothek er sich mit vielen Schriften aus dem frühen Christentum, Gnostikern des Altertums, aber auch Werken frommer Mystiker bekannt machen konnte. Hier verfasste er ein erstes Büchlein betitelt ''Le Rosier de mai'', das so fromm war wie romantisch und dabei so phantasievoll und lebhaft von Liebesdingen schwärmte, dass man es für besser hielt, ihn des Klosters zu verweisen. | + | [[image:Eliphas_Levi_1836.jpg|links|Portrait von 1836|thumb]] Aus Enttäuschung über den Abbruch seiner Ausbildung nahm sich seine Mutter wenige Wochen später das Leben. Für Alphonse begann eine Zeit ziellosen Suchens, innerhalb eines Jahres machte er sowohl die Bekanntschaft mit Honoré de Balzac, entwickelte seine bildnerischen Fertigkeiten bei der Mitarbeit an einer Revue ("Les Belles Femmes de Paris"), freundete sich mit der militanten Sozialistin [http://de.wikipedia.org/wiki/Flora_Tristan Flora Tristan] an und träumte doch gleichzeitig weiterhin von einer Zukunft als Priester. Dieser Traum führte ihn in das Benektiner-Kloster von [http://de.wikipedia.org/wiki/Abbaye_Saint-Pierre_de_Solesmes Solesmes], in dessen 20.000 Bände umfassender Bibliothek er sich mit vielen Schriften aus dem frühen Christentum, Gnostikern des Altertums, aber auch Werken frommer Mystiker bekannt machen konnte. Hier verfasste er ein erstes Büchlein betitelt ''Le Rosier de mai'', das so fromm war wie romantisch und dabei so phantasievoll und lebhaft von Liebesdingen schwärmte, dass man es für besser hielt, ihn des Klosters zu verweisen. |
| Auf Verwendung des Pariser Erzbischofs [http://de.wikipedia.org/wiki/Denis_Auguste_Affre Denis Auguste Affre] für ihn erhielt Constant schließlich eine Anstellung als Aufseher im Kolleg von Juilly östlich von Paris. Seine Vorgesetzten behandelten ihn schlecht, und nun brach der Zorn aus ihm heraus und er schrieb sein erstes wütendes Pamphlet ''La Bible de la liberté''. Mit dessen Erscheinen im Februar 1841 sorgte er nicht nur in der Kirchenhierarchie, sondern auch am Hof in Versailles für einen handfesten Skandal<ref>Eine ziemlich süffisante zeitgenössische Schilderung dieser Vorgänge und der folgenden findet sich in: [http://catalogue.bnf.fr/ark:/12148/cb33497059p Mystères galans des théâtres de Paris]. Paris: Cazel, 1844. S. 88 ff.</ref>. Er wurde festgenommen und im Mai 1841 zu acht Monaten Haft und 300 Francs Geldstrafe verurteilt. Weil er das Geld nicht hatte, saß er elf Monate und studierte in dieser Zeit die Werke des schwedischen Mystikers [[Emanuel Swedenborg]]. | | Auf Verwendung des Pariser Erzbischofs [http://de.wikipedia.org/wiki/Denis_Auguste_Affre Denis Auguste Affre] für ihn erhielt Constant schließlich eine Anstellung als Aufseher im Kolleg von Juilly östlich von Paris. Seine Vorgesetzten behandelten ihn schlecht, und nun brach der Zorn aus ihm heraus und er schrieb sein erstes wütendes Pamphlet ''La Bible de la liberté''. Mit dessen Erscheinen im Februar 1841 sorgte er nicht nur in der Kirchenhierarchie, sondern auch am Hof in Versailles für einen handfesten Skandal<ref>Eine ziemlich süffisante zeitgenössische Schilderung dieser Vorgänge und der folgenden findet sich in: [http://catalogue.bnf.fr/ark:/12148/cb33497059p Mystères galans des théâtres de Paris]. Paris: Cazel, 1844. S. 88 ff.</ref>. Er wurde festgenommen und im Mai 1841 zu acht Monaten Haft und 300 Francs Geldstrafe verurteilt. Weil er das Geld nicht hatte, saß er elf Monate und studierte in dieser Zeit die Werke des schwedischen Mystikers [[Emanuel Swedenborg]]. |