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− | Als '''Sokal-Affäre''' ist ein Experiment des amerikanische Physikers [http://www.physics.nyu.edu/faculty/sokal/ Alan Sokal] (geb. 1955, damals Professor an der New York University, seit 2006 am University College London) aus dem Jahr 1996 bekannt geworden, das bis heute für Debatten um den Missbrauch wissenschaftlicher Veröffentlichungen und Medien für [[Pseudowissenschaft|pseudowissenschaftliche]] und beliebige Aussagen sorgt. Sokal ging es insbesondere um den – seiner Ansicht nach missbräuchlichen – Umgang postmoderner Philosophen mit der modernen Naturwissenschaft und der Mathematik. | + | Als '''Sokal-Affäre''' ist ein Experiment des amerikanische Physikers Alan Sokal<ref>http://www.physics.nyu.edu/faculty/sokal/ Alan Sokal</ref> (geb. 1955, damals Professor an der New York University, seit 2006 am University College London) aus dem Jahr 1996 bekannt geworden, das für Debatten um den Missbrauch wissenschaftlicher Veröffentlichungen und Medien für [[Pseudowissenschaft|pseudowissenschaftliche]] und beliebige Aussagen sorgte. Sokal ging es insbesondere um den – seiner Ansicht nach missbräuchlichen – Umgang postmoderner Philosophen mit der modernen Naturwissenschaft und der Mathematik. |
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| ==Das Experiment== | | ==Das Experiment== |
− | Alan Sokal reichte im Frühjahr 1996 einen Fachartikel bei der für ihre postmoderne Ausrichtung bekannten Zeitschrift ''Social Text'' (Duke University Press) ein. Die Zeitschrift hatte zuvor zu Beiträgen für eine Sondernummer zum Thema "Science Wars" aufgerufen, und zwar als "Teil der Kampagne gegen political correctness", und eine genaue Prüfung der Artikel versprochen. Der Titel der von Sokal eingereichten Arbeit lautete ''Transgressing the Boundaries: Towards a Transformative Hermeneutics of Quantum Gravity'' (deutsch: Die Grenzen überschreiten: Auf dem Weg zu einer transformativen Hermeneutik der Quantengravitation) <ref>http://www.physics.nyu.edu/faculty/sokal/transgress_v2/transgress_v2_singlefile.html</ref> und war in typischem Slang pseudowissenschaftlicher "postmoderner" Literatur verfasst. ''Social Text'' druckte die Arbeit unbeanstandet ab, obwohl der Inhalt nichts anderes war als die Aneinanderreihung von Zitaten berühmter französischer und amerikanischer Intellektueller zu angeblichen gesellschaftlichen und philosophischen Implikationen der Mathematik und Physik. Sokals einziger Beitrag bestand nach seinen Worten aus einem "Klebstoff", um diese Zitate zusammenzufügen. | + | Alan Sokal reichte im Frühjahr 1996 einen Fachartikel bei der für ihre postmoderne Ausrichtung bekannten Zeitschrift ''Social Text'' (Duke University Press) ein. Die Zeitschrift hatte zuvor zu Beiträgen für eine Sondernummer zum Thema "Science Wars" aufgerufen, und zwar als "Teil der Kampagne gegen political correctness", und eine genaue Prüfung der Artikel versprochen. Der Titel der von Sokal eingereichten Arbeit lautete ''Transgressing the Boundaries: Towards a Transformative Hermeneutics of Quantum Gravity'' (deutsch etwa: ''Die Grenzen überschreiten: Auf dem Weg zu einer transformativen Hermeneutik der Quantengravitation'') <ref>http://www.physics.nyu.edu/faculty/sokal/transgress_v2/transgress_v2_singlefile.html</ref> und war in typischem Slang pseudowissenschaftlicher "postmoderner" Literatur verfasst. ''Social Text'' druckte die Arbeit unbeanstandet ab, obwohl der Inhalt nichts anderes war als die Aneinanderreihung von Zitaten berühmter französischer und amerikanischer Intellektueller zu angeblichen gesellschaftlichen und philosophischen Implikationen der Mathematik und Physik. Sokals einziger Beitrag bestand nach seinen Worten aus einem "Klebstoff", um diese Zitate zusammenzufügen. |
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| Der Artikel hätte mit Leichtigkeit als kompletter Unsinn erkannt werden können. Beispielsweise heißt es darin: ''"Das Pi Euklids und das G Newtons, die früher als konstant und universal galten, werden heute in ihrer unabwendbaren Historizität gesehen"''. Und im letzten Kapitel sagt Sokal, dass ''"Quantengravitation in dieser Hinsicht eine archetypische postmoderne Wissenschaft"'' sei, die ''"eine starke Widerlegung des in der traditionellen Wissenschaft immanenten Autoritären und Elitären darstellt."'' | | Der Artikel hätte mit Leichtigkeit als kompletter Unsinn erkannt werden können. Beispielsweise heißt es darin: ''"Das Pi Euklids und das G Newtons, die früher als konstant und universal galten, werden heute in ihrer unabwendbaren Historizität gesehen"''. Und im letzten Kapitel sagt Sokal, dass ''"Quantengravitation in dieser Hinsicht eine archetypische postmoderne Wissenschaft"'' sei, die ''"eine starke Widerlegung des in der traditionellen Wissenschaft immanenten Autoritären und Elitären darstellt."'' |
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| # Die Verwendung von im Grunde bedeutungslosen Schlagworten und Sätzen. | | # Die Verwendung von im Grunde bedeutungslosen Schlagworten und Sätzen. |
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− | Die genannten Autoren sprächen ''"mit einem Selbstbewusstsein, dass ihre wissenschaftliche Kompetenz bei weitem übersteigt"''. Sokal und Bricmont betonen, dass sie keinesfalls Philosophie, Geistes- und Sozialwissenschaften in ihrer Gesamtheit angreifen wollten, sondern vor eklatanten Fällen von Scharlatanerie warnen. Insbesondere wollten sie den ''"Nimbus zerstören, den einige Texte besitzen: Sie seien deshalb so schwer zu verstehen, weil die darin vorgebrachten Gedanken so tiefgründig seien"''. Vielmehr erschienen sie oft allein deshalb so schwierig, ''"weil sie absolut nichts aussagen"''. | + | Die genannten Autoren sprächen ''"mit einem Selbstbewusstsein, das ihre wissenschaftliche Kompetenz bei weitem übersteigt"''. Sokal und Bricmont betonen, dass sie keinesfalls Philosophie, Geistes- und Sozialwissenschaften in ihrer Gesamtheit angreifen wollten, sondern vor eklatanten Fällen von Scharlatanerie warnen. Insbesondere wollten sie den ''"Nimbus zerstören, den einige Texte besitzen: Sie seien deshalb so schwer zu verstehen, weil die darin vorgebrachten Gedanken so tiefgründig seien"''. Vielmehr erschienen sie oft allein deshalb so schwierig, ''"weil sie absolut nichts aussagen"''. |
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| ==Siehe auch== | | ==Siehe auch== |