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| Im babylonischen Exil (598 - 539 v.) der Juden entstand unter anderem das Buch „'''Deutero-Jesaja'''“ des Alten Testaments, dessen Botschaft insofern neu war, als die babylonischen Götter als Götzen dargestellt und als einziger Gott Jahwe installiert wurde. | | Im babylonischen Exil (598 - 539 v.) der Juden entstand unter anderem das Buch „'''Deutero-Jesaja'''“ des Alten Testaments, dessen Botschaft insofern neu war, als die babylonischen Götter als Götzen dargestellt und als einziger Gott Jahwe installiert wurde. |
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− | Gleichzeitig wird ein theologisches Konzept vorgestellt, das die historischen Ereignisse, die Israel trafen (Eroberung Jerusalems, Zerstörung des Königreiches Juda, Exilierung der Oberschicht nach Babylon) als Strafe Gottes für das sündhafte Verhalten sieht. | + | Gleichzeitig wird ein theologisches Konzept vorgestellt, das die historischen Ereignisse, die Israel trafen (Eroberung Jerusalems, Zerstörung des Königreiches Juda, Exilierung der Oberschicht nach Babylon), als Strafe Gottes für das sündhafte Verhalten sieht. |
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| Diese Strafe wurde im Rahmen eines Gottesgerichtes verhängt. Durch die Leiden des Exils wurde das Volk mit Jahwe aber wieder versöhnt, worauf ein neue, ewige, paradiesische Ära anbrechen sollte. | | Diese Strafe wurde im Rahmen eines Gottesgerichtes verhängt. Durch die Leiden des Exils wurde das Volk mit Jahwe aber wieder versöhnt, worauf ein neue, ewige, paradiesische Ära anbrechen sollte. |
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| Das '''Endgericht''' wird von Daniel in der Gegenwart eines „Hochbetagten“ beschrieben, der in einem Kleid, weiß wie Schnee auf einem Flammenthron sitzt. Die Abtrünnigen stürzen in den Abgrund voller Feuer. Die Tugendhaften gelangen hingegen in das Paradies der Seligkeit. | | Das '''Endgericht''' wird von Daniel in der Gegenwart eines „Hochbetagten“ beschrieben, der in einem Kleid, weiß wie Schnee auf einem Flammenthron sitzt. Die Abtrünnigen stürzen in den Abgrund voller Feuer. Die Tugendhaften gelangen hingegen in das Paradies der Seligkeit. |
− | Gleichzeitig mit dem Hochbetagten erscheint ein Wesen vom Himmel ("Menschensohn", ein Titel den sich später auch Jesus geben wird), das zum Hochbetagten geführt wird. Diesem "Menschensohn" wird Macht, Herrlichkeit und Königsherrschaft gegeben. | + | Gleichzeitig mit dem Hochbetagten erscheint ein Wesen vom Himmel ("Menschensohn", ein Titel, den sich später auch Jesus geben wird), das zum Hochbetagten geführt wird. Diesem "Menschensohn" wird Macht, Herrlichkeit und Königsherrschaft gegeben. |
− | Die neue Welt werde von Jahwe (Gott) selbst regiert werden oder zumindest von einem durch Gott eingesetzte Person aus dem Hause David, der Gesalbte (meschiach = Messias), der in diesem Paradies gerecht herrschen werde. Meist aber ist dieser Messias ein normal sterblicher Mensch (etwa in den Psalmen Salomons, die im 1. Jh. v. entstanden sind), wiewohl auch andere Varianten vorkommen. | + | Die neue Welt werde von Jahwe (Gott) selbst regiert werden oder zumindest von einer durch Gott eingesetzten Person aus dem Hause David, der Gesalbte (meschiach = Messias), der in diesem Paradies gerecht herrschen werde. Meist aber ist dieser Messias ein normal sterblicher Mensch (etwa in den Psalmen Salomons, die im 1. Jh. v. entstanden sind), wiewohl auch andere Varianten vorkommen. |
| Manchmal wird schon im Alten Testament gemeint, der Messias werde auf einem Esel reitend in Jersualem einziehen. | | Manchmal wird schon im Alten Testament gemeint, der Messias werde auf einem Esel reitend in Jersualem einziehen. |
− | Auch die Vorstellung, mit dem großen Gericht "am Ende der Welt", würden die Toten auferstehen, wird hier - aus dem persischen Kulturkreis - eingebaut. Besonders die Pharisäer haben sie zur Zeit Jesus vehement verkündet. | + | Auch die Vorstellung, mit dem großen Gericht "am Ende der Welt" würden die Toten auferstehen, wird hier - aus dem persischen Kulturkreis - eingebaut. Besonders die Pharisäer haben sie zur Zeit Jesus vehement verkündet. |
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| Die für das Christentum fundamentale '''Satanskonzeption''', wie wir sie kennen, gibt es in diesen Mythen noch nicht. Das Üble ist allein auf das fehlerhafte Verhalten der Menschen zurückzuführen. Doch schon in der apokalyptischen Literatur bahnt sich - ausgehend vom iranischen dualistischen Denken - eine Wende an. Die Kräfte des Bösen werden in der Gestalt eines Satans personifiziert, der zum Gegenspieler Gottes aufgebaut wird. | | Die für das Christentum fundamentale '''Satanskonzeption''', wie wir sie kennen, gibt es in diesen Mythen noch nicht. Das Üble ist allein auf das fehlerhafte Verhalten der Menschen zurückzuführen. Doch schon in der apokalyptischen Literatur bahnt sich - ausgehend vom iranischen dualistischen Denken - eine Wende an. Die Kräfte des Bösen werden in der Gestalt eines Satans personifiziert, der zum Gegenspieler Gottes aufgebaut wird. |
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| * Befreiung Israels vom Joch | | * Befreiung Israels vom Joch |
| * der Weltuntergang als einzig noch verbleibende Hoffnung | | * der Weltuntergang als einzig noch verbleibende Hoffnung |
− | * Schaffung paradiesischer Zustände mit Wohlstand und Friede, womit das Ende der Geschichte erreicht sei | + | * Schaffung paradiesischer Zustände mit Wohlstand und Frieden, womit das Ende der Geschichte erreicht sei |
| * Errichtung der Gottesherrschaft oder eines messianischen Reiches | | * Errichtung der Gottesherrschaft oder eines messianischen Reiches |
| * Bekehrung aller Völker | | * Bekehrung aller Völker |
| * der Anbruch des neuen Zeitalters steht unmittelbar bevor. | | * der Anbruch des neuen Zeitalters steht unmittelbar bevor. |
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− | Begleitet werden diese Weltuntergänge von uralten mythischen Voraussagen, wie Himmel und Erde werden erschüttert, kosmische Katastrophen, die Sonne wird nachts scheinen, der Mond am Tage, die Sterne werden ihre Bahnen verlassen, von den Bäumen wird Blut tropfen, die Steine werden zu schreien beginnen usw. Schließlich aber werde Gott ein neue, paradiesische Welt schaffen. | + | Begleitet werden diese Weltuntergänge von uralten mythischen Voraussagen, wie Himmel und Erde werden erschüttert, kosmische Katastrophen, die Sonne wird nachts scheinen, der Mond am Tage, die Sterne werden ihre Bahnen verlassen, von den Bäumen wird Blut tropfen, die Steine werden zu schreien beginnen usw. Schließlich aber werde Gott ein neue, paradiesische Welt schaffen. |
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| Ein Gutteil der hier dargelegten alttestamentlichen Gedanken sind nichtjüdischen Ursprungs, besonders iranische und indische Vorstellungen finden wir etwa in der Vorstellung des Endgerichts bei Daniel. Aber auch Elemente der steinzeitlichen Pflanzer sind zu finden.<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Purusha</ref> | | Ein Gutteil der hier dargelegten alttestamentlichen Gedanken sind nichtjüdischen Ursprungs, besonders iranische und indische Vorstellungen finden wir etwa in der Vorstellung des Endgerichts bei Daniel. Aber auch Elemente der steinzeitlichen Pflanzer sind zu finden.<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Purusha</ref> |
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| Fortgesetzt werden diese Ideen im Neuen Testament und damit im Christentum in Form des '''Jüngsten Gerichtes'''. Auch Jesus steht nahtlos in diesem Kontext, er selbst prophezeite fälschlich, dass dieser Weltuntergang unmittelbar bevorstünde. | | Fortgesetzt werden diese Ideen im Neuen Testament und damit im Christentum in Form des '''Jüngsten Gerichtes'''. Auch Jesus steht nahtlos in diesem Kontext, er selbst prophezeite fälschlich, dass dieser Weltuntergang unmittelbar bevorstünde. |
− | In etwa 60 Jahre nach der Hinrichtung des Jesu erschien das sog. Evangelium des Johannes, der Verfasser selbst ist unbekannt. Der Autor dieser Schriften bezieht sich auf die Eschatologie des Daniel. Nach dieser Version würde der Messias 1000 Jahre lang herrschen und am Ende dieser Epoche würde dann das Jüngste Gericht abgehalten werden. In diesem Gericht kommt es zum letzten Kampf zwischen Gut und Böse. Nun folgt die "Neue Erde", das "Neue Jerusalem", also das Reich Gottes. | + | In etwa 60 Jahre nach der Hinrichtung des Jesu erschien das sog. Evangelium des Johannes, der Verfasser selbst ist unbekannt. Der Autor dieser Schriften bezieht sich auf die Eschatologie des Daniel. Nach dieser Version würde der Messias 1000 Jahre lang herrschen und am Ende dieser Epoche würde dann das Jüngste Gericht abgehalten. In diesem Gericht kommt es zum letzten Kampf zwischen Gut und Böse. Nun folgt die "Neue Erde", das "Neue Jerusalem", also das Reich Gottes. |
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− | Generell ist nach Eliade zu Weltuntergangsszenarien auch außerhalb des jüdisch/christlichen Kulturkreises zu sagen, dass sie die Abwehrkraft einer Gemeinschaft gegen die Schrecken des Alltags unterstützen, weil die Eingeweihten in den jeweiligen Katastrophen ein ermutigendes Vorzeichen erkennen. Es handelt sich nicht um einen Zweckoptimismus oder eine Flucht vor der Geschichte, sondern wird von Träumen und Visionen und ekstatischen Visionen gepeist. | + | Generell ist nach Eliade zu Weltuntergangsszenarien auch außerhalb des jüdisch/christlichen Kulturkreises zu sagen, dass sie die Abwehrkraft einer Gemeinschaft gegen die Schrecken des Alltags unterstützen, weil die Eingeweihten in den jeweiligen Katastrophen ein ermutigendes Vorzeichen erkennen. Es handelt sich nicht um einen Zweckoptimismus oder eine Flucht vor der Geschichte, sondern wird von Träumen, Visionen und ekstatischen Visionen gespeist. |
| Diese apokalyptischen Geschichtskonzeptionen des Alten Testaments bestimmten nicht nur wesentlich das neue Testament und damit das Christentum, sondern auch das Denken der Europäer bis in die frühe Neuzeit. Erst mit dem Aufkommen der Naturwissenschaften konnte eine offene Idee der Zukunft gedacht werden und der Fortschrittsgedanke in der Geistesgeschichte Europas Eingang finden.<ref>http://www.epoc.de/artikel/1053059</ref>, <ref>http://books.google.com/books?id=ZddPiE3Nuo8C&pg=PA15&lpg=PA15&dq=gayomart&source=bl&ots=nVX5DVsjwh&sig=ZmIZxtKjsSvinKEr7wLJJ8AWCMs&hl=de&ei=gW_6TNTAJdSy8QOW05jPCw&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=14&ved=0CGsQ6AEwDQ#v=onepage&q=gayomart&f=false</ref> | | Diese apokalyptischen Geschichtskonzeptionen des Alten Testaments bestimmten nicht nur wesentlich das neue Testament und damit das Christentum, sondern auch das Denken der Europäer bis in die frühe Neuzeit. Erst mit dem Aufkommen der Naturwissenschaften konnte eine offene Idee der Zukunft gedacht werden und der Fortschrittsgedanke in der Geistesgeschichte Europas Eingang finden.<ref>http://www.epoc.de/artikel/1053059</ref>, <ref>http://books.google.com/books?id=ZddPiE3Nuo8C&pg=PA15&lpg=PA15&dq=gayomart&source=bl&ots=nVX5DVsjwh&sig=ZmIZxtKjsSvinKEr7wLJJ8AWCMs&hl=de&ei=gW_6TNTAJdSy8QOW05jPCw&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=14&ved=0CGsQ6AEwDQ#v=onepage&q=gayomart&f=false</ref> |
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