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==AFA-Algen und ADHS==
 
==AFA-Algen und ADHS==
In einem Buch der Diplom-Politologin [[Barbara Simonsohn]] (2001), die AFA-Algen als Ersatz für Ritalin vorstellt, findet man einen ersten Hinweis. Sie berichtet über Einzelfälle, die als Belege dargestellt werden: Julian, 13, war sprunghaft, ungewöhnlich rastlos, unkonzentriert und ermüdete schnell. Sein Verhalten war dominant, undiplomatisch und oft verständnislos. Julian ist seit AFA-Algen-Einnahme weniger impulsiv, er findet nach einem Wutanfall leichter zurück zum Normalzustand, kann besser nachgeben und ist lustiger und fröhlicher. Diesem lächerlichen Beweis fehlt so ungefähr alles, was es erlaubt, eine seriöse DSM-IV-basierte Beurteilung der Hyperaktivität des Kindes zu erstellen. Die Heilpraktikerin hat nur einen winzigen Ausschnitt der tatsächlichen Symptomatik eines hyperaktiven Kindes beschrieben. Da die anderen Fallbeschreibungen in ihrem Buch von ähnlicher Güte sind, stellt sich die Frage, ob Simonsohn wirklich eine Ahnung von dem hat, worüber sie schreibt. Da sie als Werbeinstrument für Algenhersteller dient, sind ihre Publikationen wohl nichts anderes als direkte Schleichwerbung für AFA-Algen, an denen sie gut verdient. Sie selbst gibt in ihrem Buch offen zu, von mindestens drei deutschen Anbietern mit AFA-Pillen im Marktwert von 7.500 Euro ausgestattet worden zu sein, um Kinder von 44 Familien zu behandeln. Die Heilpraktikerin empfahl den Kindern eine Dosis von 1,5 g/d; die Beobachtung soll 10 Wochen gedauert haben. Kalkuliert man die Tagesdosis mit 1 Euro, hätte die Dame 5.000 Tagesdosen ausreichen können. Weil man 80 Tagesdosen pro Kind braucht, hätte man mindestens 60 Kinder behandeln können. Es sind aber nur 19 Kinder in der Publikation der Heilpraktikerin grob beschrieben. Da 44 Familien gemeinsam wohl kaum 19 Kinder haben können, dürfte sich die Heilpraktikerin entweder jene Fälle herausgesucht haben, bei denen ihre schlampige Diagnostik einer wahrscheinlich gar nicht bestehenden ADHS durch AFA-Algen 'geheilt' wurde oder sie hat, wie in solchen Jubelpublikationen üblich, die Krankengeschichten erfunden.
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In einem Buch der Diplom-Politologin und [[Heilpraktiker]]in [[Barbara Simonsohn]] (2001), die AFA-Algen als Ersatz für Ritalin vorstellt, findet man einen ersten Hinweis. Sie berichtet über Einzelfälle, die als angebliche Wirksamkeitsbelege dargestellt werden:  
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Julian, 13, war sprunghaft, ungewöhnlich rastlos, unkonzentriert und ermüdete schnell. Sein Verhalten war dominant, undiplomatisch und oft verständnislos. Julian ist seit AFA-Algen-Einnahme weniger impulsiv, er findet nach einem Wutanfall leichter zurück zum Normalzustand, kann besser nachgeben und ist lustiger und fröhlicher.  
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Ein solcher Einzelfallbericht lässt eine seriöse DSM-IV-basierte Beurteilung der Hyperaktivität des Kindes keineswegs zu. Simonsohn hat nur einen winzigen Ausschnitt der tatsächlichen Symptomatik eines hyperaktiven Kindes beschrieben. Da die anderen Fallbeschreibungen in ihrem Buch von ähnlicher Güte sind, kann man weder von einer seriösen ADHS-Diagnose noch von einer Heilung der Symptome sprechen.
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Da sie als Werbeinstrument für Algenhersteller dient, sind ihre Publikationen als direkte Schleichwerbung für AFA-Algen anzusehen, an denen sie gut verdient. Sie selbst gibt in ihrem Buch offen zu, von mindestens drei deutschen Anbietern mit AFA-Pillen im Marktwert von 7.500 Euro ausgestattet worden zu sein, um Kinder von 44 Familien zu behandeln. Die Heilpraktikerin empfahl den Kindern eine Dosis von 1,5 g/d; die Beobachtung soll 10 Wochen gedauert haben. Kalkuliert man die Tagesdosis mit 1 Euro, hätte die Dame 5.000 Tagesdosen ausreichen können. Weil man 80 Tagesdosen pro Kind braucht, hätte man mindestens 60 Kinder behandeln können. Es sind aber nur 19 Kinder in der Publikation der Heilpraktikerin grob beschrieben. Da 44 Familien gemeinsam wohl kaum 19 Kinder haben können, dürfte sich die Heilpraktikerin entweder jene Fälle herausgesucht haben, bei denen ihre schlampige Diagnostik einer wahrscheinlich gar nicht bestehenden ADHS durch AFA-Algen 'geheilt' wurde oder sie hat, wie in solchen Jubelpublikationen üblich, die Krankengeschichten erfunden.
    
Blickt man in populärwissenschaftliche Zeitschriften der [[Ganzheitsmedizin]], findet sich eine Publikation von Simonsohn im Jahr 2000. Hier berichtete sie über verschiedene Studien, die angeblich die Wirksamkeit bei AFA-Algen bewiesen haben sollen. In der sog. The kid.com Study, die von einem AFA-Anbieter durchgeführt worden sein soll, sollen Symptomverbesserungen bei Kindern erreicht worden sein. Was genau diagnostiziert wurde und welches Resultat sich vor und nach der Studie exakt dargeboten hat, gibt die Autorin nicht wieder. Sie gibt nur folgendes bei den Kindern an: Signifikante Verbesserungen in ihrer Fähigkeit, zu fokussieren, Anweisungen zu folgen und sich zu konzentrieren. Eine Abnahme von streitsüchtigem, fordernden und kämpferischen Benehmen. Weniger Symptome von Angst und Depression. Verbesserung des sozialen Verhaltens. Weniger Zeichen von emotionalen und verhaltensmäßigen Abgelenktsein. Weniger Wutanfälle und Erziehungsprobleme. Weniger Verhaltensauffälligkeiten, die man als merkwürdig klassifizieren könnte. Weniger körperliche Symptome wie Kopfschmerzen und Magenschmerzen, für die kein offensichtlicher Grund vorliegt.
 
Blickt man in populärwissenschaftliche Zeitschriften der [[Ganzheitsmedizin]], findet sich eine Publikation von Simonsohn im Jahr 2000. Hier berichtete sie über verschiedene Studien, die angeblich die Wirksamkeit bei AFA-Algen bewiesen haben sollen. In der sog. The kid.com Study, die von einem AFA-Anbieter durchgeführt worden sein soll, sollen Symptomverbesserungen bei Kindern erreicht worden sein. Was genau diagnostiziert wurde und welches Resultat sich vor und nach der Studie exakt dargeboten hat, gibt die Autorin nicht wieder. Sie gibt nur folgendes bei den Kindern an: Signifikante Verbesserungen in ihrer Fähigkeit, zu fokussieren, Anweisungen zu folgen und sich zu konzentrieren. Eine Abnahme von streitsüchtigem, fordernden und kämpferischen Benehmen. Weniger Symptome von Angst und Depression. Verbesserung des sozialen Verhaltens. Weniger Zeichen von emotionalen und verhaltensmäßigen Abgelenktsein. Weniger Wutanfälle und Erziehungsprobleme. Weniger Verhaltensauffälligkeiten, die man als merkwürdig klassifizieren könnte. Weniger körperliche Symptome wie Kopfschmerzen und Magenschmerzen, für die kein offensichtlicher Grund vorliegt.
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