− | Zwischen Graphologie und Schriftvergleichung muss klar unterschieden werden.<ref>Der erste Autor, der diese Forderung aufgestellt hat, war Heinrich Pfanne: ''Die Schriftexpertise und ihre Bedeutung für die Rechtsprechung.'' Greifenverlag, Rudolstadt 1954, S.12f: „Die Graphologie beruht auf der Erfahrungstatsache, dass jeder Mensch seine nur ihm eigentümliche Handschrift hat... Hiervon ausgehend haben sich zwei Disziplinen ... entwickelt, die charakterologische Graphologie und die Handschriftenidentifizierung. Die charakterologische Graphologie kommt zu ihren Ergebnissen nur durch eine weitere Prämisse, daß nämlich die in der Handschrift sich ausdrückende Individualität des Menschen in bestimmten, hier nicht näher zu erörternden Beziehungen zu seinem Charakter stehe... Es ist also notwendig, die Schriftexpertise deutlich von der charakterologischen Graphologie ... abzuheben.... Die charakterologische Graphologie deutet, die Schriftexpertise vergleicht“.</ref> Denn die Graphologie beschäftigt sich nicht damit, den Urheber eines handgeschriebenen Textes oder die Echtheit oder Unechtheit einer Unterschrift festzustellen, wie dies z. B. Gutachter bei Schriftexpertisen zu einem Testament oder in der Kriminalistik beabsichtigen. Dabei besitzt der Charakter des Schreibers keinerlei Relevanz. | + | Zwischen Graphologie und Schriftvergleichung muss klar unterschieden werden.<ref> Der erste Autor, der diese Forderung aufgestellt hat, war Heinrich Pfanne: ''Die Schriftexpertise und ihre Bedeutung für die Rechtsprechung.'' Greifenverlag, Rudolstadt 1954, S.12f: „Die Graphologie beruht auf der Erfahrungstatsache, dass jeder Mensch seine nur ihm eigentümliche Handschrift hat... Hiervon ausgehend haben sich zwei Disziplinen ... entwickelt, die charakterologische Graphologie und die Handschriftenidentifizierung. Die charakterologische Graphologie kommt zu ihren Ergebnissen nur durch eine weitere Prämisse, daß nämlich die in der Handschrift sich ausdrückende Individualität des Menschen in bestimmten, hier nicht näher zu erörternden Beziehungen zu seinem Charakter stehe... Es ist also notwendig, die Schriftexpertise deutlich von der charakterologischen Graphologie ... abzuheben.... Die charakterologische Graphologie deutet, die Schriftexpertise vergleicht“.</ref> Denn die Graphologie beschäftigt sich nicht damit, den Urheber eines handgeschriebenen Textes oder die Echtheit oder Unechtheit einer Unterschrift festzustellen, wie dies z. B. Gutachter bei Schriftexpertisen zu einem Testament oder in der Kriminalistik beabsichtigen. Dabei besitzt der Charakter des Schreibers keinerlei Relevanz. |
− | Die praktische Arbeit eines Schriftsachverständigen unterscheidet sich von der praktischen Arbeit eines Graphologen. In der schriftpsychologischen Forschung gibt es zwar Berührungspunkte, die für beide Bereiche interessant sind<ref>Angelika Seibt: ''Forensische Schriftvergleichung und Schriftpsychologie.'' 2004, Kriminalistik 58, 267–272</ref>. Eine klare Unterscheidung zwischen Schriftvergleichung und Graphologie ist aber notwendig. Die forensische Handschriftenvergleichung hat andere Ziele und andere Methoden als die Graphologie: | + | Die praktische Arbeit eines Schriftsachverständigen unterscheidet sich von der praktischen Arbeit eines Graphologen. In der schriftpsychologischen Forschung gibt es Berührungspunkte.<ref>Angelika Seibt: ''Forensische Schriftvergleichung und Schriftpsychologie.'' 2004, Kriminalistik 58, 267–272</ref> Eine klare Unterscheidung zwischen Schriftvergleichung und Graphologie ist aber notwendig. Die forensische Handschriftenvergleichung hat andere Ziele und andere Methoden als die Graphologie: |
| * Die Graphologie will aus dem Ausdruck der Handschrift Aspekte der Persönlichkeit des Schreibers erfassen. Dazu werden Handschriften gedeutet. Die Graphologie ist keine erfahrungswissenschaftlich fundierte Methode. Die Versuche einer schriftpsychologischen Validierung graphologischer Persönlichkeitsdiagnostik haben bisher zu unbefriedigenden Ergebnissen geführt. | | * Die Graphologie will aus dem Ausdruck der Handschrift Aspekte der Persönlichkeit des Schreibers erfassen. Dazu werden Handschriften gedeutet. Die Graphologie ist keine erfahrungswissenschaftlich fundierte Methode. Die Versuche einer schriftpsychologischen Validierung graphologischer Persönlichkeitsdiagnostik haben bisher zu unbefriedigenden Ergebnissen geführt. |