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Wer in Deutschland TCM anwenden will, stößt schnell auf massive Probleme. Hauptgrund ist der Umstand, dass es sich bei TCM-Arzneimitteln häufig um Pflanzengemische oder sonstige, nicht standardisierte Zubereitungen handelt. Diese können als Fertigarznei aus formalen Gründen nicht angemeldet werden. Es bleibt hier überwiegend nur der Weg gemäß § 21 AMG. Der Arzt verordnet eine Zubereitung, der Patient geht damit zum Apotheker, dieser beschafft die Rohware(n) und produziert die Arznei.
 
Wer in Deutschland TCM anwenden will, stößt schnell auf massive Probleme. Hauptgrund ist der Umstand, dass es sich bei TCM-Arzneimitteln häufig um Pflanzengemische oder sonstige, nicht standardisierte Zubereitungen handelt. Diese können als Fertigarznei aus formalen Gründen nicht angemeldet werden. Es bleibt hier überwiegend nur der Weg gemäß § 21 AMG. Der Arzt verordnet eine Zubereitung, der Patient geht damit zum Apotheker, dieser beschafft die Rohware(n) und produziert die Arznei.
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Dieser Weg bedarf keiner Arzneimittelregistrierung, wenn der Apotheker nicht mehr als 99 Packungen der gleichen Arznei täglich abgibt. Er darf sie aber nicht versenden (weil in Deutschland immer noch ein Versandverbot für Arzneimittel per Post vom Apotheker an den Endkunden herrscht), sondern nur an seine Endkunden im Einzugsbereich abgeben. Da nur wenige Apotheker die notwendige Sachkunde und Ausstattung zur Beschaffung und Qualitätskontrolle der TCM-Arneimittel besitzen und immer weniger Apotheker über eigene Labors und Verkapselungs- bzw. Zubereitungsmaschinen verfügen, hat es die TCM sehr schwer, in Deutschland Fuß zu fassen.
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Dieser Weg bedarf keiner Arzneimittelregistrierung, wenn der Apotheker nicht mehr als 99 Packungen der gleichen Arznei täglich abgibt. Er darf sie aber nicht versenden (weil in Deutschland immer noch ein Versandverbot für Arzneimittel per Post vom Apotheker an den Endkunden herrscht), sondern nur an seine Endkunden im Einzugsbereich abgeben. Da nur wenige Apotheker die notwendige Sachkunde und Ausstattung zur Beschaffung und Qualitätskontrolle der TCM-Arneimittel besitzen und immer weniger Apotheker über eigene Labore und Verkapselungs- bzw. Zubereitungsmaschinen verfügen, hat es die TCM sehr schwer, in Deutschland Fuß zu fassen.
    
Dabei gibt es viele Zubereitungen und Gemische, die in China als Fertigarznei direkt im Verkehr sind. Leider kann man diese nicht immer direkt gemäß § 73 Abs. 3 AMG importierten, weil deren Herstellung in China nicht standardisiert ist. Bei einigen Pflanzen fehlen auch die Monographien im Westen, was eine Qualitätskontrolle erschwert. Dies liegt daran, dass eine Reihe von TCM-Heilpflanzen in Europa einfach nicht heimisch sind und importiert werden müssen. Erschwert wird das ganze durch unseriöse Anbieter aus dem Fernen Osten, die keine Probleme damit haben, schwermetall- oder pestizidbelastete Rohware auf den internationalen Markt zu werfen.
 
Dabei gibt es viele Zubereitungen und Gemische, die in China als Fertigarznei direkt im Verkehr sind. Leider kann man diese nicht immer direkt gemäß § 73 Abs. 3 AMG importierten, weil deren Herstellung in China nicht standardisiert ist. Bei einigen Pflanzen fehlen auch die Monographien im Westen, was eine Qualitätskontrolle erschwert. Dies liegt daran, dass eine Reihe von TCM-Heilpflanzen in Europa einfach nicht heimisch sind und importiert werden müssen. Erschwert wird das ganze durch unseriöse Anbieter aus dem Fernen Osten, die keine Probleme damit haben, schwermetall- oder pestizidbelastete Rohware auf den internationalen Markt zu werfen.
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==Ein Ausweg mit Hindernissen==
 
==Ein Ausweg mit Hindernissen==
Der Patient sollte sich in Absprache mit seinem ärztlichen Therapeuten und dem Apotheker über TCM-Produkte informieren. Sofern der Produktenanbieter, der meist erst auf Anfrage aus Fachkreisen die Informationen seines Produktes übersenden darf, seriös ist, gelingt eine kooperative Zusammenarbeit. Es gilt jedoch immer, dass nur dann Produkte benutzt werden sollten, die einen Wirksamkeitsnachweis besitzen oder zumindest ihre gute Verträglichkeit und Sicherheit zeigen können.
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Der Patient sollte sich in Absprache mit seinem ärztlichen Therapeuten und dem Apotheker über TCM-Produkte informieren. Sofern der Produktenanbieter, der meist erst auf Anfrage aus Fachkreisen die Informationen seines Produktes übersenden darf, seriös ist, gelingt eine kooperative Zusammenarbeit. Es gilt jedoch immer, dass nur jene Produkte benutzt werden sollten, die einen Wirksamkeitsnachweis besitzen oder zumindest ihre gute Verträglichkeit und Sicherheit zeigen können.
    
==Gefahren==
 
==Gefahren==
 
Durch die Verwendung von exotischen Pflanzen, die unbekannte Mengen an verschiedenen, teils ungetesteten Inhaltsstoffen enthalten sowie den möglichen Gehalt der Mittel an Schadstoffen kann es zu teilweise schwerwiegenden Nebenwirkungen kommen. Beispielsweise wurden in Deutschland, aufgrund eines Stufenplanverfahrens  (vom 3.&nbsp;Juni 1981), alle „Aristolochiasäure-haltigen Human- und Tierarzneimittel, einschließlich phytotherapeutischer und homöopathischer Arzneimittel, die unter Verwendung Aristolochiasäure-haltiger Pflanzen hergestellt werden“, verboten. Neben den karzinogenen (krebserregenden) Eigenschaften sind Aristolochiasäuren stark nephrotoxisch (nierenschädigend).<ref>http://www.bfs-ev.de/index.php?menuid=27&reporeid=1205</ref>
 
Durch die Verwendung von exotischen Pflanzen, die unbekannte Mengen an verschiedenen, teils ungetesteten Inhaltsstoffen enthalten sowie den möglichen Gehalt der Mittel an Schadstoffen kann es zu teilweise schwerwiegenden Nebenwirkungen kommen. Beispielsweise wurden in Deutschland, aufgrund eines Stufenplanverfahrens  (vom 3.&nbsp;Juni 1981), alle „Aristolochiasäure-haltigen Human- und Tierarzneimittel, einschließlich phytotherapeutischer und homöopathischer Arzneimittel, die unter Verwendung Aristolochiasäure-haltiger Pflanzen hergestellt werden“, verboten. Neben den karzinogenen (krebserregenden) Eigenschaften sind Aristolochiasäuren stark nephrotoxisch (nierenschädigend).<ref>http://www.bfs-ev.de/index.php?menuid=27&reporeid=1205</ref>
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Doch auch nach dem Verbot taucht Aristolochiasäure, begünstigt durch den Vertrib über das Internet, immer wieder in Naturheilmitteln auf, so 1992 in Belgien in dem Schlankheitsmitteln „Fang Ji“. Damals hatten die Hersteller aufgrund eines Übersetzungsfehlers statt „Han Fang Ji“ (''Stephania tetrandra'') „Guang Fang Ji“ (''Aristolochia fangchi'') in die Präparate gemischt. Etliche Anwenderinnen wurden dialysepflichtig, einige entwickelten später Karzinome in den ableitenden Harnwegen.<ref>http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=30886</ref> 39&nbsp;Frauen mussten die Nieren prophylaktisch entfernen lassen, weil sie Schlankheitstees mit Aristolochiasäure zum Abnehmen getrunken haben.<ref>http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10841870</ref>
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Doch auch nach dem Verbot taucht Aristolochiasäure, begünstigt durch den Vertrieb über das Internet, immer wieder in Naturheilmitteln auf, so 1992 in Belgien in dem Schlankheitsmittel „Fang Ji“. Damals hatten die Hersteller aufgrund eines Übersetzungsfehlers statt „Han Fang Ji“ (''Stephania tetrandra'') „Guang Fang Ji“ (''Aristolochia fangchi'') in die Präparate gemischt. Etliche Anwenderinnen wurden dialysepflichtig, einige entwickelten später Karzinome in den ableitenden Harnwegen.<ref>http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=30886</ref> 39&nbsp;Frauen mussten die Nieren prophylaktisch entfernen lassen, weil sie Schlankheitstees mit Aristolochiasäure zum Abnehmen getrunken hatten.<ref>http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10841870</ref>
    
==Anmerkungen zum Artenschutz==
 
==Anmerkungen zum Artenschutz==
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[[Ursodeoxycholsäure]], ein weiteres Mittel der Traditionellen Chinesischen Medizin, das in der Galle des Asiatischen Schwarzbären vorkommt, bringt bei deren Gewinnung in sog. Bärenfarmen unvorstellbare Tierquälerei für circa 10.000 Asiatische Schwarzbären mit sich.<ref>http://www.geo.de/GEO/natur/tiere/3599.html</ref>
 
[[Ursodeoxycholsäure]], ein weiteres Mittel der Traditionellen Chinesischen Medizin, das in der Galle des Asiatischen Schwarzbären vorkommt, bringt bei deren Gewinnung in sog. Bärenfarmen unvorstellbare Tierquälerei für circa 10.000 Asiatische Schwarzbären mit sich.<ref>http://www.geo.de/GEO/natur/tiere/3599.html</ref>
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Auch dutzende Primatenarten sind in bestimmten traditionellen Heilmethoden und für magische Rituale begehrt und werden in diesem Zusammenhang zur Rohstoffgewinnung bejagt. 47 Primatenspezies werden aufgrund angeblich heilender Wirkung, 34 aufgrund ihrer "magischen Kräfte" und 20 wegen beider Gründe regelmäßig gejagt und getötet. So soll beispielsweise das Fleisch des Schwarzgesichtklammeraffen (Ateles chamek) beispielsweise und des Haubenkapuziners (Cebus aplella) sechs verschiedene Erkrankungen heilen. In Bolivien werden Klammeraffen gegen Schlangen- und Spinnenbisse, Fieber, Erkältungen, Husten, Schulterschmerzen, Schlafprobleme und Leishmaniose gegessen. In Indiensoll das Blut von Makaken gegen Asthma helfen. In Sierra Leone bekommen Kinder kleine Knochen von Schimpansen um den Bauch oder um das Handgelenk gebunden, da es den Aberglauben gibt, dies würde sie stärker machen.<ref>Rômulo R. N. ALVES, Wedson M. S. SOUTO, Raynner R. D. BARBOZA: ''Primates in traditional folk medicine: a world overview'', Mammal Review, Volume 40 Issue 2, Seiten 155 - 180. 9.3.2010</ref><ref>http://derstandard.at/1269448635345/Dutzende-Primatenspezies-Opfer-von-traditioneller-Medizin-und-Magie</ref>
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Auch dutzende Primatenarten sind in bestimmten traditionellen Heilmethoden und für magische Rituale begehrt und werden in diesem Zusammenhang zur Rohstoffgewinnung bejagt. 47 Primatenspezies werden aufgrund angeblich heilender Wirkung, 34 aufgrund ihrer "magischen Kräfte" und 20 wegen beider Gründe regelmäßig gejagt und getötet. So soll beispielsweise das Fleisch des Schwarzgesichtklammeraffen (Ateles chamek) und des Haubenkapuziners (Cebus aplella) sechs verschiedene Erkrankungen heilen. In Bolivien werden Klammeraffen gegen Schlangen- und Spinnenbisse, Fieber, Erkältungen, Husten, Schulterschmerzen, Schlafprobleme und Leishmaniose gegessen. In Indien soll das Blut von Makaken gegen Asthma helfen. In Sierra Leone bekommen Kinder kleine Knochen von Schimpansen um den Bauch oder um das Handgelenk gebunden, da es den Aberglauben gibt, dies würde sie stärker machen.<ref>Rômulo R. N. ALVES, Wedson M. S. SOUTO, Raynner R. D. BARBOZA: ''Primates in traditional folk medicine: a world overview'', Mammal Review, Volume 40 Issue 2, Seiten 155 - 180. 9.3.2010</ref><ref>http://derstandard.at/1269448635345/Dutzende-Primatenspezies-Opfer-von-traditioneller-Medizin-und-Magie</ref>
    
Auch Pflanzenarten werden durch die Nutzung in der TCM aufgrund der massenhaften Entnahme aus der Natur in ihrem Bestand gefährdet. Ein Beispiel dafür ist der Asiatische [[Ginseng]] (''Panax ginseng''), der als Wildpflanze vom Aussterben bedroht ist.
 
Auch Pflanzenarten werden durch die Nutzung in der TCM aufgrund der massenhaften Entnahme aus der Natur in ihrem Bestand gefährdet. Ein Beispiel dafür ist der Asiatische [[Ginseng]] (''Panax ginseng''), der als Wildpflanze vom Aussterben bedroht ist.
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