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− | '''Inedia''' (''Inedia completa'', ''Asitie'', ''okkultes Fasten'', bzw die ''Nahrungslosigkeit'') bezeichnet die vollständige '''Nahrungslosigkeit''' des Menschen, die laut Ansichten in [[Esoterik]]erkreisen auf Dauer dank einer [[Prana]]-Energie oder [[Lichtnahrung]] einer ungenau beschriebenen ''Lichtenergie'' überlebbar sei. Diese Annahmen widersprechen eklatant der Beobachtung, dass weltweit etwa 840 Milllionen Menschen durch den Hungertod bedroht sind. Erkenntnisse der Biologie und Medizin lassen auch keinen Zweifel daran, dass von außen zugeführte, chemisch gebundene Energie für das menschliche Leben notwendig ist, genauso wie die ausreichende Zufuhr an Trinkwasser. | + | '''Inedia''' (''Inedia completa'', ''Asitie'', ''okkultes Fasten'', bzw. die ''Nahrungslosigkeit'') bezeichnet die vollständige '''Nahrungslosigkeit''' des Menschen, die laut Ansichten in [[Esoterik]]erkreisen auf Dauer dank einer [[Prana]]-Energie oder [[Lichtnahrung]] einer ungenau beschriebenen ''Lichtenergie'' überlebbar sei. Diese Annahmen widersprechen eklatant der Beobachtung, dass weltweit etwa 840 Milllionen Menschen durch den Hungertod bedroht sind. Erkenntnisse der Biologie und Medizin lassen auch keinen Zweifel daran, dass von außen zugeführte, chemisch gebundene Energie für das menschliche Leben notwendig ist, genauso wie die ausreichende Zufuhr an Trinkwasser. |
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− | Bereits in der Vergangenheit machten verschiedene Personen durch die Behauptung, ohne chemisch gebundene Nahrung auskommen zu können, auf sich aufmerksam. Einzelnen Hungerkünstlern gelang es sogar durch sensationelle Demonstrationen mit Eintrittsgeldern sich ein Vermögen zu verschaffen. In keinem der Fälle gelang jedoch der Nachweis einer solchen Fähigkeit. Bei diversen Hungerkünstlern konnte hingegen ihr Trick zur heimlichen Beschaffung von Nahrung erkannt werden. | + | Bereits in der Vergangenheit machten verschiedene Personen durch die Behauptung, ohne chemisch gebundene Nahrung auskommen zu können, auf sich aufmerksam. Einzelnen Hungerkünstlern gelang es sogar durch sensationelle Demonstrationen mit Eintrittsgeldern sich ein Vermögen zu verschaffen. In keinem der Fälle gelang jedoch der Nachweis einer solchen Fähigkeit. Bei diversen Hungerkünstlern konnte hingegen ihr Trick zur heimlichen Beschaffung von Nahrung erkannt werden. |
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| Die Nennung einer eigenen, angeblichen Nahrungslosigkeit weckt im Allgemeinen das Interesse der Medien und kann die Verbreitung eigener Überzeugungen fördern. | | Die Nennung einer eigenen, angeblichen Nahrungslosigkeit weckt im Allgemeinen das Interesse der Medien und kann die Verbreitung eigener Überzeugungen fördern. |
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| *Devraha Baba | | *Devraha Baba |
| *[[Giri Bala]] (Indien) | | *[[Giri Bala]] (Indien) |
− | *[[Zinaida Baranova]], eine Russin die seit 2000 nahrungslos sein soll | + | *[[Zinaida Baranova]], eine Russin die seit dem Jahr 2000 nahrungslos sein soll |
| *[[Ram Bahadur Bomjon]] (Palden Dorje) | | *[[Ram Bahadur Bomjon]] (Palden Dorje) |
| *[[Wiley Brooks]] (USA) | | *[[Wiley Brooks]] (USA) |
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| *Caribala Dassi | | *Caribala Dassi |
| *Vasanta Ejma | | *Vasanta Ejma |
− | *Xu Fan aus China soll neun Jahre ohne Nahrung gelebt haben | + | *Xu Fan aus China soll neun Jahre ohne Nahrung gelebt haben |
− | *[[Maria Furtner]] (1821-1884) ''die Wassertrinkerin von Frasdorf'' (Deutschland) | + | *[[Maria Furtner]] (1821 - 1884) ''die Wassertrinkerin von Frasdorf'' (Deutschland) |
− | *[[Prahlad Jani]], ein indischer Yogi, der seit 74 Jahren (Stand 2010) nichts mehr gegessen haben soll | + | *[[Prahlad Jani]], ein indischer Yogi, der seit 74 Jahren (Stand 2010) nichts mehr gegessen haben soll |
− | *Benno Kehl, ein ehemaliger Franziskanermönch, der behauptet drei Monate sich von "Licht" ernährt zu haben<ref>http://www.20min.ch/news/zuerich/story/Ex-Bruder-Benno-in-der-Kritik-17600847</ref> (Zitat:..''Man kann aber nur von Licht leben, wenn man innerlich stabil ist und die Welt achtet..'') | + | *Benno Kehl, ein ehemaliger Franziskanermönch, der behauptet drei Monate sich von "Licht" ernährt zu haben<ref>http://www.20min.ch/news/zuerich/story/Ex-Bruder-Benno-in-der-Kritik-17600847</ref> (Zitat: ''Man kann aber nur von Licht leben, wenn man innerlich stabil ist und die Welt achtet [...]'') |
− | *[[Hira Ratan Manek]] ein 63jähriger Ingenieur aus Gujarati (Indien) mit angeblichen 411 Tagen der Nahrungslosigkeit | + | *[[Hira Ratan Manek]] ein 63-jähriger Ingenieur aus Gujarati (Indien) mit angeblichen 411 Tagen der Nahrungslosigkeit |
| *Louise Lateau | | *Louise Lateau |
| *[[Alexandrina Maria da Costa]] (Portugal) | | *[[Alexandrina Maria da Costa]] (Portugal) |
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| *[[Ann Moore]] | | *[[Ann Moore]] |
| *[[Barbara Moore]] (England) | | *[[Barbara Moore]] (England) |
− | *Sahajmuni Maharaj (auch ''Sri Sahaj Muni Maharaj'', ein Jain Mönch) soll 1995 201 Tage lang gefastet haben | + | *Sahajmuni Maharaj (auch ''Sri Sahaj Muni Maharaj'', ein Jain Mönch) soll 1995 für 201 Tage gefastet haben |
| *Judah Mehler | | *Judah Mehler |
| *Swami Narein | | *Swami Narein |
− | *Die Inderin Kumari Neerja aus dem Jalaun Distrikt im Staat Uttar Pradesh. Neerja behauptete nahrungslos zu sein. Bei einer Überprüfung durch die Indian Rationalist Association (IRA) im Jahre 1999 stellte sich jedoch heraus, dass der Raum in dem sie sich aufhielt eine versteckte Tür zu einer Toilette hatte und dass sie heimlich Nahrung erhielt. | + | *Die Inderin Kumari Neerja aus dem Jalaun Distrikt im Staat Uttar Pradesh. Neerja behauptete nahrungslos zu sein. Bei einer Überprüfung durch die Indian Rationalist Association (IRA) im Jahr 1999 stellte sich jedoch heraus, dass der Raum in dem sie sich aufhielt eine versteckte Tür zu einer Toilette hatte und dass sie heimlich Nahrung erhielt. |
− | *Lidwina von Schiedam (1380 - 1433) soll angeblich 19 Jahre nahrungslos gewesen sein | + | *Lidwina von Schiedam (1380 - 1433) soll angeblich 19 Jahre nahrungslos gewesen sein |
| *Maria d'Oignies aus Toulouse | | *Maria d'Oignies aus Toulouse |
− | *Martha Robin (geb 1902 in Frankreich /Chateauneuf de Galaure) verliess nie ihren Geburtsort. Seit 1928 nahrungslos. Nahrung soll sie stets erbrochen haben. Schlaflosigkeit. | + | *Martha Robin (geb. 1902 in Frankreich /Chateauneuf de Galaure) verließ nie ihren Geburtsort. Seit 1928 angeblich nahrungslos. Nahrung soll sie stets erbrochen haben. Schlaflosigkeit. |
− | *Rosa von Lima (1586-1617, Schutzheilige Amerikas, soll angeblich 50 Tage ohne Flüssigkeitszufuhr gelebt haben | + | *Rosa von Lima (1586 - 1617, Schutzheilige Amerikas, soll 50 Tage ohne Flüssigkeitszufuhr gelebt haben |
| *Balayogini Sarasvati, aus Amma in Indien. Soll nur von Wasser gelebt haben | | *Balayogini Sarasvati, aus Amma in Indien. Soll nur von Wasser gelebt haben |
| *[[Christopher Schneider]] (deutscher [[Heilpraktiker]] und Geistheiler) | | *[[Christopher Schneider]] (deutscher [[Heilpraktiker]] und Geistheiler) |
| *Danalak Shumi | | *Danalak Shumi |
| *Vona Tansey | | *Vona Tansey |
− | *Gaby Teroerde aus 84529 Tittmoning (Deutschland). Sie behauptet vier Jahre lang nahrungslos gewesen zu sein. | + | *Gaby Teroerde aus 84529 Tittmoning (Deutschland). Sie behauptet für vier Jahre nahrungslos gewesen zu sein. |
| *[[Evelyn Torrence]] (Evelyn Levy aus Brasilien-Florida) sowie Ehemann Steven Torrence | | *[[Evelyn Torrence]] (Evelyn Levy aus Brasilien-Florida) sowie Ehemann Steven Torrence |
− | *Sunyogi Umasankar soll von Sonnenlicht leben. Vom 17.8.1996 bis zum 7.12.1996 soll er nahrungslos gewesen sein | + | *Sunyogi Umasankar soll von Sonnenlicht leben. Vom 17. August 1996 bis zum 7. Dezember 1996 soll er nahrungslos gewesen sein. |
− | *Will van Meer. Der Holländer lebt in Montana USA und soll mindestens 2 Jahre nahrungslos gewesen sein | + | *Will van Meer. Der Holländer lebt in Montana USA und soll mindestens 2 Jahre nahrungslos gewesen sein. |
| *Katharina von Siena | | *Katharina von Siena |
| *[[Niklaus von Flüe]] | | *[[Niklaus von Flüe]] |
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| ==Liquidarier== | | ==Liquidarier== |
− | Unter denjenigen, die angeben sich kalorienfrei zu ''ernähren'', finden sich auch die sogenannten Liquidarier, die kalorienhaltige Flüssigkeiten zu sich nehmen. Der Übergang zum sogenannten Saftfasten oder zur parenteralen Ernährung (künstliche Infusionen von zuckerhaltigen Lösungen in der Intensivmedizin) ist hier fließend. | + | Unter denjenigen, die angeben, sich kalorienfrei zu ''ernähren'', finden sich auch die so genannten Liquidarier, die kalorienhaltige Flüssigkeiten zu sich nehmen. Der Übergang zum so genannten Saftfasten oder zur parenteralen Ernährung (künstliche Infusionen von zuckerhaltigen Lösungen in der Intensivmedizin) ist hier fließend. |
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| ==Sonderformen der Enährungslosigkeit== | | ==Sonderformen der Enährungslosigkeit== |
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| * Hungerstreik | | * Hungerstreik |
| * Selbsttötung durch Nahrungsentzug und Wasserentzug. Mehrere bekannte Persönlichkeiten verstarben nach selbst gewählter Nahrungslosigkeit oder religiösen Fastenpraktiken: | | * Selbsttötung durch Nahrungsentzug und Wasserentzug. Mehrere bekannte Persönlichkeiten verstarben nach selbst gewählter Nahrungslosigkeit oder religiösen Fastenpraktiken: |
− | **Der russische Schriftsteller Nikolai Wassiljewitsch Gogol verstarb an den Folgen strengen religiösen Fastens im Alter von 42 Jahren. | + | **Der russische Schriftsteller Nikolai Wassiljewitsch Gogol verstarb an den Folgen strengen religiösen Fastens im Alter von 42 Jahren. |
| **Die französische Philosophin Simone Weil verstarb 1943 an Hunger und einer Herzinsuffizienz infolge von Tuberkulose. | | **Die französische Philosophin Simone Weil verstarb 1943 an Hunger und einer Herzinsuffizienz infolge von Tuberkulose. |
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| ==Wissenschaftliche Einwände== | | ==Wissenschaftliche Einwände== |
− | [[image:Hungeroedem.jpg|Hungerödem bei einem dreijährigen hungernden Kenianer (Bildquelle: Der Spiegel <ref>http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotostrecke-46431-16.html</ref>|thumb]] | + | [[image:Hungeroedem.jpg|Hungerödem bei einem dreijährigen hungernden Kenianer (Bildquelle: Der Spiegel<ref>http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotostrecke-46431-16.html</ref>|thumb]] |
| Bislang konnte das behauptete Phänomen der Inedia nie in einer kontrollierten wissenschaftlichen Untersuchung nachgewiesen werden. Bei allen bislang veröffentlichen Untersuchungen gab es prinzipiell Täuschungsmöglichkeiten, bzw. wurden diese sogar genau bekannt. Mehrere Untersuchungen aus Indien ließen den Beobachteten jeweils die Möglichkeit offen entweder über Nacht nach Hause zu gehen (Beispiel: [[Ram Bahadur Bomjon]]) oder stundenlang Besucher während des Untersuchungszeitraumes zu empfangen. Die Studien wurden zudem häufig von den selben Untersuchern durchgeführt, die gleichzeitig auch als Befürworter des Breatherianismus oder bestimmten religiös motivierten Fastenformen gelten. Mehrere der Personen, die von sich behaupteten, sich nicht herkömmlich ernähren zu können, wurden in flagranti dabei beobachtet wie sie Nahrung zu sich nahmen. | | Bislang konnte das behauptete Phänomen der Inedia nie in einer kontrollierten wissenschaftlichen Untersuchung nachgewiesen werden. Bei allen bislang veröffentlichen Untersuchungen gab es prinzipiell Täuschungsmöglichkeiten, bzw. wurden diese sogar genau bekannt. Mehrere Untersuchungen aus Indien ließen den Beobachteten jeweils die Möglichkeit offen entweder über Nacht nach Hause zu gehen (Beispiel: [[Ram Bahadur Bomjon]]) oder stundenlang Besucher während des Untersuchungszeitraumes zu empfangen. Die Studien wurden zudem häufig von den selben Untersuchern durchgeführt, die gleichzeitig auch als Befürworter des Breatherianismus oder bestimmten religiös motivierten Fastenformen gelten. Mehrere der Personen, die von sich behaupteten, sich nicht herkömmlich ernähren zu können, wurden in flagranti dabei beobachtet wie sie Nahrung zu sich nahmen. |
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| ==Fakten zum absoluten Fasten / Nulldiät des Menschen== | | ==Fakten zum absoluten Fasten / Nulldiät des Menschen== |
− | [[Bild:anorexia.jpg|left|thumb|Magersüchtige]] | + | [[image:anorexia.jpg|left|thumb|Magersüchtige]] |
− | Ein gesunder erwachsener Mensch übersteht 21 Tage der Nahrungslosigkeit, erst recht wenn dabei wie beim Saftfasten in meist unbekannter Menge kalorienhaltige Fruchtsäfte getrunken werden. Nach Aussagen von Experten kann ein gesunder Erwachsener etwa 50-80 Tage der Nahrungslosigkeit bei ausreichender Wasserzufuhr überstehen, bei adipösen Menschen kann sich dieser Zeitraum auch weiter verlängern. Aus Beobachtungen an Hungerstreikenden (Holger Meins, Bobby Sands) ist bekannt, dass diese nach 50 bis 60 Tagen der Nahrungslosigkeit am Hungertod verstarben. Der Ire Terence MacSwiney starb nach 74 Tagen des Hungerstreiks in britischer Haft. | + | Ein gesunder erwachsener Mensch übersteht 21 Tage der Nahrungslosigkeit, erst recht wenn dabei, wie beim Saftfasten, in meist unbekannter Menge kalorienhaltige Fruchtsäfte getrunken werden. Nach Aussagen von Experten kann ein gesunder Erwachsener etwa 50-80 Tage der Nahrungslosigkeit bei ausreichender Wasserzufuhr überstehen, bei adipösen Menschen kann sich dieser Zeitraum auch weiter verlängern. Aus Beobachtungen an Hungerstreikenden (Holger Meins, Bobby Sands) ist bekannt, dass diese nach 50 bis 60 Tagen der Nahrungslosigkeit am Hungertod verstarben. Der Ire Terence MacSwiney starb nach 74 Tagen des Hungerstreiks in britischer Haft. |
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− | Im Jahre 2003 trat der Aktionskünstler David Blaine als [[Hungerkünstler]] auf und verbrachte 44 Tage ohne feste Nahrung in einem Glaskasten, der in London über der Themse aufgehängt wurde. Blaine nahm in dieser Zeit rund 25 Kilogramm ab und wurde danach im Krankenhaus behandelt. | + | Im Jahre 2003 trat der Aktionskünstler David Blaine als [[Hungerkünstler]] auf und verbrachte 44 Tage ohne feste Nahrung in einem Glaskasten, der in London über der Themse aufgehängt wurde. Blaine nahm in dieser Zeit rund 25 Kilogramm ab und wurde danach im Krankenhaus behandelt. |
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| ==Nahrungslosigkeit und der lebensnotwendige Kohlenstoff== | | ==Nahrungslosigkeit und der lebensnotwendige Kohlenstoff== |
| [[image:hunger.jpg|unfreiwillig Hungernde|thumb]] | | [[image:hunger.jpg|unfreiwillig Hungernde|thumb]] |
− | Pro Minute atmet der Mensch 5 Liter Atemluft ein und aus. Pro Tag atmet er dadurch etwa 1 kg CO2 aus, der darin enthaltene Kohlenstoff wiegt 270 Gramm. Dafür nimmt er zwingend Sauerstoff auf, ein Mensch kann ja ohne die Atmung nicht überleben. Bei Nahrungslosigkeit verliert also ein Mensch pro Tag 270 Gramm Kohlenstoff, den er auch nicht durch die Atmung oder andere Vorgänge aufnehmen kann. Im Monat sind das dann etwa 8 kg Kohlenstoff und in einem ganzen Jahr 98 kg, was mehr ist, als ein übliches menschliches Körpergewicht. Die CO2-Konzentration in der Einatmungsluft liegt bei nur 0,03%, was gegenüber der Konzentration in der Ausatmungsluft (4%) vernachlässigbar wenig ist (Verhältnis 0,7%), das Einatmen von Kohlenstoff zum Überleben ist also nicht möglich: der Kohlenstoff muss über die Ernährung (oder über Infusionen) zugeführt werden, weil die Bilanz negativ ist. Bei völliger Nahrungslosigkeit verliert ein Mensch analog zur negativen Kohlenstoffbilanz auch täglich Wasser durch (temperaturabhängige) Hautverdunstung und über seine Ausscheidungen. Die Folge der Nahrungslosigkeit ist jedem Falle eine messbare Gewichtsreduktion und ein konstant gehaltenes Körpergewicht ist nur mit Wasser und/oder Nahrungsaufnahme möglich. Ein dauerhaftes Überleben ohne Zufuhr von Wasser und geeigneter Nahrung ist daher nicht möglich und wurde bislang nie nachgewiesen. | + | Pro Minute atmet der Mensch 5 Liter Atemluft ein und aus. Pro Tag atmet er dadurch etwa 1 kg CO<sub>2</sub> aus, der darin enthaltene Kohlenstoff wiegt 270 Gramm. Dafür nimmt er zwingend Sauerstoff auf, ein Mensch kann ja ohne die Atmung nicht überleben. Bei Nahrungslosigkeit verliert also ein Mensch pro Tag 270 Gramm Kohlenstoff, den er auch nicht durch die Atmung oder andere Vorgänge aufnehmen kann. Im Monat sind das dann etwa 8 kg Kohlenstoff und in einem ganzen Jahr 98 kg, was mehr ist, als das übliche menschliche Körpergewicht. Die CO<sub>2</sub>-Konzentration in der Einatmungsluft liegt bei nur 0,03%, was gegenüber der Konzentration in der Ausatmungsluft (4%) vernachlässigbar wenig ist (Verhältnis 0,7%). Das Einatmen von Kohlenstoff zum Überleben ist also nicht möglich: Der Kohlenstoff muss über die Ernährung (oder über Infusionen) zugeführt werden, weil die Bilanz negativ ist. Bei völliger Nahrungslosigkeit verliert ein Mensch analog zur negativen Kohlenstoffbilanz auch täglich Wasser durch (temperaturabhängige) Hautverdunstung und über seine Ausscheidungen. Die Folge der Nahrungslosigkeit ist jedem Fall eine messbare Gewichtsreduktion und ein konstant gehaltenes Körpergewicht ist nur mit Wasser und/oder Nahrungsaufnahme möglich. Ein dauerhaftes Überleben ohne Zufuhr von Wasser und geeigneter Nahrung ist daher nicht möglich und wurde bislang nie nachgewiesen. |
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| ==Fakten zum Wasserentzug== | | ==Fakten zum Wasserentzug== |
| [[image:Zahradka.jpg|Hungerkünstler Zdenek Zahradka|thumb]] | | [[image:Zahradka.jpg|Hungerkünstler Zdenek Zahradka|thumb]] |
− | Der völlige Entzug von Trinkwasser kann bei niedrigen Temperaturen von gesunden Erwachsenen etwa maximal 10 Tage überlebt werden, wie bei Schiffbrüchigen beobachtet wurde. Das Guiness Buch der Rekorde verzeichnet ein Überleben ohne Wasser mit 18 Tagen. | + | Der völlige Entzug von Trinkwasser kann bei niedrigen Temperaturen von gesunden Erwachsenen maximal etwa 10 Tage überlebt werden, wie bei Schiffbrüchigen beobachtet wurde. Das Guinness-Buch der Rekorde verzeichnet ein Überleben ohne Wasser mit 18 Tagen. |
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− | Die amerikanische Komapatientin Terri Schiavo, der durch Gerichtsbeschluss Wasser und Nahrung entzogen wurden, starb nach 13 Tagen durch Verdursten. | + | Die amerikanische Komapatientin Terri Schiavo, der durch Gerichtsbeschluss Wasser und Nahrung entzogen wurden, starb nach 13 Tagen durch Verdursten. |
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− | 2004 liess sich der 50 jährige Tschechische Magier Zdenek Zahradka ("Fakir Ben Ghan") [http://ben.ghan.sweb.cz/] 10 Tage lang in einem Holzsarg ohne Nahrung und Trinkwasser einschliessen und laut einem Bericht in einer Zeitschrift überlebte er. Allerdings hatte er Zugang zu Frischluft. Er verlor bei seinem Versuch 8,5 Kilo an Gewicht. Nach seinem Bericht soll ihm das Durstgefühl am meisten gestört haben. | + | 2004 ließ sich der 50-jährige tschechische Magier Zdenek Zahradka ("Fakir Ben Ghan") [http://ben.ghan.sweb.cz/] 10 Tage in einem Holzsarg ohne Nahrung und Trinkwasser einschließen und laut einem Bericht in einer Zeitschrift überlebte er. Allerdings hatte er Zugang zu Frischluft. Er verlor bei seinem Versuch 8,5 kg an Gewicht. Nach seinem Bericht soll ihn das Durstgefühl am meisten gestört haben. |
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− | Im Jahre 1998 überlebte der Feuerwehrmann [http://en.wikipedia.org/wiki/Robert_Bogucki Robert Bogucki] in Alaska 12 Tage ohne Wasser und fast ohne Nahrung in der Wüste "Great Sandy Desert" im westlichen Australien. | + | Im Jahre 1998 überlebte der Feuerwehrmann [http://en.wikipedia.org/wiki/Robert_Bogucki Robert Bogucki] in Alaska 12 Tage ohne Wasser und fast ohne Nahrung in der Wüste "Great Sandy Desert" im westlichen Australien. |
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− | Andreas Mihavecz aus Vorarlberg (Österreich), der 1979 irrtümlich in einer Arrestzelle vergessen wurde, überlebte 18 Tage ohne Nahrung und „trank“ nur Kondenswassertropfen, die die Wände hinabrannen. | + | Andreas Mihavecz aus Vorarlberg (Österreich), der 1979 irrtümlich in einer Arrestzelle vergessen wurde, überlebte 18 Tage ohne Nahrung und „trank“ nur Kondenswassertropfen, die die Wände hinab rannen. |
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− | Die '''Wasserbilanz''': über die ''persperatio insensibilis'' verliert der Mensch (temperaturabhängig) täglich etwa 800 ml Wasser über Haut und abgeatmeten Wasserdampf, andererseits bilden sich etwa 300 ml Wasser durch Oxidationsprozesse. Die Bilanz ist also negativ. Wasser muss daher über Getränke oder Nahrung aufgenommen werden. | + | Die '''Wasserbilanz''': Über die ''persperatio insensibilis'' verliert der Mensch (temperaturabhängig) täglich etwa 800 ml Wasser über Haut und abgeatmeten Wasserdampf, andererseits bilden sich etwa 300 ml Wasser durch Oxidationsprozesse. Die Bilanz ist also negativ. Wasser muss daher über Getränke oder Nahrung aufgenommen werden. |
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| ==Fakten zum Hungerstoffwechsel== | | ==Fakten zum Hungerstoffwechsel== |
| [[image:Levanzin1.jpg|Beginn eines wiss. Fastenversuchs|350px|thumb]] | | [[image:Levanzin1.jpg|Beginn eines wiss. Fastenversuchs|350px|thumb]] |
− | [[image:Levanzin2.jpg|Zustand nach 31 Tagen des kontrollierten Fastens|350px|thumb]] | + | [[image:Levanzin2.jpg|Zustand nach 31 Tagen des kontrollierten Fastens|350px|thumb]] |
| [[image:Fasten1.jpg|Blutzucker und Ketonkörper während einer Fastenperiode bei einem zuvor normal Ernährten|300px|thumb]] | | [[image:Fasten1.jpg|Blutzucker und Ketonkörper während einer Fastenperiode bei einem zuvor normal Ernährten|300px|thumb]] |
− | [[image:Fasten2.jpg|typische Veränderung des Körpergewichts eines anfangs "normal" Ernährten|300px|thumb]] | + | [[image:Fasten2.jpg|Typische Veränderung des Körpergewichts eines anfangs "normal" Ernährten|300px|thumb]] |
− | Der Stoffwechsel des hungernden Menschen ist seit langem ein wissenschaftliches Forschungsthema, und es liegen eine Fülle an Erkenntnissen zum Thema vor. Prinzipiell ist der Mensch zur Speicherung chemisch gebundener Energie fähig. Der Mensch verfügt über circa 15 Kilo Speicherfett (141.000 kcal), das zur Versorgung für etwa 50 - 60 Tage ausreicht. Etwa 6 Kilo verwertbare Eiweisse sorgen für Energie für etwa 10-12 Tage (24.000 Kcal). | + | Der Stoffwechsel des hungernden Menschen ist seit langem ein wissenschaftliches Forschungsthema, und es liegen eine Fülle an Erkenntnissen zum Thema vor. Prinzipiell ist der Mensch zur Speicherung chemisch gebundener Energie fähig. Der Mensch verfügt über circa 15 kg Speicherfett (141.000 kcal), das zur Versorgung für etwa 50 bis 60 Tage ausreicht. Etwa 6 kg verwertbare Eiweiße sorgen für Energie für etwa 10 bis 12 Tage (24.000 kcal). |
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| In der Medizin werden verschiedene Phasen des Hungerstoffwechsels unterschieden:(<ref>http://www.dgem.de/termine/berlin2003/lochs.pdf</ref>) | | In der Medizin werden verschiedene Phasen des Hungerstoffwechsels unterschieden:(<ref>http://www.dgem.de/termine/berlin2003/lochs.pdf</ref>) |
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− | *Absorptive Phase, die sich nach der Nahrungsaufnahme bis zur 3. Stunde erstreckt. Traubenzucker durch die Nahrung wird rasch innerhalb von etwa 30 Minuten verbraucht, durch Einwirkung des Hormons Insulin wird Traubenzucker (Glucose) in die Muskel aufgenommen. Gleichzeitig wird Glykogen ("Stärke") in den Glykogenspeichern des Menschen (Leber, Muskel) gespeichert, und Speicherfett in den Fettdepots gespeichert. Es findet eine Zunahme der Eiweißsynthese statt. | + | *Absorptive Phase, die sich nach der Nahrungsaufnahme bis zur 3. Stunde erstreckt. Traubenzucker durch die Nahrung wird rasch innerhalb von etwa 30 Minuten verbraucht, durch Einwirkung des Hormons Insulin wird Traubenzucker (Glucose) in die Muskel aufgenommen. Gleichzeitig wird Glykogen ("Stärke") in den Glykogenspeichern des Menschen (Leber, Muskel) gespeichert, und Speicherfett in den Fettdepots gespeichert. Es findet eine Zunahme der Eiweißsynthese statt. |
− | *Postabsorptive Phase, für den Zeitraum 3 bis 9 Stunden nach letzter Nahrungsaufnahme. In diesem Zeitraum findet ein Umkehr der Glykogeneinlagerung statt: die Stärke wird nun aus den Speichern genutzt und zu Traubenzucker zurückverwandelt. | + | *Postabsorptive Phase, für den Zeitraum 3 bis 9 Stunden nach letzter Nahrungsaufnahme. In diesem Zeitraum findet ein Umkehr der Glykogeneinlagerung statt: Die Stärke aus den Speichern wird nun genutzt und zu Traubenzucker zurückverwandelt. |
| *Hungerphase | | *Hungerphase |
− | **Frühe Hungerphase, mit Beginn 24 Stunden nach Nahrungsaufnahme. 24 Stunden nach letzter Nahrungsaufnahme ist das aus der letzten Nahrung stammende Traubenzucker längst verbraucht, und die Glykogenspeicher sind entleert. Etwa 2 bis 3 Tage nach Nahrungsentzug beginnt die Konzentration von Ketonkörpern im Blut (Ketonämie) anzusteigen. Allerdings gibt es auch Menschen, die auf Grund einer bestimmten Ernährungsweise eine beständig erhöhte Ketonämie aufweisen. ([[Ketogene Ernährung]]) | + | **Frühe Hungerphase, mit Beginn 24 Stunden nach Nahrungsaufnahme. 24 Stunden nach letzter Nahrungsaufnahme ist der aus der letzten Nahrung stammende Traubenzucker längst verbraucht, und die Glykogenspeicher sind entleert. Etwa 2 bis 3 Tage nach Nahrungsentzug beginnt die Konzentration von Ketonkörpern im Blut (Ketonämie) anzusteigen. Allerdings gibt es auch Menschen, die auf Grund einer bestimmten Ernährungsweise eine beständig erhöhte Ketonämie aufweisen. ([[Ketogene Ernährung]]) |
− | **Adaptierte Hungerphase, ab 5 Tagen der Nahrungslosigkeit. Dieser Zeitraum ist durch Energieeinsparungsmechanismen und den Fettabbau gekennzeichnet. Täglich werden etwa 150 g Triglyceride (Körperfett) aus dem Fettgewebe zu Fettsäuren und Glycerin abgebaut. Es beginnt die Phase der Hungeradapation, also der Anpassung des Organismus an die fehlende Nahrungszufuhr. In den Muskeln findet eine vermehrte ß-Oxidation von Fettsäuren zu Acetyl-CoA statt, die im Citratcyclus zur ATP-Gewinnung genutzt wird. Ketonkörper erscheinen vermehrt im Blut. Diese stammen aus der ß-Oxidation von Fettsäuren. Die Hungeradaptation führt zur Glucoseeinsparung, statt eines Glukosebedarfs von anfänglich 5 Gramm pro Kilo Körpergewicht pro Tag, sinkt der Bedarf im Hungerzustand auf etwa 2-3 Gramm ab. Zu einem späteren Zeitpunkt werden sogar nur noch etwa 1 Gramm pro Kg und Tag benötigt. Der Mensch lebt nun so zu sagen "auf Sparflamme". Allgemein ein Zustand der unfreiwillig Millionen Menschen in unterschiedlicher Ausprägung in Hungergebieten der Welt betrifft. In den späten Hungerphasen kommt es zum gefährlichen Abbau von Eiweissen. Der Mensch verfügt im Durchschnitt über etwa 12 Kilo Eiweisse, von denen er im Hungerzustand 50 bis 80 Gramm pro Tag verlieren kann. Den grössten Substanzverlust erleidet dabei die Leber, die um bis zu 40% ihres Gewichts verlieren kann. Es können sich Hungerödeme durch Wasseransammlung im Gewebe bilden, als Zeichen des Eiweißmangels. Der Eiweißverlust wirkt sich auch auf das Immunsystem aus: es kann zu häufigeren Infekten kommen. | + | **Adaptierte Hungerphase, ab 5 Tagen der Nahrungslosigkeit. Dieser Zeitraum ist durch Energieeinsparungsmechanismen und den Fettabbau gekennzeichnet. Täglich werden etwa 150 g Triglyceride (Körperfett) aus dem Fettgewebe zu Fettsäuren und Glycerin abgebaut. Es beginnt die Phase der Hungeradapation, also der Anpassung des Organismus an die fehlende Nahrungszufuhr. In den Muskeln findet eine vermehrte ß-Oxidation von Fettsäuren zu Acetyl-CoA statt, die im Citratcyclus zur ATP-Gewinnung genutzt wird. Ketonkörper erscheinen vermehrt im Blut. Diese stammen aus der ß-Oxidation von Fettsäuren. Die Hungeradaptation führt zur Glucoseeinsparung, statt eines Glukosebedarfs von anfänglich 5 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag, sinkt der Bedarf im Hungerzustand auf etwa 2 bis 3 Gramm ab. Zu einem späteren Zeitpunkt wird sogar nur noch etwa 1 Gramm pro kg und Tag benötigt. Der Mensch lebt nun sozusagen "auf Sparflamme". Allgemein ein Zustand der unfreiwillig Millionen Menschen in unterschiedlicher Ausprägung in Hungergebieten der Welt betrifft. In den späten Hungerphasen kommt es zum gefährlichen Abbau von Eiweißen. Der Mensch verfügt im Durchschnitt über etwa 12 kg Eiweiße, von denen er im Hungerzustand 50 bis 80 Gramm pro Tag verlieren kann. Den größten Substanzverlust erleidet dabei die Leber, die um bis zu 40% ihres Gewichts verlieren kann. Es können sich Hungerödeme durch Wasseransammlung im Gewebe bilden, als Zeichen des Eiweißmangels. Der Eiweißverlust wirkt sich auch auf das Immunsystem aus: Es kann zu häufigeren Infekten kommen. |
− | Durch die vermehrte Synthese von Ketonkörpern kann eine metabolische Azidose entstehen, eine bestehende Gicht-Erkrankung macht sich nun bemerkbar. In der Hungerphase sinkt die Körpertemperatur als Zeichen der Senkung des Grundumsatzes etwas ab, Fastende verspüren dann auch den Bedarf sich wärmer anzuziehen. | + | Durch die vermehrte Synthese von Ketonkörpern kann eine metabolische Azidose entstehen, eine bestehende Gicht-Erkrankung macht sich nun bemerkbar. In der Hungerphase sinkt die Körpertemperatur als Zeichen der Senkung des Grundumsatzes etwas ab, Fastende verspüren dann auch den Bedarf sich wärmer anzuziehen. |
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− | Das Körpergewicht sinkt deutlich, dies jedoch in Abhängigkeit zur vorangehenden Ernährungsweise. Zu Beginn kann der Gewichtsverlust (auch durch Wasserverluste) bei gut ernährten oder übergewichtigen Menschen bis zu einem Kilogramm pro Tag betragen, später verringert sich der Verlust auf 200 bis 500 Gramm pro Tag. Nach einer Woche sinkt das Körpergewicht eines normal Ernährten um etwa 13%, nach einem Monat um etwa 21 Prozent. | + | Das Körpergewicht sinkt deutlich, dies jedoch in Abhängigkeit zur vorangehenden Ernährungsweise. Zu Beginn kann der Gewichtsverlust (auch durch Wasserverluste) bei gut ernährten oder übergewichtigen Menschen bis zu einem Kilogramm pro Tag betragen, später verringert sich der Verlust auf 200 bis 500 Gramm pro Tag. Nach einer Woche sinkt das Körpergewicht eines normal Ernährten um etwa 13%, nach einem Monat um etwa 21%. |
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| ==Sokushinbutsu== | | ==Sokushinbutsu== |
− | [[image:Itigelov.jpg|Hambo Lama Itigelov|left|thumb]]Als Sokushinbutsu (即身仏) wird in Japan ein fortgesetztes Fasten und Selbstvergiften zur Selbsttötung und Selbstmumifizierung bezeichnet, dass in der Vergangenheit von einigen buddhistischen Mönchen in Nordjapan (Präfektur Yamagata) vor ihrem Lebensende praktiziert wurde. Die Bezeichnung Sokushinbutsu bezieht sich sowohl auf den Sterbeprozess als auch auf die Mönche selbst. Die Angaben zu Sokushinbutsu sind von vielen Mythen begleitet, die es schwer machen, die eigentlichen Fakten von Legenden zu trennen. | + | [[image:Itigelov.jpg|Hambo Lama Itigelov|left|thumb]] |
| + | Als Sokushinbutsu (即身仏) wird in Japan ein fortgesetztes Fasten und Selbstvergiften zur Selbsttötung und Selbstmumifizierung bezeichnet, dass in der Vergangenheit von einigen buddhistischen Mönchen in Nordjapan (Präfektur Yamagata) vor ihrem Lebensende praktiziert wurde. Die Bezeichnung Sokushinbutsu bezieht sich sowohl auf den Sterbeprozess als auch auf die Mönche selbst. Die Angaben zu Sokushinbutsu sind von vielen Mythen begleitet, die es schwer machen, die eigentlichen Fakten von Legenden zu trennen. |
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| Sokushinbutsu wurde vom japanischen Buddhisten Kobo Daishi eingeführt und ist heute in Japan per Gesetz verboten. Die Sokushibutsu waren Mitglieder der Shingon-Sekte und wurden gezielt lange Zeit auf ihren Sterbeprozess und Selbstmumifizierung vorbereitet. Etwa zwanzig Mönche sollen erfolgreich Sokushinbutsu durchgeführt haben und etwa sechs von ihnen werden öffentlich in Tempeln als Mumie ausgestellt. Zu ihnen gehört Hambo Lama Itigelov. | | Sokushinbutsu wurde vom japanischen Buddhisten Kobo Daishi eingeführt und ist heute in Japan per Gesetz verboten. Die Sokushibutsu waren Mitglieder der Shingon-Sekte und wurden gezielt lange Zeit auf ihren Sterbeprozess und Selbstmumifizierung vorbereitet. Etwa zwanzig Mönche sollen erfolgreich Sokushinbutsu durchgeführt haben und etwa sechs von ihnen werden öffentlich in Tempeln als Mumie ausgestellt. Zu ihnen gehört Hambo Lama Itigelov. |
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| ==Tiere die sich durch Licht "ernähren"== | | ==Tiere die sich durch Licht "ernähren"== |
| [[image:Elysia.jpg|Elysia chlorotica (Bildquelle: sbe.umaine.edu/symbio/3Slug/3about.html)|300px|thumb]] | | [[image:Elysia.jpg|Elysia chlorotica (Bildquelle: sbe.umaine.edu/symbio/3Slug/3about.html)|300px|thumb]] |
− | Eine der wenigen tierischen Lebewesen, die sich (wenigstens zeitweise) durch Licht "ernähren" können, sind z.B. Arten der Gattung ''Elysia'' aus der Ordnung der Hinterkiemerschnecken (''Opisthobranchia''). Die grüne Samtschnecke (''Elysia viridis'') beispielsweise ist eine im Meer lebende bis zu drei cm große Schnecke aus Mittelmeer, Atlantik, Nordsee und westlicher Ostsee. Die grüne Samtschnecke weidet Algen, deren Chloroplasten im Körper weiter als ''Kleptoplastide''[http://de.wikipedia.org/wiki/Kleptoplastid] Photosynthese betreiben und dadurch bei Lichteinfall in flachem Wasser die Schnecke mit ernähren, sodass diese mehrere Monate ohne Nahrung auskommen kann.<ref>R.K. Trench, J.E. Boyle and D.C. Smith (1973). "The Association between Chloroplasts of Codium fragile and the Mollusc Elysia viridis. I. Characteristics of isolated Codium chloroplasts." Proceedings of the Royal Society of London. Series B, Biological Sciences 184: 51–61. doi:10.1098/rspb.1973.0030 [http://www.journals.royalsoc.ac.uk/content/y34k381723063106/]</ref><ref>R.K. Trench, J.E. Boyle and D.C. Smith (1973). "The Association between Chloroplasts of Codium fragile and the Mollusc Elysia viridis. II. Chloroplast Ultrastructure and Photosynthetic Carbon Fixation in E. viridis". Proceedings of the Royal Society of London. Series B, Biological Sciences 184: 63–81. doi:10.1098/rspb.1973.0031 [http://www.journals.royalsoc.ac.uk/content/07x671g01u037283/]</ref><ref>R.K. Trench, J.E. Boyle and D.C. Smith (1974). "The Association between Chloroplasts of Codium Fragile and the Mollusc Elysia viridis. III. Movement of Photosynthetically Fixed 14C in Tissues of Intact Living E. viridis and in Tridachia crispata". Proceedings of the Royal Society of London. Series B, Biological Sciences 185: 453–464. doi:10.1098/rspb.1974.0029 [http://www.journals.royalsoc.ac.uk/content/8041133619x77516/]</ref> | + | Eine der wenigen tierischen Lebewesen, die sich (wenigstens zeitweise) durch Licht "ernähren" können, sind z.B. Arten der Gattung ''Elysia'' aus der Ordnung der Hinterkiemerschnecken (''Opisthobranchia''). Die grüne Samtschnecke (''Elysia viridis'') beispielsweise ist eine im Meer lebende bis zu 3 cm große Schnecke aus Mittelmeer, Atlantik, Nordsee und westlicher Ostsee. Die grüne Samtschnecke weidet Algen, deren Chloroplasten im Körper weiter als ''Kleptoplastide'' [http://de.wikipedia.org/wiki/Kleptoplastid] Photosynthese betreiben und dadurch bei Lichteinfall in flachem Wasser die Schnecke mit ernähren, sodass diese mehrere Monate ohne Nahrung auskommen kann.<ref>R.K. Trench, J.E. Boyle and D.C. Smith (1973). "The Association between Chloroplasts of Codium fragile and the Mollusc Elysia viridis. I. Characteristics of isolated Codium chloroplasts." Proceedings of the Royal Society of London. Series B, Biological Sciences 184: 51–61. doi:10.1098/rspb.1973.0030 [http://www.journals.royalsoc.ac.uk/content/y34k381723063106/]</ref><ref>R.K. Trench, J.E. Boyle and D.C. Smith (1973). "The Association between Chloroplasts of Codium fragile and the Mollusc Elysia viridis. II. Chloroplast Ultrastructure and Photosynthetic Carbon Fixation in E. viridis". Proceedings of the Royal Society of London. Series B, Biological Sciences 184: 63–81. doi:10.1098/rspb.1973.0031 [http://www.journals.royalsoc.ac.uk/content/07x671g01u037283/]</ref><ref>R.K. Trench, J.E. Boyle and D.C. Smith (1974). "The Association between Chloroplasts of Codium Fragile and the Mollusc Elysia viridis. III. Movement of Photosynthetically Fixed 14C in Tissues of Intact Living E. viridis and in Tridachia crispata". Proceedings of the Royal Society of London. Series B, Biological Sciences 185: 453–464. doi:10.1098/rspb.1974.0029 [http://www.journals.royalsoc.ac.uk/content/8041133619x77516/]</ref> |
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| Auch die an den amerikanischen Küsten beheimatete Schnecke ''Elysia chlorotica'' kann sich durch Aufnahme von Chloroplasten der Alge ''Vaucheria litorea'' indirekt von Licht "ernähren".<ref>Rumpho-Kennedy, M.E., Tyler, M., Dastoor, F.P., Worful, J., Kozlowski, R., & Tyler, M. (2006). Symbio: a look into the life of a solar-powered sea slug. [sbe.umaine.edu/symbio/index.html]</ref><ref>Mujer, C.V., Andrews, D.L., Manhart, J.R., Pierce, S.K., & Rumpho, M.E. (1996). Chloroplast genes are expressed during intracellular symbiotic association of Vaucheria litorea plastids with the sea slug Elysia chlorotica. Cell Biology, 93, 12333-12338</ref> | | Auch die an den amerikanischen Küsten beheimatete Schnecke ''Elysia chlorotica'' kann sich durch Aufnahme von Chloroplasten der Alge ''Vaucheria litorea'' indirekt von Licht "ernähren".<ref>Rumpho-Kennedy, M.E., Tyler, M., Dastoor, F.P., Worful, J., Kozlowski, R., & Tyler, M. (2006). Symbio: a look into the life of a solar-powered sea slug. [sbe.umaine.edu/symbio/index.html]</ref><ref>Mujer, C.V., Andrews, D.L., Manhart, J.R., Pierce, S.K., & Rumpho, M.E. (1996). Chloroplast genes are expressed during intracellular symbiotic association of Vaucheria litorea plastids with the sea slug Elysia chlorotica. Cell Biology, 93, 12333-12338</ref> |
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− | Daneben existieren verschiedene Quallenarten, die durch symbiontische Algen in der Lage sind, sich durch Licht zu "ernähren"<ref>http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Rippenquallen.html#Ern%C3%A4hrung</ref>. | + | Daneben existieren verschiedene Quallenarten, die durch symbiontische Algen in der Lage sind, sich durch Licht zu "ernähren".<ref>http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Rippenquallen.html#Ern%C3%A4hrung</ref> |
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− | Siehe auch Blog "Gedankenabfall": [http://gedankenabfall.blogspot.com/2010/07/das-einzige-tier-das-photosynthese.html Artikel vom 13. Juli 2010 ''Das einzige Tier, das Photosynthese betreibt''.]<br> | + | Siehe auch Blog "Gedankenabfall": [http://gedankenabfall.blogspot.com/2010/07/das-einzige-tier-das-photosynthese.html Artikel vom 13. Juli 2010 ''Das einzige Tier, das Photosynthese betreibt''.]<br> |
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| ==Literatur== | | ==Literatur== |