| Ein weiteres Beispiel für die starke Wort-Symbolik, die in der jüdischen Tradition eine wichtige Rolle spielt, ist das Akronym PaRDeS. Das hebräische pardes ist mit dem persischen Wort Paradies verwandt. Hier steht es für vier klassische Arten, heilige Texte des Judentums zu interpretieren. Die Konsonanten stehen hierbei für Worte, die die Stilarten bedeuten: P (Pschat) entspricht der einfachen, wörtlichen Bedeutung, R [Remes] bedeutet die allegorische Anspielung, D (Drasch) steht für eine interpretative, homiletische Deutung und S (Sod) meint das Geheimnis, d.h. mystische, oft esoterische Bedeutungen die erst erfassbar seien, wenn die drei ersten Ebenen sorgfältig studiert und verstanden worden sind. | | Ein weiteres Beispiel für die starke Wort-Symbolik, die in der jüdischen Tradition eine wichtige Rolle spielt, ist das Akronym PaRDeS. Das hebräische pardes ist mit dem persischen Wort Paradies verwandt. Hier steht es für vier klassische Arten, heilige Texte des Judentums zu interpretieren. Die Konsonanten stehen hierbei für Worte, die die Stilarten bedeuten: P (Pschat) entspricht der einfachen, wörtlichen Bedeutung, R [Remes] bedeutet die allegorische Anspielung, D (Drasch) steht für eine interpretative, homiletische Deutung und S (Sod) meint das Geheimnis, d.h. mystische, oft esoterische Bedeutungen die erst erfassbar seien, wenn die drei ersten Ebenen sorgfältig studiert und verstanden worden sind. |
− | Drei zusätzliche Ansätze der Exegese kommen mit dem Akronym GiNaT hinzu (hebräisch "ginat" = Garten, was wiederum auf den Garten Eden, das Paradies hinweist), welches den Worten Gematria, Notarikon und Temura entspricht. Hier werden Buchstaben Zahlen zugewiesen, aus welchen dann - ähnlich wie es in der Bibelauslegung der Zeugen Jehovas geschieht - besondere Bedeutungen abgeleitet werden, Worte werden durch Weglassen der Leerstellen miteinander verbunden, so dass die Wortgrenzen verschwimmen und durch neu gewählte Trennungen neue Bedeutungen offenbar werden, und Buchstaben eines Wortes werden einander neu zugeordnet, was wiederum weitere Deutungsmöglichkeiten bietet. Somit können in der jüdischen Tradition des Torastudiums sämtliche religiösen Texte auf siebenfache Weise gedeutet werden.Dass es gerade sieben Methoden sind, hat selbstverständlich ebenfalls wieder eine symbolische Bedeutung, man denke beispielsweise an die sieben Tage der Schöpfungsgeschichte. | + | Drei zusätzliche Ansätze der Exegese kommen mit dem Akronym GiNaT hinzu (hebräisch "ginat" = Garten, was wiederum auf den Garten Eden, das Paradies hinweist), welches den Worten Gematria, Notarikon und Temura entspricht. Hier werden Buchstaben Zahlen zugewiesen, aus welchen dann - ähnlich wie es in der Bibelauslegung der Zeugen Jehovas geschieht - besondere Bedeutungen abgeleitet werden, Worte werden durch Weglassen der Leerstellen miteinander verbunden, so dass die Wortgrenzen verschwimmen und durch neu gewählte Trennungen neue Bedeutungen offenbar werden, und Buchstaben eines Wortes werden einander neu zugeordnet, was wiederum weitere Deutungsmöglichkeiten bietet. |
| + | Somit können in der jüdischen Tradition des Torastudiums durch PaRDeS und GiNaT sämtliche religiösen Texte auf siebenfache Weise gedeutet werden. Dass es gerade sieben Methoden sind, hat selbstverständlich ebenfalls wieder eine symbolische Bedeutung, man denke beispielsweise an die sieben Tage der Schöpfungsgeschichte. |
| 1486 begann der italienische Humanist und Philosoph der Renaissance Giovanni Pico (Conte) della Mirandola die Kabbala zu studieren und ließ sie ins Lateinische übersetzen. Seither wird sich sich auch außerhalb des jüdischen Kulturkreises mit der Kabbala beschäftigt. | | 1486 begann der italienische Humanist und Philosoph der Renaissance Giovanni Pico (Conte) della Mirandola die Kabbala zu studieren und ließ sie ins Lateinische übersetzen. Seither wird sich sich auch außerhalb des jüdischen Kulturkreises mit der Kabbala beschäftigt. |