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− | [[image:Potentizer.jpg|[[Potenziermaschine]] der Homöopathie|thumb]]Die '''Homöopathie''' ist eine [[pseudowissenschaft]]liche<ref>Siehe Statement ''National Science Foundation'' und ''Stanford Encyclopedia of Philosophy'', Zitat: ''There is widespread agreement for instance that creationism, astrology, homeopathy, [...] are pseudosciences [...]''</ref><ref>http://www.focus.de/gesundheit/gesundleben/alternativmedizin/homoeopathie/kritiker-der-homoeopathie_aid_20668.html</ref> Methode zur Behandlung praktisch aller Erkrankungen, die von dem sächsischen Arzt und [[Okkultismus|Okkultisten]] [[Samuel Hahnemann]] etwa um 1800 begründet wurde und heute nahezu unverändert existiert. Die Homöopathie stützt sich auf zwei allgemeine Grundprinzipien. Nach dem [[Simile-Prinzip]] der Homöopathie kann aus symptomorientierter Sicht jede Krankheit durch Stoffe geheilt werden, die beim gesunden Patienten ähnliche Symptome hervorrufen. Nach dem Prinzip der [[Potenzierung]] wirken die Stoffe um so stärker, je stärker sie nach einem vorgeschriebenen Verfahren in Lösungsmittel verdünnt werden. Keines dieser beiden Prinzipien konnte bisher experimentell bestätigt werden. | + | [[image:Potentizer.jpg|[[Potenziermaschine]] der Homöopathie|thumb]] |
| + | Die '''Homöopathie''' ist eine [[pseudowissenschaft]]liche<ref>Siehe Statement ''National Science Foundation'' und ''Stanford Encyclopedia of Philosophy'', Zitat: ''There is widespread agreement for instance that creationism, astrology, homeopathy, [...] are pseudosciences [...]''</ref><ref>http://www.focus.de/gesundheit/gesundleben/alternativmedizin/homoeopathie/kritiker-der-homoeopathie_aid_20668.html</ref> Methode zur Behandlung praktisch aller Erkrankungen, die von dem sächsischen Arzt und [[Okkultismus|Okkultisten]] [[Samuel Hahnemann]] etwa um 1800 begründet wurde und heute nahezu unverändert existiert. Die Homöopathie stützt sich auf zwei allgemeine Grundprinzipien. Nach dem [[Simile-Prinzip]] der Homöopathie kann aus symptomorientierter Sicht jede Krankheit durch Stoffe geheilt werden, die beim gesunden Patienten ähnliche Symptome hervorrufen. Nach dem Prinzip der [[Potenzierung]] wirken die Stoffe um so stärker, je stärker sie nach einem vorgeschriebenen Verfahren in Lösungsmittel verdünnt werden. Keines dieser beiden Prinzipien konnte bisher experimentell bestätigt werden. |
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| Homöopathiegläubige sind bewusst oder unbewusst häufig pauschal skeptisch gegenüber der Wissenschaftlichen Medizin: Mit der (meist irrationalen) Angst vor der "schädlichen Chemie" ist untrennbar ein "[[Noceboeffekt]]" verbunden, der die Wirkung von gut bewährten konventionellen Verfahren beeinträchtigt. | | Homöopathiegläubige sind bewusst oder unbewusst häufig pauschal skeptisch gegenüber der Wissenschaftlichen Medizin: Mit der (meist irrationalen) Angst vor der "schädlichen Chemie" ist untrennbar ein "[[Noceboeffekt]]" verbunden, der die Wirkung von gut bewährten konventionellen Verfahren beeinträchtigt. |
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| *'''Die Klinische Homöopathie''' bezeichnet die Anwendung von homöopathische Mittel in so genannten tiefen Potenzen (D1-D12) nach bestimmten Diagnosen. | | *'''Die Klinische Homöopathie''' bezeichnet die Anwendung von homöopathische Mittel in so genannten tiefen Potenzen (D1-D12) nach bestimmten Diagnosen. |
| *'''Neuere Interpretationen und Derivate der Homöopathie''' sind im Kommen. Hier zeigen sich fließende Übergänge zum [[Geistheilen]] oder einer ''Energiemedizin''. Vertreter dieser, unter klassischen Homöopathen meist abgelehnten, Gruppe glauben, nach Anamnese und [[Repertorisieren]] die gefundenen homöopathischen Mittel nicht in den Körper des Patienten einführen zu müssen. Allein die räumliche Nähe des Mittels zum Patient reiche aus, um eine Wirkung zu entfalten. Die Mittel könnten beispielsweise am Körper getragen oder unter das Kopfkissen gelegt werden. Auch könne ein Glas Wasser ''homöopathische Effekte'' zeigen, wenn es lediglich auf ein Blatt Papier mit dem Namen des Mittels gestellt werde. Das Blatt Papier übertrage hier seine ''Information'' auf das einzusetzende Glas Wasser. Typische Methoden aus diesem Spektrum sind die [[Harmopathie]], [[Neue Homöopathie]] nach [[Erich Körbler]], die [[Similis Cards]], [[Silent Healing]] oder die [[Sankaran-Methode]] (auch "Bombay-Methode" oder "systematische Homöopathie" genannt). | | *'''Neuere Interpretationen und Derivate der Homöopathie''' sind im Kommen. Hier zeigen sich fließende Übergänge zum [[Geistheilen]] oder einer ''Energiemedizin''. Vertreter dieser, unter klassischen Homöopathen meist abgelehnten, Gruppe glauben, nach Anamnese und [[Repertorisieren]] die gefundenen homöopathischen Mittel nicht in den Körper des Patienten einführen zu müssen. Allein die räumliche Nähe des Mittels zum Patient reiche aus, um eine Wirkung zu entfalten. Die Mittel könnten beispielsweise am Körper getragen oder unter das Kopfkissen gelegt werden. Auch könne ein Glas Wasser ''homöopathische Effekte'' zeigen, wenn es lediglich auf ein Blatt Papier mit dem Namen des Mittels gestellt werde. Das Blatt Papier übertrage hier seine ''Information'' auf das einzusetzende Glas Wasser. Typische Methoden aus diesem Spektrum sind die [[Harmopathie]], [[Neue Homöopathie]] nach [[Erich Körbler]], die [[Similis Cards]], [[Silent Healing]] oder die [[Sankaran-Methode]] (auch "Bombay-Methode" oder "systematische Homöopathie" genannt). |
− | *Die [[Homöosiniatrie]] ist eine Methode die Elemente der Homöopathie und der [[Traditionelle Chinesische Medizin|Traditionellen Chinesischen Medizin]] zu vereinigen sucht. Zur Anwendungen kommen sowohl [[Akupunktur]] als auch homöopathische Mittel. | + | *Die [[Homöosiniatrie]] ist eine Methode die Elemente der Homöopathie und der [[TCM|Traditionellen Chinesischen Medizin]] zu vereinigen sucht. Zur Anwendungen kommen sowohl [[Akupunktur]] als auch homöopathische Mittel. |
| *[[Digitale Homöopathie]] als Alternativbezeichnung für die [[Holopathie]]. | | *[[Digitale Homöopathie]] als Alternativbezeichnung für die [[Holopathie]]. |
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| ==Das Hering'sche Gesetz== | | ==Das Hering'sche Gesetz== |
− | Auf einen Vorschlag des Hahnemann-Anhängers Constantin Hering aus Sachsen geht im 19. Jahrhundert das so genannte ''Heringsche Gesetz'' zurück. Hering glaubte, dass eine Gesundung erfolge, wenn es zu einer Auslöschung von Symptome in folgenden Richtungen verlaufe: | + | Auf einen Vorschlag des Hahnemann-Anhängers Constantin Hering aus Sachsen geht im 19. Jahrhundert das so genannte ''Heringsche Gesetz'' zurück. Hering glaubte, dass eine Gesundung erfolge, wenn es zu einer Auslöschung von Symptome in folgenden Richtungen verlaufe: |
| * von innen nach außen | | * von innen nach außen |
| * von oben nach unten | | * von oben nach unten |
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| ==Fehlen der wissenschaftlichen Grundlage== | | ==Fehlen der wissenschaftlichen Grundlage== |
− | Nach etwa 200 Jahren der Forschung von Homöopathen und Nicht-Homöopathen ist bislang kein wissenschaftlicher Beweis für eine über den [[Placeboeffekt]] hinausgehende Wirkung der Homöopathie bekannt geworden.<ref>Ernst E., A systematic review of systematic reviews of homeopathy., Br J Clin Pharmacol. 2002 Dec;54(6):577-82</ref> und sie gilt heute als widerlegt.<ref>http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/schweiz/standard/Homoeopathie-ist-eine-widerlegte-Methode/story/16361064</ref> Nach heutigem Erkenntnisstand ist sie mit einer Placebotherapie gleichzusetzen, was allerdings nicht heißen muss, dass sie völlig wirkungslos ist. In der Tat kann man davon ausgehen, dass sie gegenüber einer Nichtbehandlung (also dem Nichtstun) eine Wirkung bei entsprechenden Patienten erzielen kann, insbesondere bei charismatischen Therapeuten und entsprechendem therapeutischem Ritual. Gefahren der Homöopathie ergeben sich aus der Tatsache, dass Homöopathen und Patienten die Placebowirkungen der Homöopathie überschätzen und reproduzierbar effektive Behandlungen mit einem Wirksamkeitsnachweis, der über den Placeboeffekt hinausgeht, unterlassen. | + | Nach etwa 200 Jahren der Forschung von Homöopathen und Nicht-Homöopathen ist bislang kein wissenschaftlicher Beweis für eine über den [[Placeboeffekt]] hinausgehende Wirkung der Homöopathie bekannt geworden<ref>Ernst E., A systematic review of systematic reviews of homeopathy., Br J Clin Pharmacol. 2002 Dec;54(6):577-82</ref> und sie gilt heute als widerlegt.<ref>http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/schweiz/standard/Homoeopathie-ist-eine-widerlegte-Methode/story/16361064</ref> Nach heutigem Erkenntnisstand ist sie mit einer Placebotherapie gleichzusetzen, was allerdings nicht heißen muss, dass sie völlig wirkungslos ist. In der Tat kann man davon ausgehen, dass sie gegenüber einer Nichtbehandlung (also dem Nichtstun) eine Wirkung bei entsprechenden Patienten erzielen kann, insbesondere bei charismatischen Therapeuten und entsprechendem therapeutischem Ritual. Gefahren der Homöopathie ergeben sich aus der Tatsache, dass Homöopathen und Patienten die Placebowirkungen der Homöopathie überschätzen und reproduzierbar effektive Behandlungen mit einem Wirksamkeitsnachweis, der über den Placeboeffekt hinausgeht, unterlassen. |
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| Gegen die Homöopathie sprechen die fehlenden Wirksamkeitsnachweise, der pseudowissenschaftliche-dogmatische Charakter der Homöopathieschulen (die tatsächliche Schulmediziner sind), die völlig fehlende Prävention der Krankheit sowie innere Widersprüche wie der nicht reproduzierbare Chinarindenversuch, auf den sich Hahnemann hilfsweise beruft. Homöopathen geben ungerne an, wie lange eine Therapie durchgeführt werden soll. | | Gegen die Homöopathie sprechen die fehlenden Wirksamkeitsnachweise, der pseudowissenschaftliche-dogmatische Charakter der Homöopathieschulen (die tatsächliche Schulmediziner sind), die völlig fehlende Prävention der Krankheit sowie innere Widersprüche wie der nicht reproduzierbare Chinarindenversuch, auf den sich Hahnemann hilfsweise beruft. Homöopathen geben ungerne an, wie lange eine Therapie durchgeführt werden soll. |
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| ==Homöopathie nebenwirkungsfrei?== | | ==Homöopathie nebenwirkungsfrei?== |
| [[image:hom2.jpg|thumb]] | | [[image:hom2.jpg|thumb]] |
− | Glaubt man den Befürwortern der Homöopathie, so wäre die Anwendung stets nebenwirkungsfrei, und dies mag im allgemeinen auch auf die so genannten ''Hochpotenzen'' bezogen plausibel erscheinen. Wenn man die Problematik der Homöopathie-Wirkungslosigkeit (gegenüber Placebo) und des Zeitverzuges durch Verzicht auf wirksame Therapien außer Acht lässt, lassen sich aber in der Fachliteratur Angaben zu Nebenwirkungen durch niedrig potenzierte Homöopathika finden. Nicht jedes als homöopathisches Medikament zugelassene Mittel enthält die Wirksubstanzen in hinreichender Verdünnung (bzw. „hoher Potenz“), so dass es frei von unerwünschten Nebenwirkungen wäre. Als Beispiel kann hier ein Mittel gegen Bluthochdruck namens „Homviotensin“ ® genannt werden, das als ''nebenwirkungsfrei'' vermarktet wird, aber einige Phytotherapeutika in ausreichender Konzentration enthält um pharmakologische Wirkungen zu entfalten. Zitat Bewerbung: ''Eine Tablette Homviotensin zu 320 mg enthält, arzneilich wirksame Bestandteile Reserpinum Trit. D3 32,0 mg (HAB1, Vorschrift 6); Rauwolfia Trit. D3 32,0 mg; Viscum album Trit. D2 32,0 mg; Crataegus Trit. D2 64,0 mg. Die sonstigen Bestandteile sind Lactose und Magnesiumstearat [...]'' Hier sind also herzwirksame Substanzen in erheblicher Konzentration zu finden. Als Nebenwirkungen werden zusätzlich ''verstopfte Nase und depressive Verstimmung'' genannt. Die meisten homöopathischen [[Komplexmittelhomöopathie|Komplexmittel]] funktionieren nicht homöopathisch, sondern haben eindeutig pharmakologische Wirkungen. Das wird durch den Einsatz von ''Niedrigpotenzen'' der eingesetzten Urtinkturen erreicht. Damit lassen sich sogar kleinere Studien mit nachgewiesener Wirksamkeit machen (die natürlich nichts mit dem Prinzip der Homöopathie zu tun haben, sondern replizierbare Beobachtungen der Pharmakodynamik sind). Diese Komplexmittel sind für bestimmte Indikationen zugelassen. Allgemein kann als Faustregel davon ausgegangen werden, dass bei niedrigen Potenzstufen (''kritische Potenz'' im allgemeinen bis etwa D6) eine reguläre unerwünschte Arzneimittelwirkung auftreten kann, weil im Mittel noch nennenswerte Stoffmengen mit dem gesamten Wirkungsspektrum enthalten sind. So können z.B. durch die Anwendung von Mercurius (Quecksilber), Arsenicum (Arsen) oder Nux vomica (Brechnuss), einer Pflanze die Strychnin-Alkaloide enthält, Vergiftungen hervorgerufen werden. Die kritische Potenz ist abhängig vom Tablettengewicht sowie dem Molekulargewicht der Wirksubstanz und ihrer relativen Wirksamkeit. Im folgenden soll als Beispiel die kritische Potenz für das Diphtherintoxin berechnet werden: das Toxin hat ein Molekulargewicht von 61 kDa. Ein einziges Molekül vermag eine Zelle zu töten. Die Tablette möge 10 mg wiegen, was etwa einem Kügelchen mit dem Radius 1 mm entspricht. 10 mg entsprechen 1,6*10^-7 Mol bzw. 1*10^17 Moleküle Bei einer Potenz von D16, enthält eine 10 mg Tablette noch 10 Moleküle, bzw. 10 potenziell tote Zellen, was eindeutig noch zu unerwünschten Nebenwirkungen führen würde. | + | Glaubt man den Befürwortern der Homöopathie, so wäre die Anwendung stets nebenwirkungsfrei, und dies mag im allgemeinen auch auf die so genannten ''Hochpotenzen'' bezogen plausibel erscheinen. Wenn man die Problematik der Homöopathie-Wirkungslosigkeit (gegenüber Placebo) und des Zeitverzuges durch Verzicht auf wirksame Therapien außer Acht lässt, lassen sich aber in der Fachliteratur Angaben zu Nebenwirkungen durch niedrig potenzierte Homöopathika finden. Nicht jedes als homöopathisches Medikament zugelassene Mittel enthält die Wirksubstanzen in hinreichender Verdünnung (bzw. „hoher Potenz“), so dass es frei von unerwünschten Nebenwirkungen wäre. Als Beispiel kann hier ein Mittel gegen Bluthochdruck namens „Homviotensin“ ® genannt werden, das als ''nebenwirkungsfrei'' vermarktet wird, aber einige Phytotherapeutika in ausreichender Konzentration enthält um pharmakologische Wirkungen zu entfalten. Zitat Bewerbung: ''Eine Tablette Homviotensin zu 320 mg enthält, arzneilich wirksame Bestandteile Reserpinum Trit. D3 32,0 mg (HAB1, Vorschrift 6); Rauwolfia Trit. D3 32,0 mg; Viscum album Trit. D2 32,0 mg; Crataegus Trit. D2 64,0 mg. Die sonstigen Bestandteile sind Lactose und Magnesiumstearat [...]'' Hier sind also herzwirksame Substanzen in erheblicher Konzentration zu finden. Als Nebenwirkungen werden zusätzlich ''verstopfte Nase und depressive Verstimmung'' genannt. Die meisten homöopathischen [[Komplexmittelhomöopathie|Komplexmittel]] funktionieren nicht homöopathisch, sondern haben eindeutig pharmakologische Wirkungen. Das wird durch den Einsatz von ''Niedrigpotenzen'' der eingesetzten Urtinkturen erreicht. Damit lassen sich sogar kleinere Studien mit nachgewiesener Wirksamkeit machen (die natürlich nichts mit dem Prinzip der Homöopathie zu tun haben, sondern replizierbare Beobachtungen der Pharmakodynamik sind). Diese Komplexmittel sind für bestimmte Indikationen zugelassen. Allgemein kann als Faustregel davon ausgegangen werden, dass bei niedrigen Potenzstufen (''kritische Potenz'' im allgemeinen bis etwa D6) eine reguläre unerwünschte Arzneimittelwirkung auftreten kann, weil im Mittel noch nennenswerte Stoffmengen mit dem gesamten Wirkungsspektrum enthalten sind. So können z.B. durch die Anwendung von Mercurius (Quecksilber), Arsenicum (Arsen) oder Nux vomica (Brechnuss), einer Pflanze die Strychnin-Alkaloide enthält, Vergiftungen hervorgerufen werden. Die kritische Potenz ist abhängig vom Tablettengewicht sowie dem Molekulargewicht der Wirksubstanz und ihrer relativen Wirksamkeit. Im folgenden soll als Beispiel die kritische Potenz für das Diphtherintoxin berechnet werden: das Toxin hat ein Molekulargewicht von 61 kDa. Ein einziges Molekül vermag eine Zelle zu töten. Die Tablette möge 10 mg wiegen, was etwa einem Kügelchen mit dem Radius 1 mm entspricht. 10 mg entsprechen 1,6*10^-7 Mol bzw. 1*10^17 Moleküle Bei einer Potenz von D16, enthält eine 10 mg Tablette noch 10 Moleküle, bzw. 10 potenziell tote Zellen, was eindeutig noch zu unerwünschten Nebenwirkungen führen würde. |
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| Unterlassene effektive Therapien können bei Anwendung homöopathischer Mittel tödlich enden. Ein Kleinkind namens Gloria Thomas starb Mai 2002 in Sydney nach einer homöopathischen Fehlbehandlung und Fehlernährung an einer Sepsis. Die homöopathisch orientierten Eltern müssen sich wegen Totschlag verantworten.<ref>http://www.news.com.au/story/0,27574,25428128-421,00.html</ref> | | Unterlassene effektive Therapien können bei Anwendung homöopathischer Mittel tödlich enden. Ein Kleinkind namens Gloria Thomas starb Mai 2002 in Sydney nach einer homöopathischen Fehlbehandlung und Fehlernährung an einer Sepsis. Die homöopathisch orientierten Eltern müssen sich wegen Totschlag verantworten.<ref>http://www.news.com.au/story/0,27574,25428128-421,00.html</ref> |
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| [[image:malarianosode.jpg|Malaria Nosode|thumb]] | | [[image:malarianosode.jpg|Malaria Nosode|thumb]] |
| In Deutschland ist immer wieder zu beobachten, dass Homöopathen das Mittel ''Malaria 2000'' (oder andere Mittel) zu einer so genannten Malaria-Prophylaxe für Patienten verwenden, die beabsichtigen in ein Land zu reisen, in dem die Malaria endemisch ist. Regelmäßig müssen in Klinken Malariapatienten behandelt werden, die angeben, sich derartig vor Malaria ''gewappnet'' zu haben und sich dennoch infizierten. Es kam zu mindestens einem Todesfall eines Patienten der nach Malaria 2000-Prophylaxe starb. Der Bayerische Rundfunk zitiert auf seinen Webseiten das Tropeninstitut in München, demzufolge es mehrere Todesfälle bei Menschen gab, die sich auf eine ''homöopathische Malaria-Prophylaxe'' verlassen hatten.<ref>Prof. Nothdurft vom Tropeninstitut in München: "Von homöopathischen Fachgesellschaften höre ich, dass es eine Prophylaxe im homöopathischen Sinn gar nicht geben kann. Wir haben die bittere Erfahrung gemacht, dass es mehrere Todesfälle gegeben hat, als sich Menschen auf eine homöopathische Malaria-Prophylaxe verlassen haben." [http://www.br-online.de/bayern2/gesundheitsgespraech/malaria-DID1241688633988/mariaforschung-empfehlungen-schutz-ID1241688398258.xml]</ref> | | In Deutschland ist immer wieder zu beobachten, dass Homöopathen das Mittel ''Malaria 2000'' (oder andere Mittel) zu einer so genannten Malaria-Prophylaxe für Patienten verwenden, die beabsichtigen in ein Land zu reisen, in dem die Malaria endemisch ist. Regelmäßig müssen in Klinken Malariapatienten behandelt werden, die angeben, sich derartig vor Malaria ''gewappnet'' zu haben und sich dennoch infizierten. Es kam zu mindestens einem Todesfall eines Patienten der nach Malaria 2000-Prophylaxe starb. Der Bayerische Rundfunk zitiert auf seinen Webseiten das Tropeninstitut in München, demzufolge es mehrere Todesfälle bei Menschen gab, die sich auf eine ''homöopathische Malaria-Prophylaxe'' verlassen hatten.<ref>Prof. Nothdurft vom Tropeninstitut in München: "Von homöopathischen Fachgesellschaften höre ich, dass es eine Prophylaxe im homöopathischen Sinn gar nicht geben kann. Wir haben die bittere Erfahrung gemacht, dass es mehrere Todesfälle gegeben hat, als sich Menschen auf eine homöopathische Malaria-Prophylaxe verlassen haben." [http://www.br-online.de/bayern2/gesundheitsgespraech/malaria-DID1241688633988/mariaforschung-empfehlungen-schutz-ID1241688398258.xml]</ref> |
− | Die Arzneimittel-Kommissionen der Apotheker und der deutschen Ärzteschaft nahm mit Veröffentlichungen und deutlichen Warnungen gegen eine derartige homöopathische Malariaprophylaxe Stellung: ''Bereits am 19. März 1998 hat die Arzneimittel-Kommission der Apotheker in der Pharmazeutischen Zeitung vor einer homöopathischen Malaria-Prophylaxe gewarnt. Es wird klargestellt, dass Malaria eine ernste und z.T. lebensbedrohliche Krankheit darstellt, "der nicht durch unspezifische homöopathische Mittel begegnet werden kann, von denen man sich eine erhöhte Immunität des Körpers gegen Malariaerreger erhofft. Fälle in denen eine solche "Prophylaxe" versagt hat, sind literaturkundig". Es wird daher dringend davon abgeraten, homöopathische Mittel zur Malaria-Prophylaxe abzugeben.'' Noch deutlicher und schärfer warnt die Arzneimittel-Kommission der deutsche Ärzteschaft im Deutschen Ärzteblatt 95 vom 19. Juni 1998. Die AMK nahm dabei Bezug auf eine von einer Firma angebotene homöopathische Malariaprophylaxe. Wörtlich: ''[...] Niedergelassene Ärzte, die Patienten eine homöopathische Malaria-Prophylaxe verordnen, haben mit berufsrechtlichen und strafrechtlichen Konsequenzen zu rechnen. Die Malaria ist eine ernste und unter Umständen lebensbedrohliche Krankheit, [...] Wegen der akuten Gefährdung der Patienten, die sich unter Umständen auf ihr homöopathisches Arzneimittel verlassen, sieht die AMK der deutschen Ärzteschaft bei der Verordnung solcher homöopathischen Mittel zur Malaria-Prophylaxe einen Verstoß gegen die Berufspflichten des Arztes und rät zum Schutze der Patienten dringend von einer Verordnung solcher Mittel ab. | + | Die Arzneimittel-Kommissionen der Apotheker und der deutschen Ärzteschaft nahm mit Veröffentlichungen und deutlichen Warnungen gegen eine derartige homöopathische Malariaprophylaxe Stellung: ''Bereits am 19. März 1998 hat die Arzneimittel-Kommission der Apotheker in der Pharmazeutischen Zeitung vor einer homöopathischen Malaria-Prophylaxe gewarnt. Es wird klargestellt, dass Malaria eine ernste und z.T. lebensbedrohliche Krankheit darstellt, "der nicht durch unspezifische homöopathische Mittel begegnet werden kann, von denen man sich eine erhöhte Immunität des Körpers gegen Malariaerreger erhofft. Fälle in denen eine solche "Prophylaxe" versagt hat, sind literaturkundig". Es wird daher dringend davon abgeraten, homöopathische Mittel zur Malaria-Prophylaxe abzugeben.'' Noch deutlicher und schärfer warnt die Arzneimittel-Kommission der deutsche Ärzteschaft im Deutschen Ärzteblatt 95 vom 19. Juni 1998. Die AMK nahm dabei Bezug auf eine von einer Firma angebotene homöopathische Malariaprophylaxe. Wörtlich: ''[...] Niedergelassene Ärzte, die Patienten eine homöopathische Malaria-Prophylaxe verordnen, haben mit berufsrechtlichen und strafrechtlichen Konsequenzen zu rechnen. Die Malaria ist eine ernste und unter Umständen lebensbedrohliche Krankheit, [...] Wegen der akuten Gefährdung der Patienten, die sich unter Umständen auf ihr homöopathisches Arzneimittel verlassen, sieht die AMK der deutschen Ärzteschaft bei der Verordnung solcher homöopathischen Mittel zur Malaria-Prophylaxe einen Verstoß gegen die Berufspflichten des Arztes und rät zum Schutze der Patienten dringend von einer Verordnung solcher Mittel ab. |
| Andererseits ist die Krankheitsprophylaxe an sich innerhalb der Homöopathieszene umstritten, da sich ohne erkennbare Symptome ja keine homöopathischen Mittel finden lassen. Auch in England waren derartige Malariaprophlaxen bekannt geworden, und die englische staatliche NHS stellte daher ab 2008 die Zahlungen an homöopathische Einrichtungen ein. | | Andererseits ist die Krankheitsprophylaxe an sich innerhalb der Homöopathieszene umstritten, da sich ohne erkennbare Symptome ja keine homöopathischen Mittel finden lassen. Auch in England waren derartige Malariaprophlaxen bekannt geworden, und die englische staatliche NHS stellte daher ab 2008 die Zahlungen an homöopathische Einrichtungen ein. |
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| ==Homöopathische Ärzte in Europa== | | ==Homöopathische Ärzte in Europa== |
− | | + | In Deutschland sollen etwa 5.000 Ärzte die Zusatzbezeichnung ''Homöopath'' erlangt haben. Die Netzeitung gibt an, dass in Deutschland zur Zeit etwa jeder 40. Arzt über die Zusatzbezeichnung «Homöopathie» verfügt.<ref>Netzeitung 2. Juli 2008 [http://www.netzeitung.de/gesundheit/1075357.html]</ref> Nach Angaben der ECHAMP tragen in Deutschland etwa 2,5% der Ärzte, in Italien 8,3% und in der Slowakei etwa 14%, die Zusatzbezeichnung „Homöopathie“. In Schweden liegt die Quote dagegen bei unter 0,03%, von fast 30.000 schwedischen Ärzten insgesamt haben nur zehn eine homöopathische Zusatzausbildung. Europaweit würden demnach fast 56.000 Mediziner die entsprechende Bezeichnung führen. Die so krass unterschiedliche Akzeptanz der Homöopathie in zwei Industriestaaten wie Deutschland und Schweden bei vergleichbarem Gesundheitsstatus der Deutschen und Schweden zeigt, dass einerseits offenbar problemlos auf die Homöopathie verzichtet werden kann, ohne dass sich für die Gesundheit der Bevölkerung ein relevanter Effekt ergibt und dass andererseits die Beliebtheit der Homöopathie weniger mit naturwissenschaftlichen Argumenten oder Belegen einer möglichen Wirksamkeit zusammenzuhängen scheint als vielmehr mit Weltanschauungen, Vorurteilen oder Traditionen. Überzeugende wissenschaftliche Argumente und Wirksamkeitsnachweise die für die Anwendung der Homöopathie sprächen, hätten nämlich auch schwedische Ärzte überzeugt. |
− | In Deutschland sollen etwa 5000 Ärzte die Zusatzbezeichnung ''Homöopath'' erlangt haben; die Netzeitung gibt an, dass in Deutschland zur Zeit etwa jeder 40. Arzt über die Zusatzbezeichnung «Homöopathie» verfügt<ref>Netzeitung 2.7.08 [http://www.netzeitung.de/gesundheit/1075357.html]</ref>. Nach Angaben der ECHAMP tragen in Deutschland etwa 2,5% der Ärzte, in Italien 8,3% und in der Slowakei etwa 14%, die Zusatzbezeichnung „Homöopathie“. In Schweden liegt die Quote dagegen bei unter 0,03%, von fast 30.000 schwedischen Ärzten insgesamt haben nur zehn eine homöopathische Zusatzausbildung. Europaweit würden demnach fast 56.000 Mediziner die entsprechende Bezeichnung führen. Die so krass unterschiedliche Akzeptanz der Homöopathie in zwei Industriestaaten wie Deutschland und Schweden bei vergleichbarem Gesundheitsstatus der Deutschen und Schweden zeigt, dass einerseits offenbar problemlos auf die Homöopathie verzichtet werden kann ohne dass sich für die Gesundheit der Bevölkerung ein relevanter Effekt ergibt und dass andererseits die Beliebtheit der Homöopathie weniger mit naturwissenschaftlichen Argumenten oder Belegen einer möglichen Wirksamkeit zusammenzuhängen scheint als vielmehr mit Weltanschauungen, Vorurteilen oder Traditionen. Überzeugende wissenschaftliche Argumente und Wirksamkeitsnachweise die für die Anwendung der Homöopathie sprächen, hätten nämlich auch schwedische Ärzte überzeugt. | |
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| ==Das Homöopathika-Geschäft== | | ==Das Homöopathika-Geschäft== |
| [[image:Oscillococcinum.jpg|thumb]] | | [[image:Oscillococcinum.jpg|thumb]] |
| [[image:Abnehmglobuli.jpg|homöopathische Abnehm-Globuli|thumb]] | | [[image:Abnehmglobuli.jpg|homöopathische Abnehm-Globuli|thumb]] |
− | Deutschland und Frankreich sind die wichtigsten Märkte für homöopathische und anthroposophisch-homöopathische Medikamente in Europa. Fast 60% aller in Europa hergestellten Arzneien dieser Therapierichtungen wurden in diesen beiden Ländern verkauft,<ref>europäischer Herstellerverband ECHAMP</ref> mit einem europaweiten Zuwachs von 60% zwischen 1995 und 2005. In Deutschland gab es ein Umsatzplus von 80%, in Frankreich gar 300%. Der europaweite Umsatz liegt bei 1,7 Milliarden Euro, etwa 7% aller rezeptfreien Medikamente. Der Erlös der Produktion lag 2005 bei etwa 930 Millionen Euro, davon 810 Millionen Euro für Medikamente. An den Erzeugerpreisen gemessen entfielen auf Deutschland rund 268 Millionen Euro des EU-Absatzes, auf Frankreich 294 Millionen Euro.<ref>DZVhÄ-Newsletter Ausgabe Januar/Februar 2008</ref><ref>European Coalition on Homeopathic and Anthroposophic Medicinal Products E.E.I.G. (Hg.): ''Facts and Figures, Second Edition, 2007, Homeopathic and Anthroposophic Medicine in Europe</ref><ref>http://www.echamp.org/upload/files/statements/statements_20071128142622.pdf</ref><ref>[http://www.dzvhae.com/portal/pics/abschnitte/130208094908_6hn141febr.pdf ''Deutschland und Frankreich sind die größten Märkte.''] In: ''Homöopathische Nachrichten'' Jan./Feb. 2008, S.4.</ref> | + | Deutschland und Frankreich sind die wichtigsten Märkte für homöopathische und anthroposophisch-homöopathische Medikamente in Europa. Fast 60% aller in Europa hergestellten Arzneien dieser Therapierichtungen wurden in diesen beiden Ländern verkauft,<ref>europäischer Herstellerverband ECHAMP</ref> mit einem europaweiten Zuwachs von 60% zwischen 1995 und 2005. In Deutschland gab es ein Umsatzplus von 80%, in Frankreich gar 300%. Der europaweite Umsatz liegt bei 1,7 Milliarden Euro, etwa 7% aller rezeptfreien Medikamente. Der Erlös der Produktion lag 2005 bei etwa 930 Millionen Euro, davon 810 Millionen Euro für Medikamente. An den Erzeugerpreisen gemessen entfielen auf Deutschland rund 268 Millionen Euro des EU-Absatzes, auf Frankreich 294 Millionen Euro.<ref>DZVhÄ-Newsletter Ausgabe Januar/Februar 2008</ref><ref>European Coalition on Homeopathic and Anthroposophic Medicinal Products E.E.I.G. (Hg.): ''Facts and Figures, Second Edition, 2007, Homeopathic and Anthroposophic Medicine in Europe</ref><ref>http://www.echamp.org/upload/files/statements/statements_20071128142622.pdf</ref><ref>[http://www.dzvhae.com/portal/pics/abschnitte/130208094908_6hn141febr.pdf ''Deutschland und Frankreich sind die größten Märkte.''] In: ''Homöopathische Nachrichten'' Jan./Feb. 2008, S.4.</ref> |
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| Das marktführende Unternehmen in Deutschland ist die Deutsche Homöopathie-Union (DHU). Der Konzern mit über 400 Mitarbeitern hat sich aus der 1961 gegründeten Firma Schwabe entwickelt. | | Das marktführende Unternehmen in Deutschland ist die Deutsche Homöopathie-Union (DHU). Der Konzern mit über 400 Mitarbeitern hat sich aus der 1961 gegründeten Firma Schwabe entwickelt. |
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− | Das meistverwendete Homöopathikum in den USA ist ''Oscilococcinum C 200''. Dieses Mittel wird auch „die 20-Millionen-Ente“ genannt. Der Jahresumsatz für das Produkt beträgt 20 Millionen Dollar. Das Mittel wird aus Entenleber erzeugt, doch für den gesamten Umsatz wird nur die Leber einer einzigen Ente gebraucht - und von dieser bleibt einiges übrig: Die Potenzierung von C200 bedeutet, dass das Verhältnis von Leber zur Lösung 1 zu 10 mit 400 Nullen beträgt.<br><br> | + | Das meistverwendete Homöopathikum in den USA ist ''Oscilococcinum C200''. Dieses Mittel wird auch „die 20-Millionen-Ente“ genannt. Der Jahresumsatz für das Produkt beträgt 20 Millionen Dollar. Das Mittel wird aus Entenleber erzeugt, doch für den gesamten Umsatz wird nur die Leber einer einzigen Ente gebraucht - und von dieser bleibt einiges übrig: Die Potenzierung von C200 bedeutet, dass das Verhältnis von Leber zur Lösung 1 zu 10 mit 400 Nullen beträgt.<br><br> |
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| ==Homöopathie und umstrittene [[Masernparty]]s== | | ==Homöopathie und umstrittene [[Masernparty]]s== |
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| ===Die Homöopathiestudien zur Zeit des Nationalsozialismus=== | | ===Die Homöopathiestudien zur Zeit des Nationalsozialismus=== |
− | Weitere Untersuchungen zur Homöopathie gab es zur Zeit des Nationalsozialismus. Dem Regime lag an einer Neuorientierung im Gesundheitswesen, der "Neuen Deutschen Heilkunde". In nationalsozialistischen Kreisen wurde zudem die Kritik an ''verjudeter Schulmedizin'' lauter. Zwischen 1936 und 1939 fanden an verschiedenen homöopathischen Krankenhäusern im Auftrag des Reichsgesundheitsamtes (RGA) Arzneimittelprüfungen statt, viele davon [[placebo]]kontrolliert. Es sollte „vor allem die Zuverlässigkeit früherer Arzneiprüfungen und somit auch die Wertigkeit der auf ihnen aufbauenden ‚Arzneibilder’ erforscht werden. Dem Arbeitskreis gehörten der Homöopath Hanns Rabe (1890-1959), der Internist Werner Siebert (1897-1951) und die Pharmakologie-Professoren Gustav Kuschinsky (1904-1992) und Richard Bonsmann an. An diesen Überprüfungen war auch der damals an der homöopathischen Abteilung des Rudolf Virchow Krankenhauses in Berlin tätige Arzt und Homöopath Fritz Donner (1896-1979) maßgeblich beteiligt. Von Donner liegen umfangreiche Aufzeichnungen zu den RGA-Untersuchungen und zu vorherigen Studien vor, die als [[Donner-Bericht zur Homöopathie]] bekannt wurden und heute im Original im "Homöopathie-Archiv" des Instituts für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung in Stuttgart befinden.<ref>Fritz Donner: ''Bemerkungen zu der Überprüfung der Homöopathie durch das Reichsgesundheitsamt 1936 bis 1939''. Homöopathie-Archiv des Instituts für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung, Straussweg 17, D70184 Stuttgart</ref>. Doch es kam bei den staatlich geförderten Untersuchungen nichts positives für die Homöopathie heraus. Durchgeführt wurden beispielsweise Doppelblindversuche mit Silicea C 30. Das Ergebnis: Verum und Placebo verursachten gleich viel Symptome. Den anwesenden Homöopathen war es nicht möglich, Verum und Placebo zu unterscheiden. Auch 1938/39 wurden im Robert-Koch-Krankenhaus in Berlin klinische Versuche mit Homöopathika mit negativem Ergebnisse durchgeführt. Der Homöopath Rabe reagierte mit der Vermutung, dass ..''Homöopathie keine pharmakotherapeutische Methode, wie bisher angenommen, sondern eine Form der Psychotherapie...'' sei. Fritz Donner in einem Gedächtnisprotokoll: ''Wahrheitsgemäß müsste man antworten, dass bei der Arzneiprüfung nichts herausgekommen ist und dass bei den klinischen Versuchen bei keinem einzigen Patienten eine irgendwie für eine therapeutische Wirkung der eingesetzten Arzneien sprechende Reaktion eingetreten ist.''. Dennoch wurde offiziell verlautbart es hätten sich gewisse Schwierigkeiten bemerkbar gemacht, sodass man neu beginnen müsse. Der Krieg verhinderte jedoch weitere Forschung. Später, in den sechziger Jahren, drückte sich Donner deutlicher aus: Er nannte die Untersuchung ein ''totales Fiasko'' für die Homöopathie. | + | Weitere Untersuchungen zur Homöopathie gab es zur Zeit des Nationalsozialismus. Dem Regime lag an einer Neuorientierung im Gesundheitswesen, der "Neuen Deutschen Heilkunde". In nationalsozialistischen Kreisen wurde zudem die Kritik an ''verjudeter Schulmedizin'' lauter. Zwischen 1936 und 1939 fanden an verschiedenen homöopathischen Krankenhäusern im Auftrag des Reichsgesundheitsamtes (RGA) Arzneimittelprüfungen statt, viele davon [[placebo]]kontrolliert. Es sollte „vor allem die Zuverlässigkeit früherer Arzneiprüfungen und somit auch die Wertigkeit der auf ihnen aufbauenden ‚Arzneibilder’ erforscht werden. Dem Arbeitskreis gehörten der Homöopath Hanns Rabe (1890-1959), der Internist Werner Siebert (1897-1951) und die Pharmakologie-Professoren Gustav Kuschinsky (1904-1992) und Richard Bonsmann an. An diesen Überprüfungen war auch der damals an der homöopathischen Abteilung des Rudolf Virchow Krankenhauses in Berlin tätige Arzt und Homöopath Fritz Donner (1896-1979) maßgeblich beteiligt. Von Donner liegen umfangreiche Aufzeichnungen zu den RGA-Untersuchungen und zu vorherigen Studien vor, die als [[Donner-Bericht zur Homöopathie]] bekannt wurden und heute im Original im "Homöopathie-Archiv" des Instituts für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung in Stuttgart befinden.<ref>Fritz Donner: ''Bemerkungen zu der Überprüfung der Homöopathie durch das Reichsgesundheitsamt 1936 bis 1939''. Homöopathie-Archiv des Instituts für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung, Straussweg 17, D-70184 Stuttgart</ref> Doch es kam bei den staatlich geförderten Untersuchungen nichts positives für die Homöopathie heraus. Durchgeführt wurden beispielsweise Doppelblindversuche mit Silicea C30. Das Ergebnis: Verum und Placebo verursachten gleich viel Symptome. Den anwesenden Homöopathen war es nicht möglich, Verum und Placebo zu unterscheiden. Auch 1938/39 wurden im Robert-Koch-Krankenhaus in Berlin klinische Versuche mit Homöopathika mit negativem Ergebnisse durchgeführt. Der Homöopath Rabe reagierte mit der Vermutung, dass ''[...] Homöopathie keine pharmakotherapeutische Methode, wie bisher angenommen, sondern eine Form der Psychotherapie [...]'' sei. Fritz Donner in einem Gedächtnisprotokoll: ''Wahrheitsgemäß müsste man antworten, dass bei der Arzneiprüfung nichts herausgekommen ist und dass bei den klinischen Versuchen bei keinem einzigen Patienten eine irgendwie für eine therapeutische Wirkung der eingesetzten Arzneien sprechende Reaktion eingetreten ist.'' Dennoch wurde offiziell verlautbart, es hätten sich gewisse Schwierigkeiten bemerkbar gemacht, sodass man neu beginnen müsse. Der Krieg verhinderte jedoch weitere Forschung. Später, in den 1960er Jahren, drückte sich Donner deutlicher aus: Er nannte die Untersuchung ein ''totales Fiasko'' für die Homöopathie. |
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| ===Moderne Homöopathiestudien=== | | ===Moderne Homöopathiestudien=== |
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| Eine Meta-Studie unter der Leitung des Berner Epidemiologen Matthias Egger belegt: Je genauer der Test-Aufbau nach wissenschaftlichen Kriterien, desto geringer die Effekte homöopathischer Behandlungen in den jeweiligen Studien. Das Ergebnis wurde im August 2005 in der anerkannten Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht. Lapidar forderten die Herausgeber die Homöopathen auf, endlich offen zu bekennen, dass ihre Methode ein Placebo sei. Die Schweizer Regierung schloss Homöopathie aus der Kassen-Erstattung aus und die Stiftung Warentest bewertete die Homöopathie als „zur Behandlung von Krankheiten ungeeignet“. | | Eine Meta-Studie unter der Leitung des Berner Epidemiologen Matthias Egger belegt: Je genauer der Test-Aufbau nach wissenschaftlichen Kriterien, desto geringer die Effekte homöopathischer Behandlungen in den jeweiligen Studien. Das Ergebnis wurde im August 2005 in der anerkannten Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht. Lapidar forderten die Herausgeber die Homöopathen auf, endlich offen zu bekennen, dass ihre Methode ein Placebo sei. Die Schweizer Regierung schloss Homöopathie aus der Kassen-Erstattung aus und die Stiftung Warentest bewertete die Homöopathie als „zur Behandlung von Krankheiten ungeeignet“. |
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− | Nachdem sich die Homöopathie nicht replizierbar in kontrollierten, randomisierten und doppelt verblindeten Studien nachweisen lies, kam es wiederum zu einer Kehrtwendung mancher Homöopathieanhänger: ein derartiges Studiendesign wäre nicht in der Lage, die tatsächlichen Wirkungen der Homöopathie wiederzugeben. Gefordert wurde ein Abkehr von der ''evidence based medicine'' (EBM) hin zur Neuerfindung einer ''cognitive based medicine'' (CBM) bzw. zu reinen Outcome-Studien. | + | Nachdem sich die Homöopathie nicht replizierbar in kontrollierten, randomisierten und doppelt verblindeten Studien nachweisen lies, kam es wiederum zu einer Kehrtwendung mancher Homöopathieanhänger: Ein derartiges Studiendesign wäre nicht in der Lage, die tatsächlichen Wirkungen der Homöopathie wiederzugeben. Gefordert wurde ein Abkehr von der ''evidence based medicine'' (EBM) hin zur Neuerfindung einer ''cognitive based medicine'' (CBM) bzw. zu reinen Outcome-Studien. |
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− | weitere Studien:
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| *Shang, A et al., (2005) Are the clinical effects of homoeopathy placebo effects? Comparative study of placebo-controlled trials of homoeopathy and allopathy. In: The Lancet, 27. August–2. September 2005, Band 366 (9487), S. 726–732, PMID 16125589 | | *Shang, A et al., (2005) Are the clinical effects of homoeopathy placebo effects? Comparative study of placebo-controlled trials of homoeopathy and allopathy. In: The Lancet, 27. August–2. September 2005, Band 366 (9487), S. 726–732, PMID 16125589 |
− | * E. Ernst (2002), "A systematic review of systematic reviews of homeopathy", British Journal of Clinical Pharmacology 54 (6), 577–582: ..''Homeopathy remains one of the most controversial subjects in therapeutics. This article is an attempt to clarify its effectiveness based on recent systematic reviews. Electronic databases were searched for systematic reviews/meta-analysis on the subject. Seventeen articles fulfilled the inclusion/exclusion criteria. Six of them related to re-analyses of one landmark meta-analysis. Collectively they implied that the overall positive result of this meta-analysis is not supported by a critical analysis of the data. Eleven independent systematic reviews were located. Collectively they failed to provide strong evidence in favour of homeopathy. In particular, there was no condition which responds convincingly better to homeopathic treatment than to placebo or other control interventions. Similarly, there was no homeopathic remedy that was demonstrated to yield clinical effects that are convincingly different from placebo. It is concluded that the best clinical evidence for homeopathy available to date does not warrant positive recommendations for its use in clinical practice..'' | + | * E. Ernst (2002), "A systematic review of systematic reviews of homeopathy", British Journal of Clinical Pharmacology 54 (6), 577–582: ''[...] Homeopathy remains one of the most controversial subjects in therapeutics. This article is an attempt to clarify its effectiveness based on recent systematic reviews. Electronic databases were searched for systematic reviews/meta-analysis on the subject. Seventeen articles fulfilled the inclusion/exclusion criteria. Six of them related to re-analyses of one landmark meta-analysis. Collectively they implied that the overall positive result of this meta-analysis is not supported by a critical analysis of the data. Eleven independent systematic reviews were located. Collectively they failed to provide strong evidence in favour of homeopathy. In particular, there was no condition which responds convincingly better to homeopathic treatment than to placebo or other control interventions. Similarly, there was no homeopathic remedy that was demonstrated to yield clinical effects that are convincingly different from placebo. It is concluded that the best clinical evidence for homeopathy available to date does not warrant positive recommendations for its use in clinical practice [...]'' |
− | * A. Paris, N. Gonnet, C. Chaussard, P. Belon, F. Rocourt, D. Saragaglia, J. L. Cracowski, "Effect of homeopathy on analgesic intake following knee ligament reconstruction: a phase III monocentre randomized placebo controlled study", British Journal of Clinical Pharmacology (OnlineEarly Articles). ''Conclusions: The complex of homeopathy tested in this study was not superior to placebo in reducing 24 h morphine consumption after knee ligament reconstruction...'' Der Witz bei dieser Studie ist, dass einer der Autoren (P. Belon) Direktor des französischen Homöopathie-Herstellers Boiron ist, die die Studie mitfinanziert haben. | + | * A. Paris, N. Gonnet, C. Chaussard, P. Belon, F. Rocourt, D. Saragaglia, J. L. Cracowski, "Effect of homeopathy on analgesic intake following knee ligament reconstruction: a phase III monocentre randomized placebo controlled study", British Journal of Clinical Pharmacology (OnlineEarly Articles). ''Conclusions: The complex of homeopathy tested in this study was not superior to placebo in reducing 24 h morphine consumption after knee ligament reconstruction [...]'' Der Witz bei dieser Studie ist, dass einer der Autoren (P. Belon) Direktor des französischen Homöopathie-Herstellers Boiron ist, die die Studie mitfinanziert haben. |
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| ==Homöopathische Arzneimittelprüfung== | | ==Homöopathische Arzneimittelprüfung== |
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| ==Die gesetzliche Einordnung der Homöopathie als Therapieform== | | ==Die gesetzliche Einordnung der Homöopathie als Therapieform== |
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| Die Homöopathie gehört in Deutschland nach der Definition zu den [[Besondere Therapierichtungen|besonderen Therapierichtungen]] nach dem Sozialgesetzbuch (SGB) und dem Gesetz über den Verkehr mit Arzneimitteln (Arzneimittelgesetz - AMG). Im SGB ist unter anderem festgelegt, dass die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für die homöopathische Behandlung erstatten dürfen. Das AMG sieht bei Homöopathika einen erleichterten Zugang zur Verkehrsfähigkeit als "Arzneimittel" vor, sofern eine Registrierung der Mittel erfolgt ist. An die Registrierung sind im Wesentlichen nur einfache hygienische Bedingungen geknüpft, nicht jedoch der sonst bei Arzneimitteln übliche und auch vom Patienten angenommene Wirksamkeitsnachweis. Anstelle des Wirksamkeitsnachweises wird von einer Kommission am Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) entschieden, ob Mittel, Name und Darreichungsform homöopathischer Lehrmeinung entsprechen (sog. "Binnenkonsens"). Konkret heißt das, dass eine Kommission entscheidet, ob schlichte Zuckerkügelchen auch ganz ohne Wirkstoff sich "Arzneimittel" nennen und als Arzneimittel verkauft werden dürfen. | | Die Homöopathie gehört in Deutschland nach der Definition zu den [[Besondere Therapierichtungen|besonderen Therapierichtungen]] nach dem Sozialgesetzbuch (SGB) und dem Gesetz über den Verkehr mit Arzneimitteln (Arzneimittelgesetz - AMG). Im SGB ist unter anderem festgelegt, dass die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für die homöopathische Behandlung erstatten dürfen. Das AMG sieht bei Homöopathika einen erleichterten Zugang zur Verkehrsfähigkeit als "Arzneimittel" vor, sofern eine Registrierung der Mittel erfolgt ist. An die Registrierung sind im Wesentlichen nur einfache hygienische Bedingungen geknüpft, nicht jedoch der sonst bei Arzneimitteln übliche und auch vom Patienten angenommene Wirksamkeitsnachweis. Anstelle des Wirksamkeitsnachweises wird von einer Kommission am Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) entschieden, ob Mittel, Name und Darreichungsform homöopathischer Lehrmeinung entsprechen (sog. "Binnenkonsens"). Konkret heißt das, dass eine Kommission entscheidet, ob schlichte Zuckerkügelchen auch ganz ohne Wirkstoff sich "Arzneimittel" nennen und als Arzneimittel verkauft werden dürfen. |
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| Es ist bekannt, dass etwa drei Viertel aller Erkrankungen des Menschen irgendwann spontan verheilen - auch ohne jeglichen therapeutischen Eingriff, und häufig bleiben dabei auch keine dauerhaft nachweisbaren Spuren. Dies ist also quasi die Regel der menschlichen Krankheiten. Nur ist der Zeitpunkt der Heilung (im wahren Sinne des Wortes) zu Beginn einer Erkrankung aber oft nicht exakt anzugeben. Einige Erkrankungen haben auch einen Verlauf der durch Schübe gekennzeichnet ist die sich wiederholen und irgendwann abklingen. Auch ''wachsen'' sich beispielsweise meist Allergien der Kindheit im Erwachsenenalter nach Jahren aus oder schwächen sich stark ab. Nichts liegt also näher als aus homöopathischer Sicht eine solche Spontanheilung als Folge einer homöopathischen Therapie auszugeben, ob sich Homöopathieanhänger dessen bewusst sind oder nicht ist eine andere Frage. Einem derartigen Trugschluss unterliegen aber auch manchmal Ärzte, die sich einer rationalen Medizin verpflichtet fühlen.<ref>Skrabanek P, McCormick J: Torheiten und Trugschlüsse in der Medizin. Verlag: Kirchheim + Co. GmbH (1993) ISBN-10: 3874090604 ISBN-13: 978-3874090605</ref> | | Es ist bekannt, dass etwa drei Viertel aller Erkrankungen des Menschen irgendwann spontan verheilen - auch ohne jeglichen therapeutischen Eingriff, und häufig bleiben dabei auch keine dauerhaft nachweisbaren Spuren. Dies ist also quasi die Regel der menschlichen Krankheiten. Nur ist der Zeitpunkt der Heilung (im wahren Sinne des Wortes) zu Beginn einer Erkrankung aber oft nicht exakt anzugeben. Einige Erkrankungen haben auch einen Verlauf der durch Schübe gekennzeichnet ist die sich wiederholen und irgendwann abklingen. Auch ''wachsen'' sich beispielsweise meist Allergien der Kindheit im Erwachsenenalter nach Jahren aus oder schwächen sich stark ab. Nichts liegt also näher als aus homöopathischer Sicht eine solche Spontanheilung als Folge einer homöopathischen Therapie auszugeben, ob sich Homöopathieanhänger dessen bewusst sind oder nicht ist eine andere Frage. Einem derartigen Trugschluss unterliegen aber auch manchmal Ärzte, die sich einer rationalen Medizin verpflichtet fühlen.<ref>Skrabanek P, McCormick J: Torheiten und Trugschlüsse in der Medizin. Verlag: Kirchheim + Co. GmbH (1993) ISBN-10: 3874090604 ISBN-13: 978-3874090605</ref> |
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− | Zur Zeit spricht alles dafür, dass eine etwaige Wirksamkeit einer homöopathischen Therapie auf der Ausnutzung des [[Placebo]]effektes beruht. Dies wird von den meisten Homöopathen zurückgewiesen, würde es ja das [[Repertorisieren]] und [[Potenzierung|Potenzieren]] überflüssig machen und diese Praktiken ad absurdum führen (zumindest der höheren Potenzen bei denen die Wahrscheinlichkeit der Anwesenheit von Resten der Ursubstanz sehr gering ist). Verwiesen wird dabei auch auf einen bei Tieren oder Kindern angeblich unbekannten Placeboeffekt, auch wenn aus wissenschaftlicher Sicht das Gegenteil der Fall ist. Dass der Homöopathie ein entlockter Placeboeffekt zu Grunde liegen könnte, ist nicht nur Experten aus dem Homöopathie-skeptischen oder neutralen Lager, sondern selbst eingefleischten "Hardcore"- Homöopathen inzwischen klar. So sei laut [[Georgos Vithoulkas]] (bekannter Exponent der klassischen Homöopathie) der Wirkmechanismus sowohl des Placeboeffektes als auch des "homöopathischen Simillimums" derselbe<ref>*http://www.hpathy.de/papersnew/george-vithoulkas.asp [...] Der Plazeboeffekt kann durch die Autosuggestion des Patienten initiiert werden, die eine Mobilisierung des Abwehrmechanismus durch die starken Gefühle des daran glaubens erzwingt. So funktionieren alle Geistheilungen, die Radionik, Yoga, die Meditation und all die anderen Randtherapien [...]</ref> und führt die Selbsthypnose bzw Auto-[[Suggestion]] dafür an. Als Beleg für seine Hypothese führte er auch eine deutsche Homöopathin an: ''"Ich hörte einmal einer deutschen Homöopathin zu, die behauptete, bei vielen Patienten äußerst erfolgreich zu sein. Als ich sie danach fragte, von welchem Pharmahersteller sie ihre Mittel bezöge, sagte sie mir, dass sie die Mittel selbst produzierte. Sie schreibt auf ein Stück Papier den Mittelnamen und die Potenz und von einem Gerät wird es sofort hergestellt. Sagen Sie mir, ob dies nicht zu hundert Prozent Plazeboeffekt ist. Die Dame war finanziell so erfolgreich, dass sie der deutschen "George Vithoulkas Stiftung" einen großen Betrag spendete [...] Ich selbst habe schon versehentlich das falsche Mittel verabreicht, welches zu einem anderen Patienten gehörte und die Patienten, die das Mittel erhielten, berichteten davon, dass es ihnen besser ging."'' | + | Zur Zeit spricht alles dafür, dass eine etwaige Wirksamkeit einer homöopathischen Therapie auf der Ausnutzung des [[Placebo]]effektes beruht. Dies wird von den meisten Homöopathen zurückgewiesen, würde es ja das [[Repertorisieren]] und [[Potenzierung|Potenzieren]] überflüssig machen und diese Praktiken ad absurdum führen (zumindest der höheren Potenzen bei denen die Wahrscheinlichkeit der Anwesenheit von Resten der Ursubstanz sehr gering ist). Verwiesen wird dabei auch auf einen bei Tieren oder Kindern angeblich unbekannten Placeboeffekt, auch wenn aus wissenschaftlicher Sicht das Gegenteil der Fall ist. Dass der Homöopathie ein entlockter Placeboeffekt zu Grunde liegen könnte, ist nicht nur Experten aus dem Homöopathie-skeptischen oder neutralen Lager, sondern selbst eingefleischten "Hardcore"- Homöopathen inzwischen klar. So sei laut [[Georgos Vithoulkas]] (bekannter Exponent der klassischen Homöopathie) der Wirkmechanismus sowohl des Placeboeffektes als auch des "homöopathischen Simillimums" derselbe<ref>http://www.hpathy.de/papersnew/george-vithoulkas.asp [...] Der Plazeboeffekt kann durch die Autosuggestion des Patienten initiiert werden, die eine Mobilisierung des Abwehrmechanismus durch die starken Gefühle des daran glaubens erzwingt. So funktionieren alle Geistheilungen, die Radionik, Yoga, die Meditation und all die anderen Randtherapien [...]</ref> und führt die Selbsthypnose bzw Auto-[[Suggestion]] dafür an. Als Beleg für seine Hypothese führte er auch eine deutsche Homöopathin an: ''"Ich hörte einmal einer deutschen Homöopathin zu, die behauptete, bei vielen Patienten äußerst erfolgreich zu sein. Als ich sie danach fragte, von welchem Pharmahersteller sie ihre Mittel bezöge, sagte sie mir, dass sie die Mittel selbst produzierte. Sie schreibt auf ein Stück Papier den Mittelnamen und die Potenz und von einem Gerät wird es sofort hergestellt. Sagen Sie mir, ob dies nicht zu hundert Prozent Plazeboeffekt ist. Die Dame war finanziell so erfolgreich, dass sie der deutschen "George Vithoulkas Stiftung" einen großen Betrag spendete [...] Ich selbst habe schon versehentlich das falsche Mittel verabreicht, welches zu einem anderen Patienten gehörte und die Patienten, die das Mittel erhielten, berichteten davon, dass es ihnen besser ging."'' |
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| ==Universitäre Kurse in Homöopathie== | | ==Universitäre Kurse in Homöopathie== |
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| ==Zitate== | | ==Zitate== |
− | *Charles Darwin am 4.9.1850: ''Du spricht von Homöopathie, ein Gegenstand, der mich sogar noch wütender macht als Hellseherei. Hellseherei liegt so jenseits aller Glaubwürdigkeit, daß normale Fähigkeiten dabei ohnehin keine Rolle spielen, aber bei der Homöopathie kommen gesunder Menscherverstand und Beobachtung ins Spiel, und beides würde vor die Hunde gehen, wenn die unendlich winzigen Dosen irgendeine Wirkung hätten. Wie wahr ist doch eine Bemerkung [...] die ich neulich las, über die Nachweisbarkeit von Heilprozessen. [Es hieß], niemand weiß, was das Ergebnis wäre, wenn eine Erkrankung gar nicht behandelt würde. Das ist der Maßstab, am dem die Homöopathie zu messen ist."''<ref>Charles Darwin in einem Brief an William Darwin Fox am 4.9.1850: ''You speak about Homeopathy; which is a subject which makes me more wrath, even than does Clairvoyance: clairvoyance so transcends belief, that one’s ordinary faculties are put out of question, but in Homœopathy common sense and common observation come into play, and both these must go to the Dogs, if the infinetesimal doses have any effect whatever. How true is a remark I saw the other day by Quetelet, in respect to evidence of curative processes, viz that no one knows in disease what is the simple result of nothing being done, as a standard with which to compare Homeopathy and all other such things It is a sad flaw, I cannot but think in my beloved Dr Gully, that he believes in everything - when his daughter was very ill, he had a clairvoyant girl to report on internal changes, a mesmerist to put her to sleep - an homeopathist, viz John Chapman and himself as Hydropathist and the girl recovered.''</ref> | + | *Charles Darwin am 4. September 1850: ''Du spricht von Homöopathie, ein Gegenstand, der mich sogar noch wütender macht als Hellseherei. Hellseherei liegt so jenseits aller Glaubwürdigkeit, daß normale Fähigkeiten dabei ohnehin keine Rolle spielen, aber bei der Homöopathie kommen gesunder Menscherverstand und Beobachtung ins Spiel, und beides würde vor die Hunde gehen, wenn die unendlich winzigen Dosen irgendeine Wirkung hätten. Wie wahr ist doch eine Bemerkung [...] die ich neulich las, über die Nachweisbarkeit von Heilprozessen. [Es hieß], niemand weiß, was das Ergebnis wäre, wenn eine Erkrankung gar nicht behandelt würde. Das ist der Maßstab, am dem die Homöopathie zu messen ist."''<ref>Charles Darwin in einem Brief an William Darwin Fox am 4. September 1850: ''You speak about Homeopathy; which is a subject which makes me more wrath, even than does Clairvoyance: clairvoyance so transcends belief, that one’s ordinary faculties are put out of question, but in Homœopathy common sense and common observation come into play, and both these must go to the Dogs, if the infinetesimal doses have any effect whatever. How true is a remark I saw the other day by Quetelet, in respect to evidence of curative processes, viz that no one knows in disease what is the simple result of nothing being done, as a standard with which to compare Homeopathy and all other such things It is a sad flaw, I cannot but think in my beloved Dr Gully, that he believes in everything - when his daughter was very ill, he had a clairvoyant girl to report on internal changes, a mesmerist to put her to sleep - an homeopathist, viz John Chapman and himself as Hydropathist and the girl recovered.''</ref> |
− | *''Das Grundkonzept der Homöopathieforschung, die allgemeine Wirksamkeit der Homöopathie an der isolierten Wirksamkeit der homöopathischen Arzneimittel festzumachen, muss insgesamt als gescheitert angesehen werden.'' Zitat [[Rainer Lüdtke]], Statistiker der [[Karl und Veronica Carstens-Stiftung]]<ref>Lüdtke R: in Wissenschaftsmagazin "Leonardo" (WDR 5) am 16. April 2007</ref> | + | *''Das Grundkonzept der Homöopathieforschung, die allgemeine Wirksamkeit der Homöopathie an der isolierten Wirksamkeit der homöopathischen Arzneimittel festzumachen, muss insgesamt als gescheitert angesehen werden.'' Zitat [[Rainer Lüdtke]], Statistiker der [[Karl und Veronica Carstens-Stiftung]]<ref>Lüdtke R: in Wissenschaftsmagazin "Leonardo" (WDR 5) am 16. April 2007</ref> |
− | *''Es heißt, der Glaube könne Berge versetzen. Globuli schaffen Ähnliches. Die Wissenschaft will das nicht wahrhaben, weil sie es nicht beweisen kann.'' <ref>Petra Thorbrietz: Thorbrietz' Diagnosen, ''Eine Lanze für die Homöopathie''. Focus, 18.03.2010 [http://www.focus.de/gesundheit/arzt-klinik/thorbrietzkolumne/thorbrietz-diagnosen-eine-lanze-fuer-die-homoeopathie_aid_490167.html]</ref> | + | *''Es heißt, der Glaube könne Berge versetzen. Globuli schaffen Ähnliches. Die Wissenschaft will das nicht wahrhaben, weil sie es nicht beweisen kann.'' <ref>Petra Thorbrietz: Thorbrietz' Diagnosen, ''Eine Lanze für die Homöopathie''. Focus, 18. März 2010 [http://www.focus.de/gesundheit/arzt-klinik/thorbrietzkolumne/thorbrietz-diagnosen-eine-lanze-fuer-die-homoeopathie_aid_490167.html]</ref> |
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| ==Literatur== | | ==Literatur== |
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| *R. Twenhöfel: Homöopathie und Schulmedizin. Zur Soziologie eines Konfliktes. Heidelberg: Haug 1994 | | *R. Twenhöfel: Homöopathie und Schulmedizin. Zur Soziologie eines Konfliktes. Heidelberg: Haug 1994 |
| *Otto Prokop (1995): Homöopathie - Was leistet sie wirklich?, Frankfurt/M. | | *Otto Prokop (1995): Homöopathie - Was leistet sie wirklich?, Frankfurt/M. |
− | * Martin Lambeck (2003): Irrt die Physik?, Beck'sche Reihe, ISBN 3406494692 | + | *Martin Lambeck (2003): Irrt die Physik?, Beck'sche Reihe, ISBN 3406494692 |
− | * E. Davenas et al: “Human basophil degranulation triggered by very dilte antiserum against IgE”, Nature, 333, 30. Juni 1988, 816-818. | + | *E. Davenas et al: “Human basophil degranulation triggered by very dilte antiserum against IgE”, Nature, 333, 30. Juni 1988, 816-818. |
− | * John Maddox, James Randi, Walter Stewart: “High-dilution experiments a delusion, Nature 334, 28. Juli 1988, Seiten 287-290 | + | *John Maddox, James Randi, Walter Stewart: “High-dilution experiments a delusion, Nature 334, 28. Juli 1988, Seiten 287-290 |
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| ==Weblinks== | | ==Weblinks== |
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| *http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/37800/WHO_warnt_vor_Homoeopathie.htm | | *http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/37800/WHO_warnt_vor_Homoeopathie.htm |
| *http://web.archive.org/web/20061213054249/http://pandemonium.tiscali.de/pub/gutenberg/2/7/0/2700/2700.txt Homöopathiekritischer Text von 1842. Unverändert gültig. | | *http://web.archive.org/web/20061213054249/http://pandemonium.tiscali.de/pub/gutenberg/2/7/0/2700/2700.txt Homöopathiekritischer Text von 1842. Unverändert gültig. |
− | *[http://dcscience.net/lancet-homeopathy-2005.pdf The end of homoeopathy] The lancet, Editorial vom 27.08.2005, Vol. 366, 390 | + | *[http://dcscience.net/lancet-homeopathy-2005.pdf The end of homoeopathy] The lancet, Editorial vom 27.08.2005, Vol. 366, 390 |
| *[http://www.zeit.de/1967/20/Der-Arzt-steckt-im-Flaesdichen?page=all Der Arzt steckt im Fläsdichen] Die Zeit, 19.05.1967 | | *[http://www.zeit.de/1967/20/Der-Arzt-steckt-im-Flaesdichen?page=all Der Arzt steckt im Fläsdichen] Die Zeit, 19.05.1967 |
− | *[http://www.zeit.de/2003/49/N-Wasser_Ged_8achtnis Verdünnte Wahrheit] Die Zeit, 27.11.2003 | + | *[http://www.zeit.de/2003/49/N-Wasser_Ged_8achtnis Verdünnte Wahrheit] Die Zeit, 27.11.2003 |
| *[http://www.zeit.de/2004/24/M-Hom_9aopathie_neu Die Angst vor der Globulisierung] Die Zeit, 03.06.2004 | | *[http://www.zeit.de/2004/24/M-Hom_9aopathie_neu Die Angst vor der Globulisierung] Die Zeit, 03.06.2004 |
| *[http://dcscience.net/ernst-bjcp-07.pdf E. Ernst: The truth about homeopathy] Br J Clin Pharmacol. 2008 Feb;65(2):163-4. Epub 2007 Sep 13 | | *[http://dcscience.net/ernst-bjcp-07.pdf E. Ernst: The truth about homeopathy] Br J Clin Pharmacol. 2008 Feb;65(2):163-4. Epub 2007 Sep 13 |