− | Die schlechte Reputation von Squalen in [[Impfgegner]]kreisen geht auf eine kleine Studie zurück, welche einen Zusammenhang zwischen den Symptomen bei amerikanischen Kriegsveteranen (Golfkrieg-Syndrom) und der Verabreichung einer angeblich squalenhaltigen Anthrax-Impfung suggerierte.<ref>Asa, P. B., Cao, Y. & Garry, R. F. (2000): Antibodies to squalene in Gulf War Syndrome. In: Experimental and Molecular Pathology. 68, 55-64</ref> Die Autoren stellten aber gleichzeitig fest, dass sie keinen Anhaltspunkt dafür hätten, dass Squalen in irgendeinem Impfstoff enthalten war, der im Golf-Krieg eingesetzt wurde: ''It is important to note that our laboratory-based investigations do not establish that squalene was added as adjuvant to any vaccine used in military or other personnel who served in the Persian Gulf War era.'' Die Arbeit wurde wegen methodischer Mängel kritisiert.<ref>http://www.ha.osd.mil/afeb/reports/squalene.pdf</ref> Die Autoren revidierten zwei Jahre später ihre Ergebnisse aus dem Jahr 2000.<ref>Asa PB, Wilson RB, Garry RF. Antibodies to squalene in recipients of anthrax vaccine. Exp Mol Pathol. 2002 Aug;73(1):19-27.</ref> Die amerikanische Behörde FDA stellt ebenfalls klar, dass Squalen nicht in den Anthrax-Impfstoffen als Adjuvans eingesetzt wurde, und weist als mögliche Ursache für gefundene geringe Spuren auf Squalen im Hautschweiß hin, der über Fingerabdrücke auf Glasgefäße gelangt sein könnte.<ref>http://www.fda.gov/ohrms/DOCKETS/dockets/80n0208/80n-0208-c000037-15-01-vol151.pdf</ref> Später stellte sich heraus, dass Antikörper gegen Squalen auch natürlicherweise in der allgemeinen Bevölkerung vorkommen, unabhängig davon, ob sie mit squalenhaltigen Impfstoffenen geimpft wurde oder nicht.<ref>Giuseppe Del Giudice, Elena Fragapane, Roberto Bugarini, Maninder Hora, Thomas Henriksson, Emanuela Palla, Derek O'Hagan, John Donnelly, Rino Rappuoli, Audino Podda: Vaccines with the MF59 Adjuvant Do Not Stimulate Antibody Responses against Squalene. Clinical and Vaccine Immunology, September 2006, p. 1010-1013, Vol. 13, No. 9 1071-412X/06/$08.00+0 doi:10.1128/CVI.00191-06</ref><ref>Gary R. Matyas, Mangala Rao a, Phillip R. Pittman, Robert Burge, Iris E. Robbins, Nabila M. Wassef, Brandie Thivierge, Carl R. Alving: Detection of antibodies to squalene*1: III. Naturally occurring antibodies to squalene in humans and mice. Journal of Immunological Methods, Volume 286, Issues 1-2, March 2004, Seiten 47-67</ref><ref>http://www.anthrax.osd.mil/resource/qna/qaAll.asp?cID=319</ref> Eine Untersuchung aus dem Jahr 2002 stellte fest, dass in keinem Anthrax-Impfstoff, der bei Soldaten im Golfkrieg eingesetzt wurde, Squalen enthalten war: ''The results of these analyses provide direct evidence for the absence of squalene as an ingredient or a manufacturing contaminant in Anthrax Vaccine Adsorbed.''<ref>Spanggord RJ, Wu B, Sun M, Lim P, Ellis WY. Development and application of an analytical method for the determination of squalene in formulations of anthrax vaccine adsorbed. J Pharm Biomed Anal. 2002 Jun 20;29(1-2):183-93</ref>. Im Jahr 2006 fand die gleiche Forschergruppe, nach einer Erhöhung der Empfindlichkeit der eigenen Messmethodik, Spuren von Squalen in einer einzigen Flasche (Bezeichnung FAV008) von 44 Flaschen insgesamt aus 38 Chargen. Die Anthraximpfstoffcharge enthielt 80 Teile per Milliarde (= 80 ng/ml). Die gemessene Squalen-Konzentration lag dabei jedoch unterhalb der Squalen-Konzentration im menschlichen Serum von 290 µg/l. Die Autoren zeigten damit, dass in fast allen Anthrax-Impfstoffen Squalen nicht nachweisbar war.<ref>Spanggord RJ, Sun M, Lim P, Ellis WY. Enhancement of an analytical method for the determination of squalene in anthrax vaccine adsorbed formulations. J Pharm Biomed Anal. 2006 Oct 11;42(4):494-9. Epub 2006 Jun 9</ref>
| + | Der schlechte Ruf von Squalen in [[Impfgegner]]kreisen geht auf eine kleine Studie von 2000 zurück, welche einen Zusammenhang zwischen dem Golfkriegssyndrom amerikanischer Kriegsveteranen (siehe [http://de.wikipedia.org/wiki/Golfkriegssyndrom Wikipedia]) und der Verabreichung einer angeblich squalenhaltigen Anthrax-Impfung suggerierte.<ref>Asa, P. B., Cao, Y. & Garry, R. F. (2000): Antibodies to squalene in Gulf War Syndrome. In: Experimental and Molecular Pathology. 68, 55-64. ([http://linkinghub.elsevier.com/retrieve/pii/S0014-4800(99)92295-5 Artikel, beschränkter Zugriff]</ref> Die Autoren fanden bei den betroffenen Veteranen erhöhte Antikörper-Titer gegen Squalen. Gleichzeitig betonten sie, dass nichts auf eine Verwendung von Squalen in im Rahmen des Golfkriegs verabreichten Impfstoffen hinweise: |
− | Das pharmakritische arznei-telegramm, weist in einer Erklärung darauf hin, dass kein Zusammenhang zwischen Squalen und Golfkriegssysndrom besteht und schreibt: ''Wir sehen keine Belege dafür, dass der in dem Schweinegrippeimpfstoff PANDEMRIX enthaltene Wirkverstärker Squalen das so genannte Golfkriegssyndrom ausgelöst hat''.<ref>http://www.arznei-telegramm.de/blitz-pdf/b091113.pdf</ref>
| + | Die Arbeit wurde daraufhin vom Verteidigungsministerium wegen seiner gravierenden methodischen Mängel kritisiert.<ref>Department of Defense, 11. Juli 2000: ''Armed Forces Epidemilogy Board (AFEB) Recommendations Regarding Review of the Paper, »Antibodies to Squalene in Gulf War Syndrome by P. B. Asa, Y. Cao and R. F. Garry«''. [http://www.ha.osd.mil/afeb/reports/squalene.pdf PDF-Datei (englisch)</ref> Die Autoren revidierten zwei Jahre später ihre Ergebnisse aus dem Jahr 2000.<ref>Asa PB, Wilson RB, Garry RF. Antibodies to squalene in recipients of anthrax vaccine. Exp Mol Pathol. 2002 Aug;73(1):19-27. ([http://linkinghub.elsevier.com/retrieve/pii/S0014480002924299 Artikel, beschränkter Zugriff]</ref> In der Tat befand sich in ''keinem'' der eingesetzten Anthrax-Impfstoffe Squalen, wie die amerikanische Behörde FDA klarstellte<ref name="fda">U.S: Food and Drug Administration: ''Q&A: The Facts on Squalene'', [http://www.fda.gov/ohrms/DOCKETS/dockets/80n0208/80n-0208-c000037-15-01-vol151.pdf PDF-Datei, englisch</ref> und wie 2002 in einer unabhängigen Untersuchung bestätigt wurde<ref>Spanggord RJ, Wu B, Sun M, Lim P, Ellis WY. Development and application of an analytical method for the determination of squalene in formulations of anthrax vaccine adsorbed. J Pharm Biomed Anal. 2002 Jun 20;29(1-2):183-93</ref>. 2006 wurden geringe Spuren von Squalen in einer einzigen Flasche (Bezeichnung FAV008) von 44 Flaschen aus insgesamt 38 Chargen gefunden. Die Squalen-Konzetration von 80 ng/ml lag hier weit unter der im menschlichen Blutserum enthaltenen Konzentration von 290 ng/ml.<ref>Spanggord RJ, Sun M, Lim P, Ellis WY. Enhancement of an analytical method for the determination of squalene in anthrax vaccine adsorbed formulations. J Pharm Biomed Anal. 2006 Oct 11;42(4):494-9. Epub 2006 Jun 9</ref> Die FDA hält eine Kontamination der Impfstoffgefäße mit im Fingerschweiß enthaltenen Squalen für möglich.<ref name="fda" /> |
− | Eine Mitteilung des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) vom 12. November 2009 weist ebenso an Hand einer Literaturauswertung einen möglichen Zusammenhang zwischen Squalen und GWS zurück [http://www.pei.de/cln_180/nn_1715010/DE/infos/fachkreise/impf-fach/schweineinfluenza/sicherheit-pand-impfstoff/stellungnahme-sicherheit-squalen.html].
| + | Spätere Untersuchung fanden keinen Zusammenhang zwischen dem Vorkommen von Antikörpern gegen Squalen und der Verabreichung von squalenhaltigen Impfstoffen – vielmehr kommen Anti-Squalen-Antikörper auch bei ungeimpften Personen vor.<ref>Giuseppe Del Giudice, Elena Fragapane, Roberto Bugarini, Maninder Hora, Thomas Henriksson, Emanuela Palla, Derek O'Hagan, John Donnelly, Rino Rappuoli, Audino Podda: Vaccines with the MF59 Adjuvant Do Not Stimulate Antibody Responses against Squalene. Clinical and Vaccine Immunology, September 2006, p. 1010-1013, Vol. 13, No. 9 1071-412X/06/$08.00+0 doi:10.1128/CVI.00191-06. [http://www.pubmedcentral.nih.gov/articlerender.fcgi?tool=pubmed&pubmedid=16960112 PDF-Datei, englisch, Vollzugriff]</ref><ref>Gary R. Matyas, Mangala Rao a, Phillip R. Pittman, Robert Burge, Iris E. Robbins, Nabila M. Wassef, Brandie Thivierge, Carl R. Alving: Detection of antibodies to squalene*1: III. Naturally occurring antibodies to squalene in humans and mice. Journal of Immunological Methods, Volume 286, Issues 1-2, March 2004, Seiten 47-67. [http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15087221 Artikel, eingeschränkter Zugriff]</ref><ref>AVIP: ''Q&A: The Facts on Squalene'' [http://www.anthrax.osd.mil/resource/qna/qaAll.asp?cID=319 Artikel, englisch]</ref> |
| Behauptungen mit Falschaussagen zu Squalen in Impfstoffenen werden beispielsweise von [[Jürgen Seefeldt]], [[Anders Bruun Laursen]], [[Rima Laibow]], [[Jeff Rense]] und [[Juliane Sacher]] verbreitet. Letztere ist eine [[Impfgegner]]in aus Frankfurt, die dazu einen E-Mail-Kettenbrief in Umlauf brachte.<ref>http://www.rp-online.de/panorama/deutschland/Eine-E-Mail-verunsichert-die-Patienten_aid_782122.html</ref> | | Behauptungen mit Falschaussagen zu Squalen in Impfstoffenen werden beispielsweise von [[Jürgen Seefeldt]], [[Anders Bruun Laursen]], [[Rima Laibow]], [[Jeff Rense]] und [[Juliane Sacher]] verbreitet. Letztere ist eine [[Impfgegner]]in aus Frankfurt, die dazu einen E-Mail-Kettenbrief in Umlauf brachte.<ref>http://www.rp-online.de/panorama/deutschland/Eine-E-Mail-verunsichert-die-Patienten_aid_782122.html</ref> |