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| Die '''Psycholytische Therapie''' (auch Psycholyse, Psycholytische Psychotherapie, Psychedelische Therapie, LSD-Psychotherapie, Psycholytic Therapy) gehört zu den außerakademischen Verfahren mit psychotherapeutischem und psychotherapeutisch-diagnostischem Anspruch. Bei dieser von Ärzten und [[Heilpraktiker]]n auch in Deutschland angebotenen Behandlungsform kommen verbotene psychoaktive Substanzen zum Einsatz. Die Kosten der Methode werden von gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland nicht erstattet. | | Die '''Psycholytische Therapie''' (auch Psycholyse, Psycholytische Psychotherapie, Psychedelische Therapie, LSD-Psychotherapie, Psycholytic Therapy) gehört zu den außerakademischen Verfahren mit psychotherapeutischem und psychotherapeutisch-diagnostischem Anspruch. Bei dieser von Ärzten und [[Heilpraktiker]]n auch in Deutschland angebotenen Behandlungsform kommen verbotene psychoaktive Substanzen zum Einsatz. Die Kosten der Methode werden von gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland nicht erstattet. |
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− | Psycholytische Therapien sind seit mindestens 20 Jahren nicht mehr wissenschaftlich anerkannt <ref>Stellungnahme von Andreas Heinz, Direktor der Charité-Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Berlin-Mitte. Zitiert nach einem Artikel in Der Tagesspiegel vom 21.9.09 [http://www.tagesspiegel.de/zeitung/Fragen-des-Tages-Hermsdorf-Therapiesitzung-Reinickendorf%3Bart693,2904561]</ref>. Die Deutsche Psychotherapeutenvereinigung bezeichnete in einer Pressemitteilung im September 2009 die Psycholytische Therapie mit der Anwendung von Drogen als ''kriminell'', und diese habe mit Psychotherapie ''nichts zu tun''. Die Methode sei ''wissenschaftlich nicht anerkannt und'' ... ''äußerst gefährlich''.<ref>http://www.deutschepsychotherapeutenvereinigung.de/fileadmin/main/g-datei-download/News/PM09_Behandlung_mit_Drogen_ist_kriminell_und_hat_Psychotherapie_nichts_zu_tun.pdf</ref> | + | Psycholytische Therapien sind seit mindestens 20 Jahren nicht mehr wissenschaftlich anerkannt.<ref>Stellungnahme von Andreas Heinz, Direktor der Charité-Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Berlin-Mitte. Zitiert nach einem Artikel in Der Tagesspiegel vom 21. September 2009 [http://www.tagesspiegel.de/zeitung/Fragen-des-Tages-Hermsdorf-Therapiesitzung-Reinickendorf%3Bart693,2904561]</ref> Die Deutsche Psychotherapeutenvereinigung bezeichnete in einer Pressemitteilung im September 2009 die Psycholytische Therapie mit der Anwendung von Drogen als ''kriminell'', und diese habe mit Psychotherapie ''nichts zu tun''. Die Methode sei ''wissenschaftlich nicht anerkannt und [...] äußerst gefährlich''.<ref>http://www.deutschepsychotherapeutenvereinigung.de/fileadmin/main/g-datei-download/News/PM09_Behandlung_mit_Drogen_ist_kriminell_und_hat_Psychotherapie_nichts_zu_tun.pdf</ref> |
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| ==Geschichte== | | ==Geschichte== |
| [[image:Leuner.jpg|Hanscarl Leuner|thumb]] | | [[image:Leuner.jpg|Hanscarl Leuner|thumb]] |
− | Als Miterfinder gilt der deutsche Psychiater Hanscarl Leuner (1918 - 1996). Ein weiterer bekannter Befürworter ist der tschechische Psychiater Stanislav Grof, der als einer der Begründer der transpersonalen Psychologie gilt und Anwender des [[Holotropes Atmen|Holotropen Atmens]] ist. Bei seiner Arbeit am psychiatrischen Forschungszentrum in Prag erforschte er die Wirkung psychedelischer Drogen wie LSD. | + | Als Miterfinder gilt der deutsche Psychiater Hanscarl Leuner (1918 - 1996). Ein weiterer bekannter Befürworter ist der tschechische Psychiater Stanislav Grof, der als einer der Begründer der transpersonalen Psychologie gilt und Anwender des [[Holotropes Atmen|Holotropen Atmens]] ist. Bei seiner Arbeit am psychiatrischen Forschungszentrum in Prag erforschte er die Wirkung psychedelischer Drogen wie LSD. |
| Mehrere hundert wissenschaftliche Studien und Berichte existieren zur Anwendung psychedelischer oder halluzinoger Substanzen zu therapeutischen Zwecken. In den 1920er bis 1930er Jahren wurden zu pharmakologischen Beeinflussungen der Bewusstseinslage ("Narkoanalyse") zunächst Versuche mit Barbituraten durchgeführt. Seit den 1920er Jahren wurden auch Humanversuche mit Meskalin durchgeführt. 1943 wurde LSD (Lysergsäurediäthylamid) entdeckt. Der Hersteller Sandoz empfahl das LSD unter der Markenbezeichnung Delysid für die Psychiatrie. Laut Beipackzettel sollte es "zur seelischen Auflockerung bei analytischer Psychotherapie" dienen. Klinische Experimente mit LSD wurden von Stoll 1947 veröffentlicht und führten zu therapeutischen Ansätzen in den 1950er und 1960er Jahren mit Herausbildung der psycholytischen-psychedelischen Methode durch Leuner (1962) und unter dem Namen Psycholyse durch andere Autoren. In diese Zeit fällt auch Leuners "Katathymes Bilderleben", bei dem er ebenfalls psychoaktive Substanzen einsetzte. Während der 1960er Jahre soll die Psycholyse an 18 europäischen Behandlungszentren regelmäßig praktiziert worden sein. | | Mehrere hundert wissenschaftliche Studien und Berichte existieren zur Anwendung psychedelischer oder halluzinoger Substanzen zu therapeutischen Zwecken. In den 1920er bis 1930er Jahren wurden zu pharmakologischen Beeinflussungen der Bewusstseinslage ("Narkoanalyse") zunächst Versuche mit Barbituraten durchgeführt. Seit den 1920er Jahren wurden auch Humanversuche mit Meskalin durchgeführt. 1943 wurde LSD (Lysergsäurediäthylamid) entdeckt. Der Hersteller Sandoz empfahl das LSD unter der Markenbezeichnung Delysid für die Psychiatrie. Laut Beipackzettel sollte es "zur seelischen Auflockerung bei analytischer Psychotherapie" dienen. Klinische Experimente mit LSD wurden von Stoll 1947 veröffentlicht und führten zu therapeutischen Ansätzen in den 1950er und 1960er Jahren mit Herausbildung der psycholytischen-psychedelischen Methode durch Leuner (1962) und unter dem Namen Psycholyse durch andere Autoren. In diese Zeit fällt auch Leuners "Katathymes Bilderleben", bei dem er ebenfalls psychoaktive Substanzen einsetzte. Während der 1960er Jahre soll die Psycholyse an 18 europäischen Behandlungszentren regelmäßig praktiziert worden sein. |
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| [[image:delysid.jpg|Delysid / LSD 25|thumb]] | | [[image:delysid.jpg|Delysid / LSD 25|thumb]] |
| Der Klient oder Patient wird durch halluzinogene Substanzen in einen Rauschzustand versetzt, in dem er durch den Therapeuten befragt und für Suggestionen ansprechbar gehalten wird. Die eingesetzten psychoaktiven Substanzen sollen dazu beitragen, unbewusste Inhalte zu Tagen zu fördern. | | Der Klient oder Patient wird durch halluzinogene Substanzen in einen Rauschzustand versetzt, in dem er durch den Therapeuten befragt und für Suggestionen ansprechbar gehalten wird. Die eingesetzten psychoaktiven Substanzen sollen dazu beitragen, unbewusste Inhalte zu Tagen zu fördern. |
− | Historischer Bezüge werden zu Mythen und Naturreligionen wie der [[Schamanismus]] geknüpft. Auch dabei gehe es um eine ''Öffnung der Seele'' – mit Drogen, durch Musik, Tanz und Spiritualität. | + | Historischer Bezüge werden zu Mythen und Naturreligionen wie der [[Schamanismus]] geknüpft. Auch dabei gehe es um eine ''Öffnung der Seele'' – mit Drogen, durch Musik, Tanz und Spiritualität. |
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| Zum Einsatz kommen dabei: | | Zum Einsatz kommen dabei: |
| *LSD (''acid'') | | *LSD (''acid'') |
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| <br> | | <br> |
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| ==Gefahren eines LSD-Trips (LSD-Reise)== | | ==Gefahren eines LSD-Trips (LSD-Reise)== |
| [[image:lsdhorror.jpg|thumb]] | | [[image:lsdhorror.jpg|thumb]] |
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| ==2009: Todefälle in Berlin unter der Psycholytischen Therapie== | | ==2009: Todefälle in Berlin unter der Psycholytischen Therapie== |
| [[image:garrirober.jpg|Beschuldigter Garri Rober (Foto:Bild)|thumb]] | | [[image:garrirober.jpg|Beschuldigter Garri Rober (Foto:Bild)|thumb]] |
− | In einer Arztpraxis für Psychotherapie im Nordberliner Stadtteil Hermsdorf kam es am 19. September 2009 zur Vergiftung von 12 Patienten bei einer Gruppenbehandlung mit Einsatz der Psycholytischen Therapie und psychoaktiven Substanzen. Auf dem Praxisschild boten der 50-jährige Facharzt für Allgemeinmedizin Garri Rober und seine Ehefrau (Heilpraktikerin)<ref>http://www.tagesspiegel.de/berlin/Polizei-Justiz-Hermsdorf-Therapiesitzung-Koma-Reinickendorf%3Bart126,2903924</ref> Suchttherapie und „Hilfe bei spirituellen Krisen“ an. | + | In einer Arztpraxis für Psychotherapie im Nordberliner Stadtteil Hermsdorf kam es am 19. September 2009 zur Vergiftung von 12 Patienten bei einer Gruppenbehandlung mit Einsatz der Psycholytischen Therapie und psychoaktiven Substanzen. Auf dem Praxisschild boten der 50-jährige Facharzt für Allgemeinmedizin Garri Rober und seine Ehefrau (Heilpraktikerin)<ref>http://www.tagesspiegel.de/berlin/Polizei-Justiz-Hermsdorf-Therapiesitzung-Koma-Reinickendorf%3Bart126,2903924</ref> Suchttherapie und „Hilfe bei spirituellen Krisen“ an. |
− | Der inzwischen verhaftete Arzt gestand, den Patienten Drogen verabreicht zu haben. Zwei Männer überlebten die Therapie nicht, ein weiterer Patient fiel in ein Koma. Als die alarmierte Feuerwehr mit drei Notärzten und Hubschrauber zur Praxis kam, reagierten einige Patienten aggressiv. Erst eine Hundertschaft der Polizei brachte die Männer und Frauen zur Ruhe. Bei der anschließenden Durchsuchung des Hauses entdeckten die Helfer auf dem Dachboden einen toten 59-Jährigen. Zwei andere Patienten mussten reanimiert werden. Ein 28-jähriger Mann, verstarb später im Krankenhaus.<ref>http://www.bild.de/BILD/news/2009/09/19/tod-nach-therapie/arzt-festgenommen-ein-toter-mehrere-verletzte-durch-unbekannte-substanzen.html</ref><ref>http://www.bz-berlin.de/tatorte/tote-und-verletzte-bei-therapie-sitzung-article588059.html</ref>. Das Therapeutenpaar wird auf der Referentenliste einer Schweizer Einrichtung geführt, die sich ''Therapeutisch-Tantrisch-Spirituelle Universität'' nennt und sich auf psycholytisches Arbeiten spezialisiert hat.<ref>http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,650169,00.html</ref> Rober ist ehemaliger Schüler des Schweizers Samuel Widmer aus Nennigkofen-Lüsslingen, wo sich eine Gemeinschaft namens „Kirschbaumblüte“ zusammengefunden hat. Die ''tantrische Methode des Tabubruchs'' bezieht sich aber nicht nur auf den Gebrauch von Drogen. So schrieb Widmer ein Buch in dem er das Inzesttabu in Frage stellt, weil es bei Kindern ''zu Traumata'' führen könne. <ref> | + | Der inzwischen verhaftete Arzt gestand, den Patienten Drogen verabreicht zu haben. Zwei Männer überlebten die Therapie nicht, ein weiterer Patient fiel in ein Koma. Als die alarmierte Feuerwehr mit drei Notärzten und Hubschrauber zur Praxis kam, reagierten einige Patienten aggressiv. Erst eine Hundertschaft der Polizei brachte die Männer und Frauen zur Ruhe. Bei der anschließenden Durchsuchung des Hauses entdeckten die Helfer auf dem Dachboden einen toten 59-Jährigen. Zwei andere Patienten mussten reanimiert werden. Ein 28-jähriger Mann, verstarb später im Krankenhaus.<ref>http://www.bild.de/BILD/news/2009/09/19/tod-nach-therapie/arzt-festgenommen-ein-toter-mehrere-verletzte-durch-unbekannte-substanzen.html</ref><ref>http://www.bz-berlin.de/tatorte/tote-und-verletzte-bei-therapie-sitzung-article588059.html</ref>. Das Therapeutenpaar wird auf der Referentenliste einer Schweizer Einrichtung geführt, die sich ''Therapeutisch-Tantrisch-Spirituelle Universität'' nennt und sich auf psycholytisches Arbeiten spezialisiert hat.<ref>http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,650169,00.html</ref> Rober ist ehemaliger Schüler des Schweizers Samuel Widmer aus Nennigkofen-Lüsslingen, wo sich eine Gemeinschaft namens "Kirschbaumblüte" zusammengefunden hat. Die ''tantrische Methode des Tabubruchs'' bezieht sich aber nicht nur auf den Gebrauch von Drogen. So schrieb Widmer ein Buch, in dem er das Inzesttabu in Frage stellt, weil es bei Kindern ''zu Traumata'' führen könne.<ref>http://www.tagesspiegel.de/zeitung/Fragen-des-Tages-Hermsdorf-Therapiesitzung-Reinickendorf%3Bart693,2904561</ref>. Die Anklage lautet nun auf gefährliche Körperverletzung mit Todesfolge sowie gefährliche Körperverletzung in sechs Fällen. Zunächst war in Zeitungsartikeln auch von einem Mordvorwurf die Rede. Ermittler werden jedoch mit der Äußerung zitiert, dass der Arzt seine Patienten nicht vorsätzlich schädigen wollte. Laut der Berliner Morgenpost sollen die Patienten ein Drogengemisch aus Heroin, Amphetaminen und Ecstasy bekommen haben.<ref>http://www.morgenpost.de/berlin/article1173325/Toedliche_Therapiesitzung_Polizei_nimmt_Arzt_fest.html</ref> |
− | http://www.tagesspiegel.de/zeitung/Fragen-des-Tages-Hermsdorf-Therapiesitzung-Reinickendorf%3Bart693,2904561 | |
− | </ref>. Die Anklage lautet nun auf gefährliche Körperverletzung mit Todesfolge sowie gefährliche Körperverletzung in sechs Fällen. Zunächst war in Zeitungsartikeln auch von einem Mordvorwurf die Rede. Ermittler werden jedoch mit der Äußerung zitiert, dass der Arzt seine Patienten nicht vorsätzlich schädigen wollte. Laut der Berliner Morgenpost sollen die Patienten ein Drogengemisch aus Heroin, Amphetaminen und Ecstasy bekommen haben.<ref>http://www.morgenpost.de/berlin/article1173325/Toedliche_Therapiesitzung_Polizei_nimmt_Arzt_fest.html</ref> | |
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| Siehe auch: [http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/neuro-psychiatrische_krankheiten/article/566810/keine-psychotherapie-sondern-fatale-seancen-paramedizinischer-maskerade.html Artikel in der Ärztezeitung] | | Siehe auch: [http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/neuro-psychiatrische_krankheiten/article/566810/keine-psychotherapie-sondern-fatale-seancen-paramedizinischer-maskerade.html Artikel in der Ärztezeitung] |