Änderungen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
57 Bytes entfernt ,  21:34, 24. Mai 2009
Zeile 68: Zeile 68:     
==Wissenschaftliche Studienlage und Empfehlungen von Fachgesellschaften==
 
==Wissenschaftliche Studienlage und Empfehlungen von Fachgesellschaften==
Ein Teil der wissenschaftlichen Medizin sieht es weiterhin als Aufgabe der Forschung an, der hinter der Akupunktur stehenden ursprünglichen Theorie aus der [[TCM]] der [[Meridian]]e und sogenannten Akupunkturpunkte wissenschaftlich nachzugehen. Ein anderer Teil hält diese Ideen jedoch a priori dermaßen abwegig, dass er keinen Bedarf für genauere Forschung auf diesem Gebiet mehr sieht.  
+
Ein Teil der wissenschaftlichen Medizin sieht es weiterhin als Aufgabe der Forschung an, der hinter der Akupunktur stehenden ursprünglichen [[TCM]]-Hypothese der [[Meridian]]e und Akupunkturpunkte wissenschaftlich nachzugehen. Ein anderer Teil hält diese Hypothesen jedoch für dermaßen abwegig, dass kein Forschungsbedarf auf diesem Gebiet gesehen wird.
   −
Zur Akupunktur liegen mittlerweile tausende Studienergebnisse vor, zumeist minderer Qualität. 2006 zeigte der Forscher Edzard Ernst, Lehrstuhlinhaber für Komplementäre Medizin der Universität von Exeter in Großbritannien auf, dass die chinesischen Akupunkturstudien in keinem einzigen Fall zu einem negativen Ergebnis gekommen seien. In der chinesischen Literatur fänden sich Tausende „Studien“ zur Akupunktur. Praktisch bei allen chinesischen Studien zur Akupunktur wird nicht randomisiert und prospektiv und nicht mit geeigneten Kontrollgruppen gearbeitet<ref>Zitiert nach E. Ernst: Warum klappt das nur in China? In: MMW-Fortschr Med. Nr. 47 / 2006 (148. Jg.), S. 24</ref>. Der gleiche Autor Ernst hatte bereits 2002 geäußert, daß nur bei wenigen der von Akupunkteuren genannten Indikationen wirklich glaubhafte Wirkungen der Akupunktur literaturmäßig belegbar sind<ref>E. Ernst, A. R. White und B. Wider :Acupuncture for back pain: meta-analysis of randomised controlled trials and an update with data from the most recent studies. Der Schmerz, Volume 16, Number 2 / Seiten 129-139, April 2002. DOI 10.1007/s004820100099</ref><ref>Zitat E.Ernst: ..Ernst: Wir räumen ein, dass auch bei kritischer Analyse die Akupunktur möglicherweise wirksam ist für gewisse Schmerzzustände, und gegen Übelkeit und Erbrechen. Bei anderen Indikationen, die ebenso häufig mit Akupunktur behandelt werden, ist die Wirksamkeit mehr oder weniger widerlegt, zum Beispiel bei Rauchentwöhnung und Übergewicht. Das Ganze ist aber, trotz mehrerer tausend Studien, noch mit einiger Unsicherheit behaftet. Denn erst in den letzten Jahren entstanden gute Möglichkeiten, die Placebo-Effekte in Akupunktur-Studien zu kontrollieren, und zwar mit nicht penetrierenden Akupunktur-Nadeln, die wir und andere entwickelt haben. Studien mit solchen Nadeln kommen jetzt gerade erst heraus. Die Mehrzahl dieser Studien spricht gegen spezifische Effekte der Akupunktur.</ref>. Lediglich Lumbago, Migräne, Übelkeit/Erbrechen und Zahnschmerzen können seiner Ansicht nach mit der Akupunktur behandelt werden. Bei Arthrose, Asthma, Kopf-/Nackenschmerzen, rheumatoider Arthritis, Suchtkrankheiten und in der Rehabilitation von Schlaganfällen ist die Wirksamkeit der Akupunktur weiterhin nicht bewiesen bzw. umstritten. Eindeutig unwirksam ist die Akupunktur im Bereich der Gewichtsreduktion und der Raucherentwöhnung <ref>Ernst E: Akupunktur - Indikationen und Risiken. Münch Med Wschr, 142, Nr.22, 44-45, 2000</ref>. Zusätzlich wurde in einer Dissertation von Baumann-Jiang an der Universität Heidelberg in einer placebokontrollierten Doppelblindstudie nachgewiesen, dass weder die Nadel- noch die Laserakupunktur einen nachweisbaren milchsteigernden Einfluss bei stillenden Müttern bewirkte. In einer Literaturübersicht der Cochrane Library wurden randomisierte Akupunkturstudien hinsichtlich der Indikation von Rückenschmerzen untersucht. Die 11 ermittelbaren Studien zeigten nach Ansicht der Autoren keinen Hinweis auf eine Wirksamkeit der Methode bei dieser Indikation <ref>Tulder MV van, Cherkin DC, Berman B, Lao L, Koes BW: Acupuncture for low back pain. The Cochrane Library, Issue 2, 2000 </ref>.
+
Zur Akupunktur liegen mittlerweile tausende Studienergebnisse vor, zumeist minderer Qualität. 2006 zeigte der Forscher Edzard Ernst (Lehrstuhlinhaber für Komplementäre Medizin der Universität von Exeter in Großbritannien) auf, dass die chinesischen Akupunkturstudien in keinem einzigen Fall zu einem negativen Ergebnis gekommen seien. In der chinesischen Literatur fänden sich Tausende „Studien“ zur Akupunktur. Praktisch bei allen chinesischen Studien zur Akupunktur wird nicht randomisiert und prospektiv und nicht mit geeigneten Kontrollgruppen gearbeitet.<ref>Zitiert nach E. Ernst: Warum klappt das nur in China? In: MMW-Fortschr Med. Nr. 47 / 2006 (148. Jg.), S. 24</ref> Ernst hatte bereits 2002 geäußert, dass nur bei wenigen der von Akupunkteuren genannten Indikationen wirklich glaubhafte Wirkungen der Akupunktur literaturmäßig belegbar sind.<ref>E. Ernst, A. R. White und B. Wider: Acupuncture for back pain: meta-analysis of randomised controlled trials and an update with data from the most recent studies. Der Schmerz, Volume 16, Number 2 / Seiten 129-139, April 2002. DOI 10.1007/s004820100099</ref><ref>Zitat E. Ernst: [...] Wir räumen ein, dass auch bei kritischer Analyse die Akupunktur möglicherweise wirksam ist für gewisse Schmerzzustände, und gegen Übelkeit und Erbrechen. Bei anderen Indikationen, die ebenso häufig mit Akupunktur behandelt werden, ist die Wirksamkeit mehr oder weniger widerlegt, zum Beispiel bei Rauchentwöhnung und Übergewicht. Das Ganze ist aber, trotz mehrerer tausend Studien, noch mit einiger Unsicherheit behaftet. Denn erst in den letzten Jahren entstanden gute Möglichkeiten, die Placebo-Effekte in Akupunktur-Studien zu kontrollieren, und zwar mit nicht penetrierenden Akupunktur-Nadeln, die wir und andere entwickelt haben. Studien mit solchen Nadeln kommen jetzt gerade erst heraus. Die Mehrzahl dieser Studien spricht gegen spezifische Effekte der Akupunktur.</ref> Lediglich Lumbago, Migräne, Übelkeit/Erbrechen und Zahnschmerzen können seiner Ansicht nach mit der Akupunktur behandelt werden. Bei Arthrose, Asthma, Kopf-/Nackenschmerzen, rheumatoider Arthritis, Suchtkrankheiten und in der Rehabilitation von Schlaganfällen ist die Wirksamkeit der Akupunktur weiterhin nicht bewiesen bzw. umstritten. Eindeutig unwirksam ist die Akupunktur im Bereich der Gewichtsreduktion und der Raucherentwöhnung.<ref>Ernst E: Akupunktur - Indikationen und Risiken. Münch Med Wschr, 142, Nr.22, 44-45, 2000</ref> Zusätzlich wurde in einer Dissertation von Baumann-Jiang an der Universität Heidelberg in einer placebokontrollierten Doppelblindstudie nachgewiesen, dass weder die Nadel- noch die Laserakupunktur einen nachweisbaren milchsteigernden Einfluss bei stillenden Müttern bewirkte. In einer Literaturübersicht der Cochrane Library wurden randomisierte Akupunkturstudien hinsichtlich der Indikation von Rückenschmerzen untersucht. Die 11&nbsp;ermittelbaren Studien zeigten nach Ansicht der Autoren keinen Hinweis auf eine Wirksamkeit der Methode bei dieser Indikation.<ref>Tulder MV van, Cherkin DC, Berman B, Lao L, Koes BW: Acupuncture for low back pain. The Cochrane Library, Issue 2, 2000</ref>
   −
Die geringe Systematik in der Forschung über die Wirkung der Akupunktur wird immer wieder kritisiert <ref>Resch KL, Ernst E: Wirksamkeitsnachweise komplementärer Therapien. Forschr Med, 113, Nr.5, 49-53, 1995 </ref>. Berücksichtigt man, dass einige therapeutische Schwerpunkte nur scheinbar solche sind, weil mehrere oder alle Arbeiten über die Akupunktur zu einem bestimmten Thema oft vom gleichen Autor oder einer immer wieder publizierenden, sich kaum verändernden Arbeitsgruppe stammen, drängt sich das Bild einer 'Schrotschuss-Forschung' auf. Durch das zentrierte Verhalten der Forscherlandschaft in der Akupunkturszene, die sich kaum nach außen öffnet oder Kritik zur Kenntnis nimmt, erklärt sich auch die niedrige Qualität vieler klinischer Studien in diesem Bereich. Die Masse der Studien ist zwar groß, ihre Qualität aber überwiegend miserabel.
+
Die geringe Systematik in der Forschung über die Wirkung der Akupunktur wird immer wieder kritisiert.<ref>Resch KL, Ernst E: Wirksamkeitsnachweise komplementärer Therapien. Forschr Med, 113, Nr.5, 49-53, 1995</ref> Berücksichtigt man, dass einige therapeutische Schwerpunkte nur scheinbar solche sind, weil mehrere oder alle Arbeiten über die Akupunktur zu einem bestimmten Thema oft vom gleichen Autor oder einer immer wieder publizierenden, sich kaum verändernden Arbeitsgruppe stammen, drängt sich das Bild einer 'Schrotschuss-Forschung' auf. Durch das zentrierte Verhalten der Forscherlandschaft in der Akupunkturszene, die sich kaum nach außen öffnet oder Kritik zur Kenntnis nimmt, erklärt sich auch die niedrige Qualität vieler klinischer Studien in diesem Bereich. Die Masse der Studien ist zwar groß, ihre Qualität aber überwiegend miserabel.
   −
In einem fragwürdigen Modellvorhaben betrieben seit Oktober 2000 diese Kassen eine Fragebogenaktion bei Akupunkturpatienten, um einen Wirksamkeitsnachweis ohne Kontrolle durch Anwendung einer konventionellen Therapie oder Akupunkturscheinbehandliung für die von den Kassen begehrten jungen und gesunden Kunden in Händen zu haben. Unter Führung der Techniker Krankenkasse, betrieben sie das „Modellvorhaben Akupunktur“, in dem überprüft werden sollte, ob es sinnvoll wäre, die Akupunktur in den Leistungskatalog aufzunehmen. Dieses Projekt wurde vom ''Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie'' des Berliner Universitätsklinikums Charité wissenschaftlich unterstützt und beinhaltete drei Studien:
+
In einem fragwürdigen Modellvorhaben betrieben seit Oktober 2000 die deutschen Krankenkassen eine Fragebogenaktion bei Akupunkturpatienten, um einen Wirksamkeitsnachweis ohne Kontrolle durch Anwendung einer konventionellen Therapie oder Akupunkturscheinbehandliung für die begehrten jungen und gesunden Kunden in den Händen zu haben. Unter Führung der Techniker Krankenkasse, betrieben sie das „Modellvorhaben Akupunktur“, in dem überprüft werden sollte, ob es sinnvoll wäre, die Akupunktur in den Leistungskatalog aufzunehmen. Dieses Projekt wurde vom ''Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie'' des Berliner Universitätsklinikums Charité wissenschaftlich unterstützt und beinhaltete drei Studien:
 
* Acupuncture Safety and Health Economics Studies (ASH)<ref>[http://www.charite.de/epidemiologie/german/projekte/akuASH.html Acupuncture Safety and Health Economics Studies] (ASH)</ref>
 
* Acupuncture Safety and Health Economics Studies (ASH)<ref>[http://www.charite.de/epidemiologie/german/projekte/akuASH.html Acupuncture Safety and Health Economics Studies] (ASH)</ref>
 
* Acupuncture in Routine Care Studies (ARC)<ref>[http://www.charite.de/epidemiologie/german/projekte/akuARC.html Acupuncture in Routine Care Studies] (ARC)</ref>
 
* Acupuncture in Routine Care Studies (ARC)<ref>[http://www.charite.de/epidemiologie/german/projekte/akuARC.html Acupuncture in Routine Care Studies] (ARC)</ref>
 
* Acupuncture Randomized Trials (ART)<ref>[http://www.charite.de/epidemiologie/german/projekte/akuART.html Acupuncture Randomized Trials] (ART)</ref>
 
* Acupuncture Randomized Trials (ART)<ref>[http://www.charite.de/epidemiologie/german/projekte/akuART.html Acupuncture Randomized Trials] (ART)</ref>
   −
Eine Studie aus dem Jahre 2009 zur Akupunktur verglich drei Akupunkturarten (darunter eine Placebo-Akupunktur) und eine konventionelle Behandlung bei insgesamt 638 erwachsenen Patienten mit chronischen Rückenschmerzen. Es wurden jeweils zehn Behandlungen über sieben Wochen durchgeführt. Im Ergebnis zeigte sich nach acht Wochen und nach einem Jahr daß Personen die eine klassische oder Placeboakukunktur erhielten, die gleiche Besserung ihrer Symptomatik erfuhren, und daß eine diese Behandlungesfprmen einer konventionellen Therapie überlegen waren. Die Autoren konnten somit nachweisen, daß die Akupunktur-Einstichstellen keine Rolle auf das outcome haben<ref> Cherkin DC, Sherman KJ, Avins AL, Erro JH, Ichikawa L, Barlow WE, Delaney K, Hawkes R, Hamilton L, Pressman A, Khalsa PS, Deyo RA. A randomized trial comparing acupuncture, simulated acupuncture, and usual care for chronic low back pain. Arch Intern Med. 2009 May 11;169(9):858-66</ref>.
+
Eine Studie zur Akupunktur aus dem Jahr 2009 verglich drei Akupunkturarten (darunter eine Placeboakupunktur) und eine konventionelle Behandlung bei insgesamt 638&nbsp;erwachsenen Patienten mit chronischen Rückenschmerzen. Es wurden jeweils zehn Behandlungen über sieben Wochen durchgeführt. Im Ergebnis zeigte sich nach acht Wochen und nach einem Jahr, dass Personen, die eine klassische oder Placeboakupunktur erhielten, die gleiche Besserung ihrer Symptomatik erfuhren, und dass keine dieser Behandlungsformen einer konventionellen Therapie überlegen war. Die Autoren konnten somit nachweisen, dass die Einstichstellen keine Rolle auf das Ergebnis haben.<ref>Cherkin DC, Sherman KJ, Avins AL, Erro JH, Ichikawa L, Barlow WE, Delaney K, Hawkes R, Hamilton L, Pressman A, Khalsa PS, Deyo RA. A randomized trial comparing acupuncture, simulated acupuncture, and usual care for chronic low back pain. Arch Intern Med. 2009 May 11;169(9):858-66</ref>
    
Es gibt bisher keine überprüfbaren Hinweise, dass Akupunktur bei akuten Rückenschmerzen hilfreich ist.
 
Es gibt bisher keine überprüfbaren Hinweise, dass Akupunktur bei akuten Rückenschmerzen hilfreich ist.
5.966

Bearbeitungen

Navigationsmenü